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Nährstoffe statt Antibiotika

Kann eine Nahrungsergänzung schwere Infektionen bei Neugeborenen verhindern? Translationale Pädiatrie und Kinderklinik des Universitätsklinikums Würzburg erhalten mit Kooperationspartnern für gemeinsames Forschungsprojekt PROSPER 1,9 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Professorin Dorothee Viemann hat im Jahr 2021 die Leitung der neuen Abteilung Translationale Pädiatrie am Uniklinikum Würzburg übernommen.

Würzburg. Eine Blutvergiftung (Sepsis) ist lebensbedrohlich – besonders für Frühgeborene, denn sie können innerhalb von wenigen Stunden daran sterben. Bei ihnen kann eine Blutvergiftung auch die Ursache einer jahrelang erhöhten Anfälligkeit für weitere Krankheiten sein. Da man derzeit nur schwer abschätzen kann, welches Baby tatsächlich eine Sepsis entwickelt, erhalten die meisten der Frühgeborenen (bis zu 85 Prozent) vorsorglich Antibiotika. Diese Medikamente können somit Leben retten, haben aber auch Nachteile wie die Verbreitung von Antibiotika-Resistenzen oder eine Störung der Darmflora. Letzteres kann langfristig chronisch entzündliche Erkrankungen, Allergien, Fettleibigkeit und Diabetes nach sich ziehen.

Ein Team um Professorin Dr. Dorothee Viemann, Leiterin der Translationalen Pädiatrie und Professor Dr. Christoph Härtel, Klinikdirektor der Kinderklinik am Universitätsklinikum Würzburg, untersucht nun im Forschungsprojekt PROSPER, ob eine bestimmte Nahrungsergänzung Frühgeborene vor einer Blutvergiftung schützen kann. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt dieses Vorhaben mit rund 1,9 Millionen Euro. 

Alarmine könnten der Schlüssel sein

Professorin Viemann und Dr. Sabine Pirr von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben zuvor herausgefunden, dass sogenannte Alarmine die Entwicklung der Darmflora und des Immunsystems nach der Geburt positiv beeinflussen. Diese Proteine befinden sich in hohen Mengen in der Muttermilch. „Das Sepsisrisiko erhöht sich deutlich, wenn es Frühgeborenen an Alarmin S100A8/A9 mangelt“,erklärt Dorothee Viemann. Im Projekt PROSPER (Prevention of Sepsis by personalized nutritional S100A8/A9 supplementation to vulnerable neonates) soll nun gezeigt werden, dass die Nahrungsergänzung mit S100A8/A9 Frühgeborene, die niedrige Spiegel dieses Alarmins aufweisen, vor einer Sepsis schützt.

In PROSPER arbeiten Expertinnen und Experten der Kinderklinik des Universitätsklinikums Würzburg, der Medizinischen Hochschule Hannover, des Instituts für Immunologie der Universität Münster und des experimentell-klinischen Forschungszentrums des Max-Delbrück-Zentrums und der Charité in Berlin zusammen. Es soll die Voraussetzungen für die Durchführung einer anschließenden klinischen Studie schaffen und ist somit ein Beispiel für die schrittweise Translation von Grundlagenforschung in die klinische Anwendung. 

Professorin Dorothee Viemann hat im Jahr 2021 die Leitung der neuen Abteilung Translationale Pädiatrie am Uniklinikum Würzburg übernommen.

Wie Babys lernen, sich gegen Bakterien und Viren zu verteidigen

In der MIAI-Geburtskohortenstudie untersucht die Abteilung Translationale Pädiatrie gemeinsam mit der Kinderklinik und Frauenklinik des Uniklinikums Würzburg bei Kindern im ersten Lebensjahr die Entwicklung des Immunsystems gegen Viruserkrankungen der Atemwege.

