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Neue Stiftungsprofessur für Tropenmedizin und Globale Gesundheit an der Universitätsmedizin Würzburg

Durch die Förderung der zusätzlichen Professur können am UKW zielgerichtet die Angebote der Tropenmedizin ausgebaut werden, das betrifft etwa die Themen Reiseimpfungen oder die Versorgung von Reiserückkehrern,

Von links: Oberpflegamtsdirektor Walter Herberth (Stiftung Juliusspital, Klinikum Würzburg Mitte), Volker Sauer (Geschäftsführer KWM), PD Dr. Tim J. von Oertzen, (Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender Universitätsklinikum Würzburg), Prof. Dr. Matthias Frosch (Dekan Medizinische Fakultät Würzburg), Prof. Dr. August Stich (Schwerpunktbereich Infektiologie/Tropenmedizin, UKW), Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Catharina Kipping (Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp), Dr. Gunther Schunk (Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp) freuen sich über die Stiftungsvereinbarung. Foto: Claudia Lother / Stadt Würzburg

Würzburg. An der Universitätsmedizin Würzburg wird eine neue Stiftungsprofessur mit dem Schwerpunkt „Tropenmedizin und Globale Gesundheit“ eingerichtet. Ermöglicht wird dies durch die gemeinsame Förderung der Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp, des Klinikums Würzburg Mitte (KWM) und Medmissio, dem ehemaligen Missionsärztlichen Institut. Die Stiftungsvereinbarung wurde heute (28. Mai 2024) im Würzburger Rathaus unterzeichnet. Die Förderung beläuft sich über vier Jahre, im Anschluss übernimmt die medizinische Fakultät die Finanzierung der Professur.

Tradition der Tropenmedizin in Würzburg wird ausgebaut

„Damit kann am Standort Würzburg die lange Tradition der Tropenmedizin weiter ausgebaut werden, das ist mir sehr wichtig. Denn von den Versorgungsangeboten unter dem Dach der Würzburger Universitätsmedizin profitieren auch die Bürgerinnen und Bürger der Region“, sagte Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt bei der Unterzeichnung der Vereinbarung. Schuchardt hat den gesamten Prozess zur Einrichtung der Stiftungsprofessur eng moderiert.

„Durch die Förderung der zusätzlichen Professur können wir am UKW weiterhin zielgerichtet die Angebote der Tropenmedizin ausbauen, das betrifft etwa die Themen Reiseimpfungen oder die Versorgung von Reiserückkehrern. Damit ergänzen wir unser Versorgungsangebot als Klinikum der Maximalversorgung für die Region“, erklärt PD Dr. Tim J. von Oertzen, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender der Würzburger Uniklinik.

Bereits im Februar war Prof. Dr. August Stich, zuvor Chefarzt der Tropenmedizin am Klinikum Würzburg Mitte, an das Universitätsklinikum Würzburg (UKW) gewechselt und hat dort den Lehrstuhl für Klinische Infektiologie innerhalb der Medizinischen Klinik und Poliklinik II übernommen. In dieser Funktion leitet er den Schwerpunktbereich Infektiologie / Tropenmedizin am UKW.

Blick auf Klimawandel und Migration

Prof. Stich: „Durch die Förderung der zusätzlichen Professur können wir die Herausforderungen der globalen Gesundheit auch wissenschaftlich in den Blick nehmen. Angesichts des Klimawandels, aber auch vor dem Hintergrund aktueller und zukünftiger Entwicklungen beim Thema Migration wird dieser Aspekt stark an Bedeutung gewinnen.“ Zudem könne auch die langjährige Netzwerk-Arbeit, beispielswiese mit dem Else Kröner Center Würzburg-Mwanza, gestärkt werden, so Prof. Stich. Sein Dank gelte daher den drei Förderern der neuen Professur.

Dr. Gunther Schunk, Vorstandsvorsitzender der Würzburger Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp, betont: „Mit der Professur können wir die Kompetenz in Global Health am Standort halten und weiterentwickeln – zum Wohle der Menschen und zur Förderung der Forschung. Außerdem wird die medizinische Ausbildung auf einem Gebiet gestärkt, das von wachsender Bedeutung ist. Damit unterstützt die Stiftung erneut ein Projekt im Bereich der Medizin, die sich in den vergangenen Jahren zu einem Förderschwerpunkt unserer Stiftung entwickelt hat.“ So fördert die Stiftung u.a. auch eine Stiftungsprofessur am UKW zum Schwerpunkt „Prävention vom Demenz und Demenzfolgeerkrankungen“.

„Infektionskrankheiten kennen keine Grenzen“

Prof. Dr. Matthias Frosch, Dekan der Medizinischen Fakultät in Würzburg: „Das außergewöhnliche Engagement der Stifter ermöglicht einen wichtigen weiteren Ausbau für die Universitätsmedizin. Davon wird auch die Lehre profitieren, gerade weil es sich um wichtige Querschnittsthemen handelt. Der globale Blick auf Gesundheit wird in Zukunft wichtiger denn je: Infektionskrankheiten kennen keine Grenzen. Gleichzeitig ist die Gesundheit von Menschen in Ländern mit geringerem Einkommen und erschwertem Zugang zu den Gesundheitssystemen eine Aufgabe, der sich auch die Industrienationen in Zukunft stärker widmen müssen. Diese Themen werden an der Universitätsmedizin Würzburg auch in der Forschung durch die neue Stiftungsprofessur weiter hier an Bedeutung gewinnen.“ Die Besetzung der Professur wird aktuell vorbereitet.

