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Arbeiten in der Pflege zu COVID-19-Zeiten – Andreas M. gibt am 1. April 2020 einen Einblick

Zeit für 30 Minuten Pause. Andreas, wie geht’s? Können Sie noch schlafen?

Es ist anstrengend. Aber mir geht’s gut. Wir haben sehr intensive Wochen der Vorbereitung hinter uns. Mit wenig Freizeit, das Privatleben steht momentan hinten an. Schlafen kann ich noch, ich falle müde ins Bett.

Sie arbeiten als Stationsleitung in der Notaufnahme. Fühlen Sie sich gut vorbereitet?

Die entscheidenden Vorbereitungen sind nun abgeschlossen. Wir, die Notaufnahme, sind bereit, wenn die COVID-Auslastung zukünftig größer wird. Das heißt zum Beispiel: Das Erweiterungskonzept der Notaufnahme steht. Infektiöse und nicht-infektiöse Patienten werden bereits jetzt in zwei Bereichen getrennt voneinander versorgt.

Alle Pläne sind aktivierbar, das beruhigt sehr. Allerdings gibt es immer noch viel zu tun, beispielsweise beschaffen wir gerade jegliches medizinisches Equipment neu. Wir brauchen alles doppelt, beispielsweise Geräte zur Blutgasanalyse oder Sonografie-Geräte; sowohl für die COVID-Patienten, als auch für unsere anderen Akutpatienten. Wir optimieren auch die Zusammenarbeit mit wichtigen Schnittstellen, wie der Röntgenabteilung. Es wurde ein mobiles Röntgengerät bereitgestellt, um direkt in der Notaufnahme zu röntgen und unnötige Kontakte zu vermeiden.

Was sind Ihre Aufgaben bezüglich COVID-19?

Ich bin in der AG „COVID“. Hier beschäftigen wir uns berufsgruppenübergreifend mit sämtlichen Fragestellungen und Nöten rund um das Virus, wie Personalplanung, Raumkonzepte oder Hygienemaßnahmen. Wir treffen uns einmal wöchentlich; diese Woche zum zehnten Mal. Wir beschäftigen uns also schon länger mit diesem Thema. Als die Ausbreitung in China begonnen hat, sind auch wir gestartet.

Zudem bin ich als Stationsleitung direkt im Bereich vertreten. Das Wichtigste für uns als Leitungsteam ist jetzt: Ansprechbarkeit signalisieren. Das nimmt Ängste, gibt Sicherheit. Wir gehen mit allen Fragen behutsam und sensibel um, denn die beeinflussen die Handlungssicherheit am Bett direkt. Das heißt auch, den Spagat zwischen wünschenswerten und notwendigen Maßnahmen zu halten, erklären und kommunizieren können. Wir haben Schutzvorkehrungen getroffen: Generelle Mundschutzpflicht gilt hier in der Notaufnahme schon längst, Pausenregelungen vermeiden den direkten sozialen Kontakt, Händedesinfektion und Hygienemaßnahmen laufen wie sonst weiter.

Entscheidend ist: Man muss sein eigenes Handeln sehr genau überprüfen und an die Situation anpassen. Wenn die Patienten beispielsweise inhalieren müssen, ist eine Maske mit höherer Schutzwirkung notwendig, daran muss man als Pflegekraft denken.
 

Gab oder gibt es auch Hürden?

Wir springen über große Hürden, bis jetzt war aber noch keine unüberwindbar. Raum- und Personalkonzepte mussten durchdacht und beschlossen werden. Zu Beginn haben sich die Neuerungen nahezu überschlagen. Deshalb mussten viele Änderungen in kürzester Zeit kommuniziert werden. Jeder, auch jede Teilzeitkraft, muss ja auf dem neusten Stand sein. Wir haben Pflegekräfte, die sind nur drei Mal im Monat da. Wie kommen alle an die nötigen und vor allem an die aktuellen Informationen? Wen kann ich in welchem Bereich einsetzen?

Zurzeit stehen alle Strukturen auf dem Prüfstand. Es wird ständig hinterfragt, ob die tatsächliche Struktur mit der aktuellen COVID-Lage vereinbar ist. So werden Routinen wortwörtlich aufgebrochen, es entsteht dann zum Beispiel das Besuchsverbot - oder Homeoffice ist für viele Berufsgruppen möglich. Was spannend ist: Es werden schnelle, pragmatische Wege geschaffen – ohne viele Anträge und Formulare.

Was ist denn noch spannend?

Ganz spannend finde ich die enge Zusammenarbeit mit der Chirurgie. Wir behandeln nun bei uns auch alle chirurgischen Notfallpatienten, die als COVID-Verdachtsfall oder bestätigter Fall akut versorgt werden müssen. Dadurch, dass Pflegekräfte von der chirurgischen Station O71 nun in unserem Bereich arbeiten, können wir in diesen Fällen auf deren Expertise zurückgreifen. Dadurch erhalten wir alle einen Einblick in den jeweils anderen Fachbereich und eignen uns neue Kompetenzen an. Zurzeit nutzen wir diese noch relativ ruhige Phase für Einarbeitungen und Schulungen.

Hat sich die Zusammenarbeit im Team verändert?

Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit war bei uns vorher schon sehr gut, zurzeit sind die Rückmeldungen schier unglaublich. Kolleginnen und Kollegen melden sich und bieten an, dass wir sie anrufen können. Sie sind in kurzer Zeit einsatzbereit, egal in welcher Schicht. Leute die sich ins Frei oder in Urlaub verabschieden, bieten an, jederzeit aushelfen zu können. Solche Angebote beruhigen natürlich sehr, wir müssen ja jederzeit mit Personalausfall rechnen und trotzdem handlungsfähig bleiben.

Wir leben in einer Zeit mit vielen Herausforderungen, die Schwerpunkte verschieben sich, in vielen Bereichen steigt die Solidarität. Dieser Schulterschluss ist auch bei vielen Schnittstellen zu bemerken. Das macht mich zuversichtlich, dass wir diese Krise gemeinsam durchstehen und ich habe die Hoffnung, dass die positiven Dinge nachwirken und erhalten bleiben.

Sehr intensiv ist die Zusammenarbeit mit unserer Pflegedienstleitung die uns mit aller Kraft unterstützt und bei Bedarf mit Rat und Tat zur Verfügung steht. Für den Notfall wurde zum Beispiel ein Rufbereitschaftsdienst in der Pflegedirektion etabliert. Dieses Gefühl, zu wissen, ich habe jemanden im Hintergrund der für mich unlösbare Probleme beheben kann – das ist richtig klasse!

Zum Schluss: Was möchten Sie unseren Lesern noch sagen?

Wir reden hier nicht über einen Schnupfen und nicht über eine Grippe, das hat hoffentlich jeder mittlerweile verstanden. Damit wir unsere Patientinnen und Patienten gut versorgen können, müssen wir einen zu schnellen Anstieg der Infektionen und damit eine große Anzahl gleichzeitig zu versorgender schwer Kranker vermeiden. Das heißt für jeden Einzelnen vor allem: Kontakte begrenzen! Die Maßnahmen der Regierung haben deshalb durchaus Sinn und ich bitte inständig, uns zu unterstützen und sich daran zu halten.

Andreas, herzlichen Dank für Ihre wertvolle Zeit und das Gespräch!

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Susanne K. und Andre K. erzählen, wie sie Familie und Pflegeberuf schultern.

Die Arbeit auf die eigene Begabung und Lebensphase zuschneiden – das geht hier.

Hier berichtet Daniela E. über ihre persönliche und berufliche Entwicklung am UKW. 

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