Aktuelle Pressemitteilungen

Den Transport von kritisch kranken Kindern realitätsnah trainiert

Expertinnen und Experten der Kinderklinik des Uniklinikums Würzburg und der Würzburger Berufsfachschule für Notfallsanitäterinnen und -sanitäter des Bayerischen Roten Kreuzes schulten per Simulation einen Tag lang den Transport von kritisch kranken Kindern im Rettungswagen.

Würzburg. Am 16. Februar dieses Jahres simulierten das auf fallbasiertes interprofessionelles pädiatrisches Simulationstraining (fipS) spezialisierte Team der Kinderklinik des Uniklinikums Würzburg (UKW) zusammen mit der Würzburger Berufsfachschule für Notfallsanitäterinnen und -sanitäter des Bayerischen Roten Kreuzes in einer interprofessionellen Schulung den Transport von kritisch kranken Kindern im Rettungswagen. Veranstaltungsort waren die als „simParc“ bezeichneten Simulationsräume der Berufsfachschule in der Nürnberger Straße in Würzburg.

Wissen für täglich wiederkehrende Situationen

Dr. Katharina Ruf, Funktionsoberärztin der Kinderklinik und Leiterin des fipS-Teams, erläutert die Hintergründe: „In unserem Klinikalltag müssen mehrfach täglich verunfallte oder operierte Kinder – meist noch unterstützt von Beatmungsmaschine und Überwachungsequipment – sicher zur Kinderintensivstation transportiert werden. Dabei müssen unterschiedliche Teams, die sich vielfach vorher nicht kennen, in komplexen Situationen effektiv zusammenarbeiten.“ Nach ihren Worten ist das Simulationstraining eine hervorragende Möglichkeit, den Blick zu schärfen für die Entstehung und Vermeidung von Fehlern, aber auch für die Wichtigkeit der teamübergreifenden Kommunikation.

Am Trainingstag gaben zwei Ärztinnen und eine Intensiv-Kinderkrankenschwester des UKW sowie zwei Trainer des Roten Kreuzes ihr Wissen weiter. Geschult wurden vier werdende Notfallsanitäter sowie zwei Ärzte und vier Kinderkrankenschwestern des Würzburger Uniklinikums. 

Realitätsnahe Simulationsumgebung

Ihnen stand eine realitätsnahe Simulationsumgebung mit einem vollausgestatteten Rettungswagen und einer nachgebildeten Notaufnahme zur Verfügung. „Gerade das Ein- und Ausladen der kleinen Patientinnen und Patienten birgt besondere Herausforderungen für die Beteiligten und konnte wirklichkeitsgetreu durchgeführt werden“, berichtet Jörg Holländer, der stellvertretende Leiter der Berufsfachschule. Dazu gehörten auch in die Schulungshalle eingespielte Straßen- und Hubschraubergeräusche sowie Lichteffekte.

Das Vorgehen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurde in Bild und Ton aufgezeichnet und im Nachgang intensiv besprochen. „Im Ergebnis nahmen alle ein klares Bild von Strategien und Handlungsoptionen für die zukünftigen Arbeitseinsätze aus der Veranstaltung mit“, ist sich Dr. Ruf sicher. Wissen, von dem zukünftig sowohl die kranken Kinder, als auch die interprofessionellen Teams profitieren werden.

Gemeinsam für eine bessere Versorgung der Seltenen Erkrankungen

Menschen mit einer Seltenen Erkrankung haben oft eine langjährige Odyssee durch das Gesundheitssystem hinter sich, bevor bei ihnen die richtige Diagnose gestellt und eine geeignete Therapie für sie gefunden wird. Um das zu ändern, ziehen Universitätskliniken und der GKV-Spitzenverband nun an einem Strang. Mit dem Modellvorhaben zur Genomsequenzierung bringen sie Bewegung in die Versorgung der Patientinnen und Patienten mit Seltenen Erkrankungen. Das Ziel ist, die Diagnosefindung und Behandlung zu verbessern und auszuweiten. Um dieses Ziel zu erreichen, setzen sich Universitätskliniken und der GKV-Spitzenverband darüber hinaus dafür ein, das Innovationsfondsprojekt TRANSLATE-NAMSE in der ambulanten Versorgung der Universitätskliniken zu etablieren.

