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Ein Meilenstein für die Telemedizin

Die Studie PASSPORT-HF ebnet den Weg für Telekardiologie in Deutschland – in Würzburg erhielt der erste Studienteilnehmer das CardioMEMS™HF System und wird von einer Studienschwester betreut.

 

Michael Huber wurde von der Studienschwester Anett Heyne im Rahmen der PASSPORT-HF-Studie in die Anwendung des CardioMEMS HF Systems eingewiesen.
So klein ist der Sensor, der Michael Huber implantiert wurde (Copyright Abbott 2020)
Sowohl die Patienten aus der Inventionsgruppe als auch die Patienten aus der Kontrollgruppe erhalten einen Symptomkalender, in dem sie Blutdruck, Herzfrequenz, Gewicht und Wassereinlagerungen im Körper dokumentieren. Die Ergebnisse werden telefonisch abgefragt und zur Optimierung der Therapie herangezogen.
Daheim leitet der Franke nun täglich mit dem speziellen Auslesegerät seine Werte ab. Je nach Ergebnis wird die Therapie flexibel angepasst.

Lange hat das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) für die Telemedizin in der Versorgung herzinsuffizienter Patienten gekämpft. Denn das hochkomplexe Krankheitsbild benötigt eine umfassende Betreuung durch spezialisierte Pflegekräfte, um Entgleisungen rechtzeitig zu erkennen. Endlich besteht konkrete Aussicht darauf, dass herzkranke Patienten leitlinien- und bedarfsgerecht versorgt werden können. Denn erstmals haben der GKV-Spitzenverband und die Kassenärztliche Bundesvereinigung telemedizinisch erbrachte kardiologische Leistungen in den Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) aufgenommen. Im Rahmen der PASSPORT-HF-Studie darf ab jetzt die ambulante telemedizinische Nachsorge von Herzinsuffizienzpatienten abgerechnet werden. Trifft die Studie die Erwartungen, werden diese Leistungen und Vergütungen in Deutschland in die Regelversorgung übernommen. In der randomisierten PASSPORT-HF-Studie prüft das DZHI im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) die Anwendung des CardioMEMS™HF Systems. In den USA wurde bereits gezeigt, dass Herzinsuffizienzpatienten sich mittels Monitoring des Lungenblutdrucks besser behandeln lassen und Krankenhausaufenthalte und Sterblichkeit verringert sind. Der erste PASSPORT-Patient hat jetzt in der Uniklinik Würzburg den Sensor erhalten und wurde von seiner Studienschwester ins System eingewiesen.
 

Dr. Monika Lelgemann, unparteiisches Mitglied beim Gemeinsamen Bundesausschuss: „Wir freuen uns, dass das große Engagement aller Beteiligten dazu geführt hat, dass die PASSPORT-HF Studie nun tatsächlich beginnt. Jetzt geht es darum, möglichst viele geeignete Patientinnen und Patienten als Studienteilnehmer zu gewinnen. Wir hoffen, dass sich die positiven Erwartungen erfüllen und die Studienergebnisse zu einer verbesserten Versorgung von Patienten und Patientinnen mit schwerer Herzinsuffizienz beitragen können. Ich wünsche also im Interesse Aller viel Erfolg bei der Durchführung der Studie." Die PASSPORT-HF Studie wurde im Rahmen einer Erprobungsrichtlinie nach § 137e SGB V vom G-BA in Auftrag gegeben. Der G-BA sieht großes Potenzial in der Methode, die nun im deutschen Versorgungskontext umfassend erprobt wird und dabei die positiven Ergebnisse aus der Zulassungsstudie bestätigen muss.

Eine verschleppte Grippe hat Michael Huber (Name wurde auf Wunsch des Patienten geändert) im Alter von 30 Jahren zum Patienten mit einer schweren Herzinsuffizienz gemacht. „Für mich war es eine Erkältung“, sagt der heute 39-Jährige aus dem oberfränkischen Forchheim. Doch die Erkältung hielt ein halbes Jahr an. Als er zunehmend bei Belastung blau anlief, klingelten beim Hausarzt die Alarmglocken, die Untersuchungen ergaben eine Herzmuskelentzündung, die das Herz schon massiv geschwächt hatte. Mit Tabletten und einem implantierten Defibrillator kämpfte er sich zurück ins Leben, arbeitete Vollzeit als Verkäufer – bis der Defibrillator im August diesen Jahres 53 Mal in nur einer Woche einen Schock auslöste. Wassereinlagerungen und Leber- und Nierenversagen kamen hinzu. Michael Huber wurde das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz an der Uniklinik Würzburg empfohlen. Hier bot man ihm die Teilnahme an der neuen PASSPORT-HF Studie an.

Fernüberwachung des Drucks in der Lungenarterie kann die Prognose verbessern

Die vom DZHI geleitete und vom Institut für Herzinfarktforschung Ludwigshafen durchgeführte randomisierte PASSPORT-HF Studie prüft die Anwendung des CardioMEMSTM HF Systems im deutschen Gesundheitssystem. Das System besteht aus drei Komponenten: ein Sensor wird Patienten mit einer schweren Herzinsuffizienz in die Lungenarterie implantiert; ein „intelligentes Kissen“ dient als Mess-Station; eine sichere Datenbank empfängt die täglich gemessenen Werte, wo sie vom Betreuerteam beurteilt werden können. Ein Druckanstieg in der Pulmonalarterie lässt meist schon Wochen vorher eine drohende Entgleisung erkennen. So kann durch eine geeignete Therapieanpassung eine weitere Verschlechterung, ein Krankenhausaufenthalt oder Schlimmeres verhindert werden.

PASSPORT-HF wird an etwa 40 Zentren in Deutschland durchgeführt. 560 Patienten mit einer schweren Herzinsuffizienz (NYHA-Stadium III*), die im vergangenen Jahr mindestens einmal im Krankenhaus wegen einer Herzinsuffizienz behandelt wurden, sollen aufgenommen und zunächst über zwölf Monate betreut werden. Die eine Gruppe (Intervention) erhält das CardioMEMSTM HF System und kann mit Hilfe der Lungendruckwerte durch die Behandlungsteams intensiviert behandelt werden. Die andere Gruppe (Kontrolle) wird zu Studienbeginn angeleitet, sich selbst zu beobachten, also Blutdruck, Herzfrequenz, Gewicht und Wassereinlagerungen im Körper zu messen und zu dokumentieren. Die Ergebnisse werden telefonisch abgefragt und zur Optimierung der Therapie herangezogen.

