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Uniklinikum Würzburg: Neue Webinar-Reihe zur Therapieunterstützung bei Krebs

Das am Uniklinikum Würzburg angesiedelte Comprehensive Cancer Center Mainfranken startet unter dem Namen ONKOnline eine Webinar-Reihe, die Fragen rund um die komplementäre Onkologie – also zu therapiebegleitenden Ernährungs-, Bewegungs- und Entspannungsmaßnahmen – beantwortet.

Ernährung, Bewegung und Entspannung bieten Möglichkeiten, mit denen Krebspatientinnen und -patienten selbst etwas für ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit tun können. Bilder (3): Pixabay

Zahlreiche Studien belegen die Wirksamkeit von Lebensstilmodifikationen und unterstützenden Verfahren vor, während und nach einer Krebstherapie. Gerade in Bezug auf Ernährung, Bewegung und Entspannung liefern Ratgeber und Internetforen viele verschiedene Informationen. „Die jeweilige wissenschaftliche Qualität dieser Informationen ist allerdings nicht immer leicht ersichtlich“, weiß Dr. Claudia Löffler. Die Fachärztin, die am Comprehensive Cancer Center Mainfranken (CCC MF) den Bereich „Komplementäre Onkologie Integrativ“ (KOI) leitet, fährt fort: „Für alle Krebspatientinnen und -patienten, die sich fundiert darüber informieren wollen, was sie persönlich zur Unterstützung ihrer Gesundheit tun können, starten wir jetzt eine mehrteilige Online-Fragestunde.“ 

45 Minuten mit Überblick und Fragerunde

Bei den kostenlosen Webinaren der neuen Reihe „ONKOnline“ geben die Expertinnen des KOI zunächst einen kurzen Überblick über den aktuellen Stand der Wissenschaft in den Bereichen Ernährung und Bewegung, integrative Onkologie, Entspannung und Stressreduktion. Anschließend stehen sie für individuelle Fragen zur Verfügung. 

Los geht es am Dienstag, den 5. April 2022 von 17:00 bis 17:45 Uhr mit einem generellen Porträt des neuen Formats und einer ersten Gesprächsrunde. Die nächste Veranstaltung am 3. Mai konzentriert sich auf den Wert von Vitamin D, Selen und Vitamin C als Ernährungsergänzung. Die Themen der weiteren Termine finden sich unter https://go.uniwue.de/onkonline.  

Unverbindlich anmelden kann man sich unter E-Mail: <link>supportivangebote_ccc@ukw.de oder Tel: 0931 201- 35350. Nach der Anmeldung sendet das KOI Team per E-Mail die Zugangsdaten zum Webinar und eine detaillierte Anleitung zur Teilnahme zu.

Über das CCC MF

Das Comprehensive Cancer Center Mainfranken ist eine gemeinsame Einrichtung des Uniklinikums und der Universität Würzburg. Das interdisziplinäre Krebsbehandlungs- und Krebsforschungs-Zentrum wird von der Deutschen Krebshilfe als Onkologisches Spitzenzentrum gefördert. Außerdem ist das CCC MF am Bayerischen Zentrum für Krebsforschung (BZKF) beteiligt.

Von: Universitätsklinikum Würzburg

Ernährung, Bewegung und Entspannung bieten Möglichkeiten, mit denen Krebspatientinnen und -patienten selbst etwas für ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit tun können. Bilder (3): Pixabay

Uniklinikum Würzburg: Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs zertifiziert

Am Uniklinikum Würzburg werden Frauen und Familien, bei denen genetisch bedingter Brust- und Eierstockkrebs auftreten kann, schon seit vielen Jahren in einem spezialisierten Zentrum beraten und betreut. Jetzt wurde die interdisziplinär arbeitende Einrichtung vom unabhängigen Institut OnkoZert im Auftrag der Deutschen Krebsgesellschaft geprüft und erfolgreich zertifiziert.