Mit dem Modellvorhaben zur Genomsequenzierung werden die Voraussetzungen geschaffen, mittels modernster Technologien genetische Veränderungen nachzuweisen, zu charakterisieren und damit möglichst schnell eine genaue Diagnose der Erkrankung zu finden. Zusätzlich kann eine Genomanalyse die Grundlage für personalisierte und individuelle Therapiemöglichkeiten sein. „Mit dem Modellvorhaben wird die Genomsequenzierung bei Seltenen Erkrankungen für GKV-Patientinnen und -Patienten an den Universitätskliniken etabliert. Ein wichtiger Impuls für eine bessere Versorgung. Dabei werden auch gewonnene klinische und genomische Daten in einer Dateninfrastruktur zusammengeführt. Das ist für die unmittelbare Behandlung der Patientinnen und Patienten entscheidend, hilft aber auch dabei, zukünftig geeignete Therapien entwickeln zu können, da die Daten für die Forschung genutzt werden“, erklärt Jens Bussmann, Generalsekretär des Verbandes der Universitätsklinika (VUD). 

„Für eine umfangreiche Genomsequenzierung und die darauf aufbauende Datenzusammenführung von klinischen und genomischen Daten bedarf es entsprechender Strukturen und Erfahrung. Die Zentren für Seltene Erkrankungen an den Universitätskliniken bieten dafür die geeigneten Voraussetzungen. Zusammen mit der Überführung des Projekts TRANSLATE-NAMSE in den Hochschulambulanzen der Universitätsklinika treiben wir damit den medizinischen Fortschritt voran und sorgen für eine Verbesserung der Versorgung der Patientinnen und Patienten mit Seltenen Erkrankungen“, so Stefanie Stoff-Ahnis, Vorstand beim GKV-Spitzenverband. 

Die Genomsequenzierung im Rahmen des Modellvorhabens wird ausschließlich in den Spitzenzentren der Unikliniken durchgeführt. Denn nur diese erfüllen die umfangreichen Qualitätsanforderungen als Zentren für Seltene Erkrankungen, bei denen u.a. die Einbindung vielfältiger Fachdisziplinen in den Fallkonferenzen gewährleistet werden kann. Gerade für die Versorgung von Menschen mit Seltenen Erkrankungen sind interdisziplinäre Teams von Expertinnen und Experten notwendig, die es in Deutschland nur in der universitären Spitzenmedizin gibt. Für das Modellvorhaben schließen der GKV-Spitzenverband und aktuell 20 Unikliniken einen Vertrag, der die nähere Umsetzung und Finanzierung der Genomsequenzierung ab dem 01.01.2024 festlegt. 

Wie wichtig es ist, spezialisierte Medizin in Zentren zu bündeln, hat auch das vom Innovationsfonds geförderte Projekt TRANSLATE-NAMSE für Menschen mit Seltenen Erkrankungen gezeigt. Mit Hilfe strukturierter Vernetzung der universitären Zentren für Seltene Erkrankungen konnten neue Versorgungswege etabliert werden. Bei vielen Menschen konnte so endlich eine gesicherte Diagnose gestellt werden. Dabei wurden multiprofessionelle Versorgungs- und Beratungsangebote eingeführt. Der GKV-Spitzenverband und der VUD sind sich einig, dass diese Strukturen in die Regelversorgung überführt werden müssen und in den Ambulanzen der Zentren für Seltene Erkrankungen dauerhaft etabliert werden sollten. 

Kontakt: 

Stephanie Strehl-Dohmen
Verband der Universitätsklinika Deutschlands e.V. 
Tel.: +49 (0) 30 3940517-25
Email: strehl-dohmen@ uniklinika.de
www.uniklinika.de

Jens Ofiera
GKV-Spitzenverband 
Tel.: +49 (0) 30 206288-4201
Email: presse@ gkv-spitzenverband.de
www.gkv-spitzenverband.de

 

Pressemitteilung des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands e.V. vom 24.02.2023

Mit Scherben leben: Fastenaktion der Seelsorge am Uniklinikum Würzburg

Bei der diesjährigen Fastenaktion des ökumenischen Seelsorgeteams des Uniklinikums Würzburg sollen Tonscherben spirituelle Impulse geben.

