Aktuelle Meldungen

1.000 Patienten sei Dank!

Ziel erreicht! 1.000 Patienten wurden seit August 2014 ins AHF Register (Acute Heart Failure) aufgenommen. Sie wurden allesamt mit einer Akuten Herzinsuffizienz ins Universitätsklinikum Würzburg eingeliefert und haben zugestimmt, dass ihr Krankheitsverlauf genau dokumentiert wird – sowohl auf der Station als auch nach der Entlassung. Das bedeutet: ein halbes Jahr nach dem Krankenhausaufenthalt sowie in den folgenden fünf Jahren einmal pro Jahr werden die Patienten zu umfangreichen Kontrolluntersuchungen in das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) eingeladen. Patienten, die nicht ins DZHI kommen können, werden von einer speziell geschulten Studienschwester telefonisch nach dem körperlichen und seelischen Wohlbefinden befragt. Diese Fachkraft holt auch Informationen bei den behandelnden Hausärzten ein. Von der umfangreichen Dokumentation der Daten erhoffen sich die Wissenschaftler, das Krankheitsbild und den Verlauf der Herzinsuffizienz besser zu verstehen, die Versorgungsbedürfnisse jedes einzelnen Patienten besser kennen zu lernen, und Komplikationen rechtzeitig zu erkennen und entsprechend zu behandeln.

Die 1.000 Patientin im AHF Register, Manuela Henn, mit Ehemann Klaus, den Studienschwestern und der Studienärztin. © Floran Sahiti
Das AHF-Team v.l.n.r.: Nina Scholz, Daniela Vilsmeier, Anett Heyne, Gabriele Hartner, Caroline Morbach und Stefan Störk. © Floran Sahiti

Manuela Henn ist 51 Jahre alt und kam in der vergangenen Woche ins Uniklinikum Würzburg, da ihr Körper zu viel Wasser eingelagert hatte – ein typisches Symptom einer Herzinsuffizienz.  „Ich konnte mich schon so lange nicht mehr konzentrieren, war müde und wusste nicht warum“, sagt die Mitarbeiterin im Amt für Familienangelegenheiten. „Dank der ausführlichen Beratung im Rahmen der AHF Register-Studie wissen mein Mann und ich jetzt, wie wir mit der Krankheit umzugehen haben und was wir im Alltag beachten müssen.“ Sie ist die 1.000 Patientin im AHF Register, genauer gesagt die 399ste Patientin, denn 601 Studienteilnehmer sind männlich. Im Schnitt sind die Probanden auch 26 Jahre älter als Manuela Henn, nämlich 77 Jahre alt.

„Erstmals entsteht ein komplettes Bild aller Patienten mit Akuter Herzinsuffizienz“

Von 1.000 weiteren Herzinsuffizienz-Patienten, die nicht an der Beobachtungsstudie teilnehmen können, dürfen zusätzlich die klinischen Informationen über ihren stationären Aufenthalt anonymisiert wissenschaftlich ausgewertet werden. Dies sind vorwiegend Patienten, die ein besonderes Krankheitsprofil und eine höhere Sterblichkeit aufweisen. „So entsteht erstmals ein komplettes Bild aller Patienten mit einer akuten Herzinsuffizienz, auch der Schwerstkranken“, resümiert Prof. Dr. Stefan Störk, Leiter der Klinischen Forschung am DZHI und Leiter der Studie.

Die klinische Studiendatenbank des AHF Register erlaubt die Analyse zahlreicher wissenschaftlicher Fragestellungen. So haben sich bereits bei der Erhebung der Daten zwölf Doktoranden mit der Qualität und der Bedeutung für die Kurzzeitprognose der Patienten beschäftigt und wertvolle Erkenntnisse daraus gewonnen. Sie haben unter anderem die Bedeutung der Informationen untersucht, die aus EKG, Röntgenbildern, verschiedensten Laboruntersuchungen und Echokardiografien ableitbar sind. „Die Anwendung innovativer Echokardiografie-Methoden wie zum Beispiel die Untersuchung der Herzarbeit (Myocardial Work), könnte dazu beitragen, das Krankheitsbild besser zu verstehen und die Therapie gezielter anzuwenden“, berichtet Dr. Caroline Morbach, Leiterin des Echo-Labors im DZHI.

Prognose hängt von Art und Zeitpunkt der Diagnose ab

Akute Herzschwäche ist nach wie vor mit einer schlechten Prognose verbunden. Leider leben inzwischen nur noch etwa 60 Prozent der 1.000 Patienten aus dem Register. Gut ein Drittel ist an den Folgen der Herzinsuffizienz bereits verstorben. Diese Zahl stimmt überein mit anderen Studienergebnissen. Die Wahrscheinlichkeit für einen Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz, die nächsten fünf Jahre nach der Diagnosestellung zu überleben, liegt bei etwa 50 Prozent. Jede Krankenhauseinweisung wegen einer Verschlechterung der Herzinsuffizienz mindert die Prognose.

„Das klingt zunächst erschreckend. Ist es auch“, sagt Prof. Störk. „Doch für etwa die Hälfte der Patienten – diejenigen, die an einer systolischen Herzinsuffizienz leiden – stehen immer bessere Therapien zur Verfügung. Mit der richtigen Behandlung und der Bereitschaft des Patienten, sich und seine Werte kontinuierlich im Auge zu behalten und die Medikamente regelmäßig einzunehmen, sind die Chancen auf ein längeres Leben und mehr Lebensqualität stark verbessert. Für die sogenannte diastolische Herzinsuffizienz, an der die andere Hälfte der Patienten leidet, sind die Behandlungsstrategien noch nicht so gut entwickelt. Doch die Wissenschaftler arbeiten mit Hochtouren daran, auch hier am DZHI.“

Von entscheidender Bedeutung für beide Patientengruppen sei jedoch laut Störk die gut strukturierte Versorgung im Netzwerk. „Dies bedeutet, dass alle Versorger, vom Hausarzt über den Kardiologen bis hin zur Klinik, kontinuierlich und gut informiert sind über den Gesundheitszustand ihres Patienten. Am DZHI wurden hierzu Netzwerkstrukturen entwickelt und wird gezielt Personal für diese Netzwerke ausgebildet.“

Am besten ist die Prognose natürlich, wenn es erst gar nicht zur Krankenhauseinweisung kommt. Je früher die Diagnose gestellt wird, desto besser kann die Herzinsuffizienz oftmals behandelt werden.