 

In der MIAI-Geburtskohortenstudie untersucht die Abteilung Translationale Pädiatrie bei Kindern im ersten Lebensjahr die Entwicklung des Immunsystems gegen Viruserkrankungen der Atemwege.
Faktoren wie Gene, Zeitpunkt der Geburt, Geburtsmodus, Darmflora des Kindes, Ernährung, Infektionen und Impfungen aber auch soziale Kontakte und Lebensbedingungen im Kindesalter spielen eine große Rolle bei der Entwicklung des Immunsystems und Entstehung von Gesundheit und Krankheit. © T. Bauer

Zu Beginn unseres Lebens ist unser Immunsystem besonders formbar. Und das ist wichtig, um ein Gleichgewicht zwischen Toleranz und Abwehr zu etablieren und so die Reifung und Gesundheit zu fördern. Faktoren wie Gene, Zeitpunkt der Geburt, Geburtsmodus, Darmflora des Kindes, Ernährung, Infektionen und Impfungen aber auch soziale Kontakte und Lebensbedingungen im Kindesalter spielen eine große Rolle bei der Entstehung von Gesundheit und Krankheit.

MIAI – Maturation of Immunity Against Influenza

Welche inneren und äußeren Faktoren im ersten Lebensjahr die Reifung des kindlichen Immunsystems gegen Viruserkrankungen der Atemwege beeinträchtigen oder fördern, das erforscht jetzt Prof. Dr. Dorothee Viemann mit ihrem Team am Uniklinikum Würzburg (UKW) in der neuen Studie MIAI (englisch für Maturation of Immunity Against Influenza).

Eltern aus Würzburg und Umgebung sind herzlich eingeladen, mit ihren Neugeborenen an der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Studie teilzunehmen. Mit ihrer Teilnahme können sie zu einem besseren Verständnis beitragen, wie Babys lernen, sich gegen Viren zu verteidigen, die Atemwegserkrankungen auslösen. Dazu werden direkt nach der Entbindung in der Frauenklinik des UKW sowie nach einem, sechs und zwölf Monaten in der MIAI-Studienambulanz in der benachbarten Kinderklinik Daten zum Gesundheitszustand des Kindes erhoben, körperliche Untersuchungen durchgeführt und Bioproben entnommen. „Durch die Auswertung der Daten und Analysen der Bioproben erhoffen wir uns, wissenschaftlich belegte Empfehlungen zu geben und Maßnahmen zu entwickeln, mit denen Eltern die Entwicklung des Immunsystems ihres Kindes frühzeitig fördern und dadurch schwere virale Atemwegserkrankungen verhindern können“, fasst Studienleiterin Dorothee Viemann das Ziel der Studie zusammen.

Datenschatz zur Reifung des Immunsystems

Es ist die erste große Kohortenstudie am Uniklinikum Würzburg der noch recht neuen Abteilung „Translationale Pädiatrie“, die der Kinderklinik und dem Zentrum für Infektionsforschung der Universität Würzburg angehört. Die Leiterin, Professorin Dorothee Viemann, kam im Juli 2021 von der Medizinischen Hochschule Hannover an den Wissenschaftsstandort Würzburg und ist begeistert von der Interdisziplinarität, Dynamik und Translation, also der engen Verbindung von Forschung und Klinik, die sie am Campus vorgefunden hat. Die Kinderärztin mit Zusatzspezialisierungen in Neonatologie, Infektiologie und Labormedizin erforscht mit großer Leidenschaft die Ursachen und Therapiemöglichkeiten der Infektanfälligkeit und immunologischen Schwächen von Neu- und Frühgeborenen.

Eines ihrer großen Ziele ist der Aufbau einer großen fächerübergreifenden Kohorte, in der die gesundheitliche Entwicklung von hunderten Kindern von der Geburt bis über das 16. Lebensjahr hinaus untersucht wird. Zur Erhebung der Daten könnte eine Smartphone-App zum Einsatz kommen, bei der die Eltern die Krankheitszeiten ihrer Kinder eintragen können, welche Antibiotika wann und wie lange verschrieben wurden, wann Allergien auftraten und ähnliches mehr. Die MIAI-Studie ist ein erster wichtiger Schritt zu diesem großen anvisierten Datenschatz.

