System- und Netzwerkerkrankungen

Wie Organe und Organsysteme untereinander und mit der Umwelt kommunizieren, darum geht es im Profilbereich System- und Netzwerkerkrankungen. 

In höher entwickelten Organismen gewährleisten miteinander vernetzte Organsysteme essentielle Körperfunktionen. Eine Störung dieser Prozesse sowohl zwischen den Organsystemen als auch zwischen Organismus und Umwelt kann zu komplexen Erkrankungen führen, deren erfolgreiche Behandlung von dem Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen abhängt. Wir untersuchen, über welche Netzwerke welche Informationen mit welcher Dynamik ausgetauscht und welche Effekte durch molekulare Veränderungen hervorgerufen werden.

Spezialisierte Forschungs- und Behandlungszentren

Die Erforschung von System- und Netzwerkerkrankungen ist in der Universitätsmedizin Würzburg fest verankert. So ist die Volkskrankheit Herzschwäche das Kernthema des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz (DZHI). Tumorerkrankungen werden im Rahmen des Comprehensive Cancer Center Mainfranken (CCC MF) und des standortübergreifenden Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen WERA (NCT WERA) behandelt. Aber auch neurodegenerative und psychiatrische Erkrankungen wie Morbus Parkinson und Angststörungen stehen seit Jahren im Fokus der Forschung an der Medizinischen Fakultät und anderen Fachbereichen der Lebenswissenschaften der Universität. Zur Modellierung von Krankheitsprozessen und zur Weiterentwicklung der systemischen Forschung kommen KI-basierte Ansätze (KI = künstliche Intelligenz) zum Einsatz, die unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum „Künstliche Intelligenz und Data Science“ (CAIDAS) der Universität Würzburg entwickelt werden.

Systemische Kommunikation

Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Prozessen, die hormonell, im Blutkreislauf, im Immunsystem sowie im zentralen und peripheren Nervensystem ablaufen. So wurde im Bereich der Immunologie durch die Etablierung der Max-Planck-Forschungsgruppe für Systemimmunologie ein starker Fokus auf die Erforschung immunologischer Netzwerke gelegt. Im Rahmen des Sonderforschungsbereichs Transregio 221 (SFB/TRR221) werden systemimmunologische Aspekte untersucht, um die allogene hämatopoetische Stammzelltransplantation (HSZT) in Zukunft sicherer und wirksamer zu machen. Ziel ist es, den Transplantat-gegen-Lymphom-Effekt (graft-versus-leukemie, GvL) zu verstärken und die Transplantat-gegen-Wirt-Erkrankung (graft-versus-host-disease, GvHD) zu verhindern. 

Die Bedeutung des Hormonsystems für die systemische Kommunikation wird im Sonderforschungsbereich Transregio 205 (SFB/TRR205) am Beispiel der Nebenniere als zentrales Relais in Gesundheit und Krankheit adressiert. Im Sonderforschungsbereich Transregio 240 (SFB/TRR240) steht die molekulare, zelluläre und systemische Funktion von Blutplättchen, den sogenannten Thrombozyten, im Mittelpunkt. Und im Sonderforschungsbereich (SFB) 1525 „Cardioimmune Interfaces“ geht es um die Interaktion zwischen Herz und Immunsystem. Im interdisziplinären Ansatz werden die Entzündungsreaktionen und immunologischen Prozesse, die verschiedene Herzerkrankungen auslösen können, untersucht.