Zu den Tätigkeiten des Zentrums für familiären Brust- und Eierstockkrebs am Uniklinikum Würzburg zählt die umfassende, interdisziplinäre Beratung der betroffenen Frauen. Das Bild zeigt PD Dr. Tanja Schlaiß, die Koordinatorin des Zentrums. Bild: Daniel Peter / Uniklinikum Würzburg

In fünf bis zehn Prozent der Fälle von Brust- und Eierstockkrebs handelt es sich um Erkrankungen, die familiär gehäuft auftreten. Um die betroffenen Frauen kümmert sich am Uniklinikum Würzburg (UKW) schon seit dem Jahr 1996 gezielt das Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs. Im Januar dieses Jahres wurde die Einrichtung vom unabhängigen Zertifizierungsinstitut OnkoZert im Auftrag der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert.

Aufwändige Vorbereitung durchlaufen

„Obwohl sich unser Zentrum auf über fast drei Jahrzehnte lang gereifte Erfahrungen und Organisationsabläufe stützen kann, war die strukturierte Zertifizierung dennoch ein aufwändiger Vorgang, der eine sorgfältige Vorbereitung erforderte“, berichtet Privatdozentin Dr. Tanja Schlaiß. Als Koordinatorin des Zentrums für familiären Brust- und Eierstockkrebs organisierte und leitete die Oberärztin der Frauenklinik von Seiten des UKW den Zertifizierungsprozess. Dessen Höhepunkt war ein zweitägiges Audit im November vergangenen Jahres. Hierbei überprüften zwei Auditoren der DKG die vorgegeben Kriterien vor Ort und sprachen danach die Empfehlung zur Zertifikatserteilung aus. 

Ein Beleg für Qualität und Engagement

„Der Erhalt des Zertifikats unterstreicht die Qualität und das Engagement unserer jahrelangen interdisziplinären Arbeit“, zeigt sich Prof. Dr. Achim Wöckel hochzufrieden. Der Direktor der Würzburger Universitäts-Frauenklinik fährt fort: „Patientinnen und Ratsuchende können sich jetzt auch mit einer unabhängigen Bestätigung sicher sein, dass sie an unserem Zentrum eine schnelle und fachlich fundierte Einschätzung zu einer familiären Ursache einer bereits bestehenden Erkrankung erhalten. Sie können ferner zuverlässig davon ausgehen, dass sie zu jeder Zeit über mögliche therapeutische Konsequenzen oder Früherkennungsmaßnahmen informiert werden.“ Nach den Worten des Klinikdirektors profitieren die Frauen zudem von der deutschlandweiten Vernetzung der Würzburger Einrichtung, wozu nicht zuletzt die Teilnahmemöglichkeit an multizentrischen Studien gehört. 

Individuelle Risikoermittlung, Beratung und Versorgung

Im Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs des UKW arbeiten Spezialistinnen und Spezialisten aus den Bereichen Frauenheilkunde, HumangenetikRadiologie sowie Psychologie und Psychoonkologie aufs Engste zusammen. Durch die vereinte Sachkompetenz kann für Ratsuchende das individuelle Erkrankungsrisiko ermittelt werden. Auf dieser Basis beraten die Expertinnen und Experten sie gegebenenfalls über die Vorteile einer intensivierten Früherkennung der Brust und über die vorbeugende Entfernung der Eierstöcke und/oder des Brustdrüsengewebes. „Durch einen solchen vorbeugenden Eingriff kann in vielen Situationen eine Erkrankung verhindert werden“, betont Prof. Wöckel. 

Zu den Tätigkeiten des Zentrums für familiären Brust- und Eierstockkrebs am Uniklinikum Würzburg zählt die umfassende, interdisziplinäre Beratung der betroffenen Frauen. Das Bild zeigt PD Dr. Tanja Schlaiß, die Koordinatorin des Zentrums. Bild: Daniel Peter / Uniklinikum Würzburg

Würzburger Universitätsmedizin: Neuer Experte stärkt die Psychoonkologie

Als neuem Leiter des Schwerpunkts Psychosomatik, Psychotherapie und Psychoonkologie am Uniklinikum Würzburg ist es Prof. Dr. Imad Maatouk wichtig, dass in der modernen Hochleistungsmedizin auch die psychische Gesundheit der Menschen und ihrer Angehörigen beachtet und gefördert wird.

