Das Philosophicum erlaubt, einmal das enge Korsett zu lockern, Grenzen im Kopf zu sprengen.
Fellowship praktische Philosophie und Medizinethik
Modellprojekt Philosophicum
Bisher suchen nur vereinzelt Institutionen an Universitäten nach innovativen, interdisziplinären Ansätzen, um die Lehre in praktischer Philosophie und Medizinethik zu erweitern oder neu zu gestalten. Eine Ausnahme bildet die Universität Würzburg, die am Institut für Geschichte der Medizin ein strukturiertes Ausbildungskonzept in Medizinethik anbietet und auch darüber hinaus im Sommersemester 2010 das Philosophicum herbipolense (wieder-) eingeführte, um Studierende der Medizin und Philosophie, Ärztinnen, Ärzte und Interessierte in philosophischen Fragestellungen, die die moderne Medizin selbst immer mehr generiert, weiterzubilden und eine entsprechende Diskussionskultur zu schaffen.
Auch dieses Philosophicum herbipolense stellt ein Modellprojekt für eine institutionelle Verankerung einer theoretischen ethischen Reflexion dar. Sowohl in diesem Rahmen, als auch in GTE-Seminaren, medizinethischen Fortbildungen und in klinischen Ethikkomitees haben sich jedoch seither darüberhinausgehende praxisrelevante Fragestellungen und Diskurse entwickelt, so zum Beispiel
(a) die Frage nach den eigenen wissenschaftstheoretischen Grundlagen der modernen Medizin
(b) der argumentativen Zusammenführung der Interdisziplinarität in Bezug auf individuelle und systematische ethische Zusammenhänge und
(c) Strategien einer Überführung konkreter ethischer Reflexion in die Praxis des (ärztlichen) Tuns und zwar sowohl aus Sicht der Medizin als auch der Philosophie und weiterer Fächer.
Konzept
In Ergänzung zum Philosophicum herbipolense sollen im Fellowship-Programm Themen der praktischen Philosophie und Medizinethik aus allen Bereichen der Medizin, vor allem in Bezug auf Patientinnen, Patienten und deren Versorgung kennengelernt, identifiziert und bearbeitet werden.
Folgende Grundthesen liegen dem Konzept zugrunde: Medizin beruht sowohl auf naturwissenschaftlicher Erkenntnis (Physik, Biologie) als auch auf Philosophie (Wissenschaftstheorie, Methodologie, Medientheorie, Grenzfragen zur Psychologie/Soziologie).
Das Fellowship-Programm geht davon aus, dass die Medizin eigene philosophische Fragestellungen generiert. Daraus ergeben sich folgende Schwerpunkte für das Programm:
- Fortbildung von Studierenden der Medizin und Philosophie beziehungsweise anderer Studienrichtungen in philosophischen Fragestellungen und Themen, die die medizinische Praxis unmittelbar berühren
- Kennenlernen der „Begriffe“ und aktueller Diskussionsgrundlagen
- Erarbeiten eines eigenen Projektes und Verfassen einer Abschlussarbeit zu hermeneutischen, methodischen und praktischen Problemen in der medizinischen Praxis (Vortrag, Essay oder wissenschaftliche Publikation)
Charakteristikum des Programms ist, dass alle Komponenten durch individuelles strukturiertes Mentoring von beteiligten oder externen Kooperationspartnern, die sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Programms selbst für ihr Projekt auswählen, begleitet werden.
Ziele
- Identifizierung und Darstellung einer selbst ausgewählten ethischen Problemstellung oder einer Thematik der praktischen Philosophie.
- Analyse und Bewertung von Erweiterungsmöglichkeiten in der Ausbildung im Fach „Praktischer Philosophie und Medizinethik“ zusammen mit Kooperationspartnern verschiedener Disziplinen und Fächer, vor allem aber zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der Philosophie.
- Klärung des Beitrags, den die praktische Philosophie und Medizinethik zur Reflexion im Diskurs über strukturelle Fragestellungen in der Ausbildung der interdisziplinären Zusammenarbeit und damit im Gesundheitswesen leisten kann (das Fellowship-Programm als weiterführendes Modellprojekt).
