Voraussetzungen für eine Lebertransplantation
Ursachen für ein Leberversagen
Der häufigste Grund für Lebertransplantation ist eine fortgeschrittene Leberzirrhose. Der narbige Umbau des Organs resultiert zum Beispiel aus einer Leberentzündung oder langjährigem Alkoholmissbrauch. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Erkrankungen die eine Transplantation erforderlich machen. Dazu zählen etwa die primär biliäre Cholangitis (PBC), die primär sklerosierender Cholangitis (PSC), Leberkrebs oder bestimmte Stoffwechselerkrankungen. Auch ein akutes Leberversagen, etwa nach Vergiftungen, Medikamentenüberdosierung oder Infektion kann eine Indikation sein.
Symptome
Hinweise auf Leberversagen sind Gelbsucht, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verwirrtheit und Probleme mit dem Bewusstsein. In schweren Fällen können auch Blutungen, erhöhter Blutdruck im Pfortadersystem, Leberkoma oder Versagen mehrerer Organe auftreten.
Kriterien für und gegen eine Transplantation
Nicht jeder Fall von Leberversagen berechtigt zur Aufnahme auf die Warteliste, da entweder die Begleiterkrankungen dies nicht zulassen, die Kooperationsbereitschaft oder Kooperationsfähigkeit nicht gegeben ist oder die Erfolgsaussichten zu gering sind. Dennoch wird der Krankheitsverlauf jeder Patientin und jedes Patienten von uns individuell betrachtet und bewertet.
Kriterien zur Transplantation
Folgende Kriterien müssen erfüllt sein, um auf die Warteliste zu kommen:
- Die Lebererkrankung ist nicht rückbildungsfähig, schreitet voran und lässt sich nicht durch andere Therapien wie Medikamente oder Operationen heilen.
- Ohne Transplantation ist das Überleben unmöglich.
- Die Lebensqualität ist hochgradig eingeschränkt.
- Es besteht eine gute Aussicht, dass durch eine Transplantation die Erkrankung erfolgreich behandelt werden kann.
Gründe gegen eine Aufnahme auf die Warteliste sind zum Beispiel:
- schwere Herz- oder Lungenkrankheit
- unheilbare Tumorerkrankungen, es sei denn es ist der Grund für die Transplantation
- schlechter Allgemeinzustand durch chronische Grunderkrankungen
- hohes biologisches Alter
- systemische oder unkontrollierbare Infektionen
- fortgesetzte Abhängigkeit von Alkohol, Drogen oder Medikamenten
- unkontrollierte psychische Erkrankungen oder Demenz.
Dringlichkeit
Lassen sich die Funktionsausfälle nicht mehr behandeln, steigt die Dringlichkeit auf ein neues Organ. Bei akutem Leberversagen ist der Gesundheitszustand in der Regel schnell so schlecht, dass eine unmittelbare Verlegung ins Transplantationszentrum erforderlich ist. Bei chronischer Leberinsuffizienz wird die Position auf der Warteliste durch den sogenannten MELD-Score bestimmt, kurz für „Model for End-Stage Liver Disease“. Dieses Bewertungssystem drückt die Schwere von Lebererkrankungen und die aktuelle Dringlichkeit einer Transplantation in Form einer Punktezahl aus.
MELD-Score
Der MELD-Scores reicht von 6-40. Je höher die Punktezahl, desto höher die Dringlichkeit! Der Score basiert auf den Werten der drei Blutparameter: Bilirubin, Kreatinin und Blutgerinnungszeit.
Letztere wird mit dem INR-Wert gemessen und zeigt die Leberfunktion für Gerinnungsfaktoren an. Bei einem INR-Wert von 1 ist die Gerinnungszeit normal, höhere Werte deuten auf eine erhöhte Blutungsneigung hin.
Weitere Einflussfaktoren
Der MELD-Scores berücksichtigt neben der Schwere und des Verlaufs der Erkrankung auch die Erfolgsaussichten sowie die bisherige Wartezeit. Er dient ebenfalls dazu, das Überleben der Patientinnen und Patienten ohne Transplantation vorherzusagen und die Wirksamkeit von Behandlungen bei Lebererkrankungen zu bewerten.
Bewertung des MELD-Scores
Der höchste MELD-Score bedeutet also Vorrang für das nächste passende Organ. An oberster Stelle stehen „high-urgency“- Patientinnen und -Patienten mit akutem Leberversagen oder Transplantatversagen innerhalb von 14 Tagen nach der Transplantation.
Bei chronischen Verläufen ist ab einem Score von 16 oder mehr die Überlebensrate mit Transplantation besser als ohne. Ab einem Wert zwischen 12 und 14 sollte eine Zuweisung an das Transplantationszentrum zur Prüfung für eine Transplantation erfolgen.
Überlebensraten
Dank ständiger Fortschritte in der Chirurgie, bei Immunsupressiva und in der allgemeinen Patientenversorgung in den letzten Jahrzehnten haben sich die Überlebensraten nach einer Lebertransplantation erheblich verbessert:
Die Ein-Jahres-Überlebensraten liegen zwischen 85 und 90 Prozent, die Fünf-Jahres-Überlebensraten zwischen 70 und 25 Prozente und die Zehn-Jahres-Überlebensraten zwischen 60 und 65 Prozent. Die längste bekannte Funktionsdauer einer transplantierten Leber beträgt über 30 Jahre.
Dennoch hängen die Überlebensraten stark von individuellen Faktoren ab wie Alter, allgemeinem Gesundheitszustand, Folge- und Begleiterkrankungen sowie der Grunderkrankung, die zur Transplantation geführt hat. Aus diversen Gründen kann es zu einem langfristigen Versagen des transplantierten Organs kommen und eine erneute Transplantation, eine sogenannte Retransplantation, nötig werden.
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