Hier finden Sie die Pressemitteilung als PDF.

 

Die 1.000 Patientin im AHF Register, Manuela Henn, mit Ehemann Klaus, den Studienschwestern und der Studienärztin. © Floran Sahiti
Das AHF-Team v.l.n.r.: Nina Scholz, Daniela Vilsmeier, Anett Heyne, Gabriele Hartner, Caroline Morbach und Stefan Störk. © Floran Sahiti

Bestnote für 3. Auflage der Nationalen Versorgungsleitlinie Herzinsuffizienz

Erst kürzlich wurde die dritte Auflage der Nationalen Versorgungs-leitlinien (NVL) zur chronischen Herzinsuffizienz veröffentlicht. Erstmalig hat mit dieser NVL eine Leitlinie den Rekordwert von 15 von 18 möglichen Punkten bei Leitlinienwatch erreicht. Die Initiative bewertet medizinische Behandlungsleitlinien auf ihre Unabhängigkeit von der Pharmaindustrie. Als 181. bewertete Leitlinie wurde die NVL in der nun aktualisierten Fassung mit dieser Bestnote bewertet und das, obwohl 20 von 35 Leitlinienautoren Interessenkonflikte angaben. Laut Leitlinienwatch wurden diese jedoch in der NVL-Gruppe detailliert diskutiert und dokumentiert. Insgesamt bescheinigt Leitlinienwatch der NVL-Gruppe einen sehr transparenten Umgang mit diesem sensiblen Problem. Mit Prof. Dr. Georg Ertl und Prof. Dr. Stefan Störk kommen zwei der Autoren der NVL aus dem Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI).

„Eine wesentliche Aufgabe des DZHI ist auch, aktuelle Forschungsergebnisse in die Patientenversorgung zu bringen. Eine Maßnahme dafür ist es, diese in Leitlinien einzubringen, in diesem Fall in die für Deutschland besonders wichtige Nationale Versorgungsleitlinie“, sagt Prof. Dr. Georg Ertl, Ärztlicher Direkter des Universitätsklinikums Würzburg und Gründer des DZHI.

Nationale Versorgungsleitlinien sind Entscheidungshilfen für Ärzte über die angemessene Vorgehensweise bei speziellen gesundheitlichen Problemen im Rahmen der strukturierten medizinischen Versorgung und damit eine Orientierungshilfe im Sinne von Handlungs- und Entscheidungs-vorschlägen, von denen in begründeten Fällen abgewichen werden kann oder sogar muss.

„In der dritten Ausgabe haben wir die Inhalte zu Diagnostik, Therapieplanung, nicht-medikamentöser Therapie, Komorbiditäten, akuter Dekompensation, Rehabilitation und Palliativversorgung komplett überarbeitet“, erklärt Prof. Dr. Stefan Störk, Leiter der Herzinsuffizienz-Ambulanz und Klinischen Forschung am DZHI. „Die Leitlinie wurde unter Einbeziehung von mehr als 20 Fachdisziplinen und Patientenvertretern erarbeitet. Sie fokussiert insbesondere auf die Übergänge zwischen primär- und spezialfachärztlicher Versorgung sowie zwischen ambulanter und stationärer Versorgung. So wird insbesondere auch der Einsatz von spezialisiertem Herzinsuffizienz-Assistenz-Personal empfohlen. Damit ist die Leitlinie ein zentrales Element der Versorgung von herzinsuffizienten Menschen im ambulanten Bereich.“

Die Leitlinie, Patientenmaterialien und weitere Dokumente sind frei verfügbar auf den Internetseiten des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) www.herzinsuffizienz.versorgungsleitlinien.de. Das ÄZQ ist eine gemeinsame Einrichtung von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung. Es unterstützt die Gesellschafter bei der Förderung und Sicherung der Qualität der ärztlichen Berufsausübung.

Leitlinienwatch.de ist eine gemeinsame Initiative von Mezis, NeurologyFirst und Transparency International Deutschland. Die Initiative bewertet medizinische Behandlungsleitlinien auf ihre Unabhängigkeit von der Pharmaindustrie. Ihr Punktesystem bewertet Maßnahmen, mit denen der Einfluss von Interessenkonflikten reduziert wird. Die dritte Auflage der NVL Herzinsuffizienz wurde mit einer Bestnote ausgezeichnet, obwohl die Bewerter den hohen Anteil der kardiologischen Experten mit mutmaßlich Leitlinien-relevanten Interessenkonflikten weiterhin kritisch sehen. Die Heranziehung der erheblich interessenkonfliktbelasteten Leitlinien der European Society of Cardiology und anderer kardiologischer Leitlinien als Quell-Leitlinien sei nicht unproblematisch. „Jedoch werden nach unseren Stichproben diese Quellen kritisch und differenziert bewertet“, heißt es in dem Kommentar. „Auch sonst werden verschiedene Maßnahmen zur Reduktion industrieller Einflussnahme getroffen. Darunter sind insbesondere die unabhängige Leitlinienkoordination sowie die Evidenzaufbereitung durch unabhängige Methodiker des ÄZQ positiv hervorzuheben.“

Hier finden Sie die Pressemitteilung als PDF und hier ein Informationsblatt des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) zu den wichtigsten Änderungen der 3. Auflage der Nationalen Versorgungsleitlinie Herzinsuffizienz.