Prof. Dr. Imad Maatouk leitet den Schwerpunkt Psychosomatik, Psychotherapie und Psychoonkologie an der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg. Bild: Daniel Peter / Uniklinikum Würzburg

Seit Anfang November vergangenen Jahres hat Dr. Imad Maatouk die Professur für Medizinische Psychosomatik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) inne. In dieser Funktion leitet er auch den Schwerpunkt PsychosomatikPsychotherapie und Psychoonkologie an der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Würzburger Uniklinikums. Vor seinem Wechsel nach Unterfranken war er als Leiter verschiedener Psychotherapiestationen und der Sektion Psychoonkologie an der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik des Universitätsklinikums Heidelberg sowie am dortigen Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen tätig.

Bisherige Karriere in Heidelberg

Geboren in Bad Homburg vor der Höhe und aufgewachsen in Dortmund, studierte Imad Maatouk ab dem Jahr 1999 Humanmedizin an der Georg-August-Universität Göttingen. Als sehr prägend empfand er zudem einen rund einjährigen Studienaufenthalt an der Université Réné Descartes in Paris. Dort beeindruckte ihn vor allem die starke, verantwortungsvolle Einbindung der Medizinstudierenden in die klinische Versorgung. „Schon vor Beginn des Studiums entwickelte ich ein großes Interesse an den Zusammenhängen zwischen psychischen, körperlichen und sozialen Gegebenheiten“, berichtet der Mediziner. Während seiner Hochschulzeit hätte er sich auch vorstellen können, Allgemeinarzt zu werden. Stattdessen schlug er den Ausbildungsweg zum Internisten ein, als er im Jahr 2007 als Assistenzarzt an der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik in Heidelberg startete. Rotationen führten ihn dabei auch in die Kardiologie und Gastroenterologie.

Seine Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin ergänzte er im Jahr 2019 mit dem Erwerb des Facharztes für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. „In der Psychosomatik treffen sich meine Interessen“, erläutert Maatouk. Dabei ist ihm seine Stellung als ärztlicher Psychotherapeut wichtig: „Die internistische ärztliche Sozialisation ist im Umgang mit den Patienten und bei der Kommunikation mit den Behandelnden sehr hilfreich, da man das System kennt, dieselbe Sprache spricht und auch die Perspektive der Kollegen erlebt hat“, so der Professor.

Hauptthema: Psychische Belastungen und Erkrankungen bei Krebs

Ein Hauptthema im Schwerpunkt Psychosomatische Medizin an der Medizinischen Klinik II ist die Psychoonkologie. Ein Bereich, auf den er sehr gut vorbereitet ist – nicht zuletzt, weil hier die Heidelberger Klinik als seine vorherige Ausbildungs- und Arbeitsstelle eine bundesweite Vorreiterrolle einnimmt. „In der Psychoonkologie behandeln wir psychische und psychosomatische Erkrankungen einschließlich den Belastungen, die durch eine Krebserkrankung entstanden sind“, beschreibt der Experte und präzisiert: „Schon die Diagnose Krebs ist für alle Patientinnen und Patienten ein Schock. Hinzu kommen häufig auch Ängste.“ Verbreitet seien ferner Schuldgefühle, die sich bei der selbstgestellten Frage nach dem Grund der Erkrankung entwickeln können.

Nach seinen Erfahrungen sind viele Betroffene in der Lage, diese Herausforderungen und Krisen durch eigene Ressourcen und unterstützt von Familie sowie betreuenden Ärztinnen und Ärzten gut durchzustehen. Es gibt aber eine große Gruppe, die stärker belastet ist: Bei etwa einem Drittel der Krebspatientinnen und -patienten entsteht eine manifeste psychische Krankheit – meistens Angsterkrankungen oder Depressionen. „Diese brauchen eine intensivere psychotherapeutische Beratung und Behandlung“, unterstreicht Prof. Maatouk. Hierbei kommen auch Medikamente und Entspannungsverfahren zum Einsatz.

