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EASi-KIDNEY testet vielversprechenden Meilenstein bei chronischer Nierenerkrankung

INTERNATIONALE STUDIE MIT ALDOSTERON-SYNTHASE-HEMMER (ASI) ALS ERGÄNZUNG ZUM SGLT2-INHIBITOR EMPAGLIFLOZIN

EASi-KIDNEY ist eine neue internationale, multizentrische, randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie, die untersucht, ob ein Aldosteron-Synthase-Hemmer in Kombination mit dem SGLT2-Inhibitor Empagliflozin das Fortschreiten einer chronischen Niereninsuffizienz verlangsamen und das Risiko einer Krankenhauseinweisung aufgrund von Herzinsuffizienz oder Tod durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Menschen mit chronischer Nierenerkrankung verringern kann. Weltweit sollen 11.000 Patientinnen und Patienten mit und ohne Typ-2-Diabetes in 450 Kliniken rekrutiert werden. Die deutsche Studienzentrale ist am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) angesiedelt.

Das Studienteam in Würzburg stellt sich vor.
Das Studienteam von EASi-KIDNEY in Würzburg v.l.n.r.: Franziska Scheidemantel (Monitoring), Dr. Marcela Fajardo-Moser (Projektleiterin), Dr. Mirjam von Lucadou (Monitoring), Dr. Tereza Cairns (Prüfärztin), Prof. Dr. Christoph Wanner (Hauptprüfer), Dr. Sharang Ghavampour (Monitoring), Dr. Vladimir Cejka (Prüfarzt), Anja Knoppe (Study-Nurse), Isabell Endrich (Projektkoordinatorin) © Anja Knoppe / UKW

Würzburg. Weltweit leben mehr als 850 Millionen Menschen mit einer chronischen Nierenerkrankung. Die unaufhaltsame Krankheit ist nicht heilbar. Doch dank der Forschung und neuer medikamentöser Therapien kann das Fortschreiten der Erkrankung in vielen Fällen verzögert werden. Ein wichtiger Therapiebaustein, der noch mehr Patientinnen und Patienten noch länger vor der Dialyse und dem endgültigen Versagen von Herz und Nieren bewahren könnte, wird jetzt in der neuen klinischen Studie EASi-KIDNEY geprüft. 

Aldosteron-Synthase-Inhibitor (ASi) zur Senkung des Blutdrucks und Entlastung von Herz und Niere

Im Fokus der internationalen Phase-III-Studie steht ein Aldosteron-Synthase-Inhibitor (ASi) Vicadrostat. Der von Boehringer Ingelheim entwickelte Wirkstoff blockiert die Aktivität eines Enzyms, das für die Produktion des Hormons Aldosteron verantwortlich ist. Durch die Hemmung der Aldosteron-Synthase wird weniger Aldosteron produziert, was dazu führt, dass der Körper weniger Natrium und Wasser speichert und mehr Kalium behält. „Das kann helfen, den Blutdruck zu senken und das Herz sowie die Nieren zu entlasten“, erklärt Prof. Dr. Christoph Wanner, stellvertretender Vorsitzender des EASi-KIDNEY Trial Steering Committee. Christoph Wanner ist Senior Professor sowohl am Department für Klinische Forschung und Epidemiologie des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) als auch am Nuffield Department of Population Health (NDPH) der Clinical Trial Service Unit (CTSU) der Universität Oxford.

Empagliflozin kann Nierenkranke jahrelang vor der Dialyse bewahren und ist Teil von EASi-Kidney

Seit fast 20 Jahren führt Christoph Wanner zusammen mit der Universität Oxford große Studien wie SHARP, REVEAL und EMPA-Kidney durch. In der multizentrischen EMPA-Kidney-Studie bewies das Studienteam bereits eindrucksvoll die Wirksamkeit des SGLT2-Inhibitors Empagliflozin. Die tägliche Einnahme einer Tablette Empagliflozin senkt nicht nur den Blutzucker, sondern kann bei Nierenpatientinnen und -patienten auch eine Verschlechterung der Nierenfunktion oder den Tod durch Herzerkrankungen verhindern, unabhängig davon, ob sie an Diabetes Typ 2 leiden oder nicht. 

Empagliflozin ist deshalb auch Teil der EASi-KIDNEY-Studie. Alle Studienteilnehmenden nehmen einmal täglich 10 mg Empagliflozin ein. Die Hälfte der Teilnehmenden erhält zusätzlich 10 mg des Aldosteron-Synthase-Inhibitor (ASi), die andere Hälfte ein Scheinmedikament (Plazebo). Da es sich um eine doppelblinde, randomisierte, kontrollierte Studie handelt, wissen weder die Teilnehmenden noch die Behandelnden, wer Vicadrostat erhält.

