Manuela Henn ist 51 Jahre alt und kam in der vergangenen Woche ins Uniklinikum Würzburg, da ihr Körper zu viel Wasser eingelagert hatte – ein typisches Symptom einer Herzinsuffizienz. „Ich konnte mich schon so lange nicht mehr konzentrieren, war müde und wusste nicht warum“, sagt die Mitarbeiterin im Amt für Familienangelegenheiten. „Dank der ausführlichen Beratung im Rahmen der AHF Register-Studie wissen mein Mann und ich jetzt, wie wir mit der Krankheit umzugehen haben und was wir im Alltag beachten müssen.“ Sie ist die 1.000 Patientin im AHF Register, genauer gesagt die 399ste Patientin, denn 601 Studienteilnehmer sind männlich. Im Schnitt sind die Probanden auch 26 Jahre älter als Manuela Henn, nämlich 77 Jahre alt.
„Erstmals entsteht ein komplettes Bild aller Patienten mit Akuter Herzinsuffizienz“
Von 1.000 weiteren Herzinsuffizienz-Patienten, die nicht an der Beobachtungsstudie teilnehmen können, dürfen zusätzlich die klinischen Informationen über ihren stationären Aufenthalt anonymisiert wissenschaftlich ausgewertet werden. Dies sind vorwiegend Patienten, die ein besonderes Krankheitsprofil und eine höhere Sterblichkeit aufweisen. „So entsteht erstmals ein komplettes Bild aller Patienten mit einer akuten Herzinsuffizienz, auch der Schwerstkranken“, resümiert Prof. Dr. Stefan Störk, Leiter der Klinischen Forschung am DZHI und Leiter der Studie.
Die klinische Studiendatenbank des AHF Register erlaubt die Analyse zahlreicher wissenschaftlicher Fragestellungen. So haben sich bereits bei der Erhebung der Daten zwölf Doktoranden mit der Qualität und der Bedeutung für die Kurzzeitprognose der Patienten beschäftigt und wertvolle Erkenntnisse daraus gewonnen. Sie haben unter anderem die Bedeutung der Informationen untersucht, die aus EKG, Röntgenbildern, verschiedensten Laboruntersuchungen und Echokardiografien ableitbar sind. „Die Anwendung innovativer Echokardiografie-Methoden wie zum Beispiel die Untersuchung der Herzarbeit (Myocardial Work), könnte dazu beitragen, das Krankheitsbild besser zu verstehen und die Therapie gezielter anzuwenden“, berichtet Dr. Caroline Morbach, Leiterin des Echo-Labors im DZHI.
Prognose hängt von Art und Zeitpunkt der Diagnose ab
Akute Herzschwäche ist nach wie vor mit einer schlechten Prognose verbunden. Leider leben inzwischen nur noch etwa 60 Prozent der 1.000 Patienten aus dem Register. Gut ein Drittel ist an den Folgen der Herzinsuffizienz bereits verstorben. Diese Zahl stimmt überein mit anderen Studienergebnissen. Die Wahrscheinlichkeit für einen Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz, die nächsten fünf Jahre nach der Diagnosestellung zu überleben, liegt bei etwa 50 Prozent. Jede Krankenhauseinweisung wegen einer Verschlechterung der Herzinsuffizienz mindert die Prognose.
„Das klingt zunächst erschreckend. Ist es auch“, sagt Prof. Störk. „Doch für etwa die Hälfte der Patienten – diejenigen, die an einer systolischen Herzinsuffizienz leiden – stehen immer bessere Therapien zur Verfügung. Mit der richtigen Behandlung und der Bereitschaft des Patienten, sich und seine Werte kontinuierlich im Auge zu behalten und die Medikamente regelmäßig einzunehmen, sind die Chancen auf ein längeres Leben und mehr Lebensqualität stark verbessert. Für die sogenannte diastolische Herzinsuffizienz, an der die andere Hälfte der Patienten leidet, sind die Behandlungsstrategien noch nicht so gut entwickelt. Doch die Wissenschaftler arbeiten mit Hochtouren daran, auch hier am DZHI.“
Von entscheidender Bedeutung für beide Patientengruppen sei jedoch laut Störk die gut strukturierte Versorgung im Netzwerk. „Dies bedeutet, dass alle Versorger, vom Hausarzt über den Kardiologen bis hin zur Klinik, kontinuierlich und gut informiert sind über den Gesundheitszustand ihres Patienten. Am DZHI wurden hierzu Netzwerkstrukturen entwickelt und wird gezielt Personal für diese Netzwerke ausgebildet.“
Am besten ist die Prognose natürlich, wenn es erst gar nicht zur Krankenhauseinweisung kommt. Je früher die Diagnose gestellt wird, desto besser kann die Herzinsuffizienz oftmals behandelt werden.
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