Neubau für die Apotheke: „Unit Dose“-Versorgung startet 2024
Im kommenden Jahr ist die Inbetriebnahme des Neubaus D29 der Apotheke auf dem Luitpold-Campus gegenüber der Kinderklinik geplant.
Dr. Mareike Kunkel an einem der neuen Unit-Dose-Automaten, die im nächsten Jahr in Betrieb gehen.
Das Gebäude bietet nicht nur Platz für die Herstellung von parenteralen Zytostatikalösungen, Ernährungslösungen für Früh- und Neugeborene und weiteren aseptischen Zubereitungen. Auch die vollautomatische patientenindividuelle Medikamentenversorgung der Apotheke startet im kommenden Jahr. Für viele Stationen ändern sich mit der „Unit-Dose-Versorgung“ die Abläufe „Bei der Unit Dose Versorgung werden feste orale Arzneiformen, z.B. Tabletten, Kapseln oder Dragees, mithilfe eines Automaten individuell für jede Patientin und jeden Patienten hygienisch und sicher in kleine Tütchen verpackt und beschriftet“, erklärt Dr. Mareike Kunkel, die Leiterin der Apotheke am UKW. Die Umstellung ist schrittweise geplant: Mit jeweils etwas Abstand werden nach und nach die verschiedenen Stationen an das neue Versorgungssystem angeschlossen. Ausgenommen sind vor allem die Intensiv- und IMC-Stationen aufgrund der dortigen Anforderungen an die Medikamentenversorgung.
Dr. Kunkel betont: „Mit dem neuen System können wir die Arzneimitteltherapiesicherheit am UKW weiter ausbauen. Der gesamte Medikationsprozess wird nochmals sicherer und transparenter.“ Der Ablauf der Unit-Dose-Versorgung sieht dabei so aus: Im ersten Schritt verordnen die zuständigen Ärzte die Medikamente elektronisch. Im Anschluss erfolgt eine Plausibilitätsprüfung durch Apotheker. Hierbei wird die Medikation der Patienten u.a. auf Interaktionen, Kontraindikationen, Doppelverordnungen und die korrekte Dosierung geprüft. Nach der pharmazeutischen Freigabe erfolgt die automatische Verblisterung. Eine Kontrolle erfolgt durch ein Gerät, welches den Inhalt des Tütchens mit Bildern aus einer Datenbank vergleicht. Erst wenn das Gerät jede Tüte als korrekt anzeigt, erfolgt die Lieferung der Tütchen auf die Stationen. Auf der Station prüft das Pflegepersonal die Medikation auf Aktualität, teilt die Medikamente an die Patienten aus und dokumentiert dies. Durch die behandelnden Ärzte wird im Verlauf die Arzneimittelwirkung überprüft und ggf. die Medikation angepasst. Derzeit können bis zu 750 feste orale Arzneimittel in die Unit-Dose-Versorgung am UKW integriert werden. Bedarfsmedikation bleibt weiterhin im Stationsvorrat sowie Arzneimittel, bei denen eine Änderung aufgrund klinischer Relevanz schnell den Patienten erreichen muss. Schulungen und Informationsangebote sind geplant Auf den Unit-Dose-Tütchen ist ersichtlich, für welchen Tag und welche Tageszeit bzw. welchen Einnahmezeitpunkt das Arzneimittel gedacht ist. Zusätzlich finden sich weitere Informationen auf den Tütchen, wie etwa der Name und das Geburtsdatum des Patienten, die Anzahl der enthaltenen Tabletten oder ggf. weitere Hinweise zur Einnahme des Arzneimittels.
Das Stellen der Medikation durch den Pflegedienst entfällt daher zukünftig zu einem Großteil durch die Lieferung der patientenindividuellen Tütchen. Auch entfällt eine Prüfung durch das Pflegepersonal, weil das Vier-Augen-Prinzip durch das Kontrollgerät in der Apotheke gewährleistet wird. Dr. Kunkel: „Natürlich ist die Umstellung ein Prozess, der am besten gelingt, wenn alle eng zusammenarbeiten. Nach der Umstellung werden sicher einige Prozesse deutlich einfacher und zeitsparender sein. Es wird rechtzeitig vor dem Start der schrittweisen Umstellungen entsprechende Schulungs- und Informationsangebote geben. Und natürlich werden die Erfahrungen aus den ersten Pilotstationen wichtige Impulse geben, um den Prozess vor dem klinikweiten Ausrollen optimal anzupassen.“
Strahlenklinik feierte Richtfest
Mitte September wurde am UKW gemeinsam mit Judith Gerlach, zu jenem Zeitpunkt Bayerns Digitalministerin, das Richtfest für den Neubau der Strahlenklinik des UKW gefeiert.
