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Würzburg rekrutiert ersten Patienten für Studie zum Herz- und Nierenschutz 


Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung dürfen hoffen. In der internationalen klinischen EMPA-Kidney Studie wird untersucht, ob der Wirkstoff Empagliflozin positive Auswirkungen auf die Niere hat, die Notwendigkeit einer Dialysebehandlung verringert und schlussendlich Leben rettet. Das Studienteam am Uniklinikum Würzburg hat jetzt den ersten Patienten deutschlandweit und nach Oxford den zweiten weltweit in die Studie eingeschlossen. Die internationale Studie wird von der Universität Oxford in Kooperation mit der Universität Würzburg koordiniert. Insgesamt werden 5.000 Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung in den USA, Kanada, China, Japan, Malaysia, Großbritannien und Deutschland untersucht. Die deutsche Studienzentrale ist in der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des Uniklinikums Würzburg angesiedelt und wird vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg unterstützt. In Deutschland nehmen 33 Zentren an der Studie teil, mit insgesamt 1.000 Patienten.

Studienteam rekrutiert ersten Patienten

„Ich freue mich sehr, dass es jetzt auch praktisch losgeht“, sagt Professor Dr. Christoph Wanner, Leiter der Klinischen Prüfung. „Wir haben mit der University of Oxford lange darauf hin gearbeitet, die EMPA-Kidney Studie auf den Weg zu bringen. Gemeinsam untersuchen wir, ob die tägliche Einnahme einer Empagliflozin-Tablette eine Verschlechterung der Nierenerkrankung oder den Tod infolge einer Herzerkrankung bei Patienten mit einer Nierenerkrankung verhindern kann. Dazu erhält die Hälfte der Studienteilnehmer eine Empagliflozin-Tablette, während die andere Hälfte ein Scheinmedikament ohne Wirkstoff, ein so genanntes Placebo, erhält.“

In der großen klinischen EMPA-REG OUTCOME Studie, in der Patienten mit Herzerkrankung und Typ-2-Diabetes untersucht wurden, haben Würzburger Forscher bereits nachgewiesen, dass Empagliflozin nicht nur den Blutzucker senkt, sondern auch die Todesfälle infolge einer Herzerkrankung reduziert und positive Auswirkungen auf die Nieren hat. Nun bauen neue klinische Studien wie EMPA-Kidney auf diese wichtigen Ergebnisse auf. Sie sollen zeigen, ob das Diabetes-Medikament Empagliflozin auch bei Patienten ohne Diabetes einen Herz- und Nierenschutz aufweist.

In Deutschland nehmen insgesamt 33 Zentren an der EMPA-Kidney Studie teil. Bis Ende 2019 sollen bundesweit insgesamt 1.000 Patienten rekrutiert werden. In Würzburg wurden dafür gerade die ersten Study Nurses und Koordinatoren aus den teilnehmenden Prüfzentren geschult.


Information über den Wirkstoff: Empagliflozin wurde ursprünglich zur Behandlung von hohen Blutzuckerwerten bei Diabetespatienten entwickelt. Es sorgt dafür, dass vermehrt Blutzucker - etwa 10 Teelöffel pro Tag - über den Urin ausgeschieden wird. Dies kann zu einer leichten Abnahme von Gewicht und Blutdruck führen. Und das wirkt sich wiederum positiv auf Herz und Nieren aus.

Studienteam rekrutiert ersten Patienten

Zentrum für Genetische Herz- und Gefäßkrankheiten in Würzburg gegründet

Immer wieder schrecken Meldungen über Sportler, die plötzlich tot umfallen, die Gesellschaft auf. Wie kann das sein, dass ein junger, gut trainierter Mensch plötzlich verstirbt? Nicht selten steckt eine genetisch bedingte Herzerkrankung dahinter. Denn das unerwartete Auftreten der Erkrankung in jungen Jahren ist typisch für eine erblich bedingte Herzerkrankung. Und nicht selten sind mehrere Familienmitglieder betroffen – die Wahrscheinlichkeit, die genetische Veränderung weiterzuvererben, liegt bei bis zu 50 Prozent. Die Krankheitsbilder einer vererbten Herz- oder Gefäßerkrankung sind häufig komplex und ihre Erforschung und die Betreuung der Betroffenen und ihrer Familien entsprechend vielschichtig. Um Patienten künftig noch besser in einem multiprofessionellen und interdisziplinären Ansatz zu behandeln, wurde unter dem Dach des Zentrums für Seltene Erkrankungen (ZESE) am Uniklinikum Würzburg (UKW) jetzt das Zentrum für Genetische Herz- und Gefäßerkrankungen gegründet.