11.000 Patientinnen und Patienten aus 450 Kliniken weltweit – 50 Kliniken in Deutschland – Studienzentrale ist in Würzburg

450 Kliniken in 18 Ländern sollen insgesamt 11.000 Patientinnen und Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz rekrutieren. Die deutsche Studienzentrale ist am DZHI Würzburg angesiedelt und wird von Dr. Marcela Fajardo-Moser geleitet. Für die Organisation, Koordination und das Monitoring der Investigator-initiierten Studie erhält das Clinical Trial Office am DZHI rund 8 Millionen Euro aus Oxford. „Wir konnten bereits 47 Zentren in Deutschland für die Studie gewinnen, 50 Zentren sind unser Ziel“, sagt Tereza Cairns, Fachärztin für Innere Medizin und Nephrologie am UKW und verantwortlich für das Prüfzentrum in Würzburg. „Voraussetzung für die Teilnahme ist ein gültiges Good Clinical Practice Certificate des medizinischen Personals sowie eine Study Nurse und eine Stellvertretung. Insgesamt wollen wir 1.250 Patientinnen und Patienten mit etablierter chronischer Niereninsuffizienz in Deutschland rekrutieren.“ 

ASi als Ergänzung zu Empagliflozin lieferte vielversprechende Ergebnisse in Phase-II-Studie

Die Ergebnisse der Phase-II-Studie für Vicadrostat, die auf der Kidney Week 2023 der American Society of Nephrology (ASN) vorgestellt wurden, waren vielversprechend. Nach 14-wöchiger Einnahme von Vicadrostat zusätzlich zu Empagliflozin zeigte sich bereits ein signifikanter Rückgang der Albuminurie um bis zu 40 Prozent im Vergleich zum Placebo - das Vorhandensein von Albumin im Urin gilt als Marker für Nierenschäden.

Für Christoph Wanner ist der Aldosteron-Synthase-Inhibitor eine Weiterentwicklung der dritten Therapiesäule zur Stabilisierung der Nierenerkrankung. Während der Aldosteron-Rezeptor-Blocker Finerenon die Wirkung von Aldosteron verhindert, indem er das Hormon an seine Rezeptoren bindet, setzt der Aldosteron-Synthase-Inhibitor früher an, indem er die Produktion von Aldosteron verhindert und das dafür notwendige Enzym blockiert. ASi könnte diese Lücke noch etwas besser schließen.  

Verschiedene Säulen um die Nierenerkrankung eines Tages vollständig zu stoppen

Welche Säulen gibt es bereits? „Wir haben als erste Säule die RAS-Blocker wie etwa die ACE-Hemmer, die das Renin-Angiotensin-System (RAS) hemmen, und dabei helfen, den Blutdruck zu senken, die Herzbelastung zu reduzieren und die Nierenfunktion zu schützen. Die zweite Säule bilden die SGLT-2-Hemmer.“ Die dritte Säule bilden wie oben beschrieben der Aldosteron-Rezeptor-Blocker beziehungsweise der Aldosteron-Synthase-Inhibitor. Als vierte Säule sieht Wanner den Schlankmacher Semaglutid, auch als Abnehmspritze bekannt. Der GLP-1-Rezeptoragonist ahmt die Wirkung des körpereigenen Hormons GLP-1 nach, das eine wichtige Rolle bei der Blutzucker- und Appetitregulation spielt. Das ursprünglich als Antidiabetikum entwickelte Medikament hat neben der Gewichtsabnahme, der Verbesserung der Blutzuckerwerte und der Blutdrucksenkung auch positive Auswirkungen auf Herz und Nieren, wie Studien gezeigt haben. Derzeit ist der Wirkstoff nur für Diabetiker zugelassen, eine Zulassung für Niereninsuffizienz erwartet Wanner im kommenden Jahr. „Wir haben in kurzer Zeit vier Säulen, mit denen wir das Fortschreiten der Krankheit deutlich verzögern können“, sagt Christoph Wanner. Leider sterben immer noch zu viele Patientinnen und Patienten an Komplikationen, Komorbiditäten oder erreichen das Dialysestadium. Es brauche eine Früherkennung und weitere Säulen. Die fünfte könnte Wanner zufolge ein endokriner Rezeptor-Antagonist sein, die sechste ein löslicher Guanylatzyklase-Aktivator. „Wir arbeiten an dem Konzept, um diese Nierenerkrankung eines Tages hoffentlich komplett zum Stillstand zu bringen“, sagt Wanner. Denn es wird wohl nicht bei den 850 Millionen Betroffenen weltweit bleiben. Es wird erwartet, dass die chronische Nierenerkrankung parallel zu Begleiterkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck und Adipositas im Alter weiter zunimmt.

Internationale Studienwebseite:https://www.easikidney.org/

Kontakt zum EASi-KIDNEY-Studienteam: 
Clinical Trial Office am
Universitätsklinikum Würzburg
Am Schwarzenberg 15, Haus A15
97078 Würzburg
Telefon: 0931 201-46343
E-Mail: ClinicalTrialOffice@ukw.de

Text: Kirstin Linkamp / UKW 

Das Studienteam in Würzburg stellt sich vor.
Das Studienteam von EASi-KIDNEY in Würzburg v.l.n.r.: Franziska Scheidemantel (Monitoring), Dr. Marcela Fajardo-Moser (Projektleiterin), Dr. Mirjam von Lucadou (Monitoring), Dr. Tereza Cairns (Prüfärztin), Prof. Dr. Christoph Wanner (Hauptprüfer), Dr. Sharang Ghavampour (Monitoring), Dr. Vladimir Cejka (Prüfarzt), Anja Knoppe (Study-Nurse), Isabell Endrich (Projektkoordinatorin) © Anja Knoppe / UKW

Infoabend: Herzschwäche erkennen und behandeln

Im Zusammenhang mit den bundesweiten Herzwochen findet am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) Würzburg am 21. November 2024 für alle Interessierten ein inhaltlich breit aufgestellter Infoabend zum Thema Herzinsuffizienz statt.

