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Herausragende Arbeiten zu herausforderndem Verhalten

Die Diplom-Psychologin Dr. Julia Geissler von der Kinder- und Jugendpsychiatrie des UKW erhielt auf dem XXXVIII. DGKJP-Kongress in Rostock den mit 10.000 Euro dotierten ersten Preis der Steinhausen-Stiftung für ihre Projekte REDUGIA und ProVIA, in denen junge Menschen mit einer Entwicklungsstörung der Intelligenz und Autismus-Spektrum-Störungen im Mittelpunkt stehen.

Laudator Tobias Renner hält auf der Bühne einen Blumenstrauß in den Händen, daneben Hans-Christoph Steinhausen, der Julia Geissler die Urkunde überreicht.
Dr. Julia Geissler von der Kinder- und Jugendpsychiatrie des UKW erhielt beim DGKJP-Kongress in Rostock den mit 10.000 Euro dotierten Preis der Steinhausen-Stiftung. Prof. Dr. Dr. Hans-Christoph Steinhausen (Mitte) verlieh diesen Preis zum ersten Mal. Prof. Dr. Tobias Renner (links) hielt die Laudatio. © Regina Taurines / UKW
Die Grafik zeigt sechs Screenshots der Smartphone-Applikation ProVIA-Kids
Features der App ProVIA-Kids: A) Homescreen, B) Verhaltensanalyse, C) Graphische Darstellung der Häufigkeit der verschiedenen Ursachen des Problemverhaltens, D) Inhaltsverzeichnis der Wissenskapitel, E) Auszug aus dem Wissenskapitel zu Besonderheiten der Sinneswahrnehmung, E) Stimmungstagebuch. © 2024 Meerson, Buchholz, Kammerer, Göster, Schobel, Ratz, Pryss, Taurines, Romanos, Gamer and Geissler

Würzburg. Auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) wurde erstmals der Steinhausen-Stiftungspreis verliehen. Der von Helene und Prof. Hans-Christoph Steinhausen gestiftete Preis zeichnet Forschende, Einrichtungen und Institutionen für bemerkenswerte wissenschaftliche Leistungen oder praktische Aktivitäten und Projekte aus, die in besonderer Weise geeignet sind, die Lebensqualität von Menschen mit einer Entwicklungsstörung der Intelligenz zu verbessern. 

Als erste Preisträgerin dieser Auszeichnung wurde Dr. Julia Geissler, Diplom-Psychologin der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Uniklinikums Würzburg (UKW) und approbierte Psychologische Psychotherapeutin, für ihre herausragenden Projekte REDUGIA und ProVIA geehrt. REDUGIA steht für „Reduktion von freiheitsentziehenden Maßnahmen bei Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung: Grundlagen einer interdisziplinären Allianz“; ProVIA für „Problemverhalten verstehen und vorbeugen bei Intellektueller Entwicklungsstörung und Autismus-Spektrum-Störungen“.

„Herausforderndes Verhalten ist ein dramatisches Hindernis für die volle, wirksame und gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft“

„Kinder mit Autismus-Spektrum-Störungen oder Entwicklungsstörungen der Intelligenz sind eine vulnerable Gruppe, die oft Schwierigkeiten hat, ihre Wünsche und Bedürfnisse zu kommunizieren, und die meist nicht in der Lage ist, um Hilfe zu bitten“, weiß Julia Geißler. „Sie zeigen herausforderndes Verhalten, weil sie sich im Moment nicht helfen können. Sie sind zum Beispiel aggressiv, verletzen sich selbst oder zeigen eine starke Verweigerungshaltung. Dies stellt für die Betroffenen eine erhebliche Erschwernis in Bezug auf Lernen, Selbstständigkeit, Sozialisation und Wahrnehmung in der Öffentlichkeit dar und kann so zusätzlich zu den Hürden, mit denen diese Gruppe aufgrund ihrer Erkrankungen ohnehin konfrontiert ist, ein dramatisches Hindernis für die volle, wirksame und gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft darstellen. Aus diesem Grund ist die Verhaltensprävention, unter anderem durch eine gute Schulung der Betreuungspersonen in der Erkennung der Ursachen, von zentraler Bedeutung“.

Freiheitsentziehende Maßnahmen in Extremfällen

Herausforderndes Verhalten stellt aber auch eine große Belastung für die Betreuungspersonen dar. Im Extremfall kann es sogar freiheitsentziehende Maßnahmen auslösen, die in erster Linie dem Schutz des Kindes oder seiner Umgebung dienen. Wann und unter welchen Voraussetzungen freiheitsentziehende Maßnahmen zulässig sind, regelt § 1631b BGB. Das Gesetz wurde durch eine Novellierung im Jahr 2017 dahingehend verschärft, dass solche Einschränkungen nur in Ausnahmesituationen und unter strengen Voraussetzungen erfolgen dürfen.

Hoher Versorgungsbedarf versus Ressourcenknappheit im Gesundheitssystem

REDUGIA ist die erste Studie, die systematisch den Status quo der Häufigkeit von herausforderndem Verhalten, freiheitsentziehenden Maßnahmen und der Belastung des Personals in stationären Einrichtungen für junge Menschen mit Entwicklungsstörungen der Intelligenz in einem deutschen Bundesland erfasst. In Bayern leben ca. 10 Prozent aller jungen Menschen mit Intelligenzminderung in stationären Wohneinrichtungen. Die repräsentative Befragung bayerischer Heime zeigte, dass herausforderndes Verhalten und freiheitsentziehende Maßnahmen kein flächendeckendes Phänomen sind, sondern sich auf wenige spezialisierte Einrichtungen konzentrieren, in denen die Kinder mit dem höchsten Bedarf und den gravierendsten Verhaltensproblemen betreut werden. Die Studie ergab, dass freiheitsentziehende Maßnahmen nicht häufig angewendet werden und dass die Einrichtungen bereits vor der Gesetzesänderung verantwortungsvoll damit umgegangen sind. Der 2016 in Presseberichten erhobene Vorwurf weitreichender unzulässiger freiheitsentziehender Maßnahmen konnte nicht bestätigt werden. 

„Aber es gibt einen Zusammenhang zwischen herausforderndem Verhalten und der Belastung des Personals, was zeigt, wie hoch der Betreuungsbedarf ist und wie wichtig Präventionsmaßnahmen sind, um solche Situationen zu vermeiden“, sagt Julia Geissler. Sie empfiehlt, den Pflegenden mehr Ressourcen zur Verfügung zu stellen, um die Ursachen des Verhaltens anzugehen.

