Aktuelle Pressemitteilungen

Studie zu Panikstörung: Teilnehmende gesucht

Am Lehrstuhl für Psychologie 1 der Universität Würzburg startet aktuell eine neue Studie zu Panikstörungen. Gesucht werden Probandinnen und Probanden im Alter von mindestens 18 Jahren, die an einer solchen Störung leiden.

Die Therapie einer Panikstörung verbessern: Das ist das Ziel einer neuen Studie an der Uni Würzburg.
Die Therapie einer Panikstörung verbessern: Das ist das Ziel einer neuen Studie an der Uni Würzburg. (Bild: Tashatuvango / Colourbox.de)

„Der Zusammenhang zwischen Angst und Interozeption – die Rolle Emotionaler Intelligenz“: So lautet der Titel einer neuen Studie, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Lehrstuhl für Psychologie 1 der Universität Würzburg initiiert haben. Hauptziel ist es, Panikstörungen besser zu verstehen und deren Behandlung zu verbessern.

Im Rahmen der Studie sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Fragebögen ausfüllen. Zusätzlich wird ihre Herzaktivität aufgezeichnet, indem eine Pulsuhr mit Brustgurt am Oberkörper angelegt wird.

Die Studie dauert etwa 50 Minuten und wird mit einer Aufwandsentschädigung von 20 Euro vergütet.

Ort und Anmeldung

Die Studie findet am Lehrstuhl für Psychologie I in der Marcusstraße 9-11 in Würzburg statt. Termine können ab sofort vereinbart werden. Kontakt: mariami.janjgava@ stud-mail.uni-wuerzburg.de 

 

einBlick - Das Online-Magazin der Universität Würzburg vom 27.06.2023

Die Therapie einer Panikstörung verbessern: Das ist das Ziel einer neuen Studie an der Uni Würzburg.
Die Therapie einer Panikstörung verbessern: Das ist das Ziel einer neuen Studie an der Uni Würzburg. (Bild: Tashatuvango / Colourbox.de)

Blickpunkt Krebsforschung: Staatsekretärin Anna Stolz und Staatssekretär Roland Weigert besuchen UKW

Nationales Centrum für Tumorerkrankungen wichtiger Beitrag für bessere Versorgung in Bayern

Intensiver Austausch über das NCT WERA und Forschungsförderung am Universitätsklinikum Würzburg, v.l.: Prof. Dr. Hermann Einsele (UKW), Josef Hofmann (Vizepräsident der Handwerkskammer Unterfranken und Stadtrat), Gabriele Nelkenstock (Stiftung „Forschung hilft“), Staatssekretärin Anna Stolz, Staatssekretär Roland Weigert und Philip Rieger (Kaufmännischer Direktor UKW). Obere Reihe: Prof. Dr. Andreas Beilhack und Dr. Thomas Bumm (beide UKW). Foto: UKW / Stefan Dreising
Intensiver Austausch über das NCT WERA und Forschungsförderung am Universitätsklinikum Würzburg, v.l.: Prof. Dr. Hermann Einsele (UKW), Josef Hofmann (Vizepräsident der Handwerkskammer Unterfranken und Stadtrat), Gabriele Nelkenstock (Stiftung „Forschung hilft“), Staatssekretärin Anna Stolz, Staatssekretär Roland Weigert und Philip Rieger (Kaufmännischer Direktor UKW). Obere Reihe: Prof. Dr. Andreas Beilhack und Dr. Thomas Bumm (beide UKW). Foto: UKW / Stefan Dreising

Würzburg. Doppelter Besuch an der Uniklinik Würzburg: Anna Stolz, Staatsekretärin im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus, und Roland Weigert, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, besuchten am Freitag (23.06.) das UKW. Anlass war die Ernennung der Würzburger Uniklinik als Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) gemeinsam mit den Partnerkliniken in Erlangen, Regensburg und Augsburg. Bei dem Termin wurden auch aktuelle onkologische Forschungsprojekte vorgestellt. Josef Hofmann (Vizepräsident der Handwerkskammer Unterfranken und Würzburger Stadtrat) hatte den Besuch in Würzburg initiiert.