Würzburg. Die Fastenaktion 2023 der ökumenischen Seelsorge des Uniklinikums Würzburg (UKW) trägt den Titel „Mit Scherben leben“. Dazu stehen in der Magistrale des Zentrums für Operative Medizin an der Oberdürrbacher Straße sowie in der Katholischen Klinikkapelle auf dem Klinikums-Campus seit Aschermittwoch Körbe mit Tonscherben bereit. Patientinnen und Patienten, deren Besucherinnen und Besucher sowie die Klinikumsbeschäftigten sind eingeladen, eines dieser Bruchstücke unter ein jeweils benachbart aufgestelltes Holzkreuz zu legen. „Die Scherben können stellvertretend für die im Leben erfahrenen Brüche stehen“, erläutert Peter Kees, einer der katholischen Seelsorger des UKW, und fährt fort: „Mit dem Ablegen unter dem Kreuz können die Menschen damit zum Ausdruck bringen, dass sie in ihren Brüchen nicht alleine sind, sondern dass Gott, der in Jesus Mensch geworden ist, sie mit ihnen aushält.“

Es geht auch nach Brüchen immer weiter

Nach seinen Worten hat jede und jeder schon die Erfahrung gemacht, wie schnell einem persönlich wichtige Dinge zerbrechen können – ob nun Freundschaften und Beziehungen, berufliche Perspektiven und Lebensträume oder auch die Hoffnung auf eine intakte, friedliche Welt. „Aber allem Entsetzen, allem Schmerz und aller Trauer, allem Unverständnis zum Trotz: es ging immer wieder weiter. In der Erinnerung daran liegen die Hoffnung und das Wissen, dass es auch diesmal wieder weitergeht“, sagt Kees. 

Wöchentlich neue Impulse

Als Impulse bietet die Seelsorge an den beiden Standorten kurze Texte an. Wöchentlich wechselnd stehen diese unter folgenden Überschriften: zerbrochen, begrenzt, schuldig, verwundet. Vom fünften Fastensonntag bis Ostern liegt der Schwerpunkt dann darauf, Scherben und Brüche im Leben zu integrieren. Hier lauten die wöchentlichen Stichpunkte dann: verbinden, heilen, auferweckt. „In dieser Zeit auf Ostern hin gibt es dann die Einladung, eigene Erlebnisse und Erfahrungen auf ‚Scherben‘ aus Papier zu schreiben, die wir an den Kreuzen befestigen,“ so Seelsorgerin Marion Mack. Als Inspiration dient hierbei die japanische Kunstform Kintsugi. Diese fügt zerbrochene Keramik wieder so zusammen, dass die augenscheinlichen Makel der Reparatur nicht verborgen, sondern betont werden. 

Walter Nussel jetzt im Stiftungsrat von „Forschung hilft“

„Forschung hilft“, die Stiftung zur Förderung der Krebsforschung an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, begrüßt den bayerischen Landtagsabgeordneten Walter Nussel als neues Mitglied ihres Stiftungsrats.

Würzburg. Die im Jahr 2017 vom Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ gegründete Stiftung „Forschung hilft“ zielt darauf ab, Gelder für innovative Krebsforschungsprojekte an der Würzburger Julius-Maximilians-Universität zusammenzutragen. Als neues Mitglied wurde Mitte Februar dieses Jahres der CSU-Politiker Walter Nussel (Jahrgang 1965) in den Stiftungsrat aufgenommen. „Wir freuen uns sehr, dass uns mit dem Landtagsabgeordneten und Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für Bürokratieabbau von nun an ein weiterer Mitstreiter im Kampf gegen Krebs unterstützen wird – gerade auch überregional“, kommentiert Gabriele Nelkenstock, die Vorsitzende des Stiftungsrats. Nach ihren Worten war Nussel ein Wunschkandidat von Barbara Stamm für die Position im Stiftungsrat. Die bayerische Landtagspräsidentin a. D. fungierte bis zu ihrem Tod im Oktober 2022 als Ehrenpräsidentin von „Forschung hilft“. Der Abgeordnete kam diesem Wunsch seiner langjährigen politischen Weggefährtin gerne nach, zumal ihm das Stiftungsziel auch persönlich am Herzen liegt. „Krebspatientinnen und -patienten sowie deren Angehörige geraten unverschuldet in Not und durchleben eine schwere Zeit. Ich finde es wichtig, diesen Menschen so gut es geht zu helfen“, so Walter Nussel. 