ProVIA-App unterstützt bei der Prävention von herausforderndem Verhalten, indem sie individuelle Gründe für das Verhalten der Kinder findet und passgenaue Handlungsempfehlungen gibt

Um dem Mangel an Beratungs- und Therapieangeboten bei herausforderndem Verhalten zu begegnen, wurde im Projekt ProVIA die Smartphone-App ProVIA-Kids entwickelt. In der App wurde erstmals das Prinzip der Verhaltensanalyse, das auch in der Psychotherapie zur Erforschung der Ursachen von Verhalten eingesetzt wird, in ein digitales Format übersetzt. Betreuungspersonen von Kindern mit Autismus-Spektrum-Störungen oder Entwicklungsstörungen der Intelligenz erhalten so niedrigschwellig und kostenfrei Unterstützung im Alltag, ohne auf die personellen Kapazitäten anderer Stellen angewiesen zu sein. Die App bündelt Informationen und bereitet sie so auf, dass Betreuungspersonen Muster im Verhalten des Kindes leichter erkennen und die wichtigsten Probleme des Kindes effektiv angehen können. Darüber hinaus leitet die App die Betreuungspersonen zur Selbstfürsorge und zum Aufbau von Ressourcen an. Ziel von ProVIA ist die Prävention von herausforderndem Verhalten und in der Folge auch von freiheitsentziehenden Maßnahmen. „Natürlich erhebt die ProVIA-Kids-App nicht den Anspruch, eine therapeutische Behandlung zu ersetzen, aber sie kann helfen, Wartezeiten auf Therapieplätze zu überbrücken, Therapieinhalte zu ergänzen und leistet insgesamt einen wertvollen Beitrag zur Entlastung dieser Familien“, sagt Julia Geissler.

Pilotstudie verdeutlicht das Potenzial digitaler Interventionen zur Unterstützung dieser speziellen Gruppe

Eine Pilotstudie mit 23 Familien zeigte eine hohe Akzeptanz und eine sehr positive Bewertung der Lerninhalte. „Erste Verbesserungen in Bezug auf elterliche Belastung, kindliches Problemverhalten und Erziehungskompetenz deuten auf eine gute Eignung dieser niedrigschwelligen digitalen Intervention für die Zielgruppe hin, die perspektivisch in einer randomisiert-kontrollierten Studie auf ihre Wirksamkeit in Bezug auf die Prävention von herausforderndem Verhalten und die Belastung der Betreuungspersonen untersucht werden soll“, fasst Julia Geissler die Ergebnisse der Pilotstudie zusammen, die in der Fachzeitschrift Frontiers in Digital Health veröffentlicht wurden.

Aktuell wird die App im Folgeprojekt ProVIA-Teams auf Basis des Feedbacks der Pilotnutzer weiterentwickelt und um die Möglichkeit erweitert, die eingegebenen Daten datenschutzkonform mit anderen ausgewählten Betreuungspersonen zu teilen. Ab Winter 2024 haben Einrichtungen, die Kinder mit Autismus oder Intelligenzminderung betreuen, die Möglichkeit, die App zu testen. Darüber hinaus soll in Zusammenarbeit mit Betroffenenorganisationen und Familien eine begleitende App für die Nutzung durch Kinder mit Entwicklungsstörungen der Intelligenz oder Autismus-Spektrum-Störungen selbst entwickelt werden, die den Kindern hilft, ihr eigenes Verhalten besser zu verstehen und neue Fähigkeiten zu erlernen, zum Beispiel Frühwarnzeichen von Anspannung zu erkennen und Strategien, diese Anspannung zu regulieren.

Kooperationen und Förderung

Kooperationspartner sind Prof. Dr. Christoph Ratz vom Lehrstuhl für Sonderpädagogik IV – Pädagogik bei Geistiger Behinderung (Universität Würzburg) und der Medizininformatiker Prof. Dr. Rüdiger Pryss vom Institut für Medizinische Datenwissenschaften (Universität Würzburg). Finanziell unterstützt werden die Projekte einschließlich des Folgeprojekts ProVIA-Teams durch das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales (StMAS).

Publikation der Pilotstudie zur Smartphone-App ProVIA-Kids
Rinat Meerson, Hanna Buchholz, Klaus Kammerer, Manuel Göster, Johannes Schobel, Christoph Ratz, Rüdiger Pryss R, Regina Taurines, Marcel Romanos, Matthias Gamer, Julia Geissler. ProVIA-Kids - outcomes of an uncontrolled study on smartphone-based behaviour analysis for challenging behaviour in children with intellectual and developmental disabilities or autism spectrum disorder. Front Digit Health. 2024 Sep 13;6:1462682. doi: 10.3389/fdgth.2024.1462682. PMID: 39351075; PMCID: PMC11440517. 

Text: Kirstin Linkamp / UKW 
 

Laudator Tobias Renner hält auf der Bühne einen Blumenstrauß in den Händen, daneben Hans-Christoph Steinhausen, der Julia Geissler die Urkunde überreicht.
Dr. Julia Geissler von der Kinder- und Jugendpsychiatrie des UKW erhielt beim DGKJP-Kongress in Rostock den mit 10.000 Euro dotierten Preis der Steinhausen-Stiftung. Prof. Dr. Dr. Hans-Christoph Steinhausen (Mitte) verlieh diesen Preis zum ersten Mal. Prof. Dr. Tobias Renner (links) hielt die Laudatio. © Regina Taurines / UKW
Die Grafik zeigt sechs Screenshots der Smartphone-Applikation ProVIA-Kids
Features der App ProVIA-Kids: A) Homescreen, B) Verhaltensanalyse, C) Graphische Darstellung der Häufigkeit der verschiedenen Ursachen des Problemverhaltens, D) Inhaltsverzeichnis der Wissenskapitel, E) Auszug aus dem Wissenskapitel zu Besonderheiten der Sinneswahrnehmung, E) Stimmungstagebuch. © 2024 Meerson, Buchholz, Kammerer, Göster, Schobel, Ratz, Pryss, Taurines, Romanos, Gamer and Geissler

Prof. Dr. Sebastian Walther wird neuer Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am UKW

„Gesamtes Spektrum der Therapieoptionen nutzen“ / Bewegungsstörungen bei psychiatrischen Erkrankungen sind ein Schwerpunkt

Zum 1. Oktober 2024 wird Prof. Dr. Sebastian Walther neuer Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Würzburg (UKW).
Zum 1. Oktober 2024 wird Prof. Dr. Sebastian Walther neuer Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Würzburg (UKW). Foto: UKW / A. Wenzl

Würzburg. Aus der Schweiz nach Würzburg: Zum 1. Oktober 2024 wird Prof. Dr. Sebastian Walther neuer Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Würzburg (UKW). Er folgt auf Prof. Dr. Jürgen Deckert und wechselt vom Universitätsklinikum Bern nach Würzburg.