Eine Mutter pflegt ihren schwerkranken Sohn, der auf ein neues Herz wartet. Das Herz der Mutter ist ebenfalls schwach, auch sie wird eines Tages auf ein Spenderherz angewiesen sein. Eine andere Mutter kommt nicht eher zur Ruhe, bis sie weiß, woran ihre vierjährige Tochter plötzlich mitten in der Nacht gestorben ist. Ist ihre Familie genetisch vorbelastet? Wenn ja, trägt ihr Sohn ebenfalls die Mutation? Ein junger Mann wiederum, gerade 18 Jahre alt, ist bislang kerngesund, möchte aber Klarheit mittels eines Gentests, ob er die genetische Herzmuskelerkrankung seines Vaters geerbt hat. Trägt er die Mutation, wird er mit großer Wahrscheinlichkeit im Laufe seines Lebens ebenfalls eine Herzerkrankung und Herzrhythmusstörungen bekommen, in der Regel eher früher als später. Er wird Medikamente nehmen, sich vermutlich mit einem Defibrillator vor einem plötzlichen Herztod schützen müssen und vielleicht sogar eines Tages auf ein Spenderherz angewiesen sein.

Diagnose, Therapie und Forschung
Das sind nur drei Fälle von hunderten, die Prof. Dr. Brenda Gerull in der Spezialsprechstunde für familiär bedingte Herzerkrankungen am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) behandelt, betreut und untersucht. „Nicht alle Verläufe sind so dramatisch, manchmal reicht es auch, lebenslang zu Vorsorgeuntersuchungen zu gehen. Aber auch das ist schwer, vor allem, wenn es mit viel Ungewissheit verbunden ist“, erzählt die Kardiologin, die seit Frühjahr 2016 im DZHI das Department für Kardiovaskuläre Genetik leitet. Hier diagnostiziert und therapiert sie nicht nur die genetisch bedingten Herzerkrankungen, hier erforscht die Wissenschaftlerin auch gemeinsam mit ihrem Team die Ursachen und Auslöser.

Da genetische Herzerkrankungen sehr komplex sind und viele Fachbereiche betreffen, hat Brenda Professor Gerull jetzt gemeinsam mit weiteren Kolleginnen und Kollegen des Uniklinikums Würzburg unter dem Dach des Zentrums für Seltene Erkrankungen (ZESE) das Zentrum für Genetische Herz- und Gefäßerkrankungen (ZGH) gegründet. Hier werden unter Gerulls Leitung die Kompetenzen mehrerer Abteilungen des Uniklinikums Würzburg und des Instituts für Humangenetik der Universität Würzburg gebündelt.

Vernetzte Patientenversorgung
„Ich freue mich sehr, dass wir den betroffenen Familien im neuen Zentrum für Genetische Herz- und Gefäßerkrankungen eine intensivere und fachübergreifende Versorgung bieten können. Die Erwachsenenkardiologie arbeitet hier noch enger mit der Kinderkardiologie und Herzchirurgie zusammen, die Ambulanzen für Herzinsuffizienz und Rhythmusstörungen, die Bildgebungsabteilungen sind ebenfalls eingebunden. Und auch psychologische Unterstützung können wir im Bedarfsfall vermitteln“, erläutert Brenda Gerull. „Langfristig streben wir jedoch an, dass die Patienten kardiologisch und hausärztlich von den niedergelassenen Kollegen weiterbetreut werden und wir beratend zur Seite stehen.“

Translationale Forschung
Neben der interdisziplinären Diagnose und Behandlung ist die Translationale Forschung ein weiterer wichtiger Aspekt des neuen Zentrums für genetische Herz- und Gefäßerkrankungen. Das bedeutet die schnelle Umsetzung von Forschungsergebnissen in die klinische Behandlung – von der Laborbank zum Krankenbett und zurück. „Im Fokus stehen die Mechanismen und Therapien von genetischen Herzerkrankungen“, erklärt Professor Christoph Maack, stellvertretender Leiter des neuen Zentrums und Leiter des Departments Translationale Forschung am DZHI. „Gemeinsam versuchen wir herauszufinden, auf welchen Wegen genetische Veränderungen beim Patienten zu Herz- und Gefäßerkrankungen führen, um aus diesen Erkenntnissen spezifische Therapien zu entwickeln, übrigens auch für Erkrankungen, die nicht genetisch bedingt sind.“

Vererbte Veränderungen führen zwar deutlich seltener zu einer Herz- und Gefäßerkrankung als Faktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck, Nikotin oder andere Erkrankungen wie Diabetes, doch die Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Summe führen hierzulande mit Abstand am häufigsten zum Tod.  