 

Würzburg randomisiert 100. Patienten für Studie zum Herz- und Nierenschutz

Ob er die Tablette mit dem SGLT-2-Hemmer Empagliflozin bekommt oder ein Placebo, ein Scheinmedikament ohne Wirkung, weiß weder der Patient noch das Studienteam des Uniklinikums Würzburg. Doch die Hoffnung ist groß, dass die Studie künftig vielen Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung hilft. Ernst Sawitsch (73) ist der hundertste Teilnehmer, der heute am Uniklinikum Würzburg für die internationale klinische EMPA-KIDNEY Studie randomisiert wurde, also auf eine Kontroll- oder Vergleichsgruppe verteilt wurde. Er ist einer von 5.000, an denen weltweit untersucht wird, ob die tägliche Einnahme einer Empagliflozin-Tablette eine Verschlechterung der Nierenerkrankung oder den Tod infolge einer Herzerkrankung bei Patienten mit einer Nierenerkrankung verhindern kann. Die internationale Studie wird von der Universität Oxford in Kooperation mit der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des Uniklinikums Würzburg (UKW) koordiniert.

Das EMPA-KIDNEY-Team am Uniklinikum Würzburg begrüßt den 100sten Probanden in der Studie zum Herz- und Nieren-schutz. Von links nach rechts: Dr. Susanne Brenner, Dr. Maria Lazariotou, Anja Knoppe, Ernst Sawitsch, Dr. Sharang Ghavam-pour und Katrin Weyer. Auf dem Bild fehlen Kirsten Hofmann und Prof. Dr. Christoph Wanner. © Kirstin Linkamp

In der großen klinischen EMPA-REG OUTCOME Studie, in der Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankung und Typ-2-Diabetes untersucht wurden, haben Würzburger Forscher bereits nachgewiesen, dass Empagliflozin nicht nur den Blutzucker senkt, sondern auch die Todesfälle infolge einer Herzerkrankung reduziert und positive Auswirkungen auf die Nieren hat. Nun bauen neue klinische Studien wie EMPA-KIDNEY auf diese wichtigen Ergebnisse auf. Sie sollen zeigen, ob das Diabetes-Medikament Empagliflozin auch bei Patienten mit chronischer Nierenerkrankung einen Herz- und Nierenschutz aufweist.

„Wir haben große Hoffnungen, dass Empagliflozin positive Auswirkungen auf die Niere hat, die Notwendigkeit einer Dialysebehandlung verringern und schlussendlich Leben retten kann“, sagt Professor Dr. Christoph Wanner, Leiter der Klinischen Prüfung und der Nephrologie am UKW.

Insgesamt werden 5.000 Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung in den USA, Kanada, China, Japan, Malaysia, Großbritannien und Deutschland untersucht. In Deutschland nehmen 35 Zentren an der EMPA-KIDNEY Studie teil. Die deutsche Studienzentrale ist in der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des Uniklinikums Würzburg angesiedelt und wird vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg unterstützt. Bis Ende 2019 sollen bundesweit insgesamt 1.250 Patienten rekrutiert werden. „Die Studienteilnehmer werden innerhalb der ersten sechs Monate zu drei Zeitpunkten im Studienzentrum gesehen und im weiteren Studienverlauf alle sechs Monate. Bei jeder Studienvisite werden Blutdruck und Nierenfunktion gemessen und Informationen zum Gesundheitsstatus erfasst. Bei einigen Visiten wird zusätzlich der Spontanurin untersucht“, erklärt die Studienärztin Dr. Susanne Brenner.

Für den hundertsten Probanden, Ernst Sawitsch, ist die Teilnahme an der Studie eine Selbstverständlichkeit. „Ich sehe darin einen großen Wert, nicht nur für mich, auch für andere“, äußert der 73-Jährige. Der Schausteller hat seit den 1980er Jahren bereits vier Herzinfarkte erlitten. Die daraus resultierende Herzschwäche und die zahlreichen Tabletten haben seine Nieren geschwächt. Durch die Studie erhofft er sich, dass er seinen augenblicklich stabilen Gesundheitsstand halten und noch viele Jahre auf dem Weihnachtsmarkt in Würzburg Mützen und Schals verkaufen kann.

Empagliflozin wurde ursprünglich zur Behandlung von Diabetespatienten entwickelt. Der SGLT-2 Hemmer (Natrium-Glukose-Transporter-2-Hemmer) sorgt dafür, dass vermehrt Blutzucker - etwa 10 Teelöffel pro Tag - über den Urin ausgeschieden wird. Dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel. Dies kann zu einer leichten Abnahme von Gewicht und Blutdruck führen. Gleichzeitig werden Niere und Kreislauf entscheidend entlastet. „Unser Lebensstil ist von zu hohem Kohlenhydrat- und Zuckerkonsum bei unzureichender Bewegung geprägt, weshalb Volkskrankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck zunehmen, die wiederum zu Herz- und Nierenerkrankungen führen“, resümiert Dr. Susanne Brenner. „SGLT-2-Hemmern scheinen diese Erkrankungsspirale zu durchbrechen.“

Pressemitteilung als PDF

Das EMPA-KIDNEY-Team am Uniklinikum Würzburg begrüßt den 100sten Probanden in der Studie zum Herz- und Nieren-schutz. Von links nach rechts: Dr. Susanne Brenner, Dr. Maria Lazariotou, Anja Knoppe, Ernst Sawitsch, Dr. Sharang Ghavam-pour und Katrin Weyer. Auf dem Bild fehlen Kirsten Hofmann und Prof. Dr. Christoph Wanner. © Kirstin Linkamp

Herzstillstand - wie schütze ich mich davor, wie lebe ich danach?

