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Wird Telemonitoring zur Routineversorgung bei Herzinsuffizienz?

Herzinsuffizienz ist in Deutschland der häufigste Grund für eine Klinikeinweisung. Die von der Würzburger Kardiologin Christiane Angermann geleitete multizentrische Registerstudie MEMS-HF hat erstmals in Europa gezeigt, dass ein Monitoring des Lungenblutdrucks mit dem CardioMEMS™HF System sicher ist und Krankenhausaufenthalte und Sterblichkeit verringern könnte. In einer Folgestudie, PASSPORT-HF, prüft das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) nun im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) ob das CardioMEMS™HF System in Deutschland in die Regelversorgung integriert werden soll.

Der 15 Millimeter lange Sensor des CardioMEMSTM HF Systems wird mit zwei Drahtschlaufen in der Pulmonalarterie fixiert. © Abbott, 2020

Fast vier Millionen Menschen leiden in Deutschland unter einer Herzinsuffizienz. Die Ursachen sind komplex. Die Lebenserwartung nimmt stetig zu und akute kardiovaskuläre Erkrankungen werden immer häufiger überlebt – nicht selten mit einer Herzinsuffizienz als Langzeitfolge. Hinzu kommen zahlreiche weitere Erkrankungen sowie gravierende Einschränkungen der Lebensqualität. Diese Volkskrankheit stellt sowohl für die Betroffenen als auch für das Gesundheitssystem eine enorme Belastung dar.

Bei Druckanstieg in Lungenarterie droht Dekompensation
Eine vielversprechende therapeutische Chance bietet die Früherkennung und präventive Behandlung von Verschlechterungen der Herzinsuffizienz. Klinische Symptome dieser sogenannten Dekompensation bemerken die Patienten in der Regel erst in einem fortgeschrittenen Stadium, wenn ein Krankenhausaufenthalt zur Behandlung dieses oft lebensgefährlichen Zustands nicht mehr zu vermeiden ist. Ein Druckanstieg in der Lungenarterie deutet indes meist schon Wochen zuvor die drohende Entgleisung an - früh genug, um durch eine geeignete vorbeugende Therapieanpassung einen weiteren Krankenhausaufenthalt zu verhindern.

Das CardioMEMS™HF System bietet die Möglichkeit, mit einem in die Lungenarterie eingebrachten Sensor die Druckwerte täglich zu überwachen. Die Patienten leiten sie mit der elektronischen Patienteneinheit selbst ab und übertragen sie auf eine sichere Website, wo das Betreuungsteam sie überprüfen und je nach Ergebnis die Therapie flexibel anpassen kann. Professor Dr. Christiane Angermann vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) berichtete beim Online-Kongress der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in einer „Late Breaking Clinical Trials“ Session am 23. Juni über die von ihr geleitete multizentrische MEMS-HF Studie, in der die Anwendung das CardioMEMS™HF Systems erstmals in drei europäischen Ländern untersucht wurde. Die Studienergebnisse wurden jetzt vom European Journal of Heart Failure veröffentlicht. 

Weniger Klinikaufenthalte und Todesfälle, mehr Lebensqualität
Die MEMS-HF Studie bestätigt Ergebnisse der amerikanischen CHAMPION-Studie und zeigt, dass ein CardioMEMS- geführtes Herzinsuffizienzmanagement auch in Deutschland, den Niederlanden und in Irland machbar ist. 234 Patienten mit einer schweren Herzinsuffizienz (NYHA Klasse III*) erhielten in insgesamt 31 Zentren einen CardioMEMS Sensor. Komplikationen bei der Implantation oder ein Versagen des Sensors wurden nur in seltenen Ausnahmen beobachtet und waren nicht lebensbedrohlich, das System erwies sich also als sehr sicher. „Die Teilnahmetreue der Patienten war zudem sehr hoch“, berichtet Prof. Dr. Christiane Angermann erfreut. Mehr als drei von vier Patienten übertrugen tatsächlich jeden Tag ihre Werte an ihr Zentrum und fast 100 Prozent übertrugen wenigstens einmal wöchentlich.“

Die klinischen Erfolge waren ebenfalls deutlich: „Die Hospitalisierungsrate war nach der Implantation des Sensors im Vergleich zum Jahr vorher um mehr als 60 Prozent reduziert, und die jährliche Sterblichkeit war mit weniger als 14 Prozent bei diesen Hochrisikopatienten relativ niedrig“, erklärt Christiane Angermann. „Eindrucksvoll war auch, dass sich die Lebensqualität umso mehr verbesserte, je ausgeprägter die Drucksenkung in der Lungenarterie war. Die depressiven Symptome bildeten sich ebenfalls deutlich zurück. Dazu kamen eine während des gesamten Untersuchungszeitraums von zwölf Monaten anhaltende Verbesserung der Herzschwächesymptome bei über 40 Prozent der Patienten und ein hochsignifikanter Abfall des Herzschwächemarkers NT-proBNP*.“

