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1,5 Millionen Euro: ERC Starting Grant für Dimitrios Papadopoulos

An der Uni Würzburg forscht Dimitrios Papadopoulos zu RNA-basierten Mechanismen von aggressiven Kindertumoren. Jetzt erhält er eine der europaweit begehrtesten Förderungen für wissenschaftlichen Nachwuchs.

Er darf sich über einen ERC Starting Grant freuen: Der Krebsforscher Dimitrios Papadopoulos.
Er darf sich über einen ERC Starting Grant freuen: Der Krebsforscher Dimitrios Papadopoulos. (Papadopoulos/JMU)

Das MYCN Protein: Es ist etwa hunderttausendmal kleiner als ein menschliches Haar und steht im Zentrum der Forschungen von Dimitrios Papadopoulos, Juniorgruppenleiter am Lehrstuhl für Biochemie und Molekularbiologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). MYCN ist ein sogenannter Transkriptionsfaktor, also ein Protein, das sich am menschlichen Erbgut (DNA) anheftet und damit das Wachstum von Zellen steuert. Wenn überdurchschnittliche Mengen an MYCN in einer Zelle vorhanden sind, kann das zu Krebs führen.

„MYCN trägt wesentlich zur Entstehung aggressiver Tumore bei, unter denen vor allem Kinder leiden – wie etwa das Neuroblastom, einer der häufigsten Kleinkindtumore“, erklärt Papadopoulos. „Ziel meiner Forschungsgruppe ist es deshalb, mehr über die Funktionen von MYCN zu erfahren, um so die Grundlage für gezielte und schonende Therapien gegen Krebs zu schaffen. Bestehende Behandlungsansätze sind für Kinder häufig körperlich sehr belastend.“

Für dieses Vorhaben erhält der 36-Jährige jetzt einen der begehrten ERC Starting Grants des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC) in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Ziel des Starting Grants ist die Förderung exzellenter Forschender in einem frühen Stadium ihrer Karriere auf dem Weg in die wissenschaftliche Unabhängigkeit. Das Geld wird über einen Zeitraum von fünf Jahren zur Verfügung gestellt.

Darum geht bei Papadopoulos‘ Krebsforschung

Gefördert wird mit dem Starting Grant ein Projekt namens „Entschlüsselung der Transkriptionstermination und RNA-Sortierung in MYCN-gesteuerten Tumoren“, kurz „TerSor“. Was sich kompliziert anhört, ist einfach erklärt: Papadopoulos Team hat herausgefunden, dass MYCN nicht nur an DNA binden kann und so das Wachstum von Krebszellen fördert, sondern auch an RNA. RNA steht für Ribonukleinsäure und ist ähnlich wie DNA ein Träger genetischer Information.

Bindet MYCN an RNA, hat es einen eher gegenteiligen Effekt. Dann kann die Hemmung der RNA-Bindung Krebszellen sogar empfindlicher gegenüber Chemotherapien machen. Hauptziel von TerSor ist es zu verstehen, wie RNA-gebundenes MYCN funktioniert. Ein grundlegendes Verständnis dieser Funktion soll in der Zukunft die Entwicklung neuer Behandlungen ermöglichen, die aggressive Tumore gezielt abtöten können.

„Der ERC Starting Grant ist eine großartige Auszeichnung und Anerkennung unserer bisherigen Arbeit und ein Ansporn für künftige Forschungen“, freut sich Dimitrios Papadopoulos. „Zudem ist die Förderung ein großer Schritt für den Aufbau meiner eigenen unabhängigen Forschungsgruppe!“ Die 1,5 Millionen Euro will der Wissenschaftler sowohl für die Einstellung von Personal nutzen, zum Beispiel von Post-Doktoranden und -Doktorandinnen, als auch für die Beschaffung von Forschungsmaterialien.

Werdegang des ERC-Preisträgers

Dimitrios Papadopoulos wurde 1988 geboren und studierte Biologie an der Universität Athen. Nach seiner Promotion an der Justus-Liebig-Universität Gießen trat er 2018 der Forschungsgruppe von Prof. Martin Eilers bei, Leiter des JMU-Lehrstuhls für Biochemie und Molekularbiologie. 2023 gründete er seine eigene Forschungsgruppe als Principal Investigator in einem neuen, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Konsortium (CRC1588). Im selben Jahr erhielt er den Young Investigator Award der Deutschen Krebsgesellschaft.

Kontakt

Dr. Dimitrios Papadopoulos, Gruppenleiter am Lehrstuhl für Biochemie und Molekularbiologie, Tel. +49 931 31-89352, dimitrios.papadopoulos@ uni-wuerzburg.de 

 

Pressemitteilung der Universität Würzburg vom 05.09.2024

Er darf sich über einen ERC Starting Grant freuen: Der Krebsforscher Dimitrios Papadopoulos.
Er darf sich über einen ERC Starting Grant freuen: Der Krebsforscher Dimitrios Papadopoulos. (Papadopoulos/JMU)

Graduiertenprogramm RNAmed nimmt Fahrt auf

Das „Supermolekül“ RNA könnte in Zukunft neue medizinische Behandlungen ermöglichen. Deshalb steht es im Fokus von RNAmed, einem internationalen Graduiertenprogramm unter Leitung der Universität Würzburg.