Volker Sauer, Geschäftsführer des Klinikum Würzburg Mitte: „Mit der Einbettung der Tropenmedizin in ein universitäres Umfeld und ihrer daraus resultierenden Akademisierung haben wir gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Würzburg bereits einen wichtigen Grundstein zur Förderung einer ganzheitlichen, global betrachteten Gesundheitsversorgung gelegt. Wir freuen uns, dies nun durch die gemeinsame Stiftungsprofessur weiter zu stärken.“

Von links: Oberpflegamtsdirektor Walter Herberth (Stiftung Juliusspital, Klinikum Würzburg Mitte), Volker Sauer (Geschäftsführer KWM), PD Dr. Tim J. von Oertzen, (Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender Universitätsklinikum Würzburg), Prof. Dr. Matthias Frosch (Dekan Medizinische Fakultät Würzburg), Prof. Dr. August Stich (Schwerpunktbereich Infektiologie/Tropenmedizin, UKW), Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Catharina Kipping (Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp), Dr. Gunther Schunk (Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp) freuen sich über die Stiftungsvereinbarung. Foto: Claudia Lother / Stadt Würzburg

Jetzt noch teilnehmen: Befragung zur Angehörigenpflege während der Corona-Pandemie

Ein Forschungsprojekt am Uniklinikum Würzburg zielt auf eine bessere Unterstützung der Angehörigenpflege in zukünftigen Krisen ab. Hierfür werden noch Personen gesucht, die während der Covid-19-Pandemie ihnen nahestehende Personen gepflegt haben und über ihre damaligen Erfahrungen berichten wollen.

Bild: UKW / Carolin Liebscher
Mit einer Umfrage sollen die Erfahrungen angehöriger Pflegepersonen während der Corona-Pandemie im Jahr 2020 erforscht werden. Bild: UKW / Carolin Liebscher

Würzburg. Das Institut für Allgemeinmedizin am Uniklinikum Würzburg sucht für eine Befragung noch Menschen, die zwischen März und Dezember 2020 eine nahestehende Person unentgeltlich gepflegt haben. In jenem Zeitraum beeinträchtigten die Covid-19-Pandemie und die Schutzmaßnahmen zur Eindämmung des Virus die Situation in der Angehörigenpflege deutlich. In der Studie sollen die dabei von den Pflegepersonen gemachten Erfahrungen analysiert werden, um in zukünftigen Krisensituationen diese Form der Pflege besser unterstützen zu können.

Die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer müssen volljährig sein, über gute Deutschkenntnissen verfügen und im fraglichen Zeitraum mindestens zehn Stunden pro Woche pflegerisch tätig gewesen sein. Bei der Umfrage ist ein Fragenbogen online oder in Papierform auszufüllen, der Zeitbedarf beträgt etwa 30 bis 45 Minuten. Zudem gibt es die Möglichkeit, sich für ein vertiefendes Interview zu melden.

Die Studie ist Teil des vom Bundesforschungsministerium (BMBF) geförderten Forschungsprojektes „CollPan“, das sich mit den indirekten Auswirkungen der Covid-19-Pandemie beschäftigt.

Link zur Befragung: www.t1p.de/collpan-pflege

Kontakt: Institut für Allgemeinmedizin am Uniklinikum Würzburg, Jessica Ruck, E-Mail: Ruck_J1@ ukw.de, Tel: 0931 201-47802

Text: Pressestelle UKW

Bild: UKW / Carolin Liebscher
Mit einer Umfrage sollen die Erfahrungen angehöriger Pflegepersonen während der Corona-Pandemie im Jahr 2020 erforscht werden. Bild: UKW / Carolin Liebscher

Algorithmus soll Reha-Bedarf ermitteln

Bei einem vom Uniklinikum Würzburg wissenschaftlich begleiteten Projekt soll durch automatisierte Datenanalyse der Reha-Bedarf bei chronischen Rückenschmerzen früher als bisher identifiziert werden.

Bild: Sven Kelber / AOK Bayern
Gemeinsames Projekt bei chronischen Rückenleiden (von links): Alexander Pröbstle, Direktor AOK-Direktion Würzburg, Jasmin Colga, stellvertretende Direktorin AOK-Direktion Würzburg, Dr. Harald Berger, Leiter der Abteilung Gesundheit und Teilhabe bei der DRV Nordbayern und Prof. Dr. Heiner Vogel, Leiter der Arbeitsgruppe Rehabilitationswissenschaften im Zentrum für Psychische Gesundheit des Uniklinikums Würzburg. Bild: Sven Kelber / AOK Bayern

Würzburg. Viele Menschen mit chronischen Rückenschmerzen nehmen eine medizinische Rehabilitation gar nicht oder erst zu spät in Anspruch. Das beeinträchtigt die Chancen, das Fortschreiten der Krankheit rechtzeitig einzudämmen. Hier will das Projekt „Zugangsoptimierte Arbeitsfähigkeitsorientierte Rehabilitation“ (ZAR) jetzt mit den Möglichkeiten der Digitalisierung gegensteuern. Hinter dem seit 2021 laufenden Vorhaben stehen die Deutsche Rentenversicherung Nordbayern und die Krankenkasse AOK Bayern. Von Seiten der Wissenschaft sind das Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm sowie die am Zentrum für Psychische Gesundheit des Uniklinikums Würzburg (UKW) angesiedelte Arbeitsgruppe Rehabilitationswissenschaften beteiligt.

Algorithmus wertet Routine-Daten aus

Ein Kernpunkt des Projekts ist das Zusammenführen und die Interpretation von ansonsten getrennt vorgehaltenen Datensammlungen. Prof. Dr. Heiner Vogel, der Leiter der Würzburger Arbeitsgruppe, erläutert: „Die Krankenkassen haben umfangreiche Informationen über den Krankheitsverlauf ihrer Versicherten und die durchgeführten Therapiemaßnahmen. Sie haben allerdings keine Infos über das letztendliche Ergebnis, wie zum Beispiel eine Frühberentung der Betroffenen. Dieses Wissen hat jedoch die Rentenversicherung.“ Im Projekt ZAR werden diese beiden Datenschätze pseudonymisiert – also unter strenger Beibehaltung des Datenschutzes – miteinander verbunden und interpretiert. Die Auswertung von Routine-Daten wie Diagnosen, Arbeitsunfähigkeitszeiten und Medikamentenverordnungen übernimmt ein spezieller, vom Ulmer Institut entwickelter Algorithmus.

