Dr. rer. nat. Carina Hartmann

Kinderklinik - Translationale Pädiatrie

Carina Hartmann kam 1990 in Schwaben auf die Welt, wuchs in einem kleinen Dorf im Kreis Heidenheim in Baden-Württemberg auf, studierte in Bielefeld und Konstanz Biochemie und promovierte in Würzburg in der Grundlagenforschung. Ihre Berufung fand sie jedoch als Projektmanagerin in der Translationen Pädiatrie. Seit Januar 2024 trägt sie offiziell den Titel Dr. rer. nat. Einen Monat später sind ihr Mann und sie stolze Eltern eines Sohnes geworden.

Warum Würzburg?

In Würzburg fanden sowohl mein Mann als auch ich Promotionsstellen. Wir lernten uns während unseres Bachelorstudiengangs in Bielefeld kennen, wechselten dann gemeinsam an die Uni Konstanz für den Master und zogen für die Promotion nach Würzburg.

Vom Labor zum Projektmanagement

Als Doktorandin arbeitete ich an der Universität Würzburg und dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in der Tumorforschung, mit dem Schwerpunkt Lungenkrebs. Mit der Zeit stellte ich jedoch fest, dass mir die Grundlagenforschung im Labor nicht mehr so viel Spaß machte wie früher. In der Promotionsphase muss man mit viel Frust umgehen und verliert oft die Lust. Die Arbeit war mir aber auch zu weit weg von den Patientinnen und Patienten. Ich wollte mehr anwendungsorientiert arbeiten. Da kam die Stelle als Projektmanagerin bei Professorin Dorothee Viemann gerade recht. Sie leitet seit 2021 den neu geschaffenen Lehrstuhl für Translationale Pädiatrie, der an der Kinderklinik des UKW und dem Zentrum für Infektionsforschung der Universität angesiedelt ist. Im Projektmanagement kann ich meine Stärken in Koordination und Organisation mit meiner Erfahrung als Wissenschaftlerin verbinden.

Mein Arbeitsschwerpunkt

Der Lehrstuhl Translationale Pädiatrie ist am UKW und in der Öffentlichkeit vorwiegend bekannt durch die Geburtskohortenstudien. Meine Aufgaben umfassen jedoch ganz unterschiedliche Bereiche und sind dementsprechend vielfältig und abwechslungsreich. Neben der Koordination der Geburtskohortenstudien am UKW wie auch deutschlandweit in Verbundprojekten und der Leitung des Datenbankmanagements, unterstütze ich Dorothee Viemann bei der Antragsstellung von neuen Forschungsprojekten und erstelle hierzu Ethikvoten für unsere klinischen Studien. Außerdem übernehme ich die Drittmittelverwaltung und bin verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit am Lehrstuhl. Im Laborbereich bin ich die Beauftragte für Biologische Sicherheit und unterstütze das Laborteam mit meiner langjährigen Laborerfahrung. Die Betreuung unserer wissenschaftlichen und medizinischen Doktorandinnen und Doktoranden und die enge Zusammenarbeit mit unseren wissenschaftlichen Hilfskräften macht mir immer viel Freude.

Was Forschung für mich bedeutet

Ich sehe Forschung als wichtigen Motor für Fortschritt und Innovation, die uns dabei helfen, das Leben von Menschen zu verbessern. In unserem Bereich zielt die Forschung darauf ab, Erkenntnisse zu gewinnen und Abläufe besser zu verstehen, um Menschen - in unserem Fall Kinder – dabei zu unterstützen, gesund aufzuwachsen. Ohne Forschung stünde unsere Gesellschaft still: Wir hätten keinen Wissensgewinn, keine neuen Entwicklungen oder Erfindungen. Deshalb ist die Forschung ein essenzieller Pfeiler im Leben von uns allen.

 

Was mich motiviert

An meinem Arbeitsplatz motivieren mich vor allem meine Kolleginnen und Kollegen. Es macht einfach Spaß als Team zusammenarbeiten und gemeinsam unsere Aufgaben zu meistern. Auch die Wertschätzung und das positive Feedback für die geleistete Arbeit sind für mich wichtige Faktoren, die dazu beitragen, dass ich zufrieden und motiviert in den Arbeitsalltag gehe. Außerdem gibt mir das Abarbeiten meiner To-do-Liste Auftrieb und das Gefühl, produktiv und effizient zu sein.

Privat motiviert mich natürlich meine Familie. Ich freue mich über den Austausch mit meinem Mann, der ebenfalls Wissenschaftler ist. Außerdem möchte ich meinem Sohn und anderen ein Vorbild sein und zeigen, dass man Beruf und Familie sehr gut vereinbaren kann.

Über Stolpersteine und Hindernisse

Stolpersteine gibt es auf jedem Weg, es ist nur eine Ansichtssache ob man sie als solche betrachtet.

Meine Promotion war insgesamt eine tolle, aber auch ziemlich frustrierende Zeit. Viele Experimente mussten häufig wiederholt und Hypothesen aufgrund unerwarteter Ergebnisse angepasst werden – aber genau das ist Forschung!