„Wert des CardioMEMS™HF-Systems ist umso größer, je besser das Betreuungsteam die Information für die Behandlung nutzt“
Wie kamen diese vielfältigen Verbesserungen zustande? „Natürlich erfordert die engmaschige Betreuung viel Kommunikation zwischen Patienten und Betreuungsteam und eine Infrastruktur, in der geschultes Personal zeitnah die richtigen Maßnahmen ergreift, wenn Abweichungen des Lungenarteriendrucks auftreten“, erläutert Angermann. „Für die Studie wurden in den Zentren Pflegekräfte speziell geschult, die bei den Patienten auch das in Würzburg entwickelte Disease Management Programm HeartNetCare-HF™ anwendeten. Hier lernen Patienten Therapietreue und Selbstfürsorge und erhalten Informationen über das Krankheitsgeschehen“, so die Kardiologin. „In MEMS-HF wurden besonders in der Anfangsphase die Medikamente oft angepasst, um den Lungenarteriendruck zu normalisieren. Wie weit das Disease Management zusätzliche positive Effekte hatte, ließ sich in der Registerstudie nicht sicher unterscheiden. Wahrscheinlich haben Patientenschulung und -information zu den guten Studienergebnissen beigetragen“.  Abschließend stellt Christiane Angermann fest: „Natürlich ist das CardioMEMS™HF System nur ein Hilfsmittel, es stellt nicht selbst eine Therapie dar. Sein Nutzen hängt daher immer ganz entscheidend von der nachgeschalteten Effektorseite ab, also davon, wie gut das Betreuungsteam das System zur Optimierung der Behandlung nutzt, und wie zeitnah und umfassend gut informierte Patienten die Behandlungsempfehlungen umsetzen. Leider gibt es für diese vielversprechende Betreuungsform bisher von den Krankenkassen keine Finanzierung.“

Wie geht es weiter? Derzeit wird im Auftrag des Gemeinsamen Bundesauschusses (G-BA) in der randomisierten PASSPORT-HF Studie geprüft, ob hierzulande im Vergleich ähnlich positive Effekte zu erwarten sind und das CardioMEMSTM HF-System in die Regelversorgung integriert werden soll. „Wichtig ist jedoch, dass die übertragenen Messwerte der Patienten von einer geschulten Pflegekraft und im Bedarfsfall zusätzlich vom Arzt regelmäßig evaluiert und interpretiert werden, sodass die Medikation und Therapie zeitnah angepasst werden können“, resümiert Prof. Dr. Stefan Störk, Leiter der neuen PASSPORT-HF Studie am DZHI.

* Die New York Heart Association (NYHA) hat die Herzinsuffizienz in vier Stadien eingeordnet.

*Die Biomarker BNP (brain natriuretic peptide) und NT-proBNP (N-terminales pro-BNP) sind Indikatoren für die Herzinsuffizienz und den Behandlungserfolg.

Publikationen
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32592227/
Angermann CE, Assmus B, Anker SD, et al. Pulmonary artery pressure-guided therapy in ambulatory patients with symptomatic heart failure: the CardioMEMS European Monitoring Study for Heart Failure (MEMS-HF) [published online ahead of print, 2020 Jun 27]. Eur J Heart Fail. 2020;10.1002/ejhf.1943. doi:10.1002/ejhf.1943

Angermann CE, Assmus B, Anker SD, Brachmann J, Ertl G, Köhler F, Rosenkranz S, Tschöpe C, Adamson PB, Böhm M.Safety and feasibility of pulmonary artery pressure-guided heart failure therapy: rationale and design of the prospective CardioMEMS Monitoring Study for Heart Failure (MEMS-HF).  Clin Res Cardiol. 2018 Nov;107(11):991-1002. doi: 10.1007/s00392-018-1281-8. Epub 2018 May 19.

 

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Der 15 Millimeter lange Sensor des CardioMEMSTM HF Systems wird mit zwei Drahtschlaufen in der Pulmonalarterie fixiert. © Abbott, 2020

Würzburger Nephrologe Christoph Wanner ist Präsident des Europäischen Nierenverbandes

Mit dem virtuellen Kongress der „Europäischen Gesellschaft für Nephrologie“ (ERA-EDTA - European Renal Association – European Dialysis and Transplant Association) hat die Amtszeit von Prof. Dr. Christoph Wanner als Präsident begonnen. Das Universitätsklinikum Würzburg gratuliert dem Leiter der Nephrologie in der Medizinischen Klinik und Poliklinik I ganz herzlich zu dieser neuen Position.

Der Leiter der Nephrologie am Universitätsklinikum Würzburg, Prof. Dr. Chris-toph Wanner, ist seit Juni 2020 Präsident der europäischen nephrologischen Fachgesellschaft ERA-EDTA. © ERA-EDTA

Die Ziele der Europäischen Gesellschaft für Nephrologie, die ihren Sitz in London hat, sind die Weiterentwicklung der medizinischen Wissenschaft durch Förderung grundlegender und klinischer Fortschritte auf dem Gebiet der Nephrologie, Dialyse, Nierentransplantation, Hypertonie und verwandten Themen. Dazu sollen die Ausbildung und berufliche Weiterentwicklung gefördert werden, ebenso wie ambitionierte Kooperationen zwischen europäischen Forschern.

„Das interessante an der Aufgabe ist, den Weg des Europäischen Nierenverbandes für die nächsten drei Jahre zu gestalten und auszurichten“, sagt Christoph Wanner. „Wer ist schon ein vollkommener Visionär“, fährt Wanner fort, „aber im Moment sehe ich die Forderung, zukünftig die Weiterbildung der 9.000 Mitglieder auch virtuell attraktiv zur Verfügung zu stellen.“ Wanner bringt hier einige Voraussetzungen mit, kennt er doch die Gesellschaft und deren Geschäftsstelle als langjähriges Vorstandsmitglied, Mitglied der Leitlinienkommission und ehemaliger Leiter des Europäischen Dialyseregisters.

