Julia Franz

Medizinische Technologin (ehemals MTA) in der Tumorimmunologie am UKW

Meine Wurzeln sind in Bad Mergentheim, wo ich 2000 geboren wurde und mein Abitur gemacht habe. Mein Zuhause ist jetzt, und gern auch in Zukunft, Würzburg. Am Uniklinikum Würzburg habe ich im Jahr 2018 meine Ausbildung zur Medizinisch-Technischen Assistenz (MTA), wie der Berufszweig noch bis 2023 hieß, begonnen: Inzwischen arbeite ich in der Arbeitsgruppe von Juniorprofessor Maik Luu im Bereich der Tumorimmunologie. 

Was ich als Kind werden wollte

Wie viele andere Mädchen auch, wollte ich als Kind Tierärztin werden. Das hat sich aber schnell gelegt. Ich wusste tatsächlich ganz lange nicht was mich interessiert.

Wie ich auf mein Berufsbild aufmerksam wurde

In meiner Schulzeit habe ich am Ende der Mittelstufe ein Praktikum im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim im Labor gemacht. Das war spannend. Ich durfte nicht nur zugucken, sondern auch viel pipettieren und sogar mein eigenes Blut untersuchen und meine Blutgruppe bestimmen. Das Praktikum hat mein Interesse am Labor geweckt, und ich habe, als mein Abitur in Sichtweite war, nach Berufsfachschulen für Technische Assistenz in der Medizin geschaut. Am UKW gab es zu der Zeit eine der wenigen Staatlichen Berufsfachschulen in Deutschland, an der kein Schulgeld erhoben wurde. Also bewarb ich mich und wurde genommen. 

Über die Ausbildung am Beruflichen Schulzentrum des UKW

Die Ausbildung dauert drei Jahre und besteht aus theoretischem und praktischem Unterricht. Man sollte schon an Biologie interessiert sein und ein Grundwissen mitbringen, aber man muss kein Profi sein. Ich habe mich auf dem Gymnasium mit Biologie schwergetan, das war mir bisweilen zu kompliziert aufgebaut. Aber da man in der Berufsschule vieles Hands-on ausführt, also selber macht, versteht man auch vieles besser. Im zweiten Jahr hatten wir zudem vier Praktikumsblockeinsätze in den Bereichen Mikrobiologie, Molekularbiologie, Klinische Chemie, Hämatologie und/oder Histologie beziehungsweise Zytologie. 

Praktikumsstationen am UKW

Ich war in der Neuropathologie bei Privatdozentin Dr. Camelia-Maria Monoranu, wo Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems und der Skelettmuskulatur erforscht werden, in der Virusdiagnostik bei Dr. Benedikt Weißbrich und in der AG Ip am Zentrum für Experimentelle Molekulare Medizin. Prof. Dr. Chi Wang Ip ist der stellvertretende Direktor der Neurologie. Und schließlich war ich im Labor von Prof. Dr. Michael Hudecek, dem Leiter des translationalen CAR-T-Zell-Forschungsprogramms am UKW. Hier arbeite ich im Team von Maik Luu. Bereits während des Praktikums empfand ich das Umfeld angenehm, die Kolleginnen und Kollegen sind nett und die Arbeit in der Zellkultur macht mir Spaß. 

 

Unser Forschungsfeld in der Tumorimmunologie 

Wir statten T-Zellen, das sind weiße Blutkörperchen, die zum Immunsystem gehören, mit sogenannten CAR’s aus. Das steht für Chimärer Antigen Rezeptor. Mit diesen Sensoren, die sich auf der Oberfläche der T-Zelle befinden, können die Immunzellen die Tumorzellen aufspüren und zerstören. Es gibt verschiedene CAR’s, je nachdem welches Tumorantigen man angreifen möchte. Wir testen unsere CAR-T-Zellen auf Funktionalität. Das bedeutet, wie gut sie gegen Tumorzellen mit passendem Oberflächenmarker reagieren oder diese töten.