Rechtzeitig reagieren und Therapie flexibel anpassen

Michael Huber sagte sofort zu. Das Los entschied, dass er das CardioMEMSTM HF System erhält. Somit ist er deutschlandweit der erste Patient, dem im Rahmen der PASSPORT-HF Studie ein Sensor implantiert wurde. Das Studienteam um Prof. Dr. Stefan Störk wies Michael Huber im Krankenhaus in das System ein. Daheim leitet der Franke nun täglich mit dem speziellen Auslesegerät seine Werte ab. Je nach Ergebnis wird die Therapie flexibel angepasst. „Ich habe große Hoffnung, dass bei einer Verschlechterung jetzt viel schneller und damit rechtzeitig reagiert werden kann“, sagt Michael Huber und ist froh, dass er an der Studie teilnehmen darf.

Herzinsuffizienz-Pflegekräfte sind das Herzstück der Behandlung

„Das CardioMEMS™ HF System liefert uns neue, bisher nicht zugängliche Informationen, Tag für Tag. Die Druckwerte sind jedoch nur ein Teil der Versorgungskette, sie stellen selbst noch keine Therapie dar“, sagt der Leiter der Studie, Prof. Dr. Stefan Störk. „Wichtig ist, dass die übertragenen Messwerte regelmäßig von einer geschulten Herzinsuffizienz-Pflegekraft und im Bedarfsfall zusätzlich vom Arzt betrachtet und interpretiert werden, sodass Medikation und Therapie zeitnah angepasst werden können. Der Mehrwert des CardioMEMS™ HF Systems hängt ganz entscheidend davon ab, dass der Patient die tägliche Messung durchführt und dann auch die Behandlungsempfehlungen umsetzt.“

Seit vielen Jahren setzt sich das DZHI für eine umfassende Versorgung von Patienten mit Herzinsuffizienz ein. Denn das hochkomplexe Krankheitsbild benötigt eine umfassende, multidisziplinäre Versorgung. Um drohende Entgleisungen frühzeitig zu erkennen und Krankenhausaufenthalte zu vermeiden, wurde am DZHI für Hochrisikopatienten das Versorgungsprogramm HeartNetCare-HF™ entwickelt. Der Schlüssel zum Erfolg dieses Programms sind spezialisierte Herzinsuffizienzschwestern und -pfleger. Schon in der Klinik schulen sie Patienten und ihre Angehörigen in der Selbstüberwachung von Blutdruck, Herzfrequenz, Körpergewicht und Beschwerden. Nach der Entlassung bricht der Kontakt nicht ab, sie telefonieren regelmäßig mit ihren Patienten, kontrollieren die Werte und stellen bei Bedarf in Absprache mit den Ärzten die Dosierung der Medikamente um. HeartNetCare-HF™ ist das erste Versorgungsprogramm, für das im deutschen Gesundheitssystem ein Wirksamkeitsnachweis erbracht wurde. Schon nach sechs Monaten war die Sterblichkeit in der HeartNetCare-HFTM Gruppe im Vergleich zur herkömmlich behandelten Patientengruppe um 38% vermindert! Das sind Ergebnisse, die mit keinem einzelnen Medikament erricht werden können. Besonders ältere und schwerer erkrankte Patienten profitierten von der Telefonbetreuung. Den größten Überlebensgewinn hatten Patienten, bei denen eine depressive Verstimmung als Begleiterkrankung vorlag. Auch die Lebensqualität und körperliche Leistungsfähigkeit besserten sich signifikant. Die Patienten nahmen ihre Medikamente regelmäßiger ein und betrieben eine effektivere Selbstüberwachung.

Dank PASSPORT-HF dürfen erstmals Pauschalen für telekardiologische Leistungen abgerechnet werden

Leider gab es für diese vielversprechende Betreuungsform bisher von den Krankenkassen keine Finanzierung. Doch die Aufnahme der Leistungsziffern für Telemedizin in den Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) gibt Hoffnung. Vorerst darf nur im Rahmen der PASSPORT-Studie abgerechnet werden. Trifft die vom Gemeinsamen Bundesauschuss (G-BA) beauftragte PASSPORT-HF Studie jedoch die Erwartungen, werden die Leistungen in die Regelversorgung übernommen. 

„Damit legt die PASSPORT-Studie den Grundstein für kardiales Telemonitoring und ebnet den Weg für die Telekardiologie in Deutschland“, freut sich Prof. Dr. Stefan Störk, Leiter der Klinischen Forschung und Epidemiologie am DZHI. „Die Abrechnungsziffern sind ambulant abrechenbar und ermöglichen erstmals eine sektorenübergreifende und telemedizinische Behandlung von Patienten mit Herzinsuffizienz. Insgesamt wird so die leitlinien- und bedarfsgerechte Versorgung herzkranker Patienten gestärkt.“

* Die New York Heart Association (NYHA) hat die Herzinsuffizienz in vier Stadien eingeordnet.

Zur Herzinsuffizienz
Fast vier Millionen Menschen leiden in Deutschland unter einer Herzinsuffizienz. Die Ursachen sind komplex. Die Lebenserwartung nimmt stetig zu und akute kardiovaskuläre Erkrankungen werden immer häufiger überlebt – nicht selten mit einer Herzinsuffizienz als Langzeitfolge. Hinzu kommen zahlreiche weitere Er-krankungen sowie gravierende Einschränkungen der Lebensqualität. Diese Volkskrankheit stellt sowohl für die Betroffenen als auch für das Gesundheitssystem eine enorme Belastung dar.

Über das CardioMEMSTM HF System
Erste Studien in den USA, Deutschland, Irland und den Niederlanden haben gezeigt, dass das gerätebasierte Telemonitoring mit dem CardioMEMSTM HF System die Prognose von Herzinsuffizienzpatienten erheblich verbessert. Die von der Würzburger Kardiologin Christiane Angermann geleitete MEMS-HF-Studie ergab zum Beispiel eine Reduzierung der Hospitalisierungsrate nach der Implantation des Sensors im Vergleich zum Jahr vorher um mehr als 60 Prozent. Die Lebensqualität verbesserte sich – besonders ausgeprägt bei Patienten mit starker Drucksenkung in der Pulmonalarterie. Die depressiven Symptome bildeten sich deutlich zurück und die Schwere der Erkrankung nahm ab (dauerhafte Verbesserung der NYHA-Klasse bei mehr als 40% der Patienten sowie deutlicher Abfall des Herzschwächemarkers NT-proBNP).

