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Auszeichnung des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst an Prof. Dr. Matthias Frosch

Blume: „Seit vielen Jahren feste Größe in der bayerischen und nationalen Hochschulmedizin“

Staatsminister Markus Blume zeichnet Gründungsvater von Universitätsmedizin Bayern e.V. Prof. Dr. Matthias Frosch mit dem PRO MERITIS SCIENTIAE ET LITTERARUM aus (© StMWK/Axel König)
Staatsminister Markus Blume zeichnet Gründungsvater von Universitätsmedizin Bayern e.V. Prof. Dr. Matthias Frosch mit dem PRO MERITIS SCIENTIAE ET LITTERARUM aus (© StMWK/Axel König)

Pressemitteilung des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst

MÜNCHEN. „Als Gründungsvater von Universitätsmedizin Bayern e.V.“ bezeichnete Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume Prof. Dr. Matthias Frosch, der am heutigen Freitagnachmittag mit der Auszeichnung PRO MERITIS SCIENTIAE ET LITTERARUM des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst geehrt wurde. „Die strategischen Weichenstellungen Ihres langjährigen Dekanats prägten und prägen den Erfolgskurs der Medizinischen Fakultät. Vernetzung ist Ihnen als Dekan auch mit Blick auf außeruniversitäre Forschungseinrichtungen ein besonderes Anliegen“, betont Wissenschafts- und Kunstminister Markus Blume in seiner Würdigung die beeindruckenden Leistungen des Professors. „Ihr Beitrag zur Universitätsmedizin hat auch an den Landesgrenzen nicht Halt gemacht und Ihre Tätigkeit hinterlässt ebenso international ihre Spuren.“

Mit der Auszeichnung PRO MERITIS SCIENTIAE ET LITTERARUM 2022 würdigt der Freistaat Prof. Dr. Matthias Froschs Verdienste um die bayerische und nationale Hochschulmedizin.

Prof. Dr. Frosch leitete 1996 bis 2021 als Lehrstuhlinhaber das Institut für Hygiene und Mikrobiologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Neben seiner Forschertätigkeit zeichnet er sich durch sein wissenschaftspolitisches Engagement aus: Zunächst als Studiendekan von 2002 bis 2006 setzt er sich nun seit 2006 und siebenmaliger Wiederwahl als Dekan der Medizinischen Fakultät der JMU für die Medizinerinnen und Mediziner von morgen ein, ab 2021 macht er dies hauptamtlich. Damit trug und trägt er über 15 Jahre lang wesentlich und über die Grenzen der Universität hinaus zur Exzellenz der bayerischen Hochschulmedizin bei.

Im Verantwortungsbereich als Dekan der Medizinischen Fakultät waren ihm hierbei strategische Allianzen mit anderen akademischen Einrichtungen, die gezielte Einrichtung strategisch wichtiger neuer Lehrstühle und Institute und eine konsequente Nachwuchsförderung ein besonderes Anliegen.

Die in der Amtszeit von Prof. Dr. Froschs gegründeten profilbildenden Zentren sind ein entscheidender Standortvorteil im nationalen und internationalen Wettbewerb. Ein Meilenstein dabei war die Gründung und Etablierung des „Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz“, in dem seit 2011 Forschende und Kliniker aus verschiedenen Fachdisziplinen gemeinsam an der Bekämpfung der Herzschwäche arbeiten. Das international einmalige Zentrum hat sich zu einem bedeutenden Knotenpunkt von Forschung, Lehre, Patientenversorgung und Ausbildung entwickelt.

Durch hochkarätige Kooperationspartner konnte Würzburg darüber hinaus herausragende Aushängeschilder medizinischer und lebenswissenschaftlicher Spitzenforschung gewinnen.

Prof. Frosch gilt zudem als „Gründungsvater“ von Universitätsmedizin Bayern e.V. Durch seine Tätigkeit im Rahmen des Aufbaus wie auch als stellvertretender Vorsitzender, Vorsitzender und Past-Vorsitzender setzte er immer wieder entscheidende Impulse zur Weiterentwicklung der Hochschulmedizin in Patientenversorgung, Wissenschaft, Forschung und Lehre.

Durch die Tätigkeit zunächst von 2016 bis 2019 als Vizepräsident, seit 2019 als Präsident des Medizinischen Fakultätentags vertritt der Ausgezeichnete auch auf Bundesebene die Belange von Forschung und Lehre in der Medizin. Dabei liegt Prof. Frosch besonders die Stärkung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Medizin und die Diskussion um eine stärkere Kompetenzorientierung und deren Umsetzung im Medizinstudium am Herzen.

Auch international hinterlässt seine Tätigkeit ihre Spuren durch die Belebung der bestehenden Städtepartnerschaft zwischen Würzburg und Mwanza, Tansania durch eine Lehr- und Forschungskooperation und er wirkt darüber hinaus durch vielfältiges ehrenamtliches Engagement als Gutachter und Berater für zahlreiche Organisationen.

