Aktuelle Pressemitteilungen

Uniklinikum Würzburg: 22. Myelom-Forum als Präsenzveranstaltung

Am Mittwoch, den 5. Juli 2023, geben sechs Experten des Uniklinikums Würzburg erneut einen umfassenden Überblick zum aktuellen Stand bei der Erforschung, Diagnostik und Therapie des Multiplen Myeloms. Der Informationstag – diesmal als Präsenzveranstaltung – richtet sich an Patientinnen und Patienten, deren Angehörige sowie alle sonstigen Interessierten.

Knochenmark-Ausstrichpräparat eines Myelom-Patienten. Das 22. Myelom-Forum des Uniklinikums Würzburg findet am 5. Juli 2023 statt.
Knochenmark-Ausstrichpräparat eines Myelom-Patienten. Das 22. Myelom-Forum des Uniklinikums Würzburg findet am 5. Juli 2023 statt. Bild: UKW

Würzburg. Am Mittwoch, den 5. Juli 2023 lädt die Medizinische Klinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW) die interessierte Öffentlichkeit zum 22. Myelom-Forum ins Exerzitienhaus Himmelspforten in Würzburg ein. „Das erste Mal wieder vor Ort, nachdem wir während der Corona-Pandemie sechs dieser Foren als Online-Konferenzen durchgeführt haben“, verdeutlicht Prof. Dr. Hermann Einsele. Laut dem Direktor der „Med II“ freuen sich viele „Stammteilnehmerinnen und -teilnehmer“ auf den jetzt wieder möglichen persönlichen Kontakt und das direkte Gespräch. „Allerdings wussten viele auch die Vorteile der digitalen Treffen zu schätzen, beispielsweise die vermiedenen Aufwendungen für die Anfahrt“, fügt der Professor hinzu. Als Kompromisslösung sollen sich zukünftig bei den zwei Mal jährlich veranstalteten Myelom-Foren immer eine Präsenz- und eine Online-Version abwechseln.

Immuntherapien in immer früheren Krankheitsphasen

Beim Treffen am 5. Juli beleuchten sechs Experten des UKW in ihren Vorträgen allgemeinverständlich topaktuelle Entwicklungen in der Diagnostik und Therapie des Multiplen Myeloms, einer bösartigen Krebserkrankung des Knochenmarks. „Dabei wird unter anderem die immer weiter wachsende Bedeutung der Immuntherapien deutlich werden“, kündigt Einsele an. Nach seinen Beobachtungen werden CAR-T-Zellen und bispezifische Antikörper zu immer früheren Zeitpunkten im Therapieverlauf eingesetzt. „Wir hoffen, dass damit immer mehr Patientinnen und Patienten langfristig in Remission kommen“, so der Myelom-Experte. 

Mikroumgebung als potenzieller Schlüssel zur Tumorkontrolle

Ein spannender, vielversprechender Ansatzpunkt für die zukünftige Behandlung des Multiplen Myeloms und Vortragsthema des Forums ist das Tumormikromilieu. Das histologische Umfeld der Tumoren ist eine heterogene Masse aus zellulären Anteilen, extrazellulärer Matrix und Sekreten. „Wir wollen noch besser verstehen, welche Verbindungen zwischen der Tumormikroumgebung und der Entwicklung der Erkrankung bestehen und wie wir dieses Wissen für die Krebstherapie nutzen können“, umreißt Prof. Einsele. 

Diagnoseverfahren und Psychoonkologie

Neben Erläuterungen zu den derzeitig wichtigen Diagnoseverfahren widmet sich das Myelom-Forum ferner auch seelischen Aspekten. Konkret wird es Handreichungen dazu geben, was die Betroffenen für sich selbst tun können, um psychische Belastungen zu reduzieren und mehr Lebensqualität zurückzugewinnen.

Die Veranstaltung in der Mainaustr. 42 in Würzburg startet um 15:00 Uhr. Nach jedem Vortrag und bei der abschließenden Diskussionsrunde gegen 17:15 Uhr haben die Teilnehmenden Gelegenheit, individuelle Fragen zu stellen. 

Die Teilnahme am Forum ist kostenlos, eine Spende von 10 Euro an die Stiftung „Forschung hilft“ wird jedoch gerne entgegengenommen. Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung bis 26. Juni 2023 wichtig bei Gabriele Nelkenstock, der Selbsthilfebeauftragten des UKW, unter E-Mail: selbsthilfe@ukw.de.

Das genaue Programm findet sich im Veranstaltungskalender unter www.ukw.de/medizinische-klinik-ii. 

 

Über das Multiple Myelom

Beim Multiplen Myelom entarten im Knochenmark bestimmte Immunzellen. Sie überfluten den Körper mit fehlerhaft produzierten Antikörpern, unterdrücken durch ihr aggressives Wachstum die Blutbildung und schädigen durch verstärkten Knochenabbau das Skelett. In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 5000 bis 6000 Menschen an dieser Untergruppe des Lymphknotenkrebses.

Knochenmark-Ausstrichpräparat eines Myelom-Patienten. Das 22. Myelom-Forum des Uniklinikums Würzburg findet am 5. Juli 2023 statt.
Knochenmark-Ausstrichpräparat eines Myelom-Patienten. Das 22. Myelom-Forum des Uniklinikums Würzburg findet am 5. Juli 2023 statt. Bild: UKW

Krebsforschung in Bayern wird ausgebaut: Auftakt für das Nationale Tumorzentrum „NCT WERA“

Gesundheitsminister Holetschek: „Herausragender Meilenstein für die Krebsversorgung in Bayern“ / Verbund der vier Uniklinik-Standorte Würzburg, Erlangen, Regensburg und Augsburg

Gruppenbild mit Gesundheitsminister Holetschek
Gesundheitsminister Klaus Holetschek (3.v.l.) bezeichnete den Auftakt für das NCT WERA in Würzburg als „Meilenstein“ in der Versorgung von Krebspatienten in Bayern. Von links: Prof. Dr. Jens Maschmann (Ärztlicher Direktor, UKW), Prof. Dr. Wolfgang Herr (NCT WERA, UK Regensburg), Gesundheitsminister Klaus Holetschek, Ursula Weyrich (DKFZ), Prof. Dr. Hermann Einsele (NCT WERA, UKW) und Prof. Dr. Matthias Frosch (Dekan der Medizinischen Fakultät Würzburg). Foto: UKW / Angie Wolf.
Auftaktveranstaltung für das nationale Tumorzentrum NCT WERA

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat den Verbund der Uniklinik Würzburg mit den Partner-Kliniken in Erlangen, Regensburg und Augsburg für den neuen Standort des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen „NCT WERA“ als „herausragenden Meilenstein in der Versorgung von Krebspatientinnen und -patienten in Bayern“ bezeichnet.
Der Staatsminister war heute (2. Juni) Festredner bei der offiziellen Auftaktveranstaltung für das NCT WERA am Würzburger Uniklinikum.

Erstmals NCT-Standort in Bayern

Staatsminister Holetschek betonte in Würzburg: „Dieser bayerische Uniklinikverbund zeigt die Innovationskraft der Universitätsmedizin im Freistaat. Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen will Spitzenforschung mit modernster Patientenbehandlung verbinden. Durch die enge Zusammenarbeit mit vielen weiteren Partnern können neue wissenschaftliche Erkenntnisse schnellstmöglich in die klinische Behandlung übertragen werden – und damit die Behandlungsergebnisse und die Lebensqualität von Krebspatientinnen und -patienten verbessert werden. Und dabei hat NCT WERA auch die ländlichen Regionen im Blick.“

Das NCT WERA kann zukünftig mit bis zu 14,5 Millionen Euro pro Jahr durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bayerische Staatministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie (StMWi) gefördert werden.
Die vier WERA-Partner decken ein Versorgungsgebiet von rund acht Millionen Menschen ab. Schwerpunkte des NCT WERA werden u.a. der weitere Ausbau innovativer Immuntherapien, zum Beispiel mit CAR-T-Zellen, und die Entwicklung neuer molekularer Therapeutika sein. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der personalisierten Onkologie.
Zudem soll es gezielte Angebote für den wissenschaftlichen Nachwuchs und neue Professuren geben und das bestehende Netzwerk klinischer Studien im ländlichen Raum weiter ausgebaut werden. Dabei werden auch neue Formate der Patientenbeteiligung eingeführt. Generell soll die Studieninfrastruktur deutlich erweitert und verbessert werden, um so Innovationen zukünftig schneller voranzubringen und sie in die Versorgung vor Ort zu integrieren.
Das NCT WERA ist der erste Standort des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen in Bayern.

Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) ist eine langfristig angelegte Kooperation zwischen dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), exzellenten Partnern in der Universitätsmedizin und weiteren herausragenden Forschungspartnern an verschiedenen Standorten in Deutschland.
Heidelberg bildet seit 2004 den ersten Standort des NCT, Dresden ist seit 2015 der zweite Standort. Als Teil der Nationalen Dekade gegen Krebs, die Anfang 2019 durch das BMBF ausgerufen wurde, wurde das NCT im vergangenen Februar bundesweit nach einem mehrjährigen Auswahlprozess um vier neue Standorte erweitert. Einer dieser Standorte ist das NCT WERA, das von Würzburg aus koordiniert wird.

Innovative frühe klinische Studien

„Das NCT schließt kritische Lücken, die in Deutschland insbesondere im Bereich innovativer früher klinischer Studien bestehen. Mit dem nun auf sechs Standorte erweiterten NCT schaffen wir eine ideale Plattform, um eigene Innovationen in wissenschaftlich getriebenen frühen klinischen Studien zu prüfen und uns auf diesem Gebiet zukünftig mit den führenden Zentren der Welt auf Augenhöhe zu messen.
Zugleich ermöglichen wir damit deutlich mehr Krebspatientinnen und -patienten in Deutschland den Zugang zu den Fortschritten der Krebsforschung", erklärt Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Baumann, Wissenschaftlicher Vorstand und Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums sowie einer der beiden Sprecher des NCT-Lenkungsausschusses.

Patienten als Forschungspartner

Das NCT WERA wird federführend vom Standort Würzburg koordiniert und geleitet. Sprecher des NCT WERA ist Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II am Universitätsklinikum Würzburg. Stellvertretender Sprecher ist Prof. Dr. Wolfgang Herr, Direktor der Medizinischen Klinik III am Universitätsklinikum Regensburg.

Prof. Einsele: „Für diese Umsetzung von Forschungsergebnissen aus dem Labor hinaus in die unmittelbare Anwendung am Patienten werden die Rahmenbedingungen nochmals deutlich verbessert und so werden wir viele neue innovative Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten für die Patienten in Bayern anbieten können.
Gleichzeitig werden wir attraktive Angebote für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler etablieren.“ Dabei werden die Patientinnen und Patienten als aktive Forschungspartner eingebunden, betont Prof. Herr: „Bereits in die Konzeption und Entwicklung künftiger Studien werden die Patientinnen und Patienten einbezogen. Hier ist der NCT-Patientenbeirat von besonderer Bedeutung. Auch dafür werden wir hier die nötigen Strukturen weiter ausbauen.“ Das NCT WERA arbeitet dabei eng mit den Comprehensive Cancer Centers („CCC“) der beteiligten Universitätskliniken und Universitäten zusammen.

Gemeinsame Studienkonzepte werden entwickelt

In den kommenden Monaten wird nun zunächst die gemeinsame Infrastruktur aufgebaut. Dazu zählt auch eine gemeinsame Geschäftsstelle, die in Würzburg angesiedelt wird. Zudem werden erste gemeinsame Studienkonzepte entwickelt.

Zum feierlichen Auftakt des NCT WERA kamen rund 140 Gäste. Zur Begrüßung unterstrich Prof. Dr. Matthias Frosch, Dekan der Medizinischen Fakultät in Würzburg: „Das NCT WERA macht deutlich, wie wissenschaftliche Exzellenz und interdisziplinäre Zusammenarbeit an mehreren Standorten kombiniert werden kann. Das zählt zu den Kernaufgaben der Universitätsmedizin. Die erstmalige Ernennung zum NCT zeigt zudem eindrucksvoll die Stärken des Forschungsstandortes Bayern.“

 

Hintergründe zum Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen:

www.nct.dkfz.de

www.nct-wera.de

 

Weitere Stimmen zum Auftakt für das „NCT WERA“:

 

Prof. Dr. Ralf Bargou, Uniklinik Würzburg, Sprecher des CCC WERA, Direktor des Comprehensive Cancer Center (CCC Mainfranken), Mitglied des Geschäftsführenden Direktoriums NCT WERA: „Durch die NCT-Förderung werden die Studieninfrastruktur und die klinische Forschung der CCCs unserer gemeinsamen WERA-Allianz erheblich gestärkt. Bereits jetzt werden hier pro Jahr mehr als 10.000 Patientinnen und Patienten neu in gemeinsame klinische Studien eingebunden. Das werden wir nun im NCT-Verbund weiter ausbauen können. Auch die Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sowie mit weiteren Krankenhäusern in der Region wird dadurch profitieren.“

 

Prof. Dr. Marianne Pavel, Leiterin des Schwerpunktes Endokrinologie und Diabetologie der Medizinischen Klinik 1 am Uniklinikum Erlangen, Mitglied des Geschäftsführenden Direktoriums NCT WERA: „‘Heilung ist eine Frage der Zeit, manchmal ist es auch eine Frage der günstigen Gelegenheit‘ (Hippokrates). Der NCT-Verbund erlaubt es erstmalig, auch seltene Tumorerkrankungen mit innovativen Therapien zu behandeln. Dabei zeichnet sich der Standort Erlangen mit dem Deutschen Zentrum Immuntherapie durch eine hohe Expertise im Bereich der Immuntherapien aus, die auch weiterhin im Fokus der Forschung stehen werden. Zudem eröffnen sich ganz neue Behandlungsoptionen, die durch den NCT-Verbund eine reale Umsetzungsebene finden.“

 

Prof. Dr. Matthias W. Beckmann, Direktor der Frauenklinik des Uniklinikums Erlangen, CCC WERA Direktor Erlangen: „Wir am NCT-WERA-Standort Erlangen sind sehr glücklich darüber, dass wir unseren Patientinnen und Patienten den Zugang zu frühen translationalen Studien des NCT-Netzwerks ermöglichen können. Unsere Patientinnen und Patienten freuen sich besonders, hier vor Ort direkt von aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen und innovativen Therapien zu profitieren. Das macht Hoffnung und schenkt Mut für die Bekämpfung ihrer Erkrankung.“

 

Prof. Dr. Klaus Markstaller, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Augsburg: „Wir sind stolz als junger universitärer Standort diesem onkologischen Spitzenverbund anzugehören. Dies unterstreicht den Stellenwert der onkologischen Forschung und Versorgung am Universitätsklinikum Augsburg und die hervorragenden Leistungen aller dabei involvierten Fachdisziplinen.“

 

Prof. Dr. Nina Ditsch, Geschäftsführende Oberärztin an der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Universitätsklinikums Augsburg, Mitglied des Geschäftsführenden Direktoriums NCT WERA: „Als WERA-Verbund mit den Standorten Würzburg, Erlangen, Regensburg und Augsburg aktiver Teil des NCT zu sein, fördert nicht nur den weiteren Auf- und Ausbau der bereits geschaffenen Strukturen als Spitzenzentrum, sondern ermöglicht erstmalig die gezielte Förderung gemeinsam entwickelter translationaler Projekte mit Fokus auf Investigator initiierten Studien. Durch die Schaffung spezieller Vernetzungsstrukturen im Bereich von Forschung und Klinik wird in enger Zusammenarbeit mit Patientenvertretenden das Angebot und die Umsetzung innovativer diagnostischer Ansätze und Therapien gegen Krebs beschleunigt und optimiert, so dass die Erreichbarkeit für Patientinnen und Patienten regional wie auch national erleichtert wird. Ziel ist die internationale Sichtbarkeit. Das Universitätsklinikum freut sich, durch die Auszeichnung des Standorts Augsburg im WERA-Verbund als neuer NCT-Standort die bereits in Augsburg gelebte enge Vernetzung von Patientenfürsprechern und Ärzte und Ärztinnen intensivieren, ausbauen und fördern zu können.“

 

