Das MYCN Protein: Es ist etwa hunderttausendmal kleiner als ein menschliches Haar und steht im Zentrum der Forschungen von Dimitrios Papadopoulos, Juniorgruppenleiter am Lehrstuhl für Biochemie und Molekularbiologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). MYCN ist ein sogenannter Transkriptionsfaktor, also ein Protein, das sich am menschlichen Erbgut (DNA) anheftet und damit das Wachstum von Zellen steuert. Wenn überdurchschnittliche Mengen an MYCN in einer Zelle vorhanden sind, kann das zu Krebs führen.
„MYCN trägt wesentlich zur Entstehung aggressiver Tumore bei, unter denen vor allem Kinder leiden – wie etwa das Neuroblastom, einer der häufigsten Kleinkindtumore“, erklärt Papadopoulos. „Ziel meiner Forschungsgruppe ist es deshalb, mehr über die Funktionen von MYCN zu erfahren, um so die Grundlage für gezielte und schonende Therapien gegen Krebs zu schaffen. Bestehende Behandlungsansätze sind für Kinder häufig körperlich sehr belastend.“
Für dieses Vorhaben erhält der 36-Jährige jetzt einen der begehrten ERC Starting Grants des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC) in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Ziel des Starting Grants ist die Förderung exzellenter Forschender in einem frühen Stadium ihrer Karriere auf dem Weg in die wissenschaftliche Unabhängigkeit. Das Geld wird über einen Zeitraum von fünf Jahren zur Verfügung gestellt.
Darum geht bei Papadopoulos‘ Krebsforschung
Gefördert wird mit dem Starting Grant ein Projekt namens „Entschlüsselung der Transkriptionstermination und RNA-Sortierung in MYCN-gesteuerten Tumoren“, kurz „TerSor“. Was sich kompliziert anhört, ist einfach erklärt: Papadopoulos Team hat herausgefunden, dass MYCN nicht nur an DNA binden kann und so das Wachstum von Krebszellen fördert, sondern auch an RNA. RNA steht für Ribonukleinsäure und ist ähnlich wie DNA ein Träger genetischer Information.
Bindet MYCN an RNA, hat es einen eher gegenteiligen Effekt. Dann kann die Hemmung der RNA-Bindung Krebszellen sogar empfindlicher gegenüber Chemotherapien machen. Hauptziel von TerSor ist es zu verstehen, wie RNA-gebundenes MYCN funktioniert. Ein grundlegendes Verständnis dieser Funktion soll in der Zukunft die Entwicklung neuer Behandlungen ermöglichen, die aggressive Tumore gezielt abtöten können.
„Der ERC Starting Grant ist eine großartige Auszeichnung und Anerkennung unserer bisherigen Arbeit und ein Ansporn für künftige Forschungen“, freut sich Dimitrios Papadopoulos. „Zudem ist die Förderung ein großer Schritt für den Aufbau meiner eigenen unabhängigen Forschungsgruppe!“ Die 1,5 Millionen Euro will der Wissenschaftler sowohl für die Einstellung von Personal nutzen, zum Beispiel von Post-Doktoranden und -Doktorandinnen, als auch für die Beschaffung von Forschungsmaterialien.
Werdegang des ERC-Preisträgers
Dimitrios Papadopoulos wurde 1988 geboren und studierte Biologie an der Universität Athen. Nach seiner Promotion an der Justus-Liebig-Universität Gießen trat er 2018 der Forschungsgruppe von Prof. Martin Eilers bei, Leiter des JMU-Lehrstuhls für Biochemie und Molekularbiologie. 2023 gründete er seine eigene Forschungsgruppe als Principal Investigator in einem neuen, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Konsortium (CRC1588). Im selben Jahr erhielt er den Young Investigator Award der Deutschen Krebsgesellschaft.
Kontakt
Dr. Dimitrios Papadopoulos, Gruppenleiter am Lehrstuhl für Biochemie und Molekularbiologie, Tel. +49 931 31-89352, dimitrios.papadopoulos@ uni-wuerzburg.de
Pressemitteilung der Universität Würzburg vom 05.09.2024