Hochgradig proaktiver, präventiver Ansatz

Das Programm ermittelt proaktiv Menschen mit Reha-Bedarf, denen die AOK Bayern dann frühzeitig ein individuelles Angebot machen kann. Das Verfahren bietet zudem den Vorteil, dass die Rentenversicherung Nordbayern durch die analysierten Daten den Reha-Bedarf schnell erkennen und damit den Antrag zügig bewilligen kann. Um Teilnehmende für das Projekt sowie eine Kontrollgruppe zu gewinnen, schreibt die Krankenkasse derzeit rund 1.000 Versicherte aus Nordbayern an. Die Teilnahme ist freiwillig und nur mit schriftlicher Zustimmung der Versicherten möglich.

Wissenschaftliche Evaluation am UKW

Prof. Vogel und sein Team haben die Aufgabe, das Vorhaben wissenschaftlich zu begleiten und zu evaluieren. Dabei geht es um Fragen wie: Haben die Patientinnen und Patienten, die über den Algorithmus in die Reha geschickt werden, im Durchschnitt einen besseren Verlauf? Welche sonstigen Vorteile gibt es gegenüber dem traditionellen Verfahren? Auch die medizinisch-therapeutische Seite wird von den Forscherinnen und Forschern in den Blick genommen: Wie erleben die Behandelnden das „neue“ Patientenklientel, deren gesundheitlichen Probleme vielleicht (noch) gar nicht so gravierend sind, wie bislang gewohnt? „Sollten sich die erwarteten gesundheitlichen und wirtschaftlichen Vorteile bestätigen, gehört zu den Zielen von ZAR auch die Verstetigung, also die Übernahme in das reguläre Leistungsangebot der Krankenkasse“, berichtet Prof. Vogel und fährt fort: „Dazu entwickeln wir Handlungsanweisungen, bei denen es nicht zuletzt um die richtige Kommunikation mit Menschen geht, die dem Einsatz eines Algorithmus zunächst mit Misstrauen begegnen.“

Das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderte Projekt läuft bis Ende Oktober 2026 und beschränkt sich zunächst auf chronische Rückenbeschwerden. Langfristig ist eine Ausweitung auf weitere Diagnosen möglich.

Texte: Pressestelle UKW

Bild: Sven Kelber / AOK Bayern
Gemeinsames Projekt bei chronischen Rückenleiden (von links): Alexander Pröbstle, Direktor AOK-Direktion Würzburg, Jasmin Colga, stellvertretende Direktorin AOK-Direktion Würzburg, Dr. Harald Berger, Leiter der Abteilung Gesundheit und Teilhabe bei der DRV Nordbayern und Prof. Dr. Heiner Vogel, Leiter der Arbeitsgruppe Rehabilitationswissenschaften im Zentrum für Psychische Gesundheit des Uniklinikums Würzburg. Bild: Sven Kelber / AOK Bayern

Aufgehender Stern in der Endokrinologie

Rising Star Award für Würzburger Endokrinologin Barbara Altieri

Dr. Barbara Altieri vom Uniklinikum Würzburg (UKW) ist eine von 13 herausragenden Endokrinologie-Forschenden aus ganz Europa und den USA, die für die kommenden zwei Jahre in das Editorial Board des renommierten European Journal of Endocrinology (EJE) berufen wurden.

 

Porträtbild Barbara Altieri
Dr. Barbara Altieri ist Endokrinologin am Universitätsklinikum Würzburg und als ausgezeichneter Rising Star für die kommenden zwei Jahre Mitglied im Editorial Board des European Journals of Endocrinology (EJE). © Daniel Peter / UKW
Gruppenbild des EJE Editoria Boards in Stockholm
Beim European Congress of Endocrinology (ECE) in Stockholm fand das erste Treffen des Editorial Boards des renommierten European Journal of Endocrinology (EJE) statt. © European Journal of Endocrinology

Würzburg. Beim diesjährigen European Congress of Endocrinology (ECE), der vom 11. bis 14. Mai 2024 in Stockholm stattfand, wurden die "neuen aufgehende Sterne" in der Endokrinologie gekürt. Einer der begehrten Rising Star Awards des European Journal of Endocrinology (EJE) ging an Dr. Barbara Altieri. Die gebürtige Italienerin arbeitet seit fünf Jahren als Ärztin und Wissenschaftlerin in der Endokrinologie und Diabetologie des Universitätsklinikums Würzburg (UKW). 

Ihr wissenschaftliches Interesse gilt neben endokrinen Tumoren, also Tumoren, die von endokrinen Zellen an verschiedenen Stellen im Körper ausgehen können, vor allem Nebennierentumoren und deren Pathogenese. Die 39-Jährige hat mehr als 85 wissenschaftliche Artikel veröffentlicht und wurde für ihre Forschungsarbeiten mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Schoeller-Junkmann-Preis der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) für den weltweit ersten umfassenden Zellatlas der Nebenniere. Der Atlas ermöglicht ein besseres Verständnis der molekularen Mechanismen, die der Tumorentstehung in der Nebennierenrinde zugrunde liegen. Für ihre Erkenntnisse zur molekularen Pathogenese von gutartigen Nebennierentumoren mit Hilfe des Zellatlas erhielt sie bereits den ESE Young Investigator Award.

