Aktuelle Pressemitteilungen

Zur Juniorprofessur durchgefragt

Die Neurobiologin Rhonda McFleder wurde für die Beantwortung ihrer zahlreichen Fragen, die sie sich Tag für Tag stellt, gleich doppelt belohnt: Sie erhielt eine Juniorprofessur am Uniklinikum Würzburg und wurde zur Lindauer Nobelpreisträgertagung eingeladen.

Juniorprofessorin Rhonda McFleder am Mikroskop im Labor
Rhonda McFleder forscht in der Neurologie am UKW zu Morbus Parkinson und erhielt im Mai 2023 die Juniorprofessur für Translationale Medizin. © Kirstin Linkamp
Rhonda McFleder und Mansi Yellore Vasanth im Labor der Neurologie
Rhonda McFleder (links) und ihre Mitarbeiterin, Doktorandin Mansi Yellore Vasanth, begutachten im Labor Frontalschnitte eines Gehirns. © Kirstin Linkamp
Umair Munawar und Rhonda McFleder beim Abendessen mit Morten Meldal
Auf der 72. Lindauer Nobelpreisträgertagung am Bodensee hatte Rhonda McFleder die Ehre, beim Abendessen neben dem Nobelpreisträger für Chemie, Morten Meldal, zu sitzen. Rechts von ihr, Umair Munawar vom Institut für Translationale Myelomforschung am UKW. © Umair Munawar

Warum. Das ist das Lieblingswort von Rhonda McFleder. Die Neugier zu Unbekanntem und das Fragen stellen, hatte die Neurobiologin schon von Kindesbeinen an.  Deshalb liebt sie ihren Job am Universitätsklinikum Würzburg, bei welchem sie die Rolle des Immunsystems bei Morbus Parkinson erforscht. Auch wenn mal eine Bewerbung oder eine Arbeit abgelehnt wird, ihre Experimente nicht gelingen, sie wird nicht müde, nach dem „Warum“ zu fragen und versucht aus den Antworten zu lernen. Damit ist die 33-Jährige mit Unterstützung ihres Mannes und ihren zwei kleinen Töchtern weit gekommen: Sie hat gerade eine Tenure-Track-Professur für Translationale Medizin an der Julius-Maximilians-Universität erhalten. Nach erfolgreicher Bewährungsphase geht diese vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Professur in eine unbefristete Professur über. Weiter oben auf der Karriereleiter lassen die Fragen jedoch nicht nach. Einige davon durfte die gebürtige US-Amerikanerin, den klügsten Köpfen der Welt stellen. Rhonda McFleder hatte Ende Juni die einmalige Gelegenheit an der 72. Lindauer Nobelpreisträgertagung am Bodensee teilzunehmen.

Inspiration und Ideen bei der Lindauer Nobelpreisträgertagung 

„Es war unglaublich dort, so offen und inspirierend. Wir waren etwa 600 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 89 Ländern und hatten fast eine Woche lang so viele Möglichkeiten, sowohl untereinander als auch mit den rund vierzig anwesenden Nobelpreisträgerinnen und -trägern ins Gespräch zu kommen“, schwärmt sie. „Bei einem Abendessen saß ich direkt neben Morten Meldal, der für seine Click-Chemie den Nobelpreis erhalten hat. Seine Frau, ebenfalls Chemikerin, war ebenfalls dabei. Es war toll. Wir haben hauptsächlich über die Familie und das Leben geplaudert“, strahlt Rhonda McFleder. Mehr ins Berufliche ging es beim Science Walk mit der Biologin Christiane Nüsslein-Volhard, die für ihre Forschung über die genetische Kontrolle der frühen Embryonalentwicklung mit dem Nobelpreis für Medizin oder Physiologie ausgezeichnete wurde. „Sie hat mich auf spezielle Management-Trainings und auf ihre Stiftung aufmerksam gemacht, die talentierte junge Wissenschaftlerinnen mit Kindern unterstützt, um ihnen die für eine Karriere erforderliche Freiheit und Mobilität zu verschaffen“, erklärt Rhonda McFleder und fügt hinzu. „Wir wurden in unserer Ausbildung gut trainiert, eine Ärztin oder Wissenschaftlerin zu sein, aber niemand hat uns gezeigt, wie man ein Labor führt und alles gleichzeitig schafft: Paper und Anträge schreiben, sich um die Studierenden kümmern und für die Familie da zu sein.“ Von Christiane Nüsslein-Volhard habe sie einige wertvolle Tipps erhalten, die ihr die Angst genommen haben, die sie zugegebenermaßen ein bisschen vor der Juniorprofessur hatte.

Das Smartphone als Screening-Tool für Krankheiten 

Besonders inspiriert habe sie der Computer-Wissenschaftler Shwetak Patel, der die Heidelberg Lecture hielt. Da es keinen Nobelpreis für Mathematik oder Informatik gibt, versucht man mit diversen Preisen und Foren wie eben das Heidelberg Laureate Forum diese Lücke zu schließen. Patel entwickelt neue Sensorik- und KI-Techniken, um Smartphones für Screenings und Selbstmanagement zu nutzen. So lässt sich zum Beispiel eine Anämie mit der Handy-Kamera messen. In Peru, wo die Blutarmut weit verbreitet ist, konnten dank dieser frei zugänglichen App innerhalb von drei Wochen Tausende Kinder auf Anämie getestet werden. „Das ist unglaublich“, betont Rhonda McFleder. Und mit dem Mikrofon des Handys lässt sich die Lungenfunktion testen. Das Selbstlose habe Rhonda McFleder am meisten fasziniert. Patel gehe es nicht um Geld, er möchte einfach Menschen helfen, indem er Medizin und Technologien für jeden zugänglich macht. Sein Rat: Bei allem, was wir entwickeln, sollten wir uns immer fragen, ob jeder einen Vorteil davon habe. Wenn nicht, müssten wir zurück ins Labor.

Immunzellen könnten Schlüssel zum Verständnis der Entstehung von Parkinson sein

Auch sie hoffe, dass ihre Forschung eines Tages so vielen Menschen wie möglich zu Gute kommt. Ihre jüngsten Arbeiten deuten zum Beispiel darauf hin, dass bestimmte Immunzellen das Fortschreiten der Parkinson-Erkrankung beeinflussen und dass es eine spezielle Immunverbindung zwischen dem Gehirn und dem Darm gibt, die es den beiden Organen ermöglicht, miteinander zu kommunizieren. „Wir wissen, dass Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ein höheres Parkinson-Risiko haben, und diejenigen, die eine Appendektomie hatten, also keinen Blinddarm mehr besitzen, ein niedrigeres Risiko. Aber warum ist das so? Warum liegen auch bei anderen neurologischen Erkrankungen wie Multiples Sklerose oder Depressionen Probleme im Darm vor?“, fragt Rhonda McFleder. Antworten sucht sie, indem sie versucht, die an der Kommunikation beteiligten Zelle zu identifizieren und ein Medikament zu entwickeln, das die Kommunikation unterbindet.