Im Februar wurde der Verbund vier Universitätskliniken gemeinsam als „NCT WERA“ als neuer Standort des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen verkündet. Ziel des NCT WERA ist es, Spitzenforschung mit modernster Patientenbehandlung zu verbinden. Eine Besonderheit ist dabei der gezielte Blick auf die ländliche Region: Im NCT WERA Gebiet leben rund acht Millionen Menschen. Das NCT WERA wird federführend vom Standort Würzburg koordiniert. Sprecher des NCT WERA ist Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II am Universitätsklinikum Würzburg. Prof. Einsele stellte bei dem Besuch am UKW die bestehenden Behandlungsmöglichkeiten durch CAR-T-Zellen bei einer Krebserkrankung vor. „Speziell der weitere Ausbau dieser innovativen Immuntherapien wird ein Forschungsschwerpunkt im NCT WERA sein“, so Prof. Einsele.

Welchen Beitrag auch private Initiativen wie z.B. die Stiftung „Forschung hilft“ leisten können, um Innovationen in der Krebsversorgung voranzutreiben, verdeutlichte bei dem Termin Gabriele Nelkenstock, die Vorsitzende des Stiftungsrates von „Forschung hilft“. So hat die Stiftung in den vergangenen fünf Jahren 30 Projekte im Bereich der Krebsforschung an der Würzbürger Universitätsmedizin mit rund 450.000 Euro gefördert. Auch in diesem Jahr wird die Stiftung wieder gezielte Förderpreise an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf dem Gebiet der Krebsmedizin vergeben. (Weitere Informationen und Fördermöglichkeiten: www.forschung-hilft.de)

Staatssekretärin Stolz und Staatssekretär Weigert zeigten sich nach dem Besuch am Würzburger Klinikum tief beeindruckt und waren sich einig: Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen ist ein enorm wichtiger Beitrag für bessere Versorgung von Krebspatienten in Bayern. Staatssekretärin Stolz: „Ich werde mich mit aller Kraft dafür einsetzen, das NCT Wera in Würzburg bei allen weiteren Forschungs- und Baumaßnahmen zu unterstützen. Nur so können wir die Würzburger Spitzenposition in der Krebsforschung und Krebsbehandlung sichern und für die Zukunft fortentwickeln. Krebs geht und nämlich alle was an!“

 

Hintergrund „NCT“:

Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) ist eine langfristig angelegte Kooperation zwischen dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), exzellenten Partnern in der Universitätsmedizin und weiteren herausragenden Forschungspartnern an verschiedenen Standorten in Deutschland.  Als Teil der Nationalen Dekade gegen Krebs, die Anfang 2019 durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ausgerufen wurde, wurde das NCT nach einem mehrjährigen Auswahlprozess um vier neue Standorte erweitert. Einer dieser Standorte ist das NCT WERA, das von Würzburg aus koordiniert wird (www.nct-wera.de). Das NCT WERA kann zukünftig mit bis zu 14,5 Millionen Euro pro Jahr durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bayerische Staatministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie (StMWi) gefördert werden.

Intensiver Austausch über das NCT WERA und Forschungsförderung am Universitätsklinikum Würzburg, v.l.: Prof. Dr. Hermann Einsele (UKW), Josef Hofmann (Vizepräsident der Handwerkskammer Unterfranken und Stadtrat), Gabriele Nelkenstock (Stiftung „Forschung hilft“), Staatssekretärin Anna Stolz, Staatssekretär Roland Weigert und Philip Rieger (Kaufmännischer Direktor UKW). Obere Reihe: Prof. Dr. Andreas Beilhack und Dr. Thomas Bumm (beide UKW). Foto: UKW / Stefan Dreising
Intensiver Austausch über das NCT WERA und Forschungsförderung am Universitätsklinikum Würzburg, v.l.: Prof. Dr. Hermann Einsele (UKW), Josef Hofmann (Vizepräsident der Handwerkskammer Unterfranken und Stadtrat), Gabriele Nelkenstock (Stiftung „Forschung hilft“), Staatssekretärin Anna Stolz, Staatssekretär Roland Weigert und Philip Rieger (Kaufmännischer Direktor UKW). Obere Reihe: Prof. Dr. Andreas Beilhack und Dr. Thomas Bumm (beide UKW). Foto: UKW / Stefan Dreising

Weiterhin Schmerzpatientinnen und -patienten für das Projekt PAIN2.0 gesucht

Das Zentrum für interdisziplinäre Schmerzmedizin des Uniklinikums Würzburg sucht für das bundesweite Forschungsprojekt PAIN2.0 Menschen mit wiederkehrenden Schmerzen. Ein neues, ambulantes Therapieprogramm soll ihnen helfen, ihren Alltag weiterhin gut zu bewältigen.