Rising Star-Programm ebnet herausragenden Forschenden den Weg in die EJE-Redaktion 

Die Ernennung zum „Rising Star“ würdigt nicht nur ihre bisherigen Erfolge, sondern bietet ihr auch die Möglichkeit, sich weiter zu etablieren. Denn der Rising Star Award des EJE, einer Zeitschrift der European Society of Endocrinology (ESE) wird an führende klinische und translationale Forscherinnen und Forscher in der Endokrinologie vergeben, die vielversprechende Leistungen und eine positive Entwicklung zeigen und damit ein hohes Potenzial haben, zukünftige Redakteurinnen und Redakteure des EJE zu werden, so die Begründung der EJE-Redaktion. 
„Barbara Altieri hat definitiv das Potenzial. Wir freuen uns sehr, dass einer der Rising Stars aus unserem Team kommt“, sagt Prof. Dr. Martin Fassnacht, Leiter der Endokrinologie am UKW. „Und wir freuen uns für Barbara Altieri. Denn durch die enge Mitarbeit im Editorial Board einer der weltweit besten Zeitschriften für Endokrinologie wird sie viele Einblicke in die Welt des wissenschaftlichen Publizierens erhalten und Kontakte zu interessanten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern knüpfen können.“

Die Auszeichnung umfasst die Mitgliedschaft im EJE Rising Star Reviewer Board für zwei Jahre, ein spezielles Mentoring-Programm für zukünftige EJE-Redakteurinnen und -Redakteure, regelmäßige Beiträge zum EJE Peer Review und die Möglichkeit, eine Rezension und einen Kommentar zu verfassen, sowie ein Reisestipendium für die Teilnahme am European Congress of Endocrinology (ECE) und an den jährlichen Treffen des EJE Editorial Board. 

Als Vorstandsmitglied des EYES (ESE Young Endocrinologists & Scientists) Komitees ist Barbara Altieri bereits in der Ausbildung junger Endokrinologinnen und Endokrinologen aktiv; im September 2023 leitete sie das 10th EYES Annual Meeting in Würzburg. Darüber hinaus ist sie Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Arbeitsgruppe ACC des European Network for the Study of Adrenal Tumours (ENS@T).

Barbara Altieri: „Ich bin sehr dankbar, dass ich Teil des „EJE Rising Stars Award and Mentorship Programme“ sein darf. Meine Expertise auf dem Gebiet der Endokrinologie und den Nebennieren deckt sich mit dem Zielen des Journals, und ich freue mich sehr über die Möglichkeit, im EJE Editorial Board mitzuarbeiten. Ich bin zuversichtlich, dass die Einblicke, die ich von erfahrenen EJE-Expertinnen und Experten erhalte, nicht nur meine redaktionellen Fähigkeiten schärfen, sondern auch wesentlich dazu beitragen werden, das Ansehen und den Einfluss des Journals auf diesem Gebiet zu stärken“.
 

Text: Kirstin Linkamp / UKW 

 

Porträtbild Barbara Altieri
Dr. Barbara Altieri ist Endokrinologin am Universitätsklinikum Würzburg und als ausgezeichneter Rising Star für die kommenden zwei Jahre Mitglied im Editorial Board des European Journals of Endocrinology (EJE). © Daniel Peter / UKW
Gruppenbild des EJE Editoria Boards in Stockholm
Beim European Congress of Endocrinology (ECE) in Stockholm fand das erste Treffen des Editorial Boards des renommierten European Journal of Endocrinology (EJE) statt. © European Journal of Endocrinology

Blutgefäße auf Abruf

2,5 Millionen Euro für EIC Transition-Projekt Vasc-on-Demand

Mikroblutgefäße sind die Voraussetzung für die Herstellung von 3D-Gewebemodellen. Durch ihre realistische Nachbildung menschlicher Gewebe bieten sie eine präzisere Vorhersage der Reaktionen auf Medikamente und tragen dazu bei, Tierversuche zu reduzieren. Der European Innovation Council fördert nun ein Team um Dr. Matthias Ryma vom Uniklinikum Würzburg (UKW) mit 2,5 Millionen Euro zur kommerziellen Herstellung künstlicher Blutgefäße.

 

Gruppenbild des Vasc-on-Demand-Teams im Labor.
Das Team Vasc-on-Demand im Labor, v.l.n.r.: Kunststoffspezialist Patrick Kuntschke, Wirtschaftswissenschaftler Alexander Radüchel, Projektleiter Matthias Ryma und Chemikerin Katinka Theis. Demnächst wird noch eine Biologin das Team komplettieren. © Kirstin Linkamp / UKW
Team des Vasc-on-Demands-Projekts vor PC
Das Vasc-on-Demand-Team schaut sich in der Würzburger Biofabrikation Videoaufnahmen eines perfundierten Gewebemodells an. © Kirstin Linkamp / UKW
Video eines perfundierten Gewebemodells
Video eines perfundierten Gewebemodells: Die Bioreaktorschale erzeugt den Perfusionsfluss durch das künstlich hergestellte vaskularisierte Gewebe, die so genannten Opferstrukturen. © Matthias Ryma / UKW
Grafische Abbildung der Vasc-on-Demand-Technologie
Funktionsweise der Herstellung von vaskularisierten 3D-Gewebemodellen mit der Vasc-on-Demand Technologie © Matthias Ryma / UKW

Würzburg. Vasc-on-Demand. Der Name ist Programm. In einem vom Europäischen Innovationsrat geförderten Projekt will Dr. Matthias Ryma mit seinem Team die Technologie zur einfachen Herstellung von Blutgefäßen in künstlichem Gewebe weiterentwickeln und kommerzialisieren. Blutgefäße auf Anbruf. 

3D-Gewebemodelle spielen in der medizinischen Forschung eine immer größere Rolle. Ob Haut, Leber oder Muskeln - je nachdem, welche biologischen Zellen auf die Matrix aufgebracht werden, können Forscherinnen und Forscher verschiedene Krankheiten simulieren, um die Wirksamkeit von Therapien zu testen und die Entwicklung von Medikamenten zu beschleunigen. 3D-Gewebemodelle ermöglichen präzise Vorhersagen zur Reaktion auf Medikamente und helfen, Tierversuche zu reduzieren. Doch ohne funktionierende Mikroblutgefäße würden die im Labor hergestellten dreidimensionalen Gewebestrukturen absterben. Die Blutgefäße versorgen das Gewebe mit Sauerstoff und wichtigen Nährstoffen.