Behandlungsoptionen für neurologische Erkrankungen mit Darmbeteiligung 

Für diese Translation hat sie jetzt eine Juniorprofessur erhalten. Sie will ihre Forschung zum Patienten bringen. Zum einen erhofft sie sich eine bessere und frühere Diagnostik. „Es wäre zum Beispiel cool, wenn wir eines Tages anhand einer Stuhlprobe sehen können, ob man Parkinson hat“, sagt sie. Auf der anderen Seite strebt sie an, die an der Kommunikation beteiligten Immunzellen nicht nur als Behandlungsoptionen für Morbus Parkinson, sondern auch für andere Erkrankungen mit Darmbeteiligung nutzen zu können. Es geht aber nicht nur um neue Diagnostik und Behandlungsoptionen, Rhonda McFleder möchte ihre Forschung auch benutzen, um vorhandene Therapien von Morbus Parkinson zu verbessern. „Im Rahmen des ReTune-Projekts des SFB, suche ich aktuell nach Möglichkeiten, um die Neuroprotektive Wirkung der Tiefen Hirnstimulation zu optimieren,“ erklärt sie stolz.

Das alles motiviert sie Tag für Tag: Dass die Antworten auf ihre vielen Fragen zu besseren Behandlungsmöglichkeiten für Menschen mit neurologischen Erkrankungen führen.

Über Rhonda McFleder

Prof. Dr. Rhonda McFleder wurde 1990 in Fayetteville, North Carolina, USA, geboren. Sie studierte an der University of North Carolina Biologie sowie an der University of Massachusetts Medizin und promovierte im Fach Neurobiologie. Während ihres praktischen Jahres im Medizinstudium hospitierte sie in verschiedenen Krankenhäusern und Forschungseinrichtungen, unter anderem am Uniklinikum Würzburg, da die Familie ihres Mannes im Landkreis Würzburg lebt. Es war aber nicht allein die familiäre Unterstützung, die Würzburg den Zuschlag gab. Die Neurologische Klinik und Poliklinik am UKW mit ihrem breiten Spektrum an klinischen Themen, der Vielzahl an Patientinnen und Patienten, die sich mit verschiedenen Krankheitsbildern vorstellen, haben sie beeindruckt. Schlussendlich überzeugt haben sie die eindeutige Leidenschaft des Klinikdirektors Prof. Dr. Jens Volkmann und des Arbeitsgruppenleiters Prof. Dr. Chi Wang Ip an der Forschung. Die Neurologische Klinik, die sich unter anderem als internationales Referenzzentrum für die Tiefe Hirnstimulation bei Morbus Parkinson und anderen Bewegungsstörungen einen Namen gemacht hat, schien für sie der perfekte Ort zu sein, um ihren medizinischen und wissenschaftlichen Hintergrund zu kombinieren und Patienten zu helfen. Sie begann als Postdoktorandin in der Arbeitsgruppe von Prof. Chi Wang Ip und erhielt im November 2020 ein Humboldt-Forschungsstipendium. Zweieinhalb Jahre später folgte die Juniorprofessur.

Ein Porträt über Rhonda McFleder steht in unserer Serie #WomenInScience

Juniorprofessorin Rhonda McFleder am Mikroskop im Labor
Rhonda McFleder forscht in der Neurologie am UKW zu Morbus Parkinson und erhielt im Mai 2023 die Juniorprofessur für Translationale Medizin. © Kirstin Linkamp
Rhonda McFleder und Mansi Yellore Vasanth im Labor der Neurologie
Rhonda McFleder (links) und ihre Mitarbeiterin, Doktorandin Mansi Yellore Vasanth, begutachten im Labor Frontalschnitte eines Gehirns. © Kirstin Linkamp
Umair Munawar und Rhonda McFleder beim Abendessen mit Morten Meldal
Auf der 72. Lindauer Nobelpreisträgertagung am Bodensee hatte Rhonda McFleder die Ehre, beim Abendessen neben dem Nobelpreisträger für Chemie, Morten Meldal, zu sitzen. Rechts von ihr, Umair Munawar vom Institut für Translationale Myelomforschung am UKW. © Umair Munawar

Die Frau hinter dem Impfstoff-Durchbruch

Pressemitteilung des RVZ

Die Biochemikerin Katalin Karikó hat mit ihrer Forschung die Grundlage gelegt für die Entwicklung der RNA-Impfstoffe gegen das Coronavirus. Jetzt kommt sie an die Universität Würzburg und hält einen öffentlichen Vortrag.

Die Forscherin Katalin Karikó kommt an die Universität Würzburg.
Die Forscherin Katalin Karikó kommt an die Universität Würzburg. (Bild: Vilcek Foundation / MHamiltonVisuals / https://mhamiltonvisuals.com)

Sie gilt als „eine maßgebliche Wegbereiterin für die Entwicklung von mRNA-basierten Impfstoffen“, wie die Frankfurter Rundschau schreibt. Sie machte „eine Entdeckung, die vielen Fachleuten nobelpreiswürdig erscheint“, so die Süddeutsche Zeitung. Und für die New York Times ist sie „die Frau, die dabei half, die Welt vor dem neuen Corona-Virus zu schützen“.

Gemeint ist in allen drei Fällen die Biochemikerin Katalin Karikó. Die gebürtige Ungarin lebt und forscht seit 1985 in den USA an der University of Pennsylvania. Von 2013 bis Ende September 2022 war sie Senior Vice President bei der Firma BioNTech in Mainz. Seitdem ist sie außerdem Professorin an der Universität Szeged (Ungarn).

Im Mittelpunkt ihrer Forschung steht die RNA-vermittelte Aktivierung der Immunantwort. Damit ebnete sie den Weg für die Herstellung mRNA-basierter Impfstoffe. Mit dem von ihr mitentwickelten Verfahren konnte nicht nur die Corona-Pandemie wirksam bekämpft werden. Es soll in Zukunft auch bei der Prävention und Behandlung vieler weiterer Krankheiten zum Einsatz kommen – angefangen bei HIV und Grippe bis zu Krebs. 

