Folgeerkrankungen der Leberzirrhose

Eine Leberzirrhose hat weitreichende Folgen für den Körper. Ihre gefährlichen und oft sogar lebensbedrohlichen Komplikationen müssen möglichst früh erkannt und behandelt werden. Wir bieten auch spezielle Verfahren bis hin zur Lebertransplantation an.

Gelbsucht (Ikterus)

Eine wichtige Funktion der Leber besteht darin, Abbauprodukte des roten Blutfarbstoffs, des Hämoglobins, zu eliminieren. Hämoglobin ist für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlich und wird ständig erneuert. Das dabei entstehende Abbauprodukt Bilirubin wird als Bestandteil der Gallenflüssigkeit ausgeschieden. Beim zunehmendem Leberversagen kann Bilirubin nicht mehr ausreichend aus dem Körper ausgeschieden werden und sammelt sich im Körper an. In der Folge nehmen Augen, Haut, Gewebe und Urin eine gelbliche Verfärbung an, die mit steigendem Bilirubinwert immer intensiver wird.

Flüssigkeitsansammlungen

Eine wichtige Aufgabe der Leber besteht darin, lebensnotwendige Eiweißstoffe zu produzieren, die mit dem Blutstrom zirkulieren. Eines davon ist Albumin, welches zusammen mit anderen Eiweißen dafür sorgt, freie Flüssigkeit im Blutgefäßsystem zu halten. Durch den zunehmenden Funktionsverlust der Leber sinkt der Albuminspiegel im Blut ab. In der Folge strömt Flüssigkeit aus dem Blutgefäßsystem aus und sammelt sich in Körperhöhlen oder in Körpergeweben an. Eine Flüssigkeitsansammlung im Bauchraum bezeichnet man als Aszites, im Brustkorb als Hydrothorax, in den Beinen als Beinödeme. 

Behandelt werden solche Flüssigkeitsansammlungen zunächst mit salzarmer Diät und entwässernden Medikamenten. Bei zunehmender Verschlechterung von Aszites und Hydrothorax bleibt häufig nur die wiederholte Punktion und Drainage. 

In einzelnen Fällen kann eine Kurzschluss-Verbindung durch die Leber angelegt werden, um den Blutfluss umzuleiten, sodass keine Punktion mehr erfolgen muss. Dieses Verfahren wird transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunt, kurz TIPS genannt. Es handelt sich dabei um ein minimal-invasives Verfahren aus der Interventionellen Radiologie. 

Eine weitere Alternative bei Aszites ist die Implantation eines Abflusssystems, bei dem das Bauchwasser in eine Vene abgeleitet wird, ein sogenannter peritoneovenöser Shunt, Denver-Shunt oder LeVeen-Shunt. Die sogenannte ALFA-Pumpe ist ein neueres Verfahren. Hier pumpt eine batteriebetriebene, unter die Bauchhaut implantierte Pumpe das Wasser aus dem Bauch in die Harnblase.

Informationen für zuweisende Kolleginnen und Kollegen zur Aszitesbehandlung

Spontan-bakterielle Peritonitis (SBP)

Eine spontan-bakterielle Peritonitis (SBP) ist eine Infektion des Aszites mit Darmkeimen. Sie muss mittels Antibiotika behandelt werden, da sie nicht selten zu einer Verschlechterung der Leberfunktion oder zur Ausbildung eines sogenannten hepatorenalen Syndroms führt, bei dem sich neben der Leberfunktion auch die Nierenfunktion verschlechtert. 

Blutungen im Magen-Darm-Trakt (gastrointestinale Blutungen)

Durch die zunehmende Vernarbung erhöht sich der Widerstand des Blutflusses in der Leber. In der Folge sucht sich das Blut neue Wege und es bilden sich sogenannte Umgehungskreisläufe aus. Kleine Venen werden nun vermehrt durchblutet und verändern sich zu fingerdicken Krampfadern, deren Wände durch die gesteigerte Blutmenge und den erhöhten Blutdruck dünn und brüchig werden. Diese Krampfadern finden sich im Magen-Darm-Trakt, häufig entlang der Speiseröhre (Ösophagusvarizen) und des Mageneingangs (Magenfundusvarizen) und im Bereich von Enddarm und After (perianale Varizen). Reißen die dünnen Gefäßwände ein, kommt es zu heftigen Blutungen, die in bis zu 50 Prozent der Fälle tödlich sind. Es ist daher entscheidend, dass solche Krampfadern im Rahmen regelmäßiger Endoskopien rechtzeitig erkannt und behandelt werden, etwa durch eine endoskopische Unterbindung der Krampfadern oder eine medikamentöse Therapie mit Betablockern. Die Endoskopien werden in Zusammenarbeit mit dem Schwerpunkt Gastroenterologie der Medizinischen Klinik II durchgeführt.

Hepatische Enzephalopathie

Durch die Verschlechterung der Leberfunktion und die veränderten Blutflüsse im Magen-Darm-Trakt können Ammoniak und andere Giftstoffe nicht mehr ausreichend abgebaut werden und reichern sich im Körper an. Das beeinträchtigt zunehmend die Gehirnfunktion: Konzentrationsschwäche, Müdigkeit und Verwirrtheitszustände bis hin zum Leberkoma sind die Folgen.Um dem entgegenzuwirken, versucht man, die Aufnahme von Ammoniak aus dem Darm zu minimieren, der dort natürlicherweise von Bakterien gebildet wird. Dafür werden Abführmittel wie Lactulose eingesetzt, oder auch Antibiotika, die gezielt die Ammoniak bildenden Darmbakterien reduzieren. Dies bezeichnet man als selektive Darmdekontamination.

Hepatozelluläres Karzinom (HCC)

Bei Leberzirrhose ist das Risiko für Leberzellkrebs erhöht (hepatozelluläres Karzinom, HCC): Es liegt bei 1 bis 4 Prozent pro Jahr. Zur Früherkennung werden Ultraschall-Untersuchungen im Abstand von sechs Monaten empfohlen.

Wohin kann ich mich wenden?

Zur Beurteilung der Möglichkeit einer TIPS-Einlage oder einer Lebertransplantation sowie bei anderen Fragestellungen rund um die Behandlung von Komplikationen einer Leberzirrhose können Sie gerne einen Termin in unserer Leberambulanz vereinbaren.

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