Durch persönliche Umstände hat sich die Fertigstellung der Dissertation ziemlich lange hingezogen. Zwischendurch war ich sogar selbst nicht mehr sicher, ob ich die Promotion beenden werde. Aber ich bin sehr stolz, dass ich das Ziel erreicht habe, auch wenn es länger gedauert hat.

 

Schwangerschaft und Forschung

Eine Schwangerschaft beeinflusst natürlich jede Frau in ihrem Berufsleben, aber viele können ihren Beruf nicht mehr uneingeschränkt ausüben, wenn sie ein Kind erwarten. Für Naturwissenschaftlerinnen gibt es zum Beispiel besondere Schutzmaßnahmen im Labor, die absolut wichtig und richtig sind, aber natürlich den Fortgang von Projekten behindern. Ich empfehle, die Schwangerschaft und auch die Elternzeit zu genießen und sich Zeit für das Kind zu nehmen. Mein Mann und ich teilen uns die Elternzeit übrigens 50:50. Warum auch nicht? Wir haben genau die gleiche Ausbildung, unsere Gehälter sind identisch.

Wiedereinstieg nach der Babypause

Ein Knackpunkt für viele Mütter ist aus meiner Sicht der Wiedereinstieg nach der Babypause. In der Wissenschaft arbeiten wir oft ohne Zeiterfassung. Überstunden und Mehrarbeit sind an der Tagesordnung. Mit einem Kind verschiebt sich die Priorität: Ich arbeite nicht mehr 200 Prozent, aber meiner Meinung nach konzentrierter und effizienter. Außerdem bin ich sehr froh und dankbar, dass mir meine Vorgesetzten viel Flexibilität einräumen. Ich passe meine Arbeitszeiten an und habe die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, wenn mein Kind schläft.

Es sieht immer so aus, als müsse man sich zwischen Familie und Karriere entscheiden. Wo es kein Problem gibt, gibt es auch keine Lösung. Daher kann ich nur allen raten, Mut zu haben und neue Wege zu gehen - es wird sich auszahlen, da bin ich mir sicher.

Wie Vollzeittätigkeit für Mütter attraktiver wird

Um mehr Zeit für die Familie zu haben, verzichten viele Frauen auf einen Teil ihres Gehalts und arbeiten in Teilzeit. Dass kann ich absolut nachvollziehen.

Aber man könnte auch Vollzeitjobs für Mütter - und Väter - attraktiver gestalten. Da gibt es einige Schrauben, an denen gedreht werden kann, um Eltern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erleichtern.

Zum einen müsste sich die Einstellung der Mütter, aber auch der Gesellschaft ändern. Es sollte „normal“ sein, dass Frauen nach einer Babypause wieder voll in den Beruf einsteigen. Im Moment ist das eher selten der Fall. Ich werde oft gefragt, warum ich so früh aus dem Erziehungsurlaub zurückkomme und wieder 100 Prozent arbeite, übrigens glücklich und motiviert.

Zum anderen muss es Eltern leichter gemacht werden, ihren Beruf mit Familie auszuüben. Beispielsweise ist die Kinderbetreuung oft problematisch, weil es keine freien Plätze gibt oder der Einstieg in die Kita nur zu einem bestimmten Zeitpunkt im Jahr möglich ist. Zudem kann die Kinderbetreuung eine zusätzliche finanzielle Belastung für die Familien darstellen, und es stellt sich die Frage, ob es nicht wirtschaftlicher ist, mit dem Kind zu Hause zu bleiben und diese Kosten zu sparen. Anderswo in Deutschland ist die Kinderbetreuung kostenlos, was den Wiedereinstieg in den Beruf natürlich attraktiv macht.

Es braucht „ein gutes Team“ um neben der Arbeit ein Kind großzuziehen

Ich habe das Glück, flexibel arbeiten zu können und so die Zeit mit meinem Kind gut nutzen zu können. Diese Flexibilität würde ich mir auch von anderen Arbeitgebern wünschen. Außerdem braucht es ein gutes Team, das Verständnis für Mütter aufbringt, wenn sie zum Beispiel noch stillen, das Kind gerade Zähne bekommt, die Nächte kurz sind und der Kaffeekonsum hoch ist. Hinzu kommen die Krankheitstage der Kinder, die oft von den Kolleginnen und Kollegen aufgefangen werden. All diese Umstände werden oft von einem ganzen Team mitgetragen. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle verständnisvollen und mitfühlenden Kolleginnen und Kollegen.

Was mich in meinem bisherigen Leben besonders geprägt hat

Persönliche Verluste als einschneidende Erlebnisse und dabei die große Unterstützung durch meine Familie und meinen Freundeskreis.

Wenn ich drei Wünsche frei hätte...

würde ich mir berufliche Gleichberechtigung, Chancengleichheit in Bezug auf persönliche Weiterentwicklung und Anerkennung für gute Arbeit wünschen – nicht nur für Frauen, sondern für alle!