Die Studierenden, Mentorinnen und Mentoren des Graduiertenprogramms RNAmed.
Die Studierenden, Mentorinnen und Mentoren des Graduiertenprogramms RNAmed. (Bild: Andrea Rentmeister/LMU)

In allen Organismen wird genetische Information über Nukleinsäuren gespeichert und weitergegeben. Während DNA schon lange als biologisches Speichermedium im Rampenlicht steht, tritt ihre – in der Regel – einzelsträngige Schwester, die Ribonukleinsäure (kurz: RNA), zunehmend aus dem Hintergrund. Sie ist nicht nur ein Informationsträger, sondern spielt auch eine Schlüsselrolle bei regulatorischen Funktionen in Zellen. Dass dieses Molekül auch effektiv als Wirkstoff in Medikamenten eingesetzt werden kann, hat spätestens die COVID-19-Pandemie gezeigt, zu deren Bekämpfung mRNA (Messenger-RNA)-basierte Impfstoffe eine Schlüsselrolle spielten.

In Zukunft könnten mRNA-Impfstoffe nicht nur gegen Infektionskrankheiten helfen, sondern auch bei der Behandlung und Heilung von Krebs. Die RNA-basierte Medizin macht bei einer Vielzahl von Krankheiten rasche Fortschritte. Deshalb hat die Julius-Maximilians-Universität (JMU) ein Graduiertenprogramm ins Leben gerufen, das Nachwuchsforschende, die sich mit RNA beschäftigen, unterstützen und vernetzen soll: „RNAmed – Future Leaders ins RNA-based Medicine“.

RNAmed: ein internationales Eliteprogramm in Bayern

Das im Dezember 2022 gestartete Graduiertenprogramm wird durch das Elitenetzwerk Bayern gefördert und bietet 20 Doktorandinnen und Doktoranden die Möglichkeit, ihr Forschungsprojekt in Würzburg, München oder Regensburg durchzuführen. Die Mitglieder kommen aus sieben Nationen und den unterschiedlichsten Regionen Deutschlands.

Seine Wurzeln hat RNAmed in der starken biologischen, chemischen und pharmazeutischen Forschung an der JMU, die eine führende Rolle in diesem Programm spielt und die Koordination mit ihren Partneruniversitäten übernimmt. Sprecher und Initiator ist Jörg Vogel, der als Direktor des Instituts für Molekulare Infektionsbiologie an der JMU und Gründungsdirektor des Würzburger Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung seine Expertise an der Schnittstelle von RNA-Biologie und Infektionsforschung einbringt.

Insgesamt vernetzt RNAmed mehr als ein Dutzend renommierte Spitzenforschende aus Würzburg, München und Regensburg mit dem wissenschaftlichen Nachwuchs. Die Zusammensetzung des Konsortiums wurde bewusst so gewählt, dass eine abgestimmte Kombination von Grundlagenforschung und klinischer Forschung gewährleistet ist. Durch den hervorragenden wissenschaftlichen Rahmen und ein strukturiertes Training erwerben die Teilnehmenden fundierte Kenntnisse und Fähigkeiten, um später molekulare Therapeutika und Präzisionsmedizin entwickeln zu können. Momentan sind acht Nachwuchsforschende und sieben Mentorinnen und Mentoren aus Würzburg Teil des Programms.

Von der Grundlagenforschung bis zur Klinik

RNAmed spannt den Bogen von der Grundlagenforschung bis zur Klinik. So vielfältig RNA-basierte Medizin ist, so vielfältig sind auch die betreuten Projekte: Sie beschäftigen sich beispielsweise mit CRISPR-Cas-Technologien und Anwendungen zur Genom-Editierung, RNA-Modifikationen, effizienten Übertragungs- und Aufnahmewegen von RNA-Therapeutika in Zellen, RNAs als therapeutische Ziele zur Behandlung von Herzerkrankungen, RNA-Biologie von Infektionen, RNA-Biomarkern und Diagnosemethoden im klinischen Bereich.

Vernetzung mit renommierten Forschenden

Im Fokus des Programms steht auch die Vernetzung der RNAmed-Mitglieder mit großen Namen aus der RNA-Forschung: So verfolgte die Gruppe im Juli 2023 die Verleihung des „Theodor-Boveri-Preises“ im JMU-Biozentrum, bei der Nobelpreisträgerin Katalin Karikó für ihre herausragenden Beiträge auf dem Gebiet der mRNA-Therapeutika ausgezeichnet wurde, und kamen persönlich mit ihr ins Gespräch.

Knapp ein Jahr später, im Juni 2024, hatten die RNAmed-Graduierten auf einer Konferenz in Worcester (USA) die Gelegenheit, sich mit Jennifer Doudna, die 2020 den Nobelpreis „für die Entwicklung einer Methode zur Genom-Editierung“ erhielt, wissenschaftlich auszutauschen. Und bei einem Symposium in München konnten sie kürzlich Benjamin List kennenlernen, der 2021 den Nobelpreis für seine Arbeit an der „Entwicklung der asymmetrischen Organokatalyse“ erhielt – ein präzises und praktisches Werkzeug zum Aufbau von Molekülen.

„Die Begegnungen mit diesen passionierten Menschen und ihrem Streben, etwas zu schaffen und zu erreichen, was zuvor als fast unmöglich galt, waren für uns sehr inspirierend“, sagt RNAmed-Doktorandin Xiaoxuan Wang. Sie forscht an der JMU in der Arbeitsgruppe von Lorenz Meinel am Lehrstuhl für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie.