Weitere Informationen: www.ukw.de/miai  

Zusatzinformation:

Detaillierter Ablauf der MIAI-Studie

„Wir werden entweder vor oder kurz nach der Geburt auf die Eltern zukommen und über die Studie aufklären“, erklärt die Studienbetreuerin Christiane Kretzer. Voraussetzung für die Teilnahme ist neben dem Wohnort in der Stadt oder im Kreis Würzburg die Entbindung an der Frauenklinik am UKW. Auf der Wöchnerinnenstation werden direkt nach der Geburt die ersten Daten erhoben, sofern die Eltern an der Studie teilnehmen möchten.

In den ersten Tagen werden zwei Blutproben gewonnen, einmal aus der Nabelschnur und dann im Rahmen der U2-Vorsorgeuntersuchung, wenn dem Kind ohnehin für das Stoffwechselscreening Blut entnommen wird. Darüber hinaus werden Stuhlproben vom Kind gesichert und, sofern gestillt wird, etwas Muttermilch. Neben einer körperlichen Untersuchung des Babys werden Abstriche in der Nase, im Rachen und auf der Haut durchgeführt.

Die körperliche Untersuchung sowie Rachen- und Hautabstriche erfolgen nochmals im ersten und sechsen Lebensmonat. Zu diesen Terminen werden die Eltern mit dem Kind in die Studienambulanz der Kinderklinik eingeladen. Wenn möglich wird dann nochmals eine Stuhl- und Muttermilchprobe gewonnen. Zum ersten Geburtstag findet schließlich die große Abschlussuntersuchung statt, zu der neben den Abstrichen und Stuhlprobe nochmals Blut entnommen und die Gesundheitsentwicklung und Ernährung des Kindes anhand eines Fragebogens analysiert wird.

Die MIAI-Studie wird von der Universitätskinderklinik in Kooperation mit der Universitätsfrauenklinik durchgeführt. Bei der Weiterverarbeitung und Analyse der Bioproben wird das MIAI-Studienteam aus Würzburg von Kooperationspartnern der Universitäten Bonn und Münster sowie dem Max-Delbrück-Zentrum in Berlin unterstützt.

Angebote an StudienteilnehmerInnen

Welchen Nutzen haben die Eltern von einer Teilnahme abgesehen vom Beitrag zum medizinischen und wissenschaftlichen Fortschritt. Dorothee Viemann: „Neben der individuellen Betreuung durch die eigene Kinderärztin oder den eigenen Kinderarzt erhalten die Eltern durch die Teilnahme an der MIAI-Studie weitere kostenlose Untersuchungen sowie eine zusätzliche Beratung zu verschiedenen Themen wie Stillen und Ernährung. Zudem gibt es einen regelmäßigen Newsletter und Themenabende.“

In der MIAI-Geburtskohortenstudie untersucht die Abteilung Translationale Pädiatrie bei Kindern im ersten Lebensjahr die Entwicklung des Immunsystems gegen Viruserkrankungen der Atemwege.
Faktoren wie Gene, Zeitpunkt der Geburt, Geburtsmodus, Darmflora des Kindes, Ernährung, Infektionen und Impfungen aber auch soziale Kontakte und Lebensbedingungen im Kindesalter spielen eine große Rolle bei der Entwicklung des Immunsystems und Entstehung von Gesundheit und Krankheit. © T. Bauer

Daniela Bürtsch und Christine Blum sind die neuen Babylotsinnen am Uniklinikum Würzburg.

Am Uniklinikum Würzburg beraten ab diesem Frühjahr zwei Babylotsinnen werdende und frischgebackene Eltern bei sozialen und psychischen Fragen und Sorgen. Das Projekt ist das Erste seiner Art in Bayern.

Mit der Geburt eines Kindes beginnt auch für die Eltern ein neues Leben, das neben Freude und Glück auch Fragen und Sorgen mit sich bringen kann. Um Mütter und Väter für den Familienalltag zuhause zu stärken, gibt es seit diesem Frühjahr an der Frauenklinik des Uniklinikums Würzburg (UKW) zwei Babylotsinnen.

