Würzburg. Dank einer langjährigen Kooperation mit der World Childhood Foundation, gegründet von Königin Silvia von Schweden, ist es gelungen, ein breites regionales Bündnis zur Etablierung eines Childhood-Hauses in Würzburg zu mobilisieren. Am Dienstag, den 30. Juli, hat sich der Förderverein Projekt Childhood-Haus Würzburg gegründet, um den Aufbau der neuen Einrichtung zu unterstützen.
Bereits im September 2015 entstanden im Rahmen einer Fachtagung mit Benefizgala in der Würzburger Residenz erste persönliche Kontakte zu der World Childhood Foundation, die schon zuvor Projekte von Wildwasser Würzburg e.V. in der Region unterstützt hat.
Die Schaffung einer gut strukturierten, zentralen Anlaufstelle, die alle notwendigen interdisziplinären Professionen unter einem Dach vereint, um eine optimale Versorgung für Kinder und Jugendliche mit Missbrauchserfahrungen zu gewährleisten, ist Kernpunkt der Initiative. Die Folgen eines Traumas zu mindern, Geschehenes strafrechtlich aufzuarbeiten und weitere Übergriffe zu verhindern, sind auch erklärte Ziele der Vereinsmitglieder.
Eine neue Dimension regionaler Zusammenarbeit im Bereich Kinderschutz
Das Universitätsklinikum, die Julius-Maximilians-Universität, die Stadt Würzburg, die Landkreise Würzburg und Main-Spessart, sowie pro familia Bezirksverband Unterfranken e.V., Wildwasser Würzburg e.V., Menschenskinder e.V. und die Flyeralarm Kids Foundation setzen sich künftig dafür ein, das Childhood-Haus langfristig zu sichern und den Kinderschutz in der Region weiter zu stärken. Die Kooperation ist geprägt von einer intensiven Vernetzung der existierenden regionalen Beratungs- und Behandlungsangebote.
Diese Haltung spiegelt sich auch in der Vorstandschaft des gemeinnützigen Fördervereins wider. Åsa Petersson wurde zur ersten Vorsitzenden gewählt. Prof. Christoph Härtel, Direktor der Kinderklinik am UKW, übernimmt den stellvertretenden Vorsitz. Weitere Vorstandsmitglieder sind Petra Müller-März, Wildwasser Würzburg e.V. sowie Prof. Marcel Romanos, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und psychosomatik am UKW.
Erste positive Effekte des Projekts sind bereits spürbar. Ein gemeinsamer Besuch im Childhood- Haus Heidelberg und die Gespräche mit den dortigen Fachkolleginnen und -kollegen haben wichtige Erkenntnisse gebracht.
Das Childhood-Haus Konzept
Bisher droht von Gewalt betroffenen Kindern und Jugendlichen die Gefahr, während eines Strafverfahrens mehrfach befragt zu werden – von der ersten polizeilichen Befragung über die medizinische Untersuchung bis hin zum Gerichtsverfahren –, was zu Retraumatisierungen führen kann. Die speziell eingerichteten Räumlichkeiten im Childhood-Haus, geschultes Fachpersonal und kurze Wege zwischen den beteiligten Behörden schützen die Betroffenen vor Mehrfachbefragungen.
"Wir wollen einen Perspektivwechsel initiieren. Das betroffene Kind bzw. der/die betroffene Jugendliche steht im Mittelpunkt der Überlegungen und notwendigen Maßnahmen, um die Belastung zu verringern. Das bedeutet, dass im Childhood-Haus die Abklärung und insbesondere auch die strafrechtliche Aufarbeitung unter vorrangiger Berücksichtigung des Schutz-, Unterstützungs- und Hilfebedarfs des betroffenen Kindes/Jugendlichen erfolgt. Ich freue mich, dass nun in Würzburg der zweite bayerische Standort entsteht", so Dr. Astrid Helling-Bakki, Geschäftsführerin der World Childhood Foundation Deutschland.
Als Nächstes soll mit den Justizbehörden eine Kooperationsvereinbarung geschlossen werden, die die Zusammenarbeit zwischen dem Förderverein Projekt Childhood-Haus Würzburg e.V., dem Amtsgericht Würzburg, dem Landgericht Würzburg und den Ermittlungsbehörden regelt.
Text: Åsa Petersson