Mein Beitrag als medizinische Technologin für Laboratoriumsanalytik 

Ein Teil meiner Arbeit besteht darin, dass ich CAR-T-Zellen generiere. Dazu verwende ich Milz und Lymphknoten aus Mäusen. Weil diese Organe Teil des Immunsystems sind, befinden sich darin viele T-Zellen. Die Organe werden über Zellsiebe aufgereinigt. Wir fokussieren uns auf CD4- und CD8-positive T-Zellen. Diese kann man mit magnetischen Beads labeln und herausfiltern.

Die Zellen kommen daraufhin in eine Zellkulturplatte mit Medium und anderen Aktivierungsfaktoren in den Inkubator. Sie beginnen dann sich zu teilen und zu proliferieren, das heißt, dass sie sich vermehren. Durch einen pH-Indikator ist das Medium anfangs rosafarben. Das bedeutet, dass noch viele Nährstoffe vorhanden sind, die unsere Zellen zum Wachsen benötigen. Sobald die Nährstoffe verbraucht sind, ändert sich der pH-Wert, der Indikator schlägt auf gelb um und die Zellen benötigen frisches Medium. 

Wenn wir genügend T-Zellen haben, können wir sie mit dem CAR ausstatten. Das geschieht über die so genannte virale Transduktion, das heißt, Viren fügen ihre DNA ins Erbgut ein. Wir verwenden ein inaktives Virus, dessen Erbsubstanz wir mit einer CAR-DNA-Sequenz erweitert haben. Bei einer erfolgreichen Transduktion exprimiert unsere T-Zelle auf ihrer Oberfläche den CAR-Rezeptor und wird zur CAR-T-Zelle. Anhand eines Transduktionsmarkers, den wir mittels Antikörper anfärben können, sehen wir, wie viele Zellen CAR-positiv sind. Dies ermitteln wir über fluoreszenzbasierte Durchflusszytometrie. Um reine CAR-positive Population zu bekommen, können wir noch einmal magnetisch markieren und aufreinigen. 

Neben der Generierung muriner T-Zellen kümmere ich mich noch um die Kultivierung der Tumorzellen, die wir für unsere Experimente benötigen. In unserem Fall sind das Zelllinien von Pankreas- und Kolonkarzinom, also Bauchspeicheldrüsenkrebs und Darmkrebs. 

Die Arbeit am Mikroskop gehört zum täglichen Gebrauch, um die Viabilität, also die Lebendigkeit der Zellen, zu checken oder um diese zu zählen. Die Datensätze werden am Ende eines Experiments ausgewertet und mit den vorherigen verglichen. Daraus kann man dann schließen, ob man etwas ändern oder verbessern möchte. 

Ein eingespieltes Team

Unser Arbeitsgruppenleiter ist Maik Luu, der mit gerade einmal 29 Jahren Juniorprofessor geworden ist. Ferner haben wir eine Doktorandin und einen Doktoranden sowie eine Masterstudentin. Wir haben uns gut eingespielt. Am meisten arbeite ich mit unserer Doktorandin Sarah zusammen. Wir sprechen uns ab und teilen uns die Arbeit auf. 

Meine Verantwortung 

Medizinische Technologinnen arbeiten in der Forschung zum Großteil selbstständig. Das gefällt mir sehr gut. Und daher finde ich persönlich die Arbeit im Forschungslabor spannender als in einem automatisierten Labor. Aber man trägt auch Verantwortung. Ich unterstütze das Team bei der Arbeit und versuche entsprechend zu planen und helfe den Laboralltag zu organisieren. Da wir eine wachsende Gruppe sind, gibt es immer etwas, das neu strukturiert werden muss. 

Mein Beitrag für die Medizin und die Gesellschaft

CAR-T-Zellen gehören zu den Hoffnungsträgern in der Behandlung von Krebserkrankungen. Es fühlt sich gut an, an dieser Entwicklung mitzuarbeiten und ich freue mich, wenn unsere Experimente erfolgreich waren und die Daten reproduzierbar sind.

Ausbildung versus Studium

Als Abiturientin dachte ich, ich mache jetzt erstmal eine Ausbildung und schaue, was kommt, vielleicht ein Studium. Doch ich bin glücklich mit meiner Ausbildung. Während dem Studium kann man Fächer besser vertiefen, während man in einer Ausbildung neben dem theoretischen Teil viel an praktischer Erfahrung sammeln kann. 