Auf der Agenda stehen außerdem die Zusammenarbeit mit EU-Kommission und EU-Parlament sowie die generelle Öffentlichkeitsarbeit, um die Bevölkerung auf chronische Nierenerkrankungen, deren Prävention, Diagnose und Behandlung zu erhöhen.

Auch die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) begrüßt eine enge Zusammenarbeit. „Wir freuen uns, mit Prof. Wanner einen Ansprechpartner aus den eigenen Reihen an der Spitze der europäischen Nephrologie zu haben“, erklärt DGfN-Präsident Professor Jan Galle anlässlich der Nominierung. „Es ist wichtig, dass sich die Nephrologie international vernetzt, um eine höhere öffentliche Aufmerksamkeit und mehr gesundheitspolitisches Gewicht für Nierenerkrankungen zu erhalten.“

 

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Der Leiter der Nephrologie am Universitätsklinikum Würzburg, Prof. Dr. Chris-toph Wanner, ist seit Juni 2020 Präsident der europäischen nephrologischen Fachgesellschaft ERA-EDTA. © ERA-EDTA

Wie gesund sind Würzburger Herzen?

Die erste große Auswertung der STAAB-Kohortenstudie ist da. Die Untersuchung von 5.000 Würzburgern auf Vorstufen einer Herzinsuffizienz sorgt für einige Überraschungen. 42 Prozent der Studienteilnehmer befinden sich im Vorläuferstadium A einer Herzinsuffizienz. Damit haben sie mindestens einen kardiovaskulären Risikofaktor, der die Wahrscheinlichkeit für die künftige Entstehung einer Herzinsuffizienz erhöht. 45 Prozent von ihnen haben Bluthochdruck, 20 Prozent sind adipös. Im Stadium A befinden sich bereits auffällig viele junge Menschen zwischen 30 und 39 Jahren. Eine strukturelle Veränderung am Herzen weisen 17 Prozent der Studienteilnehmer auf. Stutzig gemacht hat das Studienteam aus dem Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) und dem Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie (IKE-B), dass jeder Dritte von ihnen keinen Risikofaktor aufweist, also das Stadium A nicht durchlaufen hat. Zu dieser Gruppe gehören vorwiegend Frauen mit einem Durchschnittsalter von 47 Jahren. Die Studie wurde jetzt im European Journal of Preventive Cardiology publiziert.

 

Über die Annahme der ersten Auswertungsergebnisse zur Publikation im internationalen wissenschaftlichen Journal der European Society of Cardiology freuen sich die Studienleiter Professor Stefan Störk, Leiter der klinischen Forschung am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI), und Professor Peter U. Heuschmann, Direktor des Instituts für Klinische Epidemiologie und Biometrie (IKE-B), mit dem gesamten Studienteam. Die beiden Wissenschaftler hatten die STAAB-Studie vor sieben Jahren als gemeinsames Projekt der beiden Einrichtungen an der Universität und am Universitätsklinikum Würzburg initiiert.  Der Dank der Forscher gilt an dieser Stelle den 5.000 Würzburgerinnen und Würzburgern, ohne deren Teilnahme und Bereitschaft, ihre medizinischen Daten zur Verfügung zu stellen, dieser Erfolg nicht möglich gewesen wäre.

Fast jeder zweite hat mindestens einen Risikofaktor

In der STAAB-Studie wird erforscht, wie häufig die Vorstufen der Herzinsuffizienz, die Stadien A und B, in der Bevölkerung im Alter von 30 bis 79 Jahren auftreten, wie sie mit verschiedenen Risikofaktoren wie Lebensstil und Vorerkrankungen zusammenhängen und wie oft und wie schnell Betroffene in ein höheres Stadium der Herzinsuffizienz übergehen. Die Studienteilnehmer wurden von der Stadt Würzburg nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und vom Studienteam angeschrieben. Diejenigen, die keine vorbekannte Herzinsuffizienz hatten, wurden innerhalb von rund vier Jahren zweimal untersucht.

Von den in der Studie Untersuchten befanden sich 42 Prozent im Stadium A. Das heißt: Sie haben einen oder mehrere Risikofaktoren für Herzschwäche, aber im Ultraschall ein normales Erscheinungsbild des Herzens. Mit 45 Prozent am meisten verbreitet ist der Risikofaktor Bluthochdruck. An zweiter Stelle steht mit 20 Prozent starkes Übergewicht. Diese Risikofaktoren findet man bereits zu einem erheblichen Teil in jüngeren Menschen von 30 bis 39 Jahren; elf Prozent hatten Bluthochdruck, zehn Prozent Adipositas.

Sind 60 Prozent der Bevölkerung herzkrank?

Weitere 17 Prozent der Studienteilnehmer sind bereits im Stadium B: Bei ihnen wurde im Ultraschall eine strukturelle Veränderung am Herzen gefunden, die noch keine Symptome verursacht, zum Beispiel verdickte Herzwände, erweiterte Herzkammern oder Einschränkungen der Pump- oder Füllungsfunktion.