 

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Michael Huber wurde von der Studienschwester Anett Heyne im Rahmen der PASSPORT-HF-Studie in die Anwendung des CardioMEMS HF Systems eingewiesen.
So klein ist der Sensor, der Michael Huber implantiert wurde (Copyright Abbott 2020)
Sowohl die Patienten aus der Inventionsgruppe als auch die Patienten aus der Kontrollgruppe erhalten einen Symptomkalender, in dem sie Blutdruck, Herzfrequenz, Gewicht und Wassereinlagerungen im Körper dokumentieren. Die Ergebnisse werden telefonisch abgefragt und zur Optimierung der Therapie herangezogen.
Daheim leitet der Franke nun täglich mit dem speziellen Auslesegerät seine Werte ab. Je nach Ergebnis wird die Therapie flexibel angepasst.

Wenn das Herz müde oder steif wird

Vier Millionen Menschen leiden allein in Deutschland unter einer Herzschwäche. Mit jährlich rund 465.000 stationär behandelten Patienten ist die Herzschwäche der häufigste Grund für einen Krankenhausaufenthalt. Mehr als 40.000 Menschen sterben jedes Jahr an Herzschwäche. Die Volkskrankheit ist ernst und tückisch, da ihre Symptome oft unspektakulär sind und dem Alter zugeschrieben werden. Um die Bevölkerung für die Warnzeichen zu sensibilisieren, hat die Deutsche Herzstiftung die bundesweiten Herzwochen vom 1. bis 30. November unter das Motto „Das schwache Herz“ gestellt. In diesem Rahmen bietet das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) gemeinsam mit der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am 17. November 2020 von 15 bis 17 Uhr ein Webinar auf der Plattform „Skype for Business“ an. Kardiologinnen und Kardiologen stellen verschiedene Formen und Ursachen der Herzinsuffizienz vor und informieren über Symptome, Diagnostik, Therapie und Vorbeugung. Am 27. November steht in einem weiteren Webinar der Sport im Fokus. Weitere Informationen und Anmeldung: www.dzhi.de.

„Die Herzschwäche ist das Resultat verschiedener Herz-Kreislauferkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Herzklappenfehler. Aber auch der Diabetes ist mittlerweile ein sehr wichtiger Auslöser einer Herzschwäche“, erläutert Prof. Dr. Christoph Maack, Sprecher des DZHI. „Wir unterscheiden prinzipiell zwei Formen der Herzschwäche: Eine, bei der das Herz müde geworden ist und nicht mehr gut pumpt, die systolische Herzinsuffizienz. Und eine bei der es dem Herzen an Elastizität fehlt, sodass es in der Entspannungsphase zwischen den Herzschlägen, der Diastole, nicht genügend Blut aufnehmen kann. Man spricht daher beim steifen und dicken Herzen von der diastolischen Herzinsuffizienz sowie von einer Herzschwäche mit erhaltener Pumpfunktion HFpEF (Heart Failure with preserved Ejection Fraction).

Fokus auf das dicke, steife Herz

Prof. Dr. Ulrich Hofmann, geschäftsführender Oberarzt an der Medizinischen Klinik und Poliklinik I, konzentriert sich in seinem Vortrag auf die Entstehung der HFpEF: „Während es für die Hauptursachen des Elastizitätsverlustes, nämlich für Stoffwechselerkrankungen wie Blutzucker sowie Bluthochdruck, etablierte, medikamentöse Behandlungen gibt, existieren für andere Ursachen der HFpEF bislang noch keine kausalen Behandlungsmöglichkeiten - trotz großer Anstrengungen der Forscher.“ Körperliches Training sei aber unabhängig von der Ursache der HFpEF eine wirksame Behandlung, um den Herzmuskel elastisch zu halten und die körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern.

Generell lässt sich verschiedenen Studien zufolge mit einem gesunden Lebensstil und der Vorbeugung der Risikokrankheiten die Hälfte aller Herzschwäche-Fälle vermeiden.

Blick ins Herz mit dem Ultraschall

Wer Symptome bemerkt wie eine Abnahme der Leistungsfähigkeit, Konzentrationsstörungen, Atemnot bei körperlicher Belastung, Reizbarkeit, depressive Verstimmungen sowie plötzliche und kontinuierliche Gewichtszunahme und geschwollene Beine durch Wassereinlagerung, der sollte umgehend einen Arzt aufsuchen. Zu den wichtigsten Diagnosemethoden gehört neben Bluttest und EKG auch der Herzultraschall, die so genannte Echokardiographie. Dr. Caroline Morbach, Leiterin des Echolabors am DZHI, wird im Webinar anhand bewegter Bilder verschiedene Formen der Herzinsuffizienz demonstrieren. Wie unterscheidet sich das müde Herz mit reduzierter Pumpfunktion vom steifen Herzen mit Füllungsstörung? Und wie sieht das besonders dicke Herz aus? 

Alkohol ins Herz

Einer, der das besonders dicke Herz, die hypertrophe Kardiomyopathie (HCM/HOCM), seit Jahren erforscht und behandelt ist Prof. Dr. Hubert Seggewiß. Er hat sich vor allem mit der Weiterentwicklung der perkutanen Alkoholseptumablation weltweit einen Namen gemacht. Dabei wird mittels Herzkatheter-geführter Ablation Alkohol in die Ader gespritzt, die die verdickte Muskulatur versorgt, was einen künstlichen Herzinfarkt auslöst und wodurch sich der Herzmuskel verdünnt und die Herzfunktion normalisiert. Mit seiner Kollegin Dr. Angelika Batzner verstärkt Seggewiß seit April dieses Jahres im DZHI und der Med Eins das interdisziplinäre Team für Diagnostik und Therapie für Patienten mit HCM.

Was in den Genen steckt

HCM ist eine meist angeborene Erkrankung – eine von vielen familiären Kardiomyopathien, die zu einer Herzinsuffizienz führen können.  „Zurzeit sind etwa nur die Hälfte der genetischen Ursachen von Kardiomyopathien bekannt und viele der molekularen Zusammenhänge immer noch unklar“, weiß Prof. Dr. Brenda Gerull. Sie ist im DZHI die Leiterin des Departments Kardiovaskuläre Genetik, wo sie mit ihrem Team genetische Formen der Herzinsuffizienz und Herzrhythmusstörungen erforscht und behandelt. Im Webinar stellt sie verschiedene bereits bekannte genetische Ursachen von Herzmuskelerkrankungen vor, legt dar, wie sie sich vererben und wann ein genetischer Test sowie Familienuntersuchungen sinnvoll sind.

