paper place Archiv 2. Quartal

Rolle von Membranvesikeln bei der Übertragung der Vancomycin-Resistenz in Enterococcus faecium

Das Forschungsprojekt untersucht die Rolle des vesikulären horizontalen Gentransfers bei der Ausbreitung von Vancomycin-resistenten Enterokokken (VRE). Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Übertragung der Resistenzgene vanA und vanB durch Membranvesikel liegt.

Ein besonderes Ergebnis der Studie ist die Entdeckung, dass VRE-Isolate der Sequenztypen ST80 und ST117 bei subinhibitorischen Antibiotikakonzentrationen signifikant mehr Vesikel produzieren als andere Sequenztypen. Trotz der erfolgreichen Identifizierung der Resistenzgene in den Vesikeln konnte jedoch kein phänotypischer Transfer der Vancomycin-Resistenz auf empfindliche Enterococcus faecium nachgewiesen werden. Das weist auf die Notwendigkeit weiterer Forschung zu den spezifischen Eigenschaften der VRE hin. 

 

Johanna Lehmkuhl, Julia Sophie Schneider, Kari Lavinia vom Werth, Natalie Scherff, Alexander Mellmann & Stefanie Kampmeier. Role of membrane vesicles in the transmission of vancomycin resistance in Enterococcus faecium. Sci Rep ;14(1):1895 (2024). doi:10.1038/s41598-024-52310-1

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Semiautomatisierte Surveillance von chirurgischen Infektionen (SSIs) in Geburtshilfe und Gynäkologie

Wie wirksam und effizient ist eine semiautomatisierte Surveillance von chirurgischen Infektionen (SSIs) in der Geburtshilfe und Gynäkologie im Vergleich zur manuellen Analyse.

Ein zentrales Ergebnis ist, dass bestimmte Indikatoren, wie die Verschreibung von Antibiotika und Diagnosecodes, eine hohe Sensitivität bei der Erkennung von SSIs aufweisen und somit eine erhebliche Arbeitsentlastung ermöglichen können. Die Studie zeigt, dass die semiautomatisierte Surveillance, welche sich im Gegensatz zu vollautomatisierten Lösungen auch in eingeschränkt digitalisierten Settings wie dem deutschen Gesundheitswesen einsetzen lässt, eine vergleichbare Sensitivität wie die manuelle Überwachung bieten kann und gleichzeitig den Arbeitsaufwand deutlich reduziert, abhängig von der Art der Operation und den lokalen Gegebenheiten.

 

Hannah Hill, Isabell Wagenhäuser, Patricia Schuller, Joachim Diessner, Michael Eisenmann, Stefanie Kampmeier, Ulrich Vogel, Achim Wöckel, Manuel Krone. Establishing semi-automated infection surveillance in obstetrics and gynaecology. Journal of Hospital Infection, 146:125-133 (2024). doi:10.1016/j.jhin.2024.01.010

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Autoantikörper, die auf den Glycinrezeptor β abzielen, tragen zur Pathologie von Autoimmunerkrankungen bei

Die neurologische Erkrankung Stiff Person Syndrom, die mit Muskelkrämpfen, Steifheit und erhöhter Startle Reaktion einhergeht, also mit schnellen, automatischen, körperlichen Reaktionen auf einen plötzlichen und unerwarteten Reiz, ist mit verschiedenen Autoantikörpern assoziiert.

Anna-Lena Wiessler © Carmen Villmann / UKW

In der vorliegenden Publikation beschreibt Dr. Anna-Lena Wiessler vom Institut für Klinische Neurobiologie ein neues Target dieser Autoantikörper – eine synaptische Untereinheit des inhibitorischen Glycinrezeptors (GlyRß). Mittels elektrophysiologoscher Untersuchungen mit der Patch Clamp Methode konnte die Erstautorin die funktionellen Beeinträchtigungen der markierten Ionenkanäle als Folge der Autoantikörperbindung identifizieren und damit die Pathologie der Autoantikörper weiter aufklären. 

 

Anna-Lena Wiessler, Ivan Talucci , Inken Piro, Sabine Seefried, Verena Hörlin, Betül B Baykan, Erdem Tüzün, Natascha Schaefer, Hans M Maric, Claudia Sommer, Carmen Villmann. Glycine Receptor β–Targeting Autoantibodies Contribute to the Pathology of Autoimmune Diseases. Neurology Neuroimmunology Neuroinflammation (2024). doi:10.1212/NXI.0000000000200187

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Anna-Lena Wiessler © Carmen Villmann / UKW
Proteogenomische Landschaft des Multiplen Myeloms gibt Aufschluss über die Biologie der Krankheit und therapeutische Möglichkeiten

Multiples Myelom (MM) ist eine Krebserkrankung der Plasmazellen im Knochenmark und bleibt trotz neuer Behandlungen unheilbar. Daher sind bessere Risikoeinschätzungen und neue Therapien dringend notwendig.