Zeit und Ort

Jetzt kommt Katalin Karikó für einen Vortrag an die Universität Würzburg. Am Mittwoch, 26. Juli 2023, spricht sie über das Thema „Developing mRNA for therapy“, Beginn ist um 17:15 Uhr. Die Vortragssprache ist Englisch. Utz Fischer, Inhaber des Lehrstuhls für Biochemie an der Universität Würzburg, gibt eine kurze Einführung. Zuvor halten Wolfgang Rössler, der Sprecher des Biozentrums, und Unipräsident Paul Pauli Grußworte.

Der Vortrag findet statt im Biozentrum am Campus Hubland Süd, Hörsaal A101. Ein Live-Stream wird auf dieser Seite zur Verfügung stehen:https://go.uniwue.de/bzkolloqium


Theodor-Boveri-Preis für Katalin Karikó

Karikó kommt auf Einladung der Würzburger Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft (Physico-Medica) ans Biozentrum. Die Gesellschaft wurde 1849 als eine der ersten medizinisch-naturwissenschaftlichen Gesellschaften in Deutschland gegründet.

Alljährlich verleiht sie den „Theodor-Boveri-Preis“ an eine herausragende Wissenschaftlerin beziehungsweise einen herausragenden Wissenschaftler, deren exzellente Arbeiten neue Möglichkeiten in der biomedizinischen Forschung und ihrer Anwendung am Menschen eröffnet haben. Damit verbunden ist die Einladung zu einer Theodor-Boveri-Vorlesung.

Karikó hatte diesen Preis im Jahr 2021 verliehen bekommen. Aufgrund der Coronapandemie konnte sie erst jetzt nach Würzburg kommen.

Sommerfest mit Preisverleihung und Ausstellungseröffnung

Eingebettet ist der Vortrag in das Sommerfest des Biozentrums. In dessen Rahmen wird Dr. Sarah Redlich, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie (Zoologie III) der Universität Würzburg, mit dem Marcella-Boveri-Preis ausgezeichnet. Der Preis geht an exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zwischen Postdoktorat und Professur.

Außerdem wird im Rahmen des Sommerfests die neue Theodor-Boveri-Ausstellung im Foyer des Biozentrums eröffnet, die in Zusammenarbeit mit der Würzburger Museologie, der TH Würzburg-Schweinfurt und der Biologie-Didaktik entwickelt wurde. Sie zeigt das Leben und (Nach-)Wirken von Theodor und Marcella Boveri und soll besonders junge, wissenschaftlich interessierte Menschen ansprechen. Während des Festes besteht die Möglichkeit, an Führungen durch die Ausstellung teilzunehmen.

Die Forscherin Katalin Karikó kommt an die Universität Würzburg.
Die Forscherin Katalin Karikó kommt an die Universität Würzburg. (Bild: Vilcek Foundation / MHamiltonVisuals / https://mhamiltonvisuals.com)

Neubau für die Infektionsforschung

Helmholtz-Institut Würzburg feiert Grundsteinlegung auf dem Medizin-Campus.

Grundsteinlegung des Helmholtz-Instituts Würzburg.
Grundsteinlegung des Helmholtz-Instituts Würzburg. Von links: Prof. Josef Penninger (HZI), Prof. Dirk Heinz (HZI), Dr. Renke Deckarm (EU-Kommission), Christian Scherf (HZI, im Hintergrund), Staatssekretärin Judith Pirscher (BMBF), Ministerpräsident Dr. Markus Söder (Freistaat Bayern), Prof. Jörg Vogel (HIRI), Dipl.-Ing. Rainer Post (doranth post architekten, im Hintergrund), Prof. Otmar D. Wiestler (Helmholtz-Gemeinschaft), Oberbürgermeister Christian Schuchardt (Würzburg), Staatssekretär Roland Weigert (StMWi), Prof. Matthias Frosch (JMU). Bildnachweis: © HIRI / Mario Schmitt

„Medieninformation HIRI“ 

Würzburg / Braunschweig, 6. Juli 2023 – Mit zahlreichen Förderern, Kooperationspartner:innen und Wegbegleiter:innen hat das Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) Würzburg am heutigen 6. Juli die Grundsteinlegung für seinen Neubau gefeiert. Die Forschungseinrichtung, ein im Jahr 2017 in Kooperation mit der Julius-Maximilians-Universität (JMU) in der Mainstadt gegründeter Standort des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI), erhält ein eigenes Gebäude auf dem Würzburger Medizin-Campus. Das Vorhaben wird aus Mitteln des Freistaats Bayern, vertreten durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, sowie kofinanziert von der Europäischen Union realisiert. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder betonte in seiner Festrede die Relevanz der Forschungsförderung für die Zukunftsstrategie des Freistaats.

Besorgniserregende Krankheitserreger, zunehmende Antibiotikaresistenzen und chronische Infektionen gehören zu den größten gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit. Das im Mai 2017 gegründete Würzburger Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) will neue Strategien und Behandlungsformen gegen Infektionskrankheiten entwickeln. Es leistet mit seinem integrierten Ansatz Pionierarbeit und erforscht das große Potenzial von Ribonukleinsäuren (RNA) für die Therapie und Diagnostik von Erkrankten.

Derzeit noch interimsweise in Räumlichkeiten der Julius-Maximilians-Universität (JMU) untergebracht, erhält das Institut — gefördert durch den Freistaat Bayern, vertreten durch das Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, sowie kofinanziert von der Europäischen Union — ein eigenes Gebäude, um seinen Forschungsauftrag am Standort Würzburg dauerhaft zu erfüllen. Die feierliche Grundsteinlegung am 6. Juli 2023 markierte jetzt den Beginn der Bauarbeiten auf dem Medizin-Campus im Würzburger Stadtteil Grombühl.