Die Auszeichnung PRO MERITIS SCIENTIAE ET LITTERARUM

Das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst verleiht seit dem Jahr 2000 die Auszeichnung PRO MERITIS SCIENTIAE ET LITTERARUM an herausragende Persönlichkeiten für deren Verdienste um Wissenschaft und Kunst, seit 2008 in Form eines Bronze-Reliefs. Ziel dieser Ehrung ist neben der Würdigung dieser Persönlichkeiten, Kultur als Einheit zu begreifen: Wissenschaft und Kunst sollen als zwei Seiten derselben Medaille wahrgenommen werden. Pro Jahr werden grundsätzlich nur bis zu acht Auszeichnungen vergeben.

Staatsminister Markus Blume zeichnet Gründungsvater von Universitätsmedizin Bayern e.V. Prof. Dr. Matthias Frosch mit dem PRO MERITIS SCIENTIAE ET LITTERARUM aus (© StMWK/Axel König)
Staatsminister Markus Blume zeichnet Gründungsvater von Universitätsmedizin Bayern e.V. Prof. Dr. Matthias Frosch mit dem PRO MERITIS SCIENTIAE ET LITTERARUM aus (© StMWK/Axel König)

Auf dem Fuß´schen Weg zur Juniorprofessur

Carmina Teresa Fuß (29) befindet sich noch in der Facharztausbildung zur Endokrinologin und wurde gerade zur Juniorprofessorin für Translationale Medizin an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg ernannt. Dabei wollte die Halbitalienerin eigentlich Musik studieren.

Das Bild zeigt die Assistenzärztin Carmina Teresa Fuß im Gang der Klinikstation.
Dr. Carmina Teresa Fuß (29) erhielt noch während ihrer Facharztausbildung zur Endokrinologin eine Juniorprofessur für Translationale Medizin. © UKW / Kirstin Linkamp

„Hätte mir jemand vor ein paar Jahren gesagt, dass ich mit 29 Jahren Professorin werde, hätte ich die Person für verrückt erklärt“, lacht Dr. Carmina Teresa Fuß, Assistenzärztin in der Endokrinologie am Uniklinikum Würzburg und seit kurzem mit einer Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)* Juniorprofessorin für Translationale Medizin. Es war lange überhaupt nicht klar, dass die gebürtige Würzburgerin mit italienischen Wurzeln überhaupt Medizin studiert. Denn parallel zur allgemeinen Schulausbildung am Egbert-Gymnasium in Münsterschwarzach hatte sie sich im PreCollege der Musikhochschule Würzburg auf ein entsprechendes Studium mit den Schwerpunkten Gesang und Klavier vorbereitet. Doch die Medizin mit ihrer Nähe zum Menschen und all ihren Möglichkeiten und Herausforderungen fand sie ebenfalls spannend. Sie wollte Chirurgin werden und entschied sich für das Medizinstudium. „Jetzt mache ich das genaue Gegenteil“, schmunzelt sie. „Die Endokrinologie ist das mit am wenigsten invasivste Fach, was man in der Medizin machen kann. Und sowieso war eine Professur allenfalls ein Hirngespinst.“ 

Kombination aus Antrieb, Umfeld und Möglichkeiten

Sie habe nie auf eine Professur hingearbeitet, sondern sei den klassischen Fuß'schen Weg gegangen: Ich mache etwas, weil es mich interessiert und es für mich sinnvoll und stimmig ist, ohne dabei etwas abzuhaken. Aber als sie plötzlich von der Berufungskommission zum „Vorsingen“ eingeladen wurde, wurde ihr klar, dass die Sachen, die sie ‚einfach mal so‘ macht, durchaus außergewöhnlich sind und ihr Werdegang ‚maximal ungewöhnlich‘ ist. Eine Kombination aus Antrieb, Umfeld und Möglichkeiten habe sie dahin geführt, wo sie jetzt steht.  

Promotion zur verbesserten Diagnostik des Primären Hyperaldosteronismus

Carmina Teresa Fuß kam im fünften Semester als wissenschaftliche Hilfskraft (HIWI) zur Endokrinologie in der Medizinischen Klinik und Poliklinik I – und blieb. Hier hat sie zunächst im Rahmen des Conn-Registers Patientinnen und Patienten mit Primärem Hyperaldosteronismus betreut. Beim Hyperaldo, wie ihn Carmina Teresa Fuß gern abkürzt, schütten die Nebennieren zu viel Aldosteron aus. Das Hormon kontrolliert den Blutdruck und Salzhaushalt. Anzeichen für ein Übermaß an Aldosteron sind ein Bluthochdruck, der sich trotz mehrerer Medikamente nicht einstellen lässt, und ein niedriger Blut-Kalium-Spiegel. In den meisten Fällen ist entweder eine beidseitige Überproduktion von Aldosteron oder ein einseitiger gutartiger Tumor die Ursache. Die Diagnose ist jedoch komplex und benötigt eine gewisse Expertise. Im Rahmen einer Katheteruntersuchung, die neben Würzburg nur wenige Zentren in Deutschland anbieten, wird den Erkrankten Blut aus beiden Nebennierenvenen entnommen, um die Hormonwerte zu messen. Ist nur eine Nebenniere betroffen, kann diese entfernt werden und der Bluthochdruck idealerweise geheilt werden. Sind beide Seiten betroffen, muss medikamentös behandelt werden. 