Gute Erfahrungen mit onlinebasierten Therapien

In vielen Fällen sei es wichtig, die psychoonkologischen Unterstützungsangebote zunächst möglichst niederschwellig zu gestalten. Maatouk: „Dazu gehören zum Beispiel die am Uniklinikum Würzburg bereits sehr gut etablierten Yoga- und Achtsamkeitskurse.“ Er selbst hat darüber hinaus gute Erfahrungen mit den von ihm und seiner Heidelberger Arbeitsgruppe in den letzten Jahren entwickelten onlinebasierten Therapien gemacht. Die digitalen Programme enthalten Module, welche die Patientinnen und Patienten für sich selbst bearbeiten können, kombiniert mit einer persönlichen Betreuung per Video oder über einen schriftlichen Austausch. „Für Menschen, die zunächst Hemmungen haben, mit jemanden aus dem ‚Psych-Fach‘ zu reden, kann das Online-Angebot auch ein Türöffner für folgende persönliche Gespräche sein“, weiß Prof. Maatouk. Er plant, ähnliche Programme auch in Würzburg ins Leben zu rufen.

Behandlung im stationären Rahmen, teilstationär und ambulant möglich

Er und das Team des Würzburger Schwerpunkts betreuen zum einen Patientinnen und Patienten während ihres stationären Aufenthalts in der Medizinischen Klinik II. Zum anderen ist auch eine ambulante und teilstationäre Betreuung möglich. Für letztere steht die von Prof. Maatouk geleitete Interdisziplinäre Psychosomatische Tagesklinik zur Verfügung. Diese wird von der Medizinischen Klinik II zusammen mit dem Zentrum für Psychische Gesundheit (ZEP) des Uniklinikums Würzburg (UKW) betrieben. „Wir wollen die jetzt schon intensive Zusammenarbeit mit dem ZEP in Zukunft auch in anderen Bereichen noch weiter ausbauen“, kündigt der Schwerpunktleiter an. Ein weiterer wichtiger Partner ist für ihn das psychoonkologische Team des am UKW angesiedelten Comprehensive Cancer Centers (CCC) Mainfranken. Insgesamt lobt der Neuzugang das aus seiner Sicht einzigartige kooperative Klima vor Ort: „Ich freue mich über die vielfältigen Anknüpfungspunkte und die große Offenheit, die der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie bisher an allen Stellen entgegengebracht wird. Würzburg ist ein idealer Standort, um die Psychosomatik als Teil der Hochleistungsmedizin gemeinsam mit den starken Partnern in die Zukunft zu führen.“

Neben den Krebspatientinnen und -patienten will Prof. Maatouk auch deren Angehörige verstärkt in den Blick nehmen. „Diese sind in ähnlicher Weise von psychischen Belastungen betroffen, nehmen aber zu einem wesentlich geringeren Anteil psychosoziale Unterstützung in Anspruch, weil sie ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen“, berichtet der Schwerpunktleiter. Nach seinen Worten ist hier geplant, ein familientherapeutisches Angebot aufzulegen, das sich speziell auch um die Familien mit minderjährigen Kindern von Krebserkrankten kümmert.

Wichtige Forschungsbausteine

Unter den vielfältigen Forschungsschwerpunkten des Professors hat am UKW zunächst die psychoonkologische Versorgungsforschung oberste Priorität. In diesem Zusammenhang leitet er zum Beispiel die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte LIFT-Studie, welche die Versorgung bei krebsbedingter Fatigue untersucht. Weiterhin ist er Teilprojektleiter in dem vom Bundesforschungsministerium geförderten ADDRESS-Verbund, der die psychosoziale Versorgung bei Krebsprädispositionssyndromen analysieren und verbessern will. „Diese Leuchtturmprojekte sind essentielle Bausteine für unser geplantes Nationales Centrum für Tumorerkrankungen“, unterstreicht Prof. Dr. Hermann Einsele, der Direktor der Medizinischen Klinik II des UKW. Das sogenannte NCT WERA wird derzeit unter Federführung der JMU, des UKW und des CCC Mainfranken eingerichtet – im Verbund mit den Universitäten und Universitätsklinika in Erlangen, Regensburg und Augsburg. Prof. Einsele ist der Würzburger Standortkoordinator des neuen Centrums, das die Erforschung von Krebs vorantreiben und möglichst vielen Patientinnen und Patienten Zugang zu den neuesten Behandlungsmethoden verschaffen will.