65.000 Menschen erleiden jedes Jahr allein in Deutschland einen plötzlichen Herztod, etwa 60.000 sterben daran. Das müsste nicht sein. Um über die Risiken, Diagnose- und Therapieverfahren aufzuklären, hat die Deutsche Herzstiftung den plötzlichen Herztod als Thema ihrer diesjährigen Herzwochen gewählt, die bundesweit immer im November stattfinden. In diesem Rahmen informieren Kardiologen aus der Medizinischen Klinik und Poliklinik I und des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz (DZHI) am 21. November von 17 bis 20 Uhr im Universitätsklinikum Würzburg (Hörsaal 1 im ZIM) über die Ursachen der bedrohlichen Herzrhythmusstörungen, wie man sie erkennt, behandelt und vermeidet.

In der Regel ist der plötzliche Herztod die Folge einer bislang nicht erkannten Herzkrankheit. Umso wichtiger ist es, Gefahren vorzubeugen, sie rechtzeitig zu erkennen und konsequent zu behandeln. Wichtigste Ursache ist die koronare Herzkrankheit (KHK), die zum Beispiel durch Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes sowie durch einen ungesunden Lebensstil bedingt wird. Unmittelbar ausgelöst wird der plötzliche Herztod fast immer durch das Kammerflimmern. Entsprechend groß ist die Verunsicherung bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen. Professor Dr. Christoph Maack, Sprecher des DZHI, wird am 21. November über die Ursachen und die Häufigkeit des plötzlichen Herztods referieren sowie Fragen zu Herzrhythmusstörungen beantworten.

An jedem 2. Arbeitstag wird am UKW ein Defi implantiert
Eine sehr wirkungsvolle Therapie gegen lebensgefährliche schnelle Rhythmusstörungen besteht in der Implantation eines kleinen Defibrillators, auch ICD genannt. Am Universitätsklinikum Würzburg wurden zum Beispiel im vergangenen Jahr 124 Defibrillatoren implantiert sowie 168 Herzschrittmacher. Professor Dr. Dr. Wolfgang Bauer wird die verschiedenen Möglichkeiten einer Devicetherapie (Device = Gerät) vorstellen. Für einen Erfahrungsbericht werden Mitglieder der ICD-Selbsthilfegruppe aus Würzburg zur Verfügung stehen.

Wie man sich mit etablierten medikamentösen Therapien vor dem plötzlichen Herztod schützen kann, erklärt Dr. Thomas Fischer. Ferner berichtet der Privatdozent über die modernen Katheter- und Navigationstechniken, mit denen krankhafte Bereiche im Herzmuskel gezielt verödet werden können.

Wenn die Seele mitleidet
Ein weiteres, nicht zu vernachlässigendes Thema ist die Seele. Denn viele Herzerkrankungen gehen mit Ängsten und Depressionen einher. Dr. Stefan Schulz wird Ansätze vorstellen, wie man das Leben von Herzkranken langfristig verbessern und Ängste reduzieren kann. Eine moderne, unkomplizierte und vor allem nachhaltige Lösung kann die Teilnahme an einem ICD-Forum sein, einem sechswöchigen, moderierten Internet-Training mit Hilfe zur Selbsthilfe.

Manchmal liegt es in den Genen
Abschließend wird Professor Dr. Brenda Gerull über das Risiko des plötzlichen Herztods bei angeborenen Herzerkrankungen sprechen. Vor allem das Auftreten des plötzlichen Herztodes in jungen Jahren ist typisch für eine erblich bedingte Herzrhythmusstörung oder Herzmuskelerkrankung. Daher plädiert die Kardiogenetikerin für eine detaillierte Ursachenklärung bei herzbedingten Todesfällen vor dem 45. Lebensjahr. So können in manchen Fällen Familienangehörige frühzeitig erfahren, ob sie möglicherweise dieselbe genetische Störung haben und ein hohes Risiko für eine Herzerkrankung vorliegt.

Moderiert werden die Vorträge mit anschließender Sprechstunde von Professor Dr. Ulrich Hofmann. Nach den Vorträgen gibt es die Möglichkeit, mit den Ärzten persönlich zu sprechen und sich über Defibrillatoren, Herzschrittmacher, aber auch über Erste-Hilfe-Maßnahmen zu informieren. Die Johanniter geben zum Beispiel Tipps für eine Herzdruckmassage.

Dreiländertreffen Herzinsuffizienz in Würzburg

Vor Jahren trafen sich fünf der führenden Kardiologen und Forscher auf dem Gebiet der Herzinsuffizienz aus Deutschland, Österreich und der Schweiz auf einer Skihütte und ent-wickelten die Idee eines internationalen aber deutschsprachigen Symposiums. Das Konzept hatte Bestand, und inzwischen hat das Dreiländertreffen Herzinsuffizienz eine Tradition und mehr als 150 interessierte Teilnehmer. Die Herzschwäche oder Herzinsuffizienz stellt mittlerweile eine der großen medizinischen und sozialen Herausforderungen dar mit hohen auch ökonomischen Anforderungen an unser Gesundheitssystem. Die Überlebenschancen und die Einschränkung der Lebensqualität sind mit der von Krebserkrankungen vergleichbar. „Herzinsuffizienzmanagement. Eine Herausforderung für den Generalisten und Spezialisten“ lautet denn auch das Motto des diesjährigen Dreiländertreffens, das vom 26. bis zum 28. September im Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) stattfindet.