Wer die Stiftung „Forschung hilft“ weiter voranbringen will, kann eine Spende auf folgendes Konto überweisen: 

Stiftergemeinschaft der Sparkasse Mainfranken Würzburg
IBAN DE19 7905 0000 0000 0655 65
BIC: BYLADEM1SWU

Drei Untersuchungen zu Covid-19-Impfungen

Covid-19 Impfung: Welche Faktoren beeinflussen die Anti-SARS-CoV-2-Spike-IgG-Titer? Ist eine gemeinsame Verabreichung mit der Influenza-Impfung möglich? Wie verträglich sind die neue Varianten-adaptierten Covid-19 Impfstoffe? Das Universitätsklinikum liefert mit Auswertungen im Rahmen der CoVacSer-Studie die Antworten.

Das Bild zeigt zahlreiche Proben im Labor.
Im Rahmen der CoVacSer-Studie des Universitätsklinikums Würzburg werden seit September 2021 die immunologische Impfantwort sowie die Lebens- und Arbeitsqualität nach einer Covid-19-Impfung und/oder -Infektion in einer Kohorte von 1.800 Beschäftigen im Gesundheitswesen untersucht. @ UKW

Seit September 2021 untersucht die CoVacSer-Studie des Universitätsklinikums Würzburg die immunologische Impfantwort sowie die Lebens- und Arbeitsqualität nach einer Covid-19-Impfung und/oder -Infektion in einer Kohorte von 1.800 Personen, die im Gesundheitswesen arbeiten. Zu drei wichtigen Themen aus der CoVacSer-Studie konnte das Studienteam um Dr. Alexander Gabel, Dr. Manuel Krone, Dr. Nils Petri sowie den Medizinstudentinnen Julia Reusch und Isabell Wagenhäuser kürzlich in renommierten Journals publizieren.

Schlechtere Impfantwort bei Rauchern

In der im Journal of Medical Virology veröffentlichten Querschnittsanalyse „Influencing factors of Anti‐SARS‐CoV‐2‐spike‐IgG antibody titers in healthcare workers: A cross‐section study“ wurden Faktoren analysiert, welche die Konzentration von Antikörpern nach einer Corona-Infektion oder -Impfung beeinflussen. Sowohl genesene als auch geimpfte Personen wiesen eine überwiegend gute so genannte humorale Immunantwort auf, wobei die signifikant höheren Antikörper-Werte in der hybrid immunisierten Untergruppe im Vergleich zu den nur Genesenen die Bedeutung einer zusätzlichen Impfung nach der Rekonvaleszenz unterstreicht. Das Studienteam hat zudem beobachtet, dass der Titer, also die Höhe an Immunglobulin G-Antikörpern gegen das Spike-Protein von SARS-CoV-2, kurz Anti-SARS-CoV-2-Spike-IgG, nach der zweiten Impfung mit der Zeit deutlich abnahm. Vor allem Rauchen und ansteigendes Lebensalter waren mit niedrigeren Titern verbunden. Zusammenfassend, konnte mit dieser Auswertung erstmalig gezeigt werden, dass Nikotinkonsum die humorale SARS-CoV-2-Immunität signifikant einschränkt und somit das Risiko schwerer Infektionen in dieser bereits verstärkt gefährdeten Gruppe weiter erhöht.

Gleichzeitige Verabreichung von Covid-19 Impfung und saisonaler Grippeimpfung wird gut vertragen

Unter dem Titel „Immunogenicity and safety of coadministration of COVID-19 and influenza vaccination“ konnte das CoVacSer-Studienteam die erste groß angelegte Evaluation der so genannten Co-Administration des saisonalen Influenza-Impfstoffes und einer mRNA-basierten Covid-19-Auffrischungsimpfung präsentieren. Das heißt, sie haben an einer Kohorte von 1.231 Studienteilnehmenden untersucht, ob eine gleichzeitige Verabreichung eine wirksame Strategie zum Schutz der Beschäftigten im Gesundheitswesen vor zwei schweren viralen Atemwegsinfektionen ist. Die humorale Immunantwort und die Nebenwirkungen der simultan verabreichten Impfstoffe waren bislang noch unklar.

