Aktuelle Pressemitteilungen

Neue zielgerichtete Immuntherapie des kleinzelligen Bronchialkarzinoms

Clinical Trial Update der Universitätskliniken Würzburg und Cleveland

In der verlängerten Nachbeobachtung der Phase-1-Studie DeLLphi-300 zeigte der bispezifische T-Zell-Engager Tarlatamab bei vorbehandeltem kleinzelligem Bronchialkarzinom (SCLC) eine bislang unerreichte Überlebenszeit und mögliche Hinweise auf eine intrakranielle Aktivität. Die neue zielgerichtete Immuntherapie wird die Standardtherapie dieser besonders aggressiven Form von Lungenkrebs verändern.

 

Die Grafik zeigt die Wirkungsweise des bispezifischen T-Zell-Engager (BiTE®) Tarlatamab.
Als bispezifischer Antikörper verbindet Tarlatamab die T-Zellen als Abwehrzellen mit der Tumorzelle als Ziel. Tarlatamab richtet sich gegen das tumorassoziierte Antigen (TAA), wie zum Beispiel das Protein Delta-like Ligand 3 (DLL3), das auf SCLC-Zellen überexprimiert wird und bindet gleichzeitig an das CD3-Protein auf der Oberfläche der T-Zellen, das für die Aktivierung und Signalübertragung der T-Zellen notwendig ist. © M.-E. Goebeler & A. Wenzl / UKW
Porträtbild von Horst-Dieter Hummel im weißen Kittel
Dr. Horst-Dieter Hummel, Clinician Scientist in der Early Clinical Trial Unit (ECTU) am Interdisziplinären Studienzentrum (ISZ) des CCC Mainfranken, hat gemeinsam mit Afshin Dowlati die Erstautorenschaft zum DeLLphi-300 Trial Update. © Daniel Peter / UKW

Das kleinzellige Bronchialkarzinom, kurz SCLC (Small Cell Lung Cancer), ist eine besonders aggressive Form von Lungenkrebs. Da die Erkrankung selbst bei Erstdiagnose oft nicht operabel ist, erfolgt die initiale Behandlung meist mit einer Kombination aus Chemotherapie und Immuntherapie in Form eines sogenannten Checkpoint-Inhibitors gegebenenfalls ergänzt durch eine Strahlentherapie. Aufgrund der schnellen Zellteilung kehrt die Krebserkrankung jedoch häufig rasch zurück. Die Prognose insbesondere für die rezidivierte Form des SCLC ist schlecht, die Behandlungsmöglichkeiten sind trotz intensiver Forschung noch begrenzt.

Ein Hoffnungsträger ist der bispezifische T-Zell-Engager (BiTE®) Tarlatamab. Er richtet sich gegen das Protein Delta-like Ligand 3 (DLL3), das auf SCLC-Zellen überexprimiert wird, auf gesundem Gewebe aber kaum vorkommt. Aufgrund seiner bispezifischen Struktur bindet Tarlatamab zusätzlich an T-Zellen und bringt so die Abwehrzellen in die Nähe der Tumorzelle als Ziel. Dadurch werden die T-Zellen aktiviert und zerstören die bösartigen Zellen. Tarlatamab hat bereits in der Phase-I-Studie DeLLphi-300 und der Phase-II-Studie DeLLphi-301 bei vorbehandelten SCLC-Patienten eine anhaltende Anti-Tumor-Wirkung und ein gut kontrollierbares Sicherheitsprofil gezeigt. 

Die verlängerte Nachbeobachtung der Phase-I-Studie, die jetzt als „Clinical Trial Update“ im Journal of Clinical Oncology unter der gemeinsamen Federführung des Comprehensive Cancer Center (CCC) Mainfranken am Uniklinikum Würzburg (UKW) und des Seidman Cancer Center der US-Universitätsklinik Cleveland veröffentlicht wurde, zeigte eine mittleren Überlebenszeit von 17,5 Monaten.

Aufgrund dieser Datenlage wurde Tarlatamab in den USA bereits für die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit rezidiviertem SCLC zugelassen.

Tumorhemmende und intrakranielle Wirksamkeit 

In der Studie wurden insgesamt 152 Patientinnen und Patienten mit rezidiviertem SCLC mit klinisch relevanten Dosen von mindestens 10 mg Tarlatamab behandelt. Bei den Personen, die alle zwei Wochen 10 mg erhielten, betrug die mediane Überlebenszeit sogar 20,3 Monate. In dieser Gruppe konnte bei rund 58 Prozent zumindest eine Krankheitskontrolle durch diese alleinige Immuntherapie erreicht werden. „Als weiteren vielversprechenden Aspekt haben wir beobachtet, dass sich in dieser Patientengruppe, die ein hohes Risiko für Hirnmetastasen hat, nur bei 8 Prozent unter der Therapie neue Hirnmetastasen gebildet haben. Bei einigen Patientinnen und Patienten gingen die Hirnmetastasen um mindestens 30 Prozent zurück, obwohl deren Vorbehandlung mit einer Strahlentherapie schon mehr als 50 Tage zurücklag“, berichtet Dr. Horst-Dieter Hummel, Clinician Scientist in der Early Clinical Trial Unit (ECTU) am Interdisziplinären Studienzentrum (ISZ) des CCC Mainfranken und Zentrumsmanager des Nationalen Netzwerks Genomische Medizin Lungenkrebs (nNGM) am UKW. Positiv sei auch, dass keine neuen Sicherheitsprobleme aufgetreten seien und die Therapie gut verträglich sei.

„Bei guter Verträglichkeit können Patienten mit einer chemotherapiefreien Monoimmuntherapie über Jahre eine Remission erreichen, so dass diese Therapieform tatsächlich eine wesentliche Weiterentwicklung in der Behandlung des SCLC darstellt“, resümiert Horst-Dieter Hummel.