Neben der Psychoonkologie ist Prof. Maatouk auch ein ausgewiesener Experte bei der Erforschung der Prävention psychischer Erkrankungen am Arbeitsplatz, speziell im Gesundheitswesen.

Prof. Dr. Imad Maatouk leitet den Schwerpunkt Psychosomatik, Psychotherapie und Psychoonkologie an der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg. Bild: Daniel Peter / Uniklinikum Würzburg

Qualitätsbericht 2020 des Onkologischen Zentrums Würzburg

Lesen Sie den Bericht online oder laden Sie sich ihn als PDF-Dokument herunter:

Würzburger Universitätsmedizin: Neue Professur für Onkologische Viszeralchirurgie

Seit Juli dieses Jahres stärkt eine neue Professur für Onkologische Viszeralchirurgie die Würzburger Universitätsmedizin bei der Therapie und Erforschung von Tumorerkrankungen im Bauchraum. Besetzt wurde sie mit Armin Wiegering.

 

Bisher gab es in Deutschland im Bereich der onkologischen Chirurgie nur zwei Professuren. Vor kurzem fügte die Würzburger Universitätsmedizin eine dritte hinzu: Mitte Juli dieses Jahres übernahm Armin Wiegering eine neu eingerichtete W2-Professur für Onkologische Viszeralchirurgie. Die Besetzung erfolgte quasi „aus den eigenen Reihen“, denn Prof. Dr. Wiegering arbeitet ansonsten als stellvertretender Direktor und leitender Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Kinderchirurgie – kurz Chirurgische Klinik I – des Uniklinikums Würzburg. Generell ist der gesamte bisherige Karriereweg von Armin Wiegering eng mit Würzburg verknüpft. Schon sein im Jahr 2002 begonnenes Humanmedizinstudium absolvierte er an der Würzburger Julius-Maximilians-Universität. Nach seiner Approbation im Jahr 2008 startete er als Assistenzarzt an der von Prof. Dr. Christoph-Thomas Germer geleiteten Chirurgischen Klinik I. „Die Chirurgie hat mich von Beginn an fasziniert. Mir gefällt die handwerklich geprägte Arbeit, die einem die erzielten Ergebnisse sofort vor Augen führt. Bezogen auf die Krebstherapie heißt das, dass man in vielen Fällen durch das fachkundige Entfernen von Tumoren die Patientinnen und Patienten wirklich heilen kann“, beschreibt Wiegering.

Auch in der Laborforschung erfolgreich


Eine zusätzliche starke Bindung an die Onkologie entwickelte er durch seine Forschungsarbeit am Institut für Biochemie und Molekularbiologie der Uni Würzburg ab dem Jahr 2010. „In der akademischen Ausbildung ist es selbstverständlich, dass man auch grundlagenwissenschaftlich arbeitet“, schildert der neue Professor und fährt fort: „Dabei hatte ich Glück, dass ich an das von Prof. Dr. Martin Eilers geführte Institut kam und mich dort einem sowohl spannenden, wie auch therapeutisch aussichtsreichen Thema widmen konnte.“ Vereinfacht gesprochen ging und geht es in seiner Grundlagenforschung darum, beim Kolonkarzinom – also beim Dickdarmkrebs – molekulare Zielstrukturen zu erkennen, aus denen sich möglichst nur auf die Tumorzellen wirkende Therapieansätze entwickeln lassen. Seit dem Jahr 2012 führt Wiegering am Institut für Biochemie und Molekularbiologie dazu eine eigene Gruppe von derzeit acht Nachwuchsforscher*innen. Gemeinsam konzentrierten sie sich auf das APC-Gen von Tumorzellen, das bei 90 Prozent aller Fälle von Dickdarmkrebs mutiert ist. „Wir wollten Gene finden, die nur für das Überleben von Zellen mit APC-Mutation wichtig sind, nicht aber für gesunde Zellen“, erklärt der Professor. Die Suche war erfolgreich. Hemmen die Forscher*innen das Gen mit dem Namen eIF2B5, dann sterben die mutierten Darmkrebszellen den sogenannten programmierten Zelltod. Gesunde Zellen dagegen verkraften die Hemmung des Gens ohne jegliche Beeinträchtigung. Von dieser Erkenntnis ausgehend will das Forschungsteam neue Behandlungsmethoden entwickeln und zudem weitere Gene untersuchen.