In dieser Studie haben Forschende mit Würzburger Beteiligung das Proteom, die Gesamtheit aller Proteine, von MM-Zellen untersucht, was bisher nicht systematisch gemacht wurde. Mit verschiedenen Techniken (Multiomics-Analyse, tiefgehende Tandem-Mass-Tag-basierte quantitative globale (Phospho-)Proteomik, RNA-Sequenzierung und Nanopore-DNA-Sequenzierung) wurden Proteine, RNA und DNA von 138 MM-Proben sowie gesunden Kontrollproben analysiert.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Proteine in den Krebszellen im Vergleich zu gesunden Zellen stark verändert sind. Diese Veränderungen werden durch chromosomale Veränderungen und andere Regulationsmechanismen verursacht. Die Forschenden identifizierten eine Gruppe von Proteinen, die mit einer aggressiveren Form der Krankheit verbunden sind, unabhängig von bekannten Risikofaktoren. Außerdem fanden sie spezifische Proteine und Signalwege, die als potenzielle Ziele für neue Therapien dienen könnten.

Die Daten aus dieser Studie stammen aus der Begleitforschung einer von Herrn Prof. Einsele geleiteten klinischen Studie (DSMM XIV).
Die in der Fachzeitschrift Nature Cancer publizierte Studie zeigt, wie wichtig Proteinforschung für das Verständnis und die Behandlung von Krebs ist, und bietet eine wertvolle Ressource für zukünftige Untersuchungen und die Entwicklung neuer Therapien.

 

Ramberger E, Sapozhnikova V, Ng YLD, Dolnik A, Ziehm M, Popp O, Sträng E, Kull M, Grünschläger F, Krüger J, Benary M, Müller S, Gao X, Murgai A, Haji M, Schmidt A, Lutz R, Nogai A, Braune J, Laue D, Langer C, Khandanpour C, Bassermann F, Döhner H, Engelhardt M, Straka C, Hundemer M, Beule D, Haas S, Keller U, Einsele H, Bullinger L, Knop S, Mertins P, Krönke J. The proteogenomic landscape of multiple myeloma reveals insights into disease biology and therapeutic opportunities. Nat Cancer, Jun 28 (2024). doi:10.1038/s43018-024-00784-3

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Wie Retikulophagie und neuronaler NTRK2/TrkB-Signalweg zusammenhängen

In der Arbeit „Connecting reticulophagy and neuronal NTRK2/TrkB signaling“ konnten Dr. Patrick Lüningschrör und Prof. Dr. Michael Sendtner zeigen, dass der Transport des Rezeptors für den neurotrophen Faktor Brain-Derived neurotrophic factor (BDNF) an die Zelloberfläche durch die sogenannte Endoplasmatische Retikulum Phagie (ER-Phagie) reguliert wird.

Dr. Patrick Lüningschrör © Michael Sendtner / UKW

Um zu verhindern, dass nicht benötigte Rezeptor-Moleküle intrazellulär im ER akkumulieren, werden Teile des ER mittels ER-Phagie abgebaut. Dieser Mechanismus bietet eine Möglichkeit zur Feinabstimmung der zellulären Antwort auf den TrkB Liganden BDNF und spielt eine wichtige Rolle in der embryonalen Entwicklung der Gehirnrinde sowie bei neuronaler Plastizität.

 

Patrick Lüningschrör, Michael Sendtner. Connecting reticulophagy and neuronal NTRK2/TrkB signaling. Autophagy, 20(3):692-693 (2024). doi:10.1080/15548627.2023.2276630

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Dr. Patrick Lüningschrör © Michael Sendtner / UKW
Praxis der medikamentösen Behandlungsentscheidungen in Palliativmedizin variiert

Ein internationales Team aus der Palliativmedizin unter Beteiligung von Carmen Roch vom Interdisziplinären Zentrum Palliativmedizin des UKW führte eine Online-Befragung von Kolleginnen und Kollegen durch, die im Schneeballprinzip weitergeleitet wurde.