Weitere Informationen zum Zentrum für Genetische Herz- und Gefäßerkrankungen finden Sie auf der Webseite www.ukw.de/zgh.

Startschuss für Bayerns erste Herzinsuffizienzsportgruppe

Viele Menschen, die ein schwaches Herz haben, trauen sich oft keinen Sport zu. Ein gezieltes, kontrolliertes und ärztlich überwachtes körperliches Training bei Herzschwäche ist ein wesentlicher, aber vernachlässigter Pfeiler im Behandlungskonzept. Das DZHI hat deshalb in dieser Woche Bayerns erste Herzinsuffizienzsportgruppe an den Start gebracht. In der Sporthalle der DJK Würzburg trainieren einmal in der Woche unter ärztlicher Aufsicht und nach Anleitung von speziell ausgebildeten Übungsleitern zwölf Patientinnen und Patienten, die alle unter einer eingeschränkten Pumpleistung des Herzens leiden. Jeder Patient wird vor Beginn des Trainings in der Herzinsuffizienz-Ambulanz des DZHI ausführlich voruntersucht und erhält für das Training einen Aktivitäts-Tracker mit integrierter Pulsuhr. Die Ergebnisse werden in Kooperation mit dem Institut für Sportwissenschaft der Universität Würzburg im Rahmen einer Beobachtungsstudie ausgewertet. Ziel ist es, die Verbesserung der Leistungsfähigkeit und Aktivität im Alltag und somit die Optimierung der Lebensqualität im Verlauf des Trainings zu analysieren. Weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind herzlich willkommen.

Die Herzinsuffizienzsportgruppe wie auch die begleitende Studie sind Dr. Margret Breunig, Koordinatorin und Studienleiterin am DZHI, ein großes Anliegen: „Wir benötigen für unsere Patienten eine Lobby. Und wir benötigen Ressourcen, um diese bereits von den Leitlinien empfohlenen Therapiemaßnahmen flächendeckend zugänglich zu machen.“ Die Herzinsuffizienzsportgruppe wurde gemeinsam mit dem niedergelassenen Kardiologen Dr. Christian Rost ins Leben gerufen. Als Vizepräsident des Bayerischen Sportärzteverbandes liegt dem Kardiologen die Trainingstherapie sehr am Herzen: „Man rät zwar allen Patienten, mehr Sport zu treiben. Doch es fehlt oft an der notwendigen Unterstützung und dementsprechend an der Motivation der Patienten“, erläutert Rost das Problem.

Viele Studien zeigen bereits, dass regelmäßiges körperliches Training sich günstig auf Leistungsfähigkeit und Lebensqualität von herzinsuffizienten Menschen auswirken. Training beeinflusst die Faktoren Übergewicht, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung und Diabetes. Das Training wirkt sich sogar positiv auf den bindegewebigen Umbau des Herzmuskels aus und kann selbst bei eingeschränkter Pumpfunktion durchgeführt werden. „Wir müssen die Patienten noch besser an die Hand nehmen und sie anleiten, bis sie selbst im Verlauf erfahren, welch positiven Effekt der Sport hat, um dann aktiv dran zu bleiben“, erklärt Margret Breunig. Mit der Studie wollen Breunig und die Studienärztin Dr. med. univ. Nina Scholz untersuchen, wie der Trainingseffekt sich auf die Herzinsuffizienz und ihre Symptome auswirkt und schließlich die Lebensqualität verbessert.