Covid-19 und Herzschwäche: Keine Panik aber Vorsicht!

Eine Frage, die angesichts Corona sicherlich viele beschäftigt: Wie gefährlich ist Covid-19 für Herzschwächepatienten? „Generell können sowohl bakterielle als auch virale Infektionen das geschwächte Herz zusätzlich belasten“, sagt Prof. Dr. Stefan Frantz, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I und Moderator des Webinars. Eine weltweite Studie zeigte, dass Herzschwäche-Patienten ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf haben als Patienten ohne Vorerkrankung. Panik sei aber nicht angebracht. Frantz rät Betroffenen zur Vorsicht: „Neben den AHA+L-Empfehlungen, also Abstand, Hygieneregeln, Alltagsmasken und Lüften, sollten Herzschwäche-Patienten weiterhin darauf achten, konsequent ihre Medikamente zu nehmen, Blutdruck und Gewicht zu kontrollieren, mögliche Warnzeichen ernst zu nehmen und im Notfall den Rettungsdienst zu rufen.“ Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen empfiehlt er zudem, sich gegen Grippe und Pneumokokken impfen zu lassen.

Webinar „Das müde oder steife Herz“ am Dienstag, 17. November von 15 bis 17 Uhr, auf der Plattform Skype for Business.  Anmeldung per E-Mail unter dzhi@ ukw.de. Weitere Informationen zu den Referenten und Vorträgen auf der Webseite www.dzhi.de.

Herzen in Bewegung! Webinar zur Aktivität im Alltag

Zehn Tage später, am 27. November, bietet das DZHI gemeinsam mit dem niedergelassenen Kardiologen Dr. Christian Rost ein weiteres Webinar an. Dabei wird sich alles um den Sport drehen. „Bewegung kommt gerade in diesen Zeiten – Winter und Lockdown –  eine enorme Bedeutung zu“, sagt Christoph Maack. „Verkriechen Sie sich nicht. Gehen Sie regelmäßig draußen spazieren, wandern oder fahren Sie mit dem Rad. Machen Sie zudem einige Dehn- und Kraftübungen. Das stärkt das Herz ungemein und steigert darüber hinaus die Lebensqualität.“  Christoph Maack gibt gemeinsam mit Christian Rost auf der Plattform „Skype for Business“ Tipps, wie man schon mit ein bisschen Aktivität im Alltag seine Gesundheit stärken kann. Selbst schwache Herzen können mit regelmäßigem Training gestärkt werden. „Ein mit dem Arzt abgestimmtes Sportprogramm kann die Symptome der Herzinsuffizienz lindern, den Verlauf positiv beeinflussen und das Herz stärken“, weiß der Sportkardiologe und Vizepräsident des Bayerischen Sportärzteverbandes Christian Rost.

Webinar „Herzen in Bewegung“ am Freitag, 27. November um 17 Uhr, auf der Plattform Skype for Business.  Anmeldung per E-Mail unter dzhi@ ukw.de. Weitere Informationen zu den Referenten und Vorträgen auf der Webseite www.dzhi.de.

Jäger und Sammler auf dem Rad

Keine Zeit fürs Radfahren gibt es nicht. Und wer einmal Wege gefunden hat, das Rad in den Alltag zu integrieren und gemerkt hat, wie gut es tut, der bleibt dabei. Klinikdirektoren und Professoren am Uniklinikum Würzburg machen es vor. Sie fahren täglich mit dem Rad zur Arbeit, und privat gibt es noch Extratouren. Um möglichst viele von den Vorteilen des Radfahrens zu überzeugen, nehmen sie an der internationalen Kampagne STADTRADELN teil. Sie findet in Würzburg vom 19. September bis zum 9. Oktober statt. In diesen drei Wochen sammeln die Teilnehmer jeden Kilometer, den sie auf dem Rad zurückgelegt haben. Jeder, dem das Klima und seine Fitness am Herzen liegen, ist willkommen im Team „Tour mit Herz“ des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz und der Uniklinik Würzburg! Details gibt es unter www.ukw.de/dzhi/tourmitherz.

Albert Einstein fiel die Relativitätstheorie beim Radfahren ein. John F. Kennedy fand nichts Vergleichbares mit der einfachen Freude, Rad zu fahren. Und selbst Adam Opel gab zu, dass bei keiner anderen Erfindung das Nützliche mit dem Angenehmen so innig verbunden ist, wie beim Fahrrad. Auch die Klinikdirektoren und Professoren am Uniklinikum Würzburg und Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz haben längst die Vorteile des Radfahrens entdeckt.

Umgesattelt und Gaspedal gegen Fahrradpedale getauscht

„Viele sagen, sie hätten keine Zeit für Sport. Das dachte ich auch“, sagt Prof. Dr. Christoph Wanner, Leiter der Nephrologie am Uniklinikum Würzburg. Dem passionierten Rennradfahrer fehlten mit zunehmender Verantwortung am Uniklinikum Würzburg die freien Stunden für lange Ausfahrten. „Dabei hatte ich aber immer die Worte meiner inzwischen 101-jährigen Mutter im Kopf. Bub, wenn Du dahin kommen willst, wo ich bin, musst Du was tun.“ Also verband Christoph Wanner das Nützliche mit dem Angenehmen, sattelte um und tauschte auf dem Weg zur Arbeit das Gaspedal gegen die Fahrradpedale. Inzwischen legt er jeden Tag 13 km und 200 Höhenmeter zurück und hat 50 Minuten Bewegung. Ausnahmen gibt es nur dreimal im Jahr, wenn es morgens zwischen 7.30 und 8:00 regnet.

Klinikparkplatz abgegeben

Prof. Dr. Stefan Frantz hat längst seinen Klinikparkplatz abgegeben. Der Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I fährt ebenfalls nahezu täglich mit dem Rad zum Uniklinikum. In den Sommerferien hat er sogar gerade die Alpen mit dem Rennrad überquert.
Prof. Dr. Christoph Maack, Sprecher des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz, besitzt gar kein Auto. Er radelt jeden Morgen von der Löwenbrücke zum Schwarzenberg. Mit Erfolg. Er bleibt nicht nur fit, sondern auch kreativ: „Auf dem Rad habe ich die besten Ideen!“, sagt er.
Auch Prof. Dr. Thorsten Bley, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie ist sich sicher: „Wer sich bewegt, der kann auch Dinge bewegen!“ Er benutzt übrigens einen Airbag-Fahrradhelm. „Der schützt den Kopf samt Halswirbelsäule, und man behält auch im Sommer einen kühlen Kopf.“
Definitiv keine Schönwetter-Radlerin, sondern das ganze Jahr bei Wind und Wetter unterwegs, ist Prof. Dr. Anne Simmenroth. Die Direktorin des Instituts für Allgemeinmedizin macht alles mit dem Rad, und wenn das nicht geht, dann nimmt sie die Bahn. 