RNAmed Sommerveranstaltung in München

Eine große interne Veranstaltung fand im Juli 2024 statt, als sich alle RNAmed-Mitglieder und ihre Mentorinnen und Mentoren an der Ludwig-Maximilians-Universität München trafen, um ihre Projekte und Netzwerke vorzustellen. Es war das erste Mal, dass RNAmed in einer solch großen Gruppe zusammenkam, und so wurde auch ausführlich über administrative Elemente und die nächsten Aufgaben diskutiert.

Shounok Panja ist der neueste Doktorand im Programm und seit Juli 2024 Mitglied in der Arbeitsgruppe von Cynthia Sharma am Lehrstuhl für Molekulare Infektionsbiologie II an der JMU. „Ich war gerade erst vor ein paar Tagen von Indien nach Würzburg gekommen und durfte gleich mit zu dem Treffen in München“, so Panja. „RNAmed hat mich von Anfang an herzlich empfangen. Das Treffen bot mir eine ideale Gelegenheit, alle Beteiligten und deren Projekte kennenzulernen und mich in das Programm einzubringen. Interessant war auch, dass die Strukturen des Programms und die organisatorischen Elemente vorgestellt wurden. Wir PhD-Studierende bekommen die Möglichkeit, das Programm und dessen Zukunft aktiv mitzugestalten.“

Zu den Schlüsselelementen von RNAmed gehören auch die Vermittlung von Partnerschaften und Praktika in die pharmazeutische Industrie sowie die Diskussion ethischer Aspekte und sozialer Auswirkungen der RNA-basierten Medizin. So sollen künftige Führungskräfte in Wissenschaft, Industrie und Politik ausgebildet werden, die RNA sinnvoll nutzen wollen, um die Prävention und Behandlung von Krankheiten voranzutreiben.

Kontakt

Christian Fröschel, Programm Koordinator RNAmed, Tel. +49 931 31-82517, christian.froeschel@ uni-wuerzburg.de   

 

einBlick - Das Online-Magazin der Universität Würzburg vom 03.09.2024

Die Studierenden, Mentorinnen und Mentoren des Graduiertenprogramms RNAmed.
Die Studierenden, Mentorinnen und Mentoren des Graduiertenprogramms RNAmed. (Bild: Andrea Rentmeister/LMU)

Musical-Gäste spendeten knapp 30.000 Euro für die Würzburger Krebsforschung

Beim diesjährigen Musicalsommer Fulda kamen 29.557 Euro an Spenden für „Forschung hilft“, die Stiftung zur Förderung der Krebsforschung an der Würzburger Universität, zusammen.

Bei der Spendenübergabe in Fulda (von links): Björn Steinacker und Gabriele Nelkenstock (beide Stiftung „Forschung hilft“), Peter Scholz (Spotlight Musicals GmbH) und Prof. Dr. Imad Maatouk (Uniklinikum Würzburg).
Bei der Spendenübergabe in Fulda (von links): Björn Steinacker und Gabriele Nelkenstock (beide Stiftung „Forschung hilft“), Peter Scholz (Spotlight Musicals GmbH) und Prof. Dr. Imad Maatouk (Uniklinikum Würzburg). © Jasmin Mühlich

Würzburg / Fulda. Am 29. August dieses Jahres überreichte Peter Scholz, Geschäftsführer der Spotlight Musicals GmbH, einen Spendenscheck über 29.557 Euro an Gabriele Nelkenstock, die Vorsitzendes des Stiftungsrats von „Forschung hilft“. Die Stiftung fördert besonders aussichtsreiche Krebsforschungsprojekte an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Zusammengetragen worden war der Betrag auf Vermittlung des Lions Clubs Fulda vom Team des Musicals „Die Päpstin“, das beim diesjährigen Musicalsommer Fulda gespielt wurde. Am Ende von vielen Vorstellungen des dreimonatigen Festivals sammelten die Ensemble-Mitglieder Spenden bei den Besucherinnen und Besuchern. 

Herzlicher Dank für Einsatz- und Spendenbereitschaft

Gabriele Nelkenstock und Björn Steinacker, Mitglied des Stiftungsbeirats, waren bei der Übergabe der großen Summe tief beeindruckt. „Wir danken allen an der Durchführung dieser großartigen Aktion Beteiligten sehr herzlich für ihren Einsatz – genauso, wie den ungezählten Spenderinnen und Spendern für ihre großzügige Spendenbereitschaft“, unterstrich die Stiftungsratsvorsitzende. 