Logo PAIN 2.0

Das Projekt PAIN 2.0 ist eine Initiative der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. und der gesetzlichen Krankenkasse BARMER. Die wissenschaftliche Studie zielt darauf ab, die Versorgungsqualität von Menschen mit wiederkehrenden Schmerzen zu verbessern und eine Chronifizierung der Schmerzen zu verhindern.

Zu den beteiligten, bundesweit 22 Forschungseinrichtungen zählt das Zentrum für interdisziplinäre Schmerzmedizin (ZIS) des Uniklinikums Würzburg. Das ZIS beteiligt sich auch an der Rekrutierung von Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern.

Für eine Aufnahme in die Studie gelten folgende Bedingungen:

  • Die potenziellen Teilnehmenden müssen mindestens 18 Jahre alt sein.
  • Sie leiden seit mehr als sechs Wochen unter wiederkehrenden Schmerzen.
  • Der Schmerz schränkt ihre Lebensabläufe und ihre Lebensqualität ein.
  • Sie weisen unter Umständen schon erste Anzeichen von Risikofaktoren für eine Schmerzchronifizierung auf – wie negative Stimmung oder ausgeprägte Zukunftssorgen.

Zehnwöchiges Therapieprogramm

In der Studie erwartet sie ein zehnwöchiges, ambulantes Therapieprogramm im ZIS. Dabei erlernen sie in wöchentlich drei bis vier Stunden schmerzreduzierende Strategien und vertiefen ihr Wissen zu Schmerz und Risikofaktoren. Zentraler Aspekt von PAIN 2.0 sind aktive Übungen.

Die Therapie wird nach aktuellem wissenschaftlichen Kenntnisstand durch ein aufs Engste kooperierendes Team von Fachleuten aus Medizin, Psychologie und Physiotherapie durchgeführt. Die Teilnahme an der Studie ist kostenlos.

Weitere Infos und lokaler Kontakt: www.pain2punkt0.de, Zentrum für interdisziplinäre Schmerzmedizin des ZIS, Tel: 0931/201-30300, E-Mail: pain2.0@ ukw.de 

Logo PAIN 2.0

Fortschritte für die Additive Fertigung

Für ein neues Projekt hat Professor Jürgen Groll rund 880.000 Euro eingeworben. Sein Team will damit die Basis für verbesserte multifunktionale medizinische Implantate und Werkstoffe legen.

Beispiele für Drucktechniken: Mit Stereolithographie lassen sich Bauteile durch selektive Vernetzung eines Harzes detailgetreu fertigen.
Beispiele für Drucktechniken: Mit Stereolithographie lassen sich Bauteile durch selektive Vernetzung eines Harzes detailgetreu fertigen. Extrusionsbasierte 3D-Druckverfahren können zur Fertigung von Mehrkomponentenbauteilen verwendet werden. Das neuartige Druckverfahren „Melt Electrowriting“ ermöglicht die Herstellung von Gerüstträgern aus Fasern mit Durchmessern, die kleiner sind als die von menschlichem Haar. Diese dünnen Fasern ermöglichen es, die Zell-Material-Wechselwirkungen bei Gerüstträgern zu kontrollieren. (Bild: Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Medizin und der Zahnheilkunde / Universität Würzburg)

Mit 3D-Druckern lassen sich effizient technische Werkstoffe und medizinische Implantate herstellen. Diese Art von Produktion ist auch unter dem Namen Additive Fertigung bekannt.

Sollen die Produkte aus mehreren Materialien bestehen und mehrere Funktionen ausüben, gibt es aber noch Hürden zu nehmen – Materialeigenschaften müssen aufeinander abgestimmt, die Präzision der Bauteile gesteigert werden. Auch ist es bislang nicht möglich, die Qualität des Fertigungsprozesses schon während des Druckens zu kontrollieren.

Diese Herausforderungen geht ein neues Projekt an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) an, das mit Unterstützung bei der Erstellung des Projektantrages durch das Servicezentrum Forschung und Technologietransfer (SFT) eingereicht wurde. 

Das SFT berät Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der JMU bei der Beantragung von Mitteln aus den Europäischen Fonds EFRE und ESF. Die Bezeichnung EFRE bedeutet Europäischer Fonds für regionale Entwicklung, ESF steht für Europäischer Sozialfonds. Diese Fonds sind die wichtigsten Instrumente der EU zur Stärkung des wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalts.