Da körperliche Aktivität heute mit modernsten Methoden rund um die Uhr präzise gemessen werden kann, hat das DZHI hierzu professionelle Unterstützung von den Sportwissenschaftlern Professor Billy Sperlich und Peter Düking. Das Training und die Studie finden in einem optimalen Netzwerk von Spezialisten zusammen mit erfahrenen Übungsleitern in den Sporthallen der DJK Würzburg statt, die schon seit Jahrzehnten Koronarsportgruppen beheimatet. „Bei der DJK Würzburg als Mitglied des katholischen DJK-Sportverbandes stand schon immer die ganzheitliche Sicht des Menschen im Mittelpunkt des Sporttreibens. Von daher ist es nur konsequent, dass wir als Partner für ein solch spannendes Projekt zur Verfügung stehen“, kommentiert die Geschäftsführerin der DJK Würzburg Jutta Bouschen.

Freiräume für die Forschung

„Junge Ärztinnen und Ärzte, die forschen möchten, gehören zu einer schützenswerten Spezies“, meint Prof. Dr. Stefanie Hahner. Doch immer seltener finden Medizinerinnen und Mediziner in der Facharztausbildung neben der zeitintensiven Behandlung von Patienten Zeit zum Forschen. Deshalb hat die Fachärztin für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie und Prodekanin der Medizinischen Fakultät für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses gemeinsam mit zahlreichen weiteren Kolleginnen und Kollegen des Uniklinikums Würzburg ein Qualifizierungskonzept entwickelt, das dem Nachwuchs den Freiraum zur Forschung gibt, und sie für ihren weiteren Weg als forschende Ärztinnen und Ärzte besonders qualifiziert. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG hat den Antrag jetzt voll bewilligt und fördert das Programm mit 1,7 Millionen Euro für zunächst drei Jahre; Folgeförderungen sind in Aussicht gestellt.

Prof. Dr. Stefanie Hahner ist Hauptantragstellerin des Clinician Scientist-Programms.

Gefördert werden soll vor allem der Brückenschlag zwischen ärztlicher Tätigkeit am Patienten und patientenorientierter Forschung im Labor oder in klinischen Studien. Das Forschungskonzept ist auch bekannt als „from bench to bedside and back“. Erkenntnisse aus der Laborforschung fließen direkt in die praktische Anwendung am Patienten, die Erfahrungen aus der Behandlung am Krankenbett werden wiederum bei der Forschung berücksichtigt. Dieses „Ping-Pong“, wie Professor Stefanie Hahner das wechselseitige Feedback nennt, ist entscheidend für die Entwicklung neuer Diagnosemethoden und Behandlungskonzepte: „Die direkte ärztliche Tätigkeit am Patienten lässt uns Probleme und Verbesserungsbedarf erkennen und in wissenschaftliche Projekte transferieren, die idealerweise zu neuen Erkenntnissen und Behandlungsprinzipien führen. Deshalb sind für den medizinischen Fortschritt die aufmerksamen und wissenschaftlich denkenden Ärztinnen und Ärzte unerlässlich.“

Antwort auf das Warum der Generation Y

Medizinischer Fortschritt in Form von zahlreichen weiteren noch unentdeckten Diagnostiken und Therapien im Kampf gegen Krankheiten ist die Antwort auf die Frage der „Generation Y“ - die Generation, die nach dem Warum fragt. Warum soll ich nach zehn oder zwölf Stunden klinischer Arbeit noch ins Labor? Wie viel Zeit bleibt mir für Familie und Freizeit? Ist die Forschung meine Freizeit? Sind die Kolleginnen und Kollegen meine Familie? „Aufgrund der immer größeren Patientenzahl und der kürzeren Liegezeiten bleibt dem heutigen medizinischen Nachwuchs tatsächlich neben, nach oder vor der klinischen Arbeit kaum noch Raum für Forschung“, erklärt Stefanie Hahner. „Deshalb benötigen wir hier nachhaltige Strukturen, in denen sich enthusiastische Assistenzärzte weiterentwickeln können und Freiräume finden für Forschung und kreative Muße.“

Summe aus Kompetenz und Exzellenz

Seit einem Jahr gibt es am Interdisziplinären Zentrum für Klinische Forschung (IZKF) in Würzburg bereits das Clinician Scientist-Programm. Ziel des dreijährigen strukturierten Programms mit 18-monatiger Forschungszeit, Mentoring, interaktiver Vernetzung und zahlreichen Zusatzqualifikationen ist es, einen Karriereweg für den forschungsbegeisterten Nachwuchs anzubieten, der sowohl hohe Kompetenz in der Patientenversorgung als auch Exzellenz in der translationalen medizinischen Forschung anstrebt, also seine wissenschaftlichen Erkenntnisse schnell und gezielt in die klinische Anwendung überführt.