Bedeutet das, dass etwa 60 Prozent der Bevölkerung für herzkrank erklärt werden? „Nein!“, sagt Götz Gelbrich, Professor für Biometrie am IKE-B. „Die Stadien A und B sind Vorstufen einer Herzinsuffizienz. So wie Sehschwäche nicht zwingend Blindheit zur Folge hat, so mündet eine Vorstufe der Herzinsuffizienz nicht zwingend in eine klinische Herzschwäche. Aber so wie die Sehschwäche ein Warnzeichen ist, das ärztlich abgeklärt werden sollte, so sind auch die Stadien A und B der Herzinsuffizienz Warnzeichen, die ernst genommen werden sollten, zumal diese Risiken auch zahlreiche andere gesundheitliche Folgen haben können. Bluthochdruck kann Schlaganfall, Nierenversagen und viele andere Organschäden verursachen. Starkes Übergewicht kann zu Diabetes, Arteriosklerose, Bluthochdruck und orthopädischen Problemen führen, um nur einige zu nennen.“


Suche nach dem unbekannten Risikofaktor

Für eine Überraschung sorgte ein Sachverhalt, der in den Daten festgestellt wurde: Etwa jeder dritte Teilnehmer im Stadium B hatte keinen der bekannten Risikofaktoren, der für Stadium A qualifizieren würde. Diese Subgruppe scheint die Vorstellung von der Entstehung der Herzschwäche in Frage zu stellen: vom Risikofaktor (Stadium A) über die Veränderung der Herzstruktur (Stadium B) zur klinisch manifesten Herzinsuffizienz (Stadium C). Diese Subgruppe war mit einem Durchschnittsalter von 47 Jahren auffällig jung und vorwiegend weiblich (78%).

Was schädigt vor allem die Herzen jüngerer Frauen? Dr. Caroline Morbach, Kardiologin und Studienärztin am DZHI: „Wir können uns derzeit nicht erklären, was dazu beiträgt, dass so viele überwiegend jüngere Frauen eine vergrößerte linke Herzkammer haben, ohne dass wir einen der bekannten Risikofaktoren finden. Wir haben sehr viele Faktoren unter die Lupe genommen, Alkohol, Bewegung, Depression, eine Anämie, also einen Mangel an rotem Blutfarbstoff, der den Sauerstoff transportiert. Aber wir haben keine eindeutige Ursache gefunden. Die B-Gruppe ohne klassischen Risikofaktor lebt sogar tendenziell gesünder als die Studienteilnehmer, die eine normale Größe und Funktion des Herzens aufweisen.“

Stefan Störk ergänzt: „Es liegt nahe, dass es Risikofaktoren gibt, die bislang nicht als solche bekannt sind und nach denen daher bisher auch in der Vorsorge nicht gesucht wird. Das zeigt uns, dass bei dieser Gruppe die derzeitigen Präventionsmaßnahmen nicht greifen.“

Was ist, wenn die Grenzwerte nicht stimmen?

Götz Gelbrich neigt eher zu skeptischen Interpretationen: „Das kann sein, aber was ist, wenn die Grenzwerte nicht stimmen? Die Grenzwerte, jenseits derer ein Messwert aus dem Ultraschall als abnormal gilt, sind unterschiedlich für Männer und Frauen. Wir müssen klären, ob die Messwerte der Betroffenen tatsächlich eine ungünstige Prognose darstellen, oder ob nur die Grenzwerte unglücklich festgelegt wurden.“

In einem ist sich das Studienteam aber einig: Ein statistischer Zufall ist aufgrund der Auswertungsmethodik eher unwahrscheinlich. Die Forscher hatten nämlich zunächst die erste Hälfte der Studienteilnehmer analysiert und statistisch auffällige Sachverhalte als Hypothesen formuliert. Diese wurden dann am zweiten Teil überprüft und nur bei einer Bestätigung als Tatsachen gewertet. Auf diese Weise wird weitgehend vermieden, statistische Auffälligkeiten in den Daten vorschnell als neue Entdeckungen zu präsentieren.

Peter U. Heuschmann resümiert: „Im Rahmen der geplanten Folgeuntersuchungen aller Studienteilnehmer werden wir zum einen untersuchen, ob diese spezielle Gruppe wirklich ein höheres Risiko hat, eine Herzschwäche zu entwickeln, und zum anderen der Frage nach weiteren möglichen Risikofaktoren detailliert nachgehen.“

Studienteam hofft auf weiterhin große Bereitschaft der Würzburger

Die Folgeuntersuchungen der Studienteilnehmer sollen im Abstand von drei bis vier Jahren stattfinden. Die erste Welle war bereits in vollem Gange: Mehr als 3.000 Probanden hatten erfreulicherweise schon ihren Folgetermin. Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die Untersuchungen im Interesse der Sicherheit aller Beteiligten unterbrochen. Das Studienteam wünscht allen STAAB-Teilnehmern, diese Zeit gut zu überstehen, und hofft auf die weiterhin große Bereitschaft der vielen Würzburger, die Gesundheitsforschung durch ihre Teilnahme zu unterstützen.