Geld für zwei wissenschaftliche Personalstellen

Das bayerische Wissenschaftsministerium fördert so Jürgen Grolls Projekt „Maßgeschneiderte Komponenten für die Additive Fertigung multimaterialer Produkte (für Technik und Klinik)“ aus EFRE-Mitteln mit rund 880.000 Euro. Das Vorhaben ist Anfang Mai 2023 an den Start gegangen und läuft vier Jahre; das Fördergeld wird für zwei wissenschaftliche Personalstellen eingesetzt. 

Projektleiter Professor Jürgen Groll ist Inhaber des Lehrstuhls für Funktionswerkstoffe der Medizin und der Zahnheilkunde. Sein Team will in Kooperation mit neun kleinen und mittleren Unternehmen Additive Fertigungstechnologien weiterentwickeln.

Worauf das EFRE-geförderte Projekt abzielt

Ein Ziel ist die Implementierung von Algorithmen des maschinellen Lernens, die beim 3D-Druck in Echtzeit Fertigungsfehler erkennen und ihnen sofort gegensteuern, indem sie die Druckparameter anpassen. Das Projektteam strebt auch die Kombination verschiedener Verfahren an, um die Herstellung bislang nicht druckbarer multifunktionaler Werkstücke möglich zu machen. Außerdem sollen für den 3D-Druck maßgeschneiderte neue Polymer- und Keramikwerkstoffe entwickelt werden.

Einsatzgebiete sind unter anderem patientenspezifische Implantate für Hart- und Weichgewebe, etwa im Bereich des Gesichtsschädels, wobei eingedruckte Fasergerüste der mechanischen Verstärkung des Bauteils dienen oder nach dem Herauslösen eine gerichtete Porenstruktur für das Einwachsen von Zellen liefern. Aber auch die Herstellung von Bioreaktoren, in denen die zellbeladenen Gerüste kultiviert werden, können individuell gefertigt werden.

Ein Technologietransfer auch in technische Applikationen, zum Beispiel der additiven Fertigung von porösen keramischen Membranen zu Filter- und Separationszwecken, wird angestrebt.

Beteiligte kleine und mittlere Unternehmen

  • Bavaria Filaments, Freilassing
  • BioCer Entwicklungs-GmbH, Bayreuth
  • Curasan AG, Kleinostheim
  • nanoplus Advanced Photonics Gerbrunn GmbH
  • HuemmerSeidl GbR / NEROW, Rügheim
  • Peter Brehm GmbH, Weisendorf
  • ppPrint GmbH, Bayreuth
  • TUTOGEN MEDICAL GmbH, Neunkirchen am Brand
  • Ingenieurbüro Christian Reil (CR-3D), Cham

15 Jahre Expertise für Additive Fertigung

Am Würzburger Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Medizin und der Zahnheilkunde besteht eine mehr als 15-jährige Expertise in der Anwendung von 3D-Druck-Verfahren. 

Hier werden Additive Fertigungstechniken wie 3D-Pulverdruck, Digital light processing oder Stereolithographie verwendet, um Trägerstrukturen für Zellen, patientenspezifische keramische Implantate und Bioreaktoren für die Zellkultur zu fabrizieren. Der Lehrstuhl deckt die gesamte Fertigungskette ab: das Design der Strukturen, die Entwicklung von Materialien, die für den Druckvorgang maßgeschneidert sind, die Fertigung selbst sowie die Nachbehandlung zur Einstellung der gewünschten Materialeigenschaften.

Das EU-Förderprogramm EFRE

Das Förderprogramm EFRE der Europäischen Union unterstützt Projekte zum Technologietransfer zwischen Hochschulen und kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Forschende sollen die Unternehmen bei aktuellen Fragestellungen unterstützen – mit dem Ziel, weitere Innovationen in KMU anzuregen und diese auf einem sich entwickelnden Markt früh in eine Position als Technologieführer zu bringen.