„Die Würzburger Klinik ist sehr gut aufgestellt und verfügt über ein breites Behandlungsangebot, sowohl stationär als auch ambulant. Zudem gibt es zahlreiche Anknüpfungspunkte für Forschungsprojekte in der Universitätsmedizin Würzburg, speziell natürlich unter dem Dach des Würzburger Zentrums für psychische Gesundheit (ZEP). Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe und den Start in Würzburg“, betont der 47-Jährige. Die Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des UKW behandelt jährlich multiprofessionell etwa 3000 Patientinnen und Patienten und verfügt über verschiedene Schwerpunktstationen sowie drei tagesklinische Einrichtungen und mehrere Schwerpunktambulanzen. Seit 2023 ist dort auch die Würzburger Trauma-Ambulanz angesiedelt.

Motorische Störungen als frühes Warnsignal

Zu den klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunkten von Prof. Walther zählt u.a. die Erforschung motorischer Störungen bei psychiatrischen Erkrankungen. „Bewegungsauffälligkeiten können ein früher Hinweis auf eine Erkrankung sein. Dieses Thema wurde lange vernachlässigt, stellt jedoch einen wichtigen Ansatz dar, um früh mit der geeigneten Therapie beginnen zu können. Zudem kann es sein, dass Medikamente zu Bewegungsstörungen beitragen. Auch deshalb ist die Motorik für die Patientinnen und Patienten wichtig. Wir blicken nicht nur ins Gehirn, sondern auf den gesamten Patienten und sein Umfeld. Das ist das Faszinierende an unserer Disziplin“, erklärt Prof. Walther.

Dabei gelte es, das gesamte Spektrum der Behandlungsoptionen zu nutzen: „Das sind natürlich die Möglichkeiten der Psychotherapie, der medikamentösen Therapie aber auch Verfahren der transkraniellen oder invasiven Hirnstimulation, die bei der Behandlung eine Rolle spielen können. Speziell bei schwerer Depression kann gerade die Kombination dieser Behandlungsansätze zu einem besseren Erfolg der Therapie beitragen. Gerade dann, wenn bisherige Therapieansätze nicht zum Ziel führten.“ Denn: Patienten mit einer Depression werden nur selten von einer einzigen Therapieform geheilt. Kombinationsbehandlungen sind Standard und Psychotherapie ist immer notwendig, so Prof. Walther.

Zuvor stellvertretender Klinikdirektor an der Uniklinik Bern

In Bern war Prof. Walther zuletzt stellvertretender Klinikdirektor und Chefarzt der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie. 2005 wechselte er nach Bern, zuvor war er Assistenzarzt an der Charité, Medizin studierte er an der Universität Jena. Für seine Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. 2018 erhielt Prof. Walther den Forschungspreis der Schweizer Hirnliga, 2020 den Preis der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) zur Erforschung psychischer Erkrankungen. Prof. Walther ist Vater von zwei Kindern. Er habilitierte 2014 in Bern.

PD Dr. Tim von Oertzen, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKW, erklärt: „Mit Prof. Walther haben wir einen international anerkannten Experten gewinnen können, der unser hochspezialisiertes Versorgungsangebot optimal ergänzt. Damit werden wir die hohe Behandlungsqualität für unsere Patientinnen und Patienten weiter ausbauen. Wir heißen Prof Walther am UKW herzlich willkommen.“ Prof. Dr. Matthias Frosch, Dekan der Medizinischen Fakultät in Würzburg, sagt: „Prof. Walther ergänzt mit seinem Forschungsprofil zudem hervorragend das wissenschaftliche Spektrum der Würzburger Universitätsmedizin. Er wird sicher dazu beitragen, durch innovative Ansätze neue Projekte hier in Würzburg zu etablieren. Auch bleibt es eine wichtige Aufgabe, unsere Studentinnen und Studenten für das Fachgebiet zu begeistern.“

 

Zum 1. Oktober 2024 wird Prof. Dr. Sebastian Walther neuer Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Würzburg (UKW).
Zum 1. Oktober 2024 wird Prof. Dr. Sebastian Walther neuer Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Würzburg (UKW). Foto: UKW / A. Wenzl

18 Jahre als Klinikdirektor am UKW: Prof. Dr. Jürgen Deckert nimmt Abschied

„Zentrum für Psychische Gesundheit“ in Würzburg etabliert / „Ambulante Angebote werden an Bedeutung gewinnen“

Prof. Dr. Jürgen Deckert war seit 2006 Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum. Würzburg (UKW).
Prof. Dr. Jürgen Deckert war seit 2006 Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum. Würzburg (UKW). Foto: Main-Post / Thomas Obermeier.

Würzburg. Als er 1977 sein Medizinstudium in Würzburg begann, stand bereits fest: „Ich will Psychiater werden.“ Das hat Prof. Dr. Jürgen Deckert auch genauso umgesetzt. Ende September verabschiedet sich der langjährige Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums Würzburg (UKW). 2006 hatte er das Amt des Klinikdirektors angetreten, seit 2013 war er zudem Sprecher des „Zentrums für Psychische Gesundheit“ in Würzburg.

„Warum machen Menschen, was sie machen?“ – diese Frage habe ihn angetrieben und macht es auch heute noch. Für ihn ist damit stets auch das Anliegen verbunden, das erworbene Wissen so einzusetzen, dass es Menschen hilft. „Und genau dafür stehen uns in der Klinik eine Vielzahl von Werkzeugen und Methoden verschiedener Fachdisziplinen zur Verfügung, die wir durch kontinuierliche Forschung erweitern.“ Das spiegelt sich auch im aktuellen intersektoralen Versorgungsangebot der Klinik wieder, das er in den vergangenen 18 Jahren spürbar ausgebaut hat: Neben verschiedenen Schwerpunktstationen gibt es drei tagesklinische Einrichtungen und eine Vielzahl von Spezialambulanzen. Prof. Deckert ist überzeugt: „Speziell die ambulanten Angebote werden in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen, denn so können wir frühzeitig behandeln, um ein Fortschreiten des Krankheitsverlaufes im Idealfall zu verhindern.“

Wichtiger Meilenstein: Gründung des „Zentrums für Psychische Gesundheit“

Auch daher sei die Prävention und die Früherkennung von psychischen Erkrankungen so wichtig. „Mit der Eröffnung des Deutschen Zentrums für Präventionsforschung und psychische Gesundheit (DZPP) im Frühjahr 2024 konnten wir hier in Würzburg einen weiteren Meilenstein erreichen, von dem wichtige innovative Impulse ausgehen werden“, so Deckert. Ein wichtiger Schritt zur Profilierung des Standortes und auch der Fachdisziplin war dabei auch die Gründung des „Zentrums für psychische Gesundheit“ (ZEP) in Würzburg 2013, die der 66-Jährige maßgeblich vorangetrieben hat.

