Indikationen zur Lebertransplantation
Wer braucht eine Lebertransplantation?
Patientinnen und Patienten, bei denen eine Lebertransplantation momentan als Therapie erwogen wird, leiden typischerweise an einer der folgenden Erkrankungen:
Akutes Leberversagen
Von einem akutem oder auch fulminanten Leberversagen spricht man, wenn es in einer zuvor gesunden Leber zu einem ausgedehnten Schaden der Leberzellen kommt, der schließlich zum Funktionsverlust der Leber führt.
Akutes Leberversagen kann sehr unterschiedliche Gründe haben. Häufige Ursachen sind:
- Überreaktionen des Immunsystems auf ein im Grunde harmloses Medikament
- Überdosierungen von leberschädigenden Medikamenten, wie zum Beispiel Paracetamol
- akute Virusinfektionen durch Hepatitisviren und andere Viren
- Speichererkrankungen, wie zum Beispiel Morbus Wilson
- Autoimmunerkrankungen, wie die fulminante Autoimmunhepatitis
Seltenere Ursachen des akuten Leberversagens sind:
- Vergiftungen durch Giftstoffe, zum Beispiel aus Knollenblätterpilzen (Amanita)
- Thrombosen der Lebervenen (Budd-Chiari-Syndrom)
- ausgedehnte Leberverletzungen
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Einzelfällen, in denen eine notfallmäßige Lebertransplantation notwendig werden kann.
Wie äußert sich ein akutes Leberversagen?
Typisches Symptom eines akuten Leberversagens ist Gelbsucht (Ikterus) mit Gelbfärbung von Haut, Schleimhäuten und Augen durch eine erhöhte Konzentration von Bilirubin im Blut. Oft nahezu zeitgleich, unter Umständen aber auch mit erheblicher Verzögerung, kommt es zu Verwirrtheitszuständen, der sogenannten hepatischen Enzephalopathie, bis hin zum Leberkoma. Ursache ist eine Anreicherung von Giftstoffen, die nicht mehr von der Leber abgebaut und ausgeschieden werden.
Notfallmäßige Lebertransplantation
Bei einem akuten Leberversagen besteht ohne eine notfallmäßige Lebertransplantation eine unmittelbare Lebensgefahr. Daher werden Patientinnen und Patienten mit akutem Leberversagen nach medizinischer Bewertung im Transplantationszentrum und Überprüfung durch das medizinische Personal der Stiftung Eurotransplant mit der höchsten Dringlichkeit (high urgency) zur Transplantation gelistet. Unter normalen Umständen können sie innerhalb weniger Tage ein geeignetes Spenderorgan erhalten.
Chronisches Leberversagen
Im Unterschied zu anderen Organen hat die Leber eine ausgeprägte Fähigkeit, sich selbst zu regenerieren. Trotzdem führen fortgesetzter Zellschaden und Reparaturvorgänge über Jahre und Jahrzehnte zur unumkehrbaren Vernarbung der Leber. Der Endzustand dieser Vernarbung wird Leberzirrhose genannt und kann durch Regeneration nicht mehr aufgehoben werden. Die Folge ist ein schrittweiser Funktionsverlust der Leber und anderer Organsysteme, die auf eine funktionierende Leber angewiesen sind.
Organzuteilung nach dem MELD-Score
Die Organzuteilung erfolgt seit einigen Jahren anhand des MELD-Wertes. MELD steht für Model for End Stage Liver Disease, also Modell für Lebererkrankungen im Endstadium. Der MELD-Wert beurteilt den Schweregrad einer Leberzirrhose nur aufgrund objektiver Laborparameter für Blutgerinnung, Leberstoffwechsel und Nierenfunktion (INR, Bilirubin, Kreatinin) und wird anhand einer komplexen logarithmischen Formel berechnet. Damit lässt sich die Sterblichkeit innerhalb von drei Monaten ohne Transplantation abschätzen. Ab einem Wert von 20 steigt diese deutlich an.
Patientinnen und Patienten mit einer Leberzirrhose sollten ab einem MELD-Wert von 12 bis 14 Punkten zur Prüfung an ein Transplantationszentrum zugewiesen werden. Ab einem MELD-Wert von 14 ist statistisch gesehen das Überleben nach Lebertransplantation wesentlich höher als ohne Transplantation, weshalb die Lebertransplantation dann grundsätzlich sinnvoll ist.
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