Interdisziplinärer Ansatz rund um Herz und Gefäße

Zusätzlich zu diesen derzeit fünf Clinician Scientists, die jedes Jahr im IZKF-Programm aufgenommen werden, können jetzt dank der DFG-Förderung weitere sechs Stellen pro Jahr ausgeschrieben werden. Diese Förderung kommt nahezu der gesamten medizinischen Fakultät zugute. Denn das neue Clinician Scientist-Programm namens UNION CVD ist interdisziplinär aufgestellt. UNION CVD steht für Understanding InterOrgan Networks in Cardiac and Vascular Diseases.

„Herz- und Gefäßkrankheiten, vor allem chronische ischämische Herzkrankheiten, Herzinfarkt und Herzinsuffizienz sind nicht nur die häufigsten Todesursachen in Deutschland, sie sind auch durch zahlreiche Begleit- und Folgeerkrankungen charakterisiert“, erläutert Professor Dr. Stefan Frantz, Leiter der Medizinischen Klinik und Poliklinik I der Uniklinik Würzburg die Hintergründe des Programms. „Jeder zweite Herzschwäche-Patient hat zum Beispiel sieben oder mehr Komorbiditäten. Diese können sich wiederum negativ auf das Krankheitsbild der Herzschwäche auswirken und weitere Erkrankungen mit sich ziehen. Die kardiovaskuläre Forschung erfordert daher einen hochgradig interdisziplinären Ansatz.“ Stefan Frantz ist neben Stefanie Hahner, Jürgen Deckert (Psychiatrie), Matthias Goebeler (Hautklinik), Peter Heuschmann (Lehrstuhl für Klinische Epidemiologie und Biometrie) und Andrea Thelen-Frölich (Interdisziplinäres Zentrum für Klinische Forschung) Mitantragsteller des Clinician Scientist Programms.

Hervorragende Infrastruktur für kardiovaskuläre Forschung

Ein weiterer Punkt für den Fokus auf Herz- und Gefäßkrankheiten sind die langjährigen Erfahrungen und bahnbrechenden Erfolge der Medizinischen Fakultät Würzburg in der Herz- und Gefäßforschung. Sonderforschungsbereiche und Zentren wie das Rudolf-Virchow-Zentrum (RVZ) und das Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) bieten den jungen Ärztinnen und Ärzten ein hervorragendes Umfeld für die kardiovaskuläre Forschung. „Mit der Infrastruktur und einem hochqualifiziert besetzten Mentoren-Team aus verschiedenen Disziplinen wie Psychiatrie, Physiologie, Dermatologie, Experimentelle Biomedizin und Bildgebung stehen den Clinician Scientists beste Bedingungen zur Verfügung, um nachhaltige und international angesehene Projekte zu bearbeiten“, ist sich Professor Stefanie Hahner sicher.

Förderung in vollem Umfang

Das Qualifizierungskonzept hat die internationale Begutachtungsgruppe der DFG überzeugt: „Aufgrund der sehr überzeugenden wissenschaftlichen Ausrichtung des geplanten Clinician Scientist-Programms an einem international sichtbaren Forschungsschwer-punkt des Universitätsklinikums Würzburg, der sehr gelungenen Einbettung in die in Würzburg vorhandenen Strukturen zur Ausbildung von Clinician Scientists und des insgesamt überzeugenden Ausbildungskonzepts“, empfehlen die Gutachter die Förderung des Antrags im vollen Umfang.

Mitglieder des Steering Committees:

  • Prof. Dr. Jürgen Deckert (Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie)
  • Prof. Dr. Stefan Frantz (Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I)
  • Prof. Dr. Christoph Germer (Klinikdirektor der Chirurgie I)
  • Prof. Dr. Matthias Goebeler (Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie)
  • Prof. Dr. Stefanie Hahner (Stellvertretende Leiterin der Endokrinologie und Diabetologie)
  • Prof. Dr. Peter Heuschmann (Leiter des Lehrstuhls Klinische Epidemiologie und Biometrie)
  • Prof. Dr. Michaela Kuhn (Direktorin des Instituts für Vegetative Physiologie)
  • Prof. Dr. Christoph Maack (Sprecher des DZHI und Leiter der Translationalen Forschung)
  • Prof. Dr. Stefan Störk (Leiter der Klinischen Forschung am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz)
  • Prof. Dr. Alma Zernecke-Madsen (Leiterin des Instituts für Experimentelle Biomedizin, Lehrstuhl II)
Prof. Dr. Stefanie Hahner ist Hauptantragstellerin des Clinician Scientist-Programms.