Klinische Forschung: Wie kommt man zum besten Behandlungsergebnis?


Bei seiner klinischen Forschung will Prof. Wiegering unter anderem durch die Auswertung großer Patientendatenbanken der Frage nachgehen, welche Faktoren dafür sorgen, dass eine Krebspatientin oder ein Krebspatient mit dem bestmöglichen Ergebnis aus einer OP hervorgeht. „Hierbei konnten wir schon in mehreren Studien zeigen, wie wichtig bei viszeralonkologischen Eingriffen die Erfahrung der behandelnden Klinik für die Überlebenschancen der Patientinnen und Patienten ist – während der Operation selbst, wie auch im weiteren Verlauf“, berichtet der Mediziner. Nach seinen Erkenntnissen sollten sich Menschen mit Darm-, Magen-, Bauchspeicheldrüsen-, Leber- oder Speiseröhrenkrebs möglichst in den entsprechenden Zentren mit hohen Behandlungszahlen und großer Erfahrung operieren lassen.

Mit hochrangigem Forschungspreis geehrt

Eine besondere Würdigung erfuhren die bisherigen wissenschaftlichen Leistungen von Prof. Wiegering im Mai dieses Jahres: Er erhielt den Johann-Georg-Zimmermann-Forschungspreis 2020/2021. Mit diesem Award ehrt die Förderstiftung „MHH plus“ – MHH steht für Medizinische Hochschule Hannover – junge Krebsforscher*innen für ihre aktuelle wissenschaftliche Arbeit. Laut der Laudatio des Preises beeindruckte Wiegering das Kuratorium mit seiner gelebten Vision des Clinician Scientist, der vor allem in Bezug auf die Versorgungsrealität onkologischer Patient*innen den Spagat zwischen klinischem Alltag und Grundlagenforschung in einzigartiger Weise meistere. Der Johann-Georg-Zimmermann-Forschungspreis zählt zu den höchsten Auszeichnungen für Verdienste in der Krebsforschung in Deutschland.

Breite viszeralonkologische Therapieangebote


Hinter der Einrichtung der neuen Professur steht laut Prof. Wiegering das Ziel der Universitätsmedizin, die Sichtbarkeit und Leistungsfähigkeit Würzburgs als bedeutender Standort der onkologischen Forschung und Krebstherapie weiter zu erhöhen. Die Viszeralonkologie spielt hier nach seinen Worten bereits heute eine bedeutende Rolle. Beispielsweise leitet er zusammen mit Prof. Germer unter dem Dach des Comprehensive Cancer Centers Mainfranken ein von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziertes Viszeralonkologisches Zentrum. Hier wird Patient*innen mit Darm-, Pankreas-, Magen-, Leber- oder Speisenröhrenkrebs eine umfassende, fächerübergreifende Versorgung auf dem neuesten Stand der Wissenschaft angeboten. „Es gibt bundesweit nur fünf weitere Zentren, die in allen diesen viszeralonkologischen Bereichen zertifiziert sind“, verdeutlicht Prof. Wiegering. Besondere Würzburger Schwerpunkte mit weitem Einzugsbereich liegen auf der Behandlung von Darm- und Bauchspeicheldrüsenkrebs. Eine hohe Fernwirkung besteht zudem bei multiviszeralen Eingriffen, also bei Operationen von fortgeschrittenen Tumorerkrankungen, bei denen mehrere Organe betroffen sind. Und bei manchen Tumorentitäten kommen Patient*innen aus ganz Deutschland zur Therapie nach Würzburg. „Beispielsweise verfügen wir über eine bundesweite Expertise bei der Behandlung der low-grade muzinösen Neoplase der Appendix – kurz LAWN“, sagt Prof. Wiegering. Darunter versteht man seltene Tumore des Wurmfortsatzes des Blindarms, die je nach Stadium mit höchst unterschiedlichem Aufwand behandelt werden müssen. „Auch wenn die Chirurgie bei vielen Tumoren die Therapie der Wahl ist, ist der operative Eingriff häufig nur ein Teil einer komplexen Behandlung, in die viele Disziplinen eingebunden sind“, unterstreicht Prof. Wiegering. So gehört es zu seinen Aufgaben, bei der Behandlungsplanung über den chirurgischen Tellerrand hinauszuschauen und mit den jeweiligen Expert*innen – zum Beispiel für Chemo- oder Strahlentherapie – den individuell besten Ablauf festzulegen. 