Ergebnis: Die Anti-SARS-CoV-2-Spike-IgG-Titer waren bei einer Co-Administration leicht, aber signifikant erniedrigt. Jedoch ist unklar in wie weit ein leicht niedrigerer Antikörper-Titer den Schutz vor einer Corona-Infektion und einem schweren Krankheitsverlauf beeinflusst. „Mutmaßlich aber werde die Effektivität nicht relevant eingeschränkt sein“, so Manuel Krone, kommissarischer Leiter der Zentralen Einrichtung für Krankenhaushygiene und Antimicrobial Stewardship am Uniklinikum Würzburg. Nils Petri, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie an der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des Uniklinikums, ergänzt: „Wichtig ist, dass die Co-Administration ebenso gut vertragen wurde wie die alleinige Covid-19 Impfung. Die Co-Administration bietet also die Gelegenheit, mit gut angelegten Kampagnen die Impfquote für beide Impfungen zur erhöhen.“ Die Ergebnisse diese Auswertung konnten kürzlich im European Respiratory Journal publiziert werden.

Varianten-adaptierte bivalente SARS-CoV-2-Impfstoffe erzeugen häufiger Nebenwirkungen als ursprüngliche monovalenten Impfstoffe

Nachdem mittlerweile mehrere an Omikron-Varianten angepasste SARS-CoV-2-Impfstoffe zugelassen wurden und diese Impfstoffe bei Auffrischungsimpfungen überwiegend eingesetzt werden, stellt sich die Frage, ob diese genauso verträglich sind wie die ursprünglichen, auf Stämme aus dem Jahr 2020 zugeschnittenen Impfstoffe. Im Herbst 2022 wurden bivalente Covid-19-Impfstoffe verfügbar, welche die Wildtyp-Spike-mRNA mit einer Omicron BA.1 oder BA.4-5-Spike-mRNA kombinieren. Nachdem jene bivalenten Impfstoffe – ähnlich wie die saisonalen Influenza-Vakzine – ohne zusätzliche klinische Studie zugelassen wurden, konnte nun das CoVacSer-Studienteam erste Erkenntnisse zu Nebenwirkungen und Arbeitsunfähigkeit nach einer BA.4-5 adaptierten, bivalenten Covid-19-Impfung im Vergleich zur monovalenten Covid-19 Impfung als zweite Booster Impfung präsentieren.

In der Substudie erhielten 104 Personen eine vierte Dosis des Covid-19-Impfstoffs, und zwar entweder mit dem ursprünglichen, monovalenten BNT162b2 mRNA-Impfstoff oder mit dem bivalenten BNT162b2 mRNA-Original/Omicron BA.4-5-Impfstoff. Personen, bei denen die vierte Covid-19-Impfung mit dem bivalenten Impfstoff durchgeführt wurde, meldeten häufiger unerwünschte Reaktionen als Personen, die den monovalenten Impfstoff erhielten, insbesondere lokale Impfreaktionen. Es gab einen Trend zu mehr Arbeitsunfähigkeit und einer häufigeren Einnahme von Bedarfsmedikation nach der bivalenten Impfung. Zusammenfassend scheinen bivalente SARS-CoV-2-Impfstoffe als Auffrischimpfung häufiger kurzfristig leichte Nebenwirkungen zu erzeugen, wobei weiterführende Untersuchungen auch unter Einbezug der humoralen Immunogenität der Impfung nötig sind, um die klinische Entscheidungsfindung bei der Wahl zwischen bivalenten und monovalenten Impfungen zu unterstützen. Die Publikation „Bivalent BNT162b2 mRNA original/omicron BA.4-5 booster vaccination: adverse reactions and inability to work compared with the monovalent COVID-19 booster“ wurde kürzlich im Journal Clinical Microbiology and Infection veröffentlicht.

