Aktuelle Pressemitteilungen

EBMT Basic Science Award für revolutionäre Erkenntnisse zur Transplant-gegen-Wirt-Reaktion

Blutgefäßzellen in lymphatischen Organen lösen gefürchtete T-Zellreaktion nach Stammzellentransplantation aus

Dr. Haroon Shaikh aus dem Forschungslabor von Prof. Andreas Beilhack am Uniklinikum Würzburg (UKW) wurde für seine wegweisenden Forschungsergebnisse auf dem 50. Europäischen Kongress zur Knochenmark-Stammzellentransplantation der European Society for Blood and Marrow Transplantation (EBMT) mit dem angesehenen EBMT Basic Science Award 2024 ausgezeichnet.

Haroon Shaikh am Rednerpult
Dr. Haroon Shaikh (UKW) wurde für seine wegweisenden Forschungsergebnisse auf dem 50. Europäischen Kongress zur Knochenmark-Stammzellentransplantation der European Society for Blood and Marrow Transplantation (EBMT) mit dem angesehenen EBMT Basic Science Award 2024 ausgezeichnet. © EBMT
3D-Mikroskopie des Krummdarms mit Blutgefäßen und T-Zellen
Blutgefäßzellen in lymphatischen Organen aktivieren alloreaktive T Zellen, welche eine akute GvHD auslösen. Die 3D-Mikroskopie des Ileums (Krummdarm) zeigt Spender-T-Zellen (grün), welche in den lymphatischen Strukturen des Peyerschen Plaques (Ileum) nach einer allogenen Stammzelltransplantation aktiviert werden. Die Blutgefäße sind rot dargestellt. © Haroon Shaikh und Zeinab Mokhtari, AG Beilhack, UKW

Würzburg. Glasgow, Schottland, war dieses Jahr Treffpunkt für mehr als 5.000 Expertinnen und Experten aus der Diagnostik, Versorgung und Forschung, die sich auf die Stammzellentransplantation spezialisiert haben. Die so genannte hämatopoetische Stammzellentransplantationen zielt darauf ab, das blutbildende System von Patientinnen und Patienten wiederherzustellen und hat sich für verschiedene Formen von Krebs und genetische Bluterkrankungen, die im Knochenmark entstehen, als Therapie mit der Chance auf Heilung erwiesen. 

Transplant-gegen-Wirt-Reaktion nach allogener Stammzellentransplantation 

Doch trotz ihrer Wirksamkeit birgt die Stammzellentransplantation eine gefährliche Nebenwirkung, insbesondere nach einer allogenen Transplantation, bei der die Stammzellen von einer Spenderin oder einem Spender stammen: die akute Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion, kurz GvHD für Graft-versus-Host Disease. Dabei greifen Immunzellen des Spendertransplants - so genannte alloreaktive T-Zellen - die Organe der Empfängerin oder des Empfängers an. Besonders häufig betroffen sind der Magen-Darm-Trakt, die Leber und die Haut. 

Um diese Immunreaktion besser zu verstehen und einen gezielteren Ansatz zur Behandlung von Patientinnen und Patienten zu entwickeln, beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Dr. Andreas Beilhack aus der Medizinischen Klinik und Poliklinik II am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) schon länger mit der Frage, welche Zellen wo und wie und zur Aktivierung von T-Zellen beitragen und das lebensbedrohliche Syndrom einer akuten GvHD auslösen. 

Endothelzellen in Blutgefäßen der Lymphknoten aktivieren gefürchtete T-Zellreaktion

„Wir hatten eine sehr harte Nuss mit einer Serie von aufwendigen Experimenten zu knacken, um dieses wissenschaftliche Problem zu lösen“, berichtet Dr. Haroon Shaikh, der seit Juli 2016 im Forschungslabor von Prof. Beilhack arbeitet. „Unsere Ergebnisse sind jedoch eindeutig, nämlich dass Endothelzellen in den Blutgefäßen der Lymphknoten die alloreaktiven CD4+ T-Zellen aktivieren, was letztendlich die akute GvHD auslösen kann. Damit eröffnen sich nun gleich mehrere Möglichkeiten, um die Therapie von Leukämiepatienten entscheidend zu verbessern.“ 

Drei Awards fürs Beilhack Lab 

Für seine wegweisenden Forschungsergebnisse "Lymph Node Blood Endothelial Cells Prime Alloreactive CD4+ T Cells In Acute Graft-Versus-Host Disease Initiation" wurde Haroon Shaikh auf dem 50. Europäischen Kongress zur Knochenmark-Stammzellentransplantation der European Society for Blood and Marrow Transplantation (EBMT) mit dem angesehenen EBMT Basic Science Award 2024 ausgezeichnet. Der mit 2.500 Euro dotierte Preis zielt darauf ab, herausragende Beiträge aus der Grundlagenforschung auf der Jahrestagung zu ehren. Zusätzlich erhielt der Biotechnologe mit pakistanischen Wurzeln den Young Investigator Award. Und Juan Gamboa Vargas aus der Forschergruppe für Experimentelle Stammzelltransplantation am Interdisziplinären Zentrum für Klinische Forschung (IZKF) durfte sich über den Best Young Abstract Poster Award freuen. 