Prof. Dr. Martin Trepel, Direktor der II. Medizinischen Klinik und Direktor des CCC Augsburg: „Die Auszeichnung des Standorts Augsburg im Verbund mit den Universitätsklinika Würzburg, Erlangen und Regensburg (WERA) als ein neuer Standort des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen ist ein Meilenstein für diesen jungen universitätsmedizinischen Standort. Dies wird ebenso wie die Auszeichnung von WERA als Onkologisches Spitzenzentrum im vergangenen Jahr die Versorgung von Tumorpatienten und die Krebsforschung auf ein noch höheres, international herausragendes Niveau heben. Ziel ist es dabei, die gesamte Region in dieses Konzept einzubeziehen und allen Menschen, die dort leben, besseren Zugang zu neuesten Verfahren der Krebsdiagnostik und –therapie zu ermöglichen. Die Beteiligung von Patientinnen und Patienten als Forschungspartner und –berater spielt dabei eine Schlüsselrolle. Das Universitätsklinikum und das Comprehensive Cancer Center Augsburg (CCCA) sind stolz und dankbar, diese Entwicklungen mit den Partnern im WERA-Verbund gemeinsam gestalten zu können.“

 

Gruppenbild mit Gesundheitsminister Holetschek
Gesundheitsminister Klaus Holetschek (3.v.l.) bezeichnete den Auftakt für das NCT WERA in Würzburg als „Meilenstein“ in der Versorgung von Krebspatienten in Bayern. Von links: Prof. Dr. Jens Maschmann (Ärztlicher Direktor, UKW), Prof. Dr. Wolfgang Herr (NCT WERA, UK Regensburg), Gesundheitsminister Klaus Holetschek, Ursula Weyrich (DKFZ), Prof. Dr. Hermann Einsele (NCT WERA, UKW) und Prof. Dr. Matthias Frosch (Dekan der Medizinischen Fakultät Würzburg). Foto: UKW / Angie Wolf.
Auftaktveranstaltung für das nationale Tumorzentrum NCT WERA

Folge 6 des Podcasts „Krebsforschung im Gespräch“: Sicherheit bei der Anwendung neuester Krebsmedikamente

Nach der Prüfung neuer Wirkstoffe in Tiermodellen kommt irgendwann der entscheidende Schritt: Die erste Anwendung eines neuen Medikaments im Menschen. Diese findet unter besonderen Sicherheitsbedingungen in sogenannten Early Clinical Trial Units (ECTU) statt.

Dr. Maria-Elisabeth Goebeler spricht über klinische Studien.
Expertin Dr. Maria-Elisabeth Goebeler spricht in Folge 6 des Podcasts der CCC Allianz WERA über klinische Studien. Bild: Hans Pastyrik

Wann ist ein Medikament soweit, dass es am Menschen getestet werden kann? Wer entscheidet das?
Ab 15. Juni 2023 verrät die neue Folge „Das erste Mal im Menschen: Sicherheit bei der Anwendung neuester Krebsmedikamente“ des Podcasts „Krebsforschung im Gespräch“ mehr über klinische Studien.

Expertin für klinische Studien

In der neuen Folge des Podcasts „Krebsforschung im Gespräch“ der CCC Allianz WERA kommt Dr. Maria-Elisabeth Goebeler zu Wort und spricht mit Anne Kollikowski vom CCC Mainfranken darüber, wie klinische Studien funktionieren, was ihre verschiedenen Phasen bedeuten und was das Besondere an Phase-I-Studien ist.

In Phase-I-Studien werden Sicherheit und Verträglichkeit des neuen Präparats an einer kleineren Personengruppe untersucht. Vor dieser entscheidenden Phase hat das zu untersuchende Präparat schon umfangreiche präklinische Studien durchlaufen, bei denen es im Labor getestet wurde.

Maria-Elisabeth Goebeler ist Internistin und die oberärztliche Leitung des Interdisziplinären Studienzentrums mit ECTU am Uniklinikum Würzburg. Seit der Gründung 2007 kann die ECTU mit ihrem erfahrenen Studien-Team auf die erfolgreiche Entwicklung zahlreicher neuer Krebsmedikamente und Therapieansätze zurückblicken. Patientinnen und Patienten, die an klinischen Studien teilnehmen, betreut das speziell geschulte ECTU-Personal – unter besonders hohen Anforderungen an Sicherheit und Wohlbefinden der Studienteilnehmenden –  und sorgt für die Einhaltung höchster Qualitätsstandards für Datenerhebung und Studiendurchführung.

Auch über ihre tägliche Arbeit in dieser hochspezialisierten Einrichtung spricht die Studienexpertin und beschreibt die besonderen Rahmenbedingungen zur Sicherheit der Patientinnen und Patienten.

Kurzweilig, offen, einfach und verständlich

Im Podcast „Krebsforschung im Gespräch“ sprechen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Comprehensive Cancer Center Allianz WERA über aktuelle Themen der Krebsforschung, geben Einblicke in ihren Arbeitsalltag und erklären einfach und verständlich, wie und an welchen Themen sie forschen. Bis Oktober 2023 erscheint jeweils am 1. und 15. eines Monats eine neue Folge auf den gängigen Audio-Streaming-Plattformen wie Spotify und Apple Podcasts.

Die nächsten Folgen mit Talkgästen aus dem Uniklinikum Würzburg

1. Juli 2023 „Seltene Erkrankungen im Visier“ mit Prof. Dr. med. Martin Fassnacht-Capeller, Leiter der Endokrinologie und Diabetologie Universitätsklinikum Würzburg

15. August 2023 „Kleine Schritte, große Wirkung – Bewegung bei Krebs“ mit Anne Kollikowski, Sportwissenschaftlerin am Comprehensive Cancer Center Mainfranken

Weitere Informationen

Website CCC Allianz WERA https://www.ccc-wera.de/podcast/

Dr. Maria-Elisabeth Goebeler steht als Interviewpartnerin für Medienvertreter zur Verfügung.

Kontakt

Annette Popp
CCC MF
E-Mail: popp_a3@ ukw.de
Telefon: +49 931 201-35864


Dr. Maria-Elisabeth Goebeler spricht über klinische Studien.
Expertin Dr. Maria-Elisabeth Goebeler spricht in Folge 6 des Podcasts der CCC Allianz WERA über klinische Studien. Bild: Hans Pastyrik

Ein Tausendsassa wird Juniorprofessor

Noch keine 30 und schon Professor, das ist eine Seltenheit. Maik Luu hat es geschafft. Der 29-jährige Doktor der Humanbiologie ist seit Mai 2023 Juniorprofessor für Translationale Medizin in der Universitätsmedizin Würzburg.

Porträtbild von Prof. Dr. Maik Luu
Prof. Dr. Maik Luu studierte an der Philipps-Universität in Marburg Humanbiologie/ Biomedical Science, machte seinen Doktor im Fast-Track-Promotionsprogramm und wechselte im April 2021 nach erfolgreicher Zusammenarbeit mit Alexander Visekruna nach Würzburg ans Institut von Michael Hudecek. © Daniel Peter / UKW
Maik Luu an einer Sterilwerkbank des Labors
Maik Luu forscht in der Tumorimmunologie zum Mikrobiom und arbeitet an der Entwicklung einer Mikrobiom-CAR-T-Zell-Therapie. Darüber hinaus ist der Naturwissenschaftler in verschiedene Verbundprojekte wie T2EVOLVE und ein EU-TRANSCAN-3-Projekt. © Christina Mühlenkamp
Die Collage zeigt Maik Luu mit seinen Eltern, seinen Mentoren, seinem Team, an der Gitarre, beim Kochen und Klettern und im Tierheim.
Prof. Dr. Maik Luu (29) – Doktor der Humanbiologie, Juniorprofessor für Translationale Medizin am Uniklinikum Würzburg, Sohn von Tan That und Thi Thu Ba, Hobbykoch, Musiker, Ehrenamtlicher Mitarbeiter im Deutschen Alpenverein und Tierheim und seit Mai 2023 Juniorprofessor für Translationale Medizin am Uniklinikum Würzburg. © UKW

Würzburg. „Gebt immer euer Bestes und seid dankbar, dass ihr euren Teil in dieser Gesellschaft beitragen dürft!“ Die Worte ihrer Eltern haben Maik Luu und seinen Bruder von klein auf begleitet. „Als Kind fehlte mir das Verständnis dafür, wieso gute Noten wichtig sind. Doch irgendwann habe ich begriffen, dass ich das alles tue, um mir selbst Türen zu öffnen“, blickt Maik Luu zurück. Der 29-jährige Doktor der Humanbiologie hat gerade an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg über das WISNA-Programm eine W1-Professur für Translationale Medizin erhalten, mit Tenure-Track auf eine W2-Professur.

