Folgeerkrankungen nach Lebertransplantation
Blutdruck, Blutzucker und Blutfettwerte
Durch die Medikamente können besonders in der Anfangsphase nach der Transplantation stärkere Schwankungen von Blutdruck und Blutzucker auftreten. Insbesondere bei einer diesbezüglichen Vorbelastung kann nach der Transplantation die Verabreichung von Insulin erforderlich werden. Die immunsuppressiven Medikamente können die Veränderungen von Blutdruck und Blutzucker verstärken. Gleichzeitig kommt es häufig durch das neue Organ zu einer Verbesserung der Werte.
In jedem Fall müssen die Veränderungen von Blutdruck und Blutzucker von Patientin oder Patient und Ärztin oder Arzt engmaschig überwacht und die Medikamente bei Bedarf angepasst werden. Die Blutfettwerte können sich durch die Immunsuppressiva ebenfalls verändern. Unter Umständen müssen dann Fettsenker eingenommen werden. Aus diesem Grund werden die Blutfettwerte in regelmäßigen Abständen im Rahmen der ambulanten Vorstellung kontrolliert.
Infektionen
Durch die „Herunterregulation“ des Immunsystems mit Immunsuppressiva steigt auch die Gefahr einer Infektion durch Mikroorganismen, die unser Körper im Normalfall gut abwehren kann. Diese Infektionen werden opportunistische Infektionen genannt und betreffen in erster Linie Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Nach einer Transplantation ist das Risiko für solche opportunistischen Infektionen erhöht.
In den ersten Wochen nach Transplantation besteht eine ausgeprägte Gefahr für Infektionen mit Bakterien und Pilzen. Nach dieser Zeit bis zum Ablauf von sechs Monaten werden häufiger Infektionen mit folgenden Erregern beobachtet:
- Viren, insbesondere das Cytomegalievirus (CMV) mit variablem Krankheitsbild
- Pilze, wie etwa Pneumocystis jirovecii, insbesondere in Form einer interstitiellen Lungenentzündung
- Bakterien, wie etwa unterschiedliche Tuberkulose-Bakterien
Nach sechs Monaten werden die opportunistischen Infektionen zunehmend seltener, jedoch besteht gegenüber der Normalbevölkerung immer noch ein erhöhtes Risiko.
Tumorerkrankungen
Neben der Abwehr von Infektionen ist das Immunsystem auch für die Unterdrückung von Tumorzellen verantwortlich, die zufällig im Körper entstehen können. Aufgrund der Schwächung des Immunsystems nach Transplantation besteht wie bei den Infektionen gegenüber der Normalbevölkerung ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebserkrankungen. Glücklicherweise haben diese Krebsarten bei rechtzeitiger Diagnose eine sehr gute Prognose. Eine jährliche Vorsorge ist unbedingt erforderlich. Für folgende Krebserkrankungen besteht ein erhöhtes Risiko:
Basaliome der Haut (heller Hautkrebs)
Basaliome sind die häufigste Krebsart bei Patientinnen und Patienten nach Lebertransplantation. Sie betreffen fast 27 Prozent von ihnen nach 10 Jahren. Gegenüber der Normalbevölkerung bedeutet das ein circa 25-fach erhöhtes Risiko.
Ohne ausreichenden Sonnenschutz vervielfacht sich das Risiko für Immunsupprimierte. Deshalb müssen sie unbedingt Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor, bedeckende Kleidung und Hüte verwenden und ausgedehnte Sonnenbäder meiden. Zur frühzeitigen Entdeckung dieser zumeist sehr gut behandelbaren Hauttumoren sollte lebenslang eine jährliche Kontrolle der gesamten Haut bei Hautärztin oder Hautarzt erfolgen.
Lymphoproliferative Erkrankungen nach Transplantation (Post-Transplant Lymphoproliferative Disorder – PTLD)
Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine eher untypische Form der unregulierten Vermehrung von Lymphozyten. In den meisten Fällen findet sich ein Zusammenhang mit dem Eppstein-Barr-Virus (EBV). Die meisten Erwachsenen hatten in ihrer Kindheit und Jugend Kontakt mit EBV. Flammt das „schlummernde“ Virus – ähnlich wie bei einer Gürtelrose – wieder auf, kann es zu einer PTLD kommen. Bei Kindern kann auch eine Erstinfektion mit EBV eine PTLD auslösen.
Hinter der Erkrankung steckt eine zu starke Unterdrückung des Immunsystems. Die Therapie besteht daher in erster Linie in der Verringerung der immunsuppressiven Medikamente. Eine weitere Möglichkeit ist die direkte Therapie der sich unkontrolliert vermehrenden Lymphozyten durch den Antikörper Rituximab. In der Mehrzahl der PTLD-Erkrankungen kann das transplantierte Organ erhalten werden.
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