Publikation der Studie "Prevalence and determinants of the precursor stages of heart failure: results from the population-based STAAB cohort study” im European Journal of Preventive Cardiology: https://doi.org/10.1177/2047487320922636


Informationen zu den Stadien A, B, C und D

Die amerikanischen kardiologischen Fachgesellschaften haben eine Einteilung in Stadien definiert, welche die Ausbildung einer Herzinsuffizienz als langfristigen Prozess abbildet. Wer klinische Anzeichen hat, vor allem Luftnot bei körperlicher Belastung, und krankhafte Veränderungen im Herzultraschall, wird in Stadium C eingestuft. Patienten mit schweren körperlichen Einschränkungen – für sie ist das Aufstehen von einem Stuhl oder das Gehen auf kurzen Strecken mühsam - werden dem Stadium D zugeordnet. Im Stadium A hat ein Patient einen oder mehrere Risikofaktoren, zum Beispiel starkes Übergewicht (BMI von mehr als 30kg/m2, Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Arteriosklerose. Im Stadium B liegt eine Veränderung am Herzen vor, die im Ultraschall messbar ist, wovon der Betroffene jedoch zunächst nichts verspürt. Dies kann eine anatomische Veränderung sein - vergrößertes Herz, verdickte Herzwände - oder eine funktionelle Störung wie etwa eine verminderte Pumpfunktion oder eine reduzierte Füllung der linken Herzkammer.

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So viele verschleppte Infarkte wie selten

Die internistische Notaufnahme am Universitätsklinikum Würzburg ist seit Beginn der Corona-Krise nur halb so voll wie sonst. Eigentlich ein gutes Zeichen. Das Problem ist aber, dass die Notfälle nicht abgenommen haben. Prof. Dr. Stefan Frantz, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I sieht mit großer Sorge, dass viele Menschen zuhause Krankheitsbeschwerden aussitzen, weil sie Angst haben, beim Arzt oder in der Klinik mit Corona-Patienten in Kontakt zu kommen und sich zu infizieren. Der Kardiologe mahnt eindringlich, vor allem Notfälle ernst zu nehmen, keine Zeit zu verlieren und umgehend den Notarzt zu rufen. Denn während sich die Notaufnahmen leeren, füllen sich die Stationen mit Patienten, die zum Beispiel aufgrund eines verschleppten Infarktes eine Herzinsuffizienz entwickeln oder unter Herzrhythmusstörungen leiden – Komplikationen, die man verhindern kann, wenn man rechtzeitig in die Klinik kommt.

Stefan Frantz, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am Universitäts-klinikum Würzburg mahnt, im Notfall keine Zeit zu riskieren und den Rettungs-wagen rufen.
Jeder Patient, der als Notfall oder mit Termin ins Universitätsklinikum Würzburg kommt, wird getestet, ob er mit COVID-19 infiziert ist.
Im Herzkatheterlabor und im gesamten Universitätsklinikum Würzburg herrschen höchste Sicherheitsvorkehrungen.
Appell von Prof. Dr. Stefan Frantz

Bei einem Herzinfarkt zählt jede Minute. Das gilt auch in Zeiten von Corona. Viele Betroffene warten derzeit aber oft ab, ob sich die Beschwerden legen. „Die Beschwerden legen sich tatsächlich nach sechs bis zwölf Stunden. Dann ist nämlich das Herzmuskelgewebe abgestorben“, sagt Professor Dr. Stefan Frantz. Der Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I sieht derzeit so viele verschleppte Krankheitsverläufe wie selten zuvor, subakute Infarkte an mindestens jedem zweiten Tag. „Wir sehen selbst jüngere Menschen versterben an Komplikationen wie Rhythmusstörungen oder Heilungsstörungen vom Herzen, die man hätte verhindern können, wenn man frühzeitig die Gefäße wiedereröffnet hätte.“ Ähnliches gilt übrigens auch für Schlaganfälle.

Patienten sind gestorben, weil sie Angst hatten, sich in der Klinik mit dem Corona-Virus zu infizieren. „Dabei treffen wir am Uniklinikum sämtliche Sicherheitsvorkehrungen, die man machen kann.  Jeder neue Patient, ob Notfall oder elektiv, also mit Termin, bekommt einen Mundschutz und wird getestet, ob er mit COVID-19 infiziert ist. Falls ja, können wir ihn direkt von den anderen Patienten trennen. Auch unser Personal -  von Ärzten über Pflegekräfte bis hin zum Reinigungspersonal - trägt einen Mundschutz und wird wann immer erforderlich auf Corona getestet. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir sicher behandeln“, versichert Stefan Frantz.

Daher sein Appell: „Wenn Sie Krankheitssymptome fühlen - wie vor Corona - gehen Sie zum Arzt! Verspüren Sie Symptome eines Herzinfarktes rufen Sie umgehend den Notarzt!“ Zu den Symptomen zählen Druck oder Schmerz auf der linken Seite, der in den linken Arm ausstrahlen kann, manchmal auch in den rechten Arm, Rücken oder Unterkiefer. Hält der Schmerz länger als mehrere Minuten an, könnte es sich um einen Herzinfarkt handeln. Dann gilt es keine Zeit zu verlieren.

Ist im EKG ein Verschluss eines Herzkranzgefäßes zu sehen, wird so schnell wie möglich ein Eingriff im Herzkatheterlabor vorbereitet, um das Gefäß zu öffnen und das Problem ist behoben. Wer einen Infarkt verschleppt, riskiert eine Herzinsuffizienz oder den Tod.