 

„RNA-Technik bietet medizinisch eine der größten Chancen der Menschheit“

In seiner Festrede vor den mehr als 200 Gästen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und den Medien erläuterte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder die Bedeutung des Würzburger Forschungsstandorts für die Zukunfts- und Innovationsstrategie des Freistaats: „Forschung und Wissenschaft haben Vorfahrt in Bayern. Wir investieren in die Zukunft: Der Neubau für HIRI und Infektionsforschung wird bis 2026 Platz für 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schaffen. Auf fast 5.000 Quadratmetern wird hier künftig Wissenschaft zum Wohle der Menschen betrieben. Die RNA-Technik bietet medizinisch eine der größten Chancen der Menschheit. Durch unsere Hightech-Agenda investiert der Freistaat über 5,5 Milliarden Euro in Wissenschaft und Forschung – mehr als jedes andere Land. Viel Erfolg der Medizinforschung in Würzburg!“

Judith Pirscher, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), unterstrich die herausragende wissenschaftliche Arbeit der vom Bund geförderten Helmholtz-Einrichtungen und sagte: „Das Würzburger Helmholtz-Institut leistet auf dem Gebiet der Infektionsforschung einen bedeutsamen Beitrag dazu, langfristig unsere Lebensgrundlagen zu sichern. Hier entsteht ein Forschungsraum, Denkraum und Freiraum für unsere Zukunft. Zugleich ermöglicht die RNA-Grundlagenforschung neue Technologien für eine wettbewerbsfähige Zukunft unseres Landes.“

Staatssekretär Roland Weigert aus dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie wünschte dem Bauvorhaben gutes Gelingen und betonte: „Die Pandemie-Jahre haben uns die zentrale Bedeutung herausragender Grundlagenforschung für die Entwicklung von Diagnostik und Therapie auf dem Feld der Infektionskrankheiten vor Augen geführt. Diese Exzellenzforschung benötigt neben klugen Köpfen auch ein erstklassiges Arbeitsumfeld.“

 

Profilierung des Forschungsstandorts

Dass Infektionen keine Grenzen kennen und Europa deswegen innovative und gemeinsame Lösungen im Bereich Gesundheit und Forschung brauche, betonte Renke Deckarm, der die Europäische Kommission vertrat und deren Beitrag in der Kofinanzierung des Bauprojekts unterstrich. Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt zeigte sich hoch erfreut über die Profilierung des Forschungsstandortes und hob die Perspektiven für Stadt und Region hervor, die sich durch den Wissenstransfer eröffnen. Matthias Bode, Vizepräsident der JMU, zeigte sich stolz auf die wissenschaftlichen Erfolge, die JMU und HIRI gemeinsam erzielen. Diese seien ein weiteres Qualitätszeichen für den Forschungsstandort Würzburg. 

 

Gebäude sichert künftige Forschung

Otmar Wiestler, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, Josef Penninger – der sich den Gästen zugleich als neuer Wissenschaftlicher Geschäftsführer des HZI vorstellte – sowie Jörg Vogel, Geschäftsführender Direktor am Würzburger HIRI, bedankten sich bei den Zuwendungsgebern. Sie ermöglichten es, auf höchstem Niveau zu forschen. Und dabei habe das neue Gebäude einen wichtigen Anteil, so Vogel: „Nach nunmehr sechs Jahren des Wachstums an unserem Institut mangelt es uns in unserem Interimsdomizil an ausreichend Platz und Laborkapazitäten.“Dass der Würzburger Institutsneubau baulich die besten Voraussetzungen für ein lebendiges Forschungsumfeld und den intensiven wissenschaftlichen Austausch schaffe, zeigte Rainer Post, Geschäftsführer des mit dem Bau beauftragen Büros doranth post architekten.

 

Der Neubau im Überblick

Unter der Maßgabe, einen zukunftsweisenden und zugleich wirtschaftlichen Neubau für das Helmholtz-Institut Würzburg zu errichten, wurde im Jahr 2018 ein Architekturwettbewerb durchgeführt. Den Zuschlag erhielt das Münchener Büro doranth post architekten. Es ist im In- und Ausland tätig und hat bereits zahlreiche Bauten für wissenschaftliche Einrichtungen realisiert, in Bayern unter anderem in München und Erlangen.

Der Entwurf für den Standort Würzburg lässt einen schmalen, längs gerichteten Baukörper entstehen, der sich in Form und Höhe behutsam in seine Umgebung auf dem Medizin-Campus einfügt. Zugleich bildet der Korpus mit seiner transparenten Glasfassade, der lichten, offenen Treppenhalle und der durch Knickpunkte aufgebrochenen Kubatur einen zeitgemäßen Kontrast zu den benachbarten historischen Bauten aus der Gründerzeit.

Markantes Merkmal des Neubaus ist der als fünftes Obergeschoss ausgebildete Gebäudekopf auf der Westseite, der die Eigenständigkeit des Helmholtz-Instituts auf dem Campus betont und einen Ort der Zusammenkunft sowie für Veranstaltungen bietet.

Von der Richtung Westen vorgelagerten Dachterrasse aus eröffnen sich zahlreiche Sichtbeziehungen zu den architektonischen Wahrzeichen der Stadt. Der Gebäudekopf dreht sich zur Josef-Schneider-Straße, stärkt damit die Adressbildung und gibt einen angemessen proportionierten öffentlichen Platz frei, der als Begegnungsfläche und Bindeglied zum gegenüberliegenden Institut für Molekulare Infektionsbiologie und zum Rudolf-Virchow-Zentrum fungiert. Dieser neue Platz schafft außerdem eine eindeutige Zugangssituation zum Gebäude und zu den Seminarräumen im Erdgeschoss.

Weitere Informationen unter www.helmholtz-hiri.de/de/bau. 


Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung

Das Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) ist die weltweit erste Einrichtung ihrer Art, die die Forschung an Ribonukleinsäuren (RNA) mit der Infektionsbiologie vereint. Auf Basis neuer Erkenntnisse aus seinem starken Grundlagenforschungsprogramm will das Institut innovative therapeutische Ansätze entwickeln, um menschliche Infektionen besser diagnostizieren und behandeln zu können.

Das HIRI ist ein Standort des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Kooperation mit der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) und befindet sich auf dem Würzburger Medizin-Campus. www.helmholtz-hiri.de 


Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung

Wissenschaftler:innen am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) untersuchen in Braunschweig und an anderen Standorten in Deutschland bakterielle und virale Infektionen sowie die Abwehrmechanismen des Körpers. Sie verfügen über fundiertes Fachwissen in der Naturstoffforschung und deren Nutzung als wertvolle Quelle für neuartige Antiinfektiva. Als Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) betreibt das HZI translationale Forschung, um die Grundlagen für die Entwicklung neuartiger Therapien und Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten zu schaffen. www.helmholtz-hzi.de

Grundsteinlegung des Helmholtz-Instituts Würzburg.
Grundsteinlegung des Helmholtz-Instituts Würzburg. Von links: Prof. Josef Penninger (HZI), Prof. Dirk Heinz (HZI), Dr. Renke Deckarm (EU-Kommission), Christian Scherf (HZI, im Hintergrund), Staatssekretärin Judith Pirscher (BMBF), Ministerpräsident Dr. Markus Söder (Freistaat Bayern), Prof. Jörg Vogel (HIRI), Dipl.-Ing. Rainer Post (doranth post architekten, im Hintergrund), Prof. Otmar D. Wiestler (Helmholtz-Gemeinschaft), Oberbürgermeister Christian Schuchardt (Würzburg), Staatssekretär Roland Weigert (StMWi), Prof. Matthias Frosch (JMU). Bildnachweis: © HIRI / Mario Schmitt

Stern-Klinikliste: Uniklinikum Würzburg in 29 Fachbereichen ausgezeichnet

Das Magazin Stern hat erneut die besten Kliniken und Fachabteilungen in Deutschland ermittelt. Dabei wurde das Uniklinikum Würzburg in 29 Fachbereichen ausgezeichnet – von Alzheimer bis Zahnmedizin.

