Herz und Hitze
Mit zunehmender Erderwärmung steigt die Wetterempfindlichkeit der Menschen, in der Fachsprache Biotropie genannt. Aus einer vom Umweltbundesamt beauftragten Studie geht hervor, dass Häufigkeit, Dauer und Intensität von Hitzewellen deutlich zunehmen werden, sodass sich die zukünftige biotrope Belastung für die Gesundheit in Deutschland bis zum Ende des 21. Jahrhunderts mehr als verdoppeln wird. Auch rasche Temperaturänderungen zum Vortag und Temperaturschwankungen binnen eines Tages werden mit einer erhöhten Wetterfühligkeit in Verbindung gebracht. Dies hat zur Folge, dass bereits vorhandene Krankheiten und Beschwerden verstärkt oder ausgelöst werden können.
Das unausgeglichene Klima schlägt vor allem auf den Kreislauf. Hitzewellen, rasche Anstiege von Temperatur- und Luftdruck bereiten insbesondere Menschen mit Herz- oder Blutdruckproblemen große Probleme. Generell hat unser Körper verschiedene Möglichkeiten, die eigene Körpertemperatur zu regulieren und überschüssige Wärme abzugeben. Die bekannteste Maßnahme ist das Schwitzen. Stellt unser Temperaturkontrollzentrum im Gehirn, in der Fachsprache Hypothalamus genannt, fest, dass unsere Wohlfühltemperatur von 37 Grad im Körperinneren überschritten wird, werden die Schweißdrüsen in der Haut zur vermehrten Produktion angeregt. Wir geben also Wärme ab, indem der Schweiß auf der Körperoberfläche „verdampft“. Darüber hinaus stellt der Körper unsere Hautgefäße weit. Das Herz pumpt vermehrt warmes Blut in die erweiterten Hautgefäße, wodurch ebenfalls Wärme abgeleitet wird.
Hitzebedingte Komplikationen
Ein bereits geschwächtes Herz schafft es jedoch nur bedingt, die überschüssige Wärme über den Blutkreislauf auf die Körperoberfläche umzuverteilen und sie somit los zu werden. Darüber hinaus kommt es in Folge des vermehrten Schwitzens naturgemäß zu einem Verlust von Flüssigkeit und wichtigen Körpersalzen, den sogenannten Elektrolyten. Der Mangel an Flüssigkeit und die hitzebedingte Weitstellung der Gefäße führen zu einem Absinken des Blutdrucks. Das Herz pumpt nicht mehr ausreichend Blut durch die Adern, der Körper wird schlechter mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Es kommt zu Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten, Muskelkrämpfen bis hin zu Herzrhythmusstörungen. Wer sich nicht rechtzeitig eine Kühlung verschafft, riskiert sogar einen Hitzeschlag.
Darauf sollten vor allem ältere Menschen und Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Bluthochdruck an heißen Tagen achten:
Mittagshitze und körperliche Anstrengung meiden
Machen Sie es wie die Südländer und halten Sie an heißen Tagen mittags eine Siesta. Körperliche Aktivitäten wie Einkaufen, Haus- und Gartenarbeit sollten bei Hitze auf ein Minimum reduziert und in die kühleren Morgen- und Abendstunden verlegt werden. Das gilt auch für Sport. Kraft- und Ausdauertraining stärken zwar das Herz und bringen Sie besser durch die Hitzewelle. An extrem heißen Tagen sollten Sie sich jedoch nicht überanstrengen und allenfalls schwimmen gehen oder in gekühlten Räumen moderat Sport treiben.
Hitze aussperren
Lüften Sie früh morgens und spät abends oder nachts und halten Sie tagsüber die Fenster geschlossen. Sperren Sie die Hitze aus, indem Sie alle Räume verdunkeln, sofern vorhanden mit außen liegenden Rollläden. Diese schützen besser vor Hitze als innenliegende Jalousien oder Vorhänge. Halten Sie auch ihren Körper kühl, indem sie sich leicht und luftig kleiden und möglichst im Schatten bleiben.