 

Stefan Frantz, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am Universitäts-klinikum Würzburg mahnt, im Notfall keine Zeit zu riskieren und den Rettungs-wagen rufen.
Jeder Patient, der als Notfall oder mit Termin ins Universitätsklinikum Würzburg kommt, wird getestet, ob er mit COVID-19 infiziert ist.
Im Herzkatheterlabor und im gesamten Universitätsklinikum Würzburg herrschen höchste Sicherheitsvorkehrungen.
Appell von Prof. Dr. Stefan Frantz

Neue Anlaufstelle für dicke Herzen

Es gibt viele Ursachen, die das Herz schwächen. Eine davon ist die Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM), eine meist angeborene Erkrankung, bei der die Muskulatur der linken Herzkammer verdickt ist und das Herz nicht ausreichend Blut aufnehmen und in den Körper pumpen kann. Etwa 150.000 Menschen in Deutschland sind davon betroffen, viele wissen es aber gar nicht. Einer, der seit vielen Jahren die Erkrankung erforscht und behandelt, ist Prof. Dr. Hubert Seggewiß. Mit ihm und seiner Kollegin Dr. Angelika Batzner wurde jetzt das Interdisziplinäre Team für die Diagnostik und Therapie von Patienten mit HCM an der Medizinischen Klinik und Poliklinik I und am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) in Würzburg deutlich verstärkt. Führt eine medikamentöse Therapie nicht zum Erfolg, steht neben einer Operation auch eine Herzkatheter-geführte Ablation zur Verfügung. Mit dieser Ablation hat sich Seggewiß weltweit einen Namen gemacht.

Angelika Batzner und Hubert Seggewiß verstärken das Team im Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz mit dem Schwerpunkt Hypertrophe Kardiomyopathie.

Trägt ein Patient Slipper, dann ist das für Angelika Batzner und Hubert Seggewiß schon das erste Indiz für eine Hypertrophe Kardiomyopathie, kurz HCM. Viele Betroffene haben Luftnot beim Vornüberbeugen, wie etwa beim Binden der Schnürsenkel. „Frühstück ist nicht mein Ding“, oder „Alkohol schmeckt mir nicht“ sind ebenfalls typische Aussagen von Patienten, die an der Unterform HOCM leiden. Das O steht für obstruktiv. Das bedeutet, dass der verdickte Muskel kurz vor der Aortenklappe den Auswurf des Blutes aus dem Herzen behindert. Etwa 70 Prozent der HCM-Betroffenen leiden darunter beziehungsweise arrangieren sich mit der Erkrankung, indem sie unangenehme Situationen unbewusst vermeiden.


Luftnot, Brustschmerzen, Engegefühl, Herzrasen
Nach dem Essen bekommen sie zum Beispiel häufig schlecht Luft, da weniger Blut ins Herz fließt, die Kammern werden enger. Brustschmerzen und Engegefühl sind die Folge. Bei Alkohol weiten sich die Gefäße, der Blutdruck fällt, das Herz rast. Typisch ist auch, dass man an einem Tag fünf Etagen problemlos hochlaufen kann, am nächsten Tag schon nach fünf Stufen schlappmacht. „Nach einer erfolgreichen Behandlung merken die Patienten oft, dass es ihnen bessergeht, ohne dass ihnen zuvor bewusst war, dass es ihnen schlecht ging. Sie haben sich gut angepasst,“ resümiert Angelika Batzner. Das sei jedoch tückisch, denn unbehandelt kann eine HCM zum plötzlichen Herztod führen. Angelika Batzner erwähnt als Beispiele die jungen Sportler, die plötzlich tot umfallen.

Die Kardiologin wollte eigentlich Allgemeinmedizinerin werden. Als sie im Rahmen ihrer Facharztausbildung jedoch ans Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt kam, wo Hubert Seggewiß von 2000 bis 2017 Chefarzt der Medizinischen Klinik I war, und sie auf einmal lauter Patienten mit einer Erkrankung sah, die sie vorher noch nie gehört oder gesehen hatte, war sie „angefixt von diesem superspannenden Krankheitsbild“, erzählt sie. Jetzt wird sie weiter von Seggewiß angelernt, sodass sie eines Tages in seine Fußstapfen treten und neben der Sprechstunde am DZHI auch die Katheterablationen an der Medizinischen Klinik und Poliklinik I durchführen kann.

Herzmuskel verdünnt sich nach künstlichem Herzinfarkt
Seggewiß gilt als HOCM-Koryphäe. Einen Namen hat er sich vor allem in der Weiterentwicklung der perkutanen Alkoholseptumablation gemacht. Sie wird bei der HOCM eingesetzt. Ihnen kann eine Ablation das Leid oft nehmen und eine Operation am offenen Herzen ersparen. Dabei wird Alkohol in den Ast gespritzt, der die verdickte Muskulatur der Scheidewand versorgt. Dadurch wird ein kleiner künstlicher Herzinfarkt ausgelöst. Der Herzmuskel verdünnt und die Herzfunktion normalisiert sich. Wichtig sei, dass zuvor mittels Ultraschall und Kontrastmittel geprüft und gesteuert wird, wo der Alkohol hinfließt, damit nur das überflüssige Gewebe zerstört und die Bahn freigemacht wird. Seggewiß hat das Verfahren entscheidend weiterentwickelt und führt es seit 25 Jahren durch.  An die 100 Eingriffe hat er pro Jahr in Schweinfurt gemacht. Seit Februar 2016 ist er außerplanmäßiger Professor an der Universität Würzburg.