Publikationen

Reusch, J., I. Wagenhäuser, A. Gabel, A. Eggestein, A. Höhn, T. T. Lâm, A. Frey, A. Schubert-Unkmeir, L. Dölken, S. Frantz, O. Kurzai, U. Vogel, M. Krone and N. Petri (2022). "Influencing factors of anti-SARS-CoV-2-spike-IgG antibody titers in healthcare workers: A cross-section study." Journal of Medical Virology: e28300. https://doi.org/10.1002/jmv.28300

Wagenhäuser, I., J. Reusch, A. Gabel, A. Höhn, T.-T. Lâm, G. Almanzar, M. Prelog, L. B. Krone, A. Frey, A. Schubert-Unkmeir, L. Dölken, S. Frantz, O. Kurzai, U. Vogel, N. Petri and M. Krone (2023). "Immunogenicity and safety of coadministration of COVID-19 and influenza vaccination." European Respiratory Journal 61(1): 2201390. https://doi.org/10.1183/13993003.01390-2022

Wagenhäuser, I., J. Reusch, A. Gabel, L. B. Krone, O. Kurzai, N. Petri and M. Krone (2023). "Bivalent BNT162b2mRNA original/Omicron BA.4-5 booster vaccination: adverse reactions and inability to work compared to the monovalent COVID-19 booster." Clinical Microbiology and Infection. Article in Press. https://doi.org/10.1016/j.cmi.2023.01.008

Film: In der UKW-Mediathek erklärt Manuel Krone in einem Film vom Dezember 2022 die Aufgaben der Abteilung Krankenhaushygiene und Antimicrobial Stewardship und im Besonderen die CoVacSer-Studie. 

 

Das Bild zeigt zahlreiche Proben im Labor.
Im Rahmen der CoVacSer-Studie des Universitätsklinikums Würzburg werden seit September 2021 die immunologische Impfantwort sowie die Lebens- und Arbeitsqualität nach einer Covid-19-Impfung und/oder -Infektion in einer Kohorte von 1.800 Beschäftigen im Gesundheitswesen untersucht. @ UKW

Hochrisikogruppen profitieren von Corona-Booster

Eine Studie der Universitätsmedizin Würzburg zeigt, wie Dialysepflichtige von einer Auffrischungsimpfung mit bivalentem Covid-19 Omikron mRNA-Booster gegen SARS-CoV-2 profitieren. Beeindruckende Antikörperantwort sowohl in der Konzentration als auch in der Neutralisations- und Bindungsfähigkeit.

Das Bild zeigt die Studiengruppe vor dem KfH.
Luise Schäfer, Luca Huth, Martina Prelog und Giovanni Almanzar (v.l.n.r.) haben gemeinsam mit Christiane Drechsler (2.v.r.) und Torsten Stövesand (r.) vom KfH-Nierenzentrum mehr als 120 Dialysepflichtige von der ersten Corona-Impfung an begleitet und ihre Immunantwort untersucht. © Daniel Peter / UKW
Das Bild zeigt Luise Schäffer, Luca Huth, Giovanni Almanzar und Martina Prelog im Labor.
Die Medizinstudierenden Luise Schäfer und Luca Huth untersuchen in der Kinderklinik des Universitätsklinikums Würzburg mit Martina Prelog und Giovanni Almanzar die zelluläre Immunabwehr und Antikörperantworten von Hochrisikopatientinnen und -patienten. © Daniel Peter / UKW

Boostern wir zu oft und zu schnell? In den vergangenen Monaten wurde viel über die Auffrischungsimpfung mit bivalenten Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 und Omikron diskutiert. Sogar bei Hochrisikopatientinnen und -patienten wurde der Nutzen der Verabreichung eines an die Omikron-Varianten angepassten mRNA-Impfstoffes nach einer Grundimmunisierung in Frage gestellt. Prof. Dr. Martina Prelog hat mit ihrem Team vom Universitätsklinikum Würzburg die Immunantwort bei einer Hochrisikogruppe, und zwar den Hämodialysepflichtigen untersucht und ist nach der Auswertung zu folgendem Schluss gekommen: „Risikopatientinnen und -patienten profitieren von einer angepassten Impfung, vor allem diejenigen, die keinen Durchbruchsinfekt, also keinen Kontakt mit Omikron hatten. Die Antikörperantwort war dabei umso besser, je höher die Ausgangslage an vorbestehenden Antikörpern gegen SARS-CoV-2 war. Aus immunologischer Sicht macht es also durchaus Sinn, wenn sich Dialysepflichtige regelmäßig und auch mit einem angepassten Impfstoff impfen lassen.“