Unter diesem Dach des ZEP arbeiten mehrere klinische Bereiche des UKW sowie Forschungseinrichtungen von Klinikum und Universität eng zusammen. „Die Etablierung des Zentrums war eine enorme Herausforderung, denn der der Begriff der „Psychischen Gesundheit“ hatte bei uns in Deutschland zunächst keine ausgeprägte Tradition, anders als der Begriff „Mental Health“ im englischsprachigen Raum. Der Weg zur Zentrumsgründung dauerte rund sieben Jahre, aber er hat sich gelohnt“, betont Deckert.

Ein Schwerpunkt: Angsterkrankungen / Erstes interdisziplinäres Zentrum in Deutschland gegründet

Zu den Schwerpunkten seiner klinischen und wissenschaftlichen Arbeit zählt u.a. das Themenspektrum Angsterkrankungen. Ausgangspunkt dafür war seine frühe wissenschaftliche Arbeit zu Neurotransmittern mit dem Ziel, medikamentöse Therapien für Angststörungen zu finden. Diesen Schwerpunkt verfolgte er auch bei seinen Stationen u.a. am „National Institute of Mental Health“ in Bethesda in den USA, an der Ruhr-Universität Bochum und am Institut für Humangenetik an der Universität Bonn, bevor er 1997 habilitierte. 1998 bis 2006 war Prof. Deckert stellvertretender Klinikdirektor der Klinik für Psychiatrie am Universitätsklinikum Münster, bevor der zweifache Vater 2006 Klinikdirektor am UKW in seiner Heimatstadt Würzburg wurde.

Von 2008 bis 2016 war Prof. Deckert Standort-Sprecher des zwischen 2008 und 2020 von der DFG geförderten Sonderforschungsbereiches (SFB) Transregio „Furcht, Angst, Angsterkrankungen“. Dieser SFB vereinte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten und Universitätsklinika aus Münster, Hamburg und Würzburg. Rund zwanzig Prozent aller Erwachsenen in Deutschland leiden an einer der unterschiedlichen Angststörungen. Diese beginnen oft bereits in Kindheit und Jugend und sind Risikofaktoren für andere psychische Erkrankungen später im Leben, vor allem für Depressionen. „Dieser Verbund brachte enorme Impulse, die wir zeitnah in der klinischen Versorgung abbildeten. Genau das ist der Auftrag der Universitätsmedizin. 2017 gründeten wir in Würzburg daher das Interdisziplinäre Zentrum für Angsterkrankungen (IZA). Dieses Zentrum war seinerzeit das erste dieser Art in Deutschland“, erklärt Prof. Deckert.

Als Studiendekan und Prodekan in Würzburg brachte er die Perspektive „seines Faches“ in die universitäre Lehre ein. Denn auch das ist ihm klar: „Wir müssen angehende Medizinerinnen und Mediziner für unser Fach begeistern. Denn nur so können wir dringend benötigten Fachkräfte gewinnen, die nötig sind für eine optimale Versorgung unserer Patientinnen und Patienten. Dazu braucht es auch in Zukunft eine ausreichende Finanzierung der unterschiedlichen psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgungsangebote –ambulant und stationär.“

Künftige Aufgaben als Seniorprofessor

Wichtig sei dabei stets die enge Verzahnung der verschiedenen Versorgungsstufen und Therapieangebote: „Wenn wir unsere Patienten bereits ambulant so erfolgreich behandeln, dass ein stationärer Aufenthalt vermieden werden kann, ist das ein großer Erfolg. Zudem bedeutet eine psychische Erkrankung eine enorme Belastung für die Familie. Dies kann dann wiederum weitere Erkrankungen im Familienkreis nach sich ziehen.“

Ende September gibt Prof. Deckert die Klinikleitung am UKW an seinen Nachfolger Prof. Dr. Sebastian Walther weiter, der von der Universitätsklinik Bern an das UKW wechselt. Der Universitätsmedizin bleibt Prof. Deckert allerdings erhalten. Im Rahmen einer Seniorprofessur am UKW wird er sich in die Aufgabenbereiche des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM) einbringen und dort Aspekte seines Fachgebietes vertreten. „Jetzt steht ein neuer Abschnitt im Leben an. Darauf freue ich mich!“

„Strukturen am UKW geprägt“

Der Vorstand des Universitätsklinikums Würzburg dankt Prof. Deckert für seine großen Verdienste um die Würzburger Universitätsmedizin: „Prof. Deckert hat die Strukturen bei der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen am UKW enorm geprägt und stets weiterentwickelt. Davon profitieren viele Menschen – auch in Zukunft. Für seine Leistungen hier in Würzburg gebührt ihm größte Anerkennung und unser herzlichster Dank“, betont PD Dr. Tim von Oertzen, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKW.

„Sein enormer Einsatz in zahlreichen erfolgreichen Forschungsprojekten hat ganz wesentlich zum hervorragenden Ruf der Klinik weit über Würzburg hinaus beigetragen. Wir freuen uns, dass er sein Fachwissen und seinen enormen Erfahrungsschatz als Seniorprofessor weiter in die die Universitätsmedizin einbringt. Auch für sein Engagement als Studiendekan und Prodekan bedanke ich mich besonders“, so Prof. Dr. Matthias Frosch, Dekan der Medizinischen Fakultät.
 

Prof. Dr. Jürgen Deckert war seit 2006 Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum. Würzburg (UKW).
Prof. Dr. Jürgen Deckert war seit 2006 Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum. Würzburg (UKW). Foto: Main-Post / Thomas Obermeier.

„Klinische Neurostimulation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie“

Uniklinikum Würzburg ist Partner im neuen wissenschaftlichen Netzwerk

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das wissenschaftliche Netzwerk „Klinische Neurostimulation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie“ unter Beteiligung von 17 Universitätsklinika für Kinder- und Jugendpsychiatrie und ausgewiesenen Experten und Expertinnen im deutschsprachigen Raum.