Vielversprechende Studie zum Herz- und Nierenschutz mit Empagliflozin gestartet

In der großen klinischen Studie EMPA-REG OUTCOME mit Patienten mit Herzerkrankung und Typ-2-Diabetes haben Würzburger Forscher bereits nachgewiesen, dass Empagliflozin nicht nur den Blutzucker senkt, sondern auch die Todesfälle infolge einer Herzerkrankung reduziert und positive Auswirkungen auf die Nieren hat. Nun bauen neue klinische Studien auf diese wichtigen Ergebnisse auf. Gerade gestartet ist die EMPA-KIDNEY-Studie, die den Herz- und Nierenschutz mit Empagliflozin auch bei Patienten ohne Diabetes zeigen soll. Die internationale Studie wird von der Universität Oxford in Kooperation mit der Universität Würzburg koordiniert. Insgesamt werden 5.000 Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung in den USA, Kanada, China, Japan, Malaysia, Großbritannien und Deutschland untersucht. Die Studienzentrale ist in der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des Uniklinikums Würzburg angesiedelt. Die Wissenschaftler untersuchen in dieser Studie, ob die einmal tägliche Einnahme einer Empagliflozin-Tablette eine Verschlechterung der Nierenerkrankung oder den Tod infolge einer Herzerkrankung bei Patienten mit einer Nierenerkrankung verhindern kann. Dazu erhält die Hälfte der Studienteilnehmer eine Empagliflozin-Tablette, die sie einmal täglich einnehmen muss, während die andere Hälfte ein Scheinmedikament ohne Wirkstoff, ein so genanntes Placebo, erhält.

Professor Dr. Christoph Wanner, Leiter der Klinischen Prüfung: „Ich freue mich, dass wir unsere langjährige Zusammenarbeit mit der University of Oxford fortsetzen und die EMPA-KIDNEY-Studie auf den Weg gebracht haben. Das Uniklinikum Würzburg hat bereits seit dem Jahr 2005 mit den Wissenschaftlern aus Oxford mehrere große Studien wie SHARP und REVEAL erfolgreich koordiniert und abgeschlossen. Gemeinsam möchten wir nun herausfinden, ob sich die einmal tägliche Einnahme von Empagliflozin bei Patienten mit einer Nierenerkrankung aber ohne Diabetes ebenfalls positiv auswirkt. Somit können wir hoffentlich das Leben von Patienten mit Nierenerkrankungen retten und die Notwendigkeit einer Dialysebehandlung in Zukunft verringern.“

Auch Patienten mit Herzerkrankungen dürfen hoffen. Professor Dr. Stefan Störk, Leiter der Klinischen Forschung am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI): „Die EMPA-REG- OUTCOME Studie, an der das DZHI in der Person von Professor Wanner ebenfalls beteiligt war, zeigte, dass Empagliflozin die Anzahl von Todesfällen infolge einer Herzerkrankung um 38 Prozent und von Krankenhauseinweisungen aufgrund einer Herzinsuffizienz um 35 Prozent senkt. Aufgrund dieser Ergebnisse wird Empagliflozin inzwischen weltweit bei Patienten mit Diabetes und erhöhtem Risiko für eine Herzerkrankung oder bereits bestehender Herzerkrankung eingesetzt. Nun gilt es zu prüfen, ob Empagliflozin auch Patienten ohne Diabetes zugutekommt und es für weitere Indikationen zugelassen werden kann. Parallel zur EMPA-KIDNEY-Studie, die sich an Patienten mit chronischer Nierenerkrankung richtet, haben wir zwei klinische Funktionalitätsstudien namens EMPERIAL gestartet, bei denen untersucht wird, ob Empagliflozin bei Patienten mit Herzinsuffizienz die körperliche Belastbarkeit verbessert. Ich freue mich, dass das Uniklinikum Würzburg und unser Clinical Trial Office vom DZHI zu diesem möglichen und wichtigen Therapiefortschritt einen Beitrag leisten können.“