Das jährliche Dreiländertreffen Herzinsuffizienz ist immer ein ganz besonderer Zeitpunkt im Jahr der Kardiologen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, daher auch der Kurzname DACH. In entspannter Atmosphäre diskutieren sowohl Praktiker als auch Forscher die Diagnostik und Therapie der Herzinsuffizienz. Es ist der einzige deutschsprachige und doch internationale Herzinsuffizienz-Kongress. Die Veranstaltung wird gemeinsam von der Schweizer, Österreichischen und Deutschen Gesellschaft ausgetragen.
„Durch die unterschiedliche Sicht der drei deutschsprachigen Länder lernen wir alle immer wieder unterschiedliche Lösungsansätze für ähnliche Themen, was die Diskussion und Praxis immens bereichert“, berichtet Prof. Dr. Stefan Frantz. Der Leiter der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am Uniklinikum Würzburg ist neben Prof. Dr. Stefan Störk und Dr. Caroline Morbach Gastgeber der diesjährigen Veranstaltung, die insgesamt zum 19. Mal und nach 2010 erstmals wieder in Würzburg statt.

„In diesem Jahr wollen wir uns mit der Thematik ‚Herzinsuffizienzmanagement - Eine Herausforderung für den Generalisten und den Spezialisten‘, und insbesondere auch mit schwierigen, praxisrelevanten Themen wie der Behandlung der Herzinsuffizienz im Senium, Rhythmusstörungen, Diagnostik, aber auch mit neuen Versorgungsmodellen beschäftigen“, erläutert Prof. Dr. Stefan Störk, Leiter der Klinischen Forschung und Epidemiologie der Herzinsuffizienz am DZHI. „Die Agenda soll einen Bogen von aktueller Forschung zur klinischen Praxis spannen und verschiedene Berufsgruppen integrieren. So wird auch dieses Jahr wieder parallel zum Dreiländertreffen ein Pflegesymposium angeboten.“ Das vom DZHI und von der Bundesarbeitsgemeinschaft Pflegeexperten Herzinsuffizienz (BAGPH) gemeinsam veranstaltete Symposium unter dem Motto „Miteinander stark für schwache Herzen“ richtet sich an interessierte und spezialisierte Pflegekräfte, die bei der Versorgung, der Begleitung und dem Management von herzinsuffizienten Patienten wesentliche Aufgaben übernehmen. „Das Interesse sowohl am Pflegesymposium als auch an unseren Weiterbildungen ist groß“, berichtet Stefan Störk, der seit nunmehr zehn Jahren im DZHI Herzinsuffizienzschwestern und Herzinsuffizienzpfleger ausbildet. „Und das freut mich sehr. Denn die komplexe Behandlung können wir nur mit Hilfe von spezialisiertem Fachpersonal bewältigen.“

Einer der Höhepunkte des Dreiländertreffens wird die Verleihung des Richard-Pacher-Preises sein. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis ehrt das Andenken an Richard Pacher, einen außergewöhnlich kreativen und innovativen klinischen Herzinsuffizienzforscher aus Österreich. In diesem Jahr geht der Preis an Dr. Peter Mirtschink vom Universitätsklinikum Dresden. Der Kardiologe hat eine zukunftsweisende Studie zu HERNA1 publiziert: „HERNA1 ist ein von der Erbinformation der Zelle abgelesenes Molekül, welches nur in Herzmuskelzellen vorkommt“, schildert der Preisträger. „Wir haben beobachtet, dass die Hemmung von HERNA1 die Entwicklung einer krankhaften Herzmuskelverdickung und Herzinsuffizienz unterdrücken kann. Somit könnte HERNA1 ein interessantes Ziel für die Behandlung einer Herzinsuffizienz darstellen.“

Informationen zum Programm und zur Anmeldung: www.dreilaendertreffen-herzinsuffizienz.de

Die Pressemitteilung als PDF.

Weitere Stimmen von Referenten beim Dreiländertreffen:

Dr. Micha Maeder, leitender Arzt und stellvertretender Chefarzt am Kantonsspital St. Gallen wird am Freitag in der Session „Herzinsuffizienz im Senium“ über „HFpEF beim geriatrischen Patienten“ sprechen: „Herzinsuffizienz ist eine Krankheit der älteren und alten Menschen geworden. Dieses Patientenkollektiv ist charakterisiert durch schwierig zu behandelnde Formen der Herzinsuffizienz, zum Beispiel Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion, sehr fortgeschrittene, palliative Konstellationen und eine Vielzahl von Zusatzerkrankungen wie Niereninsuffizienz und Lungenerkrankungen. Das Management stellt entsprechend eine große Herausforderung dar und verlangt einen multidisziplinären Ansatz. Im Themenblock „Herzinsuffizienz im Senium“ werden verschiedene dieser Aspekte unter Einbezug der neuesten Erkenntnisse aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet und diskutiert.“

Priv.Doz. DI Dr. Noemi Pavo von der Universitätsklinik für Innere Medizin II der MedUni Wien/AKH Wien wird im Anschluss an den Vortrag von Micha Maeder genauer auf die Komorbiditäten eingehen: „Die chronische Herzinsuffizienz wird oft durch eine Vielzahl von Komorbiditäten begleitet, die die Krankheitserfahrung der Patienten wesentlich mitbeeinflussen und die Lebensqualität erheblich einschränken, und deswegen ein wichtiges therapeutisches Ziel darstellen. Die komplexen Interaktionen zwischen den koexistierenden Krankheitsbildern bleiben wenig verstanden und die derzeitige Therapie der Herzinsuffizienz konzentriert sich lediglich auf den kardialen Status der Patienten. Das Thema rückt jedoch langsam in den Fokus der Wissenschaft, zumal Medikamente, die eigentlich nicht für die Herzinsuffizienz entwickelt wurden, sich hier als beeindruckend wirksam erweisen, und es umgekehrt immer mehr Hinweise gibt, dass die klassische Herzinsuffizienzmedikation einige Komorbiditäten günstig beeinflusst.“