 

Köln / Würzburg. Bei verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen sind bestimmte Gehirnbereiche nicht ausreichend aktiv oder arbeiten nicht gut zusammen. Mit Neurostimulationen lässt sich die Gehirnaktivität jedoch gezielt beeinflussen. So können elektrische Impulse oder Magnetfelder bestimmte Gehirnregionen stimulieren und Fehlfunktionen im Gehirn, die bei Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Zwangserkrankungen auftreten, korrigieren. Während die Wirksamkeit von Neurostimulationen bei Erwachsenen gut belegt sind, gibt es bei Kindern und Jugendlichen noch keine Standards. Das will das neue wissenschaftliche Netzwerk „Klinische Neurostimulation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie“ ändern. Ziel des Netzwerks, an dem 17 Universitätsklinika beteiligt sind, ist die Etablierung einheitlicher Standards in Vorbereitung multizentrischer, konfirmatorischer Studien zur therapeutischen Wirksamkeit von Methoden der Neurostimulation bei Kindern- und Jugendlichen mit psychiatrischen Erkrankungen. Die DFG fördert das Netzwerk über eine Laufzeit von drei Jahren (Projektnummer: 545308387).

„Die nicht-invasiven Methoden der Neurostimulation bieten eine vielversprechende Möglichkeit, Behandlungen zu entwickeln, die basierend auf den neuesten neurowissenschaftlichen Erkenntnissen gezielt auf die zugrundeliegenden Ursachen der psychischen Erkrankungen eingehen. Für die dafür notwendige Forschung kann unser Netzwerk die notwendigen Rahmenbedingungen definieren. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit“, sagt Prof. Dr. Lorenz Deserno von der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Uniklinikums Würzburg (UKW).

Bestehende Vorurteile abbauen und die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit psychiatrischen Erkrankungen verbessern

Sprecher des Netzwerks ist Prof. Dr. Julian Koenig von der Uniklinik Köln und der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln. „Die Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft ermöglicht uns die Entwicklung einheitlicher Standards im deutschsprachigen Raum, die insbesondere vor dem Hintergrund der bisher sehr heterogenen Evidenz, eine notwendige Voraussetzung für zukünftige Studien darstellt. Wir hoffen durch umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit die Bekanntheit der Verfahren zu steigern, bestehende Vorurteile abzubauen und letztlich zu einer Verbesserung der Versorgungssituation von Kindern und Jugendlichen mit psychiatrischen Erkrankungen beizutragen – insbesondere den Patientinnen und Patienten, die nicht oder nicht hinreichend auf bestehende therapeutische Angebote ansprechen“, erklärt Koenig. 

Therapeutische Effektivität bei Erwachsenen sehr gut belegt, bei Kindern und Jugendlichen fehlen Behandlungsstandards

Methodisch beraten wird das Netzwerk durch Prof. Dr. Til Ole Bergmann, Universitätsprofessor für Neurostimulation an der Universitätsmedizin Mainz und Prof. Dr. Andreas J. Fallgatter, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Tübingen. „Ich freue mich sehr, dass die DFG dieses wichtige Wissenschaftliche Netzwerk fördert. Moderne Ansätze der personalisierten, nicht-invasiven Neurostimulation können die Aktivität von krankheitsrelevanten Hirnnetzwerken zeitlich und anatomisch gezielt modulieren, was bei einer medikamentösen Behandlung nicht der Fall ist. Diese Verfahren sind schmerzfrei, gut verträglich, und ihre therapeutische Effektivität bei Erwachsenen sehr gut belegt, zum Beispiel in der Behandlung von Depressionen. Bei Kindern und Jugendlichen fehlen jedoch noch die benötigten multizentrischen Studien und Behandlungsstandards, welche im Rahmen dieses Netzwerkes koordiniert werden können.“, so Til Ole Bergmann. 
Andreas J. Fallgatter, der eine umfangreiche Expertise zu Verfahren der Neurostimulation bei Erwachsenen mit psychiatrischen Erkrankungen hat und die Infrastruktur „Neuromodulation“ innerhalb des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit (DZPG) koordiniert, um Methoden der Neuromodulation zu erforschen und weiterzuentwickeln, fügt hinzu: „Ich gratuliere Professor Koenig und den beteiligten wissenschaftlichen Einrichtungen zur Förderung dieses wichtigen Netzwerkes. Ich sehe gerade in der Kinder- und Jugendpsychiatrie besonders große Möglichkeiten durch nebenwirkungsarme, neurostimulatorische Behandlungsverfahren das therapeutische Spektrum zu erweitern, in Ergänzung zur Psychotherapie und der durch Zulassungsbeschränkungen und Nebenwirkungen oft nur eingeschränkt möglichen Pharmakotherapie.“

Aus neurobiologischen Erkenntnissen der letzten Jahrzehnte Transfer in innovative und effektive Therapieverfahren für Kinder und Jugendliche

Im Rahmen des Netzwerks ist eine virtuelle Fortbildungsreihe unter Beteiligung internationaler Expertinnen und Experten zu Themen der klinischen Neurostimulation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) geplant, die das Netzwerk unterstützt. Prof. Dr. Marcel Romanos, Präsident der DGKJP und Klinikdirektor der Kinder- und Jugendpsychiatrie am UKW kommentiert: „Ich freue mich sehr, dass mit der Förderung des neuen Netzwerks durch die DFG die Bedeutung von psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter für die gesamtgesellschaftliche Gesundheit anerkannt wird. Das Netzwerk zur Neurostimulation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist ein wesentlicher Schritt, um aus den neurobiologischen Erkenntnissen der letzten Jahrzehnte nun den Transfer in innovative und effektive Therapieverfahren für Kinder und Jugendliche zu leisten.“ 

Kooperationspartner

Im wissenschaftlichen Netzwerk „Klinische Neurostimulation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie“ arbeiten zusammen: Uniklinik RWTH Aachen; Universität Bern, Schweiz; Charité - Universitätsmedizin Berlin; Ruhr Universität Bochum; LVR-Universitätsklinik Essen; Universitätsklinikum Frankfurt; Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf; Universitätsklinikum Heidelberg; Uniklinik Köln und Medizinische Fakultät der Universität zu Köln; Universitätsklinikum Leipzig; Zentralinstitut für seelische Gesundheit, Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim; Universität Heidelberg; Medizinische Fakultät der Universität Magdeburg; Philipps-Universität Marburg und Universitätsklinikum Marburg (UKGM); LMU Klinikum München; Universitätsklinikum Regensburg; Universitätsmedizin Rostock; Universitätsklinikum Tübingen; Medizinische Universität Wien, Österreich; Universitätsklinikum Würzburg.

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg: Das Childhood-Haus Würzburg nimmt Form an

Ein bedeutender Schritt im Kinderschutz: Das Childhood-Haus in Würzburg soll nun Realität werden. Ein Childhood-Haus ist eine kinderfreundliche, multidisziplinäre, ambulante Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche, die Opfer oder Zeugen von sexualisierter und körperlicher Gewalt geworden sind.

