Schaubild zur Datensammlung und Dateneingabe mit dem Smartphone

Soziale Kontakte als Regulator von Schmerzempfindungen

Welchen Einfluss hat das soziale Umfeld auf Schmerz und seine Rückbildung? Können soziale Kontakte die Verarbeitung von Schmerz am peripheren Nerven und am Schmerzrezeptor beeinflussen? Dieser Frage geht das Projekt 5 der klinischen Forschungsgruppe KFO 5001 ResolvePAIN der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) nach.

Schmerz und soziales Umfeld

Können positive soziale Kontakte die Intensität chronischer Schmerzen reduzieren und sind diese Einflüsse schon bei der peripheren Schmerzverarbeitung nachweisbar? Diesen interessanten Fragen zu sozialen Einflüssen auf Schmerz wird in der Projektgruppe 5 der KFO 5001 nachgegangen. Untersucht werden Patientinnen und Patienten mit komplexem regionalem Schmerzsyndrom (CRPS) oder mit Polyneuropathie, die durch das Chemotherapeutikum Bortezomib ausgelöst wurde.

Durchführung

Mit Ecological Momentary Assessments (EMA) – also durch Eingabe per Smartphone – erfassen und bewerten Patientinnen und Patienten ihre Begegnungen im Alltag. Parallel dazu werden die krankhaften Veränderungen am Nerv analysiert und festgestellt, ob ein Zusammenhang mit dem Sozialleben besteht. Ein ähnlicher Versuchsaufbau wird mit Ratten durchgeführt, die unter neuropathischen Schmerzen leiden. In diesen Tiermodellen werden Begegnungen mit Artgenossen in Bezug zur Schmerzentwicklung oder -rückbildung analysiert.

Ecological Momentary Assessments (EMA)

Die modernere Untersuchungsmethode bedient sich der Kommunikationstechnologie und der sozialen Medien, um Momentaufnahmen zu bestimmten Ereignissen, Bedingungen oder Situationen zu erfassen. Davon verspricht man sich ein unverzerrtes Gesamtbild vom Alltagsleben mit seinen sozialen Einflussfaktoren. In dieser Studie fragen wir per Smartphone zu verschiedenen Zeitpunkten am Tag die sozialen Interaktionen von Patientinnen und Patienten ab, die ihre Begegnungen nach den Kategorien „keine Begegnung“, „positiv“, „negativ“, „neutral“ oder „wichtig“ bewerten.

Soziale Deprivation

Bei Nagetieren analysieren wir, in wieweit sich soziale Ausgrenzung auf objektiv nachweisbare, periphere Marker der Neuropathie in Hinterwurzelganglien und der Haut auswirkt. Parallel dazu untersuchen wir, ob solch eine soziale Deprivation die Entstehung von Schmerz und Überempfindlichkeit bei Nagern sowie die Regeneration und Schmerzlinderung beeinflusst.

Weitere Ziele

In der nächsten Förderperiode sollen die Auswirkungen sozialer Kontakte auf die Schmerzverarbeitung im Hirnstamm und die sogenannte funktionale Konnektivität untersucht werden: Die Verschaltungen der einzelnen Hirnareale untereinander und vor allem mit der Hirnrinde lassen sich mit Hilfe mithilfe der Ultrahochfeld-7-Tesla-MRT bei 7Tesla untersuchen.

Forschungsteam P5

Leitung

Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Grit Hein
Professur Translationale Soziale Neurowissenschaften
Universitätsklinikum Würzburg

Univ.-Prof. Dr. med. Claudia Sommer
Sprecherin von KFO 5001
Leitende Oberärztin der Neurologie
Universitätsklinikum Würzburg

Mitarbeiterinnen im Team

Annalena Jachnik, Doktorandin

Mona Hashemianahmadi, Doktorandin

Emilia Lampe, Doktorandin

Ausgewählte Publikationen

Qi Y, Bruch D, Krop P, Herrmann MJ, Latoschik ME, Deckert J, Hein G (2021)
Social buffering of human fear is shaped by gender, social concern, and the presence of real vs virtual agents.
Transl Psychiatry. 2021 Dec 20;11(1):641
Zur Publikation

Gründahl, M., Weiß, M., Stenzel, K., Deckert, J., & Hein, G. (2023).
The effects of everyday-life social interactions on anxiety-related autonomic responses differ between men and women.
Scientific reports, 13(1), 9498
Zur Publikation

Kontakt

Portraitfoto: Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Grit Hein

Univ.-Prof. Dr. rer. nat.
Grit Hein

Leiterin des Projekts Soziales Umfeld (P5)

+49 931 201-77411

Portraitfoto: Univ.-Prof. Dr. med. Claudia Sommer

Univ.-Prof. Dr. med.
Claudia Sommer

Leiterin der Projekte Bortezomib (P1) und Soziales Umfeld (P5)

+49 931 201-23763

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