Wie ließe sich die Erkrankung besser diagnostizieren und unterscheiden, welche Seite betroffen ist? Carmina Teresa Fuß nahm sich dieser Fragen an und suchte in ihrer Doktorarbeit auf Basis einer funktionellen Bildgebung nach Lösungen. „Wir konnten sehen, dass in den Tumoren, die Aldosteron produzieren, ein Chemokinrezeptor, für den es einen Tracer gibt und den man funktionell darstellen kann, hoch exprimiert ist. Erste Pilotstudien haben eine ähnlich gute Differenzierung gezeigt wie der Katheter“, berichtet die Ärztin.  

Endokrinologie – ein intellektuelles Fach, das Spürsinn erfordert 

Nach ihrem Examen hat Carmina Teresa Fuß kurz über einen Standortwechsel nachgedacht. Aber für sie habe es keinen Sinn gemacht. Sie war gut eingebunden ins Team, das unter der Leitung von Prof. Stefanie Hahner und Prof. Martin Fassnacht außerordentlich, weil nett, hochmotiviert und mit Begeisterung bei der Arbeit sei. „Das zeigt, dass das Umfeld ein relevanter Teil der Arbeit ist“, bemerkt Carmina Teresa Fuß. Sie hatte aber auch zufällig das gefunden, was ihr Spaß macht. „Die Endokrinologie ist ein sehr breites Fach in der Inneren Medizin, und ein intellektuelles“, erzählt sie. „Abgesehen von Schilddrüsenerkrankungen und Diabetes haben wir es oft mit seltenen Erkrankungen und diffusen Symptomkomplexen zu tun, die absolute Detektivarbeit erfordern. Die Patientinnen und Patienten kommen aus dem ganzen Bundesgebiet mit einer langen Vorgeschichte zu uns. Wir haben die Möglichkeit, uns Zeit für die Anamnese nehmen, ausführliche Gespräche zu führen und alle Laborwerte im Detail anzuschauen und über die Diagnose nachzudenken. Je nach Krankheitsbild können wir die Symptome nicht nur medikamentös behandeln, sondern auch die Grunderkrankung heilen.“

Aufbau eines Registers für Hypoparathyreoidismus 

Im SFB/Transregio 205 „Die Nebenniere: Zentrales Relais in Gesundheit und Krankheit“ arbeitet Carmina Teresa Fuß weiter an der Entwicklung neuer Tracer für die Diagnose des Primären Hyperaldosteronismus. Im Praktischen Jahr erschien es ihr zudem sinnvoll, mit Prof. Stefanie Hahner ein Register für Patientinnen und Patienten mit Hypoparathyreoidismus aufzubauen. Sie bewarb sich für eine Rotationsstelle, erhielt sie und schuf eine strukturierte Registerstudie. Mit der Datenbank können Patienten mit dieser Nebenschilddrüsen-Unterfunktion systematisch untersucht und die Erkrankung, bei der zu wenig vom Parathormon produziert wird, welches den Kalziumspiegel steuert, charakterisiert werden. Es sei gerade bei den seltenen Erkrankungen wichtig, diese strukturell zu erfassen, um sich gezielt mit ihnen zu beschäftigen.

Modellsysteme zum Einfluss des Ubiquitin-Systems beim Nebennierenkarzinom

Darüber hinaus betreibt Carmina Teresa Fuß Grundlagenforschung. Im Rahmen ihrer Clinician-Scientist-Ausbildung ist sie in die Arbeitsgruppe von Dr. Markus Diefenbacher gegangen, der am Lehrstuhl für Biochemie und Molekularbiologie von Prof. Martin Eilers den Einfluss des Ubiquitin-Systems auf die Tumorentwicklung erforscht. Ubiquitin ist ein Protein, das für zahlreiche zelluläre Prozessen bedeutsam ist. Carmina Teresa Fuß schaut sich sowohl in Zellkultur als auch bei den Betroffenen an, wie sich das Ubiquitin-System in der Nebenniere beim Nebennierenkarzinom verändert, und wie man hier therapeutisch eingreifen könnte. In einem weiteren Projekt in der AG Diefenbacher entwickelt sie Modellsysteme, um die Genetik verschiedener Nebennierenerkrankungen abzubilden und verschiedene Mechanismen und therapeutische Strategien zu testen.  

Akademischer Zehnkampf – Klinik, Forschung, Lehre 

Klinik, Forschung und Lehre - Martin Fassnacht nennt es akademischen Zehnkampf. Auch diese Herausforderung nimmt Carmina Teresa Fuß gern an. Sie liebt es zu unterrichten und hofft, dass sie ihre Studierenden genauso für die Endokrinologie begeistern kann wie sie es einst wurde. 

Ein bisschen mulmig sei ihr allerdings bei dem neuen Titel. Sie soll nun Vorbild sein, lehren, eine Forschungsgruppe aufbauen, den Nachwuchs fördern und empfinde sich doch selbst noch als Nachwuchs. Andererseits habe es auch etwas Positives, vom Alter noch so nah an den Studierenden zu sein. Auch wenn sie sich täglich hinterfragt, gibt es bei ihr keine Unsicherheiten. Denn das, was sie tut, tut sie aus voller Überzeugung. 