Thermorespensive Opferstrukturen zur Herstellung eines Mikrokanal-Netzwerks

„Die Mikroblutgefäße in die Gewebestrukturen zu integrieren, ist bis heute eine große Herausforderung“, weiß Matthias Ryma. Doch der Biologe kann helfen. Im Rahmen seiner mehrfach ausgezeichneten Doktorarbeit am Institut für Funktionsmaterialien und Biofabrikation des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) hat Matthias Ryma ein Verfahren entwickelt und zum Patent angemeldet, mit dem er in einem hochauflösenden 3D-Drucker filigrane Fasern aus einem speziellen Polymer herstellen kann. Dieser in der Produktion aufwändige Druck dient als winziges Gerüst, auf dem der Wissenschaftler im Labor naturgetreue Blutgefäßstrukturen herstellen kann. „Wir betten die Faser in eine Gewebestruktur ein und lösen diese dann durch Temperatureinstellungen auf, so dass nur noch ein Kanal übrig bleibt. Wir opfern sozusagen die Faser und erhalten ein biomimetisches Mikrokanal-Netzwerk, das natürlichen Blutgefäßen ähnelt“, so Ryma. Je nach Forschungsfokus kann dann eine Matrix mit den entsprechenden Zellen auf das vaskularisierte Gewebe gegeben werden; die Zellen teilen und verteilen sich, und durch die permanente Nährstoff- und Sauerstoffzufuhr kann das Gewebe wachsen und reifen.  

2,5 Millionen im Rahmen des Förderprogramms EIC Transition 

Ein perfektes Projekt für das Förderprogramm EIC Transition, mit dem der Europäische Innovationsrat die Reifung und Validierung neuer Technologien sowie die Entwicklung eines Geschäftsmodells zur Markteinführung von Zukunftstechnologien unterstützt. 

Das fünfköpfige Projektteam erhält insgesamt 2,5 Millionen Euro, um in den kommenden drei Jahren die Herstellung der Blutgefäße zu kommerzialisieren und ein Start-up-Unternehmen zu gründen. Im Mai 2024 fiel der Startschuss. Matthias Ryma leitet das Projekt und betreut die technische Entwicklung; die Chemikerin Katinka Theis schließt gerade in der Würzburger Biofabrikation ihre Doktorarbeit ab und wird sich um die Herstellung des Opfermaterials und der Matrix kümmern; Patrick Kuntschke wird als Kunststoffspezialist mit langjähriger Erfahrung in der Produktentwicklung zuständig für die Herstellung der Verbrauchsmaterialien sein; Alexander Radüchel ist ein erfahrener Projektleiter aus der Industrie mit wirtschaftswissenschaftlichem Hintergrund und wird  im Projekt für das Projektmanagement sowie das Business Development tätig sein; komplettieren wird das Team in den nächsten Wochen eine Biologin, die sich um die biologische Testung und Etablierung des Prozesses kümmern wird.  

„Zunächst werden wir einfach zu handhabendes Verbrauchsmaterial für die Herstellung von Blutgefäßen anbieten. Später sollen auch lebende künstliche Blutgefäße für den direkten Einsatz in Gewebemodellen zur Verfügung stehen“, erläutert Alexander Radüchel den Geschäftsplan.

Realistischere Simulation menschlichen Gewebes, beschleunigter Entwicklungsprozess und Reduzierung von Tierversuchen

Sowohl die Wissenschaft als auch die pharmazeutische Industrie werden von der erheblichen Zeit- und Kostenersparnis bei der Herstellung und Kultivierung reproduzierbarer vaskularisierter Gewebe profitieren, so Ryma. Die einfach zu handhabenden Produkte werden die 3D-Zellkultur für biologische Labors in Wissenschaft und Industrie zukünftig noch zugänglicher machen. Durch die Minimierung des Investitionsbedarfs können sich die Forschenden auf ihre 3D-gewebebasierte Forschung konzentrieren, anstatt Ressourcen für die Entwicklung der Gewebe selbst, zum Beispiel durch Bioprinting, aufzuwenden. Dies führt letztendlich zu einer schnelleren Generierung von Forschungsergebnissen, was langfristig die Entwicklung neuer Medikamente beschleunigt – und verbessert. 
„Derzeit werden noch jährlich 2 Millionen Tiere für pharmazeutische Tests verwendet. Die meisten der an Tieren getesteten Medikamente sind aber nicht auf die Physiologie des Menschen übertragbar“, berichtet Matthias Ryma. „Biomimetische vaskularisierte Gewebemodelle, die auf menschlichem Gewebe basieren reduzieren also nicht nur Tierversuche, sondern auch falsch positive Ergebnisse.“

Prof. Dr. Jürgen Groll, Leiter des Instituts für Funktionsmaterialien und Biofabrikation am UKW ist stolz auf seinen ehemaligen Doktoranden und dessen Translation, dass er mit seiner anwendungsorientierten Forschung nun realistisch in die Firmengründung gehen kann: „Start-ups sind unser erklärtes Ziel. Und das Team hat es geschafft, die erste EIC Transition-Förderung für die Biofabrikation und fürs UKW einzuwerben. Das ist schon eine tolle Sache.“ 

Vorhergehende Studie zur Nutzung thermoresponsiver Opferstrukturen zur Herstellung perfusionsfähiger Gewebe in Bioreaktoren: M. Ryma, H. Genç, A. Nadernezhad, I. Paulus, D. Schneidereit, O. Friedrich, K. Andelovic, S. Lyer, C. Alexiou, I. Cicha, J. Groll, A Print-and-Fuse Strategy for Sacrificial Filaments Enables Biomimetically Structured Perfusable Microvascular Networks with Functional Endothelium Inside 3D Hydrogels. Adv. Mater. 2022, 34, 2200653. https://doi.org/10.1002/adma.202200653