Prof. Dr. Gerhard Pölzl von der Universitätsklinik für Innere Medizin III in Innsbruck wird in der Session „Kardiale Amyloidose“ über die Verlaufsformen und Prognose sprechen: „Die kardiale Amyloidose ist eine hochmaligne Erkrankung mit einem mehr als doppelt so hohem Mortalitätsrisiko als etwa die dilatative Kardiomyopathie. Dabei ist der Verlauf der AL-Amyloidose wesentlich ungünstiger als derjenige der ATTR-Amyloidose. Aber selbst Patienten mit ATTR-Amyloidose sterben häufiger und früher als Patienten mit anderen Formen der Kardiomyopathie. Hervorzuheben und für das Management der Erkrankung wichtig ist die Tatsache, dass zwei Drittel der Patienten sowohl mit AL- als auch mit ATTR-Amyloidose aufgrund einer kardiovaskulären Ursache versterben.“

Prof. Dr. med. P. Christian Schulze, Direktor der Klinik für Innere Medizin I am Universitätsklinikum Jena (UKJ) wird in der Session „Metabolismus und Herzinsuffizienz“ einen Vortrag über den „Kardialen Metabolismus in der Herzinsuffizienz“ halten: „Frühe funktionelle Veränderungen bei Herzinsuffizienz wirken sich auf den Herzstoffwechsel aus. Und die metabolische Modulation der Herzstruktur und -funktion ist eine einzigartige therapeutische Option für die Behandlung von Herzinsuffizienz.“

Prof. Dr. Oliver Ritter, Klinikdirektor Kardiologie und Pulmologie am Klinikum Brandenburg zur Session „Herzinsuffizienz und Rhythmusstörungen“: „Kaum ein Gebiet in der Kardiologie hat eine so dynamische Entwicklung gehabt in den letzten Jahren wie die Rhythmologie. Medikamente, Ablationen und Devicetherapie haben einen großen Anteil daran, dass die Sterblichkeit bei Herzinsuffizienz signifikant reduziert werden konnte. Auch psychische Effekte gilt es hier zu berücksichtigen. Diese Session gibt einen Überblick über die Möglichkeiten der Rhythmustherapie bei Herzinsuffizienz.“

Prof. Dr. Christoph Maack, Sprecher des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz (DZHI) und Leiter des Departments Translationale Forschung zu Herzinsuffizienz und Diabetes – Pathomechanismen und Therapiekonzepte: „Die Behandlung des Diabetes war lange Zeit ein therapeutisches Dilemma, da die meisten Diabetes-Medikamente die Herzinsuffizienz nicht verbessert oder gar verschlechtert haben. Eine neue Medikamentenklasse hat hier nun einen Durchbruch erzielt, da sie nicht nur den Blutzucker senkt, sondern auch den Blutdruck und das Körpergewicht. Neuesten Daten zeigen, dass hiervon sogar Patienten mit Herzschwäche ohne Diabetes profitieren.“

 

Die wenigsten Menschen leben herzgesund

Dass Frauenherzen anders schlagen, weiß man schon seit längerem. Über den spezifischen Einfluss kardiovaskulärer Risikofaktoren auf die Herzfunktion bei Männern und Frauen ist bislang jedoch wenig bekannt. Ein Forschungsteam am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) und dem Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie (IKE-B) um die Kardiologin Dr. Caroline Morbach hat jetzt belegt, dass sich die typischen kardiovaskulären Risikofaktoren unterschiedlich auf die Herzfunktion auswirken können. Frauen scheinen beispielsweise anfälliger für Bluthochdruck und erhöhte Blutfettwerte zu sein. Am gefährlichsten für den Herzmuskel, sowohl für den weiblichen als auch für den männlichen, zeigte sich Übergewicht. Das weibliche Herz scheint zwar empfindlicher gegenüber kardiovaskulären Risikofaktoren zu sein, Frauen wiesen diese aber seltener auf. Generell hatten jedoch überraschend viele Menschen im mittleren Alter mindestens einen kardiovaskulären Risikofaktor. Die Ergebnisse basieren auf Untersuchungen an der STAAB-Kohortenstudie, einer repräsentativen Stichprobe der Einwohner der Stadt Würzburg.

Die Echokardiografie, auch als Herzecho bekannt, ist eine der wichtigsten Untersuchungen, um Veränderungen am Herzen zu erkennen. In der Ultraschalluntersuchung wird die Bewegung des Herzmuskels sichtbar. Das Verkürzungs- und Ausdehnungsprofil, das über strain (Maß der Längenveränderung) und strain rate (Geschwindigkeit der Längenveränderung) gemessen wird, liefert wichtige Informationen über die Pumpleistung des Herzens. Doch das Erkennen „abnormaler“ Funktionen erfordert zunächst eine Definition von „normal“. Bislang gab es weder Referenzwerte für die diastolische strain rate noch ausreichende Erkenntnisse über die Auswirkungen von Alter und Geschlecht auf die Verformung des Herzmuskels.

Normwerte für Bewegungsprofil des Herzmuskels
Ein Forschungsteam am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) und dem Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie (IKE-B) um die Kardiologin Dr. Caroline Morbach hat jetzt Normwerte für die systolische und diastolische Verformung des Herzens erstellt. Ferner haben sie die Auswirkungen von Alter, Geschlecht und klassischen kardiovaskulären Risikofaktoren auf die Funktion des Herzmuskels untersucht.