Ablenkung findet sie beim Lesen, Rennradfahren und Musizieren. „Ich habe die klassischen Mediziner-Hobbies“, meint sie. Dabei sei sie in einem Philologen-Haushalt mit einem klaren sprachlichen Track aufgewachsen. Ihr Vater, Dr. Albert Fuß, war Leiter des Zentrums für Sprachen an der Julius-Maximilians-Universität, ihre Mutter, Dr. Rosaria Sabetta-Fuß, gebürtige Italienerin, hat Germanistik und Anglistik studiert. Carmina Teresa Fuß ist zweisprachig aufgewachsen und lebt diese Neigung heute als Vizepräsidentin der Deutsch-Italienischen Gesellschaft Dettelbach aus, welche die Städtepartnerschaft zwischen Dettelbach und Rufina bei Florenz fördert. 

Hopp oder top! 

Man könnte meinen, ihr Tag habe mehr als 24 Stunden. Aber die außerberuflichen Aktivitäten seien ihre Inseln, die ihr Kraft geben und sie wieder aufnahmefähig machen. Zudem sei sie extrem neugierig und probiere viel aus. „In der Schule wollte ich unbedingt Cello spielen. Doch es hieß: Kind, das passt jetzt so – nachdem ich schon Ballett, Gesang, Klavier und Saxophon machte. Das Cello ließ mich aber nicht los, sodass ich mir vor drei Jahren ein Cello besorgt habe und seither einmal pro Woche Unterricht nehme. Das macht mir so viel Spaß, dass ich manchmal denke: Hätte ich früher Cello gespielt, hätte ich vielleicht doch Musik studiert“, gibt sie zu Bedenken. Aber die Musik sei auf der anderen Seite sehr subjektiv, und man sei immer dem Urteil anderer ausgesetzt – hopp oder top. In der Medizin kann sie ihre Arbeit wissenschaftlich belegen und am Uniklinikum Würzburg scheint es für die sympathische Juniorprofessorin nur das eine zu geben: top! * WISNA-Programm des BMBF: W1-Professur für Translationale Medizin mit Tenure-Track auf eine W2-Professur

Das Bild zeigt die Assistenzärztin Carmina Teresa Fuß im Gang der Klinikstation.
Dr. Carmina Teresa Fuß (29) erhielt noch während ihrer Facharztausbildung zur Endokrinologin eine Juniorprofessur für Translationale Medizin. © UKW / Kirstin Linkamp

Folge 7 des Podcasts „Krebsforschung im Gespräch“: Seltene Krebserkrankungen im Visier

Seltene Krebserkrankungen stellen nicht nur Patientinnen und Patienten vor besondere Herausforderungen, auch behandelnde Ärztinnen und Ärzte können an ihre Grenzen stoßen. Wie komplex zudem die Forschung ist, beschreibt ab 1. Juli 2023 die neue Folge „Seltene Krebserkrankungen im Visier“ des Podcasts „Krebsforschung im Gespräch“ der CCC Allianz WERA.

Experte Prof. Dr. Martin Fassnacht erläutert in Folge 7 des Podcasts der CCC Allianz WERA die Besonderheiten der Forschung an seltenen Erkrankungen.
Experte Prof. Dr. Martin Fassnacht erläutert in Folge 7 des Podcasts der CCC Allianz WERA die Besonderheiten der Forschung an seltenen Erkrankungen. Bild: Daniel Peter (Uniklinik Würzburg)

So selten sind die „seltenen Krebsarten“ gar nicht, wie die Bezeichnung vermuten lässt. Rund 100.000 Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr an einer seltenen Krebserkrankung. Hiervon Betroffene haben oft eine lange Odyssee hinter sich, bis ihre Erkrankung diagnostiziert ist. Und für manche von ihnen stehen bislang keine standardisierten Therapieempfehlungen zur Verfügung. 

Internationale Studien verbessern Diagnostik und Therapien

In der neuen Folge des Podcasts „Krebsforschung im Gespräch“ kommt Prof. Dr. Martin Fassnacht, Leiter der Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Würzburg, zu Wort. Im Gespräch mit Anne Kollikowski vom Comprehensive Cancer Center Mainfranken beschreibt der Experte die Besonderheiten der Forschung an seltenen Krebserkrankungen anhand des Beispiels Nebennierenkarzinom. Hier kommt es insbesondere auf internationale Vernetzung und die sorgfältige Dokumentation von Krankheitsverläufen in gemeinsamen Registern an. Diese internationalen Register bieten die Grundlage für klinische Studien, mit denen entscheidende Ergebnisse für die Verbesserung von Diagnostik und Therapien herausgearbeitet werden.

Die Podcast-Episode verrät auch, wie Studienergebnisse zu Behandlungsempfehlungen werden und damit Einzug in die Regelversorgung finden. Denn neben der schwierigen Diagnosestellung und den fehlenden Standardtherapien gibt es bei seltenen Krebserkrankungen noch ein weiteres Problem: Es existieren nur wenige, manchmal sogar keine Medikamente dagegen. 