 

Für eine gesunde Kindesentwicklung

 

„Familien unterliegen zunehmenden Belastungen mit möglichen Auswirkungen auf eine gesunde Kindesentwicklung, wie zum Beispiel finanzielle Sorgen und Arbeitslosigkeit, fehlende Integration, schwindende familiäre Strukturen sowie Trennung oder Krankheit der Eltern“, sagt Prof. Dr. Sarah Kittel-Schneider. Die stellvertretende Klinikdirektorin des Zentrums für Psychische Gesundheit des UKW leitet an der Würzburger Universitäts-Frauenklinik eine Spezialambulanz für psychische Erkrankungen rund um die Geburt in Zusammenarbeit mit der Frauen- und der Kinderklinik. Sie fährt fort: „Das freiwillige und kostenlose Gespräch mit unseren Babylotsinnen bietet die Chance, schon in der Geburtsklinik psychosozialen Hilfsbedarf der – werdenden – Eltern zu erkennen und passende Angebote zu vermitteln.“

 

Unterstützt durch Fördergelder

 

Für diese Aufgabe wurden in diesem Frühjahr die speziell weitergebildeten Mitarbeiterinnen Christine Blum und Daniela Bürtsch eingestellt. Nach einer Etablierungsphase konnten sie Mitte April ihre Arbeit vollständig aufnehmen. Finanziert und getragen wird das Projekt vom klinischen Förderverein „Der Regenbogen e.V. – Verein der Freunde und Förderer der Psychiatrischen Tagesklinik“, unterstützt von Fördergeldern der gemeinnützigen Stiftung SeeYou, der Deutschen Fernsehlotterie und dem Lions Club.

Das Babylotsen-Programm der Stiftung SeeYou ist bereits in 103 Kliniken und Arztpraxen in ganz Deutschland etabliert. „Ich kenne es aus meiner früheren Arbeit im peripartalen Netzwerk Frankfurt und dem dortigen Universitätsklinikum und bin vom Nutzen des Angebots überzeugt“, sagt Prof. Kittel-Schneider. Sie beantragte deshalb zusammen mit Ursula Berninger und Hans-Reiner Waldbröl, den Vorsitzenden des klinischen Fördervereins „Der Regenbogen e.V.“, Prof. Dr. Achim Wöckel, dem Direktor der Frauenklinik, und Prof. Dr. Christoph Härtel, dem Direktor der Kinderklinik des UKW, die erforderlichen Drittmittel.

 

Vorreiter in Bayern

 

Die Würzburger Babylotsinnen sind das erste Projekt dieser Art in Bayern. „Unser Ziel bei diesem interdisziplinären und multiprofessionellen Vorhaben ist es, in enger Zusammenarbeit mit den koordinierenden Kinderschutzstellen junge Familien nach Kräften zu unterstützen und den Kindern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen“, fasst Prof. Kittel-Schneider zusammen.

 

Wer das Projekt durch Sponsoring unterstützen will, kann dies über folgendes Konto tun:

 

Klinischer Förderverein „Der Regenbogen e.V., Verein der Freunde und Förderer der psychiatrischen Tagesklinik“

 

Sparkasse Mainfranken

 

IBAN DE76 790500000049366438

Uniklinik Würzburg versorgt sieben krebskranke Kinder aus der Ukraine

Geflüchtete Familien trafen am vergangenen Wochenende in der UKW-Kinderklinik ein.

Das Schicksal von geflüchteten ukrainischen Kindern und ihren Eltern bewegt aktuell viele Menschen in Deutschland. Besonders hart trifft es diejenigen, die bereits vor Ausbruch des Krieges mit schweren Schicksalsschlägen zu kämpfen hatten. Unter den Menschen, die Hals über Kopf ihre Heimat als Flüchtlinge verlassen mussten, sind auch Familien mit einem an Krebs erkrankten Kind. Sieben dieser Kinder werden aktuell in der Kinderklinik des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) behandelt.

„Wir haben bereits seit Längerem eine enge medizinische Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine und haben bereits vor dem Krieg Kinder aus der Ukraine in Würzburg behandelt, wenn die medizinischen Möglichkeiten in der Ukraine ausgeschöpft waren und sie eine spezielle Therapie benötigten“ sagt Prof. Paul-Gerhardt Schlegel, Leiter der Kinderonkologie am Universitätsklinikum Würzburg. 

Mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Uniklinik hatten im Fernsehen die Bilder eines krebskranken Jungen in Akuttherapie gesehen, der sich mit seiner Mutter auf den Weg gemacht hatte, ohne zu wissen, wo die lebenswichtige Behandlung weiter durchgeführt werden kann. „Auch unser Team haben die Bilder sehr bewegt. Direkt am nächsten Morgen habe ich deshalb Kontakt mit unserer Ansprechpartnerin in der Ukraine aufgenommen und unsere Hilfe angeboten, falls die Familien nach Deutschland flüchten“ sagt Prof. Schlegel. Zeitgleich hat sich auch eine deutschlandweite Initiative der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) zum Ziel gemacht, ukrainischen Kindern mit einer Krebserkrankung nach ihrer Flucht eine Behandlung in einer der hochspezialisierten Kinderkrebszentren in Deutschland zu ermöglichen. 

Neben der dringend nötigen medizinischen Versorgung werden die geflüchteten Familien nun auch in organisatorischen Dingen unterstützt. Hierfür sorgt das International Office des UKW gemeinsam mit dem psychosozialen Dienst der Kinderkrebsstationen und vielen weiteren Unterstützern. 

In den vergangenen 14 Tagen konnten über das kinderonkologische Netzwerk Bayern KIONET dank der jahrelangen Kooperationen 24 geflüchtete Kinder und Jugendliche mit einer lebensbedrohlichen onkologischen Erkrankung bayernweit versorgt werden. 

Uniklinikum Würzburg: Kinderklinik und Kinderchirurgie erneut mit Gütesiegel ausgezeichnet

Die Kinderklinik und die Kinderchirurgie des Uniklinikums Würzburg erhielten kürzlich erneut das Gütesiegel „Ausgezeichnet. Für Kinder“. Das in zweijährigem Rhythmus vergebene Zertifikat bescheinigt hohe Qualitätsstandards bei der stationären Versorgung von Kindern und Jugendlichen.

Die in der Kinder- und Jugendmedizin Tätigen wollen die Qualität der stationären Behandlung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland erhalten und möglichst noch weiter verbessern. Vor diesem Hintergrund vergeben die Gesellschaft der Kinderkrankenhäuser und Kinderabteilungen in Deutschland e.V., die Bundesarbeitsgemeinschaft Kind und Krankenhaus und die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e.V. zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie in zweijährigem Rhythmus das Gütesiegel „Ausgezeichnet. Für Kinder“. Jetzt stand die Vergabe für die Periode 2022/2023 an. Wie schon in den letzten fünf Gültigkeitsperioden sind die von Prof. Dr. Christoph Härtel geführte Kinderklinik und die von Prof. Dr. Thomas Meyer geleitete Abteilung für Kinderchirurgie der Chirurgischen Universitätsklinik des Uniklinikums Würzburg (UKW) wieder unter den damit zertifizierten Einrichtungen.

Eine Bewertungskommission bestätigte erneut, dass die beiden Einrichtungen ausnahmslos alle Standards für die multiprofessionelle und interdisziplinäre Versorgung erfüllen. Dazu gehören nicht nur eine kontinuierliche fachärztliche Besetzung und ein speziell qualifiziertes Pflegeteam, sondern auch psychologische, sozialmedizinische, pädagogische und medizinisch-therapeutische Angebote. 

Das leisten Kinderklinik und Kinderchirurgie am Uniklinikum Würzburg

Die Würzburger Kinderklinik und Poliklinik ist ein Krankenhaus der Maximalversorgung mit dem gesamten Leistungsspektrum der Kinderheilkunde. Zu den Schwerpunkten zählen unter anderem die Früh- und Neugeborenenmedizin (Level 1), die Pädiatrische Intensivmedizin, die Onkologie inklusive Stammzelltransplantation, die Hämatologie, die Pneumologie, die Entzündungsmedizin einschließlich Immunologie, Infektiologie und Rheumatologie, Gastroenterologie, Endokrinologie, Neuro- und Sozialpädiatrie sowie weitere Spezialdisziplinen.

