Ina Fiku
Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie
Was ich als Kind werden wollte
Als Kind wollte ich in die Wirtschaft gehen und Managerin werden. Andererseits war ich sehr fasziniert von Naturwissenschaften. Schließlich hat mich meine Tante, die als Kardiologin tätig ist, von der Radiologie überzeugt und ich habe in Tirana mein Studium als medizinisch-technische Radiologieassistentin mit Bachelor und Master abgeschlossen. In Albanien ist dieses Berufsbild akademisiert.
Wie ich ans UKW gekommen bin
Ich wollte schon immer an einem Uniklinikum arbeiten. Die Arbeit am Uniklinikum ist so vielfältig. Wir sehen hier verschiedenste Krankheitsbilder und stehen jeden Tag vor neuen Herausforderungen. Das bedeutet für mich alles: Herausforderungen!
Mein Vater hat stets gesagt: Du muss immer offen für Neues sein und dazu lernen! Du darfst nie aufgeben und musst immer kämpfen. Und da ich schon als Kind fasziniert von der deutschen Sprache war, habe ich während des Studiums einen Deutschkurs belegt. Die Sprache ist eine besondere und sehr schwierige Sprache. Aber wie gesagt, ich liebe Herausforderungen.
Direkt nach dem Studium habe ich über eine Agentur die Möglichkeit gehabt, mich bei Prof. Bley, dem Leiter des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am UKW vorzustellen. Ich bin ihm so dankbar, dass er mir die Chance gegeben hat, Teil seines Teams zu werden. Der Anfang, ganz allein in Deutschland und Würzburg, fern von der Heimat, Familie und Freunden war sicherlich nicht leicht, aber es hat sich gelohnt.
Was mich motiviert
In der Medizin muss man flexibel sein und mit allem rechnen. Es gibt kein Schwarz und Weiß, erst recht wenn man mit Menschen arbeitet. Wir in der Radiologie müssen jeden Tag neugierig und wissbegierig nach neuen Möglichkeiten suchen, um bestmögliche Untersuchungen durchzuführen. Das macht mir großen Spaß. Wir haben ein Ziel vor Augen und müssen schnell und bedacht reagieren, um dieses Ziel zu erreichen. Aufgeben ist keine Wahl. Niemals.
Natürlich motivieren mich auch die Patientinnen und Patienten. Sie stehen an erster Stelle. In der Medizin muss man immer ein nettes Wort haben. Wir arbeiten mit Kranken. Ein freundlicher Umgang, ein Lachen schenken, auch das gehört zu einer guten Arbeit.
Und schließlich unterstützen wir mit unseren Bildern die weiterbehandelnden Ärztinnen und Ärzte sowohl bei der Diagnostik als auch der Therapie. Die Radiologie ist für mich das Auge der Medizin.
Wie mein Arbeitsalltag aussieht
Der Arzt plant die Untersuchung und erstellt ein entsprechendes Protokoll. Meine Aufgabe ist es, alle Punkte im Protokoll korrekt abzuarbeiten. Tauchen Fragen auf, besprechen wir diese gemeinsam. In der Forschung tauchen immer neue Fragestellungen auf. Das ist das spannende.
Neben meinen ganz normalen Diensten arbeite ich in der klinischen Forschung und hier seit Dezember 2021 im Team rund um den Photonenzählenden Computertomographen (CT). Zum Team gehören neben Prof. Dr. Thorsten Bley, die Ärzte PD. Dr. Bernhard Petritsch, Dr. Jan Peter Grunz und Dr. Henner Huflage. Gemeinsam durften wir etwas ganz Neues kennen lernen, was großen Spaß macht. Der Photonenzählende CT wurde von der Deutschen Forschungsgesellschaft gefördert und liefert gestochen scharfe Bilder vom Inneren des Körpers in Sekundenschnelle und halber Strahlendosis als es beim herkömmlichen CT der Fall ist.
Gab es Stolpersteine?
Es gibt keine Herausforderung ohne Stolpersteine. Aber wenn man sich traut, sie zu überwinden, kann man daran wachsen. Das Gefühl des Erfolgs und dass man danach auf sich stolz sein kann, lassen mich immer weiter machen. Das ist der beste Teil der Herausforderung.
Haben es Frauen schwerer als Männer?
Das klingt für mich persönlich klischeehaft. In jedem Leben gibt es Schwierigkeiten. Nichts ist einfach. Was zählt ist die Motivation und Eigeninitiative. Wenn ich etwas schaffen will, dann muss ich kämpfen und darf nicht aufgeben.
Ich hatte nie Zweifel und wollte immer selbstständig sein. Man muss im Leben Prioritäten setzen. Wenn man richtige Prioritäten setzt, dann kann man vorankommen.
Ob Frauen mehr kämpfen müssen als Männer? Es kommt darauf an. Ich kann nicht behaupten , dass ich mehr gekämpft habe als die männlichen Kollegen in meiner Abteilung.
Frauen sind wie Männer Menschen. Jeder muss auf seine eigene Weise etwas bewältigen. Dazu gehört auch, ein Gleichgewicht oder einen Ausgleich in seinem Leben zu schaffen. Ja, ich möchte auch eines Tages eine eigene Familie haben, aber ich möchte auch weiterarbeiten. Frauen eignen sich nicht nur für Haus und Kinder, sie können sich weiterentwickeln und sollten nicht an die Ketten der Konformität gefesselt werden.
Was ich mir wünsche
Ich wünsche mir sehr, dass ich in Deutschland, in der Medizin und Radiologie bleiben und immer etwas Neues entdecken kann. Ich möchte meine Karriere weiterverfolgen aber auch anderen Menschen helfen. In Albanien habe ich mit Freunden ärmeren Mitmenschen geholfen. Wenn ich etwas geben kann, etwas kleines oder großes, dann habe ich mehr gewonnen als ich gegeben habe. Das ist sehr wichtig für mich. Das möchte ich gern in Deutschland weiterverfolgen. Man darf nie vergessen, von welchem Punkt aus man begonnen hat und sollte trotz allem nicht die Menschlichkeit verlieren.