Dabei wurde die gängige Praxis im Umgang mit der medikamentösen Behandlung von Krebsschmerzen sowie Opioid induzierter Übelkeit und Erbrechen (OINV) erfragt. Das Team untersuchte auch die Begründung ihrer Entscheidungen und verglich diese mit den aktuellen Leitlinien.

Bei den Antworten von insgesamt 240 europäischen Ärztinnen und Ärzte zeigten sich wie erwartet erhebliche Unterschiede bei der Wahl der Medikamente. Die meisten Befragten verwendeten bei der Behandlung von Krebsschmerzen zusätzliche Nicht-Opioide, wobei Dipyron/Metamizol und Paracetamol am häufigsten genannt wurden. Zur Prävention von OINV bevorzugten sie Metoclopramid und Haloperidol. In beiden Bereichen gaben die meisten Befragten an, dass ihre Entscheidungen nicht auf Grundlage randomisierter kontrollierter Studien basierten. Daher fordert das Studienteam der Palliativmedizin, dass Beweise aus methodisch hochwertigen randomisierten kontrollierten Studien besser verfügbar gemacht werden, um Ärztinnen und Ärzte über die Vor- und Nachteile der pharmakologischen Behandlungen für häufige Symptome in der Palliativversorgung zu informieren.

 

Jan Gaertner, Christopher Boehlke, Gudrun Kreye, Tanja Fusi-Schmidhauser, Evelyn Müller, Carmen Roch. Pharmacological treatment of cancer pain and opioid induced nausea and vomiting: online survey and comparison with current guidelines. Support Care Cancer 32, 436 (2024). doi:10.1007/s00520-024-08628-7

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Photonenzählende Computertomographie: Erfahrungen in der muskuloskelettalen Bildgebung

Der auf Einladung der Koreanischen Röntgengesellschaft verfasste Artikel "Photon-Counting Computed Tomography: Experience in Musculoskeletal Imaging" basiert auf einer 40-minütigen Keynote Lecture beim letztjährigen Korean Congress of Radiology in Seoul.

Ein 29-jähriger Mann erlitt bei einem Motorradunfall eine dislozierte Mehrfragmentfraktur des linken Unterschenkels. Trotz vergleichbarer Strahlendosis ermöglicht Photon-Counting CT eine bessere Visualisierung der knöchernen Mikroarchitektur und der Kallusbildung im Vergleich zur konventionellen CT-Bildgebung.
Keynote Lecture beim Koreanischen Röntgenkongress 2023 in Seoul.

Die photonenzählende Computertomographie (CT) stellt einen entscheidenden Fortschritt für die medizinische Bildgebung und insbesondere für die muskuloskelettale Radiologie dar. Als einer der ersten Standorte mit einem eigenen Photon-Counting CT-Scanner (seit Dezember 2021, siehe Pressemitteilung) gehört die Radiologie des UKW weltweit zu den führenden Forschungseinrichtungen auf diesem Gebiet. In dieser Übersichtsarbeit erläutern Jan-Peter Grunz und Henner Huflage die Grundlagen der neuartigen Technik im Vergleich zu etablierten CT-Systemen und zeigen verschiedene Anwendungsbeispiele für die muskuloskelettale Diagnostik auf. Mit ihren Vorteilen bezüglich räumlicher Auflösung und Dosiseffizienz kann quasi jede CT-Untersuchung von der Verwendung eines photonenzählenden Detektors profitieren. Vielfältige Post-Processing-Optionen, beispielsweise zur Reduktion von Metallartefakten oder zur Darstellung eines traumaassoziierten Knochenmarködems runden das vielversprechende Gesamtpaket ab. Basierend auf unseren Erfahrungen erwarten wir, dass konventionelle CT-Detektoren in den kommenden Jahren sukzessive von photonenzählenden Detektoren abgelöst werden.

 

Jan-Peter Grunz und Henner Huflage. Photon-Counting Computed Tomography: Experience in Musculoskeletal Imaging. Korean J Radiol; 25(7):662-672 (2024). doi:10.3348/kjr.2024.0096

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Ein 29-jähriger Mann erlitt bei einem Motorradunfall eine dislozierte Mehrfragmentfraktur des linken Unterschenkels. Trotz vergleichbarer Strahlendosis ermöglicht Photon-Counting CT eine bessere Visualisierung der knöchernen Mikroarchitektur und der Kallusbildung im Vergleich zur konventionellen CT-Bildgebung.
Keynote Lecture beim Koreanischen Röntgenkongress 2023 in Seoul.