Professor Dr. Christoph Maack, Sprecher des DZHI und Leiter des Departments Translationale Forschung begrüßt ebenfalls das neue Studienprogramm, zumal der Fokus seiner Forschung unter anderem auf der Wechselwirkung von Herzinsuffizienz und Diabetes liegt. Als Ergebnis eines internationalen Expertenworkshops der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in Brüssel, an dem auch Christoph Wanner teilnahm, hat Maack vor Kurzem ein Positionspapier zu diesem Thema veröffentlicht. „Immer mehr Menschen leiden hierzulande an Herzinsuffizienz und an Diabetes mellitus. Auch die Kombination aus Diabetes mellitus und Herzinsuffizienz steigt mit der Zunahme von Adipositas stetig. Umso wichtiger ist es, eine medikamentöse Therapie zu finden, die sich positiv auf alle Erkrankungen auswirkt.“

Die Behandlung von Patienten mit Diabetes und Herzinsuffizienz ist Christoph Maack zufolge bislang ein klinisches Dilemma. „Obwohl viele Medikamente den Blutzucker senken, haben sie sehr unterschiedlich den Verlauf von Herz-Kreislauferkrankungen beeinflusst“, erklärt der Kardiologe. „Dies legt nahe, dass nicht die Blutzuckersenkung an sich, sondern womöglich andere Effekte auf den Stoffwechsel und/oder das Herz-Kreislaufsystem die Effektivität verschiedener Medikamente bestimmen. Im Falle von Empagliflozin, Dapagliflozin und anderer Medikamente aus dieser Substanzklasse werden neben dem Schutz der Nierenfunktion auch Blutdrucksenkung, Entwässerung mit Gewichtsreduktion sowie Beeinflussung des Elektrolythaushalts und Stoffwechsels des Herzens als zugrundeliegende Mechanismen diskutiert. Die zukünftigen Studien sollen zeigen, ob die Gliflozine auch bei Patienten ohne Diabetes eine Herzschwäche und Nierenschwäche günstig beeinflussen.“

Information über den Wirkstoff: Empagliflozin wurde ursprünglich zur Behandlung von hohen Blutzuckerwerten bei Diabetespatienten entwickelt. Es sorgt dafür, dass vermehrt Blutzucker - etwa 10 Teelöffel pro Tag - über den Urin ausgeschieden wird. Dies kann zu einer leichten Abnahme von Gewicht und Blutdruck führen. Und das wirkt sich wiederum positiv auf Herz und Nieren aus.

Wichtiger Therapiefortschritt in der Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Gerade erst wurde in der COMPASS-Studie die Wirksamkeit von Rivaroxaban (Xarelto®) belegt, jetzt ist es schon in der neuen Zulassung auf dem Markt. Die Substanz gehört zur Gruppe der NOAK (neue orale Antikoagulanzien) und wurde nun aufgrund der überzeugenden Studienergebnisse auch zur Prophylaxe von atherothrombotischen Ereignissen bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung (KHK) oder peripherer arterieller Verschlusserkrankung (pAVK) mit einem hohen Ischämierisiko zugelassen. Die globale Studie COMPASS, an der das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) als Nationale Steuerstelle beteiligt war, belegte eindrücklich, dass eine niedrig-dosierte Gabe von zweimal täglich 2,5 mg Rivaroxaban kombiniert mit 1x täglich 100 mg Acetylsalicylsäure (ASS) – die sogenannte vaskuläre Dosis – das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse besser reduzierte als die Gabe von ASS alleine: das Risiko für Myokardinfarkt oder Schlaganfall oder kardiovaskulär bedingter Tod war um 24 Prozent reduziert, die Sterbewahrscheinlichkeit um 18 Prozent, die Schlaganfallhäufigkeit um 42 Prozent. Rivaroxaban in der vaskulären Dosis von 2,5 mg wird ab sofort in Deutschland als erstem Land weltweit für diese Indikation angeboten.