Kontakt

Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Medizin und der Zahnheilkunde: https://www.fmz.uni-wuerzburg.de/ 

 

Pressemitteilung der Universität Würzburg vom 19. Juni 2023

Beispiele für Drucktechniken: Mit Stereolithographie lassen sich Bauteile durch selektive Vernetzung eines Harzes detailgetreu fertigen.
Beispiele für Drucktechniken: Mit Stereolithographie lassen sich Bauteile durch selektive Vernetzung eines Harzes detailgetreu fertigen. Extrusionsbasierte 3D-Druckverfahren können zur Fertigung von Mehrkomponentenbauteilen verwendet werden. Das neuartige Druckverfahren „Melt Electrowriting“ ermöglicht die Herstellung von Gerüstträgern aus Fasern mit Durchmessern, die kleiner sind als die von menschlichem Haar. Diese dünnen Fasern ermöglichen es, die Zell-Material-Wechselwirkungen bei Gerüstträgern zu kontrollieren. (Bild: Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Medizin und der Zahnheilkunde / Universität Würzburg)

Entschlüsselung der Geheimnisse rund um die Blutplättchenproduktion

Dr. Zoltan Nagy wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in das renommierte Emmy Noether-Programm aufgenommen. Der Biologe erhält über einen Zeitraum von sechs Jahren mehr als 1,7 Millionen Euro für den Aufbau einer Forschungsgruppe am Institut für Experimentelle Biomedizin des Universitätsklinikums Würzburg, um den Reifungsprozess von blutbildenden Zellen, so genannten Megakaryozyten, zu untersuchen.

Zoltan Nagy im Labor
Dr. Zoltan Nagy wird Leiter einer neuen Forschungsgruppe am Institut für Experimentelle Biomedizin des Universitätsklinikums Würzburg. Für den Aufbau der Gruppe erhält er eine DFG-Förderung im Rahmen des Emmy Noether-Programms. © Kirstin Linkamp / UKW
Gabriel Araujo und Zoltan Nagy im Labor am Mikroskop und Monitor
Doktorand Gabriel H. M. Araujo (links) zeigt Zoltan Nagy seine mikroskopischen Bilder von Megakaryozyten im Knochenmark. © Kirstin Linkamp / UKW
Maximilian Englert und Zoltan Nagy sitzen im Büro am Computer und besprechen die Analysen.
Doktorand Maximilian Englert (links) spricht mit Zoltan Nagy über seine Einzelzelldatenanalyse. © Kirstin Linkamp / UKW

Wer ein erhöhtes Blutungsrisiko hat, kann in verschiedenen medizinischen Situationen, wie etwa nach einer schweren Verletzung oder vor einer großen Operation, auf eine Blutplättchentransfusion angewiesen sein, um Blutungen oder einen übermäßigen Blutverlust zu verhindern. Vor allem Krebspatientinnen und -patienten sind auf Thrombozytenspenden angewiesen, da die Therapien die Blutzellenbildung häufig stören. Der demografischen Alterung und steigenden Zahl an Krebspatienten steht jedoch eine sinkende Verfügbarkeit von Blut- und Thrombozytenspenden gegenüber, was in Zukunft zu Engpässen bei der Transfusion von Thrombozytenkonzentraten führen dürfte. Dieses Ungleichgewicht stellt auch in Deutschland eine drängende Herausforderung für die Gesundheitssysteme dar.

Wie lässt sich die Blutplättchenproduktion verbessern?

Zoltan Nagy könnte mit seiner neuen Forschungsgruppe, deren Aufbau von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Emmy Noether-Programms mit mehr als 1,7 Millionen Euro gefördert wird, zur Lösung beitragen. Titel seines Forschungsvorhabens: Einzelzell-basierte Kartierung der Megakaryozytenentwicklung. Die Megakaryozyten gehören mit bis zu 0,1 mm zu den größten Zellen des menschlichen Organismus und sind für die Produktion der Blutplättchen verantwortlich. „Die effiziente Herstellung von Blutplättchen im Labor wird durch unser begrenztes Verständnis des Reifungsprozesses behindert, durch den sich Vorläuferzellen im Knochenmark in voll entwickelte Blutplättchen bildende Megakaryozyten verwandeln“, schildert Nagy die Ausgangslage. 

Und genau hier setzt Nagys neue Emmy-Noether-Forschungsgruppe an. Sie will die Schlüsselfaktoren und molekularen Mechanismen untersuchen, welche die Entwicklung der Megakaryozyten steuern. Dazu analysiert Nagy mit seinem Team, das derzeit aus zwei Doktoranden besteht, mittels Einzelzell-RNA-Sequenzierung die genetische Aktivität innerhalb einzelner Zellen in verschiedenen Reifungsstadien.