Eine Vortragsveranstaltung am 21. November 2024 informiert laienverständlich über diverse Aspekte des Volksleidens Herzinsuffizienz. Bild: UKW

Würzburg. Die Deutsche Herzstiftung widmet ihre diesjährigen bundesweiten Herzwochen zwischen dem 1. und 30. November dem Volksleiden Herzinsuffizienz. Während des Aktionszeitraums sollen möglichst viele Menschen lernen, mit welchen Warnzeichen sich die Herzschwäche bemerkbar macht – und wie man der Erkrankung entgegenwirken kann.

Das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) Würzburg und die Medizinische Klinik I des Uniklinikums Würzburg (UKW) nehmen das Motto der Herzwochen „Stärke Dein Herz! Herzschwäche erkennen und behandeln“ auf und laden unter diesem Titel alle Interessierten am Donnerstag, den 21. November 2024 zu einem Informationsabend ein. Bei der kostenlosen Veranstaltung im Hörsaal des DZHI werden in laienverständlichen Kurzvorträgen viele Aspekte rund um die Herzinsuffizienz zur Sprache kommen, wie zum Beispiel Symptome, genetische Faktoren, hilfreiche diagnostische Verfahren, diverse Behandlungsoptionen, Herzunterstützungssysteme und nicht zuletzt auch persönliche Vorbeugemöglichkeiten. Neben Referentinnen und Referenten aus den beiden organisierenden Einrichtungen teilen auch Experten der Klinik für Herz-Thoraxchirurgie des UKW und der Deutschen Herzstiftung ihr Wissen mit den Zuhörerinnen und Zuhörern. Bei einer Publikumsrunde besteht zudem die Chance, kompetente Antworten auf individuelle Fragen zu bekommen.

Der Infoabend findet in Haus A15, Am Schwarzenberg 15 statt und geht von 17:00 bis 19:00 Uhr.Für die Teilnahme ist eine Anmeldung unter E-Mail dzhi@ukw.de unter dem Stichwort „Herzwochen“ wünschenswert.Details zum Vortragsprogramm gibt es unter www.ukw.de/dzhi.

Über die Herzinsuffizienz

Nach Expertenschätzungen haben bis zu vier Millionen Menschen in Deutschland eine chronische Herzinsuffizienz. Obwohl die Zahl der Todesfälle in den vergangenen Jahren abgenommen hat, steigt die Häufigkeit dieser Erkrankung, insbesondere aufgrund der alternden Bevölkerung. Neben dem Vermeiden von Risikofaktoren, die zu Herzschwäche führen können, ist es daher wichtig, die ersten Anzeichen der Erkrankung wie Atemnot und nachlassende Leistungsfähigkeit bei körperlicher Belastung zu kennen und richtig einzuordnen.

 

Text: Pressestelle / UKW

Eine Vortragsveranstaltung am 21. November 2024 informiert laienverständlich über diverse Aspekte des Volksleidens Herzinsuffizienz. Bild: UKW

Würzburg richtete zweiten Kardioimmunologie-Kongress aus

II. Cardioimmunology Würzburg 2024: Vom 26. bis 28. Juni trafen sich Forschende der aufstrebenden Disziplin Kardioimmunologie aus der ganzen Welt im Kloster Banz.

Die Teilnehmenden stehen auf der Freitreppe vor dem Kloster Banz
Die Veranstaltung in Banz war in hohem Maß international besetzt, was sowohl die Teilnehmenden als auch die Referierenden anging. Bei den Vorsitzenden, Sprechenden und mehr als 50 Poster-Vortragenden gab es ein ausgewogenes Verhältnis hinsichtlich des Geschlechts, des Karrierestands und des Herkunftslandes. © Iris Hoffmann / UKW
Teilnehmer hält Programm des Kongresses hoch, im Hintergrund ist das Kloster Banz zu sehen.
Der Kongress Cardioimmunology Würzburg 2024 stellte fortschrittliche Forschung an der Schnittstelle von Immunologie und Kardiologie in den Mittelpunkt und bot einen Einblick in die neuesten Fortschritte bei der Steuerung therapeutischer Interventionen bei Herzentzündungen. Das Verständnis der Dynamik und die Beeinflussung der Interaktionen zwischen angeborenen und adaptiven Immunzellen, Kardiomyozyten und kardialen Stromazellen sind vielversprechend für die Entwicklung zukünftiger Therapien für Patientinnen und Patienten mit Kardiomyopathie und Herzinsuffizienz. © Dr. Giulia Germena (Göttingen)
Cover des Journals Circulation Research
Das vom Cardioimmunology Congress inspirierte Review-Kompendium von Circulation Research erhielten alle Teilnehmenden in gedruckter Form. Mehrere Mitglieder des Editorial Boards der Zeitschrift nahmen am Kongress in Kloster Banz https://www.ahajournals.org/toc/res/134/12