Weiterbildungsmöglichkeiten

Gerade wenn man in einer Forschungsgruppe wie dieser arbeitet, in der viel Progress ist, lernt man konstant hinzu, z.B. wenn man in neue Geräte oder neue Methoden eingelernt wird. Man kann also stetig weiterwachsen. Zudem besteht die Möglichkeit, an Fortbildungen teilzunehmen. Im vergangenen Jahr habe ich den Felasa-B-Kurs gemacht und bin nun mit der Arbeit an der lebenden Maus oder Ratte vertraut.  
 

Mehr Berufsorientierung, weniger Nachwuchsprobleme

Mein Berufsbild ist sehr spannend, dennoch wird händeringend nach Nachwuchs gesucht. Eine praxisbezogenere Berufsorientierung könnte Abhilfe schaffen. Meiner Meinung nach müsste man intensiver auf die Schülerinnen und Schülern zugehen, sie in ihren Schulen abholen, sodass sie sich mehr angesprochen fühlen als durch ein Plakat oder einen Tag der offenen Tür. Fachkräfte könnten zum Beispiel an Infoabenden in der Schule ihr Berufsbild vorstellen, Sekundarstufen könnten mehr Ausflüge in verschiedene Einrichtungen anbieten, in denen die Klassen in kleinen Gruppen mitlaufen und auch mal mitarbeiten können. Allein im Krankenhaus könnte man viele Berufsbilder kennen lernen. 

Wo ich mich in 20 Jahren sehe

Gern weiterhin in Würzburg und am Uniklinikum. Gerade für Medizinische Technologinnnen und Technologen ist die Auswahl in der Universitätsmedizin groß, es gibt viele Bereiche, in denen wir arbeiten können. Zudem habe ich flexible Arbeitszeiten. Man kann also auch mal früher gehen oder später kommen. Es muss allerdings immer zum Projekt passen. 

Mein Ausgleich

In meiner Freizeit mache ich gern Sport, gehe zum Beispiel zwei- bis dreimal pro Woche ins Fitnessstudio. Ich verbringe viel Zeit mit meinem Freund und dem Freundeskreis und besuche häufig meine Familie. 

Meine drei Wünsche für die Zukunft

Ich wünsche mir, dass ich mir mein Beruf weiterhin Spaß macht und abwechslungsreich bleibt. Außerdem wünsche ich mir, dass Beruf und Privatleben gut kombinierbar bleiben. Für die Allgemeinheit wünsche ich mir, dass jeder frei entscheiden kann, wie er sein Leben führen möchte und was für einen Beruf er wählt, ohne dafür verurteilt zu werden. 

Von der Assistenz zur Technologie

Im Zuge der Reformierung der Gesundheitsfachberufe trat zum 1. Januar 2023 das „Gesetz über die Berufe in der medizinischen Technologie“ (MT-Berufe-Gesetz – MTBG) in Kraft. Damit wurde die bisherige Berufsbezeichnung der Medizinischen Technischen Assistenz im jeweiligen Fach ersetzt durch die Bezeichnung Medizinische Technologin und Medizinischer Technologe im jeweiligen Beruf, also Laboratoriumsanalytik, Radiologie, Funktionsdiagnostik und Veterinärmedizin. Mit der Namensänderung erfuhr der Beruf auch eine Imageaufwertung, weg von der Assistenz, hin zum selbstständigen Arbeiten. Das Ausbildungsziel wurde in den jeweiligen Fachrichtungen modernisiert, weiter spezifiziert und kompetenzorientiert ausgestaltet. Und: Die Ausbildung wird fortan vergütet. Details zu Berufen in der medizinischen Technologie liefert die Webseite des Bundesgesundheitsministeriums
Die Staatliche Berufsfachschule für Medizinische Technologie am UKW bietet zwei Ausbildungsberufe an: Medizinische Technologinnen und Technologen für Laboratoriumsanalytik (MTL) und Medizinische Technologinnen und Technologen für Radiologie (MTR). Informationen zu den Ausbildungen gibt es hier