Experte für Endokrinologie

Martin Fassnacht ist Leiter der Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Würzburg und befasst sich in seinen Arbeitsschwerpunkten u. a. mit der Erforschung und Behandlung von Tumoren der hormonell aktiven Organe, etwa der Nebenniere oder der Schilddrüse. Unter seiner Leitung wurde das von ihm mitgegründete „Deutsche Nebennieren-Karzinom-Register“ zum europäischen Register „European Network for the Study of Adrenal Tumours“ (ENS@T) ausgebaut. Das Register trug dazu bei, dass Würzburg heute weltweit das größte Zentrum für Patientinnen und Patienten mit dieser seltenen Erkrankung ist. 

Einblicke in den Arbeitsalltag

Im Podcast „Krebsforschung im Gespräch“ sprechen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Comprehensive Cancer Center Allianz WERA über aktuelle Themen der Krebsforschung, geben Einblicke in ihren Arbeitsalltag und erklären einfach und verständlich, wie und an welchen Themen sie forschen. 

Bis Oktober 2023 erscheint jeweils am 1. und 15. eines Monats eine neue Folge auf den gängigen Audio-Streaming-Plattformen wie Spotify und Apple Podcasts.

Eine weitere Folge mit einem Talkgast aus dem Uniklinikum Würzburg wird am 15. August 2023 veröffentlicht: „Kleine Schritte, große Wirkung – Bewegung bei Krebs“ mit Anne Kollikowski, Sportwissenschaftlerin am CCC Mainfranken.

Website CCC Allianz WERA: https://www.ccc-wera.de/podcast/ 

Kontakt: Annette Popp, CCC Mainfranken, E-Mail: popp_a3@ ukw.de, Tel. 0931 201-35864

Experte Prof. Dr. Martin Fassnacht erläutert in Folge 7 des Podcasts der CCC Allianz WERA die Besonderheiten der Forschung an seltenen Erkrankungen.
Experte Prof. Dr. Martin Fassnacht erläutert in Folge 7 des Podcasts der CCC Allianz WERA die Besonderheiten der Forschung an seltenen Erkrankungen. Bild: Daniel Peter (Uniklinik Würzburg)

Studie zu Panikstörung: Teilnehmende gesucht

Am Lehrstuhl für Psychologie 1 der Universität Würzburg startet aktuell eine neue Studie zu Panikstörungen. Gesucht werden Probandinnen und Probanden im Alter von mindestens 18 Jahren, die an einer solchen Störung leiden.

Die Therapie einer Panikstörung verbessern: Das ist das Ziel einer neuen Studie an der Uni Würzburg.
Die Therapie einer Panikstörung verbessern: Das ist das Ziel einer neuen Studie an der Uni Würzburg. (Bild: Tashatuvango / Colourbox.de)

„Der Zusammenhang zwischen Angst und Interozeption – die Rolle Emotionaler Intelligenz“: So lautet der Titel einer neuen Studie, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Lehrstuhl für Psychologie 1 der Universität Würzburg initiiert haben. Hauptziel ist es, Panikstörungen besser zu verstehen und deren Behandlung zu verbessern.

Im Rahmen der Studie sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Fragebögen ausfüllen. Zusätzlich wird ihre Herzaktivität aufgezeichnet, indem eine Pulsuhr mit Brustgurt am Oberkörper angelegt wird.

Die Studie dauert etwa 50 Minuten und wird mit einer Aufwandsentschädigung von 20 Euro vergütet.

Ort und Anmeldung

Die Studie findet am Lehrstuhl für Psychologie I in der Marcusstraße 9-11 in Würzburg statt. Termine können ab sofort vereinbart werden. Kontakt: mariami.janjgava@ stud-mail.uni-wuerzburg.de 

 

einBlick - Das Online-Magazin der Universität Würzburg vom 27.06.2023

Die Therapie einer Panikstörung verbessern: Das ist das Ziel einer neuen Studie an der Uni Würzburg.
Die Therapie einer Panikstörung verbessern: Das ist das Ziel einer neuen Studie an der Uni Würzburg. (Bild: Tashatuvango / Colourbox.de)

Blickpunkt Krebsforschung: Staatsekretärin Anna Stolz und Staatssekretär Roland Weigert besuchen UKW

Nationales Centrum für Tumorerkrankungen wichtiger Beitrag für bessere Versorgung in Bayern