Peter Scholz zeigte sich stolz, mit dem Geld aktiv die Krebsforschung unterstützen zu können. „Es ist immanent wichtig, durch Forschung weitere Erkenntnisse zu erlangen, um damit neue Therapiemethoden zu entwickeln. Dabei ist es essentiell, dass die Tumorzentren in ihrer Tätigkeit unterstützt werden und untereinander vernetzt zusammenarbeiten“, so Scholz. Und Gabriele Nelkenstock ergänzte: „Fortschritte in der Krebsforschung werden mit vielen kleinen Schritten und vielen innovativen Forschungsprojekten erkämpft. Jedes Puzzleteil gibt uns die Hoffnung, dass wir die Krankheit Krebs irgendwann besiegen können.“

Finanzierungslücken überbrücken

Die Stiftung „Forschung hilft“ schüttet seit ihrer Gründung Ende 2017 jährlich Förderpreisgelder an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Würzburger Universitätsmedizin aus. Bei der Scheckübergabe in Fulda dabei war Prof. Dr. Imad Maatouk, der mit seinem Team schon mehrfach in den Genuss dieser Unterstützung kam. Der Leiter des Schwerpunkts Psychosomatische Medizin an der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW) betonte: „Diese unmittelbare und unkomplizierte Förderung hilft in vielen Fällen über oft gar nicht so große, aber doch massiv hemmende Finanzierungslücken hinweg. Außerdem ist die auf die Bürgerinnen und Bürger unserer Region gestützte Hilfe für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein besondere Form der Anerkennung ihrer Forschungsbemühungen.“

Für den Kampf gegen Glioblastom

Auf Anregung von Prof. Dr. Hermann Einsele, Krebsexperte am UKW und Stiftungsratsmitglied, soll das Geld konkret in Forschungsarbeiten zum Glioblastom, dem bei Erwachsenen häufigsten bösartigen Hirntumor, fließen. Davon betroffene Patientinnen und Patienten haben derzeit leider noch eine sehr ungünstige Prognose. 
Nach einer Ankündigung des Lions Clubs Fulda sollen in diesem Jahr noch weitere Benefizaktionen zugunsten von „Forschung hilft“ folgen: Der Lions Lauf am 22. September und der Lions Adventskalender 2024.

Wer die Stiftung weiter voranbringen will, kann außerdem auf folgendes Konto spenden: 

Stiftergemeinschaft der Sparkasse Mainfranken Würzburg
IBAN: DE19 7905 0000 0000 0655 65
BIC: BYLADEM1SWU

www.forschung-hilft.de

 

Text: Pressestelle / UKW

Bei der Spendenübergabe in Fulda (von links): Björn Steinacker und Gabriele Nelkenstock (beide Stiftung „Forschung hilft“), Peter Scholz (Spotlight Musicals GmbH) und Prof. Dr. Imad Maatouk (Uniklinikum Würzburg).
Bei der Spendenübergabe in Fulda (von links): Björn Steinacker und Gabriele Nelkenstock (beide Stiftung „Forschung hilft“), Peter Scholz (Spotlight Musicals GmbH) und Prof. Dr. Imad Maatouk (Uniklinikum Würzburg). © Jasmin Mühlich

Chemiker Lutz Nuhn mit Young Scientist Award ausgezeichnet

Für seine Arbeiten an Nanopartikeln, die medizinische Wirkstoffe gezielt durch den Körper transportieren, erhielt Chemieprofessor Lutz Nuhn einen Preis für herausragende jüngere Forschende.

Professor Lutz Nuhn (links) erhielt den Hanwha-TotalEnergies IUPAC Young Scientist Award 2024 zusammen mit Professorin Rongrong Hu (Mitte) aus den Händen von Professor Igor Lacik (rechts), Präsident der IUPAC Polymer-Division
Professor Lutz Nuhn (links) erhielt den Hanwha-TotalEnergies IUPAC Young Scientist Award 2024 zusammen mit Professorin Rongrong Hu (Mitte) aus den Händen von Professor Igor Lacik (rechts), Präsident der IUPAC Polymer-Division. (Bild: IUPAC Polymer Division)

Biologisch abbaubare Nanopartikel aus Polymeren entwickeln, sie mit Arzneistoffen beladen und auf die Reise in den menschlichen Körper schicken, damit sie Erkrankungen gezielter bekämpfen: Auf diesem Gebiet forscht Professor Lutz Nuhn, Leiter des Lehrstuhls für Makromolekulare Chemie am Institut für Funktionsmaterialien und Biofabrikation der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg.

Für seine innovativen Strategien zur Synthese solcher Nanopartikel wurde der 39-jährige Wissenschaftler nun ausgezeichnet: Er erhielt, gemeinsam mit Professorin Rongrong Hu von der South China University of Technology, den Hanwha-TotalEnergies IUPAC Young Scientist Award 2024.

Für Nachwuchstalente aus der Polymerchemie

Der Preis wird alle zwei Jahre beim World Polymer Congress der IUPAC (International Union of Pure and Applied Chemistry) an Nachwuchstalente der Polymerchemie aus der ganzen Welt vergeben. Lutz Nuhn und Rongrong Hu bekamen ihn Anfang Juli 2024 im Rahmen der IUPAC-Tagung Macro2024 in Warwick (England) überreicht.

Mit dem Preis würdigt die IUPAC Polymer-Division Lutz Nuhns Errungenschaften in der Herstellung bioabbaubarer Wirkstoffträger, mit denen sich gezielt Immunzellen ansteuern lassen, um darüber Immunreaktionen, zum Beispiel gegen Krebs, hervorzurufen.

Center of Polymers for Life im Aufbau

An der JMU ist Lutz Nuhn in Zusammenarbeit mit Professor Jürgen Groll maßgeblich am Aufbau des „Center of Polymers for Life“ beteiligt, das voraussichtlich 2025 auf dem Hubland-Campus eröffnet wird. Das Zentrum soll die Spitzenforschung in der Polymerwissenschaft und deren Anwendungen in den Lebenswissenschaften weiter vorantreiben.