„Diese Auszeichnungen würdigen den Stellenwert der Grundlagenforschung, in präklinischen Mausmodellen und der Analyse von Patientenproben, um etablierte Therapien zu verbessern oder rundum neue Behandlungsstrategien zu entwerfen. Und sie geben einen enormen Motivationsschub für das gesamte Forschungsteam“, freut sich Andreas Beilhack. „Vor allem der prestigereiche Basic Science Award wird Haroon Shaikh nun dazu beflügeln, seine eigene Nachwuchsforschergruppe zu starten.“

Und Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II und Standortsprecher des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Sonderforschungsbereich Transregio 221 „GvH-GvL“ kommentiert: „Dass das Team von Herrn Professor Beilhack nun zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren mit diesem angesehenen europäischen Forschungspreis ausgezeichnet wurde, zeigt, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden, die Immuntherapie von Krebspatienten nachhaltig zu verbessern.“

Drei neue Ansatzpunkte für weitere Forschungsschritte

Die Wissenschaftler leiten gleich drei neue Ansatzpunkte aus den erzielten Ergebnissen ab. Zunächst wollen sie ähnliche Blutgefäßzellen im Knochenmark untersuchen und prüfen ob diese für eine gezielte Immunantwort gegen Krebs verantwortlich sind. Zweitens erforschen sie, ob Lymphknotengefäßzellen auch aus umliegenden Organen Antigene aufnehmen und alloreaktiven T Zellen präsentieren können. Drittens wollen sie neue Strategien prüfen, ob sich die Antigenpräsentation von Lymphknotengefäßzellen gezielt verändern lässt, um eine akute GvHD in Patientinnen und Patienten zu verhindern.

Link zum Interview mit Dr. Haroon Shaikh im EBMT TV Studio.

Text: Andreas Beilhack / Kirstin Linkamp 

Haroon Shaikh am Rednerpult
Dr. Haroon Shaikh (UKW) wurde für seine wegweisenden Forschungsergebnisse auf dem 50. Europäischen Kongress zur Knochenmark-Stammzellentransplantation der European Society for Blood and Marrow Transplantation (EBMT) mit dem angesehenen EBMT Basic Science Award 2024 ausgezeichnet. © EBMT
3D-Mikroskopie des Krummdarms mit Blutgefäßen und T-Zellen
Blutgefäßzellen in lymphatischen Organen aktivieren alloreaktive T Zellen, welche eine akute GvHD auslösen. Die 3D-Mikroskopie des Ileums (Krummdarm) zeigt Spender-T-Zellen (grün), welche in den lymphatischen Strukturen des Peyerschen Plaques (Ileum) nach einer allogenen Stammzelltransplantation aktiviert werden. Die Blutgefäße sind rot dargestellt. © Haroon Shaikh und Zeinab Mokhtari, AG Beilhack, UKW

Vorführung mit Einführung und Diskussion: NS-Propagandafilm zum Thema Euthanasie

Das Würzburger Central-Kino zeigt am 27. Mai 2024 den NS-Propagandafilm „Ich klage an“ aus dem Jahr 1941. Anlass ist ein derzeit laufendes studentisches Seminar der Würzburger Universitätsmedizin, das sich der Erinnerungs- und Gedenkarbeit an die Opfer des Nationalsozialismus in Würzburg widmet.

Würzburg. Beim derzeit stattfindenden Seminar „Reflective Practitioner – Erinnerungs- und Gedenkarbeit zu den Opfern des Nationalsozialismus in Würzburg“ vertiefen 20 Würzburger Medizinstudierende ihre Kenntnisse zur Geschichte des Nationalsozialismus anhand der Biographien jüdischer Ärztinnen und Ärzte sowie lokaler Bezüge. Das Wahlfach ist ein Kooperationsprojekt der Lehrstühle für Allgemeinmedizin und der Geschichte der Medizin.

Als Abschluss des Seminars zeigt das Würzburger Programm-Kino Central (Bürgerbräu, Frankfurter Str. 87) am 27. Mai 2024 um 20:00 Uhr den Film „Ich klage an“ aus dem Jahr 1941. Der von der nationalsozialistischen Regierung in Auftrag gegebene Spielfilm sollte mit großer Starbesetzung und in der Tradition der populären Arztfilme für die Euthanasie „unwerten Lebens“ werben.

Thematische Verbindungen zu Würzburg

Vor dem Propagandafilm gibt Prof. Dr. Sabine Schlegelmilch, die kommissarische Leiterin des Instituts für Geschichte der Medizin an der Uni Würzburg, eine historische Einführung und steht auch danach zur Diskussion zu Verfügung. „Es gab spezifische Verbindungen zwischen Würzburg und dem damaligen Euthanasie-Programm, die nicht nur die Medizinstudierenden, sondern auch die hiesige Bürgerschaft allgemein kennen sollten“, unterstreicht Prof. Schlegelmilch und fährt fort: „So wurde die sogenannte Aktion T4, die diesen systematischen Kranken- und Patientenmord umsetzen sollte, vom Würzburger Psychiatrieprofessor Werner Heyde geleitet. Dieser konnte nach dem Krieg – auch mit Hilfe Würzburger Kontakte – den Nürnberger Prozessen entgehen.“

 

Weitere Gründe, den Film zu zeigen

Nach ihrer Einschätzung gibt es weitere Gründe, den Film, der ansonsten nicht ohne Weiteres aufgeführt werden darf, zu zeigen. „Zum einen wird in der hochaktuellen Diskussion um ärztlich assistierten Suizid immer wieder relativ undifferenziert die Euthanasie der NS-Zeit thematisiert. Zum anderen stellen tendenziöse politische Debatten die Inklusion körperlich und geistig behinderter Menschen in Frage“, so die Professorin.