Intensiver Austausch über das NCT WERA und Forschungsförderung am Universitätsklinikum Würzburg, v.l.: Prof. Dr. Hermann Einsele (UKW), Josef Hofmann (Vizepräsident der Handwerkskammer Unterfranken und Stadtrat), Gabriele Nelkenstock (Stiftung „Forschung hilft“), Staatssekretärin Anna Stolz, Staatssekretär Roland Weigert und Philip Rieger (Kaufmännischer Direktor UKW). Obere Reihe: Prof. Dr. Andreas Beilhack und Dr. Thomas Bumm (beide UKW). Foto: UKW / Stefan Dreising
Intensiver Austausch über das NCT WERA und Forschungsförderung am Universitätsklinikum Würzburg, v.l.: Prof. Dr. Hermann Einsele (UKW), Josef Hofmann (Vizepräsident der Handwerkskammer Unterfranken und Stadtrat), Gabriele Nelkenstock (Stiftung „Forschung hilft“), Staatssekretärin Anna Stolz, Staatssekretär Roland Weigert und Philip Rieger (Kaufmännischer Direktor UKW). Obere Reihe: Prof. Dr. Andreas Beilhack und Dr. Thomas Bumm (beide UKW). Foto: UKW / Stefan Dreising

Würzburg. Doppelter Besuch an der Uniklinik Würzburg: Anna Stolz, Staatsekretärin im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus, und Roland Weigert, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, besuchten am Freitag (23.06.) das UKW. Anlass war die Ernennung der Würzburger Uniklinik als Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) gemeinsam mit den Partnerkliniken in Erlangen, Regensburg und Augsburg. Bei dem Termin wurden auch aktuelle onkologische Forschungsprojekte vorgestellt. Josef Hofmann (Vizepräsident der Handwerkskammer Unterfranken und Würzburger Stadtrat) hatte den Besuch in Würzburg initiiert.

Im Februar wurde der Verbund vier Universitätskliniken gemeinsam als „NCT WERA“ als neuer Standort des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen verkündet. Ziel des NCT WERA ist es, Spitzenforschung mit modernster Patientenbehandlung zu verbinden. Eine Besonderheit ist dabei der gezielte Blick auf die ländliche Region: Im NCT WERA Gebiet leben rund acht Millionen Menschen. Das NCT WERA wird federführend vom Standort Würzburg koordiniert. Sprecher des NCT WERA ist Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II am Universitätsklinikum Würzburg. Prof. Einsele stellte bei dem Besuch am UKW die bestehenden Behandlungsmöglichkeiten durch CAR-T-Zellen bei einer Krebserkrankung vor. „Speziell der weitere Ausbau dieser innovativen Immuntherapien wird ein Forschungsschwerpunkt im NCT WERA sein“, so Prof. Einsele.

Welchen Beitrag auch private Initiativen wie z.B. die Stiftung „Forschung hilft“ leisten können, um Innovationen in der Krebsversorgung voranzutreiben, verdeutlichte bei dem Termin Gabriele Nelkenstock, die Vorsitzende des Stiftungsrates von „Forschung hilft“. So hat die Stiftung in den vergangenen fünf Jahren 30 Projekte im Bereich der Krebsforschung an der Würzbürger Universitätsmedizin mit rund 450.000 Euro gefördert. Auch in diesem Jahr wird die Stiftung wieder gezielte Förderpreise an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf dem Gebiet der Krebsmedizin vergeben. (Weitere Informationen und Fördermöglichkeiten: www.forschung-hilft.de)

Staatssekretärin Stolz und Staatssekretär Weigert zeigten sich nach dem Besuch am Würzburger Klinikum tief beeindruckt und waren sich einig: Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen ist ein enorm wichtiger Beitrag für bessere Versorgung von Krebspatienten in Bayern. Staatssekretärin Stolz: „Ich werde mich mit aller Kraft dafür einsetzen, das NCT Wera in Würzburg bei allen weiteren Forschungs- und Baumaßnahmen zu unterstützen. Nur so können wir die Würzburger Spitzenposition in der Krebsforschung und Krebsbehandlung sichern und für die Zukunft fortentwickeln. Krebs geht und nämlich alle was an!“

 

Hintergrund „NCT“:

Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) ist eine langfristig angelegte Kooperation zwischen dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), exzellenten Partnern in der Universitätsmedizin und weiteren herausragenden Forschungspartnern an verschiedenen Standorten in Deutschland.  Als Teil der Nationalen Dekade gegen Krebs, die Anfang 2019 durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ausgerufen wurde, wurde das NCT nach einem mehrjährigen Auswahlprozess um vier neue Standorte erweitert. Einer dieser Standorte ist das NCT WERA, das von Würzburg aus koordiniert wird (www.nct-wera.de). Das NCT WERA kann zukünftig mit bis zu 14,5 Millionen Euro pro Jahr durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bayerische Staatministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie (StMWi) gefördert werden.

Intensiver Austausch über das NCT WERA und Forschungsförderung am Universitätsklinikum Würzburg, v.l.: Prof. Dr. Hermann Einsele (UKW), Josef Hofmann (Vizepräsident der Handwerkskammer Unterfranken und Stadtrat), Gabriele Nelkenstock (Stiftung „Forschung hilft“), Staatssekretärin Anna Stolz, Staatssekretär Roland Weigert und Philip Rieger (Kaufmännischer Direktor UKW). Obere Reihe: Prof. Dr. Andreas Beilhack und Dr. Thomas Bumm (beide UKW). Foto: UKW / Stefan Dreising
Intensiver Austausch über das NCT WERA und Forschungsförderung am Universitätsklinikum Würzburg, v.l.: Prof. Dr. Hermann Einsele (UKW), Josef Hofmann (Vizepräsident der Handwerkskammer Unterfranken und Stadtrat), Gabriele Nelkenstock (Stiftung „Forschung hilft“), Staatssekretärin Anna Stolz, Staatssekretär Roland Weigert und Philip Rieger (Kaufmännischer Direktor UKW). Obere Reihe: Prof. Dr. Andreas Beilhack und Dr. Thomas Bumm (beide UKW). Foto: UKW / Stefan Dreising