Eltern kamen 1980 als „Boat People“ von Vietnam nach Deutschland

Seine Eltern könnten nicht stolzer sein. Mit der Motivation, ihren zukünftigen Kindern Bildung und somit ein besseres Leben zu ermöglichen, haben sie vor mehr als 40 Jahren als so genannte „Boat People“ ihre vom Krieg gebeutelte Heimat Vietnam verlassen: Mutter Thi Thu Ba Nguyen-Luu und Vater Tan That Luu kamen im Jahr 1980 mit der Cap Anamur nach Deutschland und fassten in Eschweiler bei Aachen Fuß. In Maik Luus Augen ist das, was seine Eltern auf sich genommen haben, eine viel größere Leistung als seine Professur. „Ihr Mut, mit nichts als der Kleidung am Leib ins Ungewisse aufzubrechen und sich in einem Land durchzuschlagen, dessen Sprache und Kultur sie nicht kannten, könnte nicht größer gewesen sein.“

Viel Unterstützung, aber auch Beschimpfungen

Sein akademischer Werdegang ist ein klassischer Aufstieg über den Bildungsweg. Seine Eltern, beide ungelernt, hatten in Deutschland zunächst Hilfsjobs, unter anderem als Erntehelfer. Dann bauten sie sich ein asiatisches Restaurant und später eine Schneiderei auf. Unterstützung bekamen sie von ihren Nachbarn, Heinz und Gisela Weber. „Die beiden haben unsere Familie gewissermaßen adoptiert. Sie waren für uns wie Oma und Opa, so bescheiden und unfassbar herzlich. Gisela nannten wir auch Mutter Zwei“, schwärmt Maik Luu. Auf der anderen Seite gab es den Rassismus, den auch er zu spüren bekam. „Man musste aufpassen, dass man nicht in der Mülltonne landet oder einen Baseballschläger übergezogen bekommt“, erinnert er sich. Schiefe Blicke und dumme Kommentare seien im universitären Umfeld glücklicherweise seltener geworden. Aber hier und da käme schon noch vor, dass man ihn für sein gutes Deutsch lobe oder bei Veranstaltungen darauf aufmerksam mache, dass nur deutsch gesprochen werde. 

Als er in der Schule irgendwann reflektierte, dass es sich lohnen könnte, sich anzustrengen und merkte, dass ihm einiges leichtfiel, wurde er immer selbstbewusster. Nach dem ersten Halbjahr in der achten Klasse sprang er in die neunte, später wurde er Stufensprecher. In dieser Funktion bat er anlässlich des Abschieds des Abiturjahrgangs eine Verleihfirma höflich um ein günstiges Angebot für eine Hüpfburg. Er erhielt nicht nur eine Absage, sondern wurde regelrecht als Bittsteller beschimpft, dem wie alle Studierenden eine Zukunft als Hartz-IV-Empfänger mit schlechtem Umgangston und übler Zahlungsmoral vorausgesagt wurde. Über diese Geschichte, welche damals bundesweit für Furore sorgte, kann Maik Luu heute nur schmunzeln. 

Im Rahmen eines Fast-Track-Promotionsprogramms zum Doktor der Humanbiologie

Er entschloss sich nach dem Abitur für den Bachelor-Studiengang Humanbiologie/ Biomedical Science an der Philipps-Universität in Marburg mit dem Hauptfach Infektionsbiologie. Anschließend hat er anstelle des Master-Studiums im Rahmen eines Fast-Track-Promotionsprogramms seinen Doktor gemacht. Nur zwei Jahre und vier Monate später schloss der damals 25-Jährige die Promotion mit summa cum laude ab. In seiner Doktorarbeit „Immunomodulatory effects of HDAC and proteasome inhibitors in inflammation and carcinogenesis“ untersuchte er, wie das Immunsystem auf unterschiedliche Bakterien der Darmflora und deren Stoffwechselprodukte reagiert. Anschließend arbeitete er in Marburg weitere zwei Jahre als Postdoc mit einem enormen Output an Publikationen. So wurden zum Beispiel in der Fachzeitschrift Nature Communications zwei seiner Untersuchungen zum Einfluss bestimmter Stoffwechselprodukte von Bakterien aus dem Darm auf das Immunsystem veröffentlicht. Unter anderem konnte er zeigen, dass das Mikrobiom die zytotoxische Aktivität von gentechnisch veränderten Immunzellen steigern und damit die Effizienz von Tumortherapien positiv beeinflussen kann.

In zahlreiche nationale und internationale Forschungsprojekte zur Krebsimmuntherapie involviert 

„Mein Dank gilt hier vor allem meinen Mentoren Alexander Visekruna und Michael Hudecek. Mit Alexander habe ich sechs Jahre lang eng in Marburg zusammengearbeitet. Er hat mich extrem gefördert und das wissenschaftliche Arbeiten gelehrt“, bemerkt Maik Luu. „Wie der Zufall es will, bekommen wir fast zeitgleich eine Professur, Alex in Marburg und ich in Würzburg.“ Denn seit April 2021 arbeitet Luu als Senior-Postdoc im Bereich der Tumorimmunologie am Universitätsklinikum Würzburg im Institut von Prof. Dr. Michael Hudecek. Neben seinen eigenen Forschungsprojekten zum Mikrobiom und der Entwicklung einer Mikrobiom-CAR-T-Zell-Therapie ist der sympathische Naturwissenschaftler Maik Luu in verschiedene Verbundprojekte involviert. Er ist wissenschaftlicher Projektmanager von T2EVOLVE, einer Allianz führender akademischer und industrieller Akteure in der Krebsimmuntherapie. Und er hat erfolgreich einen Antrag für ein EU-TRANSCAN-3-Projekt geschrieben. In dem mit 1,3 Millionen Euro geförderten Projekt widmet sich eine Gruppe internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter der Leitung von Michael Hudecek der Erforschung neuer Schlüsselkomponenten im Tumormikromilieu beim Multiplen Myelom und kleinzelligen Lungenkarzinom sowie der Entwicklung modifizierter CAR-T-Zelltherapien.

Klettern, Kochen, Gitarrespielen und ehrenamtliches Hundetraining 

Angesichts seiner rasanten Karriere wird Maik Luu häufiger gefragt, ob er hochintelligent sei. „Sicher nicht“, winkt er ab. „Allem voran haben mich harte Arbeit, Fleiß und Durchhaltevermögen weitergebracht. Ein bildliches Verständnis für biologisch-chemische Prozesse hat jedoch geholfen. Zudem kann ich gut filtern, auf welche Details ich mich konzentrieren sollte, und welche weniger wichtig sind. Je simpler das Konzept, desto besser.“ Wenn einem Dinge Spaß machen, dann könne man sich selbst sehr gut weiterentwickeln. Und man wachse ja bekanntlich mit seinen Aufgaben, die man sich bisweilen auch selbst stellen müsse. So hat er seine Höhenangst beim Bouldern und Klettern überwunden und ist sogar ehrenamtlicher Trainer des Deutschen Alpenvereins. Generell ist ihm soziales Engagement sehr wichtig, auch wenn die Zeit knapp zu sein scheint. Maik Luu hat lange Jahre im Marburger Tierheim, mit dem er immer noch verbunden ist, ehrenamtlich gearbeitet und dort mit Hunden, darunter viele Listenhunde, bis zur Vermittlung trainiert. Geld hat er neben dem Studium als Sushi-Koch verdient. Das Kochen wurde in der Studentenwohnung fortgesetzt, nach dem Motto ‚wie kann ich mit studentischen Mitteln coole Gerichte kreieren‘. Die Rezepte hat er auf seinem Instagram-Kanal @cooking_campus gepostet. Eines Tages möchte er daraus ein Kochbuch machen. Er hat Tischtennis im Verein und Gitarre in einer Band gespielt. Man könnte meinen, sein Tag habe 48 Stunden. Doch er gibt zu, früher nur vier Stunden Schlaf benötigt zu haben. Und seine Hobbies sowie Unternehmungen mit Freunden geben wiederum viel Raum für gute Ideen. 