 

einBlick - Das Online-Magazin der Universität Würzburg vom 03.09.2024

Professor Lutz Nuhn (links) erhielt den Hanwha-TotalEnergies IUPAC Young Scientist Award 2024 zusammen mit Professorin Rongrong Hu (Mitte) aus den Händen von Professor Igor Lacik (rechts), Präsident der IUPAC Polymer-Division
Professor Lutz Nuhn (links) erhielt den Hanwha-TotalEnergies IUPAC Young Scientist Award 2024 zusammen mit Professorin Rongrong Hu (Mitte) aus den Händen von Professor Igor Lacik (rechts), Präsident der IUPAC Polymer-Division. (Bild: IUPAC Polymer Division)

Thrombozyten im Griff: Wie sich Herz und Hirn nach einem Infarkt effektiver schützen lassen

Neuer hochwirksamer Thrombosehemmer in Sicht

Würzburger präsentieren vielversprechenden GPVI-Inhibitor EMA601 zur effizienten Prävention und Behandlung arterieller Thrombosen und Entzündungsreaktionen ohne erhöhtes Blutungsrisiko

 

Mikroskopisches Bild von Blutgerinnseln bei Mäusen
Mikroskopie ermöglicht die Visualisierung der Thrombusbildung in Mausarteriolen. Das linke Bild zeigt eine humanisierte GP6 (hGP6tg/tg) Kontrollmaus, bei der ein Gerinnsel (grün) das gesamte Gefäß blockiert. Im Gegensatz dazu verschließen die Thrombozyten bei der mit EMA601 behandelten hGP6tg/tg-Maus die Verletzung, bilden jedoch keinen verstopfenden Thrombus. © Experimentelle Biomedizin I
Prof. Dr. Bernhard Nieswandt im schwarzen Jacket steht links neben dem sitzenden Dr. Stefano Navarrro im weißen Kittel, im Hintergrund ein Monitor
Prof. Dr. Bernhard Nieswandt (links) und Dr. Stefano Navarro im Labor des Rudolf-Virchow-Zentrums. © Kerstin Siegmann / Experimentelle Biomedizin I

Würzburg. Ein ungesunder Lebensstil, Krankheiten oder Verletzungen, genetische Veranlagung sowie eine erhöhte Gerinnungsneigung können die Bildung von Thromben in den Blutgefäßen begünstigen. Diese Gerinnsel behindern den Blutfluss zu lebenswichtigen Organen. Ein Infarkt droht. Die Vorbeugung und Behandlung von Thrombosen ist daher entscheidend, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden. 
Prof. Dr. Bernhard Nieswandt, Leiter des Lehrstuhls für Experimentelle Biomedizin I am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) und Forschungsgruppenleiter am Rudolf-Virchow-Zentrum (RVZ) der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) veröffentlichte jetzt mit seinem Team im European Heart Journal, eine Studie zu einem neuen, hochwirksamen und gleichzeitig sehr nebenwirkungsarmen antithrombotischen Wirkstoff, der breite therapeutische Anwendung finden könnte. Das European Heart Journal ist die weltweit führende Fachzeitschrift auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Forschung.

Oberflächenrezeptor GPVI spielt Schlüsselrolle bei der Aktivierung und Aggregation von Blutplättchen 

Bernhard Nieswandt beschäftigt sich seit Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn mit Thrombozyten, auch bekannt als Blutplättchen, und hat auf diesem Gebiet Pionierarbeit geleistet. Vor 25 Jahren beschrieb er erstmalig die Funktion des Rezeptors Glykoprotein VI, kurz GPVI, der ausschließlich in Thrombozyten und ihren Vorläuferzellen im Knochenmark zu finden ist. Dieser Oberflächenrezeptor ist vor allem für die Bindung von Kollagen an der verletzten Gefäßwand verantwortlich, was die Aktivierung und Aggregation, also das Verklumpen der Blutplättchen auslöst. So können die kleinen kernlosen Zellen, die nur einen Tausendstel Millimeter groß sind, und von denen wir etwa 250 Millionen in jedem Milliliter Blut haben, ihre zentrale Rolle bei der Hämostase erfüllen, und die Blutungen nach Verletzungen stillen. Eine übermäßige Aktivierung von GPVI kann jedoch zur Bildung krankhafter Thromben und damit zu Gefäßverschlüssen sowie akut bedrohlichen Ereignissen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Darüber hinaus sind Thrombozyten maßgeblich an Entzündungsreaktionen beteiligt und auch hier ist GPVI von zentraler Bedeutung.

„Die Würzburger Forschungsarbeiten der vergangenen 25 Jahre zeigten eindrücklich, dass GPVI eine vielversprechende Zielstruktur für anti-thrombotische und anti-entzündliche Therapien ist und legten damit das Fundament für die Entwicklung und klinische Erprobung von GPVI-Inhibitoren“, erklärt Bernhard Nieswandt. Der Biologe entdeckte einen Mechanismus, mit dem GPVI sowohl gehemmt als auch ausgeschaltet werden kann. Ein erstes Medikament, der GPVI-Hemmer ACT017/Glenzocimab, wurde inzwischen von einer französischen Forschungsgruppe - basierend auf der Grundlagenforschung der Würzburger Universitätsmedizin - in die klinische Phase III gebracht: „Erste klinische Daten mit diesem GPVI-Hemmer bei  Schlaganfallpatientinnen und -patienten, die kürzlich veröffentlicht wurden, waren sehr vielversprechend und deuten darauf hin, dass dieser therapeutische Ansatz im Menschen funktionieren kann“, sagt Bernhard Nieswandt. 