Für die Referenzwerte haben die Echo-Spezialisten die Werte von 1818 Teilnehmern aus der STAAB-Studie untersucht. In der STAAB-Kohortenstudie am DZHI wurden und werden insgesamt 5.000 Probanden aus Würzburg im Alter von 30 bis 79 und ohne bekannte Herzinsuffizienz innerhalb von circa drei Jahren zweimal untersucht. Ziel der STAAB-Studie, die von den Professoren Peter Heuschmann (IKE-B) und Stefan Störk (DZHI) geleitet wird, ist es, herauszufinden, wie häufig eine noch unentdeckte Herzschwäche in der Bevölkerung auftritt und welche Faktoren die frühen Stadien A und B der Volkserkrankung auslösen. Die Subkohorte war im Schnitt 54 Jahre alt, 52 Prozent von ihnen war weiblich.

Überraschend viele Menschen haben Risikofaktoren
Bei der Stichprobe für die Erstellung der Normwerte, haben sich die Forscher auf die Probanden konzentriert, die keine bekannten Herzerkrankungen und keine kardiovaskulären Risikofaktoren hatten. „Überraschenderweise waren das sehr wenige“, bemerkt Caroline Morbach. „Von den 1818 Probanden waren lediglich 542 Personen augenscheinlich gesund, noch nicht einmal jeder dritte. Die anderen 1276 Personen hatten mindestens einen kardiovaskulären Risikofaktor.“ Zu den Risikofaktoren zählen Übergewicht (Adipositas = Body Mass Index von über 30kg/m2), Diabetes mellitus, Nikotinkonsum, Bluthochdruck (Hypertonie = Blutdruck höher als 140 / 90 mmHg oder eine blutdrucksenkende Therapie) und Fettstoffwechselstörungen (Dyslipidämie = LDL-Cholesterin-Wert von über 190 mg/dl oder fettsenkende Therapie).

„Allein diese Erkenntnis ist schon ein Alarmzeichen“, warnt Caroline Morbach. „Sehr viele Menschen haben vor allem schon in jüngeren Jahren mindestens einen kardiovaskulären Risikofaktor. Interessanterweise überwiegen in der gesunden Gruppe die Frauen. 58 Prozent der Probanden ohne Risikofaktoren waren Frauen und hatten ein Durchschnittsalter von 49 Jahren.“

Frauenherzen schlagen anders
In einem zweiten Schritt haben die Forscher den Einfluss kardiovaskulärer Risikofaktoren auf die Herzfunktion untersucht und dabei eine wichtige Entdeckung gemacht, die das weibliche Herz betrifft. Denn Frauen scheinen zunächst zwar gesünder zu sein, liegt jedoch ein kardiovaskulärer Risikofaktor vor, reagieren ihre Herzen vermutlich empfindlicher als Männerherzen. „Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dass der weibliche Herzmuskel anfälliger ist gegenüber hohem Blutdruck und erhöhten Blutfettwerten. Adipositas hatte einen geschlechtsunabhängigen und insgesamt den stärksten negativen Einfluss auf die Funktion des Herzmuskels“, erläutert Caroline Morbach.

Gesunder Lebensstil und Gesundheits-Check-ups beim Arzt
„Diese Ergebnisse belegen einmal mehr, wie wichtig ein gesunder Lebensstil und Achtsamkeit im Alltag sind“, kommentiert Prof. Dr. Stefan Störk, Leiter der Klinischen Forschung und Epidemiologie im DZHI. „Versuchen Sie, Ihr Normalgewicht zu erreichen und zu halten, ernähren Sie sich gesund, meiden Sie Nikotin und dauerhaften Stress und lassen Sie regelmäßig Ihre Risikowerte wie Blutdruck, Blutzucker und Blutfette bei Ihrem Hausarzt kontrollieren.“

Die Ergebnisse wurden jetzt in “The Public Library of Science ONE” (PLOS ONE) veröffentlicht https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0221888.

Pressemitteilung als PDF.

Nadel im Heufhaufen gefunden

Lange hat er danach gesucht, jetzt hat er es gefunden: Den Teil des Proteins, der für die Bildung der T-Zellen verantwortlich ist, die als Helferzellen des Immunsystems eine frühe Heilung nach einem Herzinfarkt unterstützen. „Es war wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen“, resümiert Dr. Gustavo Ramos. Fünf Jahre suchte er danach, in den letzten Jahren wurde er unterstützt von seiner Juniorforschungsgruppe am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI), die vom Interdisziplinären Zentrum für Klinische Forschung (IZKF) gefördert wird. Nicht nur die Nadel, das Protein, auch der Ort ist entscheidend für seine bahnbrechende Entdeckung. Denn erstmals konnte gezeigt werden, dass die T-Zellen nicht im Herzgewebe gebildet werden, sondern in den Lymphknoten. Je größer der Infarkt, desto größer der Lymphknoten und vermutlich auch desto besser die Heilung. Die Nuklearmedizin der Universitätsklinik Würzburg bestätigte Ramos‘ Ergebnisse aus den Untersuchungen am Mausmodell: Patienten wiesen nach einem Herzinfarkt im PET-CT (eine Kombination aus Positronen-Emissions-Tomographie und Computertomographie) eine analoge Herz-, Lymphknoten- und T-Zell-Achse auf.