Bewegung ist Überlebensstrategie

Prof. Dr. Georg Ertl, der Kapitän des Teams „Tour mit Herz“ bringt es auf den Punkt: „Wir sind biologisch Jäger und Sammler. Deshalb sind auch heute noch Hungerstunden und Bewegung für uns Überlebensstrategie – elementar für unsere Knochen und Gelenke, Herz und Hirn! Ich jage und sammle auf dem Radl.“ Der Ärztliche Direktor des Uniklinikums Würzburg lädt alle ein, denen ihre Gesundheit und das Klima am Herzen liegen, beim STADTRADELN mitzumachen und dem Team „Tour mit Herz“ beizutreten.

Studie: Radfahren reduziert Risiko für Herzkrankheiten und Krebs

Mit ihrer Teilnahme setzen die Radler ein Zeichen für mehr Klimaschutz, Radförderung und lebenswerte Kommunen. Und sie tun etwas für ihre Gesundheit! Eine britische Studie zeigte, dass das Zurücklegen des Arbeitsweges mit dem Fahrrad im Vergleich zum Weg mit dem Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln enorme Vorteile bringt: Die Fahrrad-Testpersonen wiesen nur noch ein halb so hohes Risiko für Herzkrankheiten auf; auch die Gefahr, an Krebs zu erkranken, reduzierte sich bei den Radlern um knapp die Hälfte.

Kilometer sammeln beim STADTRADELN

Jeder Kilometer zählt, den die Teilnehmer vom 19. September bis zum 9. Oktober zurücklegen, ob beruflich oder privat, mit City-, Trekking- oder Mountainbike, Renn- oder Lastenrad, ja sogar E-Bikes sind erlaubt. Die erradelten Kilometer werden im Nutzeraccount, den man unter www.stadtradeln.de/wuerzburg anlegt, eingetragen - täglich, wöchentlich oder sogar nachträglich. Eine Anmeldung ist auch nach dem 19. September möglich.

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Hoffnung für Herz und Nieren

Großartige Neuigkeiten für Patienten mit Chronischer Nierenerkrankung. Seit Jahren hat sich keine neue Behandlungsoption als sicher und wirksam erwiesen, so dass kein neues Medikament in die klinische Praxis eingeführt werden konnte. Mit SGLT2-Inhibitoren gibt es jetzt eine ganz neue Substanzklasse, die sehr effektiv ist. Zwei randomisierte kontrollierte Studien zeigen, dass die SGLT2-Inhibitoren Canagliflozin und Dapagliflozin das Fortschreiten der chronischen Nierenerkrankung bei allen Patienten verlangsamen, nicht nur bei Diabetikern. Dieser Durchbruch bei der Behandlung von Nierenerkrankungen geht auf eine Studie von Professor Christoph Wanner zurück. Der Leiter der Klinischen Forschung und Nephrologie am Universitätsklinikum Würzburg und Präsident der ERA-EDTA, war der erste, der das Potential von SGLT2-Inhibitoren erkannte – und das eher zufällig.

 

Christoph Wanner, Leiter der Klinischen Forschung und Nephrologie am Universitätsklinikum Würzburg und Präsident der ERA-EDTA, war der erste, der das Potential von SGLT2-Inhibitoren erkannte.

„Es ist erstaunlich, wie oft wichtige medizinische Innovationen aus zufälligen Entdeckungen resultieren“, sagt Christoph Wanner. „Wir wollten eine Therapie zur Verbesserung der kardiovaskulären Ergebnisse bei Personen mit Typ-2-Diabetes finden und entdeckten eine lang erwartete Behandlung, um das Fortschreiten chronischer Nierenerkrankungen zu verlangsamen, selbst bei Personen, die nicht an Typ-2-Diabetes leiden.“

EMPA-REG OUTCOME: Diabetesmedikament zeigte in Herzinsuffizienz-Studie zusätzlichen Nierenschutz  

Der Durchbruch bei der Behandlung von Nierenerkrankungen geht nämlich auf die Studie EMPA-REG OUTCOME (1) zurück. Hier haben Forscher des Universitätsklinikums Würzburg bereits nachweisen können, dass der Wirkstoff Empagliflozin bei Patienten mit einer Herzerkrankung und einem Typ-2-Diabetes nicht nur blutzuckersenkend wirkt und das Sterberisiko infolge einer Herzerkrankung reduziert, sondern auch das Fortschreiten einer Nierenschwäche aufhalten kann.

Im vergangenen Jahr lieferte die CREDENCE-Studie (2) weitere Hinweise darauf, dass der SGLT2-Inhibitor Canagliflozin bei Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung und Diabetes das Fortschreiten der Nierenerkrankung verlangsamen kann.

Ist Diabetes-Medikament auch ohne Diabetes wirksam?

Ein wichtiger Link fehlte jedoch noch. Bei etwa einem Drittel aller Nieren-Patienten ist Diabetes die Ursache für Nierenversagen, aber was ist mit den anderen zwei Dritteln? Können SGLT2-Hemmer auch diesen Patienten helfen und verhindern, dass sie eine Nierenerkrankung im Endstadium erreichen, die regelmäßige Dialysebehandlungen oder Nierentransplantationen erfordert?

DAPA-HF und DAPA-CKD zeigen Erfolg von Dapagliflozin sowohl bei Herzpatienten als auch bei Nierenpatienten

Zur Beantwortung dieser Fragen wurde mit DAPA-CKD eine neue Studie initiiert und die Ergebnisse kürzlich auf dem virtuellen Kongress der European Societey of Cardiology (ESC) vorgestellt. „Die Therapie mit dem SGLT2-Inhibitor bei Patienten mit Nierenerkrankungen reduziert das Risiko eines Nierenversagen, schützt vor Herzschwäche und verlängert das Leben, unabhängig vom Diabetes-Status“, fasst Christoph Wanner zusammen. In der Doppelblindstudie wurden 4.031 Patienten entweder mit 10 mg/d Dapagliflozin oder Placebo behandelt.

