Wieso tagen die Mittelrheinischen Chirurgen ausgerechnet in Würzburg am Main, weit weg vom Mittelrhein? „Aus Tradition“, klärt Prof. Dr. Christoph Germer, Direktor der Chirurgie I am Uniklinikum Würzburg, bei seiner Eröffnungsrede im historischen Hörsaal des Luitpoldkrankenhauses auf. Einer seiner Vorgänger, Geheimrat Prof. Dr. Dr. Fritz König, sei Gründungsvater der Vereinigung Mittelrheinischer Chirurgen und gewissermaßen Ideengeber solcher Regionalkongresse gewesen. Im Jahr 1922 habe er die Jahrestagung erstmalig nach Würzburg geholt. Das Ambiente der diesjährigen Tagung erinnert ein wenig an die Zeit, in der in dem Hörsaal mit seinem steilen Ver-lauf noch operiert wurde und die Zuhörenden von ihren Sitzplätzen auf den Operati-onssitus schauen konnten.
Auswirkungen der Krankenhausstrukturreform auf operative Bereiche
Das Motto der diesjährigen Tagung, auch als Mittelrheiner bekannt, lautet „Chirurgie – auf dem Weg in eine neue Zeit“. „In der Tat sind wir in der Medizin und speziell der Chirurgie mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert, die es erforderlich machen auf diese zu reagieren beziehungsweise diese aktiv mitzugestalten“, erzählt Christoph-Thomas Germer. Die zeitnah größte Herausforderung sei die deutsche Krankenhausstrukturreform des Bundesgesundheitsministeriums. Hier werde es nicht nur um die Frage gehen, wie viele chirurgische Kliniken noch Bestand haben werden, sondern auch, welches Spektrum an operativen Eingriffen sinnvoll durchführbar sein wird. Zu dieser Thematik ist am Freitag eine Sitzung mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Regierungskommission und der Politik vorgesehen. Da die Strukturreform auch nicht ohne Auswirkung auf die Weiterbildung speziell in den operativen Fächer sein wird, gibt es eine Sitzung zu aktuellen und zukünftigen Konzepten zur Weiterbildung in den unterschiedlichen Versorgungsstufen, auch mit einem Blick ins Ausland.
Robotik steht als neue technische Revolution im Fokus vieler Sitzungen
Inhaltlich stünde Germer zufolge vor allem die Viszeral-Chirurgie vor einer neuen, technischen Revolution, vergleichbar mit der Einführung der laparoskopischen Chirurgie in den 90er Jahren. „Die Robotik hält Einzug in alle Gebiete der Allgemein- und Viszeralchirurgie und wird unser Fach weiter verändern“, so Tagungspräsident Germer. Im Rahmen der Tagung vermitteln daher ausgewiesene Expertinnen und Experten einen konkreten Eindruck zu robotischen Systemen.
Generation Z im Klinikalltag – Festrede von Rüdiger Maas
Ein weiteres großes Thema der Tagung ist der Mangel an qualifiziertem Pflegeperso-nal sowie Ärztinnen und Ärzten in den operativen Fächern. „Wir gewinnen derzeit nur ca. 5 Prozent der Studierenden für die Chirurgie. Um die Versorgung langfristig aufrecht erhalten zu können, müssten wir jedoch 15 Prozent der Studienabsolventinnen und -absolventen für die Chirurgie gewinnen“, bringt es Christoph-Thomas Germer auf den Punkt. Der Chirurg schiebt es einerseits auf das schlechte Image der chirurgischen Fächer bezüglich hierarchischer Führungsstrukturen, aber auch auf die ungüns-tigen Arbeitszeiten und hohe Arbeitsbelastung. Zudem haben sich die Menschen der neuen Generation, die jetzt in den Arbeitsmarkt drängen, verändert. Dies betreffe ihre Bereitschaft zum persönlichen Einsatz aber auch ihre Erwartung an ihre Vorgesetzten und Lehrenden. Germer: „Wir werden uns – ob wir es wollen oder nicht – damit ausei-nandersetzen müssen.“ Einen Eindruck von der Generation Z im Klinikalltag wird der Psychologe und Buchautor Rüdiger Maas, Gründer und Vorstand des Instituts für Generationsforschung in seiner Festrede geben. Die Forschungsschwerpunkte des bekannten Generationsforschers liegen auf der Beeinflussung der derzeit in Deutschland lebenden Generationen untereinander.