Weiterhin Schmerzpatientinnen und -patienten für das Projekt PAIN2.0 gesucht

Das Zentrum für interdisziplinäre Schmerzmedizin des Uniklinikums Würzburg sucht für das bundesweite Forschungsprojekt PAIN2.0 Menschen mit wiederkehrenden Schmerzen. Ein neues, ambulantes Therapieprogramm soll ihnen helfen, ihren Alltag weiterhin gut zu bewältigen.

Logo PAIN 2.0

Das Projekt PAIN 2.0 ist eine Initiative der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. und der gesetzlichen Krankenkasse BARMER. Die wissenschaftliche Studie zielt darauf ab, die Versorgungsqualität von Menschen mit wiederkehrenden Schmerzen zu verbessern und eine Chronifizierung der Schmerzen zu verhindern.

Zu den beteiligten, bundesweit 22 Forschungseinrichtungen zählt das Zentrum für interdisziplinäre Schmerzmedizin (ZIS) des Uniklinikums Würzburg. Das ZIS beteiligt sich auch an der Rekrutierung von Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern.

Für eine Aufnahme in die Studie gelten folgende Bedingungen:

  • Die potenziellen Teilnehmenden müssen mindestens 18 Jahre alt sein.
  • Sie leiden seit mehr als sechs Wochen unter wiederkehrenden Schmerzen.
  • Der Schmerz schränkt ihre Lebensabläufe und ihre Lebensqualität ein.
  • Sie weisen unter Umständen schon erste Anzeichen von Risikofaktoren für eine Schmerzchronifizierung auf – wie negative Stimmung oder ausgeprägte Zukunftssorgen.

Zehnwöchiges Therapieprogramm

In der Studie erwartet sie ein zehnwöchiges, ambulantes Therapieprogramm im ZIS. Dabei erlernen sie in wöchentlich drei bis vier Stunden schmerzreduzierende Strategien und vertiefen ihr Wissen zu Schmerz und Risikofaktoren. Zentraler Aspekt von PAIN 2.0 sind aktive Übungen.

Die Therapie wird nach aktuellem wissenschaftlichen Kenntnisstand durch ein aufs Engste kooperierendes Team von Fachleuten aus Medizin, Psychologie und Physiotherapie durchgeführt. Die Teilnahme an der Studie ist kostenlos.

Weitere Infos und lokaler Kontakt: www.pain2punkt0.de, Zentrum für interdisziplinäre Schmerzmedizin des ZIS, Tel: 0931/201-30300, E-Mail: pain2.0@ ukw.de 

Logo PAIN 2.0

Fortschritte für die Additive Fertigung

Für ein neues Projekt hat Professor Jürgen Groll rund 880.000 Euro eingeworben. Sein Team will damit die Basis für verbesserte multifunktionale medizinische Implantate und Werkstoffe legen.

Beispiele für Drucktechniken: Mit Stereolithographie lassen sich Bauteile durch selektive Vernetzung eines Harzes detailgetreu fertigen.
Beispiele für Drucktechniken: Mit Stereolithographie lassen sich Bauteile durch selektive Vernetzung eines Harzes detailgetreu fertigen. Extrusionsbasierte 3D-Druckverfahren können zur Fertigung von Mehrkomponentenbauteilen verwendet werden. Das neuartige Druckverfahren „Melt Electrowriting“ ermöglicht die Herstellung von Gerüstträgern aus Fasern mit Durchmessern, die kleiner sind als die von menschlichem Haar. Diese dünnen Fasern ermöglichen es, die Zell-Material-Wechselwirkungen bei Gerüstträgern zu kontrollieren. (Bild: Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Medizin und der Zahnheilkunde / Universität Würzburg)

Mit 3D-Druckern lassen sich effizient technische Werkstoffe und medizinische Implantate herstellen. Diese Art von Produktion ist auch unter dem Namen Additive Fertigung bekannt.

Sollen die Produkte aus mehreren Materialien bestehen und mehrere Funktionen ausüben, gibt es aber noch Hürden zu nehmen – Materialeigenschaften müssen aufeinander abgestimmt, die Präzision der Bauteile gesteigert werden. Auch ist es bislang nicht möglich, die Qualität des Fertigungsprozesses schon während des Druckens zu kontrollieren.

Diese Herausforderungen geht ein neues Projekt an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) an, das mit Unterstützung bei der Erstellung des Projektantrages durch das Servicezentrum Forschung und Technologietransfer (SFT) eingereicht wurde. 

Das SFT berät Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der JMU bei der Beantragung von Mitteln aus den Europäischen Fonds EFRE und ESF. Die Bezeichnung EFRE bedeutet Europäischer Fonds für regionale Entwicklung, ESF steht für Europäischer Sozialfonds. Diese Fonds sind die wichtigsten Instrumente der EU zur Stärkung des wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalts.