Wegen des überwältigenden Vorteils der Patienten, die Dapagliflozin einnahmen, wurde die Studie vorzeitig abgebrochen. Zu diesem Zeitpunkt hatten 197 DAPA-Patienten und 312 Placebo-Patienten den primären Endpunkt erlitten, welcher aus einem 50%igen Abfall der Nierenfunktion beziehungsweise dem Erreichen einer terminalen Niereninsuffizienz, einem renalen oder kardiovaskulären Tod bestand. Das entspricht einer relativen Risikoreduktion von 39%. Das kombinierte Risiko für einen Tod aus kardiovaskulärer Ursache oder eine Krankenhauseinweisung wegen Herzinsuffizienz reduzierte sich signifikant um 29 Prozent.

EMPEROR-Studie belegt Wirksamkeit von Empagliflozin in Herzinsuffizienz-Therapie

Im Jahr zuvor wurde bereits in der DAPA-HF-Studie (3) die Wirksamkeit des SGLT2-Hemmer Dapagliflozin in der Behandlung von Patienten mit einer chronischen Herzinsuffizienz belegt.  In der neuen EMPEROR-Studie (4), an der auch Christoph Wanner beteiligt war und die jetzt auf dem virtuellen ESC-Kongress vorgestellt wurde, erwies sich ein weiterer SGLT2-Hemmer als äußerst wirksam in der Herzinsuffizienz-Therapie: Empagliflozin konnte im Vergleich zum Placebo das Risiko für Klinikaufenthalte oder den Tod aufgrund einer Herzinsuffizienz um 25 Prozent reduzieren. Zudem hatten mit Empagliflozin behandelte Patienten ein geringeres Risiko für schwerwiegende Nierenerkrankungen.

In EMPA-KIDNEY wird Empagliflozin bei Nierenerkrankungen geprüft

Mit der internationalen Studie EMPA-KIDNEY baut Wanner in Kooperation mit der University of Oxford, auf diese Erkenntnisse auf. Für die Studie werden insgesamt 5.000 Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung untersucht. Hat die tägliche Einnahme einer Empagliflozin-Tablette positive Auswirkungen auf die Niere? Verringert sie die Notwendigkeit einer Dialysebehandlung und kann sie schlussendlich Leben retten? Die deutsche Studienzentrale ist in der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des Uniklinikums Würzburg angesiedelt und wird vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg unterstützt.


(1) Wanner C, Inzucchi SE, Lachin JM et al. Empagliflozin and Progression of Kidney Disease in Type 2 Diabetes.  N Engl J Med 2016;375:323-334
(2) Perkovic V, Jardine MJ, Neal B et al. Canagliflozin and renal outcomes in type 2 diabetes and nephropathy.N Engl J Med 2019;380:2295-2306
(3) Wiviott SD, Raz I, Bonaca MP et al. Dapagliflozin and cardio-vascular outcomes in type 2 diabetes.N Engl J Med 2019;380:347-357
(4) Packer M, Anker SD, Butler J et al. Cardiovascular and renal outcomes with empagliflozin in heart failure (EMPEROR-Reduced). NEJM 2020,
https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2022190

 

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Christoph Wanner, Leiter der Klinischen Forschung und Nephrologie am Universitätsklinikum Würzburg und Präsident der ERA-EDTA, war der erste, der das Potential von SGLT2-Inhibitoren erkannte.

Internationaler Beirat stellt DZHI erstklassiges Zeugnis aus

Vor zehn Jahren wurde das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) in Würzburg gegründet und als eines von insgesamt acht Integrierten Forschungs- und Behandlungszentren (IFB) in Deutschland vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Zum Ende der Bundesförderung zieht der wissenschaftliche Beirat mit insgesamt 14 namhaften Medizinern aus ganz Europa Bilanz. „Das DZHI hat sich in den letzten zehn Jahren ausgezeichnet entwickelt. Es ist gelungen, eine einzigartige Struktur zu etablieren, die intensive interdisziplinäre Zusammenarbeit für eine Forschung nutzt, die von grundlegenden Mechanismen über neuartige Diagnosemethoden bis hin zum klinischen Management und speziellen Patientenversorgungsprogrammen reicht“, resümiert der Vorsitzende des External Scientific Advisory Boards (ESAB), Prof. Dr. Huibert Pols, ehemaliger Rektor der Erasmus Universität Rotterdam. „Die Ergebnisse bestätigen, dass sowohl das DZHI selbst als auch das IFB-Förderprogramm des BMBF insgesamt Erfolgsgeschichten sind.“ Das ESAB sieht viele weitere Potenziale basierend auf der interdisziplinären Zusammenarbeit im Zentrum und die exzellente Vernetzung mit anderen Gruppen auf dem Würzburger Campus und weltweit.

Die Departments und Forschungsgruppen haben dem Beirat zufolge beeindruckende Ergebnisse geliefert. Zu den Highlights zählen neue Einblicke in die wechselseitige Abhängigkeit zwischen Herzinsuffizienz und psychiatrischen und neurologischen Störungen, die Inbetriebnahme des 7 Tesla-MRT für die kardiovaskuläre Bildgebung beim Menschen, der Aufbau einer translationalen Forschungsinfrastruktur, die Einrichtung eines Zentrums für genetisch bedingte Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die STAAB-Studie mit 5.000 Teilnehmern aus der Würzburger Bevölkerung zur Analyse der Entwicklung früher Stadien der Herzinsuffizienz.

Das übergeordnete Thema des DZHI ist die Vorbeugung und Behandlung von Herzinsuffizienz und ihren Komplikationen als systemische Erkrankung. Entsprechend liegt ein besonderer Fokus der aktuellen und zukünftigen Forschung auf der Interaktion zwischen Herz und anderen Organen und insbesondere auf dem Zusammenspiel von neuroendokriner Aktivierung, Entzündung und Stoffwechsel. Dem Konzept, das als „Herzinsuffizienz-Schnittstellen“ (Heart Failure Interfaces) zusammengefasst wird, spricht der wissenschaftliche Beirat großes Potenzial zu.  „Das DZHI und die damit verbundenen Institute und Kliniken sind jetzt in einer hervorragenden Position, um sich interdisziplinär auf diese neuartigen Forschungsbereiche zu konzentrieren“, stellt Huibert Pols fest. Die Zusammenarbeit von Kardiologen mit Forschern aus Fächern, die normalerweise nicht primär auf dem Gebiet der Herzkrankheiten tätig sind, zum Beispiel Psychiatern, Neurologen, Physikern oder Psychologen ist international einmalig.