Darüber hinaus wollen die Nachwuchswissenschaftler durch Genmanipulationsexperimente in bestimmte Gene eingreifen, um deren Rolle bei der Reifung von Megakaryozyten zu beobachten und so potenzielle neue Angriffspunkte für Interventionen zur Verbesserung der Blutplättchenproduktion zu finden.

Megakaryozytenentwicklung im Knochenmark - außergewöhnliches Forschungsumfeld in Würzburg

„Ich bin meinen Kolleginnen und Kollegen sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene sehr dankbar für ihre unschätzbare Unterstützung und Zusammenarbeit, die wesentlich zum Erfolg dieses Förderantrags beigetragen hat", betont Zoltan Nagy. Der 38-Jährige fährt fort: „In Würzburg habe ich ein außergewöhnliches Forschungsumfeld mit zahlreichen vielversprechenden Möglichkeiten gefunden, die von großem Nutzen für den Fortschritt meines Forschungsprogramms sind. Dazu gehört das kürzlich gegründete hochmoderne Single-Cell-Center Würzburg des Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI), das die Entwicklung unserer Methode mit einem Seed Grant unterstützt hat. Außerdem freue ich mich darauf, gemeinsam mit den Teams der Würzburger Thrombozytengruppe und des Rudolf-Virchow-Zentrums für Integrative und Translationale Bildgebung (RVZ) innovative Ansätze in der Megakaryozytenforschung zu entwickeln.“

Prof. Bernhard Nieswandt, Direktor des Instituts für Experimentelle Biomedizin des Universitätsklinikums Würzburg gratuliert Zoltan Nagy ganz herzlich zu seiner außergewöhnlichen Leistung und sagt: „Die Einwerbung des renommierten Emmy-Noether-Stipendiums zeigt die außergewöhnliche Qualität der Forschung von Dr. Nagy und unterstreicht das günstige Umfeld der Würzburg Platelet Group, in dem sich talentierte junge Wissenschaftler entfalten können.“

Über Zoltan Nagy: Neue Grenzen in der Megakaryozytenforschung erschließen

Nach seinem Biologiestudium im Szeged, Ungarn, begann Zoltan Nagy ein Praktikum bei der Würzburg Platelet Group, wo seine Faszination an Blutplättchen geweckt wurde. Er schloss seinen PhD am University College Dublin, Irland, unter der Leitung von Dr. Albert Smolenski ab. Während seiner Postdoc-Ausbildung im Labor von Prof. Yotis Senis an der Universität Birmingham, Großbritannien, führte Dr. Zoltan Nagy innovative Forschungsarbeiten zur Biologie der Blutplättchen und Megakaryozyten durch, die zu bedeutenden Fortschritten auf diesem Gebiet beigetragen haben. Er konzentrierte sich auf Proteine, die eine zentrale Rolle bei der Produktion und Funktion von Blutplättchen spielen, und führte fortschrittliche Methoden zur Untersuchung dieser Zellen ein.

Im Jahr 2019 wechselte Nagy in die Arbeitsgruppe von Prof. Bernhard Nieswandt an der Universität Würzburg und begann mit Unterstützung der PostDoc-Plus-Förderung der Graduate School of Life Sciences mit dem Aufbau eines eigenständigen Forschungsprogramms zu Megakaryozyten. Seine Forschungsaktivitäten weiteten sich weiter aus, als er 2021 die Rolle des Projektleiters im DFG-geförderten Transregio/Sonderforschungsbereich 240 „Platelets“ übernahm, wo er maßgeblich zur Etablierung von Einzelzell-RNA-Sequenzierungsmethoden zur Untersuchung von Megakaryozyten beitrug. Diese Entwicklungen und Fortschritte bilden die solide Grundlage für sein aktuelles Programm.

PDF der Pressemitteilung in englischer Sprache.

Zoltan Nagy im Labor
Dr. Zoltan Nagy wird Leiter einer neuen Forschungsgruppe am Institut für Experimentelle Biomedizin des Universitätsklinikums Würzburg. Für den Aufbau der Gruppe erhält er eine DFG-Förderung im Rahmen des Emmy Noether-Programms. © Kirstin Linkamp / UKW
Gabriel Araujo und Zoltan Nagy im Labor am Mikroskop und Monitor
Doktorand Gabriel H. M. Araujo (links) zeigt Zoltan Nagy seine mikroskopischen Bilder von Megakaryozyten im Knochenmark. © Kirstin Linkamp / UKW
Maximilian Englert und Zoltan Nagy sitzen im Büro am Computer und besprechen die Analysen.
Doktorand Maximilian Englert (links) spricht mit Zoltan Nagy über seine Einzelzelldatenanalyse. © Kirstin Linkamp / UKW