Würzburger Pionierarbeit mit bispezifischen Antikörpern

„Vor dem Hintergrund der sehr eingeschränkten Therapiemöglichkeiten für Patientinnen und Patienten mit rezidiviertem SCLC sind diese Ergebnisse von herausragender klinischer Bedeutung“, freut sich Professor Dr. Ralf Bargou. Der Onkologe und Direktor des CCC Mainfranken leistete bereits seit mehr als 25 Jahren Pionierarbeit in der präklinischen und klinischen Entwicklung der Immuntherapie und etablierte gemeinsam mit seinem Team und dem Team um Prof. Peter Kufer aus München (Amgen Research) das Wirkprinzip der T-Zell-Aktivierung gegen Tumorzellen mittel bispezifischer Antikörper. Für seine Forschungen zum Antikörper Blinatumomab, der gegen CD19 und CD3 gerichtet ist, wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem als Erfinder des Jahres von der amerikanischen IPO Education Foundation. Gemeinsam mit der Leiterin des Interdisziplinären Studienzentrums, Dr. Maria-Elisabeth Goebeler, und internationalen Teams konnte er das Konzept der bispezifischen Antikörper in klinisch anwendbare Therapien umsetzen (Ralf Bargou et al, Science, 2008, DOI:10.1126/science.1158545). So gelang es Horst-Dieter Hummel und dem Würzburger ECTU-Team beispielsweise auch, die Wirksamkeit dieses Therapieprinzips beim Prostatakarzinom und damit erstmals bei einem soliden Tumor nachzuweisen (Hummel et al, Immunotherapy, 2021, https://doi.org/10.2217/imt-2020-0256). 

Publikation:

Sustained Clinical Benefit and Intracranial Activity of Tarlatamab in Previously Treated Small Cell Lung Cancer: DeLLphi-300 Trial Update
Afshin Dowlati*, Horst-Dieter Hummel*, Stephane Champiat, Maria Eugenia Olmedo, Michael Boyer, Kai He, Neeltje Steeghs, Hiroki Izumi, Melissa L. Johnson, Tatsuya Yoshida, Hasna Bouchaab, Hossein Borghaei, Enriqueta Felip, Philipp J. Jost, Shirish Gadgeel, Xi Chen, Youfei Yu, Pablo Martinez, Amanda Parkes, Luis Paz-Ares*
*Equal contribution: A.D., H.-D.H., and L.P.-A. contributed equally to this work.

Journal of Clinical Oncology, 2024, doi.org/10.1200/JCO.24.00553

Text: Kirstin Linkamp / UKW
 

Die Grafik zeigt die Wirkungsweise des bispezifischen T-Zell-Engager (BiTE®) Tarlatamab.
Als bispezifischer Antikörper verbindet Tarlatamab die T-Zellen als Abwehrzellen mit der Tumorzelle als Ziel. Tarlatamab richtet sich gegen das tumorassoziierte Antigen (TAA), wie zum Beispiel das Protein Delta-like Ligand 3 (DLL3), das auf SCLC-Zellen überexprimiert wird und bindet gleichzeitig an das CD3-Protein auf der Oberfläche der T-Zellen, das für die Aktivierung und Signalübertragung der T-Zellen notwendig ist. © M.-E. Goebeler & A. Wenzl / UKW
Porträtbild von Horst-Dieter Hummel im weißen Kittel
Dr. Horst-Dieter Hummel, Clinician Scientist in der Early Clinical Trial Unit (ECTU) am Interdisziplinären Studienzentrum (ISZ) des CCC Mainfranken, hat gemeinsam mit Afshin Dowlati die Erstautorenschaft zum DeLLphi-300 Trial Update. © Daniel Peter / UKW

Wie ein fehlgeleitetes Immunsystem Gelenkentzündungen nach einem Zeckenstich aufrechterhält

Neue Studie entschlüsselt zentrale Mechanismen hinter antibiotikaresistenter Lyme-Arthritis (ARLA)

Ein Team aus der Kinderklinik des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) zeigt, wie bestimmte Zellen unseres Immunsystems zuerst die durch einen Zeckenstich ausgelöste Borrelien-Infektion bekämpfen und dann bei manchen Menschen eine Fehlreaktion auslösen, die zu einer chronischen Gelenkentzündung führt. Dieses Wissen hilft nicht nur bei der Diagnose und Behandlung von ARLA, sondern liefert auch Hinweise darauf, wie Infektionen und das Immunsystem bei anderen Krankheiten wie der rheumatoiden Arthritis zusammenwirken.

 

Collage der beiden Porträts von Johannes Dirks und Henner Morbach
Dr. Johannes Dirks (links) und PD Dr. Henner Morbach von der Pädiatrischen Entzündungsmedizin des Uniklinikums Würzburg (UKW) bieten mit ihrer neuen Studie einen Fahrplan, der erklärt, wie T-Zell-Reaktionen, die zur Kontrolle einer Infektion notwendig sind, trotz Antibiotikatherapie eine nachteilige T-Zell-Reaktion auslösen können, was zu einer postinfektiösen, entzündlichen Arthritis führt. © Collage / UKW
Immunfluoreszenzanalyse und Sequenzierungen des T-Zell Rezeptors
Collage mit Abbildungen aus der Originalpublikation zum krankheitsspezifischen T-Zell Rezeptor Motiv: Die Immunfluoreszenzanalyse (MACSimaTM Imaging Platform) der Synovia eines Patienten mit Antibiotika-refraktärer Lyme-Arthritis zeigt Aggregate von B- und aktivierten T-Helfer Zellen (links). Durch Einzelzell-RNA Sequenzierung und Hochdurchsatzsequenzierung des T-Zell Rezeptors der synovialen T-Helfer Zellen konnte ein krankheitsspezifisches T-Zell Rezeptor Motiv identifiziert und mit der Funktion dieser Zellen in Zusammenhang gebracht werden. ©J Clin Invest DOI: 10.1172/JCI179391
Collage mit Fotos von der Wanderröte nach Zeckenstich und geschwollenem Knie, Röntgenbild von Gelenkentzündung und mikroskopischer Aufnahme.
Wie es nach einer Borrelien-Infektion, die durch einen Zeckenstich ausgelöst wird, zu einer chronischen Gelenkentzündung kommt, der sogenannten Antibiotika-refraktären Lyme-Arthritis, kurz ARLA. © Collage / UKW

Würzburg. Die Wanderröte nach einem Zeckenstich ist ein erster Hinweis auf Lyme-Borreliose. Sie ist die häufigste von Zecken übertragene Krankheit in Europa und Nordamerika. Wird sie nicht rechtzeitig mit einem Antibiotikum behandelt, können sich die Borrelia burgdorferi-Bakterien im Körper ausbreiten und langfristige Beschwerden wie Gelenkentzündungen verursachen. In den meisten Fällen kann die sogenannte Lyme-Arthritis mit Antibiotika behandelt werden, aber bei einem kleinen Prozentsatz bessert sich der Zustand trotz Beseitigung der Bakterien nicht. Diese Form der Arthritis wird als antibiotikaresistente Lyme-Arthritis (ALRA) bezeichnet und erfordert häufig eine spezielle Behandlung mit krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (DMARDs), die das Immunsystem regulieren. 