Auch sein Team hat einen GPVI-blockierenden Antikörper entwickelt, der in seiner Wirksamkeit die bisherigen Wirkstoffe weit übertrifft, sogar bei sehr niedrigen Dosen, und dabei gleichzeitig das Blutungsrisiko nicht erhöht. „Unser Antikörper ist um den Faktor 50 potenter als die bislang beschriebenen GPVI-Inhibitoren und dürfte daher eine höhere klinische Wirksamkeit und breitere Einsatzmöglichkeiten haben“, meint Bernhard Nieswandt. 

Late-Breakthrough-Abstract auf dem ISTH-Kongress in Bangkok

Entwickelt wurde der GPVI-Inhibitor EMA601 von der unterfränkischen Biotech-Firma EMFRET Analytics, die Bernhard Nieswandt einst mitbegründete. Funktionell untersucht wurde EMA601 von Forschenden des UKW, des RVZ und der JMU, allen voran Dr. Stefano Navarro. Er analysierte im Rahmen seiner Doktorarbeit sowohl Antikörperfragmente von Mäusen als auch humanisierte Antikörper in vitro und in vivo und fungiert als Erstautor der Publikation. Seine Ergebnisse stellte der Wissenschaftler bereits als Late-Breakthrough-Presentation auf dem ISTH-Kongress (Congress of the International Society on Thrombosis and Haemostasis) im Juni in Bangkok (Thailand) vor. Stefano Navarros Fazit: "EMA601 ist ein konzeptionell neuartiger und vielversprechender Wirkstoff zur Behandlung und Sekundärprophylaxe von Blutgerinnseln, um Infarkte zu verhindern, aber auch zur Unterdrückung von Entzündungsprozessen, die durch Blutplättchen verursacht werden und lebenswichtige Organe schädigen können.“

Bernhard Nieswandt erklärt die klinischen Hintergründe: „Sekundärprophylaxe bedeutet am Beispiel eines Schlaganfalls, dass nach erfolgreicher Entfernung des Embolus, der ins Hirn gewandert ist und die Blutversorgung unterbrochen hat, noch die Quelle des Embolus antithrombotisch behandelt werden muss. Doch selbst wenn der Blutfluss nach einem Infarkt in Herz oder Hirn wiederhergestellt wurde, können die Blutplättchen als Modulatoren des Immunsystems immer noch Entzündungen vorantreiben und Gewebeschädigungen begünstigen.“ Für diese Entzündungsprozesse wurde in Würzburg der Begriff Thrombo-Inflammation geprägt. 

Ein weiterer wesentlicher Vorteil des Antikörpers EMA601 ist, dass er die normale Blutgerinnung nicht zu beeinträchtigen scheint, während herkömmliche antithrombotische Wirkstoffe, die derzeit klinisch eingesetzt werden, mit einer erhöhten Blutungsneigung einhergehen. Bernhard Nieswandt: „In der Neurologie sehen unsere Kolleginnen und Kollegen immer noch eine beträchtliche Anzahl von Patientinnen und Patienten, deren Herzinfarkt kardiologisch gut behandelt wurde, bei denen aber plötzlich eine Hirnblutung auftritt. Auch für diese klinische Situation könnte der GPVI-Hemmer ein großer Fortschritt sein.“

Publikation: 
Stefano Navarro, Ivan Talucci, Vanessa Göb, Stefanie Hartmann, Sarah Beck, Valerie Orth, Guido Stoll, Hans M Maric, David Stegner, Bernhard Nieswandt, The humanized platelet glycoprotein VI Fab inhibitor EMA601 protects from arterial thrombosis and ischaemic stroke in mice, European Heart Journal, 2024;, ehae482, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehae482

Hier finden Sie die die englische Version der Pressemitteilung.

Text: Kirstin Linkamp / UKW

Exzellenter wissenschaftlicher Nachwuchs für die Blutkrebsforschung

Max Köppel vom Universitätsklinikum Würzburg (UKW) erhält ein José Carreras-DGHO-Promotionsstipendium in Höhe von 12.400 Euro für die Entwicklung von Zellkulturmodellen zur Untersuchung von CAR-T-Zelltherapie-induzierten Leukämien bei Patientinnen und Patienten mit Multiplem Myelom.