Meilenstein in Myelom-Behandlung: CAR-T-Zell-Therapie toppt Standardbehandlung

Internationale Studie von Hermann Einsele als Letztautor zeigt zum ersten Mal in randomisierter Form eine Überlegenheit der CAR-T Zelltherapie gegenüber einer konventionellen Therapie beim fortgeschrittenen Multiplen Myelom

Porträtfoto von Hermann Einsele am Schreibtisch
Prof. Dr. Hermann Einsele hat die Phase-3-Studie CARTITUDE-4 mitkonzipiert und fungiert als Letztautor. Die Studie zeigt zum ersten Mal in randomisierter Form eine Überlegenheit der CAR-T Zelltherapie gegenüber einer konventionellen Therapie beim fortgeschrittenen Multiplen Myelom. © UKW
Hermann Einsele bei einer Präsentation
Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II am Universitätsklinikum Würzburg und Sprecher des NCT WERA, gilt als Meinungsführer in der CAR-T-Zelltherapie, er hat diese als erster in Europa klinisch eingesetzt. © Arnika Hansen / UKW

Jedes Jahr erhalten allein in Deutschland rund 7.000 Menschen die Diagnose Multiples Myelom. Dauerhaft geheilt werden kann diese Krebserkrankung, die von veränderten Plasmazellen im Knochenmark ausgeht, noch nicht. Denn auch nach vermeintlich erfolgreicher Therapie müssen die Betroffenen immer mit einem Rezidiv rechnen. Als große Hoffnungsträger gelten Immuntherapien mit Antikörpern oder Gen-manipulierten T-Zellen, den so genannten CAR-T-Zellen. Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Universitätsklinikums Würzburg und Sprecher des neu gegründeten NCT WERA, hat eine internationale Studie mitkonzipiert und entwickelt, die jetzt erstmals in randomisierter Form eine Überlegenheit der CAR-T-Zelltherapie gegenüber einer konventionellen Behandlung beim fortgeschrittenen Multiplen Myelom (in der 2. und 4. Therapielinie) gezeigt hat. Die Ergebnisse wurden im New England Journal of Medicine (doi: 10.1056/NEJMoa2303379) veröffentlicht und gerade auf dem europäischen Hämatologen-Kongress in Frankfurt (European Hematology Congress EHA 2023) als Meilenstein in der Myelom-Therapie bewertet.

Patienten, die auf Lenalidomid refraktär waren, profitierten von einmaliger Cilta-Cel-Infusion

In der Phase-3-Studie CARTITUDE-4 wurden Patientinnen und Patienten mit einem Lenalidomid-refraktären Multiplen Myelom entweder mit der CAR-T-Zelltherapie Ciltacabtagene Autoleucel, kurz Cilta-Cel, oder mit einer wirksamen Standardtherapie nach Wahl des Behandelnden therapiert. „Der Einsatz von Lenalidomid ist als Frühtherapie und auch als Erhaltungstherapie weit verbreitet“, erläutert Hermann Einsele. „Jedoch entwickeln die Betroffenen häufig eine Resistenz gegen den Immunmodulator, sodass sie auf diese Therapie nicht mehr ansprechen. Bei Patienten mit einer Lenalidomid-refraktären Erkrankung ist die Prognose extrem ungünstig, das mediane erkrankungsfreie Überleben bei bisherigen Therapien liegt bei unter zwölf Monaten. Daher besteht ein dringender Bedarf an neuen, frühzeitig wirksamen Therapien.“

Geringeres Risiko für Fortschreiten des Multiplen Myeloms oder Tod

In früheren Studien wurde bereits gezeigt, dass die chimäre Antigenrezeptor-T-Zell-Therapie Cilta-Cel, die gegen das B-Zell-Reifungsantigen (BCMA) gerichtet ist, bei Personen mit rezidiviertem oder refraktärem Multiplem Myelom zu einem frühen langanhaltendem tiefen Ansprechen führt. „Im direkten Vergleich mit der Standardbehandlung konnten wir nun zeigen, dass die CAR-T-Zell-Therapie mit einer einzelnen Cilta-Cel-Infusion zu einem deutlich geringeren Risiko für ein Fortschreiten der Erkrankung oder den Tod führt“, freut sich Hermann Einsele, der bei der Studie als Letztautor fungiert. 