Text: Kirstin Linkamp / UKW 

Gruppenbild des Vasc-on-Demand-Teams im Labor.
Das Team Vasc-on-Demand im Labor, v.l.n.r.: Kunststoffspezialist Patrick Kuntschke, Wirtschaftswissenschaftler Alexander Radüchel, Projektleiter Matthias Ryma und Chemikerin Katinka Theis. Demnächst wird noch eine Biologin das Team komplettieren. © Kirstin Linkamp / UKW
Team des Vasc-on-Demands-Projekts vor PC
Das Vasc-on-Demand-Team schaut sich in der Würzburger Biofabrikation Videoaufnahmen eines perfundierten Gewebemodells an. © Kirstin Linkamp / UKW
Video eines perfundierten Gewebemodells
Video eines perfundierten Gewebemodells: Die Bioreaktorschale erzeugt den Perfusionsfluss durch das künstlich hergestellte vaskularisierte Gewebe, die so genannten Opferstrukturen. © Matthias Ryma / UKW
Grafische Abbildung der Vasc-on-Demand-Technologie
Funktionsweise der Herstellung von vaskularisierten 3D-Gewebemodellen mit der Vasc-on-Demand Technologie © Matthias Ryma / UKW

Tumorgewebe auf dem Chip: Neue Möglichkeiten für Zelltherapien und personalisierte Medizin

Mit der Tumor-on-Chip-Technologie wird patienteneigenes Tumorgewebe außerhalb des Körpers gezüchtet, um die Wirksamkeit und Sicherheit neuartiger Therapieansätzen zu bewerten.

Bild vom Brustkrebstumor auf einem Chip
Auf einem Chip haben die Forschenden aus Tübingen und Würzburg mit patienteneigenem Tumorgewebe die komplexe 3D-Mikroumgebung des Tumors nachgebildet, um so die Wirksamkeit und Sicherheit neuartiger Therapieansätzen zu bewerten. © Tengku Ibrahim Maulana / Eberhard Karls Universität Tübingen
Graphical Abstract der Tumor-on-Chip-Technologie
Bei der Tumor-on-Chip-Technologie können mittels blutgefäßähnlicher Perfusion dem Tumor CAR-T-Zellen zugeführt und deren Wirkung beobachtet werden. © Tengku Ibrahim Maulana / Eberhard Karls Universität Tübingen

Würzburg / Tübingen: Wie reagiert ein Tumor auf eine bestimmte Therapie? Dies bereits vor Beginn der Therapie zu wissen, wäre für Krebskranke und die behandelnden Ärztinnen und Ärzte von großem Wert. Für die vielversprechende CAR-T-Zelltherapie haben Forschende des Universitätsklinikums Würzburg (UKW), des Fraunhofer Instituts für Zelltherapie und Immunologie mit seiner Außenstelle Würzburg und des Universitätsklinikums Tübingen nun genau diese Beobachtung möglich gemacht – in Echtzeit und am Tumorgewebe der Erkrankten. „Damit können wir individuell untersuchen, wie genau diese Tumorzellen auf die geplante Therapie reagieren, mit welchen Nebenwirkungen möglicherweise zu rechnen ist und wie diese direkt verringert werden können“, schildert Dr. Miriam Alb, Projektleiterin am Lehrstuhl für Zelluläre Immuntherapie, an der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des (UKW). Die Forschenden haben ihre Entwicklung nun im renommierten Journal Cell Stem Cell veröffentlicht.

Erfolgskontrolle individuell und in Echtzeit

Möglich wurde diese Beobachtung über die so genannte Tumor-on-Chip-Technologie; ein auf menschlichen Zellen basierendes komplexes In-vitro-System eines Brustkrebstumors, in dem Tumorgewebe außerhalb des Körpers gezüchtet wurde. Die Forschenden bildeten dabei nicht nur die komplexe 3D-Mikroumgebung eines Tumors nach, sondern ermöglichten auch die blutgefäßähnliche Perfusion, also die Durchströmung des Chips mit einem künstlichen Blutersatz. Über diesen Blutersatz wurden den Tumorzellen auch die CAR-T-Zellen zugeführt und ihre Wirkung direkt beobachtet. 

Wie funktioniert die CAR-T-Zelltherapie?

Ausgerechnet Krebsgewebe haben sehr oft die Fähigkeit, das menschliche Immunsystem zu täuschen – genau das macht sie so gefährlich. Im menschlichen Körper sind die so genannten T-Zellen, eine spezielle Art der weißen Blutkörperchen, dafür zuständig, körperfremde Strukturen zu erkennen und zu zerstören. Viele Tumore senden aber Signale aus, die diese in ihrer Aktivität und Funktion hemmen. 
Für die CAR-T-Zelltherapie werden die T-Zellen aus dem Blut der erkrankten Person isoliert und anschließend im Labor („in vitro“) gentechnisch verändert. Dadurch erhalten sie die Fähigkeit, die gefährlichen Krebszellen spezifisch zu erkennen und für lange Zeit im Körper zu verbleiben, um den Krebs zu bekämpfen. „Diese Therapie hat ein enormes Potenzial im Kampf gegen den Krebs“, erklärt Prof. Michael Hudecek, Inhaber des Lehrstuhls für Zelluläre Immuntherapie an der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des UKW.