Covid-19: Dialysepflichtige gehören zur Hochrisikogruppe

Doch warum gehören Nierenkranke, die regelmäßig eine künstliche Blutwäsche außerhalb des Körpers benötigen, überhaupt zur Hochrisikogruppe? „Da die Nierenfunktion beeinträchtigt ist, können viele Giftstoffe nicht mehr ausreichend ausgeschieden werden, sie sammeln sich im Körper an und schädigen das Immunsystem. Darüber hinaus werden durch die Hämodialyse auch die Antikörper ausgewaschen und die Abwehrzellen beeinträchtigt“, erklärt der Medizindoktorand Luca Huth, der die Studie gemeinsam mit der Doktorandin Luise Schäfer beim New England Journal of Medicine (NEJM) eingereicht hat. Mit Erfolg. Die Studie wurde jetzt unter dem Titel „Immunologic Effect of Bivalent mRNA Booster in Patients Undergoing Hemodialysis“ veröffentlicht (DOI: 10.1056/NEJMc2216309).

Das Team hat mehr als 120 Dialysepflichtige im Würzburger KfH-Nierenzentum, das von Christiane Drechsler und Torsten Stövesand ärztlich geleitet wird, von der ersten Corona-Impfung an begleitet. 55 der Nierenkranken hat sich nach der vierten Impfung für eine fünfte Dosis mit einem angepassten Impfstoff entschieden. Und genau von dieser Gruppe wurden für die im NEJM publizierten Studie die Serumproben analysiert. Das heißt, ihre Antikörperspiegel und zelluläre Immunabwehr wurden sechs und zwei Wochen vor der fünften angepassten Impfung sowie zwei und vier Wochen danach untersucht. „Hier fiel schnell auf, dass der erste Schutzschirm der Antikörper sehr rasch abnahm. Bei 37 Personen hatte das Immunsystem ausschließlich Kontakt mit der mRNA für das Impf-Spike-Protein. Die 18 Personen, die eine Durchbruchsinfektion mit Omikron in der letzten Zeit hatten, hatten vor der fünften Impfung bereits deutlich höhere Antikörperspiegel“, berichtet Luise Schäfer. „Mit der Verabreichung einer mRNA-Auffrischungsimpfung gegen Omikron lassen sich die neutralisierenden Antikörper jedoch wieder auf ein höheres Level bringen.“

Konzentration der bindungsstarken und neutralisationsfähigen Antikörper steigt

Die Publikation ist eine der ersten Arbeiten, die zeigt, dass mehrfach geimpfte Patientinnen und Patienten Vorteile in der humoralen Immunabwehr haben. Während die zelluläre Immunantwort, vor allem die Abwehr durch T-Lymphozyten relativ konstant bleibt, war die Antikörperantwort Martina Prelog zufolge beeindruckend: „Bei denen, die eine Durchbruchsinfektion hatten, stieg die Antikörperkonzentration nach der Impfung mit dem angepassten Omikron-Impfstoff nochmals um das 2,5-fache, bei denen ohne Omikron-Durchbruchsinfektion sogar um das 7,3-fache.

Doch die Qualität der Antikörper ist mindestens genauso wichtig wie die Quantität. Daher wurde am Uniklinikum Würzburg neben der Menge an spezifischen Abwehrzellen und Antikörpern auch die Bindungsstärke der Antikörper gemessen. Bereits vor einem Jahr haben Martina Prelog, Giovanni Almanzar und der Doktorand Tim Vogt mit ihren Untersuchungen zur Bindungsaktivität der Antikörper gegen ihre Antigene, der so genannten Avidity, zu einer wegweisenden Covid-19-Studie im Nature Medicine beigetragen. (Link zur PM).

Ein weiterer Faktor, um das Ausmaß der schützenden Immunität abzuschätzen, ist die Neutralisationsfähigkeit der Antikörper. Diese wurde im Rahmen der Studie von Prof. Dr. Oliver Keppler und seinem Team im Max von Pettenkofer-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) mittels vermehrungsfähiger SARS-CoV-2 Erreger in aufwendigen Experimenten analysiert. Ergebnis: Die Neutralisationsfähigkeit gegen die neuen Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 war nach der fünften Impfung signifikant gestiegen.