Laut der Stern-Klinikliste erbringt das Uniklinikum Würzburg in 29 Fachbereichen – zum Beispiel in der Urologie – herausragende Leistungen.
Laut der Stern-Klinikliste erbringt das Uniklinikum Würzburg in 29 Fachbereichen – zum Beispiel in der Urologie – herausragende Leistungen. Bild: UKW / Robert Woidich

Würzburg / Hamburg. Die kürzlich veröffentlichte Klinikliste 2023 des Magazins Stern listet „Deutschlands Top 100 Krankenhäuser“ auf. Unter diesen findet sich auch das Uniklinikum Würzburg (UKW). Das Rechercheinstitut Munich Inquire Media ermittelte im Auftrag des Stern, dass das unterfränkische Krankenhaus der Maximalversorgung in 29 von insgesamt 42 bewerteten Kategorien herausragende Leistungen erbringt. Im bayernweiten Vergleich liegt es damit auf Platz vier, bundesweit auf Platz 18.Über die Methodik der BewertungGrundlage der Bewertung waren ausführliche, persönliche und vertrauliche Interviews mit Ärztinnen und Ärzten. Für die Patientenperspektive wurden die Bewertungen aus der „Weißen Liste“ der Krankenkassen berücksichtigt. Als weitere Quellen dienten die von den Kliniken erstellten Qualitätsberichte und die Zertifikate von medizinischen Fachgesellschaften. Zusätzlich hatten die Krankenhäuser die Möglichkeit, einen Fachfragebogen auszufüllen. Die Platzierung im Ranking richtet sich nach der Anzahl der empfohlenen Fachkliniken und danach, wie viele Top-Medizinerinnen und -Mediziner im Krankenhaus tätig sind.Die Top-Bereiche des UKWHier die ausgezeichneten Fachbereiche des UKW: Adipositaschirurgie, Alzheimer, Angststörungen, Augenerkrankungen, Beckentumoren, Brustkrebs, Darmkrebs, Depression, Handchirurgie, Haut, Hautkrebs, Herzchirurgie, Hirntumoren, Interventionelle Kardiologie, Kinderchirurgie, Kreuzbandriss/Meniskus, Leukämie, Multiple Sklerose, Parkinson, Prostatakrebs, Psychosomatik, Risikogeburten, Schilddrüsenchirurgie, Schlaganfall, Strahlentherapie, Unfallchirurgie, Urologie sowie Zahnmedizin (zwei Mal).

Laut der Stern-Klinikliste erbringt das Uniklinikum Würzburg in 29 Fachbereichen – zum Beispiel in der Urologie – herausragende Leistungen.
Laut der Stern-Klinikliste erbringt das Uniklinikum Würzburg in 29 Fachbereichen – zum Beispiel in der Urologie – herausragende Leistungen. Bild: UKW / Robert Woidich

Auszeichnung des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst an Prof. Dr. Matthias Frosch

Blume: „Seit vielen Jahren feste Größe in der bayerischen und nationalen Hochschulmedizin“

Staatsminister Markus Blume zeichnet Gründungsvater von Universitätsmedizin Bayern e.V. Prof. Dr. Matthias Frosch mit dem PRO MERITIS SCIENTIAE ET LITTERARUM aus (© StMWK/Axel König)
Staatsminister Markus Blume zeichnet Gründungsvater von Universitätsmedizin Bayern e.V. Prof. Dr. Matthias Frosch mit dem PRO MERITIS SCIENTIAE ET LITTERARUM aus (© StMWK/Axel König)

Pressemitteilung des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst

MÜNCHEN. „Als Gründungsvater von Universitätsmedizin Bayern e.V.“ bezeichnete Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume Prof. Dr. Matthias Frosch, der am heutigen Freitagnachmittag mit der Auszeichnung PRO MERITIS SCIENTIAE ET LITTERARUM des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst geehrt wurde. „Die strategischen Weichenstellungen Ihres langjährigen Dekanats prägten und prägen den Erfolgskurs der Medizinischen Fakultät. Vernetzung ist Ihnen als Dekan auch mit Blick auf außeruniversitäre Forschungseinrichtungen ein besonderes Anliegen“, betont Wissenschafts- und Kunstminister Markus Blume in seiner Würdigung die beeindruckenden Leistungen des Professors. „Ihr Beitrag zur Universitätsmedizin hat auch an den Landesgrenzen nicht Halt gemacht und Ihre Tätigkeit hinterlässt ebenso international ihre Spuren.“

Mit der Auszeichnung PRO MERITIS SCIENTIAE ET LITTERARUM 2022 würdigt der Freistaat Prof. Dr. Matthias Froschs Verdienste um die bayerische und nationale Hochschulmedizin.

Prof. Dr. Frosch leitete 1996 bis 2021 als Lehrstuhlinhaber das Institut für Hygiene und Mikrobiologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Neben seiner Forschertätigkeit zeichnet er sich durch sein wissenschaftspolitisches Engagement aus: Zunächst als Studiendekan von 2002 bis 2006 setzt er sich nun seit 2006 und siebenmaliger Wiederwahl als Dekan der Medizinischen Fakultät der JMU für die Medizinerinnen und Mediziner von morgen ein, ab 2021 macht er dies hauptamtlich. Damit trug und trägt er über 15 Jahre lang wesentlich und über die Grenzen der Universität hinaus zur Exzellenz der bayerischen Hochschulmedizin bei.

Im Verantwortungsbereich als Dekan der Medizinischen Fakultät waren ihm hierbei strategische Allianzen mit anderen akademischen Einrichtungen, die gezielte Einrichtung strategisch wichtiger neuer Lehrstühle und Institute und eine konsequente Nachwuchsförderung ein besonderes Anliegen.