Der Eintritt bei dieser öffentlichen Veranstaltung ist frei. Es ist allerdings für alle Besucherinnen und Besucher eine verpflichtende namentliche Registrierung bis spätestens 26. Mai 2024 erforderlich. Der Anmelde-Link findet sich unter www.medizingeschichte.uni-wuerzburg.de

Text: Pressestelle Uniklinik Würzburg

Zentrum für Personalisierte Medizin Würzburg erfolgreich zertifiziert

Das „Zentrum für Personalisierte Medizin Würzburg“ ermöglicht für Krebspatientinnen und -patienten neue maßgeschneiderte Behandlungsstrategien. Nun wurde es von der Deutschen Krebsgesellschaft erfolgreich zertifiziert.

Man sieht auf dem Gruppenfoto: Dr. Tim J. von Oertzen, Ärztlicher Direktor am UKW (1 von links), und Philip Rieger, Kaufmännischer Direktor am UKW (3 von links), sowie die Professoren Ralf Bargou (2 von links) und Andreas Rosenwald (3 von rechts), Sprecher des ZPM, und Volker Kunzmann, Klinischer Leiter des ZPM (3 von rechts)
Dr. Tim J. von Oertzen, Ärztlicher Direktor am UKW (1.v.l.), und Philip Rieger, Kaufmännischer Direktor am UKW (3.v.l.), sowie die Professoren Ralf Bargou (2.v.l.) und Andreas Rosenwald (3.v.r.), Sprecher des ZPM, und Volker Kunzmann, Klinischer Leiter des ZPM (3.v.r.) danken allen Beteiligten für die erfolgreiche Mitarbeit und Unterstützung bei der Zertifizierung zum Zentrum für Personalisierte Medizin Würzburg. Während der konstituierenden Sitzung des ZPM Würzburg am 22. April 2024 skizziert Dr. Benedikt Westphalen, Ärztlicher Leiter Präzisionsonkologie am LMU Klinikum München (1.v.r.), die Chancen der Präzisionsonkologie und den Nutzen der deutschlandweiten Vernetzung der Zentren für Personalisierte Medizin. Foto: Dr. Alexander Kerscher / ZPM Würzburg.

Nicht alle Krebspatientinnen und -patienten sprechen gleich gut auf ein und dieselbe Behandlung an, denn jeder Mensch und auch jede Krebserkrankung haben individuelle genetische Merkmale. Ziel der „personalisierten Medizin“ ist es daher, die individuellen Veränderungen im Erbgut eines Tumors zu identifizieren und die Therapie daran auszurichten.

Um möglichst vielen Krebserkrankten eine noch passgenauere Behandlung zu ermöglichen, wurde das Zentrum für Personalisierte Medizin (ZPM) Würzburg gegründet. Das ZPM Würzburg ist Teil des Onkologischen Spitzenzentrums CCC Mainfranken, einer gemeinsamen Einrichtung von Uniklinikum und Universität Würzburg.

Neue molekulare Therapieoptionen

Im Fokus stehen Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener oder seltener Tumorerkrankung, bei denen nach der Behandlung im Rahmen der Leitlinien der Tumor weiterwächst oder erneut auftritt. Für diese Patientinnen und Patienten sollen nun zusätzliche Optionen angeboten werden.

„Unser neues Zentrum für Personalisierte Medizin vereint alle Akteure aus den Diagnostik- und Therapieeinheiten, um diesen Patientinnen und Patienten umfassende molekulargenetische Untersuchungen zu ermöglichen und potenzielle molekulare Therapieoptionen zu finden“, sagt Professor Ralf Bargou, Direktor des Comprehensive Cancer Center Mainfranken (CCC Mainfranken) und Sprecher des ZPM.

Dreh- und Angelpunkt: Molekulares Tumorboard

Dank der technischen Fortschritte in der molekularen Diagnostik können entsprechende Untersuchungsergebnisse dafür genutzt werden, um speziell für diese genetischen Veränderungen des Tumors individuelle Therapien zu entwickeln. Das Molekulare Tumorboard spielt in diesem Prozess eine zentrale Rolle und ist der Dreh- und Angelpunkt des Zentrums.

„Unser multiprofessionelles Team aus Klinikerinnen und Klinikern sowie Expertinnen und Experten aus den Bereichen Pathologie, Molekularpathologie, Humangenetik, Bioinformatik, Bildgebung sowie dem interdisziplinären Studienzentrum interpretiert die komplexen tumorbiologischen Daten. Abschließend empfehlen wir eine Therapie nach dem besten wissenschaftlichen Standard“, so Professor Andreas Rosenwald, Direktor des Instituts für Pathologie der Universität Würzburg und Sprecher des ZPM.

Herausragende Expertise am Standort Würzburg

„In der Zentrumszertifizierung hat die Deutsche Krebsgesellschaft unsere exzellente klinische und wissenschaftliche Expertise und große Motivation zur Weiterentwicklung der personalisierten Medizin besonders positiv hervorgehoben. Wir danken allen Beteiligten für ihr großes Engagement beim Aufbau des Molekularen Tumorboards am Standort Würzburg“, so Rosenwald.

Dank der engen Verbindung des ZPM Würzburg zum interdisziplinären Studienzentrum mit Early Clinical Trials Unit (ECTU) am CCC Mainfranken können Patientinnen und Patienten zeitnah in innovative Behandlungsstudien eingeschlossen werden, zum Beispiel in immunonkologische Phase-I- oder Phase-II-Studien.

„Um allen Patientinnen und Patienten einen Zugang zur personalisierten Medizin zu ermöglichen, arbeitet das Molekulare Tumorboard eng mit den Behandlerinnen und Behandlern an externen Kliniken, Praxen und Medizinischen Versorgungszentren der Region zusammen“, so Bargou.