Ein weiterer starker Schwerpunkt des DZHI ist die Einrichtung neuer Patientenversorgungsprogramme. Sie reichen von der individuellen Patientenversorgung bis zur Etablierung fortschrittlicher Netzwerke in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, für die das DZHI deutschlandweit die Ausbildung von Pflege- und Assistenzpersonal speziell für die Behandlung von Herzinsuffizienz durchführt.

Auch die Förderung junger Forscher sowie die Aktivitäten, um das Wissen über das Krankheitsbild und entsprechende Präventionsmaßnahmen zu verbreiten, wurden lobend hervorgehoben. „Es wäre sehr wünschenswert, wenn diese Aktivitäten auch nach Auslaufen der Bundesförderung auf ähnliche Weise in Zukunft weiter durchgeführt werden können“, gibt Huibert Pols mit auf den Weg.

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Minister Sibler gibt freie Bahn für zukunftsweisende Corona-Forschung

Es sind Investitionen in die Zukunft, die das Bayerische Wissenschaftsministerium kürzlich tätigte. Zum einen fördert es das Würzburger STAAB-COVID-Programm mit 1,5 Millionen Euro. Zum anderen wurde in der vergangenen Woche der Planungsauftrag für essentielle Neubauvorhaben des Uniklinikums Würzburg erteilt. Beide Projekte wurden am 16. Juli bei einer Pressekonferenz mit Staatsminister Bernd Sibler im Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg präsentiert.

Wissenschaftsminister Bernd Sibler unterschreibt die Urkunde über die Schirmherrschaft für das Würzburger STAAB-COVID Programm.

Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Georg Ertl, den Ärztlichen Direktor des Uniklinikums Würzburg (UKW), betonte Würzburgs Unipräsident Prof. Dr. Alfred Forchel den engen Schulterschluss zwischen Klinikum und Universität sowie die Exzellenz der gemeinsamen Forschung: „Wir zählen zwar nicht zu den größten Universitäten weltweit, publizieren aber sehr hochrangig und im überdurchschnittlichen Maße.“

"Wir fördern die Forschung, um lebensrettende Erkenntnisse zu erhalten"

Wissenschaftsminister Bernd Sibler betonte, dass ihm die wissenschaftliche Arbeit zum Thema Corona sehr am Herzen liege: „Wir fördern die Corona-Forschung, um lebensrettende Erkenntnisse zu erhalten. Wir wollen das Virus verstehen, die Pandemie eindämmen und die Behandlung optimieren. Besonnene Entscheidungen kann nur derjenige treffen, der auf fachlichen Rat hört. Das haben wir in Bayern getan und werden wir weiterhin tun.“ Die Universitätsmedizin in Bayern sei die Speerspitze der Patientenversorgung und gleichzeitig das Rückgrat im Kampf gegen Corona. Durch vorausschauende Maßnahmen konnten im Freistaat Zustände wie andernorts und weltweit vermieden werden. „Wir wollen auch auf eine mögliche zweite Corona-Welle gut vorbereitet sein und den Menschen Sicherheit bieten. Das STAAB-COVID-Programm kann dazu beitragen“, ist sich Sibler sicher.

STAAB-COVID: Erkenntnisgewinn auf breiter Datenbasis und Corona-Frühwarnsystem

Das von seinem Ministerium mit 1,5 Millionen Euro unterstützte Würzburger Programm wird von Prof. Dr. Stefan Störk, Leiter der Klinischen Forschung am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI), und Prof. Dr. Peter U. Heuschmann, Direktor des Instituts für Klinische Epidemiologie und Biometrie der Uni Würzburg, geleitet. „Die Studie lief bereits sieben Jahre, das heißt wir haben Informationen vor der Corona-Krise, aber auch aktuell und in Zukunft“, erläuterte Prof. Störk. Das DZHI habe bei seiner Gründung vor zehn Jahren in die Statuten aufgenommen, auch Forschung für die Region zu betreiben. In der von der Stadt Würzburg unterstützten STAAB-Studie, an der 5.000 hochmotivierte Bürgerinnen und Bürger teilnehmen, werden Krankheitsauslöser für eine Herzinsuffizienz und Gesundheitsverstärker gesucht. „Wir haben also umfängliche Vorinformationen über das Ausmaß der Vorerkrankungen und auch Biomaterialien, die wir nun mit den neu gewonnenen Informationen und Blutwerten vergleichen können“, verdeutlichte Störk. Denn seit Juli dieses Jahres werden die STAAB-Probanden für einen kurzen persönlichen Termin ins DZHI eingeladen, um eine Blutprobe abzugeben sowie Fragen zur psychischen Belastung, aber auch zu Änderungen des Lebensstils und zu Folgen der Pandemie zu beantworten. Innerhalb der nächsten zwei Jahre folgen in regelmäßigen Abständen weitere Untersuchungen auf Corona-Infektionen und SARS-CoV-2 Antikörper. Das neue STAAB-COVID-Programm bietet laut Störk mit seiner bereits eingehend typisierten Kohorte die einzigartige Möglichkeit, sowohl kurz- als auch langfristig und mit höchster Qualität eine Reihe von hochrelevanten Fragen zu beantworten. Prof. Dr. Georg Ertl fügte hinzu: „Wir kennen die Risikofaktoren und können definieren, ob und welche Risikofaktoren mitverantwortlich sind für Covid-Erkrankungen jetzt und in Zukunft. Ferner erhalten wir einen repräsentativen Überblick über den Infektionsstatus der Würzburger Bevölkerung. Sequentielle Abstriche können frühzeitig auf eine zweite Welle hinweisen und es ermöglichen, das regionale Gesundheitssystem darauf einzustellen.“

"Wir wollen das Virus besiegen und den Menschen Lebenssicherheit geben"

Minister Sibler übernahm gerne die Schirmherrschaft für das STAAB-COVID-Programm und bedankte sich bei allen Beteiligten für die beeindruckende Pionierarbeit: „Die Datengrundlage ist enorm, wir hoffen nun, daraus grundlegende Erkenntnisse zu gewinnen. Wir wollen das Virus besiegen und den Menschen Lebenssicherheit geben.“ Er betonte die Vernetzung der Wissenschaft. „Wir führen die Erkenntnisse aus verschiedenen Studien zusammen, um ein großes Bild zu erhalten. Wissenschaft profitiert entscheidend von Vernetzung, auch international. Forscherinnen und Forscher müssen aus verschiedenen Disziplinen und verschiedenen Ländern zusammenarbeiten.“

