Unsere Leistungsschwerpunkte
Unterschiedliche Manifestationen
Unter neuroendokrinen Tumoren (NET) wird eine ganze Gruppe sehr seltener gut- und bösartiger Tumoren zusammengefasst, deren Zellen ihren Ursprung im Nervensystem haben und die außerdem Hormone produzieren. In Abhängigkeit ihrer Hormonaktivität, der Lage im Körper sowie des Stadiums der Erkrankung können ganz unterschiedliche Symptome im Vordergrund stehen. Häufiger verspüren Patientinnen und Patienten als Zeichen einer Tumorerkrankung ein allgemeines Unwohlsein, leiden unter Nachtschweiß oder ungewolltem Gewichtsverlust oder haben eine Abneigung gegen bestimmte Nahrungsmittel, etwa Fleisch.
Flush und Herzrasen
Diesen unspezifischen Symptomen stehen die NET-spezifischen Krankheitszeichen gegenüber, die durch die Hormonproduktion hervorgerufen werden: Das kann sich zum Beispiel als Durchfall, Herzrasen, Unterzuckerung oder auch als Magengeschwür bemerkbar machen. Manchmal werden auch asthmaähnliche Anfälle beobachtet. Typisch ist auch der sogenannte Flush, eine plötzlich auftretende Gesichtsrötung.
Vom Zufallsbefund zur Diagnose
Häufig wird die Verdachtsdiagnose durch die behandelnde Hausärztin oder den behandelnden Hausarzt gestellt. Manchmal wird der Tumor im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung auf einem Röntgenbild, per Ultraschall oder bei einer Magen-Darmspiegelung als Zufallsbefund entdeckt. Endgültige Gewissheit gibt schließlich nur die mikroskopische Untersuchung einer Gewebeprobe. Diese liefert auch Auskunft über die Wachstumsgeschwindigkeit des Tumors, dessen Dignität – wie bösartig der Tumor ist – sowie seine Hormonproduktion, was maßgeblichen Einfluss auf die Therapie hat.
Die Ausbreitung des Tumors im Körper wird durch eine Computertomographie
(CT) beurteilt. Durch ein sehr empfindliches nuklearmedizinisches Verfahren, das sogenannte DOTATOC-PET/CT können auch kleine Tumorabsiedlungen im Körper nachgewiesen werden. Dies ist insbesondere bei der Planung eines operativen Eingriffes von großem Vorteil.
Wie werden neuroendokrine Tumoren behandelt?
Wenn sich der Tumor noch nicht allzusehr im Körper ausgebreitet hat, wird er zusammen mit eventuell vorhandenen Metastasen durch einen chirurgischen Eingriff entfernt. In allen anderen Fällen ist das Ziel eine möglichst große Lebenszeitverlängerung bei bestmöglicher Lebensqualität. Es wird versucht, das Tumorwachstum zu hemmen sowie möglichst viel Tumorgewebe zu zerstören. Falls erforderlich, wird die Hormonproduktion der Tumoren gehemmt.
Individuelles Therapiekonzept
Um aus der Vielfalt der Möglichkeiten für jede Patientin und jeden Patienten die individuell beste Therapiestrategie zu finden, werden in der internistischen Sprechstunde die diagnostischen Schritte koordiniert und deren Ergebnisse zusammengeführt. Zur Basisdiagnostik zählen Laborwerte, spezielle bildgebende Verfahren und eine Gewebeprobe. Die Therapieentscheidung wird nachfolgend im interdisziplinären Tumorboard von Spezialistinnen und Spezialisten verschiedener Fachrichtungen gemeinsam getroffen. Die therapeutischen Schritte erfolgen in den jeweiligen Fachgebieten, wiederum koordiniert durch die internistische NET-Sprechstunde.
Operationen
In der Bauchchirurgie des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) können alle in der onkologischen Viszeralchirurgie etablierten laparoskopischen und offenen Operationsverfahren zur Entfernung eines Tumors angeboten werden. Je nach Größe und Ausbreitung des Tumors lässt sich im optimalen Fall der Tumor vollständig entfernen, oft aber zumindest wesentlich verkleinern. Mit ausreichendem Sicherheitsabstand zum gesunden Gewebe wird dabei meist ein Teil des Darms, des Magens oder der Bauchspeicheldrüse sowie benachbarte Lymphknoten herausoperiert.
Endoskopische Verfahren
Die Abteilung Gastroenterologie der Medizinischen Klinik und Poliklinik II mit eigenem Lehrstuhl zeichnet sich durch eine besondere Expertise für interventionelle endoskopische Verfahren aus. Im Rahmen einer Magen- oder Darmspiegelung kann zum Beispiel organerhaltend die entartete Schleimhautschicht sowie auch das darunterliegende Bindegewebe abgetragen werden.