Max Köppel im Labor
Im Rahmen seiner von der José Carreras Leukämie-Stiftung geförderten Promotion simuliert Max Köppel von der AG Waldschmidt am Uniklinikum Würzburg mit Hilfe innovativer Labormodelle, wie von CAR-T-Zelltherapie-induzierte myeloische Neoplasien bei Patientinnen und Patienten mit Multiplem Myelom entstehen. © Shilpa Kurian / UKW

Würzburg. In den letzten Jahren hat sich die Prognose von Krebspatientinnen und Krebspatienten durch den Einsatz von Immuntherapien deutlich verbessert. Vor allem bei der Behandlung von Blut- und Knochenmarkkrebs gelten Immuntherapien mit T-Zell-aktivierenden (bispezifischen) oder mit genetisch veränderten T-Zellen, so genannten CAR-T-Zellen, als große Hoffnungsträger. Trotz ihrer beachtlichen Wirksamkeit ist insbesondere die Therapie mit CAR-modifizierten Immunzellen weiterhin ein junges Therapieverfahren, dessen Nebenwirkungen noch nicht vollständig verstanden sind. Hier setzt Max Köppel von der AG Waldschmidt aus der Medizinischen Klinik und Poliklinik II mit seiner Doktorarbeit an, der er sich dank eines José Carreras-DGHO-Promotionsstipendiums in Höhe von 12.400 Euro nun ein Jahr lang in Vollzeit widmen kann. Der Titel seiner Arbeit lautet: „CARTCHIP - Entwicklung präklinischer Zellkulturmodelle zur Charakterisierung von CAR-T assoziierten Leukämien bei Patienten mit Multiplem Myelom“.

Wirkung und Nebenwirkungen von Anti-BCMA CAR-T-Zellen 

Beim Multiplen Myelom - nach der Leukämie die zweithäufigste Blutkrebserkrankung, bei der verschiedene bösartige Tumorherde im Knochenmark auftreten - werden häufig sogenannte Anti-BCMA-CAR-T-Zellen eingesetzt. CAR steht für den chimären Antigenrezeptor, mit dem die weißen Blutkörperchen des Immunsystems, die körpereigenen T-Zellen, im Labor ausgestattet werden, damit sie die Tumorzellen im Körper besser aufspüren und angreifen können. BCMA ist ein Protein, das auf der Oberfläche von Plasmazellen vorkommt, einschließlich derer, die beim Multiplen Myelom bösartig werden. Anti-BCMA-CAR-T-Zellen sind so programmiert, dass sie das BCMA-Protein auf den Krebszellen des Multiplen Myeloms erkennen und zerstören. 

Neuere Studien haben jedoch gezeigt, dass Patientinnen und Patienten mit Multiplem Myelom, die mit Anti-BCMA-CAR-T-Zellen behandelt werden, ein erhöhtes Risiko haben, therapiebedingte myeloische Neoplasien zu entwickeln. Auch andere Faktoren wie das Alter oder eine langjährige Behandlung mit sogenannten alkylierenden Chemotherapeutika können die Entstehung von Zweittumoren bei Patientinnen und Patienten mit Multiplem Myelom begünstigen. Alkylierende Chemotherapeutika wirken, indem sie die Struktur der DNA in den Krebszellen verändern und so deren Vermehrung und Wachstum hemmen. 

Zellkulturmodelle zur Charakterisierung CAR-T-assoziierten Leukämien

„In meinem Forschungsprojekt möchte ich mit Hilfe innovativer Labormodelle simulieren, wie solche myeloischen Neoplasien entstehen“, erklärt Max Köppel. „Mein Ziel ist es, das Risiko für das Auftreten von hämatologischen Zweitneoplasien nach einer CAR-T-Zelltherapie besser abschätzen zu können und damit zu einem noch sichereren Einsatz dieser hochwirksamen Therapieform beizutragen.“ 

José Carreras-DGHO-Stipendienprogramm für exzellenten und besonders motivierten wissenschaftlichen Nachwuchs

Die Relevanz der Fragestellung, das methodische Vorgehen und der Innovationsgehalt seines Forschungsvorhabens wurden im Vorfeld von renommierten Expertinnen und Experten aus Hämatologie und Onkologie der José Carreras Leukämie-Stiftung (DJCLS) und der  Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e. V. (DGHO) in einem Gutachterverfahren geprüft und für förderungswürdig befunden. Neben sechs weiteren Stipendiatinnen und Stipendiaten erhält Max Köppel nun ein Jahr lang monatlich 1.000 Euro. Zusätzlich kann die Teilnahme an Fachkongressen mit bis zu 400 Euro unterstützt werden. Die José Carreras-DGHO-Promotionsstipendien werden seit 2014 zweimal jährlich vergeben, um exzellenten und besonders motivierten wissenschaftlichen Nachwuchs für die Leukämieforschung zu gewinnen.

Zur Meldung der Deutschen José Carreras Leukämie-Stiftung.

Weitere Informationen zu Immuntherapien beim Multiplen Myelom
Jedes Jahr erhalten allein in Deutschland rund 7.000 Menschen die Diagnose Multiples Myelom. Diese Krebserkrankung, die von veränderten Plasmazellen im Knochenmark ausgeht, kann bisher nicht dauerhaft geheilt werden. Denn auch nach einer vermeintlich erfolgreichen Therapie müssen die Betroffenen immer wieder mit einem Rückfall rechnen. Ein besseres Verständnis der Entwicklung dieser entarteten Knochenmarkzellen könnte jedoch Diagnose und Therapie optimieren. Als große Hoffnungsträger gelten Immuntherapien mit Antikörpern oder genetisch manipulierten T-Zellen, so genannten CAR-T-Zellen. Die Wahl der Immuntherapie und ihr Erfolg hängen entscheidend davon ab, ob, wie viele und welche Antigene sich auf der Krebszelle befinden. Bei der CAR-T-Zelltherapie wird den weißen Blutkörperchen unseres Immunsystems, den T-Zellen, auf die Sprünge geholfen. Dazu werden die T-Zellen gentechnisch verändert und im Labor mit einem künstlichen, auf die jeweilige Krebsart zugeschnittenen Rezeptor, dem Chimären Antigen-Rezeptor, kurz CAR, ausgestattet. Anschließend werden die „scharf gemachten“ T-Zellen dem Patienten als lebendes Medikament zurückgegeben. Mit Hilfe des spezifischen Oberflächenmarkers können die CAR-T-Zellen die Tumorzellen im Körper aufspüren und zerstören. Das Universitätsklinikum Würzburg (UKW) nimmt bei der Erforschung, Anwendung und Weiterentwicklung dieses neuen Wirkstoffprinzips international eine führende Rolle ein. So wird in Würzburg das europaweit größte Myelom-Programm mit zahlreichen klinischen Studien und Begleitforschung zu den neuesten Therapieformen wie CAR-T-Zellen und verschiedenen T-Zell-aktivierenden (bispezifischen) Antikörpern angeboten. Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des UKW und Sprecher des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) WERA, gilt als Meinungsführer auf dem Gebiet der CAR-T-Zelltherapie.

