Dr. Umair Munawar war in der vergangenen Woche einer von 444 jungen Forschenden auf der ganzen Welt, die in ihren Postfächern eine Einladung zur 72. Lindauer Nobelpreisträgertagung vom 25. bis 30. Juni am Bodensee hatten. Die Teilnahme an der Lindauer Tagung bleibt in der Regel ein einmaliges Ereignis – es sei denn, man gewinnt selbst einen Nobelpreis. Gleich zwei der rund 40 Nobelpreisträger, die in diesem Jahr zum Programm der Tagung beitragen, durften diese Erfahrung machen: Bert Sakmann (Lindau-Alumnus im Jahr 1963 und Nobelpreis für Physiologie oder Medizin im Jahr 1991) und Morten Meldal (1986 Lindau-Alumnus, 2022 Nobelpreis für Chemie).
Vorfreude auf Emmanuelle Charpentier, Walter Gilbert und viele weitere Nobelpreisträger
Umair Munawar vom Uniklinikum Würzburg freut sich besonders darauf, Prof. Dr. Emmanuelle Charpentier zu treffen. „Ihre erstaunliche Arbeit zu CRISPR-Cas9, ein Verfahren, um DNA-Bausteine im Erbgut zu verändern, hat den Bereich des Genome Editing revolutioniert“, schwärmt der 31-jährige Molekularbiologe, der im Jahr 2017 von der Lahore University of Management Sciences (LUMS) in Pakistan an die Universität Würzburg gewechselt ist. „Ich freue mich aber auch darauf, Prof. Dr. Walter Gilbert zu treffen. Er ist mit 91 Jahren der älteste Nobelpreisträger, der dieses Jahr an der Tagung teilnimmt. Seine Arbeit zur Bestimmung von Basensequenzen in Nukleinsäuren hat die Grundlage für die moderne Molekularbiologie gelegt, die sich mit Nukleinsäuren befasst.“
Da in diesem Jahr die Lindauer Nobelpreisträgertagung der Disziplin Physiologie/Medizin gewidmet ist, dürfen zu den 444 Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern 191 weitere teilnehmen, die bei der online-durchgeführten 70. Tagung ebenfalls die Disziplin Physiologie/Medizin repräsentiert hatten. Insgesamt werden also 635 junge Talente aus 98 Ländern an der Tagung teilnehmen.
„Motivation, Inspiration und gute Vernetzung“
Doch wie erhält man die Gelegenheit, diesen besonderen Lindau-Spirit vor Ort zu erleben? „Man wird von einem akademischen Partner der Lindauer Nobelpreisträgertagungen nominiert. In meinem Fall waren es die medizinischen Vorstandsmitglieder der Wilhelm Sander-Stiftung, die auf mich zugegangen sind und mich nominiert haben“, berichtet Umair Munawar. Stiftungszweck ist die Förderung der medizinischen Forschung, insbesondere der Krankheits- und Krebsbekämpfung. Und genau da liegt auch das Forschungsinteresse von Umair Munawar. „Zurzeit arbeite ich an einem Projekt, das sich mit den Resistenzmechanismen gegenüber Immuntherapien beim Multiplen Myelom beschäftigt.“
Nach seinem Master in Molekular- und Zellbiologie sowie Forschungsprojekten an der LUMS in Pakistan promovierte er an die Graduate School of Life Sciences der Universität Würzburg. Seit drei Jahren arbeitet er als Post Doc in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Martin Kortüm, dem Inhaber des Lehrstuhls für Translationale Myelomforschung.
Nach der Nominierung wurde Munawar vom Rat der Lindauer Nobelpreisträgertagung kontaktiert und bewarb sich offiziell mit akademischem Lebenslauf, Motivationsschreiben und Empfehlungsschreiben. Mit Erfolg. „Ich freue mich darauf, nicht nur Nobelpreisträger, sondern auch hochtalentierte junge Wissenschaftler aus der ganzen Welt zu treffen“, sagt Umair Munawar „Und ich erhoffe mir von diesem Treffen eine Menge Motivation, Inspiration und eine gute Vernetzung.“