Adressaten
- Studentinnen und Studenten der Humanmedizin, Philosophie, Germanistik/Ideengeschichte, Literaturwissenschaft, Medientheorie, Psychologie, Soziologie
- Ärztinnen und Ärzte
- Bildungswissenschaftlerinnen und Bildungswissenschaftler
- (Sonder-)pädagoginnen und (Sonder-)pädagogen
Eigene Vorarbeiten
Prof. Dr. med. Thomas Bohrer, M.A. (Phil.) (Thoraxzentrum Würzburg):
- Organisation und Durchführung Würzburger Philosophicum seit SS 2010
- Organisation und Durchführung: Symposium „Tun wir zu viel am Ende des Lebens“, Zentrum Operative Medizin 2010, Spessartsymposium „Was kann ich wissen ?“, Rothenfels 2012, Symposium „Menschenwürde“ (zweitägig), Zentrum Operative Medizin 2012
- Organisator des „Bamberger Ethikrates“ zusammen mit Ärztlichen Kreisverband und Rechtsanwaltskammer Franken
- Mitglied des Ethikkomitees und des Ethikrates der Sozialstiftung Bamberg
- Vorlesung Ethik in der Medizin, Durchführung medizinethischer GTE Seminare zwei Mal im Semester
- Veranstaltungsreihe „Überbringen schwerer Nachrichten“ Bamberger Akademie für Gesundheitsberufe 2010 bis 2012
- Organisation Platonseminar Herbst 2013 Palliativakademie Bamberg
- Durchführung und Organisation des „Bamberger Philosophicums“ auf der Altenburg seit 2010
- Humanitäres Haitiprojekt am Klinikum Bamberg und anderen Institutionen mit Ausbildung haitianischer Ärzte und in Haiti selbst
Prof. med. Michael Schmidt (Universitätsklinikum Würzburg)
- Organisation und Durchführung Würzburger Philosophicum seit SS 2010
- Organisation und Durchführung: Symposium „Tun wir zu viel am Ende des Lebens“, Zentrum Operative Medizin 2010, Spessartsymposium „Was kann ich wissen ?“, Rothenfels 2012, Symposium „Menschenwürde“ (zweitägig), Zentrum Operative Medizin 2012
- Organisation und Durchführung Klinisches Ethikkomitee der Universität Würzburg Durchführung medizinethischer GTE Seminare Vorlesungen
- Mitglied der Ethikkomission.
Prof. Dr. phil. Johannes Königshausen (Institut für Philosophie der Universität Würzburg)
- Organisation und Durchführung Würzburger Philosophicum seit SS 2010
- Verleger und Inhaber des gleichnamigen Verlages in Würzburg
- Organisation und Durchführung: Symposium „Tun wir zu viel am Ende des Lebens“, Zentrum Operative Medizin 2010, Spessartsymposium „Was kann ich wissen ?“, Rothenfels 2012, Symposium „Menschenwürde“ (zweitägig), Zentrum Operative Medizin 2012
- Platon- und Kantsseminare mit besonderer Berücksichtigung ethischer und medientheoretischer Fragestellung seit 2009
Kooperationspartner
Prof. Dr. med. Thomas Bohrer, M.A. (Phil.), Leiter der Thoraxzentrums und Chefarzt Thoraxzentrum Klinikum Kulmbach
Prof. Dr. med. Michael Schmidt, Schwerpunkt Pneumonologie, Universitätsklinik Würzburg
Prof. Dr. phil. Johannes Königshausen, Institut für Philosophie, Universität Würzburg
Chefarzt Dr. Manfred Klein, Geomed Klinik Gerolzhofen
Dr. med. Gernot Rüter, Akademische Lehrpraxis der Universität Tübingen
Prof. Dr. med. Michael Heesen, Klinik für Anästhesiologie, Kantonsspital Aargau, Schweiz
Chefarzt Dr. Rumo Leistner, Klinik für Pneumonologie, Sozialstiftung Bamberg
Prof. Dr. med. Dr. phil. Hermann Faller, Abteilung für Medizinische Psychologie, Universität Würzburg
Dr. med. Elisabeth Jentschke, Geriatrische Rehabilitationsklinik Würzburg und Palliativstation der Universitätsklinik Würzburg
Dr. med. Birgit van Oorschot, Palliativmedizinische Abteilung der Universitätsklinik Würzburg
Dr. phil. Heike Baranzke, Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar
Prof. Dr. phil. Jörn Müller, Institut für Philosophie, Universität Würzburg
Prof. Dr. phil. Wolfgang Riedel, Lehrstuhl für neuere deutsche Literaturgeschichte, Universität Würzburg
Prof. Dr. theol. Stephan Ernst, Lehrstuhl für Moraltheologie, Universität Würzburg
Dorothee Ahlers, Fachärztin für Innere Medizin, Klinikum Bamberg
Prof. Dr. med. M. Stolberg, Institut für Geschichte der Medizin der Universität Würzburg
Matthias Kraus, M.A.; Pierre-Carl Link, M.A., Hekation-Institut (Würzburg) CHEIROIKOS - Privatpraxis für Psychotherapie (HeilprG)
Prof. Dr. phil. Roland Stein, Lehrstuhl für Sonderpädagogik V - Pädagogik bei Verhaltensstörungen, Institut für Sonderpädagogik, Fakultät für Humanwissenschaften, Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Prof. Dr. phil. Wolfgang Schröder, Professur für Philosophie, Katholische Theologie Fakultät, Universität Würzburg