Die Gelenke schwellen an, werden rot und heiß und extrem druckempfindlich. Selbst eine leichte Bettdecke kann bei einem akuten Gichtanfall zur Qual werden. 1 bis 2 Prozent der Bevölkerung leidet an der Stoffwechselerkrankung Gicht (Arthritis Urica), bei der sich winzige, nadelförmige Harnsäurekristalle in den Gelenken ablagern und Entzündungen auslösen.
Prednisolon im Vergleich zu Colchicin
Was hilft am besten gegen die Schmerzen? Bei dieser Frage scheiden sich die Fachgesellschaften, weil ein direkter Vergleich von zwei empfohlenen Präparaten, Prednisolon und Colchicin, bisher nicht erfolgt ist. Die vergleichende Studie COPAGO soll jetzt Klarheit über die Wirksamkeit der beiden Medikamente bringen. Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Studie ist ein Kooperationsprojekt zwischen den allgemeinmedizinischen Instituten der Universitätsmedizin Greifswald (Leitung Prof. Dr. Jean-Francois Chenot), Göttingen und Würzburg sowie der hausärztlichen Praxen aus den jeweiligen Forschungsnetzen der drei Standorte.
Kooperation mit Hausarzt-Praxen der Region
Über die Universitätsstandorte Greifswald, Göttingen und Würzburg sind rund 60 Hausarztpraxen in COPAGO eingebunden. Insgesamt sollen 314 Personen, die an einem akuten Gichtanfall leiden und sich innerhalb eines Tages nach Auftreten der Symptome in der Hausarztpraxis vorstellen, in die Studie eingeschlossen werden. Die Studienteilnehmenden werden randomisiert, also zufällig einer Behandlung zugeordnet. Sowohl das Studienteam als auch Patientin oder Patient erfahren nicht, welches der beiden zugelassenen Medikamente über einen Zeitraum von fünf Tagen eingenommen wird.
Ziel ist Klarheit über Wirksamkeit der Medikamente und Leitlinienempfehlung
„Die Ergebnisse werden mit einiger Spannung erwartet. Denn einen direkten Vergleich der Wirksamkeit von Colchicin und Prednisolon existiert bisher nicht“, erläutert Julia Freyer Martins Pereira von der Abteilung Allgemeinmedizin des Instituts für Community Medicine der Greifswalder Unimedizin. Ildikó Gágyor, die gemeinsam mit Anne Simmenroth das Institut für Allgemeinmedizin am Uniklinikum Würzburg leitet, ergänzt: „Wir hoffen, dass wir mit den Ergebnissen eine belastbare Grundlage für die Leitlinienempfehlungen schaffen und die Hausärztinnen und Hausärzte somit eine aussagekräftige Datenlage haben, wenn sie Betroffene mit einem akuten Gichtanfall behandeln.“
Harnsäurekristalle lagern sich an Gelenken ab und verursachen Entzündungen
Zusätzlich zum Wirkstoff erhalten übrigens alle Probandinnen und Probanden das Angebot, einmalig ihre Füße mittels Computertomografie untersuchen zu lassen. Dabei wird überprüft, ob und wie viele Harnsäurekristalle dort vorhanden sind. Wenn die Niere nicht genügend Harnsäure ausscheiden kann, sammelt sich die Harnsäure im Blut. Bei einem Übermaß bilden sich Harnsäurekristalle, die sich im Gewebe und an Gelenken ablagern, zu Entzündungen führen und Gichtanfälle auslösen.“
Daher sei es wichtig, dass die Nieren gut funktionieren, bekräftigt Alexandra Greser aus dem Institut für Allgemeinmedizin des UKW. „Aber auch Erkrankungen wie Krebs oder Blutbildungsstörungen sowie Nebenwirkungen bestimmter Medikamente können zu einem erhöhten Harnsäurespiegel führen. Zu den wissenschaftlich nachgewiesenen Risikofaktoren für Gicht, die wir selbst beeinflussen können, gehört der regelmäßige Verzehr großer Mengen an Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten, zuckerhaltige Getränke, Alkohol und schließlich Übergewicht.“
Weitere Informationen zu COPAGO stehen auf der Studien-Homepage.