Forschung in der Psychiatrie
Forschung an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie hat zum Ziel, zur Entwicklung innovativer und individueller Therapien für Menschen mit psychischen Erkrankungen und zur Vorbeugung von psychischen Erkrankungen beizutragen.
Um dies zu erreichen, muss Forschung interdisziplinär und transgenerational sein. Sie muss entwicklungspsychiatrische Aspekte berücksichtigen und Präventionsansätze entwickeln. Eine enge Zusammenarbeit mit der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie und dem Institut für Psychologie ist dafür essentiell und hat in Würzburg mit gemeinsamen Fragestellungen und Forschungseinrichtungen eine lange Tradition.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Kooperationen
Aus diesem Grund wurde 2014 das Zentrum für Psychische Gesundheit (Center of Mental Health) als interdisziplinäres Forschungs- und Behandlungszentrum gegründet. In ihm arbeiten Psychiaterinnen und Psychiater, Psychologinnen und Psychologen, Biologinnen und Biologen an der Aufklärung der Ursachen psychischer Erkrankungen und der Entwicklung neuer Therapien. Durch diese interdisziplinäre Zusammenarbeit kann das Zentrum ein weites methodisches Spektrum vorhalten von Massenspektrometrie für Hochdurchsatzgenotypisierung und Therapeutisches Drug Monitoring über Experimentelle Modelle wie induzierte pluripotente Stammzellen und Tiermodelle bis hin zu Hochfeld-MRT (3- und 7-Tesla) und experimentellen Therapien wie nicht-invasive Hirnstimulation und Virtuelle Realität. Die verschiedenen Forschungsplattformen werden dabei u.a. von zwei W2-Professuren für Translationale Soziale Neurowissenschaften und Klinische Angstforschung sowie einer W1-Professur für die Prävention von Demenz und Demenzfolgeerkrankungen vertreten. Die Wissenschaftler des Zentrums für Psychische Gesundheit arbeiten dabei eng zusammen mit außeruniversitären Würzburger Forschungseinrichtungen wie dem Fraunhofer Institut.
Sie tun dies in nationalen und internationalen Forschungsverbünden der DFG (GK 2660), des BMBF (Nationale Kohorte, NapKon), der EU (Cost-Engage), aber auch in den weltweiten Psychiatric Genomics und Enigma Konsortien.
Schwerpunkte
Wesentliche wissenschaftliche Schwerpunkte, die sich sowohl in unseren Arbeitsgruppen als auch in unseren Drittmittelprojekten wiederfinden, sind dabei Angsterkrankungen und Depressionen. Zu diesem Zweck wurde 2018 das Interdisziplinäre Zentrum für Angsterkrankungen (Comprehensive Anxiety Center) mit einer W2 Professur für Klinische Angstforschung als A Zentrum gegründet. In ihm arbeiten Wissenschaftler der Psychiatrischen Kliniken und der Institute für Psychologie und Neurobiologie, aber auch der Pädagogik und der Epidemiologie an der Erforschung der Angsterkrankungen und ihrer Prävention. Forschungsschwerpunkte sind u.a. Angsterkrankungen des Kindes- und Jugendalters und die personalisierte Therapie von Depressionen. Diese werden im Rahmen von DFG (SFB TRR58 Z02 Follow-up, GK 2660 Approach and Avoidance), BMBF (P4D), Innofond (ZSE-Duo) und EU geförderten Projekten und in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz (Comprehensive Heart Failure Center), dem Zentrum für Seltene Erkrankungen und dem Zentrum für Altersmedizin untersucht. Als interdisziplinäres Forschungs-und Behandlungszentrum hat sich das Interdisziplinäre Zentrum für Angsterkrankungen als A-Zentrum mit anderen Kliniken vernetzt, um eine leitliniengerechte interdisziplinäre und transgenerationale Behandlung von Angsterkrankungen regional, aber auch überregional sicherzustellen. Im Verbund mit anderen in der Forschung zu affektiven Erkrankungen führenden deutschen Universitätskliniken hat sich das National Centre for Affective Disorders (NCAD) als Kooperationspartner für internationale Konsortien und Forschungseinrichtungen zu translationaler und klinischer Forschung im Bereich affektiver Erkrankungen gebildet.
Weitere wissenschaftliche Schwerpunkte sind das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS), Seltene Erkrankungen wie das Chromosom 22q11.2 Deletionssyndrom, Psychosen aus dem Schizophrenen Formenkreis und Demenzerkrankungen. Der Forschungsbereich ADHS ist dabei aus einer DFG-geförderten Klinischen Forschergruppe (KFO 125) entstanden. Das Zentrum für 22q11.2 Deletionssyndrom (ZEDE) ist als B-Zentrum Teil des Zentrums für Seltene Erkrankungen (ZESE). Biomarker für die Früherkennung und den Verlauf von Demenzerkrankungen werden in der Vogel-Studie untersucht.
Neue Schwerpunkte, die vor allem von den W2 Professuren für Translationale Soziale Neurowissenschaften und der W1 Professur für Prävention von Demenz und Demenzfolgeerkrankungen, aber auch der Arbeitsgruppe Rehabilitationswissenschaften vertreten werden, sind die Primär-, Sekundär- und Tertiäprävention von Psychischen Erkrankungen unter besonderer Berücksichtigung von Ansätzen der Künstlichen Intelligenz in enger Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Präventionsforschung und Psychische Gesundheit (DZPPP) und dem Center für Artificial Intelligence and Data Science (CAIDAS).
Nachwuchsförderung
Ein wesentliches Element der Forschung ist die Ausbildung und Förderung wissenschaftlichen Nachwuchses durch ein englischsprachiges Elite-Master-Studium „Translational Neuroscience“ der Bayerischen Staatsregierung, das DFG-geförderte Clinician Scientist Programm „Union-CVD“ und die PhD-Klassen Neuroscience und Clincial Science der von der Exzellenzinitiative geförderten Graduate School of Life Sciences (GSLS), in deren Rahmen z.B. die Mitglieder des Graduiertenkollegs GK 2660 promovieren. Internationalität ist dabei ein wesentliches Charakteristikum der Doktoranden- und Postdoktorandenprogramme (Psychiatry International).
Kontakt
Prof. Dr. rer. nat.
Grit Hein
Professorin für Translationale Soziale Neurowissenschaften
+49 931 201-77411