Fan von flachen Hierarchien 

„Meine Eltern haben sich immer gewünscht, dass mein Bruder und ich mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, wie viel man aus eigener Kraft erreichen kann, ohne dabei das Gefühl für Dankbarkeit zu verlieren. Nun, vollkommen integriert und im Beruf angekommen, sind wir an der Reihe, etwas zurückzugeben sowie unseren Teil zur Gesellschaft beizutragen“, sagt er. Vor seiner neuen Aufgabe, als Juniorprofessor der Hauptverantwortliche zu sein, habe er großen Respekt: „Die Führungsqualitäten müssen sich noch entwickeln. Aber ich bin ein Fan von flachen Hierarchien und hoffe, dass wir als Team gut zusammenwachsen und gemeinsam entscheiden, wo die Reise hingeht.“ 

Porträtbild von Prof. Dr. Maik Luu
Prof. Dr. Maik Luu studierte an der Philipps-Universität in Marburg Humanbiologie/ Biomedical Science, machte seinen Doktor im Fast-Track-Promotionsprogramm und wechselte im April 2021 nach erfolgreicher Zusammenarbeit mit Alexander Visekruna nach Würzburg ans Institut von Michael Hudecek. © Daniel Peter / UKW
Maik Luu an einer Sterilwerkbank des Labors
Maik Luu forscht in der Tumorimmunologie zum Mikrobiom und arbeitet an der Entwicklung einer Mikrobiom-CAR-T-Zell-Therapie. Darüber hinaus ist der Naturwissenschaftler in verschiedene Verbundprojekte wie T2EVOLVE und ein EU-TRANSCAN-3-Projekt. © Christina Mühlenkamp
Die Collage zeigt Maik Luu mit seinen Eltern, seinen Mentoren, seinem Team, an der Gitarre, beim Kochen und Klettern und im Tierheim.
Prof. Dr. Maik Luu (29) – Doktor der Humanbiologie, Juniorprofessor für Translationale Medizin am Uniklinikum Würzburg, Sohn von Tan That und Thi Thu Ba, Hobbykoch, Musiker, Ehrenamtlicher Mitarbeiter im Deutschen Alpenverein und Tierheim und seit Mai 2023 Juniorprofessor für Translationale Medizin am Uniklinikum Würzburg. © UKW

Beeinflussen sich Schlaf, Psyche und COVID-19-Impfung gegenseitig?

Gibt es Zusammenhänge zwischen Schlafqualität, psychischer Gesundheit und COVID-19 Impfantwort? Neue Studie aus Würzburg, Bern und Oxford liefert wichtige Erkenntnisse für weitere COVID-19 Impfungen

Das Team der CoVacSer-Studie auf dem Gelände des Uniklinikums Würzburg
Das CoVacSer-Studienteam am UKW (v.l.n.r.): Dr. Alexander Gabel, Julia Reusch, Juliane Mees, Dr. Manuel Krone, Dr. Nils Petri, Isabell Wagenhäuser (copyright: Daniel Peter)
Proben von CoVacSer im Institut Zentrale Krankenhaushygiene und Antimicrobial Stewardship
Probenverarbeitung in der CoVacSer-Studie (copyright: Isabell Wagenhäuser)

Raubt mir die COVID-19-Impfung den Schlaf? Können psychische Erkrankungen und Schlafstörungen die Impfantwort hemmen? Um die Corona-Impfung ranken sich viele Fragen und Sorgen. Beruhigende Antworten liefert eine Studie, die unter dem Titel „The relationship between mental health, sleep quality and the immunogenicity of COVID-19 vaccinations“ im Journal of Sleep Research erschienen ist. 

Erfolgreiche internationale Forschungskooperation – Würzburger CoVacSer-Studie als Kollektiv

Die bislang weltweit größte Studie zum wechselseitigen Einfluss von Schlaf, Psyche und Impfantwort wurde in einer interdisziplinären, internationalen Kooperation von Universitätsklinikum Würzburg, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, der Universität Bern und der University of Oxford durchgeführt. Hierfür wurden Daten einer Kohorte von mehr als 1.000 Mitarbeitenden des Gesundheitswesens aus der CoVacSer-Studie analysiert, die von September 2021 bis Dezember 2022 erhoben wurden. Die prospektive Kohortenstudie CoVacSer wurde unter der Leitung von Dr. Nils Petri und Dr. Manuel Krone am Universitätsklinikum Würzburg 2021 erfolgreich etabliert, um die SARS-CoV-2-Immunität im Zusammenhang mit Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit nach COVID-19-Impfungen und/oder SARS-CoV-2-Infektionen in einer großen Gruppe von Beschäftigten im Gesundheitswesen zu untersuchen. Zahlreiche Fragestellungen, zum Beispiel zu Faktoren, die Anti-SARS-CoV-2-Spike-IgG-Titer beeinflussen, zur Verträglichkeit der Varianten-adaptierten Covid-19 Impfstoffe oder zur Co-Administration, wurden bereits beantwortet. 

Kein direkter Einfluss psychischer Erkrankungen auf die Antikörpertiter nach der COVID-19 Impfung

In der neuesten Publikation wurde zunächst untersucht, ob das Vorliegen einer psychischen Erkrankung die Impfantwort beeinflussen kann. „Zum Untersuchungszeitpunkt vor den Booster-Impfungen fanden wir leicht reduzierte Antikörpertiter bei Studienteilnehmern mit psychischen Erkrankungen, was jedoch auf indirekte Faktoren wie das etwas höhere Lebensalter in der Untergruppe psychisch Erkrankter zurückzuführen war. Wir konnten keinen signifikanten Unterschied der Anti-SARS-CoV-2-Spike-IgG-Titer nach den ‚Booster-Impfungen‘, der dritten sowie vierten COVID-19-Impfung, im Vergleich von Studienteilnehmerinnen mit und ohne psychiatrische Erkrankung feststellen“, erläutert Medizinstudentin Julia Reusch. 

Kein Einfluss der Schlafqualität auf die Immunogenität der COVID-19-Impfung sowie der COVID-19-Impfung auf den Schlaf

Ferner ging es um die Frage, ob die Schlafqualität die Impfantwort beeinflussen oder die Impfung die Schlafqualität mittel- und langfristig verschlechtern kann. „Unsere Daten zeigen keinen Einfluss der Schlafqualität auf die Antikörperlevel nach der COVID-19-Impfungen. Zudem fanden wir keine Veränderung der Schlafqualität über drei Monate nach der dritten und zwei Wochen nach der vierten COVID-19-Impfung“, berichtet Juliane Mees aus dem Studienteam. Diese Ergebnisse sind dem Schlafforscher Dr. Lukas Krone zufolge beruhigende Nachrichten für Patientinnen und Patienten mit Schlafstörungen, welche sich häufig darüber sorgen, ob ihre Schlafprobleme die Impfantwort abschwächen oder eine COVID-19 Impfung ihre Schlafprobleme verschlechtern könnten.Isabell Wagenhäuser, Erstautorin der Studie, fasst zusammen: „Unsere Daten deuten darauf hin, dass weder die psychische Gesundheit noch die Schlafqualität einen relevanten Einfluss auf die Immunogenität von COVID-19-Impfungen haben. Wir fanden auch keine Hinweise darauf, dass COVID-19 Impfungen die Schlafqualität verschlechtern oder gar insomnische Beschwerden auslösen könnten.“ 

Nach einer Impfung trotzdem ausreichend schlafen! 

 

Der Neurowissenschaftler Dr. Lukas Krone, der an den Universitäten Bern und Oxford forscht, ist sich sicher, dass die Ergebnisse dieser groß angelegten Kohortenstudie die klinische Praxis hinsichtlich der Empfehlung von COVID-19-Auffrischungsimpfungen für Personen mit psychischen Erkrankungen und Schlafproblemen beeinflussen wird. Er empfiehlt jedoch: „Da andere grundlagenwissenschaftliche Arbeiten darauf hinweisen, dass experimenteller Schlafentzug oder starker chronischer Schlafmangel generell Impfantworten beeinträchtigen können, sollte man nach Impfungen prinzipiell ausreichend schlafen. Eine Anpassung von Impfschemata für Menschen mit psychischen Erkrankungen oder schlechter Schlafqualität erscheint auf Grundlage unserer Daten aus dieser großen Impfkohorte allerdings nicht erforderlich.