Würzburg. Historisch gesehen sind Kardiologie und Immunologie getrennte Disziplinen mit minimalen Überschneidungen. Herzerkrankungen wurden traditionell vor allem in den Fachgebieten Kardiologie und Physiologie untersucht. Dabei werden die physiologische Funktion des Herzens und die meisten pathologischen Prozesse entscheidend durch das Immunsystem beeinflusst. Die wissenschaftliche Expertise zur Erforschung immunologischer Mechanismen ist jedoch in beiden Fachgebieten nur schwach ausgeprägt, und in den immunologischen Disziplinen wiederum stehen Herzerkrankungen mit Ausnahme der Myokarditis bisher kaum im Fokus. 

Deshalb hat sich in den letzten Jahren das neue Forschungsfeld der Kardioimmunologie entwickelt. Würzburg nimmt hier mit dem Sonderforschungsbereich SFB 1525 "Cardioimmune Interfaces" eine Vorreiterrolle ein: Als weltweit erstes Forschungskonsortium untersucht der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte SFB seit 2022 an einem Ort und mit einem ausgeprägten interdisziplinären Ansatz die immunologischen Prozesse, die bei verschiedenen Herzmuskelerkrankungen ausgelöst werden.

Jetzt organisierte das Würzburger SFB-Team, abermals mit finanzieller Unterstützung der DFG, den zweiten Kardioimmunologie-Kongress im Kloster Banz im oberfränkischen Bad Staffelstein. 135 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt kamen Ende Juni ins oberfränkische Bad Staffelstein, um sich drei Tage lang über die neueste Forschung an der Schnittstelle von Immunologie und Kardiologie auszutauschen, einen Überblick über die jüngsten Fortschritte bei der Steuerung therapeutischer Interventionen bei kardialen Entzündungen zu erhalten und nicht zuletzt, um sich zu vernetzen.

Hoher Stellenwert für internationale Vernetzung und Nachwuchsförderung

„Es ist uns gelungen, zahlreiche internationale Referentinnen und Referenten zu gewinnen, die das Gebiet in den letzten Jahren mit herausragenden Publikationen wissenschaftlich vorangebracht haben. Gerade für die zahlreich anwesenden Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ergab sich so ein einzigartiges Interaktionsfeld“, berichtet Prof. Dr. Stefan Frantz, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) und Sprecher des SFB 1525. Von den 67 ausländischen Teilnehmerinnen und Teilnehmern kamen 40 aus Nicht-EU-Ländern. Dass sowohl das Konzept als auch das wissenschaftliche Programm für alle Karrierestufen interessant sind, zeigte die hohe Beteiligung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Ein Drittel der Teilnehmenden war noch nicht promoviert.

Die Förderung und Vernetzung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist ein wichtiges Anliegen des Würzburger SFB. So findet jährlich eine internationale „Summer School Cardio-Immune Interfaces“ statt – organisiert von und für Doktorandinnen und Doktoranden. Während der Tagung in Banz fand unter der Leitung von Prof. Dr. Gustavo Ramos aus Würzburg auch ein Koordinationstreffen der internationalen ImHeart-Initiative statt, die sich um die Förderung eines European Innovative Training Networks (ITN) für Kardioimmunologie im Rahmen der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen der EU bewirbt.

Wissenschaftliches Kompendium inspiriert vom Kongress

Basierend auf den neuesten Entwicklungen in der kardioimmunologischen Forschung wurde begleitend zur Veranstaltung ein Review-Kompendium in der Zeitschrift Circulation Research veröffentlicht, das den Stand der Wissenschaft an der Schnittstelle zwischen Kardioimmunologie, Herzgesundheit und Herzerkrankungen zusammenfasst. Noch gibt es keine eigene Fachgesellschaft, kein Publikationsorgan und keine regelmäßig stattfindenden internationalen Tagungen, die sich ausschließlich der Kardioimmunologie widmen. Den Anfang machte das Universitätsspital Zürich, das vor zwei Jahren den ersten Kardioimmunologie-Kongress im Kloster Ittingen in der Schweiz ausrichtete. Ein Jahr später folgte ein Symposium im amerikanischen Bar Harbor und nun, 2024, in Franken. „Die Notwendigkeit, den interdisziplinären Austausch zu fördern, und die Begeisterung, mit der diese wegweisenden Veranstaltungen von einer wachsenden Kardioimmunologie-Community aufgenommen wurden, haben uns dazu inspiriert, dieses Kompendium zu organisieren, dessen Struktur die Atmosphäre dieser Veranstaltungen widerspiegeln soll“, sagt Gustavo Ramos, der zusammen mit Prof. Dr. Ulrich Hofmann den SFB 1525 wissenschaftlich koordiniert.

Um einen regelmäßigen persönlichen wissenschaftlichen Austausch und die Berücksichtigung vielfältiger Forschungsperspektiven in diesem sich rasant entwickelnden Forschungsfeld zu gewährleisten, soll der Kongress Cardioimmunology künftig alle zwei Jahre an unterschiedlichen Orten von wechselnden akademischen Institutionen und Programmkommissionen ausgerichtet werden.