Obwohl bekannt ist, dass Immunzellen eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung dieser chronischen Entzündung spielen, waren die genauen molekularen Mechanismen der antibiotikaresistenten Verlaufsformen der Lyme-Arthritis bislang unklar. Dr. Johannes Dirks und PD Dr. Henner Morbach von der Pädiatrischen Entzündungsmedizin des Uniklinikums Würzburg (UKW) haben nun gemeinsam mit einem interdisziplinären Team zentrale Fehlreaktionen des Immunsystems entschlüsselt. Ihre im renommierten Journal of Clinical Investigation veröffentlichte Studie beleuchtet die Rolle des Immunsystems bei der Entstehung chronischer Gelenkentzündungen und liefert wichtige Hinweise für eine genauere Diagnose und effektivere Therapie dieser belastenden Erkrankung. Die Bedeutung der Arbeit wurde gerade durch einen begleitenden Kommentar des Entdeckers der Lyme-Arthritis, Dr. Allen Steere von der Harvard Medical School in Boston, unterstrichen.

Genetische Veranlagung für fehlgeleitete Immunantwort 

Allen Steere beschrieb die Lyme-Arthritis erstmals 1976, nachdem in der Gegend von Lyme, Connecticut, mehrere Fälle bei Kindern aufgetreten waren, die zunächst fälschlicherweise als rheumatische Erkrankungen diagnostiziert worden waren. Nach der Entdeckung von Borrelia burgdorferi im Jahr 1982 konnte die Mehrzahl der Betroffenen erfolgreich mit Antibiotika behandelt werden. Das Nichtansprechen auf die Therapie wurde auf eine genetische Prädisposition für eine fehlgeleitete Immunantwort zurückgeführt. Die Patientinnen und Patienten trugen vermehrt bestimmte HLA-Moleküle (HLA = Human Leukocyte Antigene), die dem Immunsystem ein Borrelien-Antigen so präsentierten, dass sich die Immunreaktion gegen den eigenen Körper richtete, statt die Infektion zu bekämpfen. 

TCR-β-Motiv unterscheidet ARLA von anderen rheumatischen Erkrankungen

Johannes Dirks und das Würzburger Team haben in den Gelenken von ARLA-Patientinnen und -Patienten aus Deutschland eine besondere Art der Immunantwort entdeckt, die durch T-Zell-Rezeptoren (TCR) gesteuert wird. T-Zell-Rezeptoren sind Proteine auf der Oberfläche von T-Zellen, einer Art weißer Blutkörperchen, die eine zentrale Rolle im Immunsystem spielen. Durch bioinformatische Analysen identifizierten die Forschenden ein charakteristisches Muster in den TCR, das ARLA-Patienten von anderen rheumatischen Erkrankungen unterscheidet, das sogenannte TCR-β-Motiv. Die Struktur in der β-Kette des TCR wird von T-Zellen genutzt, um fremde oder veränderte körpereigene Moleküle zu erkennen. 

Unterschiede zwischen Immunantworten in Europa und Nordamerika

Interessanterweise korrelieren die TCR-β-Motive bei den ARLA-Patienten in Deutschland mit spezifischen genetischen Markern, HLA-DRB1*11 oder HLA-DRB1*13. Diese so genannten Allelen unterscheiden sich jedoch von den Varianten nordamerikanischer Patientinnen und Patienten. 
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich die Immunantwort bei ARLA-Patienten in Europa deutlich von der in Nordamerika unterscheidet, was vermutlich auf die unterschiedlichen Borrelien-Spezies zurückzuführen ist. Die bisherigen Forschungsergebnisse, die vor allem in Nordamerika gewonnen wurden, lassen sich daher nicht direkt auf die europäische Situation übertragen“, erklärt Henner Morbach, Leiter der Studie und Letztautor. 

Spezifische T-Zell-Rezeptoren halten pathogene T-Helferzell-Reaktionen aufrecht

Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Studie ist die Entdeckung, dass die TCR-gesteuerte Immunantwort zu einer starken Vermehrung von T-peripheren Helferzellen (Tph-Zellen) führt. Tph-Zellen senden entzündungsfördernde Signale aus und scheinen die chronische Entzündung in den Gelenken aufrechtzuerhalten. 

Die Forschung in Deutschland geht weiter: „Durch die Identifizierung der spezifischen T-Zell-Rezeptormotive konnten wir erstmals das Genexpressionsmuster krankheitsspezifischer T-Zellen in den betroffenen Gelenken verfolgen. Diese Erkenntnisse sollen in weiteren Studien vertieft werden, um herauszufinden, gegen welche Strukturen sich die Immunantwort richtet - ob es sich um eine Autoimmunreaktion handelt oder um Bestandteile nicht mehr lebensfähiger Borrelien, die die Entzündung aufrechterhalten“, sagt Johannes Dirks.

Auswirkungen auf Diagnose und Behandlung 

Das Studienteam, Allen Steere und die Fachwelt sind sich einig: Die Studienergebnisse werden weitreichende Auswirkungen auf die Diagnose und Behandlung von ARLA haben. Denn durch die Entdeckung spezifischer Immunmarker könnte es Ärztinnen und Ärzten künftig möglich sein, die Erkrankung früher zu diagnostizieren und von anderen chronischen Gelenkentzündungen zu unterscheiden. Auch die Erkenntnisse über die Rolle der Tph-Zellen und des TCR-β-Motivs bieten neue Ansätze für therapeutische Interventionen. Zukünftige Behandlungen könnten diese spezifischen Immunwege gezielt modulieren, um Entzündungen zu verringern und das Fortschreiten der Krankheit zu stoppen.