Publikation: Wagenhäuser, I., Reusch, J., Gabel, A., Mees, J., Nyawale, H., Frey, A., Lâm, T.-T., Schubert-Unkmeir, A., Dölken, L., Kurzai, O., Frantz, S., Petri, N., Krone, M., & Krone, L. B. (2023). The relationship between mental health, sleep quality and the immunogenicity of COVID-19 vaccinations. Journal of Sleep Research, e13929. doi.org

doi.org/10.1111/jsr.13929

Das Team der CoVacSer-Studie auf dem Gelände des Uniklinikums Würzburg
Das CoVacSer-Studienteam am UKW (v.l.n.r.): Dr. Alexander Gabel, Julia Reusch, Juliane Mees, Dr. Manuel Krone, Dr. Nils Petri, Isabell Wagenhäuser (copyright: Daniel Peter)
Proben von CoVacSer im Institut Zentrale Krankenhaushygiene und Antimicrobial Stewardship
Probenverarbeitung in der CoVacSer-Studie (copyright: Isabell Wagenhäuser)

EU-Projekt um Krebs besser zu verstehen und zu stoppen

Im EU-Projekt ELMUMY untersucht die Universitätsmedizin Würzburg mit zwölf weiteren Partnern aus Wissenschaft und Industrie Faktoren, die die Entstehung und das Fortschreiten des Multiplen Myeloms beeinflussen. Die Erhebung molekularbiologischer Merkmale und die Integration von Informationen über Lebensstil und klinische Situation soll eine personalisierte Diagnose, Prävention und Therapie ermöglichen.

Thoms Nerreter und Peter Spieler arbeiten am HD-Tischmikroskop
Thomas Nerreter (rechts) und Peter Spieler arbeiten an einem neuartigen HD-Tischmikroskop, mit dem sie bereits eine minimale Antigenexpression auf Tumorzellen erkennen und quantitativ nachweisen können, die mit klassischen Detektionsmethoden in der Routinediagnostik nicht nachgewiesen werden können. Diese Superresolutions-Mikroskopie, die in Würzburg zum ersten Mal zum Einsatz kam, kann ein entscheidender Faktor bei der Therapieentscheidung sein. © Kirstin Linkamp / UKW
Antigene auf einer Tumorzelle
In der in Würzburg entwickelten Super-Resolution-Mikroskopie können die blinkenden Fluorophor-gekoppelten Antigene auf der Tumorzelle nachgewiesen werden. Die blinkenden „Events“ auf insgesamt 15.000 Bilder, die mit der Methode dSTORM in 150 Sekunden aufgenommen wurden, werden am Ende zu einem Bild rekonstruiert. © Thomas Nerreter/Peter Spieler / UKW
Hannah Manz (AG Beilhack, UKW) hat dreidimensionale Tumorsphäroide aus dem Knochenmark von Krebspatienten hergestellt, die Gefäß- und Stromazellen enthalten und von Multiplen Myelomzellen (in Grün) durchsetzt sind. Diese Sphäroide sollen im ELMUMY-Projekt dazu beitragen, subtile Veränderungen im Tumormilieu zu analysieren und therapeutisch zu manipulieren, um das Immunsystem gezielt gegen die Krebszellen zu aktivieren. © Hannah Manz / UKW
Porträt von Prof. Dr. Dr. Andreas Beilhack
Andreas Beilhack leitet die Forschergruppe für Experimentelle Stammzelltransplantation in der Medizinischen Klinik und Poliklinik II am UKW und trägt unter anderem mit Probenakquise, multimodalen durchflusszytometrischen Analysen und Mausmodellen zum ELMUMs-Projekt bei. © Hilde Merkert, IMIB Würzburg).

Trotz bedeutender Fortschritte in der medizinischen Forschung ist das Gesamtverständnis von Krebs nach wie vor unvollständig – sowohl für häufige als auch für seltene Krebserkrankungen. Um die Risikofaktoren und Gesundheitsfaktoren, welche die Entstehung und das Fortschreiten von Krebs beeinflussen, besser zu verstehen, investiert die EU im Rahmen von Horizont Europa in neue vielversprechende und potenziell bahnbrechende Projekte. Als besonders aussichtsreich wurde das Projekt ELMUMY bewertet. Das von der National and Kapodistrian University of Athens geleitete Verbundprojekt, an dem auch das Universitätsklinikum Würzburg (Principle Investigator: Prof. Dr Hermann Einsele) beteiligt ist, erhielt mit 14,5 von 15 Punkten die höchste Punktzahl und damit eine Förderung von 10 Millionen Euro, davon gehen fast 1,5 Millionen nach Würzburg. ELMUMY steht für Elucidation of Risk Factors and Health Determinants Associated with Progression of Monoclonal Gammopathies to Multiple Myeloma, also der Aufklärung von Risikofaktoren und Gesundheitsfaktoren im Zusammenhang mit dem Fortschreiten so genannter monoklonaler Gammopathien zum Multiplen Myelom (MM). Ziel des Projekts ist es, die molekularen Mechanismen zu erforschen, die an der Entstehung und dem Fortschreiten der Krankheit beteiligt sind, und neue therapeutische Strategien zu entwickeln, die auf die besonderen Merkmale jedes einzelnen Betroffenen zugeschnitten sind.

Risiko für Personen mit monoklonaler Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS): 1 von 100 entwickelt jährlich Multiples Myelom (MM)

Normalerweise produziert der Körper eine Vielzahl verschiedener Antikörper, die dazu beitragen den Körper vor diversen Infektionen zu schützen. Bei einer monoklonalen Gammopathie produziert jedoch eine Plasmazelle und deren Tochterzellen, man spricht von Klonen, eine bestimmte Art von Antikörpern in großen Mengen. Diese Antikörper werden als "monoklonale Proteine" oder "M-Proteine" bezeichnet und können im Blut und manchmal auch im Urin nachgewiesen werden. Ab einem gewissen Grad kann dies erhebliche Gesundheitsprobleme verursachen, wie zum Beispiel eine erhöhte Infektanfälligkeit. Mit dem Alter steigt das Risiko für eine monoklonale Gammopathie. Bei 3 bis 5 Prozent der alternden Bevölkerung in Europa tritt eine monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) auf. Die Auswirkungen sind äußerst vielfältig, und die Behandlungen hängen von der Ursache, der Art der Störung sowie vom Krankheitsstadium ab. Jedes Jahr entwickelt eine von 100 Personen mit MGUS ein schwelendes MM (sMM) oder aktives MM (MM). Warum das so ist, und wie sich die Krebsvorstufen rechtzeitig erkennen lassen, das wird im Projekt ELMUMY untersucht.

Die besten Chancen für eine Heilung des MM bestehen darin, sein Fortschreiten von vornherein zu verhindern

„Das Multiple Myelom ist eine Krebserkrankung des blutbildenden Systems, die sich durch langsames Fortschreiten und Rückfälle auszeichnet und für die es derzeit noch keine Heilung gibt“, erklärt Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II am Uniklinikum Würzburg (UKW), Sprecher des NCT-Standortes WERA und ELMUMY-Teilprojektkoordinator. „Obwohl die jüngsten Fortschritte unser Verständnis der zellulären Funktionen erweitert haben, müssen kritische Aspekte dieser komplexen Pathologie noch erforscht werden. Würzburg wurde auch deshalb in das Konsortium mit eingebunden, weil hier das größte Myelom-Programm in Europa mit vielen klinischen Studien und Begleitforschung zu den neuesten Therapieformen, wie CAR T Zellen und verschiedenen T Zell aktivierenden (bispezifischen) Antikörpern angeboten wird.“ 

Um weitere biologische Wege und Moleküle zu identifizieren die für den Ausbruch, das Fortschreiten und die Therapieresistenz des MM verantwortlich sind, untersuchen die Beteiligten aus Wissenschaft und Industrie hochgradig annotierte Proben aus verschiedenen Krankheitsstadien (MGUS, sMM, MM) mit so genannten Omics-Technologien und bioinformatischen Ansätzen. Das UKW ist unter anderem für die Akquise der Proben zuständig, für multimodale durchflusszytometrische Analysen, für einzelmolekülempfindlichen Super-Resolution-Mikroskopie zur Visualisierung von Zielantigenen sowie für Mausmodelle. 

Multimodale durchflusszytometrische Analyse von Proben von Studienteilnehmenden, die am Multiplen Myelom oder eines seiner Vorstufen erkrankt sind

Bei den Proben handelt es sich um Blut von Patientinnen und Patienten, die am MM, beziehungsweise eines seiner Vorstufen erkrankt sind. Neben archivierten Proben, die in der Interdisziplinären Biomaterial- und Datenbank Würzburg (ibdw) kryokonserviert, also in flüssigem Stickstoff eingefroren sind, werden im Rahmen und im Zeitraum des geförderten Projekts neue Proben gewonnen. Neben Alter und Geschlecht werden klinische Daten wie Zahl und Art der Vorbehandlungen sowie der Krankheitsverlauf erfasst. Für die genomische Charakterisierung der Myelomzellen spielt unter anderem die Durchflusszytometrie eine große Rolle.