Diese Zusammenarbeit mit externen Zuweiserinnen und Zuweisern ist bereits jetzt bestens etabliert – im vergangenen Jahr wurde rund ein Drittel der insgesamt mehr als 400 Patientinnen und Patienten im Molekularen Tumorboard von externen Behandlerinnen und Behandlern angemeldet.

Vernetzung

Auch für die Zusammenarbeit in bayernweiten und nationalen Verbünden ist das ZPM Würzburg sehr wichtig. Die vernetzten Zentren profitieren gleichermaßen von den erhobenen Daten und können Erkenntnisse für die Forschung und die Patientenversorgung nutzen. Dazu gehören etwa das Deutsche Netzwerk für Personalisierte Medizin (dnpm), das Bayerische Zentrum für Krebsforschung (BZKF) mit sechs bayerischen Universitätsklinika oder das Modellvorhaben Genomsequenzierung.

Die Standorte Würzburg, Erlangen, Regensburg und Augsburg haben sich zur „Comprehensive Cancer Center Allianz WERA“ zusammen geschlossen, die im Jahr 2022 von der Deutschen Krebshilfe als „Onkologisches Spitzenzentrum“ ausgezeichnet wurde. Die vier WERA-Partner decken ein Versorgungsgebiet von rund acht Millionen Menschen ab.

Weitere Informationen auf der Website des ZPM Würzburg: https://www.ukw.de/behandlungszentren/zentrum-fuer-personalisierte-medizin-zpm-wuerzburg/startseite/

Man sieht auf dem Gruppenfoto: Dr. Tim J. von Oertzen, Ärztlicher Direktor am UKW (1 von links), und Philip Rieger, Kaufmännischer Direktor am UKW (3 von links), sowie die Professoren Ralf Bargou (2 von links) und Andreas Rosenwald (3 von rechts), Sprecher des ZPM, und Volker Kunzmann, Klinischer Leiter des ZPM (3 von rechts)
Dr. Tim J. von Oertzen, Ärztlicher Direktor am UKW (1.v.l.), und Philip Rieger, Kaufmännischer Direktor am UKW (3.v.l.), sowie die Professoren Ralf Bargou (2.v.l.) und Andreas Rosenwald (3.v.r.), Sprecher des ZPM, und Volker Kunzmann, Klinischer Leiter des ZPM (3.v.r.) danken allen Beteiligten für die erfolgreiche Mitarbeit und Unterstützung bei der Zertifizierung zum Zentrum für Personalisierte Medizin Würzburg. Während der konstituierenden Sitzung des ZPM Würzburg am 22. April 2024 skizziert Dr. Benedikt Westphalen, Ärztlicher Leiter Präzisionsonkologie am LMU Klinikum München (1.v.r.), die Chancen der Präzisionsonkologie und den Nutzen der deutschlandweiten Vernetzung der Zentren für Personalisierte Medizin. Foto: Dr. Alexander Kerscher / ZPM Würzburg.

Personalia vom 23. April 2024 +++ Wir gratulieren!

Hier lesen Sie Neuigkeiten aus dem Bereich Personal: Neueinstellungen, Dienstjubiläen, Erteilung von Lehrbefugnissen und mehr.

Dr. Joachim Diessner, Privatdozent für das Fachgebiet Gynäkologie, Leitender Oberarzt, Frauenklinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Würzburg, wurde mit Wirkung vom 11.4.2024 zum „außerplanmäßigen Professor“ bestellt.

Dr. Christiane Drechsler, Privatdozentin für das Fachgebiet Innere Medizin, wurde mit Wirkung vom 11.4.2024 zur „außerplanmäßigen Professorin“ bestellt.

 

einBlick - Das Online-Magazin der Universität Würzburg vom 23. April 2024

So soll die neue Kita des Uniklinikums Würzburg aussehen

Das Uniklinikum Würzburg plant den Bau einer neuen Kindertageseinrichtung für den Nachwuchs seiner Beschäftigten. Mit der kürzlich erfolgten Entscheidung für ein Architekten-Konzept nimmt das Projekt auch gestalterisch Züge an.

Visualisierung der geplanten UKW-Kita am Hans-Brandmann-Weg.
Visualisierung der geplanten UKW-Kita am Hans-Brandmann-Weg. Bild: hirsch architekten

Würzburg. Zur Erweiterung der Betreuungskapazitäten für die Kinder seiner Beschäftigten plant das Uniklinikum Würzburg (UKW) den Bau einer neuen Kindertageseinrichtung am Hans-Brandmann-Weg im Würzburger Stadtteil Grombühl. Nachdem im Jahr 2022 das Diakonische Werk Würzburg den Zuschlag als Betreiber der Kita erhielt, ist jetzt auch die Architektenausschreibung entschieden: Im Februar dieses Jahres erhielt das Ansbacher Büro hirsch architekten die Zusage für sein eingereichtes Konzept. 
Dieses sieht einen zweigeschossigen Baukörper vor, der Raum schafft für sieben gleich große Gruppenräume. Von diesen sollen aktuell fünf als Kinderkrippe und zwei für Kinder im Kindergartenalter genutzt werden. Eine spätere Umwidmung einzelner Räume ist problemlos möglich. Zusätzlich ist eine Naturgruppe für 18 Kindergartenkinder geplant. Sie werden sich vorwiegend im hinteren Gartenbereich der Kita sowie in deren parkartigem Umfeld aufhalten. Das bauliche Konzept berücksichtigt diese Gruppe mit einer eigenen Rückzugsmöglichkeit und einem eigenen Sanitärbereich. 

Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt


Neben einer Architektur, die gezielt auf die Perspektive und Bedürfnisse der Kinder eingeht, verfolgt der Entwurf auch Nachhaltigkeitsaspekte. So sieht das neue Gebäude ein Photovoltaik- und Solarthermie-Dach vor. Um die Energiebilanz weiter zu verbessern, wird diese Anlage mit geothermischer Energie als zusätzlicher Wärmequelle für die Wärmepumpen im Winter und zur Speicherung der Sonnenwärme im Sommer kombiniert. Zusammen mit einer hochdämmenden Gebäudehülle und Verglasung sowie dem Einsatz von weitgehend recycelbaren Baumaterialien – wie zum Beispiel der nachhaltigen Holzkonstruktion im Obergeschoss – entsteht eine Kita mit vergleichsweise sehr guter CO2-Bilanz.

Schnelles und sicheres Bauen durch „Wiederholung“


Für eine einfache und schnelle Errichtung basiert die Gebäudekonstruktion auf vorgefertigten Wand- und Bodenelementen. „Ein weiterer Vorteil ist, dass sich das Architektur-Büro bei der Konzeption an eigenen Referenzprojekten orientiert“, sagt Thomas Vierheilig. Der Leiter der Stabstelle Große Baumaßnahmen am UKW fährt fort: „So gibt es in der Würzburger Landkreisgemeinde Margetshöchheim eine von hirsch architekten geplante Kita, die der UKW-Kita strukturell stark ähnelt und auch aus den gleichen Bauelementen erstellt wird. Da jedes Detail also aus der Praxis bekannt ist, entstehen weniger Fehler und es kann schneller und preisgünstiger gebaut werden.“
Der aktuelle Kostenrahmen für das Vorhaben beträgt rund 8,5 Millionen Euro. „Als Nächstes werden die weiteren Planungsschritte mit den Nutzern, die Ausschreibungen der Fachplaner und das Genehmigungsverfahren mit der Stadt Würzburg angegangen. Bei idealem Verlauf rechnen wir mit einem Baubeginn in der zweiten Hälfte des Jahres 2025“, sagt Philip Rieger, der Kaufmännische Direktor der UKW. Und Privatdozent Dr. Tim von Oertzen, der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des Uniklinikums ergänzt: „Mit diesem zukunftsweisenden, ansprechenden Bauwerk und dem Diakonischen Werk als erprobt zuverlässigem Betreiber sehe ich die Weichen sehr gut gestellt, dass wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mittelfristig annähernd 130 weitere, hoch qualitative Betreuungsplätze für ihren Nachwuchs anbieten können.“
 

Visualisierung der geplanten UKW-Kita am Hans-Brandmann-Weg.
Visualisierung der geplanten UKW-Kita am Hans-Brandmann-Weg. Bild: hirsch architekten

Erstmaliger Nachweis eines lokalen Biomarkers zur Vorhersage schwerer Schlaganfallverläufe

Interdisziplinäres Würzburger Team aus Neuroradiologie und Neurologie identifiziert das Enzym MMP-9 direkt in Blutgefäßen des betroffenen Hirnareals als entscheidenden Biomarker für schwerste Schlaganfallverläufe nach mechanischer Gerinnselentfernung, noch bevor therapeutische Schritte erfolgen.

Das Forscher-Team im Labor
An der Studie beteiligte Forscher am Fluoreszenzmikroskop mit aktiven MMP-9 positiven Entzündungszellen aus einem betroffenen Hirngefäß (v.l.n.r.): Alexander Kollikowski, Michael Schuhmann, Guido Stoll und Mirko Pham. © Vivian Vogt
MMP-9-expressierende Zellen unterm Fluoreszenzmikroskop
Erstmalige Beobachtung stark MMP-9-expressierender neutrophiler Granulozyten aus einer betroffenen Hirnregion bei hyperakutem ischämischem Schlaganfall. © Alexander Kollikowski

Würzburg. Plötzliche Lähmung, Taubheit, Verwirrung, Geh-, Sprach- und Sehstörungen können auf einen Schlaganfall hinweisen, der schnellstmögliche medizinische Hilfe erfordert. Bei einem ischämischen Schlaganfall, der einen Großteil der Schlaganfälle ausmacht, wird ein Teil des Gehirns aufgrund einer Unterbrechung der Blutversorgung geschädigt. Das wirkstärkste Therapieverfahren ist die mechanische Thrombektomie, die allein oder in Kombination mit medikamentöser Thrombolyse durchgeführt werden kann. Dabei wird das für den Schlaganfall verantwortliche Gerinnsel mittels eines interventionell-radiologischen Katheterverfahrens - minimalinvasiv - aus dem betroffenen Blutgefäß des Gehirns entfernt und die Blutversorgung wiederhergestellt. 

Risiken für Komplikationen nach einem Schlaganfall 

Auch bei schneller und effizienter Behandlung können bedauerlicherweise im Verlauf bisher unvorhersehbare, schwerwiegende Komplikationen auftreten, wie beispielsweise eine raumfordernde Blutung im betroffenen Hirnareal oder neurologische Beeinträchtigungen mit hohem Behinderungsgrad aufgrund ausgedehnter Gewebeschäden. Obwohl allgemeine Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder eine lange Zeitdauer bis zum Therapiebeginn in nachträglichen Analysen einiger Therapiestudien zur mechanischen Thrombektomie beschrieben wurden, ist bisher noch nicht verstanden, welche individuellen Faktoren dazu führen, dass bestimmte Patientinnen und Patienten ein höheres Risiko für schwere Verläufe haben. Deshalb war es bisher noch nicht möglich, die klinische Praxis für potenzielle Risikogruppen frühzeitig und individuell anzupassen. 

