Studienergebnisse
Praxisverändernde Studie zur Therapie beim Multiplen Myelom

Prof. Dr. Hermann Einsele war als Mitglied des European Myeloma Networks maßgeblich an der Konzeption und Durchführung der internationalen Phase-3-Studie PERSEUS beteiligt.
Die im New England Journal of Medicine im Dezember 2023 publizierte internationale Phase-3-Studie PERSEUS, an deren Konzeption und Durchführung Prof. Dr. Hermann Einsele vom UKW entscheidend beteiligt war, definiert eine neue, praxisverändernde Erstlinientherapie des Multiplen Myeloms mit dem Wirkstoff Daratumumab. Die Vierfach-Therapie Standard plus Daratumumab, kombiniert mit der Hochdosistherapie und einer Stammzellentransplantation zeigt eine bei Patientinnen und Patienten mit Multiplem Myelom bisher noch nie gesehene Krankheitskontrolle. So waren mehr als 84 Prozent der behandelten Patientinnen und Patienten nach vier Jahren noch krankheitsfrei. Die Gabe des spezifischen, künstlich hergestellten Antikörpers Daratumumab erfolgt dabei subkutan. „Dies ist genauso wirksam wie die intravenöse Verabreichung und hat ähnliche Auswirkungen auf den Körper. Beide Verabreichungsformen sind sicher, aber die subkutane Form hat weniger Nebenwirkungen. Außerdem kann sie schneller verabreicht werden – in nur drei bis fünf Minuten. Das bedeutet, dass unsere Patientinnen und Patienten das Medikament in einer einzigen Dosis erhalten können, was bequem ist und weniger Zeit in Anspruch nimmt“, erklärt Prof. Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II des UKW, Sprecher des Nationalen Tumorzentrums NCT WERA und Mitglied des European Myeloma Network.
Vorsitz beim größten europäischen Treffen zur CAR-T-Zell-Therapie
Prof. Dr. Michael Hudecek, Inhaber des Lehrstuhls für Zelluläre Immuntherapie am UKW (Bildmitte), zählt zu den weltweit führenden Wissenschaftlern für CAR-T-Zelltherapien. Vom 15. bis 17. Februar dieses Jahres leitete er gemeinsam mit Prof. Dr. Anna Sureda von der Universität Barcelona (rechts) das sechste European CAR-T Cell Meeting in Valencia/ Spanien. Die mindestens europaweit größte wissenschaftliche Veranstaltung auf diesem Gebiet hatte rund 1.300 Teilnehmende, davon 1.100 vor Ort, der Rest virtuell. Präsentiert wurden die neuesten Daten und Erkenntnisse aus Labor und Klinik. Neben den Fachleuten aus Forschung und Therapie waren auch Patientinnen und Patienten vertreten. Hinter dem Meeting stehen die Europäische Vereinigung für Hämatologie (EHA) und die Europäische Gesellschaft für Blut- und Knochenmarktransplantation (EBMT).

Bild: EBMT/Noemi San Emeterio Huang
Vier Millionen Euro für die „CAR FACTORY“
Die Deutsche Krebshilfe gab im Februar dieses Jahres bekannt, dass sie das Verbundprojekt „CAR FACTORY: Eine Hochleistungsplattform zur Entwicklung genetisch optimierter CAR-T- und NK-Zelltherapien gegen Krebs“ in den kommenden fünf Jahren mit insgesamt vier Millionen Euro fördern wird. Ziel des multidisziplinären Forschungsteams ist es, CAR-Zellen zu entwickeln, die gegen bisher schwer therapierbare Tumoren eingesetzt werden können, zum Beispiel beim Triple-negativen Brustkrebs. CAR Factory wird von Prof. Dr. Michael Hudecek vom UKW und Prof. Dr. Evelyn Ulrich vom Universitätsklinikum Frankfurt am Main geleitet. Weiterhin sind die Universität Freiburg, das Paul-Ehrlich-Institut in Langen und das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie in Leipzig an dem Projekt beteiligt.
Neue Studie
Virtueller Zwilling in der CAR-T-Zell-Therapie beim Multiplen Myelom
Das EU-Projekt CERTAINTY will Module für einen „Virtuellen Zwilling“ für die Behandlung von Krebskranken mit CAR-T-Zellen entwickeln. Ziel ist es, Ärztinnen und Ärzte zukünftig bei der Auswahl der bestmöglichen Therapie zu unterstützen und zudem das Gesundheitssystem durch den effizienteren Einsatz der oft teuren Medikamente zu entlasten. In dieses internationale Vorhaben wird das Uniklinikum Würzburg seine Expertise in der präklinischen, translationalen und klinischen Entwicklung von CAR-T-Zell-Therapien zur Behandlung des Multiplen Myeloms einbringen. Darüber hinaus wird das UKW seine Erfahrungen bei KI-unterstützten Herstellungs- und Therapie-Modellen beisteuern. Das UKW-Projektteam in CERTAINTY leitet Dr. Miriam Alb vom Lehrstuhl für Zelluläre Immuntherapie an der Medizinischen Klinik II.
Stichwort: Virtueller Zwilling
Beim Konzept des Virtuellen Zwillings in der Medizin werden bestimmte molekulare und zelluläre Merkmale einer Person sowie deren klinische Verlaufsdaten zu einem digitalen Abbild zusammengeführt und dieses anhand einer Reihe von Datenvariablen regelmäßig aktualisiert. In Verbindung mit Vergleichsdaten von Patientinnen und Patienten mit ähnlichen Merkmalen können durch den Virtuellen Zwilling dann Prognosen zum Krankheitsverlauf oder zu verschiedenen Therapieoptionen simuliert werden.
Zwei Nachwuchsförderungen beim BZKF-Young Scientist Fellowship 2024
Eine Forscherin und ein Forscher des UKW erhalten im Rahmen des Young Scientist Fellowship-Programms des Bayerischen Zentrums für Krebsforschung (BZKF) jeweils 100.000 Euro für ihre kliniknahen Forschungsprojekte.
▶ Dr. Valerie Glutsch aus der Hautklinik untersucht das Protein HER2/neu als therapeutische Zielstruktur beim mukosalen Melanom. Dabei handelt es sich um einen schwarzen Hautkrebs, der nicht auf der Haut, sondern auf den Schleimhäuten des Körpers entsteht. ▶ Dr. Xiang Zhou aus der Medizinischen Klinik II erforscht einen „Proteasominhibitor als Kombinationspartner der bispezifischen Antikörpertherapie bei Multiplem Myleom“. Sein Ziel ist es, eine zukünftige Kombinationsbehandlung zu entwickeln und die Effektivität der Anti-Myelom-Therapie zu maximieren. Außerdem soll eine langfristige internationale Zusammenarbeit mit Zentren in den USA und in der Schweiz etabliert werden, denn das Projekt wird in Kollaboration mit dem Kantonsspital St. Gallen und der Emory University in Atlanta durchgeführt.