Präzise Informationen für maßgeschneiderte Therapieentscheidungen

Die Durchflusszytometrie ermöglicht eine hochempfindliche Tumordiagnostik. In Echtzeit können die Krankheitsbelastung und das Immunprofil des Betroffenen gemessen werden, was wiederum wertvolle Informationen über das Ansprechen der gewählten Therapie gibt. Das Team von Prof. Dr. Dr. Andreas Beilhack aus der Medizinischen Klinik und Poliklinik II führt seit mehr als zwei Jahren bei Patientinnen und Patienten mit MM regelmäßig Knochenmark- und Bluttests mit Durchflusszytometrie durch. „Mit diesem deutschlandweit einzigartigen Bluttest sind wir jetzt schon in der Lage routinemäßig eine Myelomzelle unter einer Million gesunder Blutzellen zu erkennen. Aktuell verfeinert Dr. Paula Tabares aus meinem Team diese Methode weiter, und kann jetzt schon eine Myelomzelle unter 100 Millionen nachweisen“, berichtet der Mediziner und Immunologe. 

Blockierung von Adhäsionsmolekülen stört Kommunikationswege von Myelomzellen und stärkt die Immunabwehr

Doch welche Therapie ist die richtige? „So unterschiedlich die Erbgutveränderungen in den Plasmazellen sein können, die einem MM zugrunde liegen, so verschieden sind auch die Kommunikationswege der Myelomzellen mit ihrer Umgebung“, weiß Andreas Beilhack. Die Progression des MM scheint stark von Wechselwirkungen mit dem Knochenmarksmikromilieu abzuhängen. Um sich auszubreiten missbrauchen die Myelomzellen so genannte Adhäsionsmoleküle. So konnte sein Team nachweisen, dass hohe Expressionsspiegel des Zelladhäsionsmoleküls JAM-A in Myelom-Patientinnen und -Patienten wie auch in anderen Krebserkrankungen eine aggressive Krankheitsentwicklung begünstigt. „Die Myelomzellen interagieren über JAM-A mit den Endothelzellen des Knochenmarks. Eine Blockierung von JAM-A könnte die ohnehin gestressten Myelomzellen noch mehr unter Druck setzen, sodass die Immunabwehr eine größere Chance hat, anzugreifen und das Fortschreiten der Erkrankung zu unterbinden“, so Beilhack. 

Dreidimensionale Tumorsphäroiden aus Knochenmarkproben

 „Und genau darum geht es uns: Wir wollen die Interaktion der Krebszellen mit der Gewebeumgebung stören und Kommunikationswege blockieren, um die körpereigenen Immunabwehrmechanismen zu reaktivieren“, fasst Andreas Beilhack zusammen. Ziel ist die personalisierte Medizin. Dafür hat sein Team dreidimensionale Tumorsphäroide aus Knochenmarkproben von Patientinnen und Patienten hergestellt. Mit diesen Mini-Knochenmark-Organoiden aus Stromazellen, Endothelzellen und Myelomzellen können sie gezielt untersuchen, welche Abwehrmechanismen der Krebszellen blockiert werden müssen, um durch eine therapeutische Manipulation eine schützende Immunantwort zu entfachen. Die Erkenntnisse sollen später in etablierten Mausmodellen validiert werden.

Erfolg der Immuntherapie hängt unter anderem von Antigenen auf Krebszellen ab

Einige Häuser weiter auf dem Gelände des Uniklinikums konzentriert sich Privatdozent Dr. Thomas Nerreter mit seinem Doktoranden, dem Physiker Peter Spieler, auf die Antigene. Die Wahl der Immuntherapie und ihr Erfolg hängt nämlich auch im entscheidenden Maße davon ab, ob, wie viele und welche Antigene sich auf der Krebszelle befinden. Bei einer Antikörpertherapie werden den Betroffenen zum Beispiel künstliche Proteine infundiert, die mit den körpereigenen Immunzellen reagieren, indem sie an ihr entsprechendes Antigen binden, und so letztlich zu einem besseren Anti-Tumor-Effekt führen. Bei einer zellulären Immuntherapie werden dem Erkrankten Blutzellen entnommen und genmodifziert. Im Fall der am Lehrstuhl für Zelluläre Immuntherapie (Leitung: Prof. Dr. Michael Hudecek) durchgeführten Therapieform werden die körpereigenen T-Zellen mit einem auf die jeweilige Krebsart und das entsprechende Zielmolekül zugeschnittenen chimären Antigenrezeptor (CAR) ausgestattet. Diese CAR-T-Zellen können die Krebszellen, die auf ihrer Oberfläche das entsprechende Antigen tragen, erkennen und vernichten. 

Super-Resolution-Mikroskopieverfahren macht Zielmoleküle im einstelligen Bereich auf Myelomzelle sichtbar

Die Durchflusszytometrie benötigt für einen sicheren Nachweis von Antigenen rund 1.000 Moleküle eines Antigens auf einer Zelle. Beim hochempfindlichen Super-Resolution-Mikroskopieverfahren, das Prof. Dr. Markus Sauer, Inhaber des Lehrstuhls für Biotechnologie und Biophysik der Julius-Maximilians-Universität Würzburg entwickelt hat, können jedoch schon Zielmoleküle im einstelligen Bereich auf Krebszellen sichtbar gemacht werden. „Und tatsächlich reichen schon geringste Mengen dieser Zielmoleküle aus, um die Tumorzelle für die CAR-T-Zellen sichtbar und angreifbar zu machen“, erklärt PD Dr. Thomas Nerreter von der Medizinischen Klinik und Poliklinik II. Der Biologe hat bereits vor vier Jahren einzelmolekülempfindliche Super-Resolution-Mikroskopieverfahren eingesetzt, um gezielt nach dem CD19-Molekül auf Myelomzellen zu suchen - und zu finden, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Nature Communications. „Mit Hilfe der hochauflösenden Mikroskopie konnten wir zeigen, dass das CD19-Antigen tatsächlich deutlich häufiger auf Myelomzellen zu finden ist als das mit klassischen Detektionsmethoden erkennbar war“, resümiert Thomas Nerreter.

Alle Datensätze der verschiedenen Standorte sollen kompatibel sein und kombiniert werden können

Das Würzburger Team ist begeistert von dem ELMUMY-Projekt, an dem mehrere universitäre und industrielle Einrichtungen aus vielen europäischen Ländern beteiligt sind. Das multinationale Konsortium fördert die interdisziplinäre Kommunikation, indem es klinisch Tätige und Forschende zusammenbringt, die auf das Multiple Myelom, die Epidemiologie, Mausmodelle, Omics, Bioinformatik und Methoden der künstlichen Intelligenz (KI) spezialisiert sind. 

Ein ganz wichtiger Aspekt von ELMUMY ist Thomas Nerreter zufolge, dass alle Daten gleichsam erhoben und annotiert werden, damit Datensätze von verschiedenen Standorten kompatibel sind und kombiniert werden können.

Andreas Beilhack betont zudem, dass die Stiftung "Forschung hilft" aus Würzburg einen entscheidenden Beitrag zur Krebsforschung geleistet hat, indem sie durch ihre Initiative und private Spenden den wesentlichen Grundstein für das EU-geförderte ELMUMY-Projekt gelegt hatte. Der Wissenschaftler ist davon überzeugt, dass die Zusammenarbeit internationaler Expertinnen und Experten nun dazu beitragen wird, weitere bedeutende Fortschritte im Verständnis und der Therapie der Krankheit zu erzielen.