Sogenannte Matrix-Metalloproteinasen (MMP) werden seit langem mit Blutungskomplikationen und neurologischen Beeinträchtigungen nach einem ischämischen Schlaganfall in Verbindung gebracht. Allerdings existieren noch keine Studien, welche die früheste Freisetzung dieser Enzyme direkt in den vom Schlaganfall betroffenen Hirnregionen und ihre prognostische Bedeutung in einem therapeutischen Kontext untersucht haben.

Intravaskuläre weiße Blutkörperchen - neutrophile Granulozyten - als Quelle von MMP-9 identifiziert 

Das hat Dr. Alexander Kollikowski vom Institut für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) nun gemeinsam mit Prof. Dr. Michael Schuhmann, Leiter des klinischen Labors der Neurologie, und der interdisziplinären neurovaskulären Arbeitsgruppe geändert. Ihre Forschungsergebnisse zu verschiedenen Matrixmetalloproteinasen und ihrer prognostischen Relevanz, die anhand von winzigen Blutproben direkt aus dem Gehirn von Schlaganfallpatientinnen und -patienten gewonnen wurden, noch bevor das Gerinnsel mechanisch entfernt wurde und das wiedereinströmende Blut die Situation vor Ort massiv verändert hätte, wurden in eBioMedicine, dem translationalen Fachjournal der international führenden Lancet-Gruppe, veröffentlicht. 

Das endovaskuläre Schlüsselverfahren hierzu hatte das interdisziplinäre Team in mehrjähriger Vorarbeit etabliert. Dabei konnten die Forschenden erstmals belegen, dass beim Menschen während eines Schlaganfalls eine sofortige massive Entzündungsreaktion im Gehirn stattfindet, die durch bestimmte Botenstoffe sowie eine Immunzellinvasion in das abgeriegelte Gefäßsystem über Umgehungskreisläufe charakterisiert ist. Nun haben die Forschenden aus Würzburg bei ihrer Analyse von 264 Proben von 132 Schlaganfallpatientinnen und -patienten belegen können, dass von eindringenden Neutrophilen, einer Art weißer Blutkörperchen, enzymatisch aktive Matrixmetalloproteinase (MMP)-9, nicht aber das zur gleichen Enzymfamilie gehörende MMP-2, in die Blutgefäße des betroffenen Hirnareals freigesetzt wird.

Lokale Freisetzung von MMP-9 ist ein Prädiktor für schwerste Verläufe

Und tatsächlich: „Die lokale Freisetzung von MMP-9 vor Thrombektomie war ein starker unabhängiger Prädiktor für raumfordernde Einblutungen und schwerste Behinderung oder Tod im frühen klinischen Verlauf trotz erfolgreicher Rekanalisation“, schildert Alexander Kollikowski. „Die Daten aus den gewonnen Proben deuten darauf hin, dass lokal stärkste Konzentrationserhöhungen von MMP-9 einen erheblichen Informationswert für die Vorhersage dieser Ereignisse haben, womit wir erstmals einen Konzeptnachweis für früheste lokale Biomarker vor einer therapeutischen Rekanalisation erbracht haben.“ Damit ist örtlich freigesetztes MMP-9 ein pathophysiologisch relevanter Biomarker zur Identifizierung der klinisch relevantesten Hochrisikogruppen für schwere Verläufe nach einer mechanischen Thrombektomie, noch bevor die eigentlich therapeutischen Schritte eingeleitet werden, um den Blutfluss zum betroffenen Hirnareal wiederherzustellen. 

Für diesen Befund gibt es eine plausible Erklärung aus der Grundlagenforschung: Es ist seit langem bekannt, dass MMP-9 die schützende Blut-Hirn-Schranke schwer schädigen kann, was wiederum eine erhöhte Blutungsneigung zur Folge hat. Michael Schuhmann resümiert: „Unsere Ergebnisse haben damit weitreichende Implikationen für die zukünftige präklinische und klinische Schlaganfallforschung, insbesondere für die Implementierung erweiterter Behandlungskonzepte für die Akutphase zur Verbesserung des Outcome. Im Rahmen weiterführender Untersuchungen zeichnen sich schon jetzt vielfältige erweiterte Konzepte für zukünftige Schlaganfalltherapien ab.“

Forschungsförderung

Diese Untersuchungen wurden durch das Interdisziplinäre Zentrum für Klinische Forschung (IZKF) der Medizinischen Fakultät des Universitätsklinikums Würzburg (Projekt T-516; Kollikowski/Schuhmann: Integration von zerebraler Hämodynamik, Hämorheologie und Inflammation im hyperakuten Schlaganfall) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG  (TR240 Projekt B02; Stoll/Pham: Thrombozyten-abhängige Schädigungs- und Schutzmechanismen im akuten Schlaganfall) gefördert. Aktuell wird Michael Schuhmann durch die Hentschel-Stiftungsprofessur unterstützt.