Genügend trinken
Pro Tag scheidet der Mensch knapp einen Liter Wasser über den Urin aus, einen halben Liter über den Schweiß und einen weiteren halben Liter über die Atmung. An heißen Tagen und bei großen Anstrengungen schwitzen wir noch mehr. Damit der Körper weiterhin einwandfrei funktioniert, muss dieser Verlust ausgeglichen werden. Wir müssen entsprechend mehr trinken: idealerweise ein bis zwei Liter zuzüglich zur sonstigen Trinkmenge, also unterm Strich zwei bis drei Liter. Experten empfehlen Leitungs- oder Mineralwasser, je nach Geschmack mit etwas Zitrone oder wenig Saft gemischt sowie ungesüßten Tee. Am besten trinkt man morgens direkt nach dem Aufstehen schon ein großes Glas Wasser, das füllt die Speicher wieder auf, kurbelt den Kreislauf an und fördert die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit. Wer zu wenig trinkt riskiert eine Dehydrierung. Anzeichen eines Flüssigkeitsmangels sind Müdigkeit, Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen, da der Magen-Darm-Trakt langsamer arbeitet, Schwindel, Muskelkrämpfe, Gliederschmerzen und Hauttrockenheit. Jüngere, gesunde Menschen können sich durchaus auf ihr Durstgefühl verlassen. Durst ist ein guter Indikator dafür, dass der Körper Flüssigkeit benötigt. Mit dem Alter lässt das Durstempfinden jedoch nach. Dann hilft ein Urincheck: Je heller desto besser!
Flüssigkeitszufuhr bei Herz- oder Nierenerkrankung
Achtung: Patienten mit einer Herz- oder Nierenerkrankung sollten die tägliche Trinkmenge unbedingt mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt besprechen, möglicherweise muss sie begrenzt werden. Denn wenn ihr Körper das Wasser nicht vollständig ausscheiden kann, sammelt es sich möglicherweise in Beinen, Lunge oder im Bauchraum an. Tägliches Wiegen hilft, Schwankungen im Flüssigkeitshaushalt zu vermeiden. Eine Zunahme von einem halben Kilo Körpergewicht innerhalb eines Tages deutet in der Regel auf eine zu hohe Trinkmenge hin.
Elektrolyte ersetzen
Über den Schweiß gehen viele Elektrolyte verloren, wertvolle Mineralstoffe wie Natrium, Kalium, Calcium und Magnesium sowie Zink und Jod. Achten Sie neben einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr auf eine ausgewogene Ernährung. Einem Mangel an Elektrolyten wirkt man gut mit einer Gemüsebrühe oder einer Gazpacho, der kalten Gemüsesuppe aus Andalusien, entgegen. Wer bereits an einer Herzerkrankung leidet, sollte vor allem seinen Kalium-Spiegel im Blick haben, da ein Kalium-Mangel die Herzfunktion noch stärker beeinträchtigen kann. Nehmen Sie jedoch nicht eigenmächtig ohne ärztliche Absprache Kalium-Tabletten ein.
Medikamente und Blutdruck im Blick
Halten Sie Ihren Blutdruck im Blick. Denn die Hitze weitet die Gefäße, sodass der Blutdruck sinkt. Gegebenenfalls muss die Dosis der Medikamente angepasst werden. Doch auch die Wirkungen und Nebenwirkungen von anderen Medikamenten können sich bei Hitze ändern, wie die der wassertreibenden Mittel, so genannte Diuretika. Um unerwünschte Folgen zu vermeiden, sollten Sie im Hochsommer die Dosierung der Medikamente ebenso wie die Anpassung der Trinkmenge stets mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt besprechen. Lagern Sie Ihre Medikamente immer an einem kühlen und schattigen Ort.
Weitere Informationen
Um für heiße Tage gewappnet zu sein, informieren Sie sich beim Deutschen Wetterdienst (DWD) über die Hitze-Warnungen.
Die Stadt Würzburg gibt zudem weitere Tipps zum Thema Hitze wie: Wo gibt es Schattenplätze? Wo kann ich unterwegs kostenfrei Leitungswasser in meine Flasche nachfüllen?
Mehr zu Hitze und Herzgesundheit finden Sie bei der Deutschen Herzstiftung: Extreme Hitze: Was müssen Herzpatienten beachten? | Deutsche Herzstiftung e.V.
Literatur
Zacharias, S. & C. Koppe (2015a) Einfluss des Klimawandels auf die Biotropie des Wetters und die Gesundheit bzw. die Leistungsfähigkeit der Bevölkerung in Deutschland. Bericht zum Forschungsvorhaben des Umweltbundesamtes UFOPLAN 3711 61 238. (Einfluss des Klimawandels auf die Biotropie des Wetters und die Gesundheit bzw. die Leistungsfähigkeit der Bevölkerung in Deutschland)
Zacharias, S., C. Koppe & H.-G. Mücke (2015) Climate change effects on heat waves and future heat-wave associated IHD mortality in Germany. Climate, 3, 100-117; doi:10.3390/cli3010100.
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