Geld für zwei wissenschaftliche Personalstellen

Das bayerische Wissenschaftsministerium fördert so Jürgen Grolls Projekt „Maßgeschneiderte Komponenten für die Additive Fertigung multimaterialer Produkte (für Technik und Klinik)“ aus EFRE-Mitteln mit rund 880.000 Euro. Das Vorhaben ist Anfang Mai 2023 an den Start gegangen und läuft vier Jahre; das Fördergeld wird für zwei wissenschaftliche Personalstellen eingesetzt. 

Projektleiter Professor Jürgen Groll ist Inhaber des Lehrstuhls für Funktionswerkstoffe der Medizin und der Zahnheilkunde. Sein Team will in Kooperation mit neun kleinen und mittleren Unternehmen Additive Fertigungstechnologien weiterentwickeln.

Worauf das EFRE-geförderte Projekt abzielt

Ein Ziel ist die Implementierung von Algorithmen des maschinellen Lernens, die beim 3D-Druck in Echtzeit Fertigungsfehler erkennen und ihnen sofort gegensteuern, indem sie die Druckparameter anpassen. Das Projektteam strebt auch die Kombination verschiedener Verfahren an, um die Herstellung bislang nicht druckbarer multifunktionaler Werkstücke möglich zu machen. Außerdem sollen für den 3D-Druck maßgeschneiderte neue Polymer- und Keramikwerkstoffe entwickelt werden.

Einsatzgebiete sind unter anderem patientenspezifische Implantate für Hart- und Weichgewebe, etwa im Bereich des Gesichtsschädels, wobei eingedruckte Fasergerüste der mechanischen Verstärkung des Bauteils dienen oder nach dem Herauslösen eine gerichtete Porenstruktur für das Einwachsen von Zellen liefern. Aber auch die Herstellung von Bioreaktoren, in denen die zellbeladenen Gerüste kultiviert werden, können individuell gefertigt werden.

Ein Technologietransfer auch in technische Applikationen, zum Beispiel der additiven Fertigung von porösen keramischen Membranen zu Filter- und Separationszwecken, wird angestrebt.

Beteiligte kleine und mittlere Unternehmen

  • Bavaria Filaments, Freilassing
  • BioCer Entwicklungs-GmbH, Bayreuth
  • Curasan AG, Kleinostheim
  • nanoplus Advanced Photonics Gerbrunn GmbH
  • HuemmerSeidl GbR / NEROW, Rügheim
  • Peter Brehm GmbH, Weisendorf
  • ppPrint GmbH, Bayreuth
  • TUTOGEN MEDICAL GmbH, Neunkirchen am Brand
  • Ingenieurbüro Christian Reil (CR-3D), Cham

15 Jahre Expertise für Additive Fertigung

Am Würzburger Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Medizin und der Zahnheilkunde besteht eine mehr als 15-jährige Expertise in der Anwendung von 3D-Druck-Verfahren. 

Hier werden Additive Fertigungstechniken wie 3D-Pulverdruck, Digital light processing oder Stereolithographie verwendet, um Trägerstrukturen für Zellen, patientenspezifische keramische Implantate und Bioreaktoren für die Zellkultur zu fabrizieren. Der Lehrstuhl deckt die gesamte Fertigungskette ab: das Design der Strukturen, die Entwicklung von Materialien, die für den Druckvorgang maßgeschneidert sind, die Fertigung selbst sowie die Nachbehandlung zur Einstellung der gewünschten Materialeigenschaften.

Das EU-Förderprogramm EFRE

Das Förderprogramm EFRE der Europäischen Union unterstützt Projekte zum Technologietransfer zwischen Hochschulen und kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Forschende sollen die Unternehmen bei aktuellen Fragestellungen unterstützen – mit dem Ziel, weitere Innovationen in KMU anzuregen und diese auf einem sich entwickelnden Markt früh in eine Position als Technologieführer zu bringen.

Kontakt

Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Medizin und der Zahnheilkunde: https://www.fmz.uni-wuerzburg.de/ 

 

Pressemitteilung der Universität Würzburg vom 19. Juni 2023

Beispiele für Drucktechniken: Mit Stereolithographie lassen sich Bauteile durch selektive Vernetzung eines Harzes detailgetreu fertigen.
Beispiele für Drucktechniken: Mit Stereolithographie lassen sich Bauteile durch selektive Vernetzung eines Harzes detailgetreu fertigen. Extrusionsbasierte 3D-Druckverfahren können zur Fertigung von Mehrkomponentenbauteilen verwendet werden. Das neuartige Druckverfahren „Melt Electrowriting“ ermöglicht die Herstellung von Gerüstträgern aus Fasern mit Durchmessern, die kleiner sind als die von menschlichem Haar. Diese dünnen Fasern ermöglichen es, die Zell-Material-Wechselwirkungen bei Gerüstträgern zu kontrollieren. (Bild: Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Medizin und der Zahnheilkunde / Universität Würzburg)