Insgesamt wurden für die Phase-3-Studie 419 Patientinnen und Patienten randomisiert, 208 Personen erhielten die Behandlung mit Cilta-Cel und 211 die Standardtherapie. In der Intention-to-treat-Analyse betrug das progressionsfreie Überleben nach zwölf Monaten in der Cilta-Cel-Gruppe 75,9 % und in der Standardbehandlungsgruppe 48,6 %. In der Cilta-Cel-Gruppe wiesen außerdem mehr Personen als in der Standardbehandlungsgruppe ein Gesamtansprechen (84,6 % gegenüber 67,3 %), ein vollständiges Ansprechen oder besser (73,1 % gegenüber 21,8 %) und keine minimale Resterkrankung (60,6 % gegenüber 15,6 %) auf. Noch beeindruckender war die Per-Protokoll-Analyse der Patienten, welche tatsächlich mit einer CAR-T-Zell-Infusion behandelt wurden: Die Ansprechrate betrug 99,4 % - das heißt: nur 1 von 176 behandelten Patienten sprach nicht an. 86 % der Patienten konnten eine komplette Remission erreichen und 90 % waren nach zwölf Monaten noch krankheitsfrei.

Hoffnung auf längere Krankheitsfreiheit und Heilungsoptionen durch frühe Anwendung

„Die bisherigen Ergebnisse mit der CAR-T-Zell-Therapie beim Multiplen Myelom – nach 6 Linien Vorbehandlung ein krankheitsfreies Überleben von 34.9 Monaten – lassen erhoffen und vermuten, dass die hier erfolgte frühere Anwendung nach 1 bis 3 Vortherapien bei dem exzellenten Ansprechen noch deutlich längere Krankheitsfreiheit und sogar Heilungsoptionen eröffnet“, resümiert Hermann Einsele.

Porträtfoto von Hermann Einsele am Schreibtisch
Prof. Dr. Hermann Einsele hat die Phase-3-Studie CARTITUDE-4 mitkonzipiert und fungiert als Letztautor. Die Studie zeigt zum ersten Mal in randomisierter Form eine Überlegenheit der CAR-T Zelltherapie gegenüber einer konventionellen Therapie beim fortgeschrittenen Multiplen Myelom. © UKW
Hermann Einsele bei einer Präsentation
Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II am Universitätsklinikum Würzburg und Sprecher des NCT WERA, gilt als Meinungsführer in der CAR-T-Zelltherapie, er hat diese als erster in Europa klinisch eingesetzt. © Arnika Hansen / UKW

Hentschel-Stiftung Würzburg

„Kampf dem Schlaganfall“

Die Hentschel-Stiftung mit Sitz in Würzburg fördert die Schlaganfallforschung, um die Behandlung der Betroffenen zu verbessern. Die Hentschel-Stiftung schreibt hierzu erneut deutschland-weit für eine herausragende Doktorarbeit oder eine hochrangige wissenschaftliche Publikation zum Thema „Schlaganfall“ einer jungen Wissenschaftlerin/eines jungen Wissenschaftlers den

Hentschel-Preis 2023

aus.

Der Preis ist mit 5.000 € dotiert und kann geteilt werden. Der Preis soll an jüngere Wissenschaftler/innen (Altersgrenze 40 Jahre) verliehen werden, die herausragende Leistungen in der Schlaganfallforschung aufzuweisen haben.

Förderungswürdig sind Arbeiten aus der Grundlagenforschung, der klinischen Forschung sowie aus der Versorgungsforschung. Die Arbeit muss in deutscher oder englischer Sprache verfasst sein. Die Preisvergabe erfolgt gemäß einer Entscheidung des Vorstands der Hentschel-Stiftung Würzburg im Rahmen des 8. Würzburger Schlaganfallsymposiums, das am 26.10.2023 stattfinden wird.

Bewerbungen sollten die betreffende Arbeit, einen Lebenslauf mit Lichtbild und ein Schriftenverzeichnis umfassen und in fünffacher Ausfertigung bis zum 01.08.2023 postalisch geschickt werden an:

Prof. Dr. Jens Volkmann

Direktor der Neurologischen Klinik und Poliklinik
Universitätsklinikum Würzburg
Josef-Schneider-Str. 11
D - 97080 Würzburg


Informationen zur Stiftung finden sie unter:

www.hentschel-stiftung.de