Über die Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie
Jährlich werden in der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie des UKW etwa 2.200 Patientinnen und Patienten betreut. Das Interdisziplinäre Zentrum Palliativmedizin ist an die Klinik gekoppelt. Das Team von Klinikdirektorin Prof. Dr. Andrea Wittig-Sauerwein therapiert bösartige Tumorerkrankungen, bei denen eine Strahlenbehandlung angezeigt ist. Oft ist eine Heilung möglich. Ist die Krankheit allerdings zu weit fortgeschritten, kann die Strahlentherapie helfen, Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Neben der Krebstherapie können auch chronische Entzündungen und Schmerzzustände im Bewegungsapparat mit niedrigen Strahlendosen verringert werden.
„Der Neubau der Strahlenklinik ist ein Segen für viele Menschen in Not. Denn uns ist wichtig, dass Patientinnen und Patienten, die schwer krank sind, eine optimale Versorgung erhalten. Die Staatsregierung investiert deshalb sehr gerne in diesen Klinikneubau. Wir wollen in Bayern Spitzeneinrichtungen und schaffen dafür Spitzenbedingungen.“ Das sagte Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach beim Richtfest am 15. September dieses Jahres. In dem hochmodernen Gebäude soll künftig die Strahlentherapie des UKW an nur einem Standort konzentriert sein. Der Freistaat finanziert das vom Staatlichen Bauamt Würzburg geleitete Vorhaben mit rund 83 Millionen Euro. Die Fertigstellung ist für Ende 2025 geplant.
Fungierten beim Richtfest als Festrednerinnen und Festredner (von links): Prof. Dr. Ralf-Ingo Ernestus (UKW), Grit Liebau (Staatliches Bauamt Würzburg), Prof. Dr. Andrea Wittig-Sauerwein (UKW), Ministerin Judith Gerlach und Bürgermeister Martin Heilig.
Zentrale Anlaufstelle für Tumorerkrankte Das siebengeschossige Gebäude, das von der Wörner Traxler Richter Planungsgesellschaft mbh entworfen wurde, bietet neben Therapiebereichen, Ambulanzen und der Palliativstation auch eine Tagesklinik sowie einer Bettenstation zeitgemäße Räume. „Die neue Strahlentherapie wird eine zentrale Anlaufstelle für unsere Patientinnen und Patienten mit Tumorerkrankungen“, kündigte Prof. Dr. Andrea Wittig-Sauerwein bei der Festveranstaltung an. Die Direktorin der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie fuhr fort: „Das Gebäude soll mit sechs Therapiegeräten auf dem neuesten Stand der Technik ausgestattet werden, um eine präzise, hochwirksame und dabei schonende Behandlung zu ermöglichen.“ Deshalb werden nach ihren Worten die meisten Patientinnen und Patienten täglich nach der Behandlung wieder nach Hause gehen können. Wenn eine zusätzliche Chemotherapie nötig ist oder eine sehr schwere Erkrankung vorliegt, böten die Tagesklinik und die hellen Patientenzimmer alle Möglichkeiten einer ganzheitlichen Unterstützung. Drei unterirdische Stockwerke Drei der sieben Stockwerke liegen unterirdisch. Auf der Ebene des zweiten Untergeschosses ist ein Trakt mit insgesamt fünf Strahlenbunkern angeschlossen. Talseitig dem Klinikneubau vorgelagert ist zudem der Rohbau einer neuen Trafostation. Diese soll die nächstliegenden, an ihre Leistungsgrenzen gekommenen Trafostationen ergänzen und die Stromversorgung der Strahlentherapie sowie angrenzender UKW-Kliniken und Institute der Uni Würzburg sichern.