Zahlen, Daten und Fakten zum Schlaganfall

Jedes Jahr erleiden etwa 250.000 bis 300.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Laut Robert-Koch-Institut hatten bereits 2,5 Prozent der Erwachsenen hierzulande einen Schlaganfall, das entspricht einem von 40 Menschen in Deutschland. Trotz Fortschritten in der Vorsorge und Behandlung wird die globale Krankheitslast infolge von Schlaganfällen bis zum Jahr 2050 stetig ansteigen, sodass es zu diesem Zeitpunkt weltweit rund 200 Millionen Überlebende von Schlaganfällen geben wird, einhergehend mit jährlich über 30 Millionen Neuerkrankungen und 12 Millionen Todesfällen. Weitere Informationen:Deutsche Schlaganfall Gesellschaft, Stiftung Deutsche Schlaganfall Hilfe und Hentschel-Stiftung

Literatur; The Lancet Discovery Science:
Kollikowski, A. M. et al. MMP-9 release into collateral blood vessels before endovascular thrombectomy to assess the risk of major intracerebral haemorrhages and poor outcome for acute ischaemic stroke: a proof-of-concept study. EBioMedicine 103, 105095 (2024). doi.org/10.1016/j.ebiom.2024.105095 

Text: Kirstin Linkamp 
 

Das Forscher-Team im Labor
An der Studie beteiligte Forscher am Fluoreszenzmikroskop mit aktiven MMP-9 positiven Entzündungszellen aus einem betroffenen Hirngefäß (v.l.n.r.): Alexander Kollikowski, Michael Schuhmann, Guido Stoll und Mirko Pham. © Vivian Vogt
MMP-9-expressierende Zellen unterm Fluoreszenzmikroskop
Erstmalige Beobachtung stark MMP-9-expressierender neutrophiler Granulozyten aus einer betroffenen Hirnregion bei hyperakutem ischämischem Schlaganfall. © Alexander Kollikowski

Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen: Neues Präventionszentrum eröffnet

Psychische Störungen sind in Deutschland weit verbreitet. Das Deutsche Zentrum für Präventionsforschung Psychische Gesundheit arbeitet daran, ihre Häufigkeit zu verringern. Jetzt wurde die Einrichtung offiziell eröffnet.

Schlüsselübergabe zur Eröffnung des DZPP mit (v.l.) Thomas Jansing (Sternstunden), Tobias Bansen und Franziska Klemm (KKH), Marcel Romanos (DZPP), Tim J. von Oertzen (UKW), Arne Bürger (DZPP) und Uwe Klug (JMU). (Foto: Gunnar Bartsch / Uni Würzburg)

Würzburg. Mit einem Festakt, einem wissenschaftlichen Vortragsprogramm und zahlreichen Gästen aus Wissenschaft und Politik hat das Deutsche Zentrum für Präventionsforschung Psychische Gesundheit (DZPP) am Freitag, 19. April 2024, offiziell seine Eröffnung gefeiert. Der Neubau auf dem Campus der Universität Würzburg bietet Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit, in interdisziplinären Arbeitsgruppen Präventionsprogramme zu entwickeln und zu erproben, die darauf abzielen, psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen zu verhindern. Ziel ist es darüber hinaus, die Effektivität dieser Programme zu evaluieren und diese in der Fläche verfügbar zu machen.

Das Zentrum

Das Deutsche Zentrum für Präventionsforschung Psychische Gesundheit (DZPP) wurde in gemeinsamer Trägerschaft der Julius-Maximilians-Universität und des Universitätsklinikums Würzburg gegründet. Interdisziplinär aufgebaut, ist es mit seiner Konzeption in Deutschland einzigartig. Das Zentrum legt einen wesentlichen Fokus auf qualitativ hochwertige und innovative Präventionsforschung mit hohem Potenzial für die Anwendung in der Fläche. Dazu gehören verschiedenste methodische Ansätze von der Grundlagenforschung über Angebote für Schulen bis hin zu gezielten Ansätzen mittels virtueller Realität.

Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beraten Betroffene, Familienangehörige, Schulen und andere Institutionen und bilden damit ein Scharnier zwischen Grundlagenforschung und Versorgungsstrukturen.

Das DZPP vereint dafür verschiedenste Fachdisziplinen: Kinder- und Jugendpsychiatrie, Kinderheilkunde, Psychologie, Psychiatrie, Pädagogik, Allgemeinmedizin, Epidemiologie, Informatik und viele mehr. Die multiprofessionelle Expertise wird ergänzt durch ein breites, kooperatives Netzwerk, zum Beispiel mit dem Schulsystem, der Jugendhilfe, dem kommunalen System, Behörden und der Politik.

Geleitet wird das DZPP von Professor Marcel Romanos, Direktor des Zentrums für Psychische Gesundheit, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums Würzburg. Die Geschäftsführung hat Dr. Arne Bürger inne.

Homepage des DZPP: https://www.med.uni-wuerzburg.de/dzpp/

Das Gebäude

Untergebracht ist das DZPP in einem Neubau auf dem Campus Hubland Nord der Universität Würzburg. In dem dreigeschossigen Gebäude mit gut 580 Quadratmetern Nutzfläche stehen dem DZPP rund 230 Quadratmetern zur Verfügung. Die übrige Fläche ist für weitere Nutzer der Universität vorgesehen. Die Bauzeit betrug drei Jahre.

Rund 3,6 Millionen Euro hat der Bau des Gebäudes gekostet, für dessen Planung und Ausführung das Staatliche Bauamt Würzburg zuständig war. Für den Anteil des DZPP hat der Würzburger Förderverein Menschenskinder e.V. eine Million Euro zur Verfügung gestellt. Der Verein unterstützt psychisch kranke Kinder und Jugendliche in Unterfranken; er hatte das Geld bei der Initiative Sternstunden e.V. eingeworben, einer Benefizaktion des Bayerischen Rundfunks. Zusätzlich hat der Förderverein vor Kurzem eine erneute Spende in Höhe von 10.000 Euro an die Verantwortlichen des DZPP überreicht – ein weiterer Beitrag, „um das Präventionszentrum auszubauen und voll funktionsfähig zu machen“, wie er schreibt.