Die Kinderchirurgie am Zentrum für Operative Medizin (ZOM) des UKW bietet das gesamte Spektrum der kinderchirurgischen Versorgung von der ersten Lebensminute bis zum vollendeten 16. Lebensjahr an. Schwerpunkte der Kinderchirurgie sind – neben der allgemeinen kinderchirurgischen Versorgung – die Neugeborenen- und Fehlbildungschirurgie, die Kinderurologie sowie die Kindertraumatologie.

Gütesiegel als Orientierungshilfe für Eltern

Nach Angaben der Fachgesellschaften wünschen sich Eltern und Angehörige die bestmögliche stationäre Versorgung ihres kranken Kindes. Dabei seien das Gütesiegel und die Veröffentlichung unter www.ausgezeichnet-fuer-kinder.de eine hervorragende Orientierungshilfe bei der Suche nach einer Qualitäts-Kinderklinik. 

Covid Kids Bavaria: Kinder waren keine Treiber in den ersten Wellen der Pandemie

Das UKW war an einer bayernweiten Langzeitstudie beteiligt, die das Corona-Infektionsgeschehen in Schulen und Kindertagesstätten erforschte. Jetzt liegen die zentralen Ergebnisse vor.

An der Studie Covid Kids Bavaria arbeiteten ab dem Sommer 2020 alle sechs Universitätsklinika des Freistaats mit. Ziel des vom Bayerischen Wissenschaftsministerium geförderten Forschungsvorhabens war es, die Bedeutung von Grundschulen, Kindergärten und Kindertagesstätten für die Infektionsausbreitung von neuen Coronaviren zu untersuchen. Seit Ende Januar 2022 liegen die zentralen Ergebnisse vor. 

Kein erhöhtes Infektionsrisiko in Kitas & Co.

„Die Daten von insgesamt über 2500 Kindern sowie 1200 Lehrkräften, Betreuerinnen und Betreuern weisen klar darauf hin, dass Kinder während der zweiten und dritten Corona-Welle keine Treiber der Pandemie waren. Auch bestand kein erhöhtes Infektionsrisiko durch den regulären Besuch der Kinderbetreuungseinrichtungen“, fasst Prof. Dr. Johannes Liese wichtige Botschaften zusammen. Der Leiter des Bereichs Pädiatrische Infektiologie und Immunologie an der Würzburger Universitäts-Kinderklinik fährt fort: „Frühkindliche Bildung in Kinderkrippen und Kitas sowie Präsenzunterricht in Grundschulen sind auch nach zwei Jahren Pandemie weiterhin hoch relevant. Die Ergebnisse von Covid Kids Bavaria sind wesentlich mit in die Entscheidung der bayerischen Staatsregierung eingeflossen, dass Kinderbetreuungseinrichtungen während der Pandemie soweit irgend möglich offen bleiben müssen.“

Der Würzburger Beitrag zur Studie

Als Beitrag des Uniklinikums Würzburg zur Studie führte das von Prof. Liese geleitete Team der Kinderklinik im Oktober und Dezember 2020 sowie im März 2021 bei insgesamt 430 Kindern sowie 188 Betreuungspersonen Rachenabstriche durch. Dabei wurden nur ein Kind und ein Erwachsener corona-positiv getestet. 

Außerdem wurden Fragebögen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität der Kinder versandt. Die kleinen und großen Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer kamen von acht Grundschulen und 16 frühkindlichen Bildungseinrichtungen. Diese verteilten sich auf acht Wahlkreise: Kreis Ansbach, Aschaffenburg Stadt, Coburg Stadt, Kreis Haßberge, Kreis Lichtenfels, Kreis Miltenberg, Kreis Schweinfurt und Würzburg Stadt.

Die durch die Fragenbögen gewonnenen, umfangreichen Daten zu den psychologischen und sozialen Auswirkungen des pandemischen Geschehens sind noch in der statistischen Auswertung.

Universitätsmedizin Würzburg: Neue Abteilung für Translationale Pädiatrie eingerichtet

Das Immunsystem von Kindern und dessen Entwicklung besser verstehen sowie daraus neue Präventions- und Behandlungsstrategien ableiten – das sind Kernziele der neuen Abteilung für Translationale Pädiatrie in Würzburg. Den von Uniklinikum und Uni gemeinsam getragenen Schwerpunkt leitet die international anerkannte Expertin Prof. Dr. Dorothee Viemann.

