Pilotprojekt Tele-Intensivmedizin in Bayern
Hintergrund
Der medizinische Fortschritt führt im Bereich der Intensivmedizin zu immer kostenintensiveren Prozeduren. Außerdem wird eine immer höhere Expertise notwendig, um den steigenden Qualitätsanforderungen zu entsprechen. Diesen Spagat zu meistern und dennoch kritisch kranken Patientinnen und Patienten auch außerhalb einzelner universitärer oder maximalversorgender Zentren die beste Intensivtherapie zukommen zu lassen, stellt – nicht nur für den Flächenstaat Bayern – eine große Herausforderung dar.
Virtuell vernetzte Kooperation
Als Lösung bietet sich hierfür zunehmend die Telemedizin (TM) an. Sie erlaubt die Mitbehandlung von Patientinnen und Patienten von allen Orten dieser Welt aus. So kann durch die telemedizinische Vernetzung einer Klinik der Grund- und Regelversorgung mit einem Zentrum der Maximalversorgung die intensivmedizinische Versorgungsqualität der wohnortnahen Klinik maßgeblich gesteigert und sowohl die Morbiditäts- als auch die Mortalitätsrate gesenkt werden. Gerade die jüngste Covid-19-Vergangenheit hat gezeigt, welch wertvolle Erweiterung die Behandlungsform per Telekommunikation in pandemischen oder endemischen Krisensituationen darstellt. Ein weiterer Vorteil virtueller Visiten ist, dass unmittelbar durch eine gemeinsame Entscheidung am Krankenbett eine rechtzeitige Übernahme sowie nahtlose Weiterbehandlung veranlasst werden kann.
Ausbau der Telemedizin in Deutschland
In den USA sind Stand 2014 bereits elf Prozent aller Erwachsenen-Intensivbetten außerhalb der staatlichen Krankenhäuser an Teleintensivmedizinprogramme angeschlossen. In Deutschland entstanden zunächst in Nordrhein-Westfalen die Projekte "Telematik in der Intensivmedizin" (TIM) und "Telnet@NRW", welche über die wissenschaftliche Evaluation hinaus bereits den Weg in die Regelversorgung finden sollen. Inzwischen verfügen auch weitere Bundesländer über teleintensivmedizinische Strukturen.
Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) gab bereits Strukturempfehlungen zur "Telemedizin in der Intensivmedizin" heraus. Mehrere Studien belegen eine statistisch signifikante Reduktion in Morbidität, Mortalität und Kostenreduktion durch Teleintensivmedizin.
Tele-Intensivmedizin am UKW
Um auch in Bayern teleintensivmedizinische Strukturen aufzubauen, kostengünstig zu etablieren und niederschwellig im klinischen Alltag nutzen zu können, wurde in Kooperation mit ZOOM Deutschland ein Pilotprojekt am UKW gestartet: Weg vom Faxgerät und von kollegialen Telefonaten bei Zuweisungsanfragen, die im anästhesiologischen Fachbereich besonders die ARDS/ECMO-Behandlungen betreffen, hin zur virtuellen Visite sollen nun alle technisch verfügbaren Möglichkeiten einer telemedizinischen Anbindung ausgelotet und für eine Regelversorgung evaluiert werden. Deshalb ist künftig am UKW rund um die Uhr eine telemedizinische Visite möglich. Während der Regelarbeitszeit steht ein Teleintensivteam bereit, außerhalb der Regelarbeitszeit gewährleistet eine Fachärztin oder ein Facharzt mit der Zusatzweiterbildung „Spezielle Intensivmedizin“ per Rufbereitschaft die Betreuung.
Visitenwagen
Um die Anbindung der peripheren Krankenhäuser niederschwellig und einfach zu halten, wurde ein teleintensivmedizinisches Konzept für einen Visitenwagen entwickelt.
Mit ihm wird getreu dem „Plug and Play“ Prinzip, einfach durch das Anschließen auch schon loslegen zu können, die besten Voraussetzungen geschaffen, um eine möglichst schnelle und einfache „ZOOM-Rooms on Premise-Verbindung“ am UKW zu realisieren.
Team
Anästhesiologie
Prof. Dr. med. Patrick Meybohm
Dr. med. Jürgen Brugger
Dr. med. Daniel Röder
Dr. med. Axel Steinke
Dr. med. Nora Schorscher
SMI Abteilung
Helmut Greger
Maximilian Göpfert
Burkhard Meißner
Günther Reimherr
Jan Geiter
Kooperationspartner
Universitätsklinikum Augsburg
Universitätsklinikum Erlangen
Universitätsklinikum München (LMU)
Klinikum rechts der Isar (MRI)
Universitätsklinikum Regensburg
Universitätsklinikum Würzburg
Regionale Kooperationspartner
Klinikum Ansbach
Klinikum Fichtelgebirge – Haus Marktredwitz
Haßberg Kliniken – Haus Haßfurt
Klinik Kitzinger Land
Klinikum Main-Spessart Lohr
Klinik Neustadt an der Aisch