Text: Kirstin Linkamp / UKW 
 

Die Teilnehmenden stehen auf der Freitreppe vor dem Kloster Banz
Die Veranstaltung in Banz war in hohem Maß international besetzt, was sowohl die Teilnehmenden als auch die Referierenden anging. Bei den Vorsitzenden, Sprechenden und mehr als 50 Poster-Vortragenden gab es ein ausgewogenes Verhältnis hinsichtlich des Geschlechts, des Karrierestands und des Herkunftslandes. © Iris Hoffmann / UKW
Teilnehmer hält Programm des Kongresses hoch, im Hintergrund ist das Kloster Banz zu sehen.
Der Kongress Cardioimmunology Würzburg 2024 stellte fortschrittliche Forschung an der Schnittstelle von Immunologie und Kardiologie in den Mittelpunkt und bot einen Einblick in die neuesten Fortschritte bei der Steuerung therapeutischer Interventionen bei Herzentzündungen. Das Verständnis der Dynamik und die Beeinflussung der Interaktionen zwischen angeborenen und adaptiven Immunzellen, Kardiomyozyten und kardialen Stromazellen sind vielversprechend für die Entwicklung zukünftiger Therapien für Patientinnen und Patienten mit Kardiomyopathie und Herzinsuffizienz. © Dr. Giulia Germena (Göttingen)
Cover des Journals Circulation Research
Das vom Cardioimmunology Congress inspirierte Review-Kompendium von Circulation Research erhielten alle Teilnehmenden in gedruckter Form. Mehrere Mitglieder des Editorial Boards der Zeitschrift nahmen am Kongress in Kloster Banz https://www.ahajournals.org/toc/res/134/12

Das Uniklinikum Würzburg macht mit beim Würzburger Gesundheitstag

Am 4. Mai 2024 findet wieder der Würzburger Gesundheitstag statt. Das Uniklinikum Würzburg ist erneut mit einem umfangreichen Informationsangebot dabei.

Infostände beim Gesundheitstag
Wie beim letzten Gesundheitstag in 2022 wird das Uniklinikum Würzburg auch in diesem Jahr wieder auf dem Oberen Markt diverse Themen aus Therapie, Forschung, Prävention und Selbsthilfe präsentieren. Bild: UKW / Susanne Just

Würzburg. Am Samstag, den 4. Mai 2024 veranstaltet das Aktivbüro der Stadt Würzburg den 13. Würzburger Gesundheitstag. Wie von der alle zwei Jahre stattfindenden Aktion gewohnt, werden erneut Anbieter aus dem professionellen Gesundheitsbereich, Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen in der Innenstadt informieren, beraten und unterhalten.

Das Uniklinikum Würzburg (UKW) beteiligt sich mit insgesamt fünf Infoständen am Oberen Markt.
Dabei stellt die Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin aktuelle, auf verschiedene Krebserkrankungen zugeschnittene Therapien vor, während sich die Medizinische Klinik I und das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) Herzrhythmusstörungen und erblichen Herzerkrankungen widmen. Einen gemeinsamen Auftritt haben auch das Zentrum für Psychische Gesundheit und das Bündnis gegen Depression. Ferner verdeutlicht die Interdisziplinäre Biomaterial- und Datenbank Würzburg (ibdw) ihre Leistungen für die (biomedizinische) Forschung. Am fünften Stand schließlich präsentiert das für seine Selbsthilfefreundlichkeit ausgezeichnete UKW seine enge Kooperation mit zahlreichen Selbsthilfegruppen.

Der Gesundheitstag geht von 10:00 bis 16:00 Uhr.

Infostände beim Gesundheitstag
Wie beim letzten Gesundheitstag in 2022 wird das Uniklinikum Würzburg auch in diesem Jahr wieder auf dem Oberen Markt diverse Themen aus Therapie, Forschung, Prävention und Selbsthilfe präsentieren. Bild: UKW / Susanne Just

Uniklinikum Würzburg: Infos zur Herzinsuffizienz beim Würzburger Residenzlauf 2024

Das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) und die Medizinische Klinik I des Uniklinikums Würzburg nutzen den 34. Würzburger Residenzlaufs am 28. April 2024, um an einem Stand über Herzschwäche und deren Prävention zu informieren.