Text: Kirstin Linkamp / UKW 

Max Köppel im Labor
Im Rahmen seiner von der José Carreras Leukämie-Stiftung geförderten Promotion simuliert Max Köppel von der AG Waldschmidt am Uniklinikum Würzburg mit Hilfe innovativer Labormodelle, wie von CAR-T-Zelltherapie-induzierte myeloische Neoplasien bei Patientinnen und Patienten mit Multiplem Myelom entstehen. © Shilpa Kurian / UKW

Max-Armbrecht-Leukämiehilfe e.V. spendet für die Kinderkrebsforschung

Der Max-Armbrecht-Leukämiehilfe e.V. übergab einen Spendenscheck in Höhe von 25.000 € an die von Prof. Dr. med. Paul-Gerhardt Schlegel geleitete Arbeitsgruppe an der Universitäts-Kinderklinik Würzburg. Die Spende dient der Finanzierung der Forschung von Dr. Ignazio Caruana.

Prof. Dr. med Paul-Gerhardt Schlegel, Harriet Armbrecht, Nicolas Sauer und Dr. med. Ignazio Caruana
Prof. Dr. med Paul-Gerhardt Schlegel, Harriet Armbrecht, Nicolas Sauer und Dr. med. Ignazio Caruana (von links nach rechts). Bild: Ilayda Tunali

Würzburg. Am Dienstag, den 13.08.2024 fand eine Scheckübergabe des Max-Armbrecht-Leukämiehilfe e.V. an die Universitäts-Kinderklinik statt. Prof. Dr. Paul-Gerhardt Schlegel nahm zusammen mit Dr. Ignazio Caruana stellvertretend für die Kinderklinik einen Scheck in Höhe von 25.000 € entgegen.

Dr. Caruana ist im Feld der CAR-T-Zell-Forschung tätig. Die personalisierte Immun-therapie mit gentechnisch veränderten Abwehrzellen ist eine große Hoffnung für Patientinnen und Patienten, die u.a. an einer Leukämie leiden. Damit die körpereigenen Abwehrzellen die bösartigen Zellen im Blut, im Knochenmark oder in den Lymphknoten besser aufspüren und vernichten können, wird den Betroffenen Blut abgenommen und eine sog. Leukapherese durchgeführt: für die Gewinnung der individuellen T-Zellen werden die weißen Blutzellen, die Leukozyten, aus dem Blut des jeweiligen Erkrankten gefiltert und die verbleibenden Bestandteile des Blutes, Plasma und rote Blutzellen, wieder in den Kreislauf zurückgeführt. Im Labor werden die T-Zellen mit einem auf die Krankheit zugeschnittenen Oberflächenmarker, dem chimären Antigenrezeptor, kurz CAR, ausgestattet. Mit diesem Biosensor können die CAR-T-Zellen die Krebszellen besser erkennen und eliminieren.

Das aktuelle Forschungsprojekt von Dr. Caruana entwickelt diese Zellen im Labor weiter. In diesem Projekt gelingt es, außerhalb des Körpers diese Zellen so fit zu machen, dass sie a) ihr Ziel noch besser erkennen und zerstören können (Effektivität) und b) wesentlich länger im Körper verbleiben können (Persistenz).

Das Vorantreiben von Behandlungsmöglichkeiten für junge Leukämiepatientinnen und – patienten ist dem Max-Armbrecht-Leukämiehilfe e.V. seit Langem ein wichtiges Anliegen. Die Vision des Max-Armbrecht-Leukämiehilfe e.V., eines Tages allen an Leukämie erkrankten Kindern eine verlässliche Perspektive auf Heilung geben zu können, kommt damit weiter voran.

Bis es so weit ist, unterstützt der Verein aber selbstverständlich auch betroffene Patientinnen und Patienten und deren Familien im Rahmen des Satzungszwecks weiterhin bestmöglich.

Text: Nicolas Sauer, Max-Armbrecht-Leukämiehilfe e.V.

Prof. Dr. med Paul-Gerhardt Schlegel, Harriet Armbrecht, Nicolas Sauer und Dr. med. Ignazio Caruana
Prof. Dr. med Paul-Gerhardt Schlegel, Harriet Armbrecht, Nicolas Sauer und Dr. med. Ignazio Caruana (von links nach rechts). Bild: Ilayda Tunali