Für Professor Stefan Störk, Leiter der Klinischen Forschung am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) stellen die Ergebnisse von COMPASS einen wichtigen und Patienten-relevanten Therapiefortschritt dar. „Den größten therapeutischen Nutzen aus der vaskulären Dosierung von Rivaroxaban plus Aspirin hatten KHK-Patienten mit dem höchsten Risiko, wenn also neben einer KHK weitere Risikofaktoren vorlagen wie Diabetes mellitus, Herzinsuffizienz, pAVK und eingeschränkte Nierenfunktion“, erläutert Störk. „Bemerkenswert ist, dass die Vorteile der Kombination von Rivaroxaban und Aspirin selbst bei sehr gut therapierten Patienten nachweisbar waren, also leitliniengerecht behandelt im Hinblick auf lipid- und blutdrucksenkende Medikation. Ein Abgleich mit dem internationalen REACH-Register lässt vermuten, dass der Nutzen der Prophylaxe bei praxisüblichen Patientenkollektiven noch höher liegt als in der Studie“, so Störk. Er empfiehlt seinen Kollegen daher, ihre KHK- und pAVK-Patienten auf das Vorliegen eines entsprechenden Risikoprofils zu screenen. Bei anderweitig optimierter Therapie  - gute Einstellung von LDL-Cholesterin und Hypertonie - und fehlendem Hinweis auf erhöhtes Blutungsrisiko sei Störk zufolge Rivaroxaban plus ASS indiziert.

Zur COMPASS Studie (Cardiovascular OutcoMes for People using Anticoagulation StrategieS): 27.395 Patienten mit vorbekannter KHK oder pAVK in insgesamt 33 Ländern wurden in COMPASS betreut. Die deutsche COMPASS-Gruppe wurde von Professor Georg Ertl und Professor Stefan Störk vom DZHI geleitet und umfasste 18 Zentren mit 766 Patienten. Es wurden zwei Varianten untersucht, um die aktuell empfohlene Standardprophylaxe mit ASS 100 mg pro Tag (Vergleichsgruppe) zu verbessern: zum einen die Kombination von niedrigdosiertem Rivaroxaban (2x2,5 mg/Tag) mit ASS (1x100 mg), zum anderen eine mittlere Dosis von Rivaroxaban (2x5 mg/Tag) als Monotherapie. Nach 23 Monaten zeigte sich, dass die Kombination aus niedrigdosiertem Rivaroxaban und ASS der alleinigen Gabe von ASS so eindeutig überlegen war, dass die Studie vorzeitig beendet wurde. Primärer klinischer Endpunkt war hierbei die Kombination aus Herzinfarkt, Schlaganfall und kardiovaskulärem Tod einerseits sowie das Auftreten von tödlichen oder symptomatischen Blutungen andererseits. 

Die Daten zeigen, dass für jeweils 1.000 Patienten, die für durchschnittlich 23 Monate behandelt wurden, Rivaroxaban plus ASS 13 Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Herz-Kreislauf-Todesfälle und sieben Todesfälle verhinderte. Dies wurde erkauft mit zwölf größeren Blutungen, die jedoch in der Regel gut behandelbar waren. Insgesamt traten Blutungen 1,7-mal häufiger in der Rivaroxaban-Gruppe auf als in der Vergleichsgruppe. Das Auftreten von Blutungen war Störk zufolge bei gleichzeitiger Gabe zweier anti-thrombotisch wirksamer Substanzen nicht überraschend, lag insgesamt aber auf einem niedrigen Niveau. Zudem waren die Kriterien für schwere Blutungen in der Studie COMPASS großzügiger gefasst. „Wichtig ist, dass intrazerebrale, kritische oder tödliche Blutungen nicht häufiger waren als im Therapiearm mit ASS alleine. Im klinischen Nettonutzen war Rivaroxaban plus ASS der ASS-Monotherapie überlegen: die Kombination verbesserte auch diesen Endpunkt um 20 Prozent“, so Störk.

Professor Georg Ertl, Ärztlicher Direkter des Universitätsklinikums Würzburg und nationaler Leiter der COMPASS-Studie für Deutschland resümiert: „Die schnelle Zulassung der neuen Blutverdünnungstherapie für Patienten mit hohem Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle zeigt, wie exzellent die Datenqualität war, die alle Zentren geliefert haben. Und sie belegt einmal mehr die internationale Stellung des Standorts Würzburg und des DZHI für die klinische Herz-Kreislaufforschung.“

Fazit zu den potenziellen Vorteilen der Kombinationstherapie: Eingesetzt bei 10 Prozent der rund 300 Millionen Menschen auf der ganzen Welt mit bekannter Herz-Kreislauf-Erkrankung wären bis zu 100.000 Todesfälle und doppelt so viele vorzeitige vaskuläre Ereignisse jedes Jahr vermeidbar.

Die Ergebnisse wurden im New England Journal of Medicine veröffentlicht http://www.nejm.org/doi/pdf/10.1056/NEJMoa1709118

Kontakt, Öffnungszeiten, Sprechzeiten

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