Myosin-spezifische CD4+ T-Zellen (TCR-M-Zellen in Magenta), die in das infarzierte Herzmuskelgewebe (dunkelgrün) eindringen. LV: linker Ventrikel, RV: rechter Ventrikel. Dieses und weitere Bilder begleiten die Publikation „Myocardial infarction triggers cardioprotective antigen-specific T helper cells responses“ in The Journal of Clinical Investigation www.jci.org/articles/view/123859 © American Society of Clinical Investigation

Es gibt 20.000 Proteine im Herzen. Ein für die Herzmuskelzellen wichtiges Strukturprotein ist das Myosin Heavy Chain Alpha (MYHCA). Würzburger Forscher haben nun herausgefunden, dass dieses Protein ein dominantes kardiales Antigen ist, welches die Entstehung von speziellen Immunzellen, den T-Zellen, nach einem Herzinfarkt aktiviert. Der Würzburger Oberarzt Prof. Dr. Ulrich Hofmann hatte schon im Jahr 2012 entdeckt, dass T-Zellen eine wichtige Rolle bei der Wundheilung nach einem Herzinfarkt spielen. Der Biologe Dr. Gustavo Ramos vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) knüpfte an diese Entdeckung an und hat jetzt mit seiner Juniorforschungsgruppe nicht nur herausgefunden, welcher Molekülabschnitt die Bildung von T-Zell-Rezeptoren auslöst, nämlich MYHCA614-629, sondern auch, wo sich die so genannten CD4+T-Zellen bilden: in den mediastinalen Lymphknoten, also in den Lymphknoten, die in der Mitte des Brustkorbs zwischen beiden Lungenflügeln liegen. Anschließend wandern sie ins Herz, wo sie die frühe Heilung des geschädigten Herzmuskelgewebes unterstützen.

Dank an das Team und das IZKF für die Förderung
„Mit diesen Entdeckungen habe ich mit meiner Juniorforschungsgruppe einen wichtigen Meilenstein erreicht und dafür möchte ich meinem gesamten Team herzlich danken, allen voran den Co-Autoren Murilo Delgobo, Chiara Gaal und Lotte Büchner. Chiara Gaal war maßgeblich an der Entdeckung des Myosin-Antigens beteiligt und kam mit einem Stipendium der Deutschen Herzstiftung zu uns, Lotte Büchner hat mit einem Stipendium der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie ihre Doktorarbeit bei uns geschrieben. Außerdem gilt mein Dank dem Interdisziplinären Zentrum für Klinische Forschung, das unser Forschungsprojekt in großem Umfang gefördert hat.“

Je schwerer der Infarkt, desto größer die Lymphknoten und desto besser die Heilung
Die Erkenntnisse aus den Untersuchungen am Mausmodell konnten in Zusammenarbeit mit der Nuklearmedizin des Uniklinikums Würzburg an Herzinfarktpatienten bestätigt werden. Bei der nicht-invasiven PET-CT zeigte der Radioligand CXCR4 bei Patienten nach einem Myokardinfarkt vergrößerte Lymphknoten und eine erhöhte Zellzahl. „Bemerkenswerterweise korrelierte die Veränderung der Lymphknoten mit der Größe des Infarktes und scheinbar auch mit der Herzfunktion“, berichtet Gustavo Ramos. „Das heißt, je schwerer der Infarkt, desto mehr herzreaktive T-Zellen bildet der Körper. Erste Untersuchungen sechs Monate nach dem Infarkt deuten zudem darauf hin, dass die Menge der T-Zellen mit der Regeneration des Herzens in Verbindung steht. Je größer die Lymphknoten, desto besser die Heilung.“

Diese Beobachtung gilt es nun wissenschaftlich zu belegen sowie die Wundheilung längerfristig zu untersuchen. Ferner soll in Follow-up-Studien geprüft werden, ob auch andere Bildgebung-verfahren als das PET-CT für die Darstellung der Lymphknoten und entsprechend der Aktivierung der T-Zellen genutzt werden können, zum Beispiel die Magnetresonanztomographie.

Erkenntnisse helfen in der klinischen Praxis
Die Studie wurde jetzt im Journal of Clinical Investigation veröffentlicht (https://www.jci.org/articles/view/123859). Interessanterweise hat in diesem Journal schon Prof. Dr. Stefan Frantz vor 20 Jahren seine Erkenntnisse zu Entzündungsreaktionen nach einem Herzinfarkt publiziert. Damals war er Postdoc an der Harvard University in Boston, heute ist er Leiter der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am UKW und Mentor von Gustavo Ramos. „Ich freue mich sehr über diese Entwicklung, und dass sich so der Kreis schließt“, kommentiert Stefan Frantz. „Die Erkenntnisse könnten uns helfen, demnächst auf einfache, nicht-invasive Weise die Patienten zu identifizieren, bei denen auf Grund des Immunsystems die Wundheilung beeinträchtigt sein könnte und die eine spezifischere Behandlung benötigen.“

Die guten von den schlechten „Heilern“ unterscheiden
Generell sei entscheidend, die Entzündung nach dem Infarkt zunächst nicht zu blockieren, da erst durch diese entzündlichen Prozesse das Immunsystem und somit die T-Zellen aktiviert wird und damit der Heilungsprozess angeregt wird. Bei einigen Patienten ist die Wundheilung aufgrund des Immunsystems jedoch beeinträchtigt. Sie bilden nicht so viele T-Zellen und möglicherweise auch schlechte T-Zellen. Denn nicht alle haben eine positive Wirkung auf die Wundheilung. Daher liegt ein weiterer Forschungsschwerpunkt der Juniorgruppe Ramos auf der Identifizierung spezifischer T-Zell-Profile, um die guten von den schlechten „Heilern“ zu unterscheiden und zu prüfen, ob und wann sich gute T-Zellen in schlechte entwickeln und mehr schaden als helfen.

Unterstützt werden diese Forschungsvorhaben unter anderem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und vom Europäischen Forschungsnetzwerk ERA-CVD (European Rese-arch Area Network on Cardiovascular Diseases).

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Link zur Forschungsgruppe

Myosin-spezifische CD4+ T-Zellen (TCR-M-Zellen in Magenta), die in das infarzierte Herzmuskelgewebe (dunkelgrün) eindringen. LV: linker Ventrikel, RV: rechter Ventrikel. Dieses und weitere Bilder begleiten die Publikation „Myocardial infarction triggers cardioprotective antigen-specific T helper cells responses“ in The Journal of Clinical Investigation www.jci.org/articles/view/123859 © American Society of Clinical Investigation

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