Synergien nutzen
„Wir freuen uns, der Betreuung von Patientinnen und Patienten mit HCM gemeinsam mit der im DZHI und am Universitätsklinikum Würzburg gebündelten Kompetenz in Forschung, Diagnostik und Behandlung weiteren Auftrieb geben zu können“, sagt Prof. Dr. Seggewiß. Da die HCM größtenteils genetisch bedingt ist, bestehen wichtige Synergien mit dem Department Kardiovaskuläre Genetik am DZHI. Leiterin ist Prof. Dr. Brenda Gerull, die zugleich Sprecherin des Zentrums für Genetische Herz- und Gefäßerkrankungen am Uniklinikum Würzburg ist. Eine enge Zusammenarbeit soll zukünftig über die genetische Beratung von Betroffenen und deren Familien hinausgehen und auch die Forschung bereichern, wie zum Beispiel die Etablierung von personalisierten Stammzellmodellen für neue Therapien.

Auch das Labor-Team von Prof. Dr. Christoph Maack, Sprecher des DZHI, arbeitet bereits seit längerem an den Krankheitsmechanismen der HCM. „Die Genmutationen bei HCM steigern enorm den Energiebedarf des Herzens. Wir haben herausgefunden, dass hierdurch vermehrt Sauerstoffradikale in den Kraftwerken der Zellen, den Mitochondrien, entstehen. Und diese lösen Arrhythmien aus“, so Maack. In Modellsystemen konnten bereits Therapien, die in Mitochondrien angreifen, Arrhythmien verhindern. Zusammen mit Seggewiß und Batzner, sowie Prof. Stefan Störk, dem Leiter der Klinischen Forschung am DZHI, soll nun auch in klinischen Studien untersucht werden, ob durch Katheterablationen und medikamentöse Therapien der Energiebedarf abnimmt und hierdurch sich Herzfunktion und Beschwerden der Patienten verbessern. Hierbei sollen auch moderne Bildgebungsverfahren der Echokardiographie, Magnetresonanztomographie (MRT) und Nuklearmedizin am DZHI und UKW zum Einsatz kommen.


Sprechstunde für Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) am DZHI
Dienstag und Mittwoch von 8:00 Uhr bis 16:30 Uhr
Anmeldung in der Herzinsuffizienz-Ambulanz im DZHI bei Heike Hergenröder:
Telefon: +49 931 201-46267, E-Mail: DZHI-Ambulanz@ ukw.de


Selbsthilfe
Der Verein HOCM Deutschland e.V., dessen Gründungsmitglied Hubert Seggewiß ist, unterstützt Menschen mit hypertropher Kardiomyopathie und organisiert Selbsthilfegruppen: www.hocm.de


Aktuelle Publikation
Batzner, A., Seggewiß, H. Hypertrophe Kardiomyopathie. Herz (2020). https://doi.org/10.1007/s00059-020-04899-y

 

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Angelika Batzner und Hubert Seggewiß verstärken das Team im Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz mit dem Schwerpunkt Hypertrophe Kardiomyopathie.

Herzkranke in Zeiten von Corona

Immer noch gibt es sehr viel mehr Herzkranke als Coronakranke. Und viel mehr Menschen sterben an Herzschwäche als an Corona. Wenn zur Herzschwäche noch eine Infektion mit COVID-19 kommt, ist das besonders riskant für die Betroffenen. Am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) wird jetzt eine Substudie der G-CHF-Registerstudie an 22.000 Patienten mit Herzschwäche durchgeführt, die weltweit prüft, ob eine bestätigte COVID-19 Infektion (Confirmed) oder ein Verdacht auf eine COVID-19 Infektion (Suspected) vorliegt. „Patienten mit Herzinsuffizienz sind meist älter und haben Begleiterkrankungen, stellen also ein ausgeprägtes Risikokollektiv für COVID-19 dar. Wir werden lernen, wie sich eine COVID-19 Infektion bei diesen Patienten auswirkt, und ob sie besonders anfällig sind“, erklärt Professor Georg Ertl, Studienleiter für Deutschland und Ärztlicher Direktor des Uniklinikums Würzburg (UKW).

Herzinsuffizienz-Patienten haben als Standardtherapie sogenannte ACE-Hemmer. Das COVID-19-Virus benutzt das Angiotensin-Conversions-Enzym (ACE) 2 als Rezeptor, um in die Zelle zu gelangen. „Welche Bedeutung das für unsere Patienten hat, ist nicht klar“ sagt Professor Stefan Störk, der die Studie gemeinsam mit Professor Georg Ertl in Deutschland leitet. „Klinische Daten gibt es dazu nicht, sodass neue Aufschlüsse aus der G-CHF-Registerstudie zu erwarten sind.“

Professor Christoph Maack, Sprecher des DZHI weist auf einen Artikel im renommierten New England Journal of Medicine* hin. „Wichtigste Botschaft ist, dass Patienten die ACE-Hemmer einnehmen, auf keinen Fall ihre Medikamente weglassen sollten. Die schädigende Wirkung ist nicht nachgewiesen, der organschützende Effekt aber bei vielen Erkrankungen erwiesen.“

Bei Fragen und Unsicherheiten sollten Patienten sich mit ihrem Hausarzt, Kardiologen oder der Herzinsuffizienz-Ambulanz im DZHI in Verbindung setzen: 0931 201 46301. Außerhalb der Sprechzeiten rufen Sie bitte den Bereitschaftsdienst 116 117 an, und im Notfall umgehend die Rettungsleitstelle 112.