Nach der Geburt muss sich der Körper an die Umwelt anpassen. Dabei spielen das Immunsystem und das Mikrobiom – also das bakterielle Ökosystem im Darm – entscheidende Rollen. In der internationalen Forschung verdichten sich die Hinweise, dass gerade in den ersten Monaten das Immunsystem in einer Weise zwischen Toleranz und Abwehr eingestellt wird, die für die individuelle gesundheitliche Konstitution des restlichen Lebens hochrelevant ist. Um diese Vorgänge noch besser zu verstehen, richtete die Würzburger Universitätsmedizin kürzlich die Abteilung für Translationale Pädiatrie ein. Der neue Schwerpunkt, welcher der Kinderklinik des Uniklinikums Würzburg (UKW) und dem Zentrum für Infektionsforschung der Uni Würzburg angehört, nahm im Juli 2021 seine Arbeit auf. Geleitet wird die Abteilung im Rahmen einer neugeschaffenen W3-Professur von Prof. Dr. Dorothee Viemann. 

Vor ihrem Wechsel an den Main führte die Fachärztin für Kinderheilkunde- und Jugendmedizin zuletzt eine Arbeitsgruppe für Experimentelle Neonatologie an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Die gebürtige Niedersächsin absolvierte ab 1987 ihr Humanmedizinstudium in Bochum, Straßburg/Frankreich und Boston/USA. Die Ausbildung zur Kinderärztin startete Dorothee Viemann 1995 an der Universitätskinderklinik Kiel, um dann drei Jahre lang am Institut für Immunologie und Transfusionsmedizin der Universität Lübeck wissenschaftliche Laborarbeit zu betreiben. Die Ausbildung zur Kinderärztin setzte sie im Jahr 2000 an der Universitätskinderklinik Münster fort. Dort erwarb sie außerdem die Zusatzspezialisierungen für die Bereiche Neonatologie, Infektiologie und Labormedizin. Im Jahr 2008 habilitierte sie im Fach Kinderheilkunde über die Rolle von Endothel-Signalnetzwerken bei Entzündungen. Drei Jahre später bewarb sich die leidenschaftliche Forscherin erfolgreich für die an der MHH ausgeschriebene Professur für Experimentelle Neonatologie. 

Inspiriert durch Beobachtungen am Krankenbett

„Wissenschaftlich beschäftige ich mich mit den Ursachen und Therapiemöglichkeiten der Infektanfälligkeit und immunologischen Schwächen von Neu- und Frühgeborenen“, beschreibt Prof. Viemann und fährt fort: „Dabei geht es zum Beispiel darum, die Reifungsvorgänge im angeborenen Immunsystem nach der Geburt und die molekularen Mechanismen der Toleranzentwicklung aufzuklären.“ Hierbei verfolgte und verfolgt sie – meist inspiriert durch ihre Beobachtungen als Ärztin am Krankenbett – gerne auch Thesen jenseits der verbreiteten Lehrmeinungen. „Solange es offene, mir nicht verständliche Punkte gibt, hört das Nachfragen in mir einfach nicht auf“, beschreibt sie ihren Antrieb zur wissenschaftlichen Arbeit. 

Bei dem Versuch, ihre Überzeugungen zu beweisen oder zu widerlegen, kam sie immer wieder an Punkte, an denen sie mit ihrem ärztlichen Wissen nicht weiterkam. „Deshalb habe ich mir in den vergangenen Jahrzehnten im Eigenstudium so einiges an molekularbiologischem Know-how angeeignet“, berichtet Prof. Viemann. Diese konsequente Haltung fordert sie übrigens auch von ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: „Alle, die in meinem Labor arbeiten, müssen die Methoden nicht nur anwenden können, sondern intellektuell auch vollständig durchdrungen haben. Nur dann sind sie nämlich in der Lage, eine Lösung zu entwickeln, wenn mal etwas nicht richtig läuft.“

Forscherin mit internationaler Reputation

Mit ihrer tiefschürfenden Herangehensweise gelang es Dorothee Viemann, sich eine weithin sichtbare Reputation aufzubauen. So arbeitet sie beispielsweise in dem von der MHH geleiteten Exzellenzcluster RESIST in zwei Einzelprojekten des Bereichs „Immunsystem“ mit. Außerdem wird sie regelmäßig als Referentin zu den US-amerikanischen Keystone-Symposien eingeladen, was in der Fachwelt als internationales Benchmark für die Relevanz der jeweiligen Forschungsthemen gilt.