Die in der Amtszeit von Prof. Dr. Froschs gegründeten profilbildenden Zentren sind ein entscheidender Standortvorteil im nationalen und internationalen Wettbewerb. Ein Meilenstein dabei war die Gründung und Etablierung des „Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz“, in dem seit 2011 Forschende und Kliniker aus verschiedenen Fachdisziplinen gemeinsam an der Bekämpfung der Herzschwäche arbeiten. Das international einmalige Zentrum hat sich zu einem bedeutenden Knotenpunkt von Forschung, Lehre, Patientenversorgung und Ausbildung entwickelt.

Durch hochkarätige Kooperationspartner konnte Würzburg darüber hinaus herausragende Aushängeschilder medizinischer und lebenswissenschaftlicher Spitzenforschung gewinnen.

Prof. Frosch gilt zudem als „Gründungsvater“ von Universitätsmedizin Bayern e.V. Durch seine Tätigkeit im Rahmen des Aufbaus wie auch als stellvertretender Vorsitzender, Vorsitzender und Past-Vorsitzender setzte er immer wieder entscheidende Impulse zur Weiterentwicklung der Hochschulmedizin in Patientenversorgung, Wissenschaft, Forschung und Lehre.

Durch die Tätigkeit zunächst von 2016 bis 2019 als Vizepräsident, seit 2019 als Präsident des Medizinischen Fakultätentags vertritt der Ausgezeichnete auch auf Bundesebene die Belange von Forschung und Lehre in der Medizin. Dabei liegt Prof. Frosch besonders die Stärkung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Medizin und die Diskussion um eine stärkere Kompetenzorientierung und deren Umsetzung im Medizinstudium am Herzen.

Auch international hinterlässt seine Tätigkeit ihre Spuren durch die Belebung der bestehenden Städtepartnerschaft zwischen Würzburg und Mwanza, Tansania durch eine Lehr- und Forschungskooperation und er wirkt darüber hinaus durch vielfältiges ehrenamtliches Engagement als Gutachter und Berater für zahlreiche Organisationen.

Die Auszeichnung PRO MERITIS SCIENTIAE ET LITTERARUM

Das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst verleiht seit dem Jahr 2000 die Auszeichnung PRO MERITIS SCIENTIAE ET LITTERARUM an herausragende Persönlichkeiten für deren Verdienste um Wissenschaft und Kunst, seit 2008 in Form eines Bronze-Reliefs. Ziel dieser Ehrung ist neben der Würdigung dieser Persönlichkeiten, Kultur als Einheit zu begreifen: Wissenschaft und Kunst sollen als zwei Seiten derselben Medaille wahrgenommen werden. Pro Jahr werden grundsätzlich nur bis zu acht Auszeichnungen vergeben.

Staatsminister Markus Blume zeichnet Gründungsvater von Universitätsmedizin Bayern e.V. Prof. Dr. Matthias Frosch mit dem PRO MERITIS SCIENTIAE ET LITTERARUM aus (© StMWK/Axel König)
Staatsminister Markus Blume zeichnet Gründungsvater von Universitätsmedizin Bayern e.V. Prof. Dr. Matthias Frosch mit dem PRO MERITIS SCIENTIAE ET LITTERARUM aus (© StMWK/Axel König)

Auf dem Fuß´schen Weg zur Juniorprofessur

Carmina Teresa Fuß (29) befindet sich noch in der Facharztausbildung zur Endokrinologin und wurde gerade zur Juniorprofessorin für Translationale Medizin an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg ernannt. Dabei wollte die Halbitalienerin eigentlich Musik studieren.

Das Bild zeigt die Assistenzärztin Carmina Teresa Fuß im Gang der Klinikstation.
Dr. Carmina Teresa Fuß (29) erhielt noch während ihrer Facharztausbildung zur Endokrinologin eine Juniorprofessur für Translationale Medizin. © UKW / Kirstin Linkamp

„Hätte mir jemand vor ein paar Jahren gesagt, dass ich mit 29 Jahren Professorin werde, hätte ich die Person für verrückt erklärt“, lacht Dr. Carmina Teresa Fuß, Assistenzärztin in der Endokrinologie am Uniklinikum Würzburg und seit kurzem mit einer Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)* Juniorprofessorin für Translationale Medizin. Es war lange überhaupt nicht klar, dass die gebürtige Würzburgerin mit italienischen Wurzeln überhaupt Medizin studiert. Denn parallel zur allgemeinen Schulausbildung am Egbert-Gymnasium in Münsterschwarzach hatte sie sich im PreCollege der Musikhochschule Würzburg auf ein entsprechendes Studium mit den Schwerpunkten Gesang und Klavier vorbereitet. Doch die Medizin mit ihrer Nähe zum Menschen und all ihren Möglichkeiten und Herausforderungen fand sie ebenfalls spannend. Sie wollte Chirurgin werden und entschied sich für das Medizinstudium. „Jetzt mache ich das genaue Gegenteil“, schmunzelt sie. „Die Endokrinologie ist das mit am wenigsten invasivste Fach, was man in der Medizin machen kann. Und sowieso war eine Professur allenfalls ein Hirngespinst.“ 

Kombination aus Antrieb, Umfeld und Möglichkeiten

Sie habe nie auf eine Professur hingearbeitet, sondern sei den klassischen Fuß'schen Weg gegangen: Ich mache etwas, weil es mich interessiert und es für mich sinnvoll und stimmig ist, ohne dabei etwas abzuhaken. Aber als sie plötzlich von der Berufungskommission zum „Vorsingen“ eingeladen wurde, wurde ihr klar, dass die Sachen, die sie ‚einfach mal so‘ macht, durchaus außergewöhnlich sind und ihr Werdegang ‚maximal ungewöhnlich‘ ist. Eine Kombination aus Antrieb, Umfeld und Möglichkeiten habe sie dahin geführt, wo sie jetzt steht.  

Promotion zur verbesserten Diagnostik des Primären Hyperaldosteronismus

Carmina Teresa Fuß kam im fünften Semester als wissenschaftliche Hilfskraft (HIWI) zur Endokrinologie in der Medizinischen Klinik und Poliklinik I – und blieb. Hier hat sie zunächst im Rahmen des Conn-Registers Patientinnen und Patienten mit Primärem Hyperaldosteronismus betreut. Beim Hyperaldo, wie ihn Carmina Teresa Fuß gern abkürzt, schütten die Nebennieren zu viel Aldosteron aus. Das Hormon kontrolliert den Blutdruck und Salzhaushalt. Anzeichen für ein Übermaß an Aldosteron sind ein Bluthochdruck, der sich trotz mehrerer Medikamente nicht einstellen lässt, und ein niedriger Blut-Kalium-Spiegel. In den meisten Fällen ist entweder eine beidseitige Überproduktion von Aldosteron oder ein einseitiger gutartiger Tumor die Ursache. Die Diagnose ist jedoch komplex und benötigt eine gewisse Expertise. Im Rahmen einer Katheteruntersuchung, die neben Würzburg nur wenige Zentren in Deutschland anbieten, wird den Erkrankten Blut aus beiden Nebennierenvenen entnommen, um die Hormonwerte zu messen. Ist nur eine Nebenniere betroffen, kann diese entfernt werden und der Bluthochdruck idealerweise geheilt werden. Sind beide Seiten betroffen, muss medikamentös behandelt werden. 