Roter Herz Luftballon mit der Aufschrift Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg. im Hintergrund sieht man Läufer vom Residenzlauf.
Das DZHI und die Medizinische Klinik I des Uniklinikums Würzburg machen beim Würzburger Residenzlauf auf die Themen Herzgesundheit und Herzinsuffizienz aufmerksam. Bilder (Montage): Wolfgang Wünsch / Würzburger Residenzlauf Veranstaltungsgesellschaft UG + Kirstin Linkamp / UKW

Würzburg. Am Sonntag, den 28. April 2024 findet die 34. Auflage des Würzburger Residenzlaufs statt. Erneut werden Tausende Läuferinnen und Läufer aller Altersklassen und Leistungsstufen sowie anfeuernde Zuschauerinnen und Zuschauer bei dem sportlichen Großevent erwartet. Das am Uniklinikum Würzburg (UKW) angesiedelte Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) nutzt gemeinsam mit der Kardiologie der Medizinischen Klinik I des UKW (Leitung: Prof. Dr. Stefan Frantz) diese prächtige Kulisse, um an einem Stand auf dem Residenzplatz über Herzschwäche und deren Prävention zu informieren. „Laufsport und Herzgesundheit passen bestens zusammen“, kommentiert Prof. Dr. Stefan Störk. Der Leiter des Departments Klinische Forschung und Epidemiologie am DZHI fährt fort: „Bewegung gehört zu den zentralen Vorbeugemaßnahmen für Herzschwäche. Wir empfehlen fünfmal pro Woche mindestens 30 Minuten Ausdauertraining. Wobei Spazierengehen oder mit dem Rad zur Arbeit fahren auch zählen!“ Nach seinen Worten gibt es mehr als genug Anlass, jetzt aktiv zu werden und zu bleiben. Schließlich leiden fast vier Millionen Menschen in der Bundesrepublik an Herzinsuffizienz – Tendenz steigend. Und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind mit 35 Prozent die häufigste Todesursache in Deutschland. 
Neben dem Infostand beteiligen sich das DZHI und die Medizinische Klinik I auch mit einem eigenen Laufteam am Residenzlauf 2024. 
 

Roter Herz Luftballon mit der Aufschrift Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg. im Hintergrund sieht man Läufer vom Residenzlauf.
Das DZHI und die Medizinische Klinik I des Uniklinikums Würzburg machen beim Würzburger Residenzlauf auf die Themen Herzgesundheit und Herzinsuffizienz aufmerksam. Bilder (Montage): Wolfgang Wünsch / Würzburger Residenzlauf Veranstaltungsgesellschaft UG + Kirstin Linkamp / UKW

Schnittstellen in der kardiovaskulären Medizin

Prof. Dr. Christoph Maack ist Tagungspräsident der 90. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V., die vom 3. bis 6. April in Mannheim stattfindet.

Porträt von Christoph Maack
Prof. Dr. Christoph Maack, Sprecher des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz Würzburg, ist Tagungspräsident der 90. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V., die vom 3. bis 6. April in Mannheim stattfindet. © Daniel Peter / UKW
Folie zu den Schnittstellen in der kardiovaskulären Medizin

Würzburg/Mannheim. „Schnittstellen in der kardiovaskulären Medizin“ lautet das Kongressmotto der 90. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK). Einen Überblick über die Vielzahl an Schnittmengen gab Prof. Dr. Christoph Maack zu Beginn des dreitägigen Kongresses, dessen Vorsitz er in diesem Jahr innehat. Dem Sprecher des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) und Leiter der Translationalen Forschung am DZHI liegen vor allem die Synergien zwischen Prävention und Umwelt am Herzen. 

Schnittstelle Mensch und Umwelt

Wer sich gesund ernährt und viel bewegt, schütze nicht nur sein Herz und Kreislaufsystem vor Erkrankungen, die hierzulande nach wie vor die Haupttodesursache sind, sondern auch die Umwelt, was sich wiederum positiv auf unsere Gesundheit auswirke. Der Kardiologe nennt hier beispielsweise die mediterrane Ernährung, die nachweislich das Risiko für Diabe-tes, Krebs und koronare Sterblichkeit senkt und gleichzeitig die globalen Treibhaus-Emissionen und den Landbedarf reduziert. Das gleiche gelte für körperliche Bewegung. Wer das Auto häufiger stehen lässt und mehr läuft und mit dem Fahrrad fährt, stärke sein Herz und könne gleichzeitig seinen CO2-Fußabdruck reduzieren. 
Christoph Maack, der selbst jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit fährt und tierische Produkte meidet, mahnt: „Die globale Erwärmung zusammen mit zunehmender Luftverschmutzung haben erheblichen Einfluss auf die Herzgesundheit. Hitze und Feinstaubbelastung können sich potenzieren und das Risiko sogar verdreifachen. Auch Lärm und Lichtverschmutzung erhöhen langfristig das Risiko. Deshalb hat die DGK die neue Task Force „Planetare Ge-sundheit“ eingerichtet, zu deren Mitglieder neben Christoph Maack auch Fabian Kerwagen vom DZHI zählt. „Auch wir Ärztinnen und Ärzte müssen uns überlegen, wie wir in Zukunft nachhaltiger und klimaneutraler arbeiten können“, bemerkt Christoph Maack. 

Schnittstelle Herz und andere Organe

Eine weitere Schnittstelle betrifft die Kommunikation des Herzens mit anderen Organen. Kardiologinnen und Kardiologen betrachten die Herzschwäche und Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht mehr als isolierte Organerkrankungen, sondern als Systemerkrankun-gen, bei denen das Herz mit anderen Organen im kommunikativen Austausch steht. Insbe-sondere in der Grundlagenforschung beschäftigt sich die Wissenschaft aktuell mit der Fra-ge, auf welche Arten das Herz mit anderen Organen kommuniziert. Dazu gehören die Hor-monaktivierung, Entzündungs- und Stoffwechselprozesse. 

