Komplikationen nach Lebertransplantation
Primäre Transplantat-Dysfunktion
Eine Funktionsstörung oder ein Funktionsausfall des neuen Transplantates tritt in circa 8 Prozent der Lebertransplantationen auf. Sie ist eine Folge von unterschiedlichen Spenderfaktoren wie Spenderalter, Ausmaß der Verfettung des Transplantats, Dauer des Aufenthalts auf einer Intensivstation vor der Organspende, Dauer der Organkühlung zwischen Organspende und Transplantation und andere. Falls die neu transplantierte Leber sich nicht ausreichend oder zügig genug von der Transplantat-Dysfunktion erholt, kann eine notfallmäßige erneute Transplantation notwendig werden. Die Transplantat-Dysfunktion ist eine sehr ernste Komplikation und geht mit einer erhöhten Sterblichkeit einher.
Thrombose der Leberarterie
Die Leberarterie versorgt das Lebertransplantat mit sauerstoffreichem Blut. Eine Verstopfung der Leberarterie durch ein Blutgerinnsel tritt in 2 bis 5 Prozent der Fälle nach Vollorgantransplantation auf. Bei einem plötzlichen Verschluss kommt es zu Schäden des Lebertransplantats, die gegebenenfalls eine erneute Transplantation erforderlich machen. Ein schleichender Verschluss der Leberarterie bewirkt häufig Komplikationen im Bereich der Gallengänge, welche eine erneute Operation oder auch Transplantation erfordern können.
Thrombose der Pfortader
Der Verschluss der Pfortader, welche Blut von Darm, Milz und Bauchspeicheldrüse zur Leber führt, ist eine sehr seltene Komplikation, die nur in wenigen Fällen einen erneuten Eingriff oder eine erneute Transplantation erfordert.
Gallengangs-Komplikationen
Gallengangs-Komplikationen kommen als Gallengangs-Strikturen oder -Undichtigkeiten vor und betreffen circa 15 Prozent der Vollorgantransplantationen.
Gallengangs-Striktur
Eine Gallengangs-Striktur ist eine narbige Verengung der Gallengänge, mit teilweisem oder vollständigem Verschluss und Aufstau der Gallenflüssigkeit. Hauptsächlich tritt dies an der Naht zwischen Spender- und Empfängergallengang auf und kann zumeist durch endoskopische Maßnahmen wie Aufdehnung und Platzierung eines Gallengangs-Stents behoben werden. Seltener kommt es an mehreren Stellen des Gallengangsystems zu Strikturen, was auf eine unvollständige Konservierung der Leber oder eine Durchblutungsstörung der Gallengänge zurückzuführen ist. Bei wiederholtem Auftreten von Strikturen kann eine erneute Operation erforderlich sein.
Gallenleckage
Ein Austreten von Galle tritt ebenfalls am häufigsten an der Verbindung von Transplantat- und Empfängergallengang auf. Sie geht zumeist auf eine Minderdurchblutung der Gallengangsenden zurück. Die Behandlung ist in der Regel die Schienung durch einen in den Gallengang eingebrachten Stent, welcher die undichte Stelle abdichtet und eine Ausheilung ermöglichen soll. In manchen Fällen ist ein weiterer operativer Eingriff notwendig.
Blutung oder Nachblutung
Blutung und Nachblutung können bei allen chirurgischen Eingriffen auftreten. Nach Lebertransplantation sind sie aufgrund des ausgedehnten Eingriffs jedoch besonders relevant. Die Leber ist außerdem der Hauptbildungsort von Faktoren der Blutgerinnung. Nach einer Transplantation kann es manchmal noch einige Tage dauern, bis die neue Leber diese Aufgabe vollständig erfüllt. Bei den meisten Transplantationen kommt es zu einer geringen Blutung, die eine Bluttransfusion erfordert. Handelt es sich um eine stärkere oder plötzliche Blutung kann in bis zu 10 Prozent der Fälle eine erneute Operation zur Blutstillung oder zur Entfernung des Blutergusses erforderlich sein.
Infektionen
Wundheilungsstörungen oder Wundinfekte sind ebenfalls eine Komplikation aller chirurgischen Eingriffe. Nach einer Lebertransplantation besteht darüber hinaus ein gesteigertes Risiko von Wundheilungsstörungen und Infektionen der Bauchhöhle. Das gilt besonders bei einer Blutansammlung oder einer Blockade des Gallenflusses nach Gallenleckage. In Zusammenhang mit der vorausgegangen Leberfunktionsstörung vor der Transplantation ist das Immunsystem zudem medikamentös gedämpft. Dadurch besteht ein deutlich erhöhtes Infektionsrisiko. Eine umgehende Therapie mit Antibiotika und gegebenenfalls eine Drainagen-Einlage oder erneute Operation können notwendig sein, um ein Fortschreiten der Infektion zu verhindern.
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