Wie ließe sich die Erkrankung besser diagnostizieren und unterscheiden, welche Seite betroffen ist? Carmina Teresa Fuß nahm sich dieser Fragen an und suchte in ihrer Doktorarbeit auf Basis einer funktionellen Bildgebung nach Lösungen. „Wir konnten sehen, dass in den Tumoren, die Aldosteron produzieren, ein Chemokinrezeptor, für den es einen Tracer gibt und den man funktionell darstellen kann, hoch exprimiert ist. Erste Pilotstudien haben eine ähnlich gute Differenzierung gezeigt wie der Katheter“, berichtet die Ärztin.  

Endokrinologie – ein intellektuelles Fach, das Spürsinn erfordert 

Nach ihrem Examen hat Carmina Teresa Fuß kurz über einen Standortwechsel nachgedacht. Aber für sie habe es keinen Sinn gemacht. Sie war gut eingebunden ins Team, das unter der Leitung von Prof. Stefanie Hahner und Prof. Martin Fassnacht außerordentlich, weil nett, hochmotiviert und mit Begeisterung bei der Arbeit sei. „Das zeigt, dass das Umfeld ein relevanter Teil der Arbeit ist“, bemerkt Carmina Teresa Fuß. Sie hatte aber auch zufällig das gefunden, was ihr Spaß macht. „Die Endokrinologie ist ein sehr breites Fach in der Inneren Medizin, und ein intellektuelles“, erzählt sie. „Abgesehen von Schilddrüsenerkrankungen und Diabetes haben wir es oft mit seltenen Erkrankungen und diffusen Symptomkomplexen zu tun, die absolute Detektivarbeit erfordern. Die Patientinnen und Patienten kommen aus dem ganzen Bundesgebiet mit einer langen Vorgeschichte zu uns. Wir haben die Möglichkeit, uns Zeit für die Anamnese nehmen, ausführliche Gespräche zu führen und alle Laborwerte im Detail anzuschauen und über die Diagnose nachzudenken. Je nach Krankheitsbild können wir die Symptome nicht nur medikamentös behandeln, sondern auch die Grunderkrankung heilen.“

Aufbau eines Registers für Hypoparathyreoidismus 

Im SFB/Transregio 205 „Die Nebenniere: Zentrales Relais in Gesundheit und Krankheit“ arbeitet Carmina Teresa Fuß weiter an der Entwicklung neuer Tracer für die Diagnose des Primären Hyperaldosteronismus. Im Praktischen Jahr erschien es ihr zudem sinnvoll, mit Prof. Stefanie Hahner ein Register für Patientinnen und Patienten mit Hypoparathyreoidismus aufzubauen. Sie bewarb sich für eine Rotationsstelle, erhielt sie und schuf eine strukturierte Registerstudie. Mit der Datenbank können Patienten mit dieser Nebenschilddrüsen-Unterfunktion systematisch untersucht und die Erkrankung, bei der zu wenig vom Parathormon produziert wird, welches den Kalziumspiegel steuert, charakterisiert werden. Es sei gerade bei den seltenen Erkrankungen wichtig, diese strukturell zu erfassen, um sich gezielt mit ihnen zu beschäftigen.

Modellsysteme zum Einfluss des Ubiquitin-Systems beim Nebennierenkarzinom

Darüber hinaus betreibt Carmina Teresa Fuß Grundlagenforschung. Im Rahmen ihrer Clinician-Scientist-Ausbildung ist sie in die Arbeitsgruppe von Dr. Markus Diefenbacher gegangen, der am Lehrstuhl für Biochemie und Molekularbiologie von Prof. Martin Eilers den Einfluss des Ubiquitin-Systems auf die Tumorentwicklung erforscht. Ubiquitin ist ein Protein, das für zahlreiche zelluläre Prozessen bedeutsam ist. Carmina Teresa Fuß schaut sich sowohl in Zellkultur als auch bei den Betroffenen an, wie sich das Ubiquitin-System in der Nebenniere beim Nebennierenkarzinom verändert, und wie man hier therapeutisch eingreifen könnte. In einem weiteren Projekt in der AG Diefenbacher entwickelt sie Modellsysteme, um die Genetik verschiedener Nebennierenerkrankungen abzubilden und verschiedene Mechanismen und therapeutische Strategien zu testen.  

Akademischer Zehnkampf – Klinik, Forschung, Lehre 

Klinik, Forschung und Lehre - Martin Fassnacht nennt es akademischen Zehnkampf. Auch diese Herausforderung nimmt Carmina Teresa Fuß gern an. Sie liebt es zu unterrichten und hofft, dass sie ihre Studierenden genauso für die Endokrinologie begeistern kann wie sie es einst wurde. 

Ein bisschen mulmig sei ihr allerdings bei dem neuen Titel. Sie soll nun Vorbild sein, lehren, eine Forschungsgruppe aufbauen, den Nachwuchs fördern und empfinde sich doch selbst noch als Nachwuchs. Andererseits habe es auch etwas Positives, vom Alter noch so nah an den Studierenden zu sein. Auch wenn sie sich täglich hinterfragt, gibt es bei ihr keine Unsicherheiten. Denn das, was sie tut, tut sie aus voller Überzeugung. 

Ablenkung findet sie beim Lesen, Rennradfahren und Musizieren. „Ich habe die klassischen Mediziner-Hobbies“, meint sie. Dabei sei sie in einem Philologen-Haushalt mit einem klaren sprachlichen Track aufgewachsen. Ihr Vater, Dr. Albert Fuß, war Leiter des Zentrums für Sprachen an der Julius-Maximilians-Universität, ihre Mutter, Dr. Rosaria Sabetta-Fuß, gebürtige Italienerin, hat Germanistik und Anglistik studiert. Carmina Teresa Fuß ist zweisprachig aufgewachsen und lebt diese Neigung heute als Vizepräsidentin der Deutsch-Italienischen Gesellschaft Dettelbach aus, welche die Städtepartnerschaft zwischen Dettelbach und Rufina bei Florenz fördert. 