Gruppenbild Protagonisten des Childhood-Hauses Würzburg
Die Protagonisten des Childhood-Hauses Würzburg bei der konstituierenden Sitzung am 30.07.2024. Bild: Alina Menschick / UKW

Würzburg. Dank einer langjährigen Kooperation mit der World Childhood Foundation, gegründet von Königin Silvia von Schweden, ist es gelungen, ein breites regionales Bündnis zur Etablierung eines Childhood-Hauses in Würzburg zu mobilisieren. Am Dienstag, den 30. Juli, hat sich der Förderverein Projekt Childhood-Haus Würzburg gegründet, um den Aufbau der neuen Einrichtung zu unterstützen.

Bereits im September 2015 entstanden im Rahmen einer Fachtagung mit Benefizgala in der Würzburger Residenz erste persönliche Kontakte zu der World Childhood Foundation, die schon zuvor Projekte von Wildwasser Würzburg e.V. in der Region unterstützt hat.

Die Schaffung einer gut strukturierten, zentralen Anlaufstelle, die alle notwendigen interdisziplinären Professionen unter einem Dach vereint, um eine optimale Versorgung für Kinder und Jugendliche mit Missbrauchserfahrungen zu gewährleisten, ist Kernpunkt der Initiative. Die Folgen eines Traumas zu mindern, Geschehenes strafrechtlich aufzuarbeiten und weitere Übergriffe zu verhindern, sind auch erklärte Ziele der Vereinsmitglieder.

Eine neue Dimension regionaler Zusammenarbeit im Bereich Kinderschutz

Das Universitätsklinikum, die Julius-Maximilians-Universität, die Stadt Würzburg, die Landkreise Würzburg und Main-Spessart, sowie pro familia Bezirksverband Unterfranken e.V., Wildwasser Würzburg e.V., Menschenskinder e.V. und die Flyeralarm Kids Foundation setzen sich künftig dafür ein, das Childhood-Haus langfristig zu sichern und den Kinderschutz in der Region weiter zu stärken. Die Kooperation ist geprägt von einer intensiven Vernetzung der existierenden regionalen Beratungs- und Behandlungsangebote.

Diese Haltung spiegelt sich auch in der Vorstandschaft des gemeinnützigen Fördervereins wider. Åsa Petersson wurde zur ersten Vorsitzenden gewählt. Prof. Christoph Härtel, Direktor der Kinderklinik am UKW, übernimmt den stellvertretenden Vorsitz. Weitere Vorstandsmitglieder sind Petra Müller-März, Wildwasser Würzburg e.V. sowie Prof. Marcel Romanos, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und psychosomatik am UKW.

Erste positive Effekte des Projekts sind bereits spürbar. Ein gemeinsamer Besuch im Childhood- Haus Heidelberg und die Gespräche mit den dortigen Fachkolleginnen und -kollegen haben wichtige Erkenntnisse gebracht.

Das Childhood-Haus Konzept

Bisher droht von Gewalt betroffenen Kindern und Jugendlichen die Gefahr, während eines Strafverfahrens mehrfach befragt zu werden – von der ersten polizeilichen Befragung über die medizinische Untersuchung bis hin zum Gerichtsverfahren –, was zu Retraumatisierungen führen kann. Die speziell eingerichteten Räumlichkeiten im Childhood-Haus, geschultes Fachpersonal und kurze Wege zwischen den beteiligten Behörden schützen die Betroffenen vor Mehrfachbefragungen.

"Wir wollen einen Perspektivwechsel initiieren. Das betroffene Kind bzw. der/die betroffene Jugendliche steht im Mittelpunkt der Überlegungen und notwendigen Maßnahmen, um die Belastung zu verringern. Das bedeutet, dass im Childhood-Haus die Abklärung und insbesondere auch die strafrechtliche Aufarbeitung unter vorrangiger Berücksichtigung des Schutz-, Unterstützungs- und Hilfebedarfs des betroffenen Kindes/Jugendlichen erfolgt. Ich freue mich, dass nun in Würzburg der zweite bayerische Standort entsteht", so Dr. Astrid Helling-Bakki, Geschäftsführerin der World Childhood Foundation Deutschland.

Als Nächstes soll mit den Justizbehörden eine Kooperationsvereinbarung geschlossen werden, die die Zusammenarbeit zwischen dem Förderverein Projekt Childhood-Haus Würzburg e.V., dem Amtsgericht Würzburg, dem Landgericht Würzburg und den Ermittlungsbehörden regelt.

Text: Åsa Petersson

 

Gruppenbild Protagonisten des Childhood-Hauses Würzburg
Die Protagonisten des Childhood-Hauses Würzburg bei der konstituierenden Sitzung am 30.07.2024. Bild: Alina Menschick / UKW

Stress lass nach! Wie ein Trauma entsteht und wieder geht

Neue Erkenntnisse zur Entstehung und Entwicklung stressbedingter Erkrankungen wie Trauma oder Depression eröffnen neue Wege in der Diagnose und individuellen Behandlung

Heike Weber vor dem Massenspektrometer
Privatdozentin Dr. Heike Weber leitet am Zentrum für Psychische Gesundheit das Labor für funktionelle Genomik. Für die PTBS-Studien hat die Biologin am Massenspektrometer die Hochdurchsatz-Genotypisierungen durchgeführt. © Kirstin Linkamp / UKW
Inge Reck pipettiert im Labor von Heike Weber
Die medizinische technische Assistentin Inge Reck (vorn) aus dem Team von Heike Weber (hinten) pipettiert hier eine PCR (Polymerase-Kettenreaktion). Bei der PCR werden kurze genau definierte Genregionen vermehrt. Das PCR-Produkt wird dann in den Massenspektrometer gelegt, auf einen Chip gespottet, mittels Laser ionisiert und in einem elektrischen Feld beschleunigt. Der Genotyp wird über die Masse anhand der Fluggeschwindigkeit bestimmt. © Kirstin Linkamp / UKW

Würzburg. Das Erleben oder Beobachten eines traumatischen Ereignisses wie etwa ein schwerer Unfall, eine Naturkatastrophe, der Verlust eines geliebten Menschen oder Krieg und Gewalt kann der Seele eine große Verletzung zufügen. Die Symptome dieser sogenannten posttraumatischen Belastungsstörung, kurz PTBS, können unmittelbar nach dem traumatischen Ereignis auftreten oder erst Monate oder sogar Jahre später beginnen und das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen. Im Lauf ihres Lebens erkranken knapp acht Prozent aller Menschen an einer PTBS, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Es gibt jedoch gute Aussichten auf Heilung. „Je eher eine PTBS professionell psychotherapeutisch behandelt wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, den Alltag wieder normal gestalten zu können“, sagt Prof. Dr. Jürgen Deckert, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Uniklinikum Würzburg (UKW), die einen ihrer Schwerpunkte auf die Erforschung und Behandlung von PTBS gelegt hat. Erst kürzlich war Jürgen Deckert mit seinem Team an der Veröffentlichung neuer Erkenntnisse beteiligt, die das Verständnis der biologischen Grundlagen von PTBS verbessern und neue Wege für zukünftige Forschungsprojekte und neue Behandlungsmöglichkeiten eröffnen. 

