Prävention, Behandlung und die Suche nach Impfstoffen gegen „Corona“ stellen die Gesundheitssysteme vor große Herausforderungen. Um Forschungsprojekte zu bündeln, Akteurinnen und Akteure zu vernetzen und Reibungsverluste zu verhindern, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das „Netzwerk Universitätsmedizin“ (NUM) ins Leben gerufen und fördert es mit 150 Millionen Euro. Alle deutschen Standorte der Universitätsmedizin sind vertreten, die Gesamtkoordination liegt bei der Berliner Charité.
Ein Ziel des Netzwerks NUM ist es, Kompetenzen und Ressourcen in Prävention, Diagnostik- und Behandlung aller deutschen Universitätskliniken zusammenzuführen und auszuwerten. Dadurch sollen Strukturen und Prozesse in den Kliniken geschaffen werden, die eine schnelle und qualitätsgesicherte Versorgung der an COVID-19 erkrankten Patientinnen und Patienten sicherstellen.
Um im NUM situationsgerecht und rasch agieren zu können, haben das Universitätsklinikum (UKW) und die Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg eine gemeinsame Task-Force unter der Leitung des Ärztlichen Direktors des Klinikums, Prof. Dr. Georg Ertl, und des Dekans der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Matthias Frosch, eingerichtet. „Die Task Force kann auf die langjährige Erfahrung und internationale Reputation des Forschungsstandorts Würzburg bei Klinischen Studien und Registern zurückgreifen“, so der Koordinator der Würzburger Task Force, Professor Peter Heuschmann, Direktor des Instituts für Klinische Epidemiologie und Biometrie. Die zentrale Biobank ibdw bildet den elementaren Grundstein für die Bioprobenerfassung, das Servicezentrum Medizin-Informatik des UKW sorgt unter hohem Zeitdruck für notwendige Anpassungen der Datenerhebung, -speicherung und -verarbeitung. „Nahezu alle infektiologischen und klinischen Forschungsbereiche des Standorts Würzburg sind mit ihren Erfahrungen in der klinischen Forschung einbezogen“, meint der Dekan Professor Matthias Frosch.
Der Forschungsstandort Würzburg ist an insgesamt elf der 13 geförderten Verbünde des NUM-Netzes aktiv beteiligt. Die Themen decken ein breites Spektrum an medizinischer Forschung und Anwendung ab, beispielsweise Nachuntersuchungen bei COVID-19-Patientinnen und -Patienten (NAPKON), Evidenz für Maßnahmen zur Pandemiebewältigung (CEO-sys), Pandemiemanagement (EViPan Unimed) und Testung (B-FAST). Die Gesamtfördersumme beläuft sich für Würzburg auf über 4,3 Millionen Euro.
Neben der konkreten Verbesserung der Patientenbehandlung zielt das Netzwerk auch darauf, mit bislang gewonnenen Erkenntnissen im Krisenmanagement und in den organisatorischen Abläufen besser für zukünftige Krankheitsereignisse gewappnet zu sein. Die Themenfelder des Netzwerks fokussieren sich vor allem auf die Bereiche, die insgesamt einen größtmöglichen Mehrwert für eine „Pandemic Preparedness“, also die Vorbereitung auf pandemische Ereignisse, bieten. Der Leiter der Task Force und Ärztliche Direktor des UKW Professor Georg Ertl sagt: „Gerade die wieder gestiegenen Corona-Infektionszahlen ohne entsprechende COVID-19 Erkrankungen machen den Forschungsbedarf deutlich: Wer infiziert sich, wer wird krank und wer hat einen schweren Krankheitsverlauf? Was sind die Risikofaktoren für einen solchen schweren Verlauf?“ Auch die Würzburger STAAB-COVID-Studie, die am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) mit Unterstützung des Bayerischen Wissenschaftsministeriums und der Stadt Würzburg durchgeführt wird, widme sich diesen vielleicht wichtigsten Fragen. Der Bayerische Wissenschaftsminister Bernd Sibler weist darauf hin: „Hier zeigt die Universitätsmedizin, dass sie quasi aus dem Stand für die Gesellschaft wichtigste medizinische Forschungsfragen bearbeiten kann. In ihr sind Patientenversorgung und patientennahe Forschung so eng verzahnt, dass eine schnelle und wissenschaftlich fundierte Rückkopplung von Erkenntnissen in die medizinische Anwendung möglich ist. Sowohl in der Forschung als auch in der Versorgung ist die Universitätsmedizin die Speerspitze im Kampf gegen Corona“.
Die daraus gewonnenen Erkenntnisse können in Zukunft als Empfehlungen für Prävention und Behandlung in Gesellschaft und Politik einfließen.