„Unsere Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, das überschießende Immunsystem frühzeitig ins Visier der Therapie zu nehmen, statt immer wieder auf Antibiotika zu setzen“, betont Henner Morbach.

Auch über die Lyme-Arthritis hinaus könnte die Forschung wertvolle Erkenntnisse darüber liefern, wie Infektionen chronische Entzündungen und Autoimmunreaktionen auslösen. Daraus könnten neue Strategien zur Vorbeugung und Behandlung anderer Autoimmunerkrankungen entwickelt werden.

Forschungsförderung

Die Untersuchungen wurden durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert (Morbach 2160/4-1). Henner Morbach wird durch das Advanced Clinician Scientist Programm INTERACT des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert (BMBF, 01EO2108), das in das Interdisziplinäre Zentrum für Klinische Forschung (IZKF) des Universitätsklinikums Würzburg integriert ist. Johannes Dirks wird durch das Clinical Leave Program des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) gefördert.


Publikation

Disease-specific T cell receptors maintain pathogenic T helper cell responses in postinfectious Lyme arthritis. Johannes Dirks, Jonas Fischer, Julia Klaussner, Christine Hofmann, Annette Holl-Wieden, Viktoria Buck, Christian Klemann, Hermann J. Girschick, Ignazio Caruana, Florian Erhard, Henner Morbach. J Clin Invest. 2024;134(17):e179391. doi.org/10.1172/JCI179391.


 

Text: Kirstin Linkamp / UKW 

Collage der beiden Porträts von Johannes Dirks und Henner Morbach
Dr. Johannes Dirks (links) und PD Dr. Henner Morbach von der Pädiatrischen Entzündungsmedizin des Uniklinikums Würzburg (UKW) bieten mit ihrer neuen Studie einen Fahrplan, der erklärt, wie T-Zell-Reaktionen, die zur Kontrolle einer Infektion notwendig sind, trotz Antibiotikatherapie eine nachteilige T-Zell-Reaktion auslösen können, was zu einer postinfektiösen, entzündlichen Arthritis führt. © Collage / UKW
Immunfluoreszenzanalyse und Sequenzierungen des T-Zell Rezeptors
Collage mit Abbildungen aus der Originalpublikation zum krankheitsspezifischen T-Zell Rezeptor Motiv: Die Immunfluoreszenzanalyse (MACSimaTM Imaging Platform) der Synovia eines Patienten mit Antibiotika-refraktärer Lyme-Arthritis zeigt Aggregate von B- und aktivierten T-Helfer Zellen (links). Durch Einzelzell-RNA Sequenzierung und Hochdurchsatzsequenzierung des T-Zell Rezeptors der synovialen T-Helfer Zellen konnte ein krankheitsspezifisches T-Zell Rezeptor Motiv identifiziert und mit der Funktion dieser Zellen in Zusammenhang gebracht werden. ©J Clin Invest DOI: 10.1172/JCI179391
Collage mit Fotos von der Wanderröte nach Zeckenstich und geschwollenem Knie, Röntgenbild von Gelenkentzündung und mikroskopischer Aufnahme.
Wie es nach einer Borrelien-Infektion, die durch einen Zeckenstich ausgelöst wird, zu einer chronischen Gelenkentzündung kommt, der sogenannten Antibiotika-refraktären Lyme-Arthritis, kurz ARLA. © Collage / UKW

ERC Starting Grant: 1,6 Millionen Euro für Jakob Zimmermann

Verstärkung für die Würzburger Max-Planck-Forschungsgruppe für Systemimmunologie: Der ERC-Starting-Grant-Preisträger Dr. Jakob Zimmermann startet hier mit seinem Team.

Dr. Jakob Zimmermann erforscht mit einem ERC Starting Grant in Würzburg das Zusammenspiel zwischen Darmflora und Immunsystem.
Dr. Jakob Zimmermann erforscht mit einem ERC Starting Grant in Würzburg das Zusammenspiel zwischen Darmflora und Immunsystem. (Foto: privat)

Der Immunsystemforscher Dr. Jakob Zimmermann erhielt für sein Forschungsprojekt eine hochdotierte Förderung des Europäischen Forschungsrats (ERC). Seit September 2024 verstärkt der Wissenschaftler das Institut für Systemimmunologie an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg mit einem eigenen Team. Dabei arbeitet er eng mit der Max-Planck-Forschungsgruppe für Systemimmunologie zusammen.

Mit einem Gesamtvolumen von 1,6 Millionen Euro fördert der ERC ein mehrjähriges wissenschaftliches Projekt über das Zusammenspiel zwischen Darmflora und Immunsystem. Jakob Zimmermann, der die Förderung erfolgreich eingeworben hat, möchte das T-Zell-Immungedächtnis im Darm besser verstehen. Dieses Verständnis ist entscheidend für neue Therapieansätze gegen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und für das verbesserte Design von Impfstoffen.

„Mit dem ERC Starting Grant wollen wir aufklären, wie Gedächtnis-T-Helfer-Zellen durch die Darmflora reguliert werden. Dazu nutzen wir innovative mikrobiologische und immunologische Werkzeuge. Ich freue mich sehr darüber, dass ich den Grant erhalten habe und damit meine eigenen Forschungsideen vorantreiben kann“, so Jakob Zimmermann.

Immunzellen im Darm verstehen, um neue Therapieansätze zu entwickeln

Helfer-T-Zellen sind wichtige Immunzellen, die eng mit den Mikroorganismen im Darm (Darmmikrobiota) verbunden sind. Sie schützen unser Verdauungssystem vor Erregern von außen. Gerät ihre Regulierung aus dem Gleichgewicht, können diese Zellen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen verursachen.