95 genetische Bereiche entdeckt, die mit PTBS in Verbindung stehen 

In einer im Journal Nature Genetics veröffentlichten Studie analysierte das Psychiatric Genomic Konsortium, zu dem auch Mitglieder des Würzburger Zentrums für Psychische Gesundheit (ZEP) und ihre Kooperationspartner aus dem ehemaligen Jugoslawien gehören, die genetischen Merkmale von PTBS. „Veranlagungsfaktoren können die Menschen resilienter oder vulnerabler gegenüber Extremerfahrungen machen“, erläutert Jürgen Deckert. „Nicht alle entwickeln nach einem traumatischen Ereignis eine Posttraumatische Belastungsstörung.“ 

Insgesamt wurden die Daten von mehr als 1,2 Millionen Menschen unterschiedlicher Herkunft analysiert. Von den 95 entdeckten genetischen Bereichen, die mit PTBS in Verbindung stehen, waren 80 zuvor unbekannt. „Bei der genaueren Untersuchung dieser genetischen Bereiche haben wir 43 Gene identifiziert die das Risiko erhöhen, nach einem Trauma eine Posttraumatische Belastungsstörung zu entwickeln“, berichtet Privatdozentin Dr. Heike Weber. Die Biologin leitet am ZEP das Labor für funktionelle Genomik und hatte in einer früheren, im Journal of Neural Transmission veröffentlichten Studie in einer Kohorte aus Kriegsgebieten in Südosteuropa (SEE-PTBS-Kohorte) den relativen Beitrag genetischer Faktoren im Vergleich zur Schwere des Trauma und Bewältigungsstrategien untersucht. Heike Weber zufolge sind diese 43 neu identifizierten Gene hauptsächlich für die Regulation von Nervenzellen und Synapsen, die Entwicklung des Gehirns, die Struktur und Funktion von Synapsen sowie für hormonelle und immunologische Prozesse zuständig. Weitere wichtige Gene beeinflussen Stress- und Angst- und Bedrohungsprozesse, von denen man annimmt, dass sie der Neurobiologie der PTBS zugrunde liegen.

Systembiologische Untersuchung von PTBS und Depression in verschiedenen Gehirnregionen, Zelltypen und Blut

Eine weitere Studie, die auf dem Vorläufermanuskript der Nature Genetics-Publikation aufbaut und an der das UKW beteiligt ist, wurde jetzt im renommierten Fachjournal Science veröffentlicht. Konkret ging es hier um die molekularen Ursachen sowohl von PTBS als auch von Depressionen. Beide stressbedingten Störungen entstehen durch das Zusammenspiel von genetischer Anfälligkeit und Stressbelastung, welche nach und nach zu Veränderungen im menschlichen Genom führen, die die Expression von Genen und Proteinen beeinflussen. Um eine integrierte Systemperspektive von PTBS und Depression zu erlangen, hat das internationale Team die Daten aus Untersuchungen von verschiedenen Gehirnregionen mit Analysen der Einzelkern-RNA-Sequenzierung, der Genetik und der Proteomik des Blutplasmas ergänzt. Die Forschenden fanden die meisten Krankheitssignale im medialen präfrontalen Kortex (mPFC). Diese betreffen das Immunsystem, die Regulierung von Nervenzellen und von Stresshormonen betreffen.
Fazit: Die Ergebnisse zeigen gemeinsame und unterschiedliche molekulare Störungen im Gehirn bei PTBS und Depression, sie klären die Beteiligung spezifischer Zelltypen auf, ebnen den Weg für die Entwicklung blutbasierter Biomarker und unterscheiden zwischen Risiko- und Krankheitsprozessen. Das heißt: Die Erkenntnisse weisen auf stressbedingte Signalwege hin und liefern Hinweise auf neue therapeutische Ansätze in Ergänzung der bisherigen psychotherapeutischen Interventionen.

Publikationen: 
Nikolaos P. Daskalakis et al. Systems biology dissection of PTSD and MDD across brain regions, cell types, and blood.Science384,eadh3707(2024). DOI: 10.1126/science.adh3707

Nievergelt, C.M., Maihofer, A.X., Atkinson, E.G. et al. Genome-wide association analyses identify 95 risk loci and provide insights into the neurobiology of post-traumatic stress disorder. Nat Genet 56, 792–808 (2024). https://doi.org/10.1038/s41588-024-01707-9

Weber, H., Maihofer, A.X., Jaksic, N. et al. Association of polygenic risk scores, traumatic life events and coping strategies with war-related PTSD diagnosis and symptom severity in the South Eastern Europe (SEE)-PTSD cohort. J Neural Transm 129, 661–674 (2022). https://doi.org/10.1007/s00702-021-02446-5

Text: Kirstin Linkamp / UKW

Heike Weber vor dem Massenspektrometer
Privatdozentin Dr. Heike Weber leitet am Zentrum für Psychische Gesundheit das Labor für funktionelle Genomik. Für die PTBS-Studien hat die Biologin am Massenspektrometer die Hochdurchsatz-Genotypisierungen durchgeführt. © Kirstin Linkamp / UKW
Inge Reck pipettiert im Labor von Heike Weber
Die medizinische technische Assistentin Inge Reck (vorn) aus dem Team von Heike Weber (hinten) pipettiert hier eine PCR (Polymerase-Kettenreaktion). Bei der PCR werden kurze genau definierte Genregionen vermehrt. Das PCR-Produkt wird dann in den Massenspektrometer gelegt, auf einen Chip gespottet, mittels Laser ionisiert und in einem elektrischen Feld beschleunigt. Der Genotyp wird über die Masse anhand der Fluggeschwindigkeit bestimmt. © Kirstin Linkamp / UKW

G-BA-Innovationsfonds-Projekt BRIDGE steht in den Startlöchern

Ein neues interdisziplinäres Forschungsprojekt unter der gemeinsamen Leitung der Universitätsmedizin Mainz und der MSB Medical School Berlin und mit Beteiligung der Universitätsmedizin Würzburg untersucht die Wirksamkeit einer innovativen Versorgungsform für multimorbide, ältere Menschen mit Depression: BRIDGE ist ein Aktivierungsprogramm, das unmittelbar an einen Krankenhausaufenthalt in der Geriatrie oder Gerontopsychiatrie anschließt. Es soll zu mehr körperlicher Aktivität und positiven Erlebnissen im Alltag der Patientinnen und Patienten beitragen und so die depressiven Symptome reduzieren und die Lebensqualität verbessern. Das Projekt startet am 1. Juli 2024 und wird über einen Zeitraum von 39 Monaten mit insgesamt rund 5,3 Millionen Euro durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gefördert.

