Augenzittern, Nystagmus
Was ist Nystagmus?
Wenn sich die Augen im gleichen Rhythmus, jedoch ohne willentliche Kontrollmöglichkeit in kurzen Zuckungen oder Pendelbewegungn hin und her bewegen, spricht man im Fachjargon von Nystagmus. Das Augenzittern kann angeboren sein, aber auch Hinweis auf eine neurologische Störung oder Stoffwechselerkrankung sein. Abzugrenzen von der krankhaften Form ist der sogenannte optokinetische Nystagmus, der bei jedem gesunden Menschen durch eine schnelle Abfolge vorbeiziehender Bilder ausgelöst wird. Typischerweise geschieht dies beim Bus- oder Eisenbahnfahren, wenn die Augen sich an ein Objekt haften, dieses eine kleine Weile verfolgen, um dann zurückzuspringen und den nächsten Gegenstand ins Visier zu nehmen.
Angeborener Nystagmus
Während der optokinetische Nystagmus gerade durch die kurzen Blickfixierungen und Folgebewegungen ein scharfes Bild ermöglicht, findet der krankhafte Nystagmus in seiner Ausrichtung keinen festen Halt. Bei diesem sensorischen Nystagmus wird die Sehschärfe nie voll erreicht. Ist die Sehbehinderung angeboren, wird sie als solche nicht erkannt, da das Kind nichts anderes kennt. Der angeborene Nystagmus wird oft zusammen mit einem Gendefekt und Albinismus beobachtet.
Erworbener Nystagmus
Beim erworbenen Augenzittern liegt die Ursache meist in einer Erkrankung des Gehirns oder des Gleichgewichtsorgans. Auch Drogen wie Ecstasy können Augenzittern auslösen, weil sie zu einer Fehlkoordination zwischen dem Gleichgewichtssinn und dem Sehen führen. Bei einer Störung des Gleichgewichtsorgans lässt sich Nystagmus durch Lagewechsel des Körpers oder starkes Kopfschütteln provozieren.
Symptome und Diagnose
Um das unruhige Bild auszugleichen, versuchen Betroffene durch Schiefhalten des Kopfes die Augen zu beruhigen. In manchen Fällen gelingt dies auch. Um Ursprungsherd und Ursache zu ermitteln, sind auch eine neurologische Abklärung sowie Laboruntersuchungen zum Ausschluss von Stoffwechselerkrankungen erforderlich.
Therapie
Augenzittern ist nicht heilbar. Sehtraining und eine Brille oder Kontaktlinsen können die Sehbehinderung verbessern. Medikamente und unterstützende Operationen vermögen Frequenz und Stärke des motorischen Nystagmus zu vermindern und tragen dadurch auch zu einem besseren Seheindruck bei. Ziel einer korrigierenden Operation ist auch, die schiefe Kopfzwangshaltung entbehrlich zu machen. Dies geschieht durch Entfernung oder Verlagerung der äußeren Augenmuskeln.
Ansprechpersonen
Univ.-Prof. Dr. med.
Martin Nentwich, FEBO
Stellvertretender Klinikdirektor, Sektionsleiter Kinderaugenheilkunde, Schielbehandlung und Neuroophthalmologie
+49 931 201-20487