Schnittstelle Metabolismus und Herz

Im metabolischen Therapieansatz geht es hauptsächlich um die Behandlung von Überge-wicht und Diabetes. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Adipositas Anfang des Jahrtausends zur globalen Epidemie erklärt. „Für die kommenden Jahre rechnen wir mit einem Anstieg von Neuerkrankungen mit Diabetes in der Bevölkerung, als Folge des Über-gewichts“, so Maack. „Das wiederum bedeutet, dass wir uns auf mehr Fälle von Herz-schwäche mit erhaltener Pumpfunktion (HFpEF) einstellen müssen.“ Bei der HFrEF („heart failure with reduced ejection fraction“) pumpt das Herz normal, ist aber zu steif, damit sich die Herzkammern ausreichend füllen. Zu den größten Risikofaktoren zählen hier zuneh-mendes Alter, Bluthochdruck und – stärker als bei der Herzinsuffizienz mit reduzierter Pumpfunktion (HFrEF) – Übergewicht. 

Christoph Maack resümiert: „Wir werden immer stärker mit anderen Gesellschaftsbereichen und medizinischen Disziplinen zusammenarbeiten müssen, wenn wir die wachsenden Prob-leme im Bereich Herzgesundheit in den Griff bekommen wollen.“ 


Hier geht es zur ausführlichen Zusammenfassung des Vortrags von Prof. Dr. Christoph Maack auf der DGK-Seite, hier zu den Folien. 

Zahlen, Daten, Fakten: 

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland. Im Jahr 2022 starben mehr als 350.000 Menschen an Herz-Kreislauferkrankungen, was 34% aller Todesfälle entspricht, gefolgt von 22% Krebs und 6% Erkrankungen der Atmungsorgane. Gegenüber 2020 nahmen die Herz-Kreislauftodesfälle damit um 6% zu, während sie bei den Tumorerkrankungen konstant blieben. 
  • Zwei Dritteln aller Herzinsuffizienzfälle liegt ein vorangegangener Infarkt zugrunde. 
  • Im Schnitt sind die Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz 76 Jahre alt. Einmal pro Jahr werden sie wegen ihrer Krankheit stationär im Krankenhaus aufgenommen. Mehr als die Hälfte der Patientinnen und Patienten mit Herzschwäche haben sieben oder mehr Be-gleiterkrankungen wie Übergewicht und Diabetes, aber auch chronische Niereninsuffizienz und Blutarmut.
  • Seit den 1960ern wird eine Zunahme von Übergewicht beobachtet. Vor allem zwischen den Jahren 1980 und 2000 hat sich der Trend massiv beschleunigt. 
  • Seit den 1960er Jahren ist auch ein deutlicher Temperaturanstieg zu verzeichnen. In Würz-burg ist zum Beispiel in den letzten zwölf Jahren die Durchschnittstemperatur um 1,7 °C gestiegen.
     
Porträt von Christoph Maack
Prof. Dr. Christoph Maack, Sprecher des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz Würzburg, ist Tagungspräsident der 90. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V., die vom 3. bis 6. April in Mannheim stattfindet. © Daniel Peter / UKW
Folie zu den Schnittstellen in der kardiovaskulären Medizin

Wie fit bin ich?

Ein Studienteam der Würzburger Universitätsmedizin hat anhand der Ergebnisse der bevölkerungsbasierten STAAB-Kohortenstudie Referenzwerte für den 6-Minuten-Gehtest erstellt. Ein online verfügbarer Rechner ermöglicht es, die eigene individuelle Leistung mit der aufgrund von Alter und Körpergröße zu erwartenden Leistung zu vergleichen.

Grafik zum 6-Minuten-Gehtest
Auf der Website www.6mwt.org können in den Kalkulator die Strecke, die in 6 Minuten zurückgelegt wurde, das Alter und die Körpergröße eingegeben und unmittelbar die individuelle Leistungsfähigkeit im Verhältnis zur Normalbevölkerung abgelesen werden. © UKW

Würzburg. Der 6-Minuten-Gehtest ist eine einfache, kostengünstige und sichere Untersuchungsmethode, um die körperliche Leistungsfähigkeit eines Individuums zu beurteilen. Er ermöglicht es beispielsweise, die Schwere von Erkrankungen wie Herzinsuffizienz und Lungenleiden sowie das Ansprechen auf eine Therapie zu bewerten. Auch in der Physiotherapie und Rehabilitation wird er oft verwendet, um den Fortschritt der Patientinnen und Patienten zu ermitteln. Das Ergebnis des Tests hängt unter anderem von individuellen Eigenschaften wie Körperbau und Alter der Testperson ab. 