Hopp oder top! 

Man könnte meinen, ihr Tag habe mehr als 24 Stunden. Aber die außerberuflichen Aktivitäten seien ihre Inseln, die ihr Kraft geben und sie wieder aufnahmefähig machen. Zudem sei sie extrem neugierig und probiere viel aus. „In der Schule wollte ich unbedingt Cello spielen. Doch es hieß: Kind, das passt jetzt so – nachdem ich schon Ballett, Gesang, Klavier und Saxophon machte. Das Cello ließ mich aber nicht los, sodass ich mir vor drei Jahren ein Cello besorgt habe und seither einmal pro Woche Unterricht nehme. Das macht mir so viel Spaß, dass ich manchmal denke: Hätte ich früher Cello gespielt, hätte ich vielleicht doch Musik studiert“, gibt sie zu Bedenken. Aber die Musik sei auf der anderen Seite sehr subjektiv, und man sei immer dem Urteil anderer ausgesetzt – hopp oder top. In der Medizin kann sie ihre Arbeit wissenschaftlich belegen und am Uniklinikum Würzburg scheint es für die sympathische Juniorprofessorin nur das eine zu geben: top! * WISNA-Programm des BMBF: W1-Professur für Translationale Medizin mit Tenure-Track auf eine W2-Professur

Das Bild zeigt die Assistenzärztin Carmina Teresa Fuß im Gang der Klinikstation.
Dr. Carmina Teresa Fuß (29) erhielt noch während ihrer Facharztausbildung zur Endokrinologin eine Juniorprofessur für Translationale Medizin. © UKW / Kirstin Linkamp

Folge 7 des Podcasts „Krebsforschung im Gespräch“: Seltene Krebserkrankungen im Visier

Seltene Krebserkrankungen stellen nicht nur Patientinnen und Patienten vor besondere Herausforderungen, auch behandelnde Ärztinnen und Ärzte können an ihre Grenzen stoßen. Wie komplex zudem die Forschung ist, beschreibt ab 1. Juli 2023 die neue Folge „Seltene Krebserkrankungen im Visier“ des Podcasts „Krebsforschung im Gespräch“ der CCC Allianz WERA.

Experte Prof. Dr. Martin Fassnacht erläutert in Folge 7 des Podcasts der CCC Allianz WERA die Besonderheiten der Forschung an seltenen Erkrankungen.
Experte Prof. Dr. Martin Fassnacht erläutert in Folge 7 des Podcasts der CCC Allianz WERA die Besonderheiten der Forschung an seltenen Erkrankungen. Bild: Daniel Peter (Uniklinik Würzburg)

So selten sind die „seltenen Krebsarten“ gar nicht, wie die Bezeichnung vermuten lässt. Rund 100.000 Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr an einer seltenen Krebserkrankung. Hiervon Betroffene haben oft eine lange Odyssee hinter sich, bis ihre Erkrankung diagnostiziert ist. Und für manche von ihnen stehen bislang keine standardisierten Therapieempfehlungen zur Verfügung. 

Internationale Studien verbessern Diagnostik und Therapien

In der neuen Folge des Podcasts „Krebsforschung im Gespräch“ kommt Prof. Dr. Martin Fassnacht, Leiter der Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Würzburg, zu Wort. Im Gespräch mit Anne Kollikowski vom Comprehensive Cancer Center Mainfranken beschreibt der Experte die Besonderheiten der Forschung an seltenen Krebserkrankungen anhand des Beispiels Nebennierenkarzinom. Hier kommt es insbesondere auf internationale Vernetzung und die sorgfältige Dokumentation von Krankheitsverläufen in gemeinsamen Registern an. Diese internationalen Register bieten die Grundlage für klinische Studien, mit denen entscheidende Ergebnisse für die Verbesserung von Diagnostik und Therapien herausgearbeitet werden.

Die Podcast-Episode verrät auch, wie Studienergebnisse zu Behandlungsempfehlungen werden und damit Einzug in die Regelversorgung finden. Denn neben der schwierigen Diagnosestellung und den fehlenden Standardtherapien gibt es bei seltenen Krebserkrankungen noch ein weiteres Problem: Es existieren nur wenige, manchmal sogar keine Medikamente dagegen. 

Experte für Endokrinologie

Martin Fassnacht ist Leiter der Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Würzburg und befasst sich in seinen Arbeitsschwerpunkten u. a. mit der Erforschung und Behandlung von Tumoren der hormonell aktiven Organe, etwa der Nebenniere oder der Schilddrüse. Unter seiner Leitung wurde das von ihm mitgegründete „Deutsche Nebennieren-Karzinom-Register“ zum europäischen Register „European Network for the Study of Adrenal Tumours“ (ENS@T) ausgebaut. Das Register trug dazu bei, dass Würzburg heute weltweit das größte Zentrum für Patientinnen und Patienten mit dieser seltenen Erkrankung ist. 

Einblicke in den Arbeitsalltag

Im Podcast „Krebsforschung im Gespräch“ sprechen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Comprehensive Cancer Center Allianz WERA über aktuelle Themen der Krebsforschung, geben Einblicke in ihren Arbeitsalltag und erklären einfach und verständlich, wie und an welchen Themen sie forschen. 

Bis Oktober 2023 erscheint jeweils am 1. und 15. eines Monats eine neue Folge auf den gängigen Audio-Streaming-Plattformen wie Spotify und Apple Podcasts.

Eine weitere Folge mit einem Talkgast aus dem Uniklinikum Würzburg wird am 15. August 2023 veröffentlicht: „Kleine Schritte, große Wirkung – Bewegung bei Krebs“ mit Anne Kollikowski, Sportwissenschaftlerin am CCC Mainfranken.

Website CCC Allianz WERA: https://www.ccc-wera.de/podcast/ 

Kontakt: Annette Popp, CCC Mainfranken, E-Mail: popp_a3@ ukw.de, Tel. 0931 201-35864

Experte Prof. Dr. Martin Fassnacht erläutert in Folge 7 des Podcasts der CCC Allianz WERA die Besonderheiten der Forschung an seltenen Erkrankungen.
Experte Prof. Dr. Martin Fassnacht erläutert in Folge 7 des Podcasts der CCC Allianz WERA die Besonderheiten der Forschung an seltenen Erkrankungen. Bild: Daniel Peter (Uniklinik Würzburg)