Achalasie-Ursachen und -Häufigkeit

Aus bislang ungeklärter Ursache sterben bei der Achalasie Nervenzellen in der Speiseröhrenmuskulatur ab, die in einem Nervengeflecht, dem Plexus myentericus, organisiert sind und für die Steuerung der Speiseröhren-Wandbewegung verantwortlich sind. Daher wird die Achalasie auch zu den neurodegenerativen – also durch Absterben oder Schädigung von Nervenzellen verursachten – Erkrankungen gezählt.

Was sind die Ursachen der Achalasie und des Nervenzell-Absterbens?

Als ursächlich für das Absterben der Nervenzellen bei der Achalasie wird eine Autoimmunreaktion diskutiert. Mögliche Auslöser für diesen Prozess sind genetische Faktoren und virale Infektionen. Inzwischen konnte gezeigt werden, dass spezielle individuelle Genomsignaturen – also charakteristische Gruppen von Genen – mit einem vermehrten Auftreten der Achalasie stark assoziiert sind. Entsprechend kann zumindest von einer genetischen Veranlagung ausgegangen werden. Diese Veranlagung scheint jedoch nicht vererbt zu werden. Dementsprechend wird ein Screening – also die routinemäßige Untersuchung von beschwerdefreien Verwandten von Achalasie-Patientinnen und -Patienten – derzeit nicht empfohlen.

Was sind die Folgen des Nervenzell-Absterbens?

Bei der Achalasie werden insbesondere die Nervenzellen geschädigt, die für die Erschlaffung des unteren Speiseröhren-Schließmuskels verantwortlich sind. Daher ist die Muskelaktivität dauerhaft erhöht. Meist herrscht außerdem ein erhöhter Ruhedruck des unteren Speiseröhren-Schließmuskels mit unzureichender Erschlaffung.

Diese Druckerhöhung wird bei der Diagnostik mittels hochauflösender Manometrie genutzt. Im Speiseröhrenschlauch – dem sogenannten tubulären Ösophagus – führt die Schädigung der Nervenzellen zu unterschiedlichen Formen von Bewegungsstörungen. Das Resultat ist letztlich eine gestörte Entleerung der Speiseröhre, die zum typischen Beschwerdebild der Achalasie mit dem Leitsymptom Dysphagie führt.

Häufigkeit der Achalasie
Primäre oder idiopathische Achalasie

Wenn die Achalasie nicht Folge einer anderen Krankheit ist, wird sie primär oder idiopathisch genannt. Zehn von 100 000 Menschen sind von primärer Achalasie betroffen, pro Jahr tritt die Erkrankung bei einem von 100 000 Menschen neu auf. Sie ist damit eine seltene Erkrankung. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen.

Das typische Erkrankungsalter liegt zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Ein zweiter Erkrankungsgipfel liegt im fortgeschrittenen Lebensalter. Nur selten, in etwa fünf Prozent der Fälle, tritt die Achalasie im Kindesalter auf.

Sekundäre Achalasie oder Pseudoachalasie

Sekundäre Achalasien sind Erkrankungen, die ein ähnliches Krankheitsbild wie die Achalasie aufweisen, aber eine andere Ursache haben. Sie verursachen dieselben oder ähnliche Beschwerden wie eine Achalasie und werden daher auch Pseudo-Achalasie genannt.
Mögliche Ursachen sind insbesondere Verengungen am Übergang von der Speiseröhre in den Magen aufgrund bösartiger Tumoren. Andere Ursachen sind beispielsweise Amyloidose, Sarkoidose, Neurofibromatose oder eosinophile Ösophagitis.

Fachliteratur zum Thema

Ursachen

Kahrilas PJ, Boeckxstaens G (2013) The Spectrum of Achalasia: Lessons From Studies of Pathophysiology and High-Resolution Manometry. Gastroenterology 145:954-965.

Park W, Vaezi MF (2005) Etiology and pathogenesis of achalasia: the current understanding. Am J Gastroenterol 2005; 100:1404-14.

Gockel HR, Schumacher J, Gockel I et al. (2010) Achalasia: will genetic studies provide insights? Hum Genet 128:353-364.

Gockel I, Becker J, Wouters MM, Niebisch S, Gockel HR, Hess T, Ramonet D, Zimmermann J, Vigo AG, Trynka G, de León AR, de la Serna JP, Urcelay E, Kumar V, Franke L, Westra HJ, Drescher D, Kneist W, Marquardt JU, Galle PR, Mattheisen M, Annese V, Latiano A, Fumagalli U, Laghi L, Cuomo R, Sarnelli G, Müller M, Eckardt AJ, Tack J, Hoffmann P, Herms S, Mangold E, Heilmann S, Kiesslich R, von Rahden BH, Allescher HD, Schulz HG, Wijmenga C, Heneka MT, Lang H, Hopfner KP, Nöthen MM, Boeckxstaens GE, de Bakker PI, Knapp M, Schumacher J. Nat Genet (2014) Common variants in the HLA-DQ region confer susceptibility to idiopathic achalasia. Aug; 46(8):901-4. doi: 10.1038/ng.3029. Epub 2014 Jul 6.

Gockel HR, Lesse M, Schumacher J, Müller M, Gockel I. Visc Med. (2016) Esophagus-Related Symptoms in First-Degree Relatives of Patients with Achalasia: Is Screening Necessary? Oct;32(5):369-374. Epub 2016 Aug 17.

Häufigkeit

Mayberry JF (2001) Epidemiology and demographics of achalasia. Gastrointest Endosc Clin N Am. 2001; 11: 235–248.

Gockel I, Eckardt VF, Schmitt T, Junginger T (2005) Pseudoachalasis: A case series and review of the literature. Scand J Gastroenterol; 40: 378-85.

Kontakt, Öffnungszeiten, Sprechzeiten

Öffnungszeiten

Sprechstunde oberer Gastrointestinaltrakt
Dienstag
09:00 Uhr bis 14:30 Uhr

Terminvereinbarung ZPM
Montag bis Freitag
08:00 Uhr bis 16:00 Uhr

 

Telefon

Leiter
Univ.-Prof. Dr. med. Florian Seyfried
+49 931 201-31046

Terminvergabe
Zentrales Patientenmanagement
+49 931 201-39999

Gastrointestinales Funktionslabor
Kathrin Hohl, Nicole Buchta
+49 931 201-31302

E-Mail

Allgemeine Anfragen
zentrum_speiseroehre@ ukw.de

Terminvereinbarung
zpm-chirurgie@ ukw.de

Fax

+49 931 201-39994


Anschrift

Achalasiezentrum des Universitätsklinikums Würzburg | Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Kinderchirurgie | Zentrum für operative Medizin (ZOM) | Oberdürrbacher Straße 6 | Haus A2 | 97080 Würzburg | Deutschland