Projektpartner ist außerdem die Kaufmännische Krankenkasse (KKH), die bereits Forschungsprojekte zu Prävention psychischer Störungen am Standort Würzburg finanziert.

Stimmen zur Eröffnung

„Das Sternstunden-Präventionszentrum ist die neue Heimat des Deutschen Zentrums für Präventionsforschung Psychische Gesundheit DZPP. Wir sind Sternstunden e.V. überaus dankbar für das Vertrauen in uns und die Idee des DZPP. Das Institut ist deswegen so besonders, da es unter Zusammenarbeit von vielen verschiedenen Disziplinen die gesamte Entstehungskette von Präventionsprogrammen abbildet. Es geht zunächst um die systematische Entwicklung von Programmen unter Berücksichtigung aktueller wissenschaftliche Erkenntnisse. Das DZPP kümmert sich in der Folge aber auch um die konsequente Erprobung und wissenschaftliche Evaluation der Programme bis hin zur Verbreitung in der Fläche und um die Effekte auf die Bevölkerung. Damit haben wir ein zukunftsfähiges Instrument geschaffen, das nachhaltig der Gesundheit der gesamten Gesellschaft dienen soll.“  Prof. Dr. Marcel Romanos (Institutsvorstand DZPP)

„Die Eröffnung des Deutschen Zentrums für Präventionsforschung Psychische Gesundheit in Bayern ist ein Meilenstein für die psychische Gesundheitsvorsorge. Das Zentrum ist mit seinem interdisziplinären Ansatz deutschlandweit einzigartig und soll die psychische Gesundheit der Menschen nachhaltig stärken und schützen. Ein solches Zentrum ist damit wichtiger denn je. Denn leider haben die psychischen Belastungen in den vergangenen Jahren enorm zugenommen. Und das betrifft nicht nur Erwachsene. Gerade auch Kinder und Jugendliche sind stark belastet. Ich freue mich, dass uns das Engagement für mehr psychische Gesundheit, für mehr gesundes Aufwachsen gemeinsam antreibt.“ Judith Gerlach (Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention)

„Die heutige Eröffnung ist ein Meilenstein auf dem Weg der Verbesserung der Lebensqualität unserer Kinder. Sie zeigt, dass durch Wissenschaft, Hoffnung auf eine bessere Zukunft möglich wird. Das Sternstunden-Präventionszentrum wird zu einem Ort, an dem Ideen gedeihen, Innovationen entstehen und somit die psychische Gesundheit unserer Gesellschaft gestärkt wird. Die Julius-Maximilians-Universität ist stolz darauf, dass wir gemeinsam mit dem Uniklinikum Würzburg Trägerinnen dieses innovativen Zentrums sind.“ Dr. Uwe Klug (Kanzler der Universität Würzburg)

„Mit dem neuen Präventionszentrum bauen wir das Versorgungsangebot der Universitätsmedizin Würzburg weiter aus und ergänzen die etablierten stationären und ambulanten Strukturen am UKW. Psychische Erkrankungen entwickeln sich oft in jungen Jahren. Gerade deshalb sind der Ausbau und die Entwicklungen neuer präventiver Maßnahmen sowie die Früherkennung enorm wichtig. Im Idealfall kann so das Risiko einer chronischen Erkrankung reduziert werden. So ist etwa bekannt, dass eine Intervention im Kindergartenalter hilft, Sozialverhaltensstörungen zu verhindern. Verhindern wir eine Erkrankung im Kindesalter, hat dies enorme Auswirkungen auf die gesamte Lebensspanne, also viele Jahrzehnte. Im Zentrum werden nun verschiedene Disziplinen zusammengeführt mit dem Ziel, innovative Präventionsprogramme für Kinder und Jugendliche zu entwickeln. Genau das ist eine der Kernaufgaben der Universitätsmedizin. Mit diesem Neubau wird das konkret sichtbar. Mein Dank geht daher besonders allen, die diesen Neubau auch finanziell möglich gemacht haben.“ PD Dr. Tim J. von Oertzen (Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender, Universitätsklinikum Würzburg)

„Unser Anliegen als KKH ist es, wirksame Präventionsprogramme insbesondere für Heranwachsende anzubieten. Mit dem Deutschen Zentrum für Präventionsforschung und Psychische Gesundheit haben wir einen Partner, der sich die Entwicklung, Evaluation und Verbreitung genau dieser evidenzbasierten Prävention zur Aufgabe gesetzt hat. Wir freuen uns, vier Jahre der erfolgreichen Zusammenarbeit fortsetzen zu können.“ Tobias Bansen (Referatsleiter Prävention und Selbsthilfe, KKH Kaufmännische Krankenkasse)

„Um die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland steht es nicht gut – drei Lockdowns haben seelische Schäden bei der jüngeren Generation noch verstärkt. Deshalb hat Sternstunden sehr gerne den Bau des Sternstunden-Präventionszentrums unterstützt und somit geholfen, die Lücke bei der Prävention psychischer Erkrankungen in Kindheit und Jugendalter zu schließen.“ Thomas Jansing (Vorstandsvorsitzender und Initiator von Sternstunden)

Schlüsselübergabe zur Eröffnung des DZPP mit (v.l.) Thomas Jansing (Sternstunden), Tobias Bansen und Franziska Klemm (KKH), Marcel Romanos (DZPP), Tim J. von Oertzen (UKW), Arne Bürger (DZPP) und Uwe Klug (JMU). (Foto: Gunnar Bartsch / Uni Würzburg)