Fazit: Die Antikörperspiegel gegen SARS-CoV-2 fallen bekanntermaßen sowohl bei Gesunden als auch bei Kranken gleichmäßig ab. Doch für Risikogruppen wie Dialysepflichtige ist es besonders wichtig, hohe Antikörperspiegel zu haben, um auch viele neutralisierende Antikörper mit hoher Bindungsfähigkeit zu besitzen.

Die Höhe der Antikörperspiegel vor der Booster-Impfung ist auch bedeutsam für die Impfantwort nach der Impfung, zum Beispiel mit einem angepassten mRNA Impfstoff. „Immunologisch gesehen können also gerade Risikopatienten, wie Dialysepflichtige, von regelmäßigen Auffrischungsimpfungen profitieren, da sie dadurch hohe Antikörperspiegel entwickeln, die auch Immunfluchtvarianten wie Omikron gut neutralisieren können“, kommentiert Martina Prelog. 

Studie: Huth Luca, Schäfer Luise, Almanzar Giovanni, Lupoli Gaia, Bischof Marie, Wratil Paul R., Stövesand Torsten, Drechsler Christiane, Keppler Oliver T., Prelog Martina. Immunologic Effect of Bivalent mRNA Booster in Patients Undergoing Hemodialysis. 2023/02/15. New England Journal of Medicine. 10.1056/NEJMc2216309. https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMc2216309

Das Bild zeigt die Studiengruppe vor dem KfH.
Luise Schäfer, Luca Huth, Martina Prelog und Giovanni Almanzar (v.l.n.r.) haben gemeinsam mit Christiane Drechsler (2.v.r.) und Torsten Stövesand (r.) vom KfH-Nierenzentrum mehr als 120 Dialysepflichtige von der ersten Corona-Impfung an begleitet und ihre Immunantwort untersucht. © Daniel Peter / UKW
Das Bild zeigt Luise Schäffer, Luca Huth, Giovanni Almanzar und Martina Prelog im Labor.
Die Medizinstudierenden Luise Schäfer und Luca Huth untersuchen in der Kinderklinik des Universitätsklinikums Würzburg mit Martina Prelog und Giovanni Almanzar die zelluläre Immunabwehr und Antikörperantworten von Hochrisikopatientinnen und -patienten. © Daniel Peter / UKW

Würzburger Universitäts-Frauenklinik erneut als Top-Klinik für Brustkrebs ausgezeichnet

Die Online-Plattform Klinikradar.de verlieh der Frauenklinik des Uniklinikums Würzburg das Qualitätssiegel „Top-Klinik für Brustkrebs 2023“.

Würzburg / München. Die Münchener Firma Innomeda betreibt mit Klinikradar.de eines der nach eigenen Angaben reichweitenstärksten deutschen Online-Krankenhausportale. Die Plattform verleiht seit dem Jahr 2021 ein fachlich fundiertes Siegel für Krankenhäuser, die höchste Qualitätsansprüche erfüllen. Nach der Erstauszeichnung in 2021 erhielt die Würzburger Universitäts-Frauenklinik kürzlich von Klinikradar.de erneut das Qualitätssiegel „Top-Klinik für Brustkrebs“. 

„Uns ist bewusst, dass Qualität sehr unterschiedlich bewertet werden kann. Daher flossen viele unterschiedliche Parameter in diese Erhebung ein“, erläutert Privatdozent Dr. Tobias Bobinger, der bei Innomeda die Siegel-Vergabe wissenschaftlich betreut. Grundlage des Qualitätssiegels sind nach seinen Worten objektive und belastbare Qualitätsfaktoren, die von offiziellen Institutionen – wie etwa dem Gemeinsamen Bundesausschuss der Krankenkassen – und Fachorganisationen erhoben werden. Besondere Pluspunkte für die Frauenklinik des Uniklinikums Würzburg bei der Indikation Brustkrebs waren demnach: 

  • hohe Fallzahl und damit Erfahrung auf diesem Gebiet, 
  • Zertifizierung als Brustzentrum mit strukturierter Versorgung,
  • interdisziplinäre universitäre Versorgung der Patientinnen und Patienten sowie bei Bedarf engmaschige Betreuung durch andere Fachdisziplinen,
  • hohe Forschungsaktivität auf dem Gebiet der Tumorerkrankungen mit Durchführung vieler nationaler sowie internationaler präklinischer und klinischer Studien.