Therapiewirkung und bestimmte Nebenwirkungen werden vorhersagbar

Wenn die modifizierten T-Zellen mit dem Krebsgewebe in Kontakt treten, setzen sie verschiedene Zytokine frei. Zytokine sind Botenstoffe, die von Zellen ausgeschüttet werden, um zum Beispiel andere Zellen an den Ort des Geschehens zu locken. Manchmal kommt es jedoch vor, dass diese Zytokinausschüttung sehr stark ist. Das wird als Cytokin-Release-Syndrom (CRS) oder auch „Zytokinsturm“ bezeichnet. Dieser Prozess führt zu Entzündungen im ganzen Körper und zeigt sich unter anderem durch Symptome wie Fieber, Schüttelfrost oder Übelkeit, kann aber auch zu Organversagen und lebensbedrohlichen Symptomen führen. Die Tumor-on-Chip-Technologie eröffnet nun die Möglichkeit, Zellen zu beobachten, die aus genau dem Tumor stammen, der in der Patientin oder dem Patienten behandelt werden soll. 

Neue Chancen durch komplexe humane Modellsysteme

Organ-on-Chip-Technologien, wie das hier entwickelte Tumor-on-Chip-Modell, ermöglichen es, komplexe humanbiologische Prozesse außerhalb des menschlichen Körpers nachzubilden und dabei sogar patientenspezifische Unterschiede zu erfassen. „Speziell für neuartige Therapieansätze, wie Zell-, Antikörper- und Gentherapien, eröffnen sich damit völlig neue Möglichkeiten, die es in Zukunft erlauben werden, bereits vor klinischen Studien humanrelevante, patientenspezifische Aussagen zu treffen und auch studienbegleitende Korrelationsanalysen durchzuführen“ sagt Dr. Miriam Alb und ergänzt „Diese Ergebnisse werden uns insbesondere für die Wirksamkeits- und Sicherheitsbewertung unserer laufenden und zukünftigen CAR-T-Zellstudien wertvolle Erkenntnisse liefern“. Für kranke Menschen könnte sich damit eine neue Perspektive eröffnen. Aber: Weitere Forschung ist notwendig. 

Publikation: 
Tengku Ibrahim Maulana, Claudia Teufel, Madalena Cipriano, Julia Roosz, Lisa Lazarevski, Francijna E. van den Hil, Lukas Scheller, Valeria Orlova, André Koch, Michael Hudecek, Miriam Alb, Peter Loskill. Breast cancer-on-chip for patient-specific efficacy and safety testing of CAR-T cells. Cell Stem Cell. 2024, ISSN 1934-5909, https://doi.org/10.1016/j.stem.2024.04.018.
 

Bild vom Brustkrebstumor auf einem Chip
Auf einem Chip haben die Forschenden aus Tübingen und Würzburg mit patienteneigenem Tumorgewebe die komplexe 3D-Mikroumgebung des Tumors nachgebildet, um so die Wirksamkeit und Sicherheit neuartiger Therapieansätzen zu bewerten. © Tengku Ibrahim Maulana / Eberhard Karls Universität Tübingen
Graphical Abstract der Tumor-on-Chip-Technologie
Bei der Tumor-on-Chip-Technologie können mittels blutgefäßähnlicher Perfusion dem Tumor CAR-T-Zellen zugeführt und deren Wirkung beobachtet werden. © Tengku Ibrahim Maulana / Eberhard Karls Universität Tübingen

Deutliche Zunahme von Pilzinfektionen mit Candida auris in Deutschland

Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 77 Fälle von Candida auris-Nachweisen erfasst – sechs Mal mehr als in den Vorjahren. Das zeigt die aktuelle Auswertung des Nationalen Referenzzentrums für Invasive Pilzinfektionen.

Für gesunde Menschen ist der Pilz in der Regel ungefährlich, bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder Patienten auf Intensivstationen ist die Gefahr größer
Für gesunde Menschen ist der Pilz in der Regel ungefährlich, bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder Patienten auf Intensivstationen ist die Gefahr größer: der Hefepilz Candida auris, hier in der Petrischale gezüchtet, breitet sich in Deutschland aus. (Bild: Franziska Pietsch / Universität Würzburg)

Für gesunde Menschen ist eine Besiedlung mit dem Pilz Candida auris in der Regel ungefährlich – die meisten merken nicht einmal etwas davon. Bei anderen Gruppen – beispielsweise Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder Patienten auf Intensivstationen – ist die Gefahr größer. Gelangt Candida auris in ihren Blutkreislauf, droht eine Blutvergiftung, die in gut der Hälfte aller Fälle tödlich endet. Vor allem für Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Seniorenheime stellt der Pilz deshalb eine Bedrohung dar.

Starker Anstieg im Jahr 2023

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Nationalen Referenzzentrums für Invasive Pilzinfektionen (NRZMyk) haben jetzt einen deutlichen Anstieg der Candida auris-Fallzahlen in Deutschland registriert. Wurden in den Vorjahren jeweils zwölf Fälle an das Referenzzentrum gemeldet, waren es im vergangenen Jahr 77.

Diese Zahlen hat das Forschungsteam jetzt im Epidemiologischen Bulletin veröffentlicht. Verantwortlich für die Studie waren Dr. Alexander M. Aldejohann vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des NRZMyk und des Robert Koch-Instituts. Ebenfalls daran beteiligt war Professor Oliver Kurzai, Vorstand des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie der JMU und Leiter des NRZMyk.

In ihrer Studie werfen die Autorinnen und Autoren nicht nur einen Blick auf die Gesamtzahlen. Sie gehen auch detailliert auf deren Entwicklung und die einzelnen Übertragungsereignisse ein. Dabei unterscheiden sie zwischen einer reinen Besiedlung – fachsprachlich Kolonisation genannt – und einer invasiven Infektion.

Zahlreiche Fälle in Krankenhäusern

Demnach lag in 58 der 77 beschriebenen Fälle eine Kolonisation der Patientinnen und Patienten vor, in 13 Fällen kam es zu einer Infektion. In sechs Fällen blieb der Status unklar. Von den Patientinnen und Patienten mit initialer Kolonisation oder unklarem Infektionsstatus entwickelten im Verlauf fünf eine invasive Infektion.