„Bislang ist unklar, ob das menschliche Immunsystem ein T-Zell-Gedächtnis gegen die Darmmikrobiota aufbaut – ähnlich wie es von Impfungen oder Infekten bekannt ist. Wir sind überzeugt, dass ein besseres Verständnis des Mikrobiota-spezifischen T-Zell-Gedächtnisses entscheidend sein könnte, um bessere Schleimhaut-Impfstoffe zu entwickeln und plötzliche Krankheitsrückfälle bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen zu verhindern“, fasst der Wissenschaftler den Forschungsansatz zusammen.

Über Jakob Zimmermann

Jakob Zimmermann studierte Molekulare Medizin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Seinen PhD erwarb er im Labor der Professoren Andreas Radbruch und Hyun-Dong Chang am Deutschen Rheumaforschungszentrum Berlin, wo er sich mit T-Zellen in chronischen Entzündungen beschäftigte. Als Postdoktorand entwickelte er neue Methoden der Mikrobiota- und Immunsystemanalyse im Labor für mukosale Immunologie von Professor Andrew Macpherson an der Universität Bern in der Schweiz.

Max-Planck-Forschungsgruppe für Systemimmunologie

Die Max-Planck-Forschungsgruppe für Systemimmunologie ist eine gemeinsame Initiative der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) und der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) mit dem Ziel, exzellente immunologische Forschung zu fördern. Die rund 50 internationalen Forschenden aus 24 Ländern wollen die Grundlagen für eine erfolgreiche Immunantwort gegen Infektionserreger, chronisch entzündliche Erkrankungen und Tumore verstehen, um neue Konzepte und Strategien für Impfstoffe und Immuntherapien zu entwickeln.

Dabei untersuchen sie die Entwicklung und Funktion des Immunsystems ganzheitlich auf mehreren Ebenen: von hochauflösenden Analysen einzelner Moleküle und Zellen über komplexe zelluläre Netzwerke innerhalb von Organen bis hin zu den systemischen Wechselwirkungen im Körper und mit der Umwelt. Diese Forschungsziele fügen sich hervorragend in das Umfeld der international sichtbaren Forschung zu Infektionskrankheiten und Immuntherapien auf dem Würzburger Life-Science-Campus ein.

Weitere Informationen: https://www.med.uni-wuerzburg.de/systemimmunologie/ 

Kontakt

Dr. Jakob Zimmermann, jakob.zimmermann@ uni-wuerzburg.de  

 

Pressemitteilung der Universität Würzburg vom 11. September 2024

Dr. Jakob Zimmermann erforscht mit einem ERC Starting Grant in Würzburg das Zusammenspiel zwischen Darmflora und Immunsystem.
Dr. Jakob Zimmermann erforscht mit einem ERC Starting Grant in Würzburg das Zusammenspiel zwischen Darmflora und Immunsystem. (Foto: privat)

1,5 Millionen Euro: ERC Starting Grant für Dimitrios Papadopoulos

An der Uni Würzburg forscht Dimitrios Papadopoulos zu RNA-basierten Mechanismen von aggressiven Kindertumoren. Jetzt erhält er eine der europaweit begehrtesten Förderungen für wissenschaftlichen Nachwuchs.

Er darf sich über einen ERC Starting Grant freuen: Der Krebsforscher Dimitrios Papadopoulos.
Er darf sich über einen ERC Starting Grant freuen: Der Krebsforscher Dimitrios Papadopoulos. (Papadopoulos/JMU)

Das MYCN Protein: Es ist etwa hunderttausendmal kleiner als ein menschliches Haar und steht im Zentrum der Forschungen von Dimitrios Papadopoulos, Juniorgruppenleiter am Lehrstuhl für Biochemie und Molekularbiologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). MYCN ist ein sogenannter Transkriptionsfaktor, also ein Protein, das sich am menschlichen Erbgut (DNA) anheftet und damit das Wachstum von Zellen steuert. Wenn überdurchschnittliche Mengen an MYCN in einer Zelle vorhanden sind, kann das zu Krebs führen.

„MYCN trägt wesentlich zur Entstehung aggressiver Tumore bei, unter denen vor allem Kinder leiden – wie etwa das Neuroblastom, einer der häufigsten Kleinkindtumore“, erklärt Papadopoulos. „Ziel meiner Forschungsgruppe ist es deshalb, mehr über die Funktionen von MYCN zu erfahren, um so die Grundlage für gezielte und schonende Therapien gegen Krebs zu schaffen. Bestehende Behandlungsansätze sind für Kinder häufig körperlich sehr belastend.“

Für dieses Vorhaben erhält der 36-Jährige jetzt einen der begehrten ERC Starting Grants des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC) in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Ziel des Starting Grants ist die Förderung exzellenter Forschender in einem frühen Stadium ihrer Karriere auf dem Weg in die wissenschaftliche Unabhängigkeit. Das Geld wird über einen Zeitraum von fünf Jahren zur Verfügung gestellt.

Darum geht bei Papadopoulos‘ Krebsforschung

Gefördert wird mit dem Starting Grant ein Projekt namens „Entschlüsselung der Transkriptionstermination und RNA-Sortierung in MYCN-gesteuerten Tumoren“, kurz „TerSor“. Was sich kompliziert anhört, ist einfach erklärt: Papadopoulos Team hat herausgefunden, dass MYCN nicht nur an DNA binden kann und so das Wachstum von Krebszellen fördert, sondern auch an RNA. RNA steht für Ribonukleinsäure und ist ähnlich wie DNA ein Träger genetischer Information.

Bindet MYCN an RNA, hat es einen eher gegenteiligen Effekt. Dann kann die Hemmung der RNA-Bindung Krebszellen sogar empfindlicher gegenüber Chemotherapien machen. Hauptziel von TerSor ist es zu verstehen, wie RNA-gebundenes MYCN funktioniert. Ein grundlegendes Verständnis dieser Funktion soll in der Zukunft die Entwicklung neuer Behandlungen ermöglichen, die aggressive Tumore gezielt abtöten können.

„Der ERC Starting Grant ist eine großartige Auszeichnung und Anerkennung unserer bisherigen Arbeit und ein Ansporn für künftige Forschungen“, freut sich Dimitrios Papadopoulos. „Zudem ist die Förderung ein großer Schritt für den Aufbau meiner eigenen unabhängigen Forschungsgruppe!“ Die 1,5 Millionen Euro will der Wissenschaftler sowohl für die Einstellung von Personal nutzen, zum Beispiel von Post-Doktoranden und -Doktorandinnen, als auch für die Beschaffung von Forschungsmaterialien.