Etwa jeder fünfte ältere Mensch ist von einer depressiven Erkrankung betroffen. Bei älteren Menschen, die zu Hause leben und bei denen zusätzlich körperliche Mehrfacherkrankungen bestehen, ist das Depressionsrisiko noch weiter erhöht. Diese besonders vulnerablen Personen benötigen beim Übergang von einer gerontopsychiatrischen oder geriatrischen stationären Behandlung in die ambulante Versorgung Unterstützungsangebote, um die bereits erzielten Therapieerfolge zu festigen und eine erneute gesundheitliche Verschlechterung zu vermeiden. Bisher fehlen jedoch in vielen Fällen diese speziellen Versorgungsangebote. Hier setzt das vom G-BA geförderte Innovationsfonds-Projekt „BRIDGE – Behaviorale und körperliche Aktivierung für multimorbide, ältere Patientinnen und Patienten mit depressiven Symptomen beim stationär-ambulanten Übergang“ an. 

BRIDGE soll zu mehr körperlicher Aktivität und positiven Erlebnissen im Alltag beitragen 

„Im Erfolgsfall steht mit BRIDGE erstmals eine Versorgungsform zur Verfügung, die eine stationäre mit einer ambulanten Behandlung älterer depressiver Patientinnen und Patienten mit körperlichen Mehrfacherkrankungen verbindet und dazu beiträgt, Krankheitssymptome zu reduzieren, stationäre Behandlungstage zu verringern und die Funktionsfähigkeit und Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen“, betont die Projektleiterin Prof. Dr. Alexandra Wuttke, die neben ihrer Professur für die Prävention von Demenz und Demenzfolgeerkrankungen am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) gemeinsam mit der stellvertretenden Projektleiterin, Dr. Katharina Geschke, die Zentrale Forschungseinheit für psychische Gesundheit im Alter (ZpGA) der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz leitet. Im Mainz ist die Konsortialführung des Forschungsprojekts angesiedelt. 
Im Rahmen des Versorgungsangebots BRIDGE werden Patientinnen und Patienten zu körperlicher Aktivität und einer positiven Alltagsroutine ermutigt und befähigt. Sie lernen, körperliche Bewegung in ihre täglichen Abläufe zu integrieren und für mehr angenehme Erlebnisse im Lebensalltag zu sorgen. Diese sollen ein Gegengewicht zu teils unveränderlichen Belastungen bilden. „Das Grundprinzip lautet: Nicht darauf warten, bis es besser wird; sondern den Alltag aktiv in die Hand nehmen, selbst wenn die Lust und Motivation zunächst fehlt. Dadurch wird der Teufelskreis zwischen Inaktivität und Depressivität unterbrochen – Stimmung und Lebensqualität verbessern sich“, erläutert die Berliner Projektleiterin Prof. Dr. Eva-Marie Kessler. Die Professorin für Gerontopsychologie an der MSB Medical School Berlin entwickelt das Programm inhaltlich gemeinsam mit Prof. Dr. Lisa Warner (MSB Medical School Berlin) und der Sportwissenschaftlerin Prof. Dr. Claudia Voelcker-Rehage (Westfälische Wilhelms-Universität Münster).

Das Aktivierungsprogramm wird bereits im Rahmen des Klinikaufenthaltes angebahnt und dann nahtlos bei den Patientinnen und Patienten zu Hause durch speziell geschulte Pflegefachkräfte weitergeführt. Diese arbeiten in sogenannten BRIDGE-Teams mit Psychotherapeutinnen und -therapeuten und Bewegungswissenschaftlerinnen und –wissenschaftlern zusammen. Zusätzlich wird das neuartige Versorgungsangebot auch videobasiert im häuslichen Umfeld ermöglicht. Die Studienteilnehmenden können Videoanrufe mit den Pflegekräften durchführen und Bewegungsübungen digital abrufen. In einem Stepped Care-Ansatz wird, je nach Ausprägung der depressiven Symptomatik, eine achtwöchige Basis- oder eine zwölfwöchige Intensivversion des Programms angeboten. 

Großes deutschlandweites Konsortium setzt BRIDGE um 

Die Wirksamkeit der neuartigen Versorgungsform soll ab Anfang 2025 bei insgesamt 800 Teilnehmenden an 13 Kliniken in Rheinland-Pfalz, Hessen, Saarland und Bayern erprobt werden. Dazu gehören das Agaplesion Elisabethenstift, die Agaplesion Frankfurter Diakonie Kliniken, die Geriatrische Fachklinik Rheinhessen-Nahe, die Rheinhessen-Fachklinik Alzey, die Saarland-Heilstätten GmbH, die Universitätsmedizin Mainz sowie das Universitätsklinikum Würzburg. 

Es wird geprüft, wie die Teilnehmenden die neue Versorgungsform annehmen und wie die Leistungserbringenden den Nutzen des Programms einschätzen und die Zusammenarbeit bewerten. Die IKK Südwest und die Techniker Krankenkasse (TK) liefern Routinedaten aus ihrem Versichertenbestand für die gesundheitsökonomische Evaluation. Grundsätzlich können aber alle gesetzlich versicherten betroffenen Patientinnen und Patienten an der Studie teilnehmen. 

Um eine unabhängige Bewertung der Projektergebnisse zu gewährleisten, führt das IGES Institut in Berlin eine externe Evaluation durch. Die Datenerhebung erfolgt dabei am Institut für klinische Epidemiologie und Biometrie (IKE-B) der Universität Würzburg. Die Zentrale für klinische Studien des Universitätsklinikums Würzburg führt zudem ein Monitoring zur Sicherstellung der Datenqualität durch.

Die Deutsche Depressionsliga e. V. (DDL) wird als Vertretung der Patientinnen und Patienten alle Phasen des Projekts begleiten. Sie wird dabei von der Initiative Bündnisse gegen Depression Rheinland-Pfalz und dem Darmstädter Bündnis gegen Depression unterstützt. 
Weitere Kooperationspartner sind die Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie (DGVT), die Landespflegekammer Rheinland-Pfalz, die Katholische Hochschule Mainz, die Goethe-Universität Frankfurt am Main, die Medizinische Hochschule Brandenburg sowie das Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit Rheinland-Pfalz. 
 

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