DZHI: interdisziplinär, ganzheitlich und präventiv

Genau das ist das Credo des DZHI, das dessen Sprecher, Prof. Dr. Christoph Maack, bei der Pressekonferenz kurz vorstellte. Herzinsuffizienz ist eine der großen Volkskrankheiten. Mehr als ein Drittel der Todesfälle gehen hierzulande auf Herz-Kreislauferkrankungen zurück. Nach dem ersten stationären Aufenthalt im Krankenhaus haben Herzinsuffizienz-Patienten eine durchschnittliche Lebenserwartung von zweieinhalb Jahren. Mehr als die Hälfte der Betroffenen hat sieben oder mehr Begleiterkrankungen. Diese Systemerkrankung könne man nur gemeinsam erforschen und behandeln, also in interdisziplinärer Zusammenarbeit. Im DZHI wird die Herzinsuffizienz von der Zelle bis zum Patienten nachverfolgt. Und auch die Prävention ist ein wichtiges Thema.

 

Fragen an den Ärztlichen Direktor des Universitätsklinikums Würzburg, Prof. Dr. Georg Ertl, die Leiter des STAAB-COVID Programms Prof. Dr. Peter U. Heuschmann (IKE-B) und Prof. Dr. Stefan Störk (DZHI) sowie an die Partner Prof. Dr. Roland Jahns von der Interdisziplinären Biomaterial- und Datenbank Würzburg ibdw und Dr. Benedikt Weißbrich vom Institut für Virologie und Immunbiologie. Hier die Antworten.

Informationen für Probandinnen und Probanden unter www.ukw.de/dzhi/staab-covid

 

 

Wissenschaftsminister Bernd Sibler unterschreibt die Urkunde über die Schirmherrschaft für das Würzburger STAAB-COVID Programm.

Große COVID-Untersuchung in der Würzburger Bevölkerung

Wie ist die tatsächliche Verbreitung des Coronavirus in Würzburg? Wer ist bereits immun? Und wie wirkt sich die Corona-Pandemie mit und ohne eine Infektion auf Körper, Geist und Seele aus? Patienten mit Herzkrankheiten sind besonders durch das Virus gefährdet. In der STAAB-Studie sucht das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) seit sieben Jahren nach Vorstufen einer Herzinsuffizienz und jetzt auch nach Coronavirus und Antikörpern, um diese Fragen zu beantworten. Mit Unterstützung der Stadt Würzburg und Oberbürgermeister Christian Schuchardt wurden 5.000 Würzburger und Würzburgerinnen zu umfassenden Untersuchungen eingeladen. Diese Gruppe ist den Projektleitern Prof. Dr. Stefan Störk und Prof. Dr. Peter U. Heuschmann zufolge einmalig, weil sie herausfinden kann, welche Risikofaktoren eine COVID-Infektion begünstigen und zu einem schweren Krankheitsverlauf führen. Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst unterstützt das Programm mit 1,5 Millionen Euro. Wissenschaftsminister Bernd Sibler übernimmt zusammen mit der Stadt Würzburg die Schirmherrschaft.

Die STAAB-Studienteilnehmer werden im DZHI innerhalb der nächsten zwei Jahre in regelmäßigen Abständen auf eine Corona-Infektion sowie auf SARS-CoV-2 Antikörper getestet.

„Das Würzburger STAAB-Programm bietet für Bayern die einzigartige Möglichkeit, sehr schnell und mit hoher Verlässlichkeit entscheidende Informationen zum Verbreitungsgrad, dem Grad der Antikörperprävalenz und den psycho-sozialen und medizinischen Auswirkungen zu erhalten“, kommentiert Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler. „Es wird helfen, besondere Risikogruppen in der Bevölkerung zu identifizieren und zu schützen“.

23 Milliliter Blut, eine unterschriebene Einverständniserklärung zur Teilnahme an der Studie und ein ausgefüllter Fragebogen zu veränderten Lebensgewohnheiten und Auswirkungen von Sozialer Distanzierung während der Corona-Krise – das beinhaltet die erste Untersuchung, die ab sofort bis Mitte September läuft.

Die ersten Ergebnisse zur Durchseuchung und dem Anteil in der Bevölkerung, der bereits Antikörper gebildet hat, werden schon im September erwartet. Weitere Untersuchungen sind geplant. „Auch die detaillierten Beschreibungen der Auswirkungen von Sozialer Distanzierung sind wichtige Informationen für die Gesundheitspolitik“, erklärt Prof. Dr. Peter U. Heuschmann, Leiter des Instituts für Klinische Epidemiologie (IKE-B).

Nach der Basisuntersuchung ist ein Rachenabstrich geplant, den jeder Studienteilnehmer zu einem bestimmten Zeitpunkt selbst vornimmt. „Dieser punktuelle Rachenabstrich erlaubt eine unmittelbare Momentaufnahme der Würzburger Bevölkerung“, sagt Prof. Dr. Stefan Störk, Leiter der Klinischen Forschung und Epidemiologie der Herzinsuffizienz am DZHI, und fügt hinzu: „Unsere Datensätze werden so erhoben, dass ein direkter Vergleich zwischen andere Regionen in Deutschland möglich ist, in denen vergleichbare Studien durchgeführt werden.“

Und welchen persönlichen Nutzen haben die Probanden bei einer Studienteilnahme? Prof. Dr. Georg Ertl, Ärztlicher Direktor des UKW, antwortet: „Die Studienteilnehmer erfahren zum Beispiel kostenfrei, ob sie durch Antikörper geschützt sind. Und wiederholte Tests können uns helfen eine zweite Welle der Pandemie vorherzusagen und auch die Region darauf vorzubereiten.“

Weitere Informationen zu den hygienischen Sicherheitsvorkehrungen vor Ort, zu den Untersuchungen und Bedingungen finden Sie auf der Webseite www.ukw.de/dzhi/staab-covid.

Pressemitteilung als PDF.

Die STAAB-Studienteilnehmer werden im DZHI innerhalb der nächsten zwei Jahre in regelmäßigen Abständen auf eine Corona-Infektion sowie auf SARS-CoV-2 Antikörper getestet.

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