Werdegang des ERC-Preisträgers

Dimitrios Papadopoulos wurde 1988 geboren und studierte Biologie an der Universität Athen. Nach seiner Promotion an der Justus-Liebig-Universität Gießen trat er 2018 der Forschungsgruppe von Prof. Martin Eilers bei, Leiter des JMU-Lehrstuhls für Biochemie und Molekularbiologie. 2023 gründete er seine eigene Forschungsgruppe als Principal Investigator in einem neuen, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Konsortium (CRC1588). Im selben Jahr erhielt er den Young Investigator Award der Deutschen Krebsgesellschaft.

Kontakt

Dr. Dimitrios Papadopoulos, Gruppenleiter am Lehrstuhl für Biochemie und Molekularbiologie, Tel. +49 931 31-89352, dimitrios.papadopoulos@ uni-wuerzburg.de 

 

Pressemitteilung der Universität Würzburg vom 05.09.2024

Er darf sich über einen ERC Starting Grant freuen: Der Krebsforscher Dimitrios Papadopoulos.
Er darf sich über einen ERC Starting Grant freuen: Der Krebsforscher Dimitrios Papadopoulos. (Papadopoulos/JMU)

Graduiertenprogramm RNAmed nimmt Fahrt auf

Das „Supermolekül“ RNA könnte in Zukunft neue medizinische Behandlungen ermöglichen. Deshalb steht es im Fokus von RNAmed, einem internationalen Graduiertenprogramm unter Leitung der Universität Würzburg.

Die Studierenden, Mentorinnen und Mentoren des Graduiertenprogramms RNAmed.
Die Studierenden, Mentorinnen und Mentoren des Graduiertenprogramms RNAmed. (Bild: Andrea Rentmeister/LMU)

In allen Organismen wird genetische Information über Nukleinsäuren gespeichert und weitergegeben. Während DNA schon lange als biologisches Speichermedium im Rampenlicht steht, tritt ihre – in der Regel – einzelsträngige Schwester, die Ribonukleinsäure (kurz: RNA), zunehmend aus dem Hintergrund. Sie ist nicht nur ein Informationsträger, sondern spielt auch eine Schlüsselrolle bei regulatorischen Funktionen in Zellen. Dass dieses Molekül auch effektiv als Wirkstoff in Medikamenten eingesetzt werden kann, hat spätestens die COVID-19-Pandemie gezeigt, zu deren Bekämpfung mRNA (Messenger-RNA)-basierte Impfstoffe eine Schlüsselrolle spielten.

In Zukunft könnten mRNA-Impfstoffe nicht nur gegen Infektionskrankheiten helfen, sondern auch bei der Behandlung und Heilung von Krebs. Die RNA-basierte Medizin macht bei einer Vielzahl von Krankheiten rasche Fortschritte. Deshalb hat die Julius-Maximilians-Universität (JMU) ein Graduiertenprogramm ins Leben gerufen, das Nachwuchsforschende, die sich mit RNA beschäftigen, unterstützen und vernetzen soll: „RNAmed – Future Leaders ins RNA-based Medicine“.

RNAmed: ein internationales Eliteprogramm in Bayern

Das im Dezember 2022 gestartete Graduiertenprogramm wird durch das Elitenetzwerk Bayern gefördert und bietet 20 Doktorandinnen und Doktoranden die Möglichkeit, ihr Forschungsprojekt in Würzburg, München oder Regensburg durchzuführen. Die Mitglieder kommen aus sieben Nationen und den unterschiedlichsten Regionen Deutschlands.

Seine Wurzeln hat RNAmed in der starken biologischen, chemischen und pharmazeutischen Forschung an der JMU, die eine führende Rolle in diesem Programm spielt und die Koordination mit ihren Partneruniversitäten übernimmt. Sprecher und Initiator ist Jörg Vogel, der als Direktor des Instituts für Molekulare Infektionsbiologie an der JMU und Gründungsdirektor des Würzburger Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung seine Expertise an der Schnittstelle von RNA-Biologie und Infektionsforschung einbringt.

Insgesamt vernetzt RNAmed mehr als ein Dutzend renommierte Spitzenforschende aus Würzburg, München und Regensburg mit dem wissenschaftlichen Nachwuchs. Die Zusammensetzung des Konsortiums wurde bewusst so gewählt, dass eine abgestimmte Kombination von Grundlagenforschung und klinischer Forschung gewährleistet ist. Durch den hervorragenden wissenschaftlichen Rahmen und ein strukturiertes Training erwerben die Teilnehmenden fundierte Kenntnisse und Fähigkeiten, um später molekulare Therapeutika und Präzisionsmedizin entwickeln zu können. Momentan sind acht Nachwuchsforschende und sieben Mentorinnen und Mentoren aus Würzburg Teil des Programms.

Von der Grundlagenforschung bis zur Klinik

RNAmed spannt den Bogen von der Grundlagenforschung bis zur Klinik. So vielfältig RNA-basierte Medizin ist, so vielfältig sind auch die betreuten Projekte: Sie beschäftigen sich beispielsweise mit CRISPR-Cas-Technologien und Anwendungen zur Genom-Editierung, RNA-Modifikationen, effizienten Übertragungs- und Aufnahmewegen von RNA-Therapeutika in Zellen, RNAs als therapeutische Ziele zur Behandlung von Herzerkrankungen, RNA-Biologie von Infektionen, RNA-Biomarkern und Diagnosemethoden im klinischen Bereich.

Vernetzung mit renommierten Forschenden

Im Fokus des Programms steht auch die Vernetzung der RNAmed-Mitglieder mit großen Namen aus der RNA-Forschung: So verfolgte die Gruppe im Juli 2023 die Verleihung des „Theodor-Boveri-Preises“ im JMU-Biozentrum, bei der Nobelpreisträgerin Katalin Karikó für ihre herausragenden Beiträge auf dem Gebiet der mRNA-Therapeutika ausgezeichnet wurde, und kamen persönlich mit ihr ins Gespräch.