Bei diesen als Mukosaresektion (EMR) oder Submukosadissektion (ESD) bezeichneten Entfernungstechniken wird das befallene Gewebeareal mit einer Lösung unterspritzt, das sich in Folge von der Darm- oder Magenmuskulatur abhebt und auf unterschiedliche Weise gefahrlos entfernt werden kann. Auch eine Vollwandresektion (FTRD) ist endoskopisch bei kleineren Tumoren durchführbar: Mit einer kleinen Zange wird der entsprechende Bereich der Magen- oder Darmwand in eine kleine Kappe hineingezogen, mit einem Clip abgeschnürt und dann herausgeschnitten.
Medikamentöse Therapie
Unsere NET-Ambulanz verfügt über langjährige Erfahrung mit allen medikamentösen onkologischen Therapieverfahren zur Behandlung von NET. Dies umfasst einerseits die klassischen Chemotherapien, aber auch innovative molekular zielgerichtete Therapien oder die Immuntherapie.
Bei der zielgerichteten Therapie stören Wirkstoffe die Signalwege innerhalb der Krebszellen und hemmen damit das Tumorwachstum. Bei einer Immuntherapie werden körpereigene Immunzellen darauf abgerichtet, bestimmte Oberflächenmarker der Tumorzellen zu erkennen und anzugreifen.
Strahlentherapie
Die Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie bietet strahlentherapeutische Behandlungsverfahren an, die von außen auf den Körper einwirken und durch ionisierende Strahlen die Tumorzellen zerstören. Die Möglichkeit einer inneren Bestrahlung dagegen hält die Klinik für Nuklearmedizin auf ihrer eigenen Therapiestation vor: Bei der sogenannten Peptid-Radiorezeptortherapie (PRRT) mit 177Lutetium-DOTATATE werden speziell radioaktive Substanzen hergestellt, die ausschließlich an den Krebszellen des NET andocken und diese im Organismus per Strahlung selektiv zerstören. Voraussetzung ist allerdings, dass der Tumor ausreichend mit Somatostatinrezeptoren (SSTR) besetzt ist.
Radiologische Interventionen
Zudem werden in enger Kooperation vom Institut für Radiologie und von der Klinik für Nuklearmedizin selektive intraarterielle Radiotherapien (SIRT) zur Behandlung von Lebermetastasen angeboten. Ziel ist es, durch ein künstlich gesetztes Blutgerinnsel die Blutzufuhr des Tumors zu unterbinden und somit den Krebs auszuhungern. Die arterienverstopfenden Partikel sind dabei radioaktiv, so dass auf den Tumor außerdem eine höhere Strahlendosis einwirkt. Wird zusätzlich und zeitgleich bei dieser sogenannten transarteriellen Embolisation (TARE) noch ein Zytostatikum verabreicht, spricht man von einer transarteriellen Chemoembolisation
(TACE). Beide Verfahren werden als minimal-invasiver Eingriff mittels Katheter durchgeführt und führen zum Absterben der Krebszellen in der Leber.
Ergänzende Behandlungen
Darüber hinaus stehen für supportive Therapieansätze unsere kompetenten Teams zur Verfügung, die auf die Betreuung onkologischer Patientinnen und Patienten spezialisiert sind. Diese geben Auskunft und beraten bei Fragen zur Ernährung, vermitteln eine Schmerztherapie oder bieten eine psychologische Betreuung an. In einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung ist eine Unterstützung durch den hauseigenen Palliativdienst möglich, der in allen Lebensbereichen beratend und therapeutisch zur Seite steht, um die Lebensqualität zu verbessern.
Nachsorgeuntersuchungen
Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen nach der Therapie sind sehr wichtig, um mögliche Metastasten rechtzeitig zu erkennen, aber auch um die Langzeitfolgen zu behandeln. Solche Screenings finden – wie die Erstvorstellung auch – in der Medizinischen Klinik und Poliklinik II statt. Dazu werden in der Regel die Tumormarker Chromogranin A oder NSE per Laboruntersuchung überprüft und bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Computertomographie, MRT und DOTATOC-PET/CT eingesetzt.
Ansprechpersonen
Dr. med.
Philipp Hartrampf
Stellvertretender Leiter des Zentrums für Neuroendokrine Tumoren
+49 931 201 35001
Kontakt, Öffnungszeiten, Sprechzeiten
Öffnungszeiten
Sekretariat
Montag bis Donnerstag
08:00 Uhr bis 16:00 Uhr
Freitag
08:00 Uhr bis 13:00 Uhr
Terminvereinbarung
Sekretariat
Antonie Weißenberger
Sekretariat Gastroenterologie
Telefon: +49 931 201-40201
Fax: +49 931 201-6040201
E-Mail: gastro_mp@ ukw.de
Anschrift
Zentrum für Neuroendokrine Tumoren | Medizinische Klinik und Poliklinik II des Universitätsklinikums | Zentrum für Innere Medizin (ZIM) | Abteilung Gastroenterologie | Oberdürrbacher Straße 6 | Haus A4 | 97080 Würzburg | Deutschland