Gilead Cell Therapy Grant für Dr. Andoni Garitano-Trojaola
Krebszellen sind von einer Zuckerschicht umgeben, die es ihnen ermöglicht, sich der Erkennung durch Immunzellen zu entziehen und der Zerstörung zu entgehen. „Die Schicht aus Zucker-Molekülen wirkt wie eine Tarnkappe“, erklärt Dr. Andoni Garitano-Trojaola und bringt seinen Forschungsfokus auf den Punkt: „Das Verständnis dieses Mechanismus ist von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung gezielter Therapien, welche die schützende Zuckerschicht durchbrechen können. Dadurch könnten die Krebszellen anfälliger für die Überwachung durch das Immunsystem werden, was die Effektivität von Immuntherapien gegen Krebs steigern würde.“ Im November 2023 wurde dem am Lehrstuhl für Zelluläre Immuntherapie der Medizinischen Klinik II des UKW arbeitenden Biochemiker ein Gilead Cell Therapy Grant in Höhe von 53.000 Euro zugesprochen.

Bild: Frankfurt School of Finance & Management
Nasenknorpel wird Knieknorpel
„Bei dem zu Beginn dieses Jahres gestarteten EU-Projekt ENCANTO entnehmen wir Patientinnen oder Patienten mit Knorpeldefekten im Knie ein kleines Stück Knorpel aus der Nasenscheidewand, züchten es auf einer strukturgebenden Kollagenmatrix und implantieren es vier Wochen später in das geschädigte Knie, damit sich der Knorpel regeneriert“, erklärt Privatdozent Dr. Oliver Pullig. Dass diese Methode funktioniert und sowohl wirksam als auch sicher ist, hat der Leiter der GMP-konformen ATMP-Entwicklung am Lehrstuhl für Tissue Engineering und Regenerative Medizin des UKW bereits in der BIO-CHIP-Studie mit einem internationalen Team unter der Leitung des Universitätsspitals Basel an mehr als 100 Personen erfolgreich gezeigt. Therapiealternative bei fortgeschrittenen Knorpeldefekten Während in dieser Studie fokale Knorpelläsionen, also nur lokal begrenzte und klar definierte Verletzungen, zum Beispiel nach einem Unfall, mit dem gezüchteten Knorpelgewebe aus der Nase behandelt wurden, sollen in die mit EU-Mitteln umfangreich geförderte ENCANTO-Studie erstmals Patientinnen und Patienten mit weiter fortgeschrittenen Knorpeldefekten aufgenommen werden. Daher auch das Akronym ENCANTO: ENgineered CArtilage from Nose for the Treatment of Osteoarthritis – künstlich hergestellter Knorpel aus der Nase zur Behandlung von degenerativem Gelenkverschleiß. Der Start der Rekrutierung von 25 Patientinnen und Patienten sowie der Herstellung von insgesamt 56 Implantaten ist in Würzburg für Anfang 2025 geplant.

Das fertige Knorpelkonstrukt (histologisch gefärbt): Auf einer Kollagenmembran (grün) hat sich – ausgehend von Knorpelzellen aus der Nasenscheidewand – eine ausgeprägte Knorpelschicht gebildet (rot).
Klinik Kitzinger Land ist nun Akademisches Lehrkrankenhaus
Mit Beginn des Jahres 2024 wurde die Klinik Kitzinger Land (KKL) offiziell zum Akademischen Lehrkrankenhaus der Julius-Maximilians-Universität Würzburg ernannt. Dies ist das Ergebnis einer Kooperationsvereinbarung mit der Medizinischen Fakultät der Universität und ermöglicht es nun angehenden Medizinerinnen und Medizinern, ihr klinisch-praktisches Ausbildungsjahr (PJ) im KKL zu absolvieren. Diese Entwicklung knüpft an bestehende Kooperationen mit dem UKW an, zuletzt ergänzt um eine intensivere Zusammenarbeit in den Bereichen Herzerkrankungen und Schlaganfallbehandlung. Die ersten Studierenden werden bereits zum Sommersemester 2024 ihr PJ in Kitzingen beginnen.

Landrätin Tamara Bischof, die auch die Verwaltungsrats-vorsitzende der Klinik Kitzinger Land ist, bei der Vertragsunterzeichnung mit Prof. Dr. Matthias Frosch, dem Dekan der Medizinischen Fakultät der Uni Würzburg. Bild: Alexander Kother