Die Würzburger Professur mit eigenem Lehrstuhl sowie den in Aussicht gestellten Personal- und Sachressourcen sieht Prof. Viemann als hervorragende Chance zur Weiterentwicklung. Sie betont: „Die hier von der Medizinischen Fakultät gefundene, deutschlandweit wohl einzigartige Konstellation ist ein deutliches Bekenntnis zur Translation.“ 

Zu den Schlüsselfragen auf ihrer Forschungsagenda gehören: Welche körpereigenen Faktoren und welche Faktoren aus der Umwelt sind förderlich und trainieren die biologischen Systeme eines Kindes auf dienliche Art und Weise? Welche äußeren Faktoren oder anlagebedingten Fehlprogrammierungen beeinträchtigen das Wachstum und Reifung eines jungen Menschen? Bevor sie ihre Suche nach Antworten am Standort Würzburg allerdings fortsetzen kann, muss Prof. Viemann, die im Universitätsgebäude E7 am Zinklesweg untergebracht ist, in den kommenden Monaten erst noch ein Team aufbauen und für die benötigte technische Laborausstattung sorgen.

„Schon nach kurzer Zeit vor Ort habe ich erkannt, dass hier in Würzburg ein Klinikcampus mit hoher Dynamik besteht“, freut sich die Professorin und präzisiert: „An hiesigen Einrichtungen wie dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung oder bei der Max-Planck-Forschungsgruppe des Instituts für Systemimmunologie gibt es viele Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, von denen ich manche schon über andere Wege kenne. Es formt sich hier gerade eine Community, mit der ohne lange Anbahnung unkompliziert gemeinsame Forschungsprojekte aufgesetzt werden können.“

Geburtskohorte als eines der Großziele

Ein besonderer Wunsch für die Zukunft, den Prof. Viemann gemeinsam mit Prof. Christoph Härtel, dem Direktor der Kinderklinik des UKW, hegt, ist der Aufbau einer großen unterfränkischen Geburtskohorte in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit mit interessierten Expertinnen und Experten am Standort. Dabei sollen die gesundheitsrelevanten Entwicklungen bei Hunderten von Neugeborenen und deren Familien von Anfang an begleitet werden. Als Werkzeug dafür wäre zum Beispiel eine Smartphone-App vorstellbar, bei der die Eltern die Krankheitszeiten von Kindern eingeben können, welche Antibiotika verschrieben wurden, wann Allergien auftraten und ähnliches mehr. „Wenn es die finanziellen Möglichkeiten erlauben, würde ich die entsprechenden Daten gerne bis über das 16. Lebensjahr hinaus sammeln, da auch in der Pubertät im Immunsystems nochmals vieles neugeordnet und reprogrammiert wird“, sagt die Ärztin und unterstreicht: „Mit diesem Projekt würden wir die Basis für wichtige zukünftige Erkenntnisse legen – eine solche Kohorte wäre gerade für die kommenden Generationen von Forscherinnen und Forscher ein unfassbarer Schatz!“

Enthusiasmus in der Lehre weitergeben

Dieses langfristige Denken bestimmt auch die Einstellung von Dorothee Viemann zur Lehre. Sie schildert: „Wenn man in meinem Alter etwas Bleibendes hinterlassen will, dann geht es hauptsächlich darum, die nächste Generation an Ärztinnen und Ärzten zu formen und zu fördern.“ Sie plant, sich bei einem breiten Spektrum an Ausbildungsstufen zu engagieren – von Studierenden bis zu fortgeschrittenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. „Dabei würde ich gerne den Blick des Clinical Scientist schärfen. Ich war und bin für meine Sache enthusiastisch – und es würde mich freuen, wenn es gelänge, dies auch weiterzugeben“, sagt die Professorin.

 

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