Professor Georg Ertl legt großen Wert darauf, dass alle Patienten wissen, sie werden weiter wie bisher mit den gewohnten medizinischen Standards am UKW versorgt: „Bitte schieben Sie nichts ohne ärztliche Beratung raus. Corona darf nicht auf Kosten unserer Patienten mit Herzkrankheiten, Krebs oder anderen schweren Erkrankungen gehen!“

Weitere Informationen:

Was Herzinsuffizienz-Patienten über Covid-19 wissen müssen!  Die Heart Failure Association der European Society of Cardiology hat auf ihrer Webseite in allen Sprachen wichtige Informationen und praktische Tipps zusammengestellt:

https://www.heartfailurematters.org/de_DE/Allgemeine-Hinweise/COVID-19-Virus-and-Heart-Failure-Information-and-Practical-Tips


Auf der Homepage www.icd-forum.de geben Psychologen der Universität Würzburg und Kardiologen vom DZHI nützliche Hinweise, wie Herzpatienten mit einem implantierten Defibrillator und ihre Angehörige die COVID-19-Krise möglichst sorgenfrei über-stehen.

*https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMsr2005760

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Wie ICD-Patienten die Corona-Krise möglichst sorgenfrei überstehen

Patienten mit einem implantierten Kardioverter-Defibrillator (kurz ICD oder Defi) haben viele Ängste und Sorgen. Nun kommt eine weitere Angst dazu: das Coronavirus. Herzpatienten gehören zu einer der Gruppen mit einem erhöhten Risiko. Psychologen der Universität Würzburg und Kardiologen des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) haben auf der Webseite www.icd-forum.de hilfreiche Informationen zusammengestellt, wie sich Patienten mit Herzerkrankungen und ihre Angehörigen in der aktuellen Situation verhalten sollten hinsichtlich der körperlichen und seelischen Gesundheit. „Wir möchten ICD-Patienten helfen, die Krise, die damit verbundene Isolation und die Ausgangsbeschränkungen so gut es geht und möglichst angenehm und sorgenfrei zu überstehen“, berichtet der Psychologe Professor Paul Pauli.

 

„Herzpatienten sollten aufgrund des erhöhten Risikos unbedingt vermeiden, sich mit dem Virus anzustecken“, sagt der Psychologe Dr. Stefan Schulz. „Dies führt aktuell zu einer hohen Verunsicherung und dem Problem, dass viele Herzpatienten sich für längere Zeit in sozialer Isolation befinden. Dadurch kann die Versorgung mit Medikamenten und Lebensmitteln zur Herausforderung werden. Es ist zudem problematisch, wenn Kontrolltermine verschoben werden.“

Auf der Homepage www.icd-forum.de sammelt Stefan Schulz mit seinem ICD-Forum-Team zeitnah nützliche Hinweise zu einem lösungsorientierten Umgang mit COVID-19 für Herzpatienten und ihre Angehörigen.

Besonders wichtig ist die Einhaltung des Therapieplans. Das gilt nicht nur für ICD-Patienten, sondern auch für Patienten mit einer Herzinsuffizienz. Professor Christoph Maack, Sprecher des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) erklärt: „Das Risiko, Herzrhythmusstörungen zu erleiden, wird durch Stress oder Angst und die damit verbundene Aktivierung des sympathischen Nervensystems erhöht. Für Herzpatienten ist es daher wichtig, in Krisenzeiten wie diesen ganz besonders darauf zu achten, die verordneten Medikamente einzunehmen und bei neuen Beschwerden oder Unsicherheiten ihren Hausarzt oder Kardiologen zu kontaktieren.“

Das ICD-Team empfiehlt den Patienten ihre Tage gut zu strukturieren, sich kleine Tagesziele zu setzen, Medien nur gezielt und ganz bewusst zu konsumieren und den Fokus auf Positives zu setzen. „Halten Sie sich von Pessimisten fern und achten Sie auf positive Gesprächsinhalte mit Ihren Bezugspersonen“, rät Stefan Schulz. „Und bleiben Sie trotz der Ausgangsbeschränkung in Bewegung. Gehen Sie im Wald oder Feld spazieren oder tanken Sie frische Luft im Garten.“

Die Psychologen der Universität Würzburg haben bereits im vergangenen Jahr gemeinsam mit Kardiologen vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) eine moderne, unkomplizierte und vor allem nachhaltige Lösung gefunden, wie man das Leben von Herzkranken, bei denen der Defi zu erheblichen psychischen Problemen geführt hat, langfristig verbessern und Ängste, aber auch die häufig damit einhergehende Depression nachweislich reduzieren kann: ein sechswöchiges, moderiertes Internet-Training mit Hilfe zur Selbsthilfe. Das Ergebnis der Studie wurde in der renommierten kardiologischen Fachzeitschrift „European Heart Journal“ publiziert. „Wir konnten zeigen, dass eine Internetintervention nicht nur nachhaltige Erfolge hat, sondern auch organisatorisch zu leisten ist und man sie in Kliniken implementieren kann. Es ist eine moderne Form, mit der man viele Patienten erreichen kann“, sagt Paul Pauli.

Link zum Abstract "Efficacy of a web-based intervention for improving psychosocial well-being in patients with implantable cardioverter-defibrillators – the randomised controlled ICD-FORUM trial": https://academic.oup.com/eurheartj/advance-article-abstract/doi/10.1093/eurheartj/ehz134/5431178

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