 

Pressemitteilung "Würzburger Universitätsmedizin: Neue Professur für Onkologische Viszeralchirurgie" vom 31.08.2021 zum herunterladen 

Uniklinikum Würzburg: Prof. Dr. Armin Wiegering für Verdienste in der Krebsforschung ausgezeichnet

Prof. Dr. Armin Wiegering von der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Kinderchirurgie des Uniklinikums Würzburg wurde mit dem Johann-Georg-Zimmermann-Forschungspreis 2020/2021 geehrt. Dieser zählt zu den höchsten Auszeichnungen für Verdienste in der Krebsforschung in Deutschland.

 

Mit dem Johann-Georg-Zimmermann-Forschungspreis ehrt die Förderstiftung „MHH plus“ junge Krebsforscher*innen für ihre aktuelle wissenschaftliche Arbeit. Die Ausgabe 2020/2021 des von der Deutschen Hypothekenbank gestifteten und mit 10.000 Euro dotierten Awards ging an Armin Wiegering. Der stellvertretende Klinikdirektor der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Kinderchirurgie des Uniklinikums Würzburg ist dort seit kurzem Professor für Onkologische Viszeralchirurgie. Laut der Laudatio des Preises beeindruckte der 40-jährige Mediziner das Kuratorium mit seiner gelebten Vision des „Clinician Scientist“, der vor allem in Bezug auf die Versorgungsrealität onkologischer Patient*innen den Spagat zwischen klinischem Alltag und Grundlagenforschung in einzigartiger Weise meistere.

Zielführende Forschung in Klinik und Labor

Prof. Wiegering kämpft seit Jahren in der Klinik und im Labor gegen den Darmkrebs. Im Jahr 2019 konnte er mit seiner Nachwuchsforschergruppe am Institut für Biochemie und Molekularbiologie I der Uni Würzburg neue Therapieansätze identifizieren. Die Wissenschaftler*innen konzentrierten sich dabei auf das APC-Gen von Tumorzellen, das bei 90 Prozent aller Fälle von Dickdarmkrebs mutiert ist. „Wir wollten Gene finden, die nur für das Überleben von Zellen mit APC-Mutation wichtig sind, nicht aber für gesunde Zellen“, erklärt der Professor. Die Suche war erfolgreich. Hemmten die Forscher*innen das Gen mit dem Namen eIF2B5, dann starben die mutierten Darmkrebszellen den sogenannten programmierten Zelltod. Gesunde Zellen dagegen verkrafteten die Hemmung des Gens ohne jegliche Beeinträchtigung. Von dieser Erkenntnis ausgehend will das Forschungsteam neue Behandlungsmethoden entwickeln und zudem weitere Gene untersuchen. Auch den Klinikalltag nimmt Armin Wiegering kritisch unter die Lupe. Im vergangenen Jahr konnte er gemeinsam mit seinem Team nachweisen, wie wichtig die Erfahrung der behandelnden Klinik für die Überlebenschancen der Darmkrebspatient*innen ist. Die Preisverleihung der „Förderstiftung MHH plus“ – MHH steht für Medizinische Hochschule Mannheim – fand Ende Mai dieses Jahres im Rahmen einer Online-Konferenz statt.

 

Pressemitteilung "Prof. Dr. Armin Wiegering für Verdienste in der Krebsforschung ausgezeichnet"

Qualitätsbericht des Onkologischen Zentrums Würzburg (OZW)

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