Thoms Nerreter und Peter Spieler arbeiten am HD-Tischmikroskop
Thomas Nerreter (rechts) und Peter Spieler arbeiten an einem neuartigen HD-Tischmikroskop, mit dem sie bereits eine minimale Antigenexpression auf Tumorzellen erkennen und quantitativ nachweisen können, die mit klassischen Detektionsmethoden in der Routinediagnostik nicht nachgewiesen werden können. Diese Superresolutions-Mikroskopie, die in Würzburg zum ersten Mal zum Einsatz kam, kann ein entscheidender Faktor bei der Therapieentscheidung sein. © Kirstin Linkamp / UKW
Antigene auf einer Tumorzelle
In der in Würzburg entwickelten Super-Resolution-Mikroskopie können die blinkenden Fluorophor-gekoppelten Antigene auf der Tumorzelle nachgewiesen werden. Die blinkenden „Events“ auf insgesamt 15.000 Bilder, die mit der Methode dSTORM in 150 Sekunden aufgenommen wurden, werden am Ende zu einem Bild rekonstruiert. © Thomas Nerreter/Peter Spieler / UKW
Hannah Manz (AG Beilhack, UKW) hat dreidimensionale Tumorsphäroide aus dem Knochenmark von Krebspatienten hergestellt, die Gefäß- und Stromazellen enthalten und von Multiplen Myelomzellen (in Grün) durchsetzt sind. Diese Sphäroide sollen im ELMUMY-Projekt dazu beitragen, subtile Veränderungen im Tumormilieu zu analysieren und therapeutisch zu manipulieren, um das Immunsystem gezielt gegen die Krebszellen zu aktivieren. © Hannah Manz / UKW
Porträt von Prof. Dr. Dr. Andreas Beilhack
Andreas Beilhack leitet die Forschergruppe für Experimentelle Stammzelltransplantation in der Medizinischen Klinik und Poliklinik II am UKW und trägt unter anderem mit Probenakquise, multimodalen durchflusszytometrischen Analysen und Mausmodellen zum ELMUMs-Projekt bei. © Hilde Merkert, IMIB Würzburg).

Resistente Pilzart breitet sich aus

Auch in Deutschland steigt die Zahl der Infektionen mit dem Pilz Candida auris. Das zeigt eine neue Studie von Forschungsteams aus Würzburg, Jena und Berlin. Trotz niedriger Zahlen raten die Beteiligten zu Vorsichtsmaßnahmen.

Unter den Hefepilzen aus der Gattung Candida, die Infektionen beim Menschen verursachen, ist die Art Candida auris noch relativ neu: Erst 2009 wurde diese Art beschrieben, und bis heute ist kein Nachweis vor den 1990er-Jahren bekannt. Es ist unklar, welche ökologische Nische C. auris besiedelt und warum es etwa seit der Jahrtausendwende vermehrt zu Infektionen des Menschen kommt.

Die Behandlung von C. auris-Infektionen wird durch das Potenzial des Erregers, Resistenzen gegenüber allen verfügbaren Antimykotika-Klassen zu entwickeln, erheblich erschwert. Zudem kann C. auris im Gegensatz zu anderen Candida-Arten effizient über direkten und indirekten Kontakt von Patient zu Patient übertragen werden und so zu schwer kontrollierbaren Krankenhausausbrüchen führen.

Dramatische Zunahme in den USA

Mittlerweile wurden solche Ausbrüche weltweit beobachtet, unter anderem in England, Spanien und Italien. Im April 2023 wurde für die USA eine dramatische Zunahme von C. auris-Infektionen und gleichzeitig eine weitere Resistenzentwicklung gezeigt. Eine aktuelle Analyse des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) zeigt auch für Europa einen erheblichen Anstieg der Fallzahlen.

Daher klassifizieren die amerikanischen Centers for Disease Control C. auris als „dringliche Bedrohung“ – die höchste Priorisierungskategorie innerhalb der multiresistenten Krankheitserreger. Auch in der 2023 von der Weltgesundheitsorganisation WHO veröffentlichten Liste zur Priorisierung von Pilzen, die Infektionen des Menschen verursachen, wird C. auris als einer von nur vier Erregern in die höchste Prioritätsstufe gruppiert.

Anstieg der Fallzahlen auch in Deutschland

In Deutschland gab es seit 2015 lediglich Einzelfälle, in denen C. auris nachgewiesen wurde. Eine jetzt im Deutschen Ärzteblatt publizierte Analyse zeigt allerdings, dass die Fallzahlen in den vergangenen Jahren auch in Deutschland zugenommen haben. Verantwortlich für diese Studie waren Dr. Alexander Aldejohann vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Nationalen Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen (NRZMyk) und dem Robert Koch-Institut (RKI). Studienleiter war Professor Oliver Kurzai, Vorstand des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie und Leiter des NRZMyk. 

Grundlage der Studie ist ein Abgleich von C. auris-Daten des NRZMyk und des Antibiotika-Resistenz-Surveillance-Netzwerks des Robert-Koch-Instituts. In den beiden Datenbanken wurden bis zum Jahresende 2022 insgesamt 43 C. auris-Fälle erfasst. In 19 Fällen wurde eine Kolonisation und in 16 Fällen eine therapiebedürftige Infektion nachgewiesen. In knapp 42 Prozent der Fälle war ein Auslandsaufenthalt kurz vor dem Infektionsnachweis bekannt.

Resistent gegenüber gängigen Medikamenten

80 Prozent der am NRZMyk verfügbaren Pilzstämme waren hoch-resistent gegenüber Fluconazol, einem gängigen ein Anti-Pilzmittel. In einem Fall lag eine Resistenz gegen Echinocandin vor, einer vergleichsweise neuen Substanzklasse zur Therapie von Pilzinfektionen. Die Datenanalyse erfasste zudem für 2021 und 2022 wahrscheinliche nosokomiale Übertragungen in Deutschland – also Infektion, die sich Patientinnen und Patienten im Zusammenhang mit einer medizinischen Maßnahme, beispielsweise in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen oder in ambulanten Praxen zugezogen hatten.

Zusammenfassend kommen die Autoren und Autorinnen zu dem Schluss, dass die absolute Fallzahl an C. auris-Infektionen in Deutschland zwar nach wie vor niedrig ist. Der deutliche Anstieg an Infektionsnachweisen während der vergangenen zwei Jahre und der Nachweis erster Übertragungsereignisse in Deutschland sollten ihrer Ansicht nach jedoch als Alarmsignal gewertet werden.

Stimmen zur Publikation

„Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie Spanien, Italien oder Großbritannien sind die Fallzahlen bei uns zum Glück noch niedrig. Wir müssen alles dafür tun, dass das so lange wie möglich so bleibt – unsere Erfahrung zeigt, dass jede Infektion mit Candida auris schwer zu behandeln und für Patienten und Patientinnen potenziell lebensbedrohlich ist. Die gute Nachricht aktuell ist aber: Kein Patient, keine Patientin in einem deutschen Krankenhaus muss Angst haben, sich mit Candida auris zu infizieren.“ (Dr. A. Aldejohann, Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie, Institut für Hygiene und Mikrobiologe, Universität Würzburg)

„Unsere Analysen zeigen – zum Glück nach wie vor auf sehr niedrigem Niveau – einen deutlichen Anstieg der C. auris-Importe nach Deutschland. Gleichzeitig konnten wir nachweisen, dass die Fälle aktuell in keiner Datenbank vollständig erfasst werden – wir müssen von einer Dunkelziffer ausgehen. Angesichts der Tatsache, dass wir auch bereits erste Übertragungsereignisse in Deutschland finden, habe ich dem Robert-Koch-Institut die Einführung einer gesetzlichen Labormeldepflicht für den Nachweis von C. auris empfohlen. Das ist aus meiner Sicht mit vertretbarem Aufwand umzusetzen und würde es neben einer genauen Erfassung der Epidemiologie auch ermöglichen, bei Nachweisen frühzeitig Infektionsschutzmaßnahmen einzuleiten.“ (Prof. Dr. Oliver Kurzai, Lehrstuhl für Medizinische Mikrobiologie und Mykologie, Universität Würzburg und Leiter, NRZMyk)

Originalpublikation

Rise in Candida auris cases and first nosocomial transmissions in Germany. Aldejohann, Alexander M.; Martin, Ronny; Hecht, Jane; Haller, Sebastian; Rickerts, Volker; Walther, Grit; Eckmanns, Tim; Kurzai, Oliver. Dtsch Arztebl 2023; 11. Mai 2023; DOI: 10.3238/arztebl.m2023.0047; https://www.aerzteblatt.de/archiv/231188  

Kontakt

Prof. Dr. Oliver Kurzai, Lehrstuhl für Medizinische Mikrobiologie und Mykologie, Universität Würzburg, T: +49 931 31-46160, oliver.kurzai@ uni-wuerzburg.de  

 

Pressemitteilung der Universität Würzburg vom 12. Mai 2023