Neben einem relevanten Anstieg einzelner Infektionen ohne nachgewiesene direkte Ansteckungen weiterer Personen konnten auch vier unabhängige Ausbruchsgeschehen aufgedeckt werden. Die Mehrheit der nachgewiesenen Fälle konnte nachträglich einem spezifischen Ausbruch zugeordnet werden. Aufgrund der aktuellen Meldepflicht fehlte bei diesen Fällen zunächst die infektiologische Relevanz, so dass der Ausbruch zunächst unentdeckt blieb und die Übertragungsereignisse letztlich nicht frühzeitig unterbunden werden konnten.

„Der enorme Anstieg 2023 hat uns überrascht. Ausschlaggebend sind hier vor allem auch Ausbruchsgeschehen in Krankenhäusern. Wenn diese nicht frühzeitig erkannt und adäquat bekämpft werden, sind sie später sehr schwer in den Griff zu bekommen“, bewertet Dr. Alexander M. Aldejohann diese Zahlen.

Allgemeine gesetzliche Meldepflicht wird angeregt

Zu diskutieren wäre nach Ansicht der Beteiligten die erst 2023 eingeführte gesetzliche Meldepflicht. Diese erfasse nur einen kleinen Teil der Fälle. Ursache dafür sei in erster Linie ein hoher Anteil klinisch nicht relevanter Nachweise, die gemäß des aktuellen Infektionsschutzgesetzes keiner Meldepflicht unterliegen. Gegenwärtig müssen Kolonisationen nur dann gemeldet werden, wenn sie eine Folge von Übertragung in Krankenhäusern und ähnlichen Einrichtungen sind.

Die Autorinnen und Autoren regen deshalb an, über eine generelle Meldepflicht für alle Candida auris-Fälle nachzudenken. Mit frühzeitig und konsequent durchgeführten Screening- und Hygienemaßnahmen bei allen Nachweisen, unabhängig von deren klinischer Relevanz, könnte ihrer Meinung nach einer weiteren Ausbreitung von Candida auris wirkungsvoll entgegengetreten werden.

„Wir müssen davon ausgehen, dass die Candida auris-Fälle in Deutschland – so wie in anderen Ländern auch – weiter zunehmen“, befürchtet Oliver Kurzai. Weil Infektionen durch diesen Pilz oft schwer zu behandeln sind, gelte: „Je länger wir das verzögern können, umso besser. Eine allgemeine gesetzliche Meldepflicht für jeden Labornachweis von Candida auris könnte hier helfen – und zwar insbesondere in der jetzigen Phase, wo die Fallzahlen noch sehr niedrig sind“, so der Leiter des NRZMyk.

Candida auris

Seit der erstmaligen Beschreibung des Hefepilzes Candida auris in Japan im Jahr 2009 wird global ein kontinuierlicher Anstieg der Fallzahlen beobachtet. Mittlerweile ist der Pilz weltweit verbreitet und in einigen Regionen wie Indien und Südafrika und regional auch in Spanien und Italien endemisch.

Anders als bei anderen Candida-Arten kommt es bei dieser Hefepilzart insbesondere in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen regelmäßig über direkten und indirekten Kontakt zu schwer eindämmbaren Ausbruchsgeschehen.

Die Behandlung von Candida auris-Infektionen wird durch das Potenzial des Erregers, Resistenzen gegen alle verfügbaren Antimykotika-Klassen zu entwickeln, erheblich erschwert. Diese Eigenschaften führten unter anderem zum Einschluss des Pilzes in die höchste Priorisierungskategorie des amerikanischen Centers for Disease Prevention and Control (CDC) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

In Deutschland unterliegen seit Juli 2023 sowohl der Nachweis von Candida auris aus Blut und primär sterilen Materialen als auch Ausbruchsgeschehen des Erregers der Meldepflicht gemäß Paragraf 6 und 7 des Infektionsschutzgesetzes.

Das Nationale Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen

Das vom Robert-Koch-Institut und dem Bundesministerium für Gesundheit berufene Nationale Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen (NRZMyk) ist Ansprechpartner für Ärzte und Mikrobiologen bei Fragen zur Diagnostik invasiver Pilzinfektionen. Es berät zu allen Aspekten invasiver Pilzinfektionen, führt spezielle diagnostische Verfahren zum Nachweis von Pilzerkrankungen durch und kooperiert dabei mit anderen Referenzlabors weltweit.

Das NRZMyk ist seit Januar 2014 am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (HKI) in Jena angesiedelt. Darüber hinaus arbeitet es in enger Kooperation mit assoziierten Partnern – dem Institut für medizinische Mikrobiologie und den Laboratorien der Klinik für Hautkrankheiten des Universitätsklinikums Jena sowie den Molekularbiologischen Laboratorien der Medizinischen Klinik II des Universitätsklinikums Würzburg.

Originalpublikation

Zunahme von Candida auris in Deutschland im Jahr 2023. Aldejohann, Alexander M.; Hecht, Jane; Martin, Ronny; Walther, Grit; Kurzai, Oliver. Epidemiologisches Bulletin 2024; 02. Mai 2024; DOI: 10.25646/12004

Kontakt

Prof. Dr. Oliver Kurzai, Lehrstuhl für Medizinische Mikrobiologie und Mykologie, Universität Würzburg, T: +49 931 31-46160, oliver.kurzai@ uni-wuerzburg.de 

 

einBLICK - Das Online-Magazin der Universität Würzburg vom 07.05.2024

Für gesunde Menschen ist der Pilz in der Regel ungefährlich, bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder Patienten auf Intensivstationen ist die Gefahr größer
Für gesunde Menschen ist der Pilz in der Regel ungefährlich, bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder Patienten auf Intensivstationen ist die Gefahr größer: der Hefepilz Candida auris, hier in der Petrischale gezüchtet, breitet sich in Deutschland aus. (Bild: Franziska Pietsch / Universität Würzburg)