Referenzwerte und krankheitsunabhängige Determinanten sind wichtig für die Interpretation der Testergebnisse 

„Bislang fehlten jedoch Normwerte zur Einordung und Beurteilung der zurückgelegten Gehstrecke“, berichtet Privatdozentin Dr. Caroline Morbach. Das hat die Kardiologin am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) jetzt in ihrer neuen im Journal Clinical Research in Cardiology veröffentlichen Studie geändert: „Wir haben an einer sehr großen Bevölkerungsstichprobe der Stadt Würzburg, der sogenannten STAAB-Kohorte, Referenzwerte für Menschen aus der Allgemeinbevölkerung zwischen dem 40. und 80. Lebensjahr erstellt, die bei der Interpretation der Testergebnisse helfen können. Diese Referenzwerte sind anwendbar, wenn der Gehtest nach den gleichen Standards durchgeführt wird, wie sie in unserer Studie zur Anwendung kamen.“

Wendepunkt schon nach 15 Metern 

Der wichtigste neue Standard ist die Verkürzung der sonst üblichen 30 Meter langen Teststrecke auf 15 Meter. Es müsse nun zwar häufiger gewendet werden, dafür habe die Begrenzung der Distanz den Vorteil, dass der 6-Minuten-Gehtest nun auch in kleineren Räumlichkeiten wie allgemeinmedizinischen oder kardiologischen Praxen oder zuhause durchgeführt werden kann, betont Prof. Dr. Stefan Störk vom DZHI, der gemeinsam mit Prof. Dr. Peter Heuschmann, Vorstand des Instituts für Klinische Epidemiologie und Biometrie (IKE-B) die STAAB-Studie leitet, in der 5.000 Würzburgerinnen und Würzburger auf Vorstufen einer Herzinsuffizienz untersucht werden. 

Kalkulator auf Website www.6mwt.org 

Für die Beurteilung der Fitness hat das Studienteam der Würzburger Universitätsmedizin unter Federführung von Prof. Rüdiger Pryss und Michael Stach vom IKE-B/ImDS (Institut für Medizinische Datenwissenschaften, ImDS) einen Kalkulator entwickelt und auf der Website www.6mwt.org zur freien Verfügung gestellt. Hier können das Alter und die Körpergröße sowie die zurückgelegte Strecke eingegeben und unmittelbar die individuelle Leistungsfähigkeit im Verhältnis zur Normalbevölkerung abgelesen werden. „Die Leistungsfähigkeit wird in Prozent angeben. Das heißt, man kann ablesen, ob man 40 oder 80 oder sogar 110 Prozent der erwarteten Leistung erreicht hat“, erläutert Prof. Dr. Dr. Götz Gelbrich vom IKE-B. „Wer den Test nach den Standards regelmäßig wiederholt, kann prüfen, ob und wie sich die Belastbarkeit mit der Zeit verändert. Das kann zum Beispiel nach einer Operation interessant sein, aber auch zur Dokumentation eines Trainingseffekts.“ 

App für 6-Minuten-Gehstrecke 

Eine weitere Erleichterung in der Durchführung des 6-Minuten-Gehtests verspricht eine Softwareanwendung, kurz App, die derzeit entwickelt wird. Mit ihr soll der 6-Minuten-Gehtest auch über mobile Endgeräte möglich sein. 

Die Standards des 6-Minuten-Gehtests im Rahmen der STAAB-Studie

Der Test wurden in einem wenig frequentierten Bereich im DZHI auf dem Gelände des Universitätsklinikums Würzburg durchgeführt. Als Gehstrecke diente eine gerade Ebene von 15 Metern Länge, die Wendepunkte wurden mithilfe eines farbigen Klebebandes klar markiert. Die Testpersonen trugen bequeme Kleidung und rutschfestes Schuhwerk und hatten sich idealerweise vier Stunden vor dem Gehtest nicht körperlich angestrengt. Vor dem Test wurden Blutdruck und Herzfrequenz gemessen. Eine medizinische Fachangestellte überwachte den Test. Sie stand dabei in der Mitte der Wegstrecke und teilte alle zwei Minuten die Zeit mit. Zudem ermutigte sie die Testperson alle 30 Sekunden so schnell wie möglich weiterzugehen. Immer wenn die Testperson einen Wendepunkt erreichte, also nach jeweils 15 Metern, wurde dies mit einem Strich auf dem Versuchsprotokoll vermerkt. Nach Ablauf der sechs Minuten wurde die Testperson aufgefordert, an der aktuellen Position stehen zu bleiben. Die zurückgelegten Meter der letzten, inkompletten Runde wurden ausgemessen und erneut Blutdruck und Herzfrequenz erfasst. Die Gehstrecke errechnete sich aus der Anzahl der zurückgelegten kompletten Runden und der Addition der Meter der letzten, inkompletten Runde. 

Publikation: 
Caroline Morbach, Nicola Moser, Vladimir Cejka, Michael Stach, Floran Sahiti, Fabian Kerwagen, Stefan Frantz, Rüdiger Pryss, Götz Gelbrich, Peter U. Heuschmann & Stefan Störk on behalf of the STAAB consortium. Determinants and reference values of the 6-min walk distance in the general population—results of the population-based STAAB cohort study. Clin Res Cardiol (2024). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02373-3

 

Grafik zum 6-Minuten-Gehtest
Auf der Website www.6mwt.org können in den Kalkulator die Strecke, die in 6 Minuten zurückgelegt wurde, das Alter und die Körpergröße eingegeben und unmittelbar die individuelle Leistungsfähigkeit im Verhältnis zur Normalbevölkerung abgelesen werden. © UKW

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