Knapp ein Jahr später, im Juni 2024, hatten die RNAmed-Graduierten auf einer Konferenz in Worcester (USA) die Gelegenheit, sich mit Jennifer Doudna, die 2020 den Nobelpreis „für die Entwicklung einer Methode zur Genom-Editierung“ erhielt, wissenschaftlich auszutauschen. Und bei einem Symposium in München konnten sie kürzlich Benjamin List kennenlernen, der 2021 den Nobelpreis für seine Arbeit an der „Entwicklung der asymmetrischen Organokatalyse“ erhielt – ein präzises und praktisches Werkzeug zum Aufbau von Molekülen.

„Die Begegnungen mit diesen passionierten Menschen und ihrem Streben, etwas zu schaffen und zu erreichen, was zuvor als fast unmöglich galt, waren für uns sehr inspirierend“, sagt RNAmed-Doktorandin Xiaoxuan Wang. Sie forscht an der JMU in der Arbeitsgruppe von Lorenz Meinel am Lehrstuhl für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie.

RNAmed Sommerveranstaltung in München

Eine große interne Veranstaltung fand im Juli 2024 statt, als sich alle RNAmed-Mitglieder und ihre Mentorinnen und Mentoren an der Ludwig-Maximilians-Universität München trafen, um ihre Projekte und Netzwerke vorzustellen. Es war das erste Mal, dass RNAmed in einer solch großen Gruppe zusammenkam, und so wurde auch ausführlich über administrative Elemente und die nächsten Aufgaben diskutiert.

Shounok Panja ist der neueste Doktorand im Programm und seit Juli 2024 Mitglied in der Arbeitsgruppe von Cynthia Sharma am Lehrstuhl für Molekulare Infektionsbiologie II an der JMU. „Ich war gerade erst vor ein paar Tagen von Indien nach Würzburg gekommen und durfte gleich mit zu dem Treffen in München“, so Panja. „RNAmed hat mich von Anfang an herzlich empfangen. Das Treffen bot mir eine ideale Gelegenheit, alle Beteiligten und deren Projekte kennenzulernen und mich in das Programm einzubringen. Interessant war auch, dass die Strukturen des Programms und die organisatorischen Elemente vorgestellt wurden. Wir PhD-Studierende bekommen die Möglichkeit, das Programm und dessen Zukunft aktiv mitzugestalten.“

Zu den Schlüsselelementen von RNAmed gehören auch die Vermittlung von Partnerschaften und Praktika in die pharmazeutische Industrie sowie die Diskussion ethischer Aspekte und sozialer Auswirkungen der RNA-basierten Medizin. So sollen künftige Führungskräfte in Wissenschaft, Industrie und Politik ausgebildet werden, die RNA sinnvoll nutzen wollen, um die Prävention und Behandlung von Krankheiten voranzutreiben.

Kontakt

Christian Fröschel, Programm Koordinator RNAmed, Tel. +49 931 31-82517, christian.froeschel@ uni-wuerzburg.de   

 

einBlick - Das Online-Magazin der Universität Würzburg vom 03.09.2024

Die Studierenden, Mentorinnen und Mentoren des Graduiertenprogramms RNAmed.
Die Studierenden, Mentorinnen und Mentoren des Graduiertenprogramms RNAmed. (Bild: Andrea Rentmeister/LMU)

Musical-Gäste spendeten knapp 30.000 Euro für die Würzburger Krebsforschung

Beim diesjährigen Musicalsommer Fulda kamen 29.557 Euro an Spenden für „Forschung hilft“, die Stiftung zur Förderung der Krebsforschung an der Würzburger Universität, zusammen.

Bei der Spendenübergabe in Fulda (von links): Björn Steinacker und Gabriele Nelkenstock (beide Stiftung „Forschung hilft“), Peter Scholz (Spotlight Musicals GmbH) und Prof. Dr. Imad Maatouk (Uniklinikum Würzburg).
Bei der Spendenübergabe in Fulda (von links): Björn Steinacker und Gabriele Nelkenstock (beide Stiftung „Forschung hilft“), Peter Scholz (Spotlight Musicals GmbH) und Prof. Dr. Imad Maatouk (Uniklinikum Würzburg). © Jasmin Mühlich

Würzburg / Fulda. Am 29. August dieses Jahres überreichte Peter Scholz, Geschäftsführer der Spotlight Musicals GmbH, einen Spendenscheck über 29.557 Euro an Gabriele Nelkenstock, die Vorsitzendes des Stiftungsrats von „Forschung hilft“. Die Stiftung fördert besonders aussichtsreiche Krebsforschungsprojekte an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Zusammengetragen worden war der Betrag auf Vermittlung des Lions Clubs Fulda vom Team des Musicals „Die Päpstin“, das beim diesjährigen Musicalsommer Fulda gespielt wurde. Am Ende von vielen Vorstellungen des dreimonatigen Festivals sammelten die Ensemble-Mitglieder Spenden bei den Besucherinnen und Besuchern. 

Herzlicher Dank für Einsatz- und Spendenbereitschaft

Gabriele Nelkenstock und Björn Steinacker, Mitglied des Stiftungsbeirats, waren bei der Übergabe der großen Summe tief beeindruckt. „Wir danken allen an der Durchführung dieser großartigen Aktion Beteiligten sehr herzlich für ihren Einsatz – genauso, wie den ungezählten Spenderinnen und Spendern für ihre großzügige Spendenbereitschaft“, unterstrich die Stiftungsratsvorsitzende. 

Peter Scholz zeigte sich stolz, mit dem Geld aktiv die Krebsforschung unterstützen zu können. „Es ist immanent wichtig, durch Forschung weitere Erkenntnisse zu erlangen, um damit neue Therapiemethoden zu entwickeln. Dabei ist es essentiell, dass die Tumorzentren in ihrer Tätigkeit unterstützt werden und untereinander vernetzt zusammenarbeiten“, so Scholz. Und Gabriele Nelkenstock ergänzte: „Fortschritte in der Krebsforschung werden mit vielen kleinen Schritten und vielen innovativen Forschungsprojekten erkämpft. Jedes Puzzleteil gibt uns die Hoffnung, dass wir die Krankheit Krebs irgendwann besiegen können.“

Finanzierungslücken überbrücken

Die Stiftung „Forschung hilft“ schüttet seit ihrer Gründung Ende 2017 jährlich Förderpreisgelder an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Würzburger Universitätsmedizin aus. Bei der Scheckübergabe in Fulda dabei war Prof. Dr. Imad Maatouk, der mit seinem Team schon mehrfach in den Genuss dieser Unterstützung kam. Der Leiter des Schwerpunkts Psychosomatische Medizin an der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW) betonte: „Diese unmittelbare und unkomplizierte Förderung hilft in vielen Fällen über oft gar nicht so große, aber doch massiv hemmende Finanzierungslücken hinweg. Außerdem ist die auf die Bürgerinnen und Bürger unserer Region gestützte Hilfe für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein besondere Form der Anerkennung ihrer Forschungsbemühungen.“

Für den Kampf gegen Glioblastom

Auf Anregung von Prof. Dr. Hermann Einsele, Krebsexperte am UKW und Stiftungsratsmitglied, soll das Geld konkret in Forschungsarbeiten zum Glioblastom, dem bei Erwachsenen häufigsten bösartigen Hirntumor, fließen. Davon betroffene Patientinnen und Patienten haben derzeit leider noch eine sehr ungünstige Prognose. 
Nach einer Ankündigung des Lions Clubs Fulda sollen in diesem Jahr noch weitere Benefizaktionen zugunsten von „Forschung hilft“ folgen: Der Lions Lauf am 22. September und der Lions Adventskalender 2024.

Wer die Stiftung weiter voranbringen will, kann außerdem auf folgendes Konto spenden: 

Stiftergemeinschaft der Sparkasse Mainfranken Würzburg
IBAN: DE19 7905 0000 0000 0655 65
BIC: BYLADEM1SWU

www.forschung-hilft.de

 

Text: Pressestelle / UKW

Bei der Spendenübergabe in Fulda (von links): Björn Steinacker und Gabriele Nelkenstock (beide Stiftung „Forschung hilft“), Peter Scholz (Spotlight Musicals GmbH) und Prof. Dr. Imad Maatouk (Uniklinikum Würzburg).
Bei der Spendenübergabe in Fulda (von links): Björn Steinacker und Gabriele Nelkenstock (beide Stiftung „Forschung hilft“), Peter Scholz (Spotlight Musicals GmbH) und Prof. Dr. Imad Maatouk (Uniklinikum Würzburg). © Jasmin Mühlich

Chemiker Lutz Nuhn mit Young Scientist Award ausgezeichnet

Für seine Arbeiten an Nanopartikeln, die medizinische Wirkstoffe gezielt durch den Körper transportieren, erhielt Chemieprofessor Lutz Nuhn einen Preis für herausragende jüngere Forschende.

Professor Lutz Nuhn (links) erhielt den Hanwha-TotalEnergies IUPAC Young Scientist Award 2024 zusammen mit Professorin Rongrong Hu (Mitte) aus den Händen von Professor Igor Lacik (rechts), Präsident der IUPAC Polymer-Division
Professor Lutz Nuhn (links) erhielt den Hanwha-TotalEnergies IUPAC Young Scientist Award 2024 zusammen mit Professorin Rongrong Hu (Mitte) aus den Händen von Professor Igor Lacik (rechts), Präsident der IUPAC Polymer-Division. (Bild: IUPAC Polymer Division)

Biologisch abbaubare Nanopartikel aus Polymeren entwickeln, sie mit Arzneistoffen beladen und auf die Reise in den menschlichen Körper schicken, damit sie Erkrankungen gezielter bekämpfen: Auf diesem Gebiet forscht Professor Lutz Nuhn, Leiter des Lehrstuhls für Makromolekulare Chemie am Institut für Funktionsmaterialien und Biofabrikation der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg.

Für seine innovativen Strategien zur Synthese solcher Nanopartikel wurde der 39-jährige Wissenschaftler nun ausgezeichnet: Er erhielt, gemeinsam mit Professorin Rongrong Hu von der South China University of Technology, den Hanwha-TotalEnergies IUPAC Young Scientist Award 2024.

Für Nachwuchstalente aus der Polymerchemie

Der Preis wird alle zwei Jahre beim World Polymer Congress der IUPAC (International Union of Pure and Applied Chemistry) an Nachwuchstalente der Polymerchemie aus der ganzen Welt vergeben. Lutz Nuhn und Rongrong Hu bekamen ihn Anfang Juli 2024 im Rahmen der IUPAC-Tagung Macro2024 in Warwick (England) überreicht.

Mit dem Preis würdigt die IUPAC Polymer-Division Lutz Nuhns Errungenschaften in der Herstellung bioabbaubarer Wirkstoffträger, mit denen sich gezielt Immunzellen ansteuern lassen, um darüber Immunreaktionen, zum Beispiel gegen Krebs, hervorzurufen.

Center of Polymers for Life im Aufbau

An der JMU ist Lutz Nuhn in Zusammenarbeit mit Professor Jürgen Groll maßgeblich am Aufbau des „Center of Polymers for Life“ beteiligt, das voraussichtlich 2025 auf dem Hubland-Campus eröffnet wird. Das Zentrum soll die Spitzenforschung in der Polymerwissenschaft und deren Anwendungen in den Lebenswissenschaften weiter vorantreiben.

 

einBlick - Das Online-Magazin der Universität Würzburg vom 03.09.2024

Professor Lutz Nuhn (links) erhielt den Hanwha-TotalEnergies IUPAC Young Scientist Award 2024 zusammen mit Professorin Rongrong Hu (Mitte) aus den Händen von Professor Igor Lacik (rechts), Präsident der IUPAC Polymer-Division
Professor Lutz Nuhn (links) erhielt den Hanwha-TotalEnergies IUPAC Young Scientist Award 2024 zusammen mit Professorin Rongrong Hu (Mitte) aus den Händen von Professor Igor Lacik (